Es ist einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass die angehende Journalistin Mareike Hasenbeck in der Bierwelt gelandet ist. Mittlerweile ist die umtriebige Bloggerin daraus nicht mehr wegzudenken und hat sich als eine der wenigen Journalistinnen und Journalisten ihr eigenes kleines Unternehmen mit dem Berichten über Bier und Bierkultur aufgebaut. Unter anderem im Playboy schreibt sie eine regelmäßige Kolumne, ist aber auch in vielen anderen Medien präsent. Zudem bereist sie als BeerJudge die Welt, teils mit ihrer Schwester Elena, die für Fotos und Marketing der sympatischen Münchnerin verantwortlich zeichnet. Im Gespräch mit Holger Hahn und Markus Raupach offenbart sie unter anderem das Geheimnis ihrer Geburtsstadt – und was ihr beim Bier besonders am Herzen liegt…
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Holger: Herzlich willkommen zum 10. BierTalk. Also das ist doch ein kleines Jubiläum. Und das Allertollste ist, dass wir auch noch heute den Tag des Bieres haben. Da haben wir uns natürlich was ganz Besonderes überlegt und haben die Mareike eingeladen. Man kennt sie von „Feiner Hopfen“. Hier ist wie immer der Holger und der …
Markus: Markus.
Holger: Mareike, hallo, grüß dich! Alle kennen dich, das glaube ich, aber trotzdem, vielleicht könntest du noch mal zwei, drei Worte zu dir und deinem tollen Blog sagen.
Mareike Hasenbeck: Hallo Holger, hallo Markus! Erstmal auch herzlichen Dank für die Einladung, ich freue mich sehr. Ich bin Mareike, ich schreibe seit über sieben Jahren den Craft-Beer Blog feinerhopfen.com, bin Bier-Sommelière, bin DLG-geprüfte Sachverständige in der Sensorik für Bier und Biermischgetränke. Das müsste man mal auf die Visitenkarte schreiben. Hauptberuflich bin ich freie Journalistin, schreibe überwiegend über das Thema Bier, aber auch über andere Getränke und bin zu dem auch noch International Beer Judge.
Holger: Da begegnet ihr euch ja regelmäßig, oder Markus?
Das Wiedersehen ist ein bisschen Heimat
Markus: Ja, das stimmt. Immer wieder und immer wieder auf verschiedenen Ecken der Welt. Lustigerweise sehen wir uns auf anderen Kontinenten öfters als in München. Aber es ist natürlich immer schön, weil es immer auch ein Stückchen Heimat ist, wenn wir uns sehen.
Holger: Was bewegt dich denn im Moment? Also ich habe gesehen, du stellst verschiedenen Menschen der Szene Fragen, wie es ihnen gerade so geht. Und was antworten die, was begegnet dir und wie geht es dir denn?
Corona und das Craft-Bier
Mareike Hasenbeck: Mich haben viele „Feine Hopfen“-Leser tatsächlich gefragt, ob ich denn wüsste, wie es der oder dem geht, wie sieht‘s bei denen in der Corona-Krise aus, was machen die, werden die das schaffen, wird es danach kein Craft-Bier mehr geben? Deswegen habe ich mir gedacht, okay, das wäre doch eigentlich ganz schön, den jungen Bauern eine kleine Plattform zu geben innerhalb so einer Interview-Serie, um sie zu fragen, wie sieht es denn eigentlich aus, wie läuft das Geschäft, was haben sie für Ideen und was sie denken, wie es quasi nach Corona weitergeht? Anfangs liest man das schon sehr traurig, sage ich mal, weil vielen ja doch viel Umsatz wegbricht, weil die Fässer auf den Höfen stehen und nicht verkauft werden, die Gastronomie ist zu. Aber andererseits geht der Optimismus nicht verloren und das finde ich eigentlich sehr schön. Und es entsteht so ein neuer Zusammenhalt, was meines Erachtens auch anfangs dieser Craft-Bier Bewegung irgendwie auch der Grundgedanke war so, gemeinsam sind wir stark. Ich finde, dass das jetzt gerade wieder so ein bisschen zurückkommt, und das finde ich sehr schön. Was ist bei mir so los? Klar, mir brechen auch die Aufträge weg, alle Veranstaltungen sind abgesagt, die Awards, die Reisen, alles bricht weg. Man darf nicht verzweifeln, man darf den Kopf nicht in den Sand stecken, also die Ideenschublade im Köpfchen, die wird gefüllt, mal gucken, was sich daraus ergibt. Und meine Meinung ist auch, dass aus jeder Krise auch irgendwas Gutes entstehen kann.
Holger: Also das glauben wir auch, oder Markus?
Markus: Absolut. Also das war gerade ein sehr schönes Bild mit der Ideenschublade, weil ich glaube, das ist auch so ein bisschen das, was vielleicht die Menschen ausmacht, die dann auch ganz gut mit sowas klarkommen, weil man halt einfach so eine Schublade hat, wo immer Sachen drin liegen oder auch schnell reinkommen und wo man dann relativ schnell einen Plan B oder C oder D oder E oder F hat und dann doch einfach neue Wege findet, mit sowas zurecht zu kommen. Was ich auch schön fand war, dass du gesagt hast, es ist so ein bisschen wie am Anfang. Fand ich auch, also da war diese Craft-Bier Szene wirklich ein Herz und eine Seele und das hat sich so ein bisschen verloren. Und jetzt, glaube ich, kommt einerseits das wieder ein bisschen zurück, und andererseits überhaupt die Brauerfamilie an sich wächst wieder ein bisschen mehr zusammen, weil es nicht nur den Craft-Brauern nicht besonders gutgeht, sondern den anderen natürlich auch.
Gute Ideen in der Krise
Mareike Hasenbeck: Ich finde es sehr schön zu sehen, dass auch die jungen Brauer sich jetzt untereinander auch unterstützen. Also wenn man jetzt bei uns in München mal guckt, da ist „Frisches Bier“ zum Beispiel, die fahren jetzt mit der Rikscha das Bier aus und nehmen aber immer mehr regionale kleine Brauereien auch mit rein und fahren deren Biere auch aus. Also nicht nur Tillmans Biere, sondern auch andere Biere, Fremdbiere. Das finde ich eigentlich ganz schön, dass da so eine Kreativität entsteht, so eine neue, und Zusammenhalt eben.
Holger: Ja, das ist auf jeden Fall eine tolle Sache, also erlebe ich auch so. Bei allem, was ja wirklich auch belastend ist und furchtbar ist, weil die Gastronomie mehr oder weniger tot ist. Es gibt aber immer dann Leute, die auch kreative Ideen haben und die auch umsetzen und sich eben auch nicht entmutigen lassen und auch fest daran glauben, dass es dann nach der Krise auch irgendwie weitergeht. Das muss ja auch so sein, also das wäre furchtbar, wenn es nicht so wäre. Pass auf! Jetzt sollten wir zum eigentlichen Grund unseres Gesprächs kommen, wir haben uns Biere mitgebracht und ich bin total gespannt, was hast du dir denn mitgebracht? Mach doch mal auf. Vielleicht erraten wir es sogar.
Hopfen in der Dose
Mareike Hasenbeck: Alles klar. Ich mache mal auf.
Holger: Ganz klar, Dose.
Markus: Absolut.
Mareike Hasenbeck: Ja, das ist schon mal richtig. Ich schenk mal was ein. Das läuft schon mal in einer richtig schönen goldgelben Farbe ins Glas mit einem wunderschönen schneeweißen, stabilen, feinporigen Schaum.
Markus: Viel Hopfen?
Mareike Hasenbeck: Ja.
Markus: Muss ja, bei „Feiner Hopfen“.
Mareike Hasenbeck: Genau.
Markus: Holger, ich würde sogar mal auf ein deutsches Bier tippen, was denkst du?
Holger: Ich glaube, nicht. Ich glaube, da ist kein deutsches Bier im Spiel.
Markus: Hm! Also Amerika?
True Brew aus München
Mareike Hasenbeck: Nein. Also es ist tatsächlich ein deutsches Bier und ich bin auch der Meinung, support your locals. Deswegen habe ich hier jetzt von True Brew aus München, das ist eine neue Marke, die im vergangenen Jahr aufgemacht haben mit einem eigenen Tab Brew. Die haben so eine sogenannte Lab Series und da habe ich jetzt gerade das Toxid Boombox, das ist ein New England Pale Ale mit 5,4 %. Ich glaube, es kommt jetzt sogar offiziell auf den Markt innerhalb dieser Lab Serie. Ich finde wie gesagt, support your locals, deswegen habe ich mir das hier ausgesucht.
Markus: Das ist ein tolles Frühstücksbier. Ja, schön.
Mareike Hasenbeck: Auf jeden Fall. Ich habe ein bisschen tendiert zwischen, weil ich wohne ja in dem wunderschönen Bierdorf Aying, südöstlich von München. Ich habe hier auch noch eine Ayinger Bräuweiße stehen, weil zum Frühschoppen so ein schönes Weißbier ist auch immer nicht schlecht. Aber ich habe jetzt, glaube ich, doch ein bisschen mehr Lust auf was Hopfiges.
Holger: Naja, dann Prost!
Mareike Hasenbeck: Zum Wohl!
Markus: Ja, Prost!
Mareike Hasenbeck: Was habt ihr denn im Glas?
Holger: Noch nichts, wir tasten uns Stück für Stück vor, aber sag doch mal was zu dieser neuen Initiative da in München.
Mareike Hasenbeck: Zu der Marke meinst du oder zu der Brauerei?
Holger: Ja, zu beidem vielleicht.
Mareike Hasenbeck: True Brew, wie gesagt, die haben im vergangenen Jahr im August ganz unscheinbar, also ich habe das gar nicht mitbekommen, viele aus München haben das nicht mitbekommen, dass einer Taproom aufmacht. Ich habe das zufällig bei Instagram gesehen, in zwei Tagen irgendwie Eröffnung, neuer Taproom in München. Und dachte mir dann so: Hä? Was ist das denn? Kenne ich gar nicht. Ich habe dann so recherchiert, habe aber auch wirklich nichts gefunden und dachte mir: Gut, dann gehe ich da mal hin zu der Eröffnung und ist ein Superladen, ist total schick. Hinter der Theke haben die vier glänzende Kupferkessel eingebaut, wo sie auch frisch draus zapfen. Brauen aber irgendwo in Franken, sind also sogenannte Gypsy Brauer. Das Schöne bei denen ist, dass die Biere alle sehr, sehr trinkbar sind. Also das ist nichts Extremes eigentlich, sondern das ist auch gut für Einsteiger. Und dieses Bier, was ich jetzt habe, wie gesagt, ein New England Pale Ale, das hat eine wunderschöne gelborange Farbe, es ist naturtrüb, es hat einen schönen Schaum, wie ich eingangs schon erwähnt habe. Und wenn man die Nase reinhält, es ist einfach ein wirklich schöner Fruchtcocktail, den man da hat. Das ist so eine Kombination aus Mango, aus Maracuja, ein bisschen Aprikose, also gelbe Steinfrüchte sind auch mit dabei. Und wenn man den ersten Schluck nimmt, das ist wirklich ziemlich erfrischend, gar nicht schwer, es ist schön schlank und kommt auch wieder eben dieser schöne Frucht-Cocktail durch. Und wenn man es runterschluckt, eine sanfte Herbe. Gefällt mir gut. Zum Frühstück einwandfrei.
New England IPA – Segen oder Fluch?
Markus: Wir hatten jetzt schon öfters diese New England Pale Ales, die jetzt gerade so ein bisschen in Mode kommen, habe ich den Eindruck, weil man eben diese schöne Fruchtigkeit mit etwas weniger Bittere und auch weniger Alkohol hat. Wann hast du denn überhaupt diese ganze New-England-Geschichte wahrgenommen und was sagst du denn dazu? Gefällt dir das?
Mareike Hasenbeck: Boah! Gute Frage. Ich weiß gar nicht, wann ich das wahrgenommen habe, keine Ahnung. Jedenfalls, ja, es gefällt mir, ich mag diese Aromaspiele von diesem New England oder auch Hazy Ips, mag ich eigentlich sehr gerne. Allerdings finde ich es ein bisschen schade, dass das gerade jeder macht. Also ich trinke es gerne, ich mag das Aroma, aber ich find‘s schade, dass es jeder macht. Und ich freue mich einfach, wenn ich mal wieder so ein richtig schönes West Coast IPA zum Beispiel im Glas habe, wo dann auch noch diese harzigen Noten mit im Spiel sind und so eine richtig schöne Herbe. Aber wie gesagt, die Vielfalt macht’s, ich finde es toll, mir schmeckt das, aber ab und zu brauche ich auch mal wieder was anderes.
Holger: Ich sage vielleicht auch noch mal was zu True Brew, das ist ja Dreimühlenviertel.
Mareike Hasenbeck: Genau.
Holger: Da hat vor kurzem eine Kneipe zugemacht, die ich immer ziemlich legendär fand und auch gerne hingegangen bin, dass Bavarese, also in meinen Augen beste Wiener Schnitzel Münchens, hat da das Viertel so ein bisschen gastronomisch gelitten, also Verluste hinnehmen müssen. Und da ist das jetzt wieder was Schönes, also ein schöner Akzent, wo wieder was Neues entsteht. Und mir ist das auch so gegangen, ich habe das überhaupt nicht mitgekriegt und plötzlich hat dann jemand davon gesprochen und ich sage, nee, kenne ich gar nicht. Und habe dann gedacht, um Gottes Willen. Aber ich freue mich, also ich freue mich, dass dann doch Leute Mut haben, hier auch in der Stadt sich zu positionieren. Und du weißt ja, wie das ist, in guten Lagen gute Läden zu bekommen, ist schwer. Es ist alles teuer und so. Es ist auch ein bisschen waghalsig sozusagen. Ich hoffe, dass das gut wird.
Mareike Hasenbeck: Ich hoffe auch. Und weil du gerade gesagt hast, Dreimühlenviertel, das wird jetzt in München, glaube ich, so der neue Craft-Bier Hotspot, weil eigentlich im Mai, ich weiß den aktuellen Stand jetzt nicht, aber wahrscheinlich wird es nichts im Mai, soll noch eine weitere Kneipe aufmachen. Also das „Frisches Bier“ ist auch dort im Dreimühlenviertel, Schlachthofviertel, das grenzt alles so ein bisschen aneinander.
Holger: Ja.
Mareike Hasenbeck: Und dann hat man quasi dort drei Kneipen, wo man dann eigentlich schönes Barhopping machen kann.
Holger: Na wunderbar, ja. Das wäre zu begrüßen.
Mareike Hasenbeck: Auf jeden Fall.
Holger: Markus, was hast du denn dir überlegt, was hast du vorbereitet?
Tag des Bieres und des Buches
Markus: Ja, natürlich auch ein Bierchen. Wir haben ja Tag des Bieres, Tag des Buches, für mich quasi ein doppelter Feiertag, und dann noch mit Mareike, großartig. Deswegen habe ich ein besonderes Bierchen. Ich sag gleich, es wird nicht leicht. Aber ich mach’s mal auf.
Mareike Hasenbeck: Kommt auf jeden Fall aus der Flasche.
Markus: Das ist richtig. Die Farbe ist ungefähr das Gegenteil von deinem.
Holger: Also schwarz.
Markus: Wie die Nacht.
Holger: Auweia! Also dann lässt das ja darauf hindeuten, dass es so in Richtung Stout geht?
Markus: Absolut. Allerdings Festtag, deswegen auch Festbier.
Mareike Hasenbeck: Also bei dir stelle ich mir auf jeden Fall irgendwie was Regionales vor.
Granizo-Bier aus Chile
Markus: Ja, da bist du normalerweise richtig, aber ich glaube, ich muss es auflösen, weil das könnt ihr nie im Leben rausfinden. Aber ich habe mir überlegt, gerade weil so ein schöner Tag ist und weil wir uns mit dir unterhalten und wir auch viel international unterwegs sind, habe ich mal in meinem Kühlschrank geschaut, was ich noch für ganz besondere Schmankerl habe. Und das ist jetzt ein Bier aus Chile, was ich letztes Jahr mitgebracht habe, als ich dort war beim Wettbewerb. Wir haben da eine ganz kleine Brauerei besucht, die schon 2011 angefangen hat, was für Südamerika echt relativ bald ist. In Olmué, das ist in der Nähe von Valparaíso. Die Brauerei heißt Granizo und das Bier ist ein Imperial Stout. Pechschwarz, sehr, sehr dunkler Schaum und aromatisch ganz, ganz spannend, weil dieses Imperial Stout in Pisco-Fässern gelagert worden ist. Pisco ist so eine Art Nationalschnaps der Chilenen, oder man könnte auch sagen, eine Art Weinbrand auf jeden Fall. Das gibt dem Ganzen dann natürlich richtig schöne, intensive, weinige Noten. Vielleicht noch ein Satz, es heißt Bomba Cuatro. Cuatro ist einfach nur die Nummer 4. Und Bomba kommt daher, dass es eine Zeitung gab, ähnlich wie bei uns die Bild-Zeitung, und die haben, genauso wie bei uns die Bild-Zeitung, immer eine relativ leicht bekleidete Dame auf die erste Seite drauf. Die hatte dann den Spitznamen die Bomba. Als das dann, genauso wie bei uns übrigens, abgeschafft worden ist, hat dann der Brauer, weil er so ein Fan davon war, eine Bierserie erfunden, die dann eben Bomba hieß. Das ist jetzt die Nummer 4, sehr, sehr spannend, vollaromatisch, 13 %, habe ich heute einen schönen Tag bestimmt.
Mareike Hasenbeck: Auf jeden Fall.
Mareike und der Playboy
Holger: Ja, wunderbar. Also ich meine, Mareike, nackte Frauen, also ich meine, du schreibst ja für den Playboy, ne?
Mareike Hasenbeck: Ja.
Holger: Das ist eine Kolumne, oder nicht?
Mareike Hasenbeck: Naja, das ist die Rubrik „Die Männerbar“, die ich dort regelmäßig bespiele. Deswegen, wie eingangs gesagt, leider ist es nicht nur Bier, sondern es geht bei mir tatsächlich auch um Tequila, um Rum, um Whisky, und um solche Themen.
Holger: Wie bist du dazugekommen? Wenn der Playboy anruft, dann kriegt man erstmal einen Schreck, oder?
Mareike Hasenbeck: Nein, es war andersrum, ich habe den Playboy angerufen, muss ich gestehen. Ich habe mein Volontariat beim Focus-Magazin gemacht und war auch auf der Burda Journalistenschule, und der Playboy gehörte bis vor ein paar Monaten auch noch zum Burda Verlag, sowie der Focus auch. Und hatte da auch schon ein paar Kontakte und als dann der Focus, die ganze Redaktion nach Berlin ging und ich für mich beschlossen habe, ich möchte nicht nach Berlin gehen, habe ich mitbekommen, dass jemand beim Playboy gegangen ist im Genussbereich und habe mich dann da beworben. Die haben mich auch gleich eingeladen und haben gesagt, ich kann gerne „Die Männerbar“ machen, aber es geht halt nur als freie, sie können mich nicht fest anstellen. Da habe ich mir gedacht, ja gut, nebenbei habe ich schon das mit dem Bier gemacht, wenn ich das alles noch ein bisschen hochfahre und mir da mehr Mühe gebe, dann könnte das eigentlich funktionieren, dass ich mich selbstständig mache. Das habe ich dann auch getan und es war auch wirklich so der beste Schritt, den ich bisher in meiner beruflichen Laufbahn gemacht habe.
Markus: Kann man sagen, du bist durch den Playboy selbstständig geworden?
Mareike Hasenbeck: Ja, mehr oder weniger. Kann man so sagen.
Markus: Spannend.
Holger: Kann nicht jeder von sich behaupten.
Markus: Das stimmt. Ich glaube, wir haben auch schon mal einen Artikel dann zusammen gemacht mit Edelbränden und so im Playboy.
Mareike Hasenbeck: Im Grill-Special haben wir doch zusammen mal Bier und Grillgut kombiniert, glaube ich, oder?
Markus: Stimmt, richtig, das war auch, dann konnte ich auch mal schreiben, ich war im Playboy. Nein, also sehr, sehr witzig. Aber ich finde überhaupt toll, also wir kennen uns schon wirklich relativ lange, und wenn man so verfolgt, wie du es tatsächlich als eine der ganz, ganz wenigen geschafft hast, eine journalistische Karriere auf der Basis von Bier aufzubauen, die mittlerweile sich auch aufgefächert hat in viele verschiedene andere Bereiche jenseits des Journalismus, das finde ich echt ganz toll. Das ist für mich immer wieder so ein Beispiel, was ich nenne, weil mich die Leute immer fragen, jetzt bist du Biersommelier und was kann man denn damit überhaupt machen? Ist das was, womit man Geld verdienen kann und so? Ich finde das einfach ein gutes Beispiel, wie man sagt, okay, ich habe gewisse Grundkompetenzen, das verbinde ich dann mit dem Thema Bier und mache daraus dann eine eigene Berufswelt.
Holger: Was ich auch total klasse finde, ist, du hast mir irgendwann mal erzählt, wie es zum Blog kam. Und das ist eine schöne Geschichte, die musst du jetzt auch noch mal erzählen.
Die Geschichte eines Blogs
Mareike Hasenbeck: Ja, das war tatsächlich auch, innerhalb der Journalistenschule wurde uns geraten, jeder soll sein eigenes Blog führen. Dann habe ich überlegt, lange überlegt, über was ich denn bloggen könnte? Und anfangs dachte ich mir, ich könnte so einen Satire-Blog aufsetzen, war mir dann aber doch nicht so sicher, ob ich jetzt jede Woche so witzig bin. Dann kam der Moment, dass ich eingeladen war auf einer Veranstaltung, einer amerikanischen Veranstaltung American Beer and American Beef, und habe mir da mit Bier ehrlich gesagt überhaupt gar keine Gedanken gemacht, weil ich komme zwar aus dem wunderschönen Bayern, da war Bier schon immer da, habe mir da aber nie Gedanken darüber gemacht, warum trinken die einen lieber Helles, die anderen lieber Weißbier, und was ist da überhaupt der Unterschied? Dann war ich auf dieser Veranstaltung und hatte dort ein amerikanisches Pale Ale im Glas, also das wusste ich zu dem Moment noch nicht, und nicht großartig darüber nachgedacht, und es war einfach wahnsinniger Wow-Effekt. Das war wirklich, als würde so die Welt im Moment stehenbleiben, weil ich so fasziniert davon war, von diesem Aroma-Spiel, weil es auch ganz anders war als das, was ich bisher kannte. So kam dann wieder der Gedanke, ah, ich habe doch damals ein cooles Bier getrunken, ich könnte doch einfach über Bier bloggen. Dann dachte mir gut, gut, ich gucke mal, was man im Internet so in dieser Richtung von dem Bier, was ich dort auf dieser amerikanischen Veranstaltung probiert habe, finden kann. Es gab nicht so viel vor siebeneinhalb Jahren ungefähr, aber alles, was möglich war, habe ich mir gekauft, und dachte mir, gut, ich probiere das einfach mal und stelle das mal auf diesem Blog dann vor. Und so kam das dann. Ich hatte aber trotzdem anfangs überhaupt noch gar keine Ahnung vom Thema Bier.
Holger: Da muss ja dein Professor total dankbar sein, oder?
Mareike Hasenbeck: Der fand das total witzig, ehrlich gesagt. Der dachte dann, ja okay, als Frau könnte eigentlich ganz lustig sein. Ja, so war es dann tatsächlich am Anfang auch.
Holger: Ja, klasse.
Mareike und Elena auf Tour
Markus: Du hattest ziemlich am Anfang auch schon deine Schwester mit dabei und mittlerweile reist die auch mit dir teilweise mit zu Wettbewerben. Ich glaube, in Brasilien haben wir uns da auch schon mal zusammen getroffen. Wie ist das so als zwei Schwestern rund ums Thema Bier mit Foto und Text und so?
Mareike Hasenbeck: Meine Schwester, die ist studierte Grafik- und Kommunikationsdesignerin, und die hat anfangs eben mein Design gemacht und auch meine Fotos gemacht und sowas. War aber anfangs gar nicht so begeistert, auch vom Bier, also ich musste sie immer ein bisschen dazu nötigen, dass sie das jetzt mal probiert. Fand es dann aber doch ganz toll. Wenn ich dann eben eingeladen bin zu solchen coolen Awards wie nach Brasilien, also in Chile war ich auch eingeladen, ich habe es auch sehr bereut, dass ich da nicht konnte, bin ich sehr neidisch, Markus, die Fotos, die du gepostet hast. Ich habe mir gedacht, wenn ich schon nach Brasilien so weit fliege, dann wäre es doch eigentlich ganz schön, dann noch einen Urlaub dranzuhängen. Das war eigentlich so der Grund, warum meine Schwester mitgekommen ist.
Holger: Ja, Wahnsinn. Ich meine, ich weiß gar nicht, warum nehmt ihr euch nicht zusammen einen Flieger und sitzt immer zusammen und so? Also das kann man doch organisieren, ich verstehe das gar nicht.
Markus: Meinst du jetzt uns beide?
Holger: Ja, wen sonst?
Markus: Ach so. Naja, dann müsste jemand den Pilotenschein machen, dann wäre es glaube ich kein Problem. Ansonsten ist es ziemlich teuer.
Mareike Hasenbeck: Ja, das stimmt, aber Holger du könntest einen Pilotenschein machen, das wäre doch gar nicht schlecht.
Busfahren statt Fliegen
Holger: Oh, ich habe jetzt erst mal einen Busschein gemacht oder vielmehr, den hatte ich ja schon, aber ein Busunternehmen, ein Verkehrsunternehmen gegründet und ich habe erst mal genug. Also ich habe sowieso das große Los gezogen. Also es gibt bestimmte Branchen, die sind besonders von Corona betroffen, also beispielsweise das Thema Gastronomie und Events und Messen und Verkostungen. Und dann gibt es noch eine Branche, das ist das ganze Thema Tourismus, Reisen und Busfahren, und ich bin halt immer dabei. Also das war richtig schön oder ist richtig schön grad. Und insofern Pilotenschein wäre wahrscheinlich auch finanziell gerade gar nicht drin, weil den stelle ich mir teuer vor. Hätte aber Bock drauf, also das muss ich schon sagen.
Mareike Hasenbeck: Ich glaube, das wäre auf jeden Fall sehr spaßig, wenn wir drei zusammen in so einem kleinen Flieger fliegen würden.
Holger: Also ich kann wirklich sagen, ich habe alle Führerscheine, die es gibt, außer einen Flugschein. Ich habe auch einen Segelschein, BR-Schein, Sportbootführerschein, Navigationsprüfung, alles was das Herz begehrt. Fahrzeuge sowieso alle, bis hin zum Gabelstapler, aber Flugschein fehlt mir. Ihr habt recht, also danke.
Markus: Wir würden dir sogar ein Oldtimer-Flugzeug besorgen.
Holger: Also wunderbar, das ist doch ein Anlass noch einmal erneut anzustoßen, oder?
Mareike Hasenbeck: Auf jeden Fall.
Markus: Ja.
Holger: Ich mache das auch mal auf.
Mareike Hasenbeck: Das klang nach einem Plop-Verschluss.
Markus: Da haben wir dann alle vereint, eine Dose, eine Flasche und ein Bügel.
Mareike Hasenbeck: Stimmt.
Holger: Genau. Ich habe mir natürlich auch Gedanken gemacht, Tag des Bieres, was passt da? Ich bin gespannt, also ihr könnt mal loslegen. Also warum soll ich jetzt schon Tipps geben?
Markus: Was ist denn normalerweise in einer Bügelflasche?
Mareike Hasenbeck: Auf jeden Fall was Traditionelles.
Markus: Genau. Kellerbiere, Weißbiere. Hm!
Mareike Hasenbeck: Ein Landbier vielleicht?
Holger: Ich sag mal was. Ich habe einfach gedacht, beim Tag des Bieres musst du einen Bierstil wählen, dem es einfach nicht mehr gutgeht und der trotzdem in den Fokus gerückt gehört.
Markus: Ein Export?
Holger: Eigentlich noch schlimmer als ein Export.
Markus: Ein Altbier?
Das Altbier als Exot
Holger: Sehr gut, Markus. Ich wollte gerade sagen, so nach dem Motto, es ist mal wieder typisch, wenn man mit so Bayerntypen telefoniert, die kommen natürlich auf sowas nicht, aber Markus, du bist einfach großartig.
Markus: Ein Schumacher Alt.
Holger: Du bist ganz nah dran, ganz nah dran.
Mareike Hasenbeck: Geografisch.
Holger: Ganz genau.
Markus: Ach so, okay, ja stimmt. Stimmt. Die waren mir jetzt so geläufig, dass ich gedacht habe, die sind es nicht, aber es stimmt, Uerige ist natürlich, ja.
Uerige aus Düsseldorf
Holger: Genau. Das ist für mich eines der absoluten traditionellen Altbier-Brauereien in der Düsseldorfer Altstadt. Hat eine schöne Bittere, du weißt ja, ich liebe bittere Biere. Also eine gewisse Bittereinheit darf da schon drin sein. Und wenn ich in Düsseldorf bin, was leider viel zu selten vorkommt, versuche ich auch einfach in die Brauereigaststätte zu gehen und mir mindestens ein Gläschen zu trinken. Ich bestelle mir dann eine halbe Mett dazu, so macht man das. Und die Brauerei hat auch noch ein Kühlschiff, also die brauen nach wie vor mit einem Kühlschiff. Uerige finde ich schon sehr besonders. Das, was ich jetzt hier im Glas habe, ist eine Sticke, also ein Altbierbock aus dem Jahre 2013.
Mareike Hasenbeck: Oh schön.
Markus: Boah, das ist auch eine coole Wahl. Sehr gut.
Holger: Da habe ich gedacht, so kann man den Tag des Bieres ehren und noch mal darauf hinweisen, probiert mal wieder schöne Altbiere.
Markus: Das kann man übrigens den Hörern auch nur empfehlen, wenn die Möglichkeit besteht und ihr nach Düsseldorf zu Uerige kommt, schaut, dass ihr die Brauerei besichtigen könnt. Das Kühlschiff ist sowieso spektakulär. Es wird aber noch so ein alter Berieselungskühler zum Beispiel eingesetzt, was ich in Deutschland sonst überhaupt nirgendwo mehr gesehen habe. Ganz, ganz traditionell, ganz hohe Handwerkskunst. Und natürlich der Fassaufzug, das ist auch etwas Begeisterndes. Hast du den schon gesehen, Mareike?
Mareikes Geheimnis
Mareike Hasenbeck: Ja, habe ich auch schon gesehen. Wer es vielleicht gar nicht weiß, ich bin in Düsseldorf geboren.
Markus: Oh!
Holger: Ach! Also das weiß man eigentlich nicht. Nein.
Mareike Hasenbeck: Genau. Ich bin in Meerbusch bei Düsseldorf geboren, war aber nicht mal ein Jahr alt, da sind wir hier schon nach München gezogen. Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal richtig in Düsseldorf vor fünf oder sechs Jahren war, weil ich mir dachte, ich will einfach mal sehen, wo ich eigentlich herkomme. Und der erste Gang war eigentlich auch erst mal zum Uerige, erstmal ein Bierchen bestellt, ein schönes Mettbrötchen dazu. Und vielleicht noch als Tipp, ich glaube, die machen es immer noch, samstags machen die immer einen ganz großen Topf Erbsensuppe.
Holger: Stimmt.
Mareike Hasenbeck: Sowas Besonderes, und das lohnt sich wirklich, auch mal diese Erbsensuppe zu probieren.
Killepitsch
Holger: Für den Edelbrand-Sommelier unter uns, da kann man sagen, gegenüber vom Uerige, da gibt’s dann einen schönen Schnaps, der heißt Killepitsch. Das ist so ein Kräuterlikör.
Mareike Hasenbeck: Baah!
Holger: Den auch sehr gerne bitte dazu.
Mareike Hasenbeck: Da kriege ich gleich eine Gänsehaut.
Markus: Ich kann mich erinnern, dass ich mit einem mir bekannten Biersommelier mal einen Abend in nahezu allen Düsseldorfer Brauereien war, und danach hatten wir dann das Verlangen oder er hatte das Verlangen nach diesem Killepitsch. Wir haben lange gesucht, aber am Ende einen gefunden.
Holger: Ja, stimmt. Also die Altstadt, die hat da vieles zu bieten, und Füchschen hat ein ganz tolles alkoholfreies Altbier. Dann natürlich auch Schumacher, aber auch die sage ich mal Dinge, die, wo man jetzt vielleicht gar nicht daran denkt, beispielsweise Frankenheim Alt finde ich auch klasse, weil Frankenheim Alt hat so eine sehr ausgeprägte Röstmalz-Aromatik, die auch verlorengegangen ist. Also viele Altbiere sind dann auch in meinen Augen zu gefällig geworden. Wenn man mal so ein Altbier mit Charakter möchte, kann man auch gut und gerne mal einen Frankenheim trinken und so. Es gibt viele Brauereien, die immer noch diesem Bierstil auch treugeblieben sind, aber insgesamt natürlich ganz kleiner Markt, die Absatzzahlen gehen immer weiter zurück. Natürlich, Uerige wird da überleben und auch weiterhin existieren, aber der Bierstil als solches wird überhaupt nicht beachtet. Also auch von den Craft-Brauern überhaupt nicht beachtet, also verstehe ich überhaupt nicht.
Mareike Hasenbeck: Das kommt bestimmt noch.
Was ist ein gutes Altbier?
Markus: Ich habe den Eindruck, indirekt beachten sie den schon, aber sie checken es nicht. Also die machen dann halt ein Brown Ale oder ein Dark Ale oder sowas, und letzten Endes ist das ja auch nichts anderes, nur halt anders benannt. Meistens hauen sie halt viel mehr Hopfen rein und vor allem Aromahopfen, aber so von der Basis her ist ein schönes Alt letzten Endes ein schönes Ale.
Holger: Unbedingt. Und gerade auch jetzt hier so ein Altbierbock, da könnte man sich wirklich mal mit beschäftigen und kreativ sein.
Mareike Hasenbeck: Wie viel Prozent hat der Holger, da startest du ja auch schon ganz schön stark, oder?
Holger: Ja, da lass uns lieber nicht drüber reden, also …
Markus: Aber keine 13.
Holger: Nein, keine 13. Früher gab es das gar nicht in Deutschland, das war ein reines Exportbier. Das ist wirklich vorwiegend in die USA exportiert worden. Ich habe das lange gar nicht gekannt, und dann bin ich dann irgendwann damit konfrontiert worden. Ich glaube sogar, vom Wolfgang Stempfl, der hat mir die erste Flasche geschenkt und hat gesagt, hier, trink das mal. Das fand ich sofort absolut super. Auch die Farbe, also dieses ganz dunkle Kupfer und dann eben diese Karamell- und Röstmalzaromen und so. Und dann eben auch die 6 %, aber so schlimm ist es ja auch nicht.
Doppel-Sticke mit Olli Wesseloh
Markus: Es könnte auch ein Doppel-Sticke sein, da sind wir dann bei 7 oder 8 %. Außerdem, vielleicht das auch noch erwähnt, es gibt immerhin einen, der damit experimentiert, und zwar macht das, soweit ich weiß, der Oliver Wesseloh, der gemeinsam mit Uerige einen Doldenhopfen Alt oder Sticke macht. Und das gibt es einmal im Jahr. Also finde ich auch ganz spannend, kriegt man nur selten, aber sehr fein.
Mareike Hasenbeck: Lohnt sich auf jeden Fall, das mal zu probieren.
Holger: Ja, absolut, also finde ich auch. Das kommt eben daher, dass eben der erste Braumeister und der Oliver Wesseloh sich vom Studium her kennen.
Frauen und Bier – die „neue“ Normalität
Markus: Wenn du jetzt im Ausland unterwegs bist, haben die Leute da mit dem Thema Frau und Bier ähnliche Ressentiments, die es vielleicht bei uns in Deutschland gab oder gibt? Oder ist das dort normaler, selbstverständlicher? Wie gehen da die Brauer mit dir um, wenn du sagst, hallihallo, ich würde jetzt gerne mal die Brauerei anschauen und mit dir reden?
Mareike Hasenbeck: Also bisher hatte ich da tatsächlich überhaupt gar keine Probleme. Ich glaube, das ist auch nur so ein Vorteil. Also ihr wisst das genauso wie ich, dass die Frauen das Bierbrauen eigentlich erfunden haben und dass durch diese kreative Branche sage ich mal die Frauen auch endlich wieder zurückkommen zum Bier. Ich hatte bisher echt keine schlechten Erfahrungen, sowohl im Ausland als auch hier. Klar, hat man bei einem Tasting mal irgendwelche Klugscheißer mit dabei, ältere Herren, die denken, so, der jungen Frau, der fahre ich jetzt mal übern Mund, und dass da blöde Fragen gestellt werden, aber da muss man dann einfach cool genug sein und zeigen, dass man kompetenter ist wahrscheinlich als derjenige, der da jetzt ein Klugscheißer sein will. Ich hatte sowohl hier als im Ausland noch keine Probleme, dass mich da irgendjemand schief angeguckt hat oder so. Man muss halt als Frau, glaube ich, einfach zeigen, dass man kompetent ist und dann wird man auch ernst genommen.
Markus: Wir brauchen ab und zu Biere mit unseren Braukursen, wobei das dann meistens nicht vergoren wird, sondern einfach nur die Maische ist. Immer wenn ich selber versucht habe, Bier zu brauen, bin ich letzten Endes an dem ganzen Thema Hygiene in der Gärung gescheitert. Wie ist es denn mit dir, hast du schon selber gebraut, hattest du schon erfolgreiche Versuche und machst du es weiter?
Mareike braut ihr eigenes Bier
Mareike Hasenbeck: Ja, ich habe tatsächlich auch schon einige Male selber gebraut, aber ich muss gestehen, gut, ich habe zwei Sude gehabt, die sind echt gut geworden, die haben mir sehr gut geschmeckt und haben sogar auch anderen Menschen geschmeckt, aber die anderen Versuche, wer das probiert hätte, der hätte sich wahrscheinlich die Fußnägel hochgerollt. Die musste ich wegkippen, weil es so widerlich war. Thema Hygiene ist da echt ein guter Punkt, deswegen habe ich mir jetzt auch gedacht, ich bin auch von Haus aus ein sehr ungeduldiger Mensch, muss ich gestehen, dass ich mir lieber gute Biere kaufe, als dass ich selber einen ganzen Tag da stehe und nicht weiß, was dabei rauskommt. Meistens ist es dann doch nichts Tolles, da lasse ich lieber die, die es können, die sollen das lieber machen und ich kaufe mir das dann und weiß, ich habe was Gutes im Glas.
Markus: Genau. Das ist auch meine Quintessenz. Wie ist es bei dir Holger?
Holger: Ich braue ja, seitdem ich 16 Jahre alt bin, ab und zu ist es auch schon gelungen. Ich habe jetzt schon lange nicht mehr wirklich im Keller was gemacht, sondern bin dann immer nur irgendwie dabei, aber das Tolle am Hobbybrauen ist eben, kein Bier zweimal. Man überlegt sich halt immer was Neues und so. Das ist eben irgendwie total super.
Mareike Hasenbeck: Jeder sollte mal sein eigenes Bier gebraut haben, um einfach auch mal zu sehen, wie kompliziert das tatsächlich ist, ein gutes Bier herzustellen und wie aufwendig dieser Prozess ist.
Holger: Ja, absolut. Also das ist einfach auch ein Beruf und da muss man eben mehrere Jahre für lernen und das auch nicht ohne Grund. Das ist einfach so. Und wer das mal gemacht hat und sich da richtig mit auseinandersetzt, wie komplex das ist, der kann das auch besser wertschätzen. Wisst ihr was? Ich hänge aber immer jetzt noch der Düsseldorfer Altstadt nach so ein bisschen. Ich möchte da unbedingt mal einen Kneipentipp abgeben, und zwar gibt es so eine richtige 68er-Kneipe, die noch vollkommen unverändert ist. Vielleicht gibt es die bald nicht mehr. Also da ist sogar Joseph Beuys immer gewesen und hat da getrunken. Und das ist die KreuzherrenEcke. Wer diese Kneipe nicht kennt, das ist eine absolute Kultkneipe, die vollkommen authentisch unverändert immer noch so existiert. Irgendwann kommt mit Sicherheit einer um die Ecke und möchte jetzt mal das Haus sanieren oder sonst wie was tun. Wenn ihr da irgendwie die Möglichkeit habt da hinzukommen, dann ist das was ganz Besonderes. Also das muss man einfach erlebt haben, das ist so eine richtige schöne Kneipenkultur, die mich auch dazu gebracht hat, das Bier so zu leben und auch zu lieben. Unbedingt, also KreuzherrenEcke in der Düsseldorfer Altstadt. Also das ist ein echter Tipp.
Mareike Hasenbeck: Ist das innerhalb der längsten Theke der Welt?
Holger: Nee, nee, ist nicht innerhalb der längsten Theke der Welt. Alte Stadt 14 heißt die Adresse, das ist eher Richtung Kunstmuseum.
Geheimtipps für Düsseldorf
Markus: Jetzt steige ich langsam aus als nicht so oft in Düsseldorf Seiender, aber ich kann es mir immer noch einigermaßen vorstellen. Ich möchte vielleicht zum Schluss noch einen Tipp auch an die Leute geben, die nach Düsseldorf gehen, was ich vorher noch vergessen habe. Bei Uerige wird auch einen Schnaps gebrannt, also ein Destillat von dem Sticke Bier, das heißt Stickum. Interessanterweise darf man es in der Kneipe nicht trinken und kaufen, weil es dort schon immer verboten ist Schnaps zu konsumieren. Aber man kann sich eben ein Fläschchen kaufen und mit nach Hause nehmen und hat dann das konzentrierte Bier im Glas.
Holger: Das ist doch ein schönes Schlusswort. Dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag des Bieres. Das Wetter passt ja, genießt es.
Markus: Habt noch einen schönen sonnigen Tag, genieße dein Bierchen, ich werde meines jetzt auch noch langsam austrinken.
Mareike Hasenbeck: Ich bedanke mich bei euch, ich hebe mein Glas auch noch mal auf euch und auf euren Podcast, tolle Sache. Prost! Habt auch einen schönen Tag. Und auf den Tag des Bieres.
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