BierTalk 154 – Interview mit Josef Lechner, 1. Braumeister der Scheider Bräu aus Kelheim

In dieser Folge nehmen wir euch mit nach Kelheim, wo Josef Lechner als technischer Leiter und erster Braumeister der Brauerei Schneider Weisse seine spannende Lebensreise und Bierleidenschaft teilt. Gemeinsam sprechen wir über internationale Einflüsse, kreative Brauideen wie das Love Beer und die Herausforderungen, eine traditionsreiche Weißbier-Brauerei in die Zukunft zu führen. Wir erfahren, wie Josef zwischen Hightech und Esoterik täglich die Balance hält und warum Biere Charakter brauchen. Natürlich werfen wir auch einen Blick auf die Erfolgsgeschichte der Hopfenweisse, die Entwicklung alkoholfreier Spezialitäten und was es bedeutet, wenn ein neuer „Georg“ an der Spitze steht. Freut euch auf authentische Einblicke, persönliche Geschichten und Inspiration für Bierfreunde und Neugierige!

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute besuchen wir eine Brauerei, die ich vor fünf Jahren schon mal besucht habe, beziehungsweise wir, damals war der Hans-Peter Drexler am anderen Ende des Mikrofons, heute haben wir den Josef Lechner. Und da bin ich ganz froh und bin auch schon ganz gespannt, wenn er uns ein bisschen was erzählt über seine Geschichte und über die Geschichte, die da in Kelheim eben bei der Schneider Weisse so passieren. Also erst mal vielen, vielen Dank, dass du da bist und vielleicht  stellst du dich unseren Hörern mal ganz kurz selber vor.

Josef: Ja, sehr gerne. Also vielen Dank für die Einladung, ich freue mich mega, hier dabei zu sein. Ich bin der Josef Lechner, bin seit vier Jahren der erste Braumeister und technische Leiter bei der Brauerei Schneider Weisse in Kelheim. Und, ja, bin 15 Jahre so ein bisschen in der Bierbranche unterwegs gewesen und dann über Umwege wieder zurück nach Deutschland und bin ganz froh, dass ich jetzt die Geschicke einer Weißbierbrauerei in die Zukunft leiten kann und freue mich auch auf den Austausch heute.

Markus: Wunderbar. Du klingst auf jeden Fall auch schon mal sehr authentisch. Bist du selber aus der Region?

Josef: Ich bin tatsächlich, ist ein bisschen komplizierter, also meine Mama ist Spanierin und ich war zwölf Jahre im Ausland mit meinen Eltern. Ich bin aber tatsächlich hier nicht ganz in der Nähe aufgewachsen, in Grafenwöhr in der Oberpfalz und war nach dem Abi dann bei der Bundeswehr und dann international eben unterwegs, habe auch studiert und ganz was anderes gemacht und bin quasi jetzt wieder zurück in die alte Heimat gekommen, genau.

Markus: Das klingt ja spannend, also so ein bisschen Bier auf Umwegen oder so. Das heißt also, du sprichst dann auch fließend Spanisch?

Josef: Wir sprechen zu Hause Spanisch, ja, und das hat mich eigentlich auch immer so ins Ausland getrieben, war viel in Spanien, auch in Italien. Und da ist es dann irgendwann so diese Idee geboren, dass ich mal was mit Lebensmitteln machen will oder vor allem was mit Bier, weil ich hatte natürlich immer mein Weißbier dabei aus der Heimat. Und, ja, da ist jetzt eins zum anderen gekommen und das hat sich jetzt ganz gut gefügt, ich bin jetzt 41 und bin irgendwo da angekommen, wo ich hin wollte immer.

Markus: Und wo hat dich dein Lebensweg zuerst so hin geführt beruflich?

Josef: Also ich habe ganz klassisch mal was studiert und zwar BWL. Einfach auch aus dem Grund, weil ich damals wirklich nicht wusste, was ich machen will und war dann bei der Bundeswehr und dachte, jetzt hast du neun Monate Zeit zu überlegen, was du machen willst und nach neun Monaten wusste ich es immer noch nicht. Aber ein Kumpel von mir hat mir dann eben erzählt, dass er europäische BWL studiert in Regensburg und dann habe ich mich dafür ein bisschen informiert. Das hat mir ganz gut gefallen, man konnte zwei Jahre ins Ausland und mich hat das damals ein bisschen gecatcht, ja, zwei Jahre Ausland nach der Bundeswehr, das will ich auch machen. Und da war zufällig das Partnerdiplom von der Uni oder von der Fachhochschule in Regensburg war mit Bilbao in Spanien, wo meine Familie eigentlich ganz aus der Nähe herkommt. Und für mich war das so ein bisschen der Sechser im Lotto, ich hatte damals noch eine Freundin in Grafenwöhr und da konnte ich noch ein bisschen in Regensburg bleiben, aber auf der anderen Seite bei meinen Verwandten in Spanien studieren. Und das habe ich dann auch gemacht und habe es auch durchgezogen, habe dann das Ganze fertig gemacht und bin nach dem Studium in die Papierindustrie eingestiegen in so ein Führungskräfte-Nachwuchs-Programm und war erst einmal dreieinhalb Jahre international unterwegs, Projekte in der Prozessoptimierung zu machen, eben in Frankreich, Holland, Italien, immer wieder eine neue Station. Und da habe ich dann irgendwann gemerkt, okay, die Arbeit in so einem Konzern mit Papier ist relativ wenig emotional, aber das Drumherum war immer sehr emotional, also die ganzen Italiener mit ihren selbstgemachten Weinen in der Mittagspause und selbstgemachtes Olivenöl und selbstgemachter Schinken. Und ich hatte dann öfter mal ein Weißbier dabei und dann war irgendwann so die Schnapsidee oder quasi Bieridee, ja, ich muss unbedingt irgendwas mit Lebensmitteln machen und es liegt eigentlich auf der Hand, ich müsste eigentlich mal mich informieren, ich will Brauer werden. Da war ich 28 und ich habe dann einfach mal, ja, bei Facebook auf die Pinnwand geschrieben so zum Gag, das war an Heilig Abend, ja, ich will Brauer werden und wenn jemand einen Braumeister kennt, dann soll er sich bitte bei mir melden. Und, ich glaube, eine halbe Stunde später hat sich eine Freundin von mir gemeldet, die ich eigentlich aus Costa Rica kenne, die mit mir in Costa Rica in einem Praktikum gearbeitet hat und die hat dann gesagt, ja, sie ist gerade in Garmisch und sie steht neben dem Braumeister von damals der Meckatzer Löwenbräu und hat gesagt, ja, wenn du cool bist, dann stellt er dich ein. Und dann habe ich mich quasi zum Vorstellungsgespräch selber eingeladen und bin dann von Frankreich dahingeflogen. Und der Max, der ist immer noch Braumeister bei der Meckatzer Löwenbräu, der hat mir damals eine Kiste Bier in die Hand gedrückt und hat dann gesagt, ja, wenn du willst, kannst du hier anfangen. Und dann bin ich nach Frankreich zurückgeflogen und ich habe damals meinen Job dann sofort gekündigt und bin dann noch ein bisschen nach Mexiko, weil meine damalige Freundin eben in Mexiko war und bin dann am 31.8. von Mexiko zurück und habe am 1.9. eine Brauerlehre in Meckatz angefangen und so bin ich zum Bier gekommen irgendwie. Und, ja, wer einmal da drinhängt, glaube ich, in dieser emotionalen Branche, ich glaube, das brauche ich dir nicht erzählen, der, ja, taucht da immer tiefer ein und den lässt es auch nicht mehr los.

Markus: Nee, der kommt da nicht mehr raus. Das ist ja wirklich super spannend und das finde ich auch eine tolle Kombination gerade so, also auf der einen Seite eben ein bisschen in der großen Welt zu sein und auf der anderen dann eben zum Bier zu finden. Wenn ich überlege, das heißt, das war ja dann so 10, 15 Jahre her, dass du da in Spanien warst, da war ja dort die Bierkultur, sage ich mal, also zwar schon da, aber noch nicht da, wo sie heute ist. Also heute ist ja Spanien eines der großen Bierländer mittlerweile mit viel auch Craft Beer und ganz vielen kleinen Brauereien und übrigens auch dem Spitzenwert, was alkoholfreies Bier angeht in ganz Europa, also super spannendes Bierland. Wie hast du denn das damals wahrgenommen, also als du da warst, war das eher noch so Wein und Tapas und so oder ging es da auch schon ein bisschen in die Bierrichtung?

Josef: Also die Diskussion habe ich oft mit meinem Onkel und der sagt halt, dass sie früher viel mehr Wein getrunken haben. Da war diese typische Kultur im Baskenland, wo meine Familie halt her ist, Copita, also diese kleinen Weine im Glas. Und das hat sich jetzt eigentlich gedreht schon vor Jahren, dass die Jugendlichen immer mehr Bier trinken. Klar, das waren vorwiegend diese großen Biermarken, die man halt in Spanien kennt und dann kam irgendwann, ja, die letzten 15 Jahre eigentlich so mit der Zeit, wo ich mich für Bier dann auch interessiert habe noch in der Tiefe, dass diese Craft-Beer-Brauereien aufmachten. Und ich habe damals, meine Bieridee war ja, ich mache eine Weißbier Brauerei in Spanien auf und jetzt zufällig hat einer, der mit mir in der Berufsschule war, der ist auch Spanier, der hat in San Sebastian eine Brauerei mit aufgemacht. Also da gibt es mittlerweile zwei, drei ganz gute Brauereien, die auch gut laufen. Und da habe ich diese Entwicklung natürlich jetzt auch über meine ganzen Freunde dann da ein bisschen miterlebt. Und das ist schon eine große Bereicherung für diese ganze Gastronomie dort auch, diese kleinen Brauereien, die jetzt wirklich gute Biere machen, muss ich ehrlich sagen, haben sie gut gemacht, auch gut vermarktet, also auch von der Aufmachung her und vom Image her. Also schon eine tolle Sache und ich würde sagen, für Spanien eine große Bereicherung.

Markus: Und für dich vielleicht so eine kleine Hintertür, oder, könntest du dir vielleicht irgendwie vorstellen, irgendwann da mal dort in die Bierbranche einzusteigen?

Josef: Also das darf ich natürlich jetzt live nicht sagen hier, wenn das da mein Chef hört, aber natürlich ist es immer wieder Thema Spanien, meine zweite Heimat quasi, ich bin oft auch in Spanien unten, ob ich irgendwann mal da unten was mache, zumindest auch teilweise, es würde mich interessieren, da vielleicht auch mal zu unterrichten oder mal Kurse zu machen oder sonst irgendwas. Ich bin auf der anderen Seite schon sehr stolz auf das, was ich hier beim Schneider mache und die Biere. Und der Schneider hat mich auch zurückgebracht nach Deutschland. Ich habe auch immer gesagt, nie wieder Deutschland, zu meiner Frau, aber als der Schneider dann gesucht hat, habe ich mich ganz explizit beworben und finde das toll, was wir hier machen. Und das ist ganz was Spezielles, also jetzt ohne jetzt überheblich klingen zu wollen, also für mich war diese Brauerei schon immer ganz besonders, schon bevor ich mich mit Bier beschäftigt habe und jetzt, seit ich mit Bier mich beschäftige, noch mehr und seit ich das, sage ich mal, im Hintergrund jetzt auch alles sehe, wie das hier läuft, dann noch mehr, also es ist schon was Besonderes. Und ich freue mich natürlich auch, wenn ich in Spanien dann immer sagen kann, ich bin der Braumeister von der Schneider Weise, weil die Leute das dann auch kennen und ich entdecke dann in dem einen oder anderen Kühlschrank Schneider Weise in der Bar und dann bin ich immer ganz stolz, dass wir überall auf der Welt vertreten sind und es macht schon Spaß.

Markus: Ja und es gibt ja nicht so viele Brauereien, die so für ein Bier oder einen Bierstiel stehen. Und ich muss sagen, ich kann sie dann nur zu pflichten, also wenn man da mal ist in Kelheim und vor allem in den Raum mit der offenen Gehrung kommt, das ist ja wie eine Kathedrale für Bier, einfach in jeder Hinsicht ganz toll und man hat Gänsehaut sozusagen, wenn man da ist und kann eben live beobachten, wie dieses wunderbare Bier entsteht. Und wenn man dann noch eben die Liebe und all das, was dazukommt, wie damit umgegangen wird vor Ort hat, das ist schon ein echtes Highlight. Also kann ich nur jedem auch ans Herz legen, wer die Möglichkeit hat, da unbedingt mal reinzuschauen. Natürlich gibt es auch andere sehr gute Weißbierbrauereien, keine Frage, die machen auch einen tollen Job. Schneider ist halt einfach auch ikonisch aufgrund der eigenen Geschichte, nicht zuletzt als ehemalige Münchner Brauerei, als ehemalige Oktoberfestbrauerei und all das, was sich eben dann mit den modernen Bieren, mit dem Festbier, mit der Hopfenweißen und so weiterentwickelt hat, da haben die auch ganz viel, mindestens zur deutschen, aber wahrscheinlich zur internationalen Biergeschichte einfach beigetragen. Und dann noch so Personen wie der Hans-Peter, der halt auch diesen Bierstil und die ganze Technologie und alles entwickelt hat, also da kann ich voll, 100 Prozent nachvollziehen, dass du da dem Ruf nicht entsagt hast, absolut. Springen wir vielleicht trotzdem noch mal kurz zurück, als du da so nach Meckatz kommst als, sage ich mal, Lehrling oder so, wie ging es dir denn da so und wie hat sich dieses Hineinfinden in das Thema Bier für dich so entwickelt?

Josef: Also ich kann mich noch ziemlich gut an meine ersten Tage da erinnern, das war schon, sage ich mal, eine traditionelle Brauerei, so wie man sich das vorstellt. Meckatz macht auch ganz tolle Lagerbiere, alles stehende Gärung und dann eine liegende Lagerung damals noch. Also das waren wirklich noch Tanks, wo man überall schlupfen musste, also von 30 Hektoliter- bis 800 Hektoliter-Tanks sind wir immer durchs Mannloch durch und Hefe rausziehen, also das war schon ein richtiger, ja, Knochenjob schon manchmal, aber das hat richtig Spaß gemacht. Ich war ja davor Abteilungsleiter in der Qualität und dann komme ich da hin und bin auf einmal der Lehrling, also erstens gehaltstechnisch natürlich eine andere Liga, aber auf der anderen Seite, ich hatte halt Haustrunk, den ich immer ganz geschickt getauscht habe gegen guten Allgäuer Käse oder sonst irgendwas. Es war irgendwie eine urige Zeit und manchmal, muss man ganz ehrlich sagen, es hört sich jetzt von außen immer so romantisch an, aber war schon oft auch die Frage, um Gottes Willen, hast du jetzt das Richtige gemacht, du warst 28, eigentlich die Karriere rückwärts, jetzt bist du wieder Lehrling, die anderen bauen gerade alle ein Haus um dich rum und ich stand dann ohne irgendwas da. Es ging dann auch mit der Freundin aus Mexiko auseinander, also keine Freundin mehr, kein Haus, kein Gehalt und dann musste ich mich im Grunde tatsächlich von unten wieder hocharbeiten und es hat aber irgendwie Spaß gemacht. Also es war so, dass ich schon gemerkt habe, ja, jetzt hast du mal eine richtige Entscheidung getroffen, du lernst gerade richtig was, also auch fürs Leben, so richtig ein Handwerk und ich habe es nie bereut, muss ich ehrlich sagen. Also es gab zwar wirklich viele Phasen, wo man dann ernüchternder Weise sagt, ja, war jetzt dann doch nicht so toll in dem Moment, aber im Nachhinein, ich mache das ja jetzt seit 2013 und jetzt wird es dann nächstes Jahr, werden es, ja, 13 Jahre, dass ich das mache, ich habe es nicht bereut.

Markus: Ja und du hast ja auch bestimmt viel aus dem Leben vorher mitgenommen, was dir immer wieder was hilft, wo du immer wieder auch davon zehren kannst, was du eben vorher schon gelernt und gekonnt hast. Und, ich glaube, man ist dann auch im Inneren noch mal ganz anders, wenn man sagt, okay, ich habe da noch mal einen Restart gemacht und das gefunden, was mich wirklich antreibt, das ist sicherlich fürs Leben auch toll. Vielleicht noch mal ganz kurz zum Meckatzer Löwenbräu, das ist ja auch eine besondere Brauerei, also durchaus eine, die viele Botschaften hat, die tolle Biere hat, die auch, ja, mindestens national unterwegs ist. Wie war das denn so und kannst du vielleicht das Geheimnis um das Meckatzer Gold lüften, falls es eines gibt?

Josef: Ah, das Geheimnis des Meckatzer Weiss-Gold, also ich glaube, jetzt mal so von außen betrachtet, ich war ja da am Anfang, kam ja auch aus einer ganz anderen Gegend, ich bin ja hier bei mir in der Oberpfalz da oben eben aufgewachsen, ich fand die Biere am Anfang schwierig, also ich fand die viel zu bitter. Das war eine ganz andere Hausnummer, weil Meckatzer Weiss-Gold, die Hauptsorte ist ja ein Exportbier und dementsprechend auch mit schönen Tettnanger Hopfen wirklich ordentlich gehopft. Nach zwei Jahren war es dann komplett andersrum. Das sage ich immer jedem, man trinkt sich dann halt auf eine Marke ein. Ich konnte dann das Zeug bei uns in der Oberpfalz nicht mehr trinken, weil das wie Wasser geschmeckt hat. Also was ist denn das Besondere an so einem Bier?

Erstens ist es die Mache, also die haben ja auch eine eigene Hefe im Einsatz, wirklich dann eine stehende Gärung, liegende Lagerung, so wie früher halt ganz klassisch, eine Raumkühlung, also alte Tanks, einfach alte Kühlungsverhältnisse, wo man dann halt vier Wochen lang den Tank da runterkühlt, den großen. Und das macht es halt einfach, ich glaube, diese authentische Brauart, das schmeckt man. Das ist so, wie wenn einer auf einem Holzofen eine Pizza macht oder ein Spanferkel da irgendwie im Holzofen, die Sachen schmecken einfach anders. Da gibt es nichts mehr zu verbessern, sage ich immer, was will ich da noch groß verbessern. Da kann ich dann an der Technologie pfeilen und schrauben, aber diese authentischen Produkte schmecken immer noch am besten. Und das ist so das Geheimnis, man hat halt eine klare Linie und das macht man halt so und deswegen schmeckt es dann auch so wie es schmeckt. Und ich bin heute noch gerne unten im Allgäu und wenn ich dann auch gerade Richtung Weihnachten dann das Fest-Märzen erwische von Meckatz, dann geht mir das Herz noch mehr auf. Also die Biere sind einfach toll und die sind gut gemacht, das ist auch qualitativ immer auf einem sehr konstant hohen Niveau, das ist einfach eine tolle Brauerei. Auch wenn man Tourist ist, da mal einen Tag vorbeischauen, eine Führung machen, ins Bräustüble gehen, ist wunderschön, die Gegend ist wunderschön, die Brauerei ist wunderschön und die Produkte sind alle wirklich auf einem sehr hohen Niveau und Benchmark, ja. Und Weiss-Gold, die Biermarke gibt es ja schon sehr lange und hat sich auch, sage ich mal, vom Absender, vom Namen, ähnlich wie bei Schneider, eigentlich nie groß was geändert, das Konzept ist immer das gleiche geblieben.

Markus: Okay, kann ich auch nur beipflichten. Ich habe die Biere ziemlich oft in Verkostungen und der wichtigste Punkt für mich ist ja auch aus der Sicht von dem, der eine Verkostung durchführt, dass man eine Konsistenz hat, also dass man sich einfach darauf verlassen kann, dieses Bier ist so, wie man sich das vorstellt und funktioniert dann eben in der Verkostung auch entsprechend und man kann dann eben auch seine Reihenfolge darauf aufbauen, seine Geschichten erzählen. Und das fand ich auch immer ganz, ganz toll, dass man da eine richtige, schöne Konstanz eben auch dahinter hat. Und wie du schon sagst, der Geschmack ist deutlich anders. Mir ging das zum ersten Mal so, ich habe regelmäßig, als es noch dieses große Fest zum Tag der Deutschen Einheit immer gab, jedes Jahr, da musste ich immer für den Bayern-Tourismus in die jeweilige Stadt und verkosten und die haben dann dort immer so zehn Biere aus ganz Bayern gehabt und das Meckatzer Weis-Gold war immer mit dabei natürlich. Und da hat man wirklich gemerkt, wie es dann auch schwierig war, wenn man dahinter dann irgendwas positioniert hat, was eben sensorisch nicht so intensiv ist oder so und dass die Leute auch teilweise wirklich, wenn sie sich dann da rein getrunken hatten, wirklich total begeistert waren. Also das ist schon schön und wie du auch sagst, die Gegend und das zelebrieren sie auch schön. Das finde ich auch gut, dass sie, ja, dieses Bild von der Brauerei, von dem Ort ins Zentrum stellen und gar nicht mal so das Bild vom Bier. Also da ist viel auch regionales Herzblut dabei, oder?

Josef: Ja, auf jeden Fall. Also da hat sich die Brauerei auch viel damit beschäftigt, also gerade marketingtechnisch sehr viel auch Geld ausgegeben, dass da wirklich Leute mit Hand und Fuß eine Story schreiben oder die Meckatzer Story, die es ja gibt, die ja authentisch ist, einfach richtig erzählen. Und, ja, das ging am Ende dann oder geht auf, das muss man schon sagen.

Markus: Ja und dann kommt der Ruf eben nach Kelheim. Magst du mal erzählen, wie war das da so, als du zum ersten Mal da aufgetaucht bist? Also geht man einfach rein, macht die Tür auf und sagt, hallo, da bin ich oder hat man da einen Termin mit irgendjemandem oder wie läuft das?

Josef: Also es gab ja einen kleinen Umweg, ich bin ja nach der Lehre dann mit einer ganz kleinen Zwischenstation über den Mineralbrunnen, das hat mir aber keinen Spaß gemacht, das war mir zu unemotional, dann in die Schweiz, in eine ganz kleine Brauerei, die gerade in der Gründungsphase noch war oder in der Erweiterungsphase, sagen wir es mal so. Im Engadin oben, also auf 1.800 Höhenmeter habe ich dann Bier gebraut auf einer so einer 10- Hektoliter-BrauKon-Anlage und dort sehr viel gelernt. Es war so eine Halbautomatik, wo man eigentlich noch sehr viel selber machen muss und dann halt mal die komplette Brauerei geschmissen, von Rohstoffannahme über Kostenrechnung bis hin zur Abfüllung. Und war dann Meister, zwei Jahre in München noch drauf gemacht und nach dem Meister bin ich wieder in die Schweiz für diese Brauerei und habe dann dort, ja, die Brauerei noch weiter groß gemacht bis zu dem Punkt, wo der Neubau anstand und das hat sich dann aber ein bisschen zerschlagen, für ein paar Jahre. Und das war während Corona und dann war irgendwann die Entscheidung, ja, wir können ja nicht drei Jahre rumsitzen und warten, bis der Neubau kommt, sondern wenn wir jetzt die Produktion einstellen, und das lief ein bisschen über Umwege, habe ich gesagt, okay, dann muss ich mir einen neuen Job suchen, und dann hat der Schneider zu der Zeit zufällig gesucht. Und das ging dann auch recht lange, das waren ja mehrere Runden, kann man sich vorstellen, mein Vorgänger Hans-Peter Drexler hat ja meinen Job für 40 Jahre gemacht, wenn der mal geht, dann macht sich die Brauerei natürlich Gedanken, wer dann kommt und wie machen wir das jetzt am besten. Und dann war natürlich auch der Bewerbungsprozess sehr intensiv und über mehrere Runden, war sehr interessant. Und ich bin es dann letztendlich, weiß ich noch, ich habe im Dezember dann irgendwann eine E-Mail bekommen, ja, wir haben uns ganz eindeutig für Sie entschieden. Und dann habe ich meiner Frau gesagt, so, jetzt wird es ernst, jetzt müssen wir uns entscheiden, also jetzt gehen wir wieder nach Deutschland zurück. Und im Grunde habe ich im Juni hier angefangen, habe mich damals noch, ist jetzt kein Witz, also das sage ich jetzt nicht nur, weil ich heute hier sitze, ich habe damals den BierTalk mit Hans-Peter Drexler angehört, ich habe nämlich immer diesen Bier Talk am Füller gehört, während ich die Bügelverschlussflaschen mit der Hand zugemacht habe hinter dem Füller in der Fertigung. Ich stand ja acht Stunden beim Füllen da drin oder neun manchmal und da hat man sehr viel Zeit, Podcasts zu hören. Und dann habe ich mir das mal angehört, was da gerade so los ist und da war, glaube ich, gerade das Helle ein Thema, weil das wieder ganz neu auf dem Markt war. Und ich bin, kurz nachdem die Brauerei quasi wieder in das helle Lagerbiergeschäft eingestiegen ist, das werden wir ja dann wahrscheinlich auch kurz thematisieren, bin ich hier aufgeschlagen, das war 2021 im Sommer, am 5. Juli, ganz pragmatisch, es  muss ein Montag gewesen sein. Und, ja, wie war das, natürlich riesige Fußstapfen. Hört man auch oft, ja, ist es nicht eine große Bürde? Ich würde sagen, also die Angst ist nie ein guter Begleiter. Das habe ich auch meinem Team am Anfang gesagt, ich muss jetzt von euch was lernen, aber ich habe keine Angst, ich sehe das als Ansporn und Herausforderung. Und ich habe mich jetzt ganz gut eingelebt, ich meine, ich bin jetzt auch vier Jahre hier, wir haben vieles verändert und vieles gleich gelassen. Ich habe sehr viel Kontakt noch zum Hans-Peter Drexler und habe auch mich mit ihm viel unterhalten, was denn die Linie hinter den Bieren ist, also was denn ein bisschen seine Handschrift ist. Also erstens habe ich es natürlich versucht, selber zu sehen und zu schmecken, aber dann auch einfach in Gesprächen ein bisschen in die Tiefe zu gehen, was ist denn wichtig, wenn wir ein Bier machen, was ist denn so ein bisschen das Besondere an unseren Bieren und auch, wenn wir jetzt, sage ich mal, Produktentwicklungen neu machen oder in neue Märkte reingehen, was ist denn so ein bisschen die Essenz hinter uns, hinter der Marke und hinter den Bieren. Weil das ist ja ganz wichtig, dass es auch in so einem Übergang keinen Schnitt gibt, gerade bei so einer Traditionsmarke, sondern wir sind halt seit über 150 Jahren hier, also in Besitz der Familie Schneider, sagen wir es mal so und über 400 Jahre am Standort in Brautradition, also wir machen hier am Standort seit über 400 Jahren Weißbier und da muss es natürlich irgendeine Linie geben und auch eine Linie, wie ich das hin entwickeln will. Und das ist eine spannende Aufgabe in einem sehr schwierigen Umfeld gerade, weil das waren ja die ganzen Krisenjahre, gerade diese Anfangszeit und, ja, es ist herausfordernd und spannend zugleich und mit einem guten Team funktioniert es, sage ich immer.

Markus: Ja, das ist wahrscheinlich das Wichtigste überhaupt. Ganz kurze, ganz konkrete Frage, weil du ja gesagt hast, die Brauerei macht da schon seit 400 Jahren Bier, ist denn die Hefe, die ihr benutzt, basiert die auf einer historischen Hefe oder habt ihr da einen anderen Stand?

Josef: Davon gehe ich aus, wir wissen es tatsächlich gar nicht so genau. Vielleicht weiß es irgendjemand, ich müsste mal ganz explizit auch mal beim Georg Nummer VI nachfragen, der wird wahrscheinlich mehr wissen als ich. Es ist ja so, dass wir aus dieser Maderbräu in München rausgehen, also wo unser Hauptsitz noch ist, im Tal 7 in München und da stand eine Brauerei und ich gehe davon aus, dass die erste Hefe, die dort verwendet wurde, die Hefe war, die dort in Betrieb war und diese Hefe, das wird halt eine historische Weißbierhefe sein und mit der haben wir gebraut. Ich denke, dass diese Hefe dann irgendwann ihren Weg nach Kelheim gefunden hat oder von Kelheim nach München schon immer die gleiche war, also irgendwo daher kommen wir. Also es ist auf jeden Fall eine historische Hefe und seit 150 Jahren diese Hefe, die wir verwenden. Wo die dann genau herkam, das ist tatsächlich wahrscheinlich auch noch mal einen Podcast wert.

Markus: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und weil du gerade Georg Nummer VI gesagt hast, spricht man sich da so an, so Nummer VI, Nummer VII oder wie?

Josef: Das ist tatsächlich so, also wir sind ja eine Familienbrauerei im Familienbesitz und der Erstgeborene hieß immer Georg und das ist mittlerweile die siebte Generation. Und die E-Mail-Adresse ist Georg VII, also da gibt es wirklich die Nummer, weil sonst kriegt man die gar nicht mehr auseinander. Und als ich hier angefangen habe, lebte ja auch noch der Großvater praktisch vom jetzigen Georg, Georg V und dann war es praktisch V, VI, VII. Und der ist jetzt leider verstorben mit über 90, war wirklich auch ein beeindruckender, sehr, sehr liebenswerter und sehr netter und sehr kompetenter Mensch und ich habe immer gern mit ihm geredet und habe ihn da auch kennenlernen dürfen bei meiner ersten Einführung. Das war ein schöner großer Empfang im Bräustüble mit allen und da war auch Georg V dann, der saß ja dann schon lange im Rollstuhl und kam extra, und das hat mich dann schon beeindruckt und auch mal mit ihm mich zu unterhalten. Weil, das ist schon auch interessant, was die einem so erzählen, wie denn das früher war. Die kommen natürlich aus einer anderen Zeit, es ist aber immer schön zu hören und hilft natürlich dann auch, diese Linie der Schneider-Familie da irgendwo in diese Biere reinzubringen und diese Geschichte weiterzuleben.

Markus: Ja und das ist ja eben so eine DNA, die dann in so einem so alten oder langjährigen Bier dann irgendwie auch mit drin ist. Nun bist du ja dann dahingekommen, wo eben eine Zeit des Umbruchs war, wo man dieses neue helle Bier entwickelt hat, wo es dann gerade diese Dosengärung zum Beispiel auch gab und eben der Markt da sich gerade so ein bisschen gedreht hat, vom Weissbier-Boom zum eben Hellen hin. Hast du da am Anfang auch gleich schon Entscheidungen treffen oder Rezepte verändern müssen oder wollen oder bist du da ein bisschen so in dieses Zwischen reingekommen, zwischen Georg VI und VII oder wie war das?

Josef: Also man stellt sich das ja immer so vor, dass bei uns immer das Original, diese Weissbier-Monstranz immer gleich ist und wir da nie dran drehen und im Hintergrund passiert sehr viel, also wir entwickeln unsere Biere auch ständig irgendwie weiter. Erstens ändert sich ja auch der Rohstoff an sich immer, der wird ja weiterentwickelt und wir ändern ständig irgendwas, also auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Manchmal stellen wir komplette Maisprogramme um und gehen auf eine komplett andere Brautechnologie. Wir spielen sehr, sehr viel mit den Hopfensorten, die wir haben, das ist eh speziell. Also wir machen ja eigentlich ein Hefe-Weissbier, wo die Hefe im Vordergrund steht, wie der Name schon sagt, aber auf der anderen Seite verwenden wir über 10 verschiedene Aromasorten und die verwenden wir auch zu allen möglichen Zeitpunkten. Und ich bin in so eine Zeit reingekommen, wo erstens das Helle entwickelt wurde, das auch sehr hopfenlastig ist. Also bei uns, wir haben auch zwei schöne alte Landsorten drin, den Hersbrucker und den Mittelfrüh, wo wir auch dann neue Bauern gesucht haben, die den anbauen. Also da habe ich dann viel Versorgung auch auf die Beine gestellt am Anfang und da haben wir auch ständig am Rezept noch gefeilscht, weil das war ja so die Einführungsphase. Wir haben das LOVEBEER rausgebracht, auch mit viel Hopfen, wo wir jetzt während der Gärung hopfen, also ganz speziell, weil wir einfach den offenen Gärbottich nutzen und da können wir ja was reinschmeißen. Das wollte ich schon immer machen und dann habe ich jetzt mal die Chance, dass wir da halt mal was reinschmeißen. Da haben wir die Festweise neu entwickelt, also wir sind ständig am Rezepte umschreiben und Biere entwickeln. Und jetzt klingelt es ja schon überall, die alkoholfreien Geschichten kommen. Wir sind auch ständig am Pfeilen und machen Versuchssude in alle Richtungen und testen und probieren, weil wir uns halt ständig weiterentwickeln müssen. Also der Markt ändert sich rasant schnell und wir halten die Weissbier-Fahne hoch, aber wir müssen natürlich auch der Realität ein bisschen in die Augen sehen.

Markus: Auf jeden Fall und das ehrt euch ja auch, dass man da diese beiden Wege entsprechend geht. Ich habe jetzt gerade ganz viele Bilder im Kopf gehabt. Heißt das wirklich für das LOVEBEER, da hat man dann das Bier in der Gärung und dann kommt man mit so einem, sage ich mal, Sack mit Hopfendolden und wirft die da rein oder wie muss man sich das vorstellen?

Josef: Wir haben tatsächlich einmal Dolden verwendet, aber nicht für das LOVEBEER, sondern damals noch für die Hopfenweisse. Wir verwenden ausschließlich Pellets, einfach, weil es halt einfacher zum Verarbeiten ist. Wir hopfen aber dort einfach mit Pellets, ja, also es geht wirklich jemand vorbei und wirft das dann da rein. Auch mit, sage ich mal, mit großen Lerneffekten, weil, wenn man irgendwo was reinwirft, wo Kohlensäure drin ist, dann kommt auch gern was wieder raus, also das schäumt dann ordentlich. Also da haben wir den Zeitpunkt auch ein bisschen und die Mengen natürlich noch ausloten müssen. Und diese Geschichten kamen ein bisschen aus diesen Unterhaltungen auch mit den Brauereien eben in Spanien, mit meinen ganzen Kontakten. Wir haben dort auch so die ersten Collaboration-Brews quasi wieder gemacht nach Brooklyn Collaboration, was die Hopfenweisse ja damals war, haben wir das erste Mal wieder mit einer Brauerei eben was gemacht und haben dort einfach Sachen ausprobiert, also ein bisschen inkognito, also ich habe das ein bisschen so unter dem Radar gemacht. Und es sind aber lauter Brauereien, die sehr amerikanisch beeinflusst sind, also von den Bierstilen her und auch von den Hopfensorten und auch von den Techniken her. Und dann haben wir uns viel über diese Bio-Fermentation von Hopfen unterhalten und dann habe ich mich dafür einfach mal interessiert und habe das einfach mal ausprobiert. Und beim LOVEBEER, muss ich sagen, hat es viel gebracht, also wir haben viel mehr milde Hopfennoten reinbekommen, also wenig Bittere, aber viel Aroma. Und es ist spannend, was da alles geht und da ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange, also da gibt es noch viel zu entdecken.

Markus: Auf jeden Fall. Also da geht es ja im Grunde darum, was macht die Hefe mit den Hopfenkomponenten, wenn sie da eben rankommt in der Gärung, sagen wir mal und was macht das eben auch aromatisch-sensorisch mit so einem Bier. Und, ja, also das glaube ich auch, ist wirklich eine Sache, wo man noch viel erforschen muss. Kann man da sagen, es gibt trotzdem auch so eine Art Konstanz oder ist das jedes Mal schon auch so ein bisschen Wundertüte, was dabei rauskommt?

Josef: Also wir haben das jetzt für uns so getrimmt, dass wir die Konstanz haben, die wir wollen. Aber es ist tatsächlich, das ist ja, ich sage es immer auch gern, wenn ich sage, erster Braumeister, technischer Leiter und wenn ich dann meinen Job beschreibe, sage ich immer, das ist ein bisschen zwischen Hightech und Esoterik, also da ist alles ein bisschen mit dabei. Und dieses Esoterische hinten, wo man nicht genau weiß, was rauskommt, das hat man ganz oft in der Gärung, ist so meine empirische Beobachtung und das ist ja auch das Spannende. Also das ist wie wenn man daheim ein bisschen Brot backt und dann, mal klappt es besser und schlechter und hin und her und ich finde das spannend. Also das Bier soll ja auch einen Charakter haben und ich sage auch immer, Bier braucht Kontext. Im Engadin in der Schweiz habe ich meine Biere ganz anders gebraut als zum Beispiel ich die hier brauen würde oder in Spanien, also das muss ja auch immer irgendwo in den Kontext reinpassen und das soll ja auch ein bisschen spannend bleiben. Also das soll ja keine lieblose Flüssigkeit sein, so wie es leider in Deutschland oft ist. Und da müssen wir ja auch einmal offen darüber reden, das ist halt schon so, das ist so ein Massenprodukt und im Supermarkt, da ist ja Weissbier gleich Weissbier und Pilz gleich Pilz und wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, dann gibt es das sehr, sehr große Unterschiede, so wie es halt bei jedem Produkt ist, auch bei einem Käse oder bei einer Wurst. Und das ist ja das Spannende, die Biere, finde ich, sollten immer einen Charakter und eine Tiefe haben und sollten auch ein bisschen spannend bleiben, muss ja nicht immer ganz gleich sein.

Markus: Absolut. Jetzt haben wir gerade schon gehabt, dass natürlich die Hefe eine ganz wichtige Rolle spielt, gerade bei euch und eben auch die Hopfen. Wie ist es denn mit dem Wasser, gibt es da auch in Kelheim Besonderheiten?

Josef: Also wir haben lange gekämpft, wir wollten ja einen eigenen Brunnen haben. Wir haben keine eigene Wasserversorgung, wir brauen mit Kelheimer Leitungswasser, das wir natürlich dann aufbereiteten, weil es zu hart wäre für uns. Aber es ist  tatsächlich dann, haben wir es, sage ich mal, so aufbereitet, dass es ein Standardbrauwasser ist, so wie es ein bisschen im Lehrbuch steht. Das Kelheimer Wasser an sich wäre tatsächlich aber spannend für das Original, weil dieses Original, sage ich immer, ist auf 1.000 Facetten oder aus 1.000 Blickwinkeln das Original Weissbier, erstens, weil es in einer Original Weissbierbrauerei gebraut wird, das Original von Schneider von damals noch und es hat auch noch die Originalfarbe, es ist so dunkel. Und dieses Wasser würde schon eher bedingen, dass der Brauprozess ziemlich schwierig wird oder schwieriger und dadurch länger dauert und dann würde das Bier tendenziell dunkler werden. Und das passt wahrscheinlich für das Weissbier, für das Original ganz gut, aber für die anderen Bierstile ist es besser, wir bereiten es auf.

Markus: Ja, das stimmt. Und ich glaube, wo du es jetzt gerade sagst, das ist ja auch vielen nicht bewusst, dass ja die Weissbiere eigentlich, wenn man das mal so historisch sieht, ursprünglich immer eher bräunlich oder sogar dunkelbräunlich waren, bevor man dann irgendwann im 19. Jahrhundert mit den hellen Malzen und so weiter das ein bisschen trennen konnte in helles Weissbier und dunkles Weissbier und eben das, sage ich mal, normale. Was man ja auch bei Wettbewerben immer wieder merkt, dass diese Differenzierung, also wo ist jetzt ein klassisches Weissbier, was halt einfach bräunlich ist und karamellig ist und nussig ist, aber eben noch nicht röstig und aber auch nicht hell und dann eben diesen anderen beiden Entwicklungen, das ist wirklich immer gar nicht so einfach, auch das den Leuten zu erklären und so. Und da finde ich schön, dass ihr diese komplette Range eben noch habt und man das dann entsprechend auch erleben kann. Wenn man jetzt noch mal zum Hellen kommt, da bist du dazu gekommen, als es schon in der Entwicklung war. Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor, wenn man so eine klassische Weissbierbrauerei ist, also gut, ihr habt, glaube ich, vorher auch schon für die Region so ein paar untergärige Biere gemacht, aber das dann so im großen Stil, war das eine große Umstellung?

Josef: Also es ist tatsächlich in den Köpfen von den Leuten eine große Umstellung. Es gibt ja, wenn man auf die Brauerschule geht, ein Lehrbuch und im Lehrbuch wird man eigentlich getrimmt, wie man helle Biere braut, also ganz besonders ein Pilz, also diese hopfenbetonten, hellen, leichteren Biere. Und wenn man, sage ich mal, mit einem Lehrer eine schöne Diskussion hat, dann hat er gesagt, wenn man 100 Brauer fragt, wie sie ihr Lagerbier machen, kriegt man 100 gleiche Antworten und wenn man 100 Brauer fragt, wie sie ihr Weissbier machen, dann wird man 100 Antworten bekommen. Weissbier ist ganz anders von der Art und Weise, wie man es macht und unsere Brauerei hat halt ihre Art und Weise, dieses Bier zu tun, die passt aber bei vielen Punkten nicht auf eine helle Brauart. Also wenn ich jetzt ein helles Bier machen will, muss ich auf viele andere Dinge achten, vor allem auf Sauerstoff. Das ist es bei uns bei der Flaschengärung auch ein Thema, aber weniger ein Thema, als wenn ich natürlich ein helles Bier mache. Und da haben wir schon gemerkt, dass wir ordentlich auf die Schnauze geflogen sind, weil es in den Köpfen von den Leuten, die halt ihr ganzes Leben lang Weissbier gemacht haben. Also teilweise habe ich Mitarbeiter, die 40 Jahre hier sind und die machen halt seit 40 Jahren ein super Weissbier und jetzt müssen die ein filigranes Helles machen und dann eckt es an einigen Prozessen dann halt an. Es ist aber tatsächlich so, dass die Brauerei früher mal helles Bier gemacht hat, bis 1988 dieses Sudhaus umgebaut wurde und da hatte man, ich glaube, da gab es Altmühlpils und Marken halt für die Region, so wie der Name auch schon sagt. Und die wurden aber auch ganz klassisch, die Becken haben wir noch, das sind offene Gärbottiche, viereckig, die sind ein bisschen eingestaubt, aber die würden wahrscheinlich sogar noch funktionieren, und da wurde dieses Bier produziert. Und das ist schon spannend, also auch mein Büro, wo ich gerade sitze, das war früher ein untergäriger Lagerkeller. Also jetzt ist es ein Bürotrakt, also es ist halt, der alte Gebäudetrakt wurde umfunktioniert zu einem Büro, aber das war früher unsere untergärige Abteilung. Und jetzt sind wir sukzessive dran, dass wir die Produktion halt wieder zurückholen. Wir haben vieles in Lohnproduktion noch bei unserer Karmeliten-Brauerei, am Anfang. Das ist ja, die gehört uns ja zu 50 Prozent, das war dann so immer der Standort, wo die hellen Biere eigentlich so herkamen, historisch.

Markus: Und wie kam es am Markt so an? Also gab es Leute, die gesagt haben, endlich oder gab es auch Leute, die gesagt haben, Mensch, eigentlich mag ich euch lieber in der reinen Weissbierecke?

Josef: Es ist tatsächlich so, dass die Leute sich freuen. Wir machen es ja auch ein bisschen spezieller, wir wollten ja nicht wieder ein neues Helles machen, das es schon gibt, also ganz explizit damals, nicht in der blauen Kiste und nicht mit einem Bayern-Etikett und blau. Es hieß ja auch am Anfang helles Landbier, mittlerweile heißt es Schneider´s Helles. Es ist ein bisschen hopfenbetonter und es ist ein bisschen markanter und, ich glaube, es passt ganz gut zu unserer Handschrift, die ich vorher erwähnt habe, dass die Biere einen Charakter haben, es ist auf jeden Fall erkennbar. Und wir haben auch wirklich tolle Hopfen drin, mit dem Hersbrucker und dem Mittelfrüh, die wir da im Vertrag mit den Hopfenbauern anbauen lassen. Und das macht auch Spaß, die dann am Feld auszusuchen und dann beim Händler dann zu bonitieren im Grunde. Und, ja, ich glaube, die Biere passen zu uns und wir sind damit volumenmäßig auf jeden Fall erfolgreich, sind da sehr zufrieden, wie sich das etabliert hat und ich sehe da viel Potenzial in dem Bier.

Markus: Das heißt also, da wird vielleicht auch die Palette noch ein bisschen wachsen in Zukunft?

Josef: Das ist durchaus denkbar, ja, also wir sind immer dran. Der Vertrieb in jeder Brauerei hat viele Ideen, die muss man immer ein bisschen bremsen, aber ja, also man hört alle möglichen Sachen und, ich denke, es bleibt spannend, ja.

Markus: Und dann hast du vorhin noch das LOVEBEER erwähnt. Wenn jetzt jemand überhaupt gar keine Ahnung hat, was das ist, wie erklärst du dem das?

Josef: Also das ist eigentlich ein total interessantes Projekt, das hat noch der Hans-Peter noch gemacht und wir haben das dann noch mal geändert, weil wir das damals ein bisschen anders gemacht haben als jetzt. Es ist eine Kooperation mit der LaBrassBanda und der Frontmann, der Stefan Dettl, hat uns damals den Arbeitstitel gegeben, oder dem Hans-Peter, er möchte sowas wie einen bayerischen Joint. Und das beschreibt es eigentlich ganz gut, weil daran haben wir festgemacht, wie das Bier werden soll. Also einen bayerischen Joint, das sagt sehr viel, dieses Bild. Das Bild sagt, das ist ein Bier, das man irgendwie an einem See oder bei einem Festival mit dabei hat, also das man irgendwie auch locker mitnehmen kann. Es ist ein Bier, ja, der Hopfen ist ja aus der Gruppe der Hanfpflanzen, also es sollte ein bisschen hopfiger sein. Also der Hopfen spielt dort eine sehr bedeutende Rolle, deswegen haben wir ihn auch sehr bewusst ausgewählt und auch sehr bewusst eingesetzt eben in der offenen Gärung, also die Bio-Fermentation, die ich vorher erwähnt habe, und das muss natürlich, sollte das Bier dann, wenn man sagt, okay ein bayerischer Joint, Festival, Sommer, immer irgendwas Leichtes sein. Ich habe das Bier letztes Mal jemanden in die Hand gedrückt bei einer Grillparty bei über 30 Grad, also das war einer dieser heißesten Tage diesen Sommer, wo es so extrem heiß war, da habe ich das Bier jemandem, im Juni war das irgendwann, habe ich das jemandem in die Hand gedrückt und habe gesagt, jetzt trinkt das mal und dann hat er getrunken, dann habe ich gesagt, und, was sagst du? Da sagt er, super. Und da sage ich, das Bier ist genau für den Tag heute gemacht, also genau für so einen Tag haben wir uns das Bier ausgedacht. Das schmeckt wirklich am besten, wenn es brutal heiß ist, wenn man den Grill gerade anschürt, so als erstes Bier. Es ist irgendwo ein Weissbier, aber es lässt sich trinken wie ein Helles, es ist ein bisschen gehopft wie ein Pale Ale, also es ist sehr, sehr viel in einem und es hat diese Geschichte des bayerischen Joints dahinter. Und, ja, ich glaube, wenn man das jetzt gehört hat, sollte man es mal probieren und wirklich, meine Empfehlung, nicht im Winter bei minus 5 Grad, sondern im Sommer, wenn wirklich mal die Sonne knallt, dann mal so ein LOVEBEER einschenken und dann weiß man, was wir damit gemeint haben.

Markus: Für mich ist es so ein bisschen beides, also auf der einen Seite ist es ein ganz anderes Bier, als man es von euch erwarten würde oder zumindest damals erwartet hätte, auf der anderen Seite steht es aber auch ganz viel in der Tradition, eben gerade mit dem Hopfen, mit dem Hopfen stopfen und da eben auch mal neue kreative Wege zu begehen, das gibt es ja bei euch im Weissbiersortiment auch, also insofern finde ich das wirklich beides spannend. Also mir macht es auch, also gerade im Sommer, immer wieder eine schöne Freude und gerade die Geschichte mit LaBrassBanda ist natürlich super witzig dahinter. Aber ihr musstet jetzt nicht alle erst mal mit der Belegschaft irgendwo hin und einen Joint rauchen, um das Feeling kennenzulernen?

Josef: Nee, aber es ist tatsächlich so, dass das sind immer sehr spektakuläre Geschäftsmeetings bei unserem Geschäftsführer in der Küche, da kommt dann die LaBrassBanda und da war der Hans-Peter und es wurde ausgiebig diskutiert und das endete dann irgendwann, glaube ich, um halb vier nachts, also es ist dann schon immer sehr amüsant. Und es gibt schon einige Vertreter der Brauerei, die dann sehr lange dort mitdiskutieren und mittrinken müssen, also nicht jeder in der Brauerei, aber einige trifft es dann schon, die kommen da intensiv ran.

Markus: Es kann schon ein anstrengender Job sein, genau, ja spannend. Und ein anderes Bier, was ja sehr ikonisch für euch ist und wo wir neulich erst damit zu tun hatten, weil wir hatten ja den Lieblingsbierwettbewerb, wo die Hopfenweise ja auch sehr, sehr, sehr gut abgeschnitten hat und das, finde ich, war ja für mich, ich glaube, ich habe es damals auch erzählt, für mich so ein Bier, wo ich selber erlebt habe, wie eben sich auch in der deutschen Brauerszene damals was verändert hat, weil da ein Bier plötzlich hier ins Land kam oder aus dem Land kam, wie auch immer man das sieht, das so anders war, dass die meisten Braumeister erst mal ein paar Minuten gebraucht haben, um zu verstehen, was das überhaupt ist. Und es ist für mich immer noch ein absolut faszinierendes Bier, ich finde es Wahnsinn, wie der Saphir-Hopfen das prägt und wie trotzdem flexibel und wandelbar das ist, je nachdem auch, wie alt es ist, verändert es sein Aroma, seinen Geschmack, also ein ganz großartiges Bier, aber natürlich auch ein Bier mit einer riesen Geschichte. Wie ist das, wenn man so eins der ikonischsten deutschen Biere anpackt, hat man da auch ein bisschen Respekt oder sagt man, nee, jetzt räume ich da mal ein bisschen auf und mache es mal ein bisschen modern?

Josef: Also da, glaube ich, da muss man auch vorsichtig sein, dass man da nicht zu viel anpackt. Also wir diskutieren da auch natürlich, weil der Hopfen ist nicht einfach im Anbau und der Klimawandel kommt immer schneller und auch die Hopfenbauern, mit denen sind wir eng im Austausch. Da sind einige auch schon aus dem Saphir-Anbau ausgestiegen. Deswegen haben wir mehrere Strategien, das eine ist mal Menge sichern, dass wir halt über Verträge mit Hopfenbauern uns ein paar Hopfenbauern sichern, die uns die Stange halten. Und auf der anderen Seite, ich möchte halt da auch nicht so viel ändern an dem Bier, das ist tatsächlich eine Ikone, ich habe es auch früher, bevor ich bei Schneider war immer, wenn mich irgendwer gefragt hat, kannst du ein besonderes Bier empfehlen, habe ich gesagt, trinke mal die Hopfenweisse, das ist was ganz Besonderes. Und es ist tatsächlich so, wenn man das erste Mal trinkt, da ist man total überrascht, was das überhaupt für eine Geschmacksexplosion ist und man kann diese Geschmacksaromen gar nicht einordnen, wo die jetzt herkommen. Es wird ja oft als tropisch fruchtig beschrieben, auf der anderen Seite ist es ja brutal hopfig und auch herb, aber alles irgendwie ausbalanciert. Und das ist halt dieses faszinierende Zusammenspiel, wir haben ja überall eine Flaschengärung mit der aktiven Hefe in Verbindung mit dem Hopfen, mit viel Stammwürze, also da passiert ja so viel auch brautechnologisch und dann hat es auch noch diese Geschichte, diese Kooperation mit der Brooklyn Brewery von damals und man hat dann wirklich einfach versucht, zwei Bierstiele zu fusionieren, also ein IPA und den Weizendoppelbock von einer bayerischen Weissbierbrauerei und das Resultat ist einfach wirklich bisher, glaube ich, unerreicht. Und das Geheimnis liegt eigentlich an dieser Einfachheit und Authentizität, es ist halt einfach ein Weizendoppelbock mit Flaschengärung und der ist ganz, ganz traditionell gestopft, also wirklich Hopfen oben rein in den Tank, dann warten und unten wieder halt abschießen lassen und dann Flaschengärung. Also das ist, da ist keine aufwendige Hopfentechnik oder sonst was, einfach Zeit, ein guter Hopfen, also gute Zutaten und eine gute Hefe und eine Flaschengärung und dann wird daraus eine Bombe. Also das ist wirklich, da gibt es nicht viel zu ändern an dem Bier.

Markus: Nee, absolut. Und nur noch mal kurz vom Bild her, also das heißt, ihr gebt oben den Hopfen rein, dann fällt er da so drauf und dann macht man wieder zu und dann wartet man ein paar Tage und dann macht man unten auf und in der Zeit ist der dann praktisch einmal so durch oder wird da zwischendurch umgerührt oder wie läuft das?

Josef: Wenn alles gut geht, ist er dann unten durch. Es ist natürlich, gäbe es effizientere Verfahren, also dass man weniger Hopfen braucht, wenn man das umpumpt und sonst was und man hat auch ein bisschen was ausprobiert, aber das Geschmacksresultat war nie so gut und deswegen hat man es nie geändert, also es liegt wirklich am Geschmack.

Markus: Naja und wahrscheinlich eben auch die Kontaktzeit und die aktive Hefe, die sich dann in dieser Zeit auch mit dem Hopfen beschäftigen kann. Also, ja, ich kann auch noch sagen, also da trifft so ein Satz zu, oft kopiert, nie erreicht. Also ich habe schon ganz viele Hopfenweisse-Klone irgendwo in der Welt, auch in Deutschland getrunken, aber es kommt nie dahin und das finde ich schon faszinierend. Und, was ich auch faszinierend finde ist, dass es eben immer noch läuft und immer noch diesen Stellenwert hat, obwohl es so ein besonderes Bier ist. Und das fand ich eben auch interessant bei unserem Lieblingsbierwettbewerb, das ist der Wettbewerb der Deutschen Konsumenten Organisation, die machen da jedes Jahr einen Bierwettbewerb, wo am Ende dann sechs Biere im Finale stehen und die Brauer auch live dabei sind, wenn dann die Entscheidung fällt und da war ich wirklich auch sehr, sehr positiv überrascht, dass auch in der heutigen Zeit dieses Bier noch einen Wettbewerb gewinnen kann und die Leute da total begeistert sind und eben diese Komplexität auch verstehen und lieben lernen. Wie hast du dich da gefühlt an dem Abend?

Josef: Also ich muss ja dazu sagen, ich war an dem Abend sehr, sehr krank, ich hoffe, man hat es nicht zu sehr gemerkt, das war wirklich eine der anstrengendsten Wochen, die ich hinter mir hatte, aber ich habe mich natürlich mega gefreut. Also ich habe es ja auch an dem Abend erwähnt, für uns sind diese Auszeichnungen nicht selbstverständlich und ich bin jetzt auch erst seit vier Jahren hier, ich gebe dieses Lob auch immer an meine Brauer weiter, ich sage, das sind eure Medaillen und eure Preise und die sind nicht selbstverständlich. Als ich 2013 angefangen habe, war ich mal auf einer Messe und dann habe ich gesehen, dass eine Brauerei aus Belgien irgendwie vier Goldmedaillen beim Beer Star gewonnen hat und ich habe mir gedacht, das ist ja unmöglich, in der Blindverkostung vier Biere einzusenden und die alle kriegen Gold, also wie gut muss die Brauerei sein. Und dann fange ich beim Schneider an und im ersten Jahr gewinnen wir dreimal Gold und im nächsten Jahr dreimal Gold und einmal Bronze und dann wieder Gold und wieder drei Medaillen. Und ich habe denen auch gesagt, es ist nicht selbstverständlich, dass ihr so konstant so gute Biere braut. Und mich freut jede Auszeichnung, weil diese Leidenschaft und dieses, wirklich, das ist ja manchmal, es hört sich von außen immer so romantisch an, aber es ist ja oft auch einfach ein frustrierender Job, wenn man sich den Markt mal anschaut und die Preise, die wir in den Supermärkten haben und sonst was, wir haben ja wirklich 1.000 Probleme und gesetzliche Auflagen und kaputte Maschinen und dann Mitarbeiter, die nicht zur Arbeit kommen und so weiter, es ist ja manchmal ein kompletter Wahnsinn. Aber am Ende, wenn man dann nach Hause geht und dann sieht man, okay, jemand honoriert das und findet das cool, was du machst und kriegst dann auch noch einen Preis dafür und dann so konstant immer wieder vorne mit dabei zu sein, das macht einen dann schon stolz. Und das gibt einen auch unglaublich viel Energie, dann am Montag wieder zu kommen und sagen, so jetzt machen wir wieder was besser und machen es noch mal und schauen, wo wir noch mal was besser machen können. Also das ist einfach eine riesen Bestätigung für uns und für das Team und wir freuen uns da immer mega drüber. Also das ist, egal wie klein der Preis auch sein mag, wenn jemand sagt, hey, euere Bier ist super, das ist ja auch schon ein Lob, ist ja auch ein Preis und finde ich cool.

Markus: Ja und auch in dem Fall kam es ja auch aus der Konsumentenecke, weil es der einzige Wettbewerb ist, wo eben nicht die Brauerei das Bier einreicht, sondern eben Leute das Bier einreichen, die es gut finden und dann muss es ja auch erst mal durch die zwei Vorrunden durch, also insofern, nee, also auch da noch mal Gratulation. Und man hat es dir auch nicht so angemerkt, also man hat gemerkt, dass du schon angestrengt warst, klar, aber nicht, dass du so krank warst und vor allem hat man die Freude gemerkt, das fand ich total schön.

Josef: Guter Schauspieler, guter Schauspieler.

Markus: Ja, wenn wir noch ein bisschen kurz in die Zukunft schauen, also du erlebst ja jetzt gerade auch wieder den Wechsel beziehungsweise ist ja gerade erfolgt von Georg VI auf VII, ja, ist das für so eine Brauerei wie Schneider dann tatsächlich ein großer Schritt, wenn da ein neuer Georg sozusagen kommt und gibt es da für euch jetzt auch Sachen, wo ihr sagt, da wollt ihr jetzt hier oder da in der Zukunft bestimmte Sachen neu andenken oder ändern oder einführen oder sowas?

Josef: Also es ist natürlich ein riesen Schritt, wenn ein junger Inhaber ins Unternehmen kommt, das ist ja heute auch nicht mehr selbstverständlich, dass überhaupt jemand sich das antut, in Deutschland ein Unternehmen weiterzuführen, es ist wirklich auch schwierig. Wer die Tagesschau mal am Abend irgendwie sich anschaut, der wird ja fast depressiv. Also es ist ein Zeichen auf jeden Fall, dass ein Junger kommt und sagt, wir machen weiter, also das ist für alle in der Brauerei natürlich der Wahnsinn, es geht weiter und es wird vielleicht mal einen Georg VIII geben. Im Moment gibt es einen weiblichen Nachwuchs, wer weiß, vielleicht haben wir mal einen weiblichen Chef, aber es geht auf jeden Fall weiter.

Markus: Wie heißt die dann, Georgina oder so?

Josef: Die heißt tatsächlich Josefine, also fast wie der Braumeister. Nee, es ist ein Umbruch, man merkt es natürlich und muss auch, ein junger Inhaber muss immer mit neuer Energie und mit neuen Themen kommen. Und die Zeit verlangt halt auch einfach, dass wir uns mit neuen Themen beschäftigen und da geht es viel um Klimatransformation, also Klimaneutralität und Energietransformation, um neue Produkte, um mehr Flexibilität, aber ohne halt am Ende das zu verlieren, was wir sind und wir sind halt eine authentische mittelständische Weissbierbrauerei im Familienbesitz und wir werden jetzt nicht morgen Coca-Cola machen, aber wir müssen uns halt mit neuen Produkten auseinandersetzen und so weiter. Und das ist eine schöne Findungsphase, wer sind wir und wo wollen wir hin und es ist jetzt gerade sich so am Einschleifen, aber es ist eine spannende Zeit, also auf jeden Fall, für alle Beteiligten.

Markus: Da schließt sich ja auch so ein bisschen der Kreis, weil wir ja mit Spanien quasi angefangen haben und ich ja schon erwähnt habe, dass dort aktuell mit 14 oder 15 Prozent das alkoholfreie Bier den größten Marktanteil in ganz Europa hat, immer noch Tendenz stark steigend. In Deutschland sind wir, glaube ich, zurzeit so bei 10 Prozent. Das Weissbier ist ja eigentlich ein Protagonist dieser ganzen alkoholfreien Ecke, dafür allerdings dann auch, sagen wir, eine etwas ältere Idee, Weissbier eben alkoholfrei zu machen. Seid ihr an dem Thema dann auch verstärkt dran und gibt es da vielleicht so neue Entwicklungen, also sage ich mal, zum Beispiel hat ja Einbecker jetzt den Null Bock rausgebracht, also ein alkoholfreies Bockbier, könnte man sich eine alkoholfreie Hopfenweise vorstellen, keine Ahnung.

Josef: Also lustigerweise, ich habe so ein Ideenbuch, wo ich immer alles reinschreibe, wenn mir mal irgendein Schmarrn in den Kopf kommt und ich den nicht vergessen will und da steht drin, Hopfenweisse entalkoholisieren. Es ist schon so, wir beschäftigen uns mit dem Thema, also erstens mit den Möglichkeiten, die wir halt jetzt schon haben, also wir haben ja eine Entalkoholisierungsanlage und wir machen ja schon ein Alkoholfreies und da haben wir uns natürlich auch jetzt die letzten Wochen und Monate auch unterhalten, ja, wir könnten auch mal was anderes drüber jagen, über diese Anlage, mal probieren, was passiert. Auf der anderen Seite arbeiten wir auch mit anderen Technologien, die es gibt. Wir verkosten auch sehr viele Biere von Mitbewerbern und reden da sehr viel drüber. Es ist halt immer schwierig, ich habe ja BWL studiert, also deswegen, vorher kam halt das Stichwort, ja, du hast ja schon viel gelernt, was du dann auch nutzen kannst und bei jeder Idee muss man sich natürlich auch die Frage stellen, da muss man ja oft auch investieren, kommt das Geld am Ende zurück und wie viel ist das Potenzial. Und es ist halt so, es ist im Moment 10 Prozent vom Markt, also 90 Prozent sind noch Biere mit Alkohol und es wird kommen, also man muss auf jeden Fall da immer auf der Lauer liegen und sich damit beschäftigen, aber wir werden jetzt morgen nicht für 5 Millionen irgendwo investieren in eine riesen große Fertigung für neue alkoholfreie Biere, ich glaube, dafür ist der Markt noch zu unberechenbar. Aber, wir haben sehr viele Themen in dem Bereich auf dem  Tisch und sehr viele Ideen und da wird bestimmt die nächsten Jahre noch was kommen.

Markus: Ja, da bin ich auf jeden Fall gespannt. Letzte Frage noch, kann das dann auch in ein nichtalkoholisches Getränk, was vielleicht gar nicht so als Bier sofort zu identifizieren ist, überführen oder ist man da noch ein bisschen vorsichtig?

Josef: Also auch diese Diskussionen habe ich schon geführt und wir haben uns auch damit schon beschäftigt, wie man sowas dann deklarieren würde und so weiter, also wir denken wirklich in Getränken, in Bier natürlich primär, aber es gibt ja keine Tabus, es sollte halt immer zu uns passen und natürlich muss es wirtschaftlich dann am Ende umzusetzen sein, aber der alkoholfreie Markt ist toll. Und gerade in Spanien, ich trinke da eigentlich sehr viel alkoholfrei, das hat den Grund, die schmecken alle toll und s hat eine ganz einfache Begründung, die haben kein Reinheitsgebot und die haben oft Aromen drin müssen, die schmecken wirklich fantastisch. Und da müssen wir uns wirklich halt noch rantasten, weil wir müssen es halt mit dem Reinheitsgebot genauso gut hinbekommen und da tut sich auch sehr viel und da wird sich auch sehr viel ändern und ich bin da guter Dinge, dass wir sehr viele sehr tolle interessante alkoholfreie Biere am Markt haben werden die nächsten Jahre.

Markus: Also da freue ich mich auf jeden Fall schon mal drauf und ich habe jetzt auch wirklich absolut die Überzeugung weiterhin, dass mit dir da der richtige Mann an der richtigen Stelle ist und zur richtigen Zeit. Also da freue ich mich auf weitere tolle Begegnungen in der Zukunft, sage dir auf jeden Fall schon mal vielen Dank für deine Zeit, für die Infos, für deine Offenheit und für deine Arbeit ganz von meiner Seite als Biertrinker und wünsche dir heute noch mal einen wunderschönen Tag.

Josef: Gleichfalls und vielen Dank, war sehr interessant.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 153 – Interview mit Georg Tscheuschner, Gründer und Braumeister von Schorschbräu, Gunzenhausen

In dieser besonderen Live-Folge nehme ich euch mit hinter die Kulissen einer Erfolgsgeschichte, die mit einer Portion Sturheit, fränkischem Humor und viel Innovation begann. Im Gespräch mit Schorsch, dem Macher der legendären Schorschbräu, beleuchten wir den Weg vom ersten Sud bis zum stärksten Bier der Welt – inklusive aller Höhen, Tiefen und überraschenden Wendungen. Ihr erfahrt, wie aus Experimenten echte Rekorde werden, warum Authentizität wichtiger ist als Marketing-Gags und welche Philosophie hinter der Kunst des Bierbrauens steckt. Gemeinsam tauchen wir ein in die Welt extremer Biere, den Wettstreit mit BrewDog und die Herausforderungen, die ein Leben für den Geschmack mit sich bringt. Freut euch auf ehrliche Einblicke, spannende Anekdoten und die Antwort auf die Frage: Was kommt nach dem stärksten Bier der Welt?

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder eine Live-Folge und für mich eine ganz, ganz besondere, weil es eine ist, die wir schon seit Jahren planen, vielleicht sogar seit über 10 Jahren, obwohl es da den BierTalk noch gar nicht gab. Ich bin nämlich in Gunzenhausen beim dem Schorsch, der Schorschbräu macht, der ganz starke Biere macht, Weltmeisterbiere macht auf ihre Art. Und wir kennen uns schon lange, aber haben eben noch nie Gelegenheit gehabt, den Podcast zu machen und heute ist es soweit. Ich bin ganz stolz und ganz froh, hier sein zu dürfen, und vielleicht, George, sagst du ein paar Worte zu dir selber.

Schorsch: Ja, grüße euch, ja mei, ich bin der Schorsch. Ich habe irgendwann Mal beschlossen, nicht Lehrer zu werden und auch keine Karriere bei der Sportbundeswehr zu machen, sondern mich auf die dunkle Seite der Macht zustellen und habe dann Brauwesen studiert. Ich habe dann nach kurzem monetären Erholungsphase bei Coca-Cola, ich war jung und brauchte das Geld, habe ich mich dann selbstständig gemacht, habe eine kleine Brauerei gebaut. Und weil ich in Weihenstephan war und alle dort so komisch gesprochen haben, war ich also nicht der Georg aus Franken, sondern der Schorsch und dann machst du also keine, was-weiß-ich-was-Brauerei auf, sondern du machst halt eine Schorschbräu. Also keep it simple zieht sich bei mir ja durch alles so ein bisschen durch, es ist nicht riesen Storys, sondern es ist einfach machen und vielleicht mit Ergebnissen dann zu glänzen und nicht mit over doing.

Markus: Ja und ich denke, auch wirklich spannend, weil du eben aus eigener Kraft, mit eigener Innovation, mit viel, viel Liebe zum Detail und mit Durchsetzungswillen und Kraft und Vermögen es ja wirklich geschafft hast, eine Marke aus hier deinem Bier und eben dem Schorschbräu zu machen. Und vielleicht mal, bevor wir tiefer einsteigen, wo sind wir den jetzt? Also es geht darum, es geht um ausgefrorene Biere, Eisbock im landläufigen Jargon und da gab es lange Zeit so ein Wettrennen, wer schafft am besten %, ohne Alkohol zuzukippen, was ja manche gemacht haben. Und, ja, du hattest mittlerweile, glaube ich, über 70 % oder an die 70 % erreicht?

Schorsch: Nee.

Markus: Nee, okay.

Schorsch: Also offiziell habe ich 57, 7 beziehungsweise mit BrewDog dann dieses strang-4-numbers, während Corona hatten wir 57,8. Inoffiziell geht das Ganze noch höher, aber, ich glaube, dass der Spruch bei meinem Stärksten, der ja nach wie vor der Stärkste ist, also einfach der Schorschbock, 57. Und da haben wir ja auch den Spruch, dass das Ende das Werk krönt. Finis Coronat opus, das heißt, das ganze Werk wird wahrscheinlich erst wertvoll, wenn man damit aufgehört hat. Das heißt nicht, dass man mich postum irgendwo ehren soll, aber es muss auch mal gut sein. Also die Suche hat ja damals ein Ende gehabt oder hätte ein Ende gehabt mit BrewDog, die gesagt haben, das ist jetzt der letzte Sud, den sie machen. Wie hieß denn der?

Markus: End of History?

Schorsch: End of History, genau. Und dann habe ich also beim London BBC Live-Interview gesagt, ain´t over till my work ist erst vorbei, wenn der Schorsch sagt, dass es vorbei ist. Und so eine gewisse Resilienz gegen Conta, das hat sich ja aufgestaut damals und dann haben wir uns also gegenseitig überboten mit noch stärkerem Delta, also Unterschieden, ich 31, die 32 mit dem Tactical Nuclear Penguin. Also diese Kriegsnomenklatur mit Sink the Bismarck! oder was, die liegt mir nicht so, deswegen spreche ich mehr von Boxkampf. Und diese Leberharten dann mit 40 % von mir haben sie also nur mit einem leichten Kinntuscher 41 gekontert. Dann kamen von mir 43 und dann haben sie also gemeint, mit so einem richtigen halben Knockout mit HM 50 können sie mich also beeindrucken und da musst du also, wie habe ich gesagt, aus dem See der Tränen wieder aufstehen, also gewisse Resilienz, und typisch Fränkisches, das macht mir doch nichts, musst du halt dann wieder aufstehen und weitermachen, Krönchen richten, Mund abputzen. Und dann kam es also zu den 57 und zu der Aussage, es ist erst vorbei, wenn ich sage und dann haben sie es eingesehen, dass also mit Dudelsack und Schottenrock nichts zu wollen ist.

Markus: Absolut, ja, also super spannend. Die Geschichte, für all die, die das vielleicht jetzt gerade nicht im Hinterkopf haben oder vielleicht noch nie davon gehört haben, es war eben ein langes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen BrewDog und Schorschbräu, wer denn das stärkste Bier der Welt macht und da ging es eben immer wieder hin und her. Vielleicht kommen wir da auch gleich noch ein bisschen dazu, weil mich auch interessieren würde, wie du persönlich in der Zeit damit umgegangen bist. Das ist ja doch nicht so einfach, wenn man da immer wieder diese, ja, Konkurrenzsituation hat mit teilweise eben auch unter der Gürtellinie Schläge von der anderen Seite, zumindest so, wie sie es vermarket haben, aber da können wir dann noch ein bisschen draufkommen. Du hast ja jetzt gerade erst oder andersrum gesagt, wir sind ja jetzt hier in einer richtigen gestandenen Brauerei, eine Halle, die du extra dafür gebaut hast. Unser letztes persönliches Treffen war noch in deiner alten Brauerei sozusagen. Vielleicht, wenn wir da noch mal kurz zurückgehen so, weil du gesagt hast, du hast am Anfang überlegt, was anderes zu machen, ab wann hast du denn für dich gedacht, nee, Bier ist so das, wo ich mein Leben drum bauen möchte?

Schorsch: Ja, es gab einen Schlüsselpunkt, das war also dieses ominöse, wir schauen mal in das Buch rein, was man studieren kann in der Gymnasiumaula. Und auf einmal, die Story ist als tatsächlich so, schreit also der Stahl-Gregor, ej, da kann man Saufen studieren. Und ich sage, wie, wo? Ja, Seite soundso. Ich blättere, blättere, Diplom-Braumeister oder Diplom-Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan und da sage ich, hej, super, da fahren wir hin. Und das hat also sehr schnell meine Pläne, ich hatte dann Sportleistungskurs und Chemie und das hat dann meine Pläne sehr schnell durchkreuzt, weil ich habe mir dann gedacht, nee, also du gehst nicht gern in die Schule, dann musst du studieren und musst dein Leben lang zurück in die Schule, das willst du nicht. Und dann kam noch die Möglichkeit zur Sportkompanie nach Sonthofen gehen zu können, da hätte ich mich aber für 12 Jahre verpflichten müssen. Und meine Obrigkeitshörigkeit ist, glaube ich, nicht sonderlich groß ausgeprägt. das hat man in dem einen Jahr Wehrdienst auch gemerkt, also ich bin an etlichen Disis und Sonstigem vorbeigerauscht, weil ich manchmal einfach lachen musste. Und, ja, hast du aber machen müssen, weil Zivildienst 18 Monate damals war, Bundeswehr 15, dann wurde das runtergemacht, aber in der Zeit war es klar, wenn du Zivi machst, brauchst du noch mal ein Jahr länger, kannst du zum Herbst erst anfangen. Und dass ich das nicht machen will, mich 12 Jahre zu verpflichten, da wäre ich jetzt schon irgendwie pensioniert oder würde die letzten 2 Jahre, ich respektiere das alles, will das nicht bewerten, aber für mich war es eben nichts. Und dann kam eben dieses Ding, dann habe ich eben gesagt, Mensch, da interessiere ich mich sowieso für Bier, ich war ja also schon immer eifriger Student der Wirtschaftswissenschaften, also ich war mehr in der Kneipe als daheim und dann noch zusätzlich mal hier ein bisschen Bier gebraut und, und, und, dann ein bisschen Praktikum gemacht, mal reingeschnuppert, also das Klassische vom Hobby zum Beruf dann. Damals natürlich nicht so ausgeprägt, da hast halt irgend so einen Einmachtopf gehabt. Da war das alles noch nicht so, dass du das ganze Brauequipment und die Hefe oder sonst was, du bist halt zu irgendeiner Brauerei gegangen und hast gesagt, hast du mal und dann hast du was gemacht. Was am Anfang auch gar nicht so fürchterlich verzehrbar war, also einmal sauer, einmal sonst was, einmal zu lang stehen lassen und so und dann fängst du halt an zu lesen, woran liegt das. Aber das ist learning by doing und das ist ja auch immer, diese Erfahrung ist auch gut gewesen für das, was ich jetzt mache oder immer noch mache, manche Sachen kannst du weder studieren noch sonst was, du kannst das Grundwissen haben und die anderen Sachen musst du dir dann erschließen beziehungsweise manche Sachen laufen genau gegen das Schulwissen. Das ist ja das Spannende, das dann rauszufinden eigentlich auch irgendwo und zu sagen, hah, da sind ein paar Schlüssellöcher, durch die muss man durch und wenn man das mit Schulwissen macht, dann geht es in die Hose.

Markus: Und einen familiären Hintergrund irgendwie im Bereich Gastronomie hast du nicht?

Schorsch: Nein, mein Vater war Schreiner, hat mir dann auch bei der Brauerei sehr geholfen. Der erste Satz war, als ich gesagt habe, ich will eine Brauerei bauen, und mein Vater war keiner der großen oder lauten Worte, dann hat er gesagt, na, jetzt spinnt er, und das war also dann schon das Maximale, was ihm da entfleucht ist, jetzt spinnt er, und in dieser ruhigen Art war das dann auch dementsprechend wirkungsvoll. Und dann habe ich gesagt, nee, ich baue eine Brauerei. Und da hat er gesagt, ah und hin und her und Sicherheit und sonst was. Also mein Vater war ja noch im Krieg und die waren ja alle auf, bauen wir ein Haus und machen wir, ne, diese Ängste oder angstbehaftete Generation. Und ich durfte halt ohne diese ganzen, natürlich nicht mit großem Reichtum gesegnet, aber mit Enthusiasmus und auch konfliktfrei aufwachsen und von dem her war ich da schon frei im Kopf und war da also nicht irgendwo negativ konditioniert und habe halt einfach gesagt, hoppla, jetzt komme ich.

Markus: Kannst du dich erinnern, als dein Vater das erste Mal ein Bier getrunken hat, das du gemacht hast, wie das war?

Schorsch: Ja, es war ja dann Eröffnung beziehungsweise vor der Eröffnung und dann haben wir also ein bisschen am Tank gezwickelt. Mein Vater war kein Biertrinker oder generell kein Alkoholtrinker und dann hat er also den wiederum fürchterlich bedeutenden Satz gesagt, naja, das kann man ihn schon machen lassen.

Markus: Mehr Lob geht eigentlich nicht, oder?

Schorsch: Ja, das waren für seine Verhältnisse schon Jubelschreie, man musste es nur richtig interpretieren. Also da habe ich einfach so ein bisschen die Ruhe von ihm, von dieser Seite und von der mütterlichen Seite so ein bisschen diese Sturheit und das Durchgehen und das kann ja nicht sein. Also auch, wenn im Zwischenzeugnis immer gestanden ist, dem Schüler wird ein Übertritt ins Berufsleben angeraten, das war eigentlich die letztendliche Motivation, dann doch noch in Latein oder in Physik einen Vierer zu schreiben oder einen Dreier zu schreiben, dass du den Vierer noch kriegst. Das war für mich immer ….

Markus:  Ging mir ein bisschen auch so, ja.

Schorsch: Der Physik-Vertretungslehrer und der sagt, nee, Herr Teuschner, von Ihnen ist nicht viel zu erwarten und dann in der Ex eine 1 mit Stern. Und das Gesicht dann zu sehen, als der Lehrer Rosenzweig mir, das vergesse ich nie, mir diese Ex rausgegeben hat und mein Blick so nach dem Motto, da hast du dich aber getäuscht.  Und er hat dann gesagt, naja, in dem Teuschner, da habe ich mich wohl ein bisschen getäuscht, der kann schon, wenn er will. Und die sich Spannung und die Motivation so ein bisschen aufrechterhalten, da kommen natürlich solche Sachen wie das Stärkste oder sonstige Sachen, Eskalationen, kommt mir natürlich zugute. Ich habe ja jetzt den Nachfolger von dem großen Eichenfass, 6.000 Liter FAT SCHORSCH, das war ja ein Crowdfunding, haben ja ganz viele mitgemacht. Und jetzt ist es belegt schon wieder mit 6 Suden, 18 Hektoliter, also wieder 6.000 Litern, mit einem Bier mit 36,5 Stammwürzen im Durchschnitt. Also, ja, sozusagen Sudhaus-Eskalation.

Markus: Sozusagen, ja. Also wir sitzen ja davor im Moment. Also auch wiederum für euch da draußen, ihr habt ja wahrscheinlich jetzt gar nicht die Vorstellung, wo wir eigentlich sitzen, wir sitzen direkt vor diesem riesengroßen Holzfass und es lächelt uns ein bisschen an, muss ich sagen, ich bin mal gespannt, ob wir vielleicht nachher mal einen Schluck davon nehmen, probieren können, wie auch immer. Vielleicht ganz kurz, weil du es gerade gesagt hast, wenn du von 36 % Stammwürze sprichst, da würden ja viele sagen, wie kriege ich sowas überhaupt geläutert? War das mal eine Herausforderung? Hast du da deine eigenen Wege gefunden oder gibt es Technologien, was sowie geht?

Schorsch: Also am Anfang hätte ich nicht so viel darüber gesprochen und hätte gesagt in typisch fränkischer Zurückhaltung, das geht dich einen Scheißdreck an, jetzt bin ich schon ein bisschen offener. Bei mir ist eigentlich alles klassisch, also da gibt es verschiedene Läutermethoden, da gibt es verschiedene Läuterbleche. Ich habe einfach einen ganz klassischen Läuterbottich und habe einfach zu meinem Sudhausbauer gesagt, mach mir die Wellen ein bisschen dicker und mach mir Dings. Mittlerweile habe ich mir so eine Art Dünnschichtverdampfung noch gebaut, damit wir beim Kochen dann ein bisschen produktschonender sind, also die Kochbelastung nicht so hoch ist, und dann kannst du mit der Auswahl der Malze und sonst was, kannst du schon viel beeinflussen. Also der sollte jetzt nicht zu weit durchgären, da sollte ja der Alkohol nicht im Vordergrund stehen. Der hat jetzt knappe 16 % Alkohol, würde ich jetzt mal schätzen. Die letzte Messung im Februar war 15,3. Da geht es aber relativ langsam, das heißt, jetzt müssen sich dann erst die alkoholtoleranten Hefen wieder durchsetzen. Wie beim Amarone ist das ein bisschen, ein Recioto Amarone oder wie das heißt, also dieses Fass, das Geheimnis. Das ist so eine Zweitgärung dann, aber ich habe von den Malzen her das Ganze so ein bisschen schon runter gepuffert mit karamellisierten Malzen, damit der Endvergärungsgrad nicht so hoch wird, weil die eine Schiene sind die sehr hochalkoholischen Biere, was ja auch ein Schutz ist, was ja auch Aromageber ist. Und mit den Jahren nach Schorschbock hier, Schorschbock da, nach Eisbock- weiß-was-ich-was, und da hat die ganze Craft-Bewegung auch viel Gutes bewirkt, habe ich also dann mit Spezialmalzen mehr und mehr gearbeitet und gesagt, beim Rubin sollen also die roten Früchte, beim Stout dieses Espresso, Kaffee und sonst was. Dann haben wir einen Sud gemacht, die Mördertinte, jetzt mit 33 % echten Röstmalzen. Also das ist Eskalation eben auf der Aroma- oder auf der Malzseite. Das war jetzt Eskalation auf der Sudhausseite und das andere ist Eskalation bei der Fermentation oder beim Eisbock. Also ich möchte eigentlich überall so ein bisschen, mit Titeln hat das jetzt auch nicht mehr viel zu tun, weil ich bewerbe auch, dass ich sage, ist das stärkste Weißbier der Welt, das stärkste Ding, liegt eigentlich nicht im Vordergrund, sondern Aromen, Erlebnis, wie ist das Ganze harmonisch eingebaut. Wenn ich weiß, ich habe eins mit 33 Dingen, dann geht also jemand, der dunkles Bier nicht mag, da gar nicht ran. Das heißt, du hast also dann diese Espresso-Kaffee-Note, diese leichte Röstsäure hast du drin, dann hast du diese wirklich dunkle Schokolade, 70 % Anteil, wo du schon in der Schokolade diese Säure hast und das findet sich dann auch im Bier. Und das ist dann das Spannende, das also so umzusetzen noch, dass es für die Leute, die es schätzen, genau richtig ist, die anderen sollen es gar nicht probieren, aber von der Möglichkeit her nicht über den Punkt ist. Also da musst du dann fürchterlich, weil, wenn du zum Beispiel so ein normales, ich spreche jetzt mal von dem Sud, wenn du ein normales Red Ale zum Beispiel hast, dann hast du so, ja, 80 bis zu 100 % leichte Rotmalze, also da hast du vielleicht so ein bisschen Melaneutin oder hast das Red X 100 %, wenn du sowas als Imperial machst, wie ich mit dem Rubin, dann hast du nur noch 50% und dann hast du sowas mit so einer Stammwürze, da musst du das wieder runterrechnen, plus x, weil du ja die Auswaschung nicht ganz so hast und mehr im Malz bleibt, also kannst du das ungefähr rausrechnen, wo kommst du dann farblich hin, geschmacklich natürlich dann auch dementsprechend. Du musst halt aufpassen, dass es nicht zu arg weg ist. Wie man zum Beispiel früher gesagt hat, mehr als 7% klassisches Melaneutin-Malz schmeckt nicht mehr, dann hast du dieses melaneutinischen, gerade in einem Bockbier, Einfluss zu stark oder in einem dunklen Bier. Und da muss man auch aufpassen, dass negative Sachen, hier ist es die Maillard-Reaktion dann auch, das Rötliche, dass du es nicht überhandnimmt, wenn du so lange kochst und sowas, da musst du auch ein bisschen runtergehen von dem eigenen Wollen und musst sagen, jetzt müssen wir aber in Drinkability auch ein bisschen gehen. Was steht im Vordergrund, der Hopfen? Nein, also gehen wir in die roten Früchte, gehen wir in die Gärung, gehen wir in die Fasslagerung, dass das harmonisch wird. Ganz spannend, also nicht die Rekordsucht, sondern was gibt es denn sonst noch? Es ist, glaube ich sogar, außer, man würde jetzt ein Woken-Bier brauen, da können wir ja auch noch was dazu dann sagen, sind es so, ja, Eskalationen, aber gebremst.

Markus: Also das heißt, wir sind ja jetzt, also das finde ich auch total spannend, weil wir immer so ein bisschen hin und her springen zwischen den Anfängen sozusagen und dem, wo wir jetzt stehen, und das ist ja auch das Spannende, dass wir eben sagen können, du bist ja jetzt an dem Punkt, wo du ganz viel schon ausprobiert hast, viel Erfahrung hast, viel Wissen hast und eben weißt, an welcher Stellschraube du beim Malz, bei der Hefe, bei allem, beim Brauprozess, bei der Maschinerie drehen musst, um eben in die Richtung zu kommen, die du willst, das wusstest du ja am Anfang so nicht. Also als du angefangen hast, hast du dir die Brauerei gebaut damals, um einfach Bier zu machen oder hattest du schon im Kopf, starkes Bier zu machen?

Schorsch: Nee.

Markus: Oder wie hat sich denn das überhaupt entwickelt, dass du irgendwann gesagt hast, ich mache Pilz und jetzt mache ich eben Eisbock?

Schorsch: Also ich habe hell und dunkel gebraut, ganz klassisch und dann später noch Weizen im Fass. Das war auch gut, weil wir hier mit dem Gutmann-Weizen natürlich den führenden Weißbier-Experten eh schon hatten. Das heißt, es war im Fass noch was zu gewinnen für die Diskothek, dass Weizen sollte trüb bleiben, es sollte gut schmecken. Ich habe dann 15% Dinkelmalz damals schon rein, ganz interessant. Und immer, wenn einer gesagt hat, ja, du hast doch das Fassweizen. Ja, sage ich und da tue ich auch 15% Dinkelmalz rein, dass das so toll und nussig und sowas. Nee, hast du auch normales Fassweizen? Sage ich, ja, habe ich ja auch und dann habe ich das Gleiche halt gebracht. Ja und das läuft gut, das läuft super und hin und her. Und irgendwann habe ich gesagt, ja, das ist das mit dem Dinkel. Wieso, ich wollte doch das nicht. Da sage ich, schenke es halt einfach aus, jetzt hast du doch gesehen, es schmeckt den Leuten. Also es war damals alles schon klassisch, aber schon immer mit dem Touch, machst du was Besonderes rein, wurde aber natürlich komplett nicht gewollt oder sonst was. Dieses Beispiel hat also zeigt, das kann so gut sein, wie es will, äh, was Dinkel oder wie auch immer.

Markus: Und es hieß damals schon Schorschbräu?

Schorsch: Genau, ja.

Markus: Und wann war das, wenn wir jahreszahlmäßig so ein bisschen denken?

Schorsch: 96.

Markus: 96, woah.

Schorsch: Also wir kommen ins 30. Jahr oder wir sind im 30. Jahr so langsam. Und, ja, nach dem Weizen und irgendwann stellst du fest, da sind so viele Brauereien, die hier ins fränkische Seenland, ins Tourismusgebiet wollen und alle unterbieten sich, weil sie alle präsent sein wollen, dass, wenn die Leute heimgehen, das dann auch zu Hause trinken, genauso, wie wir hier mit Verkaufsfläche an Supermärkten erschlagen werden, und dann musst du dir was überlegen. Und da dachte ich mir, also okay, du musst raus aus der Region, dazu musst du etwas machen, was stärker ist, also was sich länger hält, deswegen Richtung Bock und was auch höherwertig ist, deswegen auch so dann andere Flaschen und sowas, damit die Transportkosten dann immer noch bezahlbar sind und jemand in Norddeutschland Interesse an dir hat. Und dann rufe ich also einen Kumpel an in Weihenstephan, der war noch dort, der war Doktorand schon und da sage ich, du, was kann man machen und sowas und ein bisschen so die Hefe und das habe ich vor und sonst was? Ja, sagt er, 10,5 und sowas kriegst du schon und dann schreibst du halt 11 drauf, dann sind alle glücklich und dann hast du also was ganz Starkes. Na, sage ich, nee, das langt mir aber nicht. Und er sagt, also mehr schaffst du nicht. Das Ding war halt, okay, wir machen eine Wette draus. Und ich habe dann die 6 Flaschen Champagner gewonnen, die wir nie getrunken haben, Marc.

Markus: Oh, okay.

Schorsch: Und er weiß hoffentlich, ich schicke ihm dann den Link zum Podcast und dann kann er sich mal überlegen, ob er mir noch was schickt. Und ich habe ewig viele Versuche gehabt und habe mir gedacht, nee, der Marc hat doch recht. Dann hatte ich irgendwann oben im warmen Büro am alten Standort, ich war ja 20 Jahre in Oberasbach, bevor ich hier gebaut habe, also Oberasbach bei Gunzenhausen, und dann habe ich gesagt, ich habe doch da noch irgendwo und da hältst du jetzt einmal die Spindel rein. Und das war nicht besonders tief und die Spindel war plupp weg und war dann auch kaputt, weil die also runtergerauscht ist auf diesen offenen Keg-Boden und dann war die kaputt. Und ich sage, häh, wie jetzt, wer hat denn da Wasser rein oder sonst was? Habe das also zum Messen eingeschickt, das kann man ja nicht selber messen, den Alkoholgehalt, so ein Ding, das schicke ich also nach wie vor in externe Labors, auch um so eine Kontrollinstanz noch dabei zu haben, eine externe, weil du brauchst es ja auch für Behörden und, und, und, und dann sollen die das messen und wenn der sagt, das sind nur 54,3 % Alkohol, dann ist es zu wenig, dann wird es nicht abgefüllt. Naja und dann war eben 13 % Alkohol beim dunklen Ansatz.

Markus: Lagerbier, untergäriges Bier?

Schorsch: Ganz normal, also ganz normales Bier, aber eben stärker eingebraut schon und Dings und natürlich Spezialhefe. Und dann habe ich gesagt, okay, also so, damit kann man sich sehen lassen, dann heißt das Schorsch, nein, den Donnerbock, ich habe das Donnerbock genannt. Und mit Etikett, der Blitz geht also in den Sudkessel, die zwei bayerischen Löwen auf der Seite. Wobei ich immer gern Franke bin, also ich sage heute noch, wenn einer sagt, ach, Sie sind aus Bayern, dann sage ich, nee, ich bin aus Franken. Ja, aber das ist doch in Bayern. Dann sage ich, nee, das ist nicht in Bayern. Also da begehe ich tatsächlich ganz gerne Realitätsflucht und sage, nee, wir sind Franken und wir sind nicht Bayern. Nichts gegen die Bayern, aber wir sind Franken, ne, das ist nochmal am Rande. Und habe also dann so ein schönes Etikett, Donnerbock. Dann kam eine Brauerei und hat gesagt, wir haben damals die Donnerbräu gekauft, zwar zugemacht, aber du verstößt gerade gegen unser Namensrecht. Das war aber, muss man sagen, sehr freundlich, also nicht aggressiv. Und dann habe ich gesagt, na gut, dann machen wir halt alles Schorsch, Schorsch war ja sowieso meine Benutzungsmarke, nennt sich das fachlich. Nun, dann bin ich halt auf Schorsch gegangen, das war im Endeffekt sehr gut. Und den Donnerbock, den haben sie nie gemacht. Also ich hätte damals auch sagen können, ja, nutzt ihr das? Wenn sie es nicht nutzen, kann man sogar eine Löschung beantragen von den Markenrechten, aber das wusste ich alles damals noch nicht. Wollte auch keinen Stress und hab dann alles Schorsch gemacht und so ist es also nach wie vor alles Schorsch. Und das hat sich dann festgeschliffen. Manche haben gesagt, der ist ein bisschen langweilig, gerade mit diesem Wettkampf dann gegen die Schotten. He’s a little bit boring, aber er ist halt glaubwürdig, das war so ein bisschen meins, nicht die Ultra-Stories und die witzigsten und sonst was-Videos, sondern der macht nichts anderes, der ist glaubwürdig und somit konnte ich auch meine Sachen am Markt platzieren, weil also garantiert war, dass ich nicht irgendwelche Destillate dazu mische oder sonst was fake. Die meisten Sachen, bis auf das Kirschbier, sind auch nach dem Reinheitsgebot gebraut. Das ist ja eine Diskussion und ich sage immer, Leute, macht eine Kann-Verordnung draus und keine Muss. In Bayern ist es ja immer noch Muss. Das ist ein bisschen albern, weil eigentlich überall auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, egal welches Bundesland, wird das mittlerweile anders gehandhabt. Und dann, wenn man nicht aufpasst und jemand klagt einmal tatsächlich dagegen, wird dieses ganze vorläufige Biergesetz, muss man das ja streichen, und das wäre dann schade um den Dings. Und das umzuwandeln in ein schönes und tolles und auch authentisches Marketinginstrument, das wäre die Aufgabe eines modernen bayerischen Brauerbundes oder deutschen Brauerbundes, aber da traut sich niemand ran und jeder weiß aber, auf welch tönernen Füßen das alles leider steht. Also da, Bewahrer des Reinheitsgebots, die sich nicht bewegen wollen, sind eigentlich genau das, was sie den anderen Craftlern, die manchmal ein bisschen übers Ziel hinausschießen, vorwerfen. Die sind eigentlich die Totengräber des Reinheitsgebots, weil wenn wirklich mal jemand dagegen vorgeht. Jetzt haben wir bei Hasseröder da eben, dass sie mit Mais dieses Maisbier machen, dann kommt die nächste große Industriebrauerei aus Bayern, sagt, hier, Benachteiligung, wir machen das auch und dann ist es rum. Und dann gibt es vielleicht einen Prozess, dann wird es gestrichen und dann stehen wir also tatsächlich ohne tolle Identifikation da und das ist eigentlich die Gefahr, die ich irgendwo sehe. Ich habe immer gesagt, ich verstoße nicht dagegen, um keinen oder ich konnte dann, ja, Bockbier ohne weitere Bezeichnung, ist untergärig. Und ich habe also meine Hefewirtschaft, dann gab es also einen Prozess und Feststellungsklagen und Sonstiges und ich habe das immer gewonnen und habe aber gesagt, von mir aus öffne ich diese Büchse der Pandora nicht und ich würde es auch nicht aktiv anstoßen wollen, weil es tatsächlich so ist, dass das Reinheitsgebot eigentlich sehr gefährdet ist, aber eben durch die scheinbaren Bewahrer und nicht durch die Neuen, Frischen, die eigentlich einmal kreativ sein wollen. Das ist so ein bisschen gerade die Spannung, die hier ein bisschen im Raum steht und wenn sie noch ein bisschen hinmachen, sehe ich die Gefahr, ich habe schon mehr gesehen, auch bei Craft, habe ich immer gesagt, wo war das Craft-Beer? Ich habe den Meininger auch immer geschrieben, wo geht das alles hin? Und genauso kam es dann, dass die Sachen nicht mehr die wirklichen Craftbeer-Fans angezogen haben, weil die falschen Themen gesetzt wurden, dass es die Zeitschriften nicht mehr gibt, weil die zu stark von der Industrie. Natürlich muss man Umsätze haben, natürlich ist es wichtig, dass auch die anderen dabei sind, die können den Prozess ja auch befruchten, Bitburger, Kraftwerk oder sonst was. Wenn du die nicht hast, dann kommt das ja im Handel oder auch in der Gastronomie nie an von ein paar Verrückte, aber dann muss es doch halt irgendwo so ein bisschen authentisch bleiben. Und da hat man oft überzogen, auch die Etikettenbiere, die irgendwo produziert sind und dann nur irgendwas draufsteht. Und dieses overdoing übers Ziel hinaus sehen wir jetzt, dass Craft so ein bisschen Probleme hat und das wird beim Reinheitsgebot ähnlich kommen, dass irgendwann einmal abgeschafft wird. Was mir natürlich, ich nutze das ja auch als Marketinginstrument fürs Ausland, ich bin dann auch gerne Bavarian Brewery, weil die halt nichts anderes kennen, aber dann musst du dich damit auseinandersetzen, dass man dann mühsam auf die Suche nach einer neuen Regelung gehen muss, die man jetzt, wenn man sie reformieren würde, eben eigentlich schon hat.

Markus: Ich glaube überhaupt, dass viele Brauereien einfach anfangen müssen, umzudenken, was ihr Sortiment, was ihre Grundhaltung zu vielen Dingen angeht. Aber gut, da kommen wir sehr ins Bier-Philosophieren. Vielleicht nochmal zurück zu dir ganz konkret, du hast ja dann mit den stärkeren Bieren angefangen. Gab es da einen Zeitpunkt, wo du gesagt hast, ich höre mit dem hellen und dunklen und Weißbier auf oder hat sich das so durchgeschliffen bis zu einem gewissen Zeitpunkt? Und wann hast du den Hebel sozusagen umgelegt und gesagt, okay, jetzt lege ich los?

Schorsch: 2001 habe ich das erste Mal, war die Schröder-Wahl und dann haben sie also zu Schröder und Ding, hat man dann gesagt, da war ich bei Harald Schmidt dann, zu Ehren von Dieter Bohlen, da haben sie bei dem eingebrochen und seine Schrotflinte, haben wir heute einen Donnerbock. Also da hat der Antrag das dann so ein bisschen aufgegriffen, das war so nach der WM und dann haben sie gesagt, sie machen die Bierthemen ein bisschen weiter. Also bei Potenzpillenwerbung von irgendeinem Schauspieler gab es dann schlappes Sepplbier und sowas. Und dann eben auch Bohlen und seine Schrotflinte Donnerbock, 2001, glaube ich, war das so ein bisschen. Und bis 2004 habe ich dann normales Bier gemacht und dann kam also zunehmend, dass du auf der einen Seite Geld verdient hast und was verkaufen konntest, auf der anderen Seite immer weniger und immer komplizierter. Und dann habe ich dann 2004 gesagt, okay, ich mache den Schnitt, ich produziere nur noch diese starken Biere und gehe also weg von normalem Bier, habe dann meinen letzten Liter Hell verkauft und dann war Schluss. Der Stammtisch hat schon immer ein bisschen mitgesüffelt bei Eisböcken oder sonst was, das waren manchmal so ein bisschen Herausforderungen. Auch ganz interessant, einen Saphir, einen 30 %-iger Eisbock mit Saphir-Stopfen muss nicht immer das Beste sein. Das wird scharf ohne Ende, weil du einfach diese Schafe, das verstärkt sich, also das sollst du nicht glauben. Ich habe relativ kurze Kontaktzeiten gehabt und sehr kalt auch, um da nicht irgendwelche Geister hochzuheben. Und auch wenn du den Eisbock dann weiterverarbeitest mit zu viel Hopfung, ist die Frage. Das Interessante beim Eisbock ist, du kannst sehr schön steuern auch, du frierst nicht nur runter, sondern du kannst sagen, ich fördere zum Beispiel Farbbildung, ich friere runter und gehe dann mit der Temperatur wieder ein bisschen zurück und dann diese Farbpartikel, die ja im Bier sind, die gehen dann wieder in Lösungen mit, die drauf auf dem Kristall sind und gehen dann wieder runter. Du kannst ein Bier immer dunkler frieren, du kannst aber auch ein Bier zu so einen goldenen, hellen frieren, das ist dann praktisch wie Goldfarben, leicht opal und sowas. Also es schaut ganz interessant aus und du denkst dir ja, wo ist denn die Farbe hin, das geht also ratzi fatzi. Und dann kannst du da viel steuern und du kannst bei den Geschmäckern schon steuern, wenn du einen Negativfaktor, der durchs Frieren sich verstärkt, nicht rauskippt, frieren, ausfrieren ist ja auch ein reinigender Prozess. Icerifing, also Eisreifung ist nicht nur, du kannst höhere Alkohole, du kannst sowas loswerden auch zum Beispiel, du kannst Ester loswerden, du kannst auch zum Beispiel Bittere, kannst du fördern, dann kriegst du einen Eisbock, den kannst du nicht mehr saufen, weil der so bitter wird und so rasch, oder du kannst einen Eisbock dazu benutzen, um das zu harmonisieren. Also da hast du fürchterlich viele, wenn man dann die Erfahrung dann hat. Oder du sagst, ich mache jetzt einfach wie alle, mache ich eine Kalthopfung und dann wird das also dermaßen scharf, dass du sagst, sowas mache ich nie wieder und die nächsten 5 Jahre von Kalthopfung die Finger lässt. Aber bei mir ist es auch so, das muss ja in 10 Jahren noch schmecken. Wir haben ja keine Haltbarkeit mehr drauf. Das heißt, mittlerweile schreiben wir auch auf das Etikett so ein bisschen drauf, über die Jahre verändert sich das Ding. Der Techniker in mir muss ja auch ein bisschen dazulernen. Wir sind schon lang weg von eiskalt genießen, da sind auch noch Etiketten unterwegs. Das ist natürlich für einen starken Bock das Schlimmste, was du machen kannst. Aber jetzt ist ja die Kundschaft so weit, dass sie sagt, wir wissen genau, dass sich ein Bier über die Jahre verändert, wie beim Wein. Und wir wissen auch, dass man die Aromen rausschmeckt, wenn es wärmer ist. Das war ja zu den Zeiten, wo ich jetzt rede, vor 10, 15 Jahren war das ja, oder fast schon 20 Jahren, muss man ja sagen, war das ja alles noch nicht so. Keine Haltbarkeit mehr draufschreiben, wenn du irgendeinen Händler hast, der nach X Jahren kommt und sagt, das schmeckt nicht mehr oder sowas. Deswegen lässt du erst mal die Finger von diesen Aromaölen im Hopfen. Beim Blond zum Beispiel habe ich es dann gemacht mit tatsächlich Hallertauer Blond, also diese weißweinige Note mit einer zusätzlichen Sektgärung, weißweinige Note und sowas, da habe ich also diese Frische, diese Säure gefördert wie beim Weißwein. Und da habe ich gesagt, okay, mit Restzucker dementsprechend im Körper, also ein bisschen Cara dazu, damit auch irgendwas den Sauerstoff, den du zwangsläufig mit reinbringst, aufnimmt. Und der hat sich jetzt über die Jahre, es sind noch ein paar Flaschen da, eher verbessert als verschlechtert. Und mein Großes ist immer dieses von früher, diese Käsefüße, wenn sowas dann rumoxidiert, dann kriegst du halt Käsefüße und mit der Erfahrung oder mit den Jahren sagst du, nee, also auch in einem langgereiften Bier bleibt es meistens positiv.

Markus: Da hört man jetzt auch raus, wie viel eben Erfahrungen du damit schon gesammelt hast. Das bedeutet ja auch, also man macht ja bestimmt nicht am Anfang alles immer richtig, dass da schon auch viel Lehrgeld ist, was man da an der Zeit bezahlt. Und vor allem in einer Flasche von deinem Bier stecken ja viele Liter von klassischem Bier, sage ich mal, oder zumindest die Rohstoffe. Wie war das denn am Anfang so, oder wie hast du das entwickelt?

Schorsch: Wenn eine Schorschbräubrauerei ein Raw Ale macht oder ein Raw Beer, dann macht er das nicht im kleinen Topf, sondern dann macht er das mit einer dreiviertel Tonne Schüttung, wie alles andere. Also die Erfahrung war halt, wenn der Schorsch was ausprobiert, dann macht er es gleich großtechnisch. Das heißt, wenn der Schorsch ein Raw Ale macht, dann macht er auch ein Raw Ale und zwar nicht, dass er die Würze halt einfach nicht kocht, unter 80 Grad hält, damit die Schwefelstoffe nicht so rauskommen, sondern der kocht das Ganze auch nicht, aber er lässt es auch nicht über den Läuterbottich, das heißt die ganze Maische wurde vergoren, komplett, Spelzen, alles dabei. Überwiegend Weizenmalz, überwiegend Dinkel, ist natürlich fürchterlich in die Hose gegangen. Also dadurch, dass du es nicht richtig runterkühlen kannst, weil du mit der dicken Suppe natürlich nicht über irgendwelche Kühlungen gehen kannst, stand es schon warm, dann mit der Vergärung und, und, und, dann kriegte ich also Würzebakterien rein, die kriegst du auch nicht mehr raus und dann hast du nach 5 Tagen auch gesagt, ich kann es nicht mehr riechen, ich gebe es also auf die Wiese. Das hat der Wiese auch nicht gutgetan. Aber das sind so Erfahrungen, da sagst du einfach, hej, learning by doing, ja, aber du musst schon noch die technischen Grundlagen beachten. Also was man nicht tun kann, ist so eine dicke Suppe, die ja durch die Gärung dann noch mal zusätzlich Gärungstemperaturen, also Arbeitsenergie entwickelt, das kannst du nicht einfach so stehen lassen und sagen, naja, das sind jetzt zweimal 500 Liter und diese 500 Liter, die geben dann die Energie ab. In einem großen 2000-Liter-Tank funktioniert das ja auch, wieso soll das bei 500 Liter nicht funktionieren? Weil das Ding so dick ist und so suppig, dass es sich selber isoliert und dann kriegst du Temperaturen und dann kriegst du natürlich Dinger und da denkst du dir, schnell weg, wenn es keiner sieht und vorher vielleicht auf die Wiese kippen, nicht, dass irgendwann einmal die Leute vom Ding anrufen und sagen, ej, was hast du uns da in die Kanalisation gekippt? Das sind so Sachen, das ist aber dann mehr Übermut, aber bevor es beim Kunden natürlich ankommt, da muss man dann auch mal die Reißleine ziehen und sagen, nein, zu experimental. Es muss schon das rauskommen, was ich vorher wollte. Wenn ich zu weit von dem weg bin, auch wie bei der Fassbelegung jetzt bei den 6.000 Litern, das Fass ist aus Schweden aus einer Brauerei, da war Sauerbier drin. Die Jahre von 2005 bis, weiß ich nicht, 2017, glaube ich, war es Rotwein, den hast du also an dem Produkt noch deutlich gemerkt und du musst das Sauerbier, die Mikrobiologie im Fass und, und, und, soweit unter Kontrolle kriegen, dass du sagst, da ist jetzt nur noch ein leichter, gewünschter Touch von diesem Einfluss und es dauert natürlich Wochen, bis du diese Säure aus dem Holz rauskriegst und dann musst du es ja noch reinigen und, und, und. Und wenn das zu weit von dem weg ist, was ich mir vorstelle, dann wäre das Experiment gescheitert, weil ich keinen Cuvée, Barrique, FAT SCHORSCH irgendwo anfangen will und dann sagen will, eigentlich wollte ich ja ein Sauerbier machen. Also ich bin einer, der von vornherein auch seine Sachen so kommuniziert, dass man dann nicht sagen kann, naja, wenn es wieder mal mit der Fassreifung nichts geworden ist, dann verkaufen wir es halt als Sauerbier oder so, das ist nicht so meine Welt, dann muss es halt eher Canale Grande. Viel ist mir nicht passiert, aber doch einige Sachen, wo ich gesagt habe, nee. Beim Eisbock auch, dass du sagst, boah, das ist ja so eine dicke Suppe. Das ist ja oftmals die Gefahr beim Eisbock, dass man so eine zuckrige Suppe irgendwie zusammenkriegt, deswegen habe ich ja so hochvergorene Biere auch. Und dann hast du hinterher irgendwo, wo du denkst, da hast du schon die Zuckerkristalle auf der Zunge, das ist ja auch nicht unbedingt mehr ein riesen Genuss, sondern das ist nur noch was für einen Arzt und Diabetes-Medikamente, so nach dem Motto. Es soll irgendwo alles im Gleichgewicht bleiben, also auch, wenn du einen Rekord schaffst. Ich habe immer gesagt, wenn ich schnell vergärbaren Zucker nehmen müsste, um den Alkohol schon vor den Eisbock, um die Vergärungsgrade hochzutreiben, dann würde ich es lassen. Das war auch immer die Aussage, wann ist deine Rekordsuche zu Ende, in dem Moment, wo ich mich selber in der Technik nicht mehr wohlfühle und für mich sage, naja, das ist jetzt irgendwie kein Bier mehr. Steuertechnisch ist es übrigens ganz interessant, da sagt dir der Zoll, wann das noch Bier ist oder nicht. Der Zoll teilt es endgültig ein, steuerrechtlich und wenn der Zoll sagt, das ist zwar alles so hergestellt wie Bier, aber das schmeckt nicht mehr nach Bier, dann sagt der Zoll, dass das ein Destillat ist und dann zahlst du Destillatsteuer, also dann zahlst du Brandweinsteuer zum Beispiel.

Markus: Echt?

Schorsch: Ja, ganz interessant, oder Zwischenerzeugnissteuer oder wie auch immer, aber es ist dann kein Bier mehr, also auch keine Biersteuer. Ich habe ein Gutachten über vielleicht 10 Seiten, dass das alles Bier ist, steuertechnisch, weil sonst dürftest ich es ja auch nicht als Bier in die ganze Welt verkaufen, bräuchte ich ein anderes Steuerlager.

Markus: Apropos die ganze Welt, wann ging das denn los, also dass du gesagt hast, okay, jetzt gibt es dich auch in China zum Beispiel oder so?

Schorsch: Boah.

Markus: Ungefähr.

Schorsch: Also ich kann mich an eine Geschichte erinnern, da haben wir gerade einen chinesischen Importeur bekommen und da ist ein Kumpel von mir 40 geworden und auf dessen Geburtstag kam dann das Ding auf, ja, der verkauft ja mehr Bier woanders hin, als dass er zu mir vorbeikommt und normales Bier wieder braut. Der hatte eine Kneipe und daneben steht also ein besoffener Kumpel, der für Audi in China war und sagt, das stimmt, aber schau mal da, weil da ist er in Beijing, im Flughafensender steht Schorschbräu. Großes Gelächter natürlich, also das ist jetzt schon 15 Jahre so was her, 14 Jahre, ja.

Markus: Also das hast du gar nicht so mitbekommen am Anfang, wohin dein Bier verkauft wird?

Schorsch: Doch, natürlich, weil ich mir ja die Importeure, das musst du ja direkt machen, dann musst du dich mit Zolldokumenten auseinandersetzen, also das heißt so eine gewisse Burn-Out-Phase, bis man da durchsteigt und, und, und, also das konntest du schon alles nachvollziehen.

Markus: Und die haben sich bei dir gemeldet sozusagen?

Schorsch: Teilweise, teilweise. Also ein Getränkehändler meldet sich nie bei dir, der hat jemanden, der sagt, da könnte jemand Interesse haben, aber der würde nie selber kommen, weil dann hat er Angst, dass er die schlechteste Einkaufsliste. Das ist auch so ein bisschen mein Problem, ich bin ein relativ guter Techniker mittlerweile, mir passieren kaum Fehler oder wenig Fehler, sagen wir mal so, ich habe alles gemacht, ich habe alle Rekorde gemacht, nur ich bin kein toller Verkäufer, deswegen hakt die ganze Geschichte. Natürlich jetzt, Craft dreht sich, du hast in Deutschland, international ist es auch nicht so toll, in China vor allem. Mein größter Kunde sitzt in Vietnam, zum Beispiel. Jetzt möchte ich ein bisschen nach USA kommen, erst einmal mit dem stärksten Bier der Welt, um da ein bisschen Fuß zu fassen. Aber es läuft dir im Moment wirklich niemand mehr hinterher und sagt, kann ich dein Bier haben. Also das heißt, jetzt fehlt so ein bisschen der Verkäufer in mir, aber du kannst nicht alles können. Deswegen bräuchte ich eigentlich jetzt da zusätzlichen Input oder jemand, der mal sagt, wer sich angesprochen fühlt, weltweiter Vertrieb, ich kann sowas, ich habe sowas vielleicht schon mal gemacht und kann diese Strukturen für den Schorsch aufbauen so, dass er das dann machen kann oder jemand dauerhaft damit auch Geld verdienen kann, wenn er sowas übernimmt, also da, Schorschbräu, da fehlen mir so ein bisschen die Skills, würde man neudeutsch sagen, deswegen sprechen wir ja jetzt bei mir in der Brauerei vor dem alten Tisch und nicht auf meiner Yacht.

Markus: Ja, was aber okay ist, absolut. Und vielleicht hört ja der eine oder andere oder die eine oder andere zu, die sich da berufen fühlt, dann können die sich sicherlich bei dir melden und dich unterstützen. Jetzt, wo du gerade noch mal gesagt hast, stärkstes Bier der Welt, da gab es ja dann diese BrewDog-Geschichte, die du am Anfang schon erwähnt hast, vielleicht können wir da noch mal ganz kurz so an den Anfang springen. Wann hast du denn Wind davon bekommen, also haben die sich direkt an dich gewendet oder war das gleich in der Öffentlichkeit mit diesen Videos oder so und wie ist es denn jetzt am Ende? Also ihr habt ja dann diesen Collaboration-Sud gemacht und jetzt machst du aber wieder alleine, wie ist das so der Stand, vielleicht so.

Schorsch: Naja, angefangen hat es ja, dass ich ja das stärkste Lagerbier der Welt hatte, 16 % Alkohol und dann kam also, war mal im Fernsehen, Jumbo auf der Suche nach dem stärksten Bier der Welt und, und, und. Und auf einmal ruft VOX, der Sender an und sagt, sie würden gerne einen Vergleich drehen, Schorschbräu gegen das stärkste Bier der Welt. Da sage ich, ja, ich habe das stärkste Lagerbier der Welt, was gibt es denn noch? Und ich habe immer Eisbock, ja, Franken, Kulmbach und, und, und, ja, Eisbock gab es und wusste ich auch, aber Eisbock war für mich irgendwie nie auf dem Schirm. Und dann sagen die, ja, da gibt es einen in Berlin, den Thorsten Schoppe und der macht was mit 27 irgendwas, der hat wohl was bei Mühlfeld Bräu geschlagen mit 26 irgendwas oder sowas. Ach, sage ich, ganz interessant, aber das ist mit Sicherheit kein normal gebrautes Bier mehr, sie sollen doch mal recherchieren. Ja, das wäre ein Eisbock. Dann sage ich, dann können wir aber keine Sendung drehen, weil ich kann nicht mit dem schnellsten Fahrrad der Welt gegen ein Motorrad, das geht nicht. Das ist nicht, dass ich sage, getuned oder sonst was, sondern das ist eine ganz andere Geschichte. Das haben sie dann auch eingesehen, dass man da keinen Vergleich drehen kann. Und dann kam also so die Überlegung hoch, was kommt denn raus, also da war ja nie von vornherein irgendein Wettkampf, sondern was kommt denn raus, wenn ich auf mein Bier die Eisbock-Methode mal einfach draufsetze. Und dann waren es also 31, damit das stärkste Bier der Welt und dann ging also, kamen die Schotten dazu und haben sich da reingedingst und dann ging die Eskalation eben los. 15 Jahre, 16 Jahre, glaube ich, habe ich jetzt den Titel, bilde ich mir ein, das war, glaube ich, 2011 oder so. Seitdem tut sich nichts mehr, beziehungsweise ich habe ja dann die ersten paar Jahre, haben wir uns noch hochgeschaukelt und seitdem habe ich also den Titel „Stärkstes Bier der Welt“ und dann war diese Gemeinschaftssache und jetzt geht halt jeder seiner Wege. Ich denke, für die war es ganz gut, mit ihrem Guerilla-Marketing da noch mal einen draufzusetzen und den Schorsch ein bisschen durch den Kakao zu ziehen. Im Nachhinein sage ich, okay, witzig. Ich habe dann auch natürlich stiller als die davon profitiert, aber ich war halt immer der boring und der macht halt nur Schorschbock soundso und Schorschbock soundso und macht halt einfach dann irgendwann, so nach dem Motto, macht euch um den Schorsch keine Sorgen, je weniger ihr von ihm hört, umso mehr steht er irgendwo und tüftelt und macht, der hört nicht auf. Also da hat sich ja Franken, Bayern und Sämtliches solidarisiert, auch mit üblen Auswüchsen, wie, da sind 3.000 Leute auf der Bismarck umgekommen, wie ich denn und ich müsste doch. Da sage ich, Leute, das ist alles nicht mein Thema. Und als Deutscher solltest du dich auch da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und diese ganzen Kriegsnomenklaturen, habe ich gesagt, das will ich nicht. Das darf ein Engländer, das darf er traditionell, das darf er, weil er einfach so ist, aber das Stöckchen, das mir da auch hingeschmissen wurde, muss man natürlich auch so sagen, über das darfst du natürlich nicht drüberhupfen, sonst können sie dich vielleicht auch berechtigterweise zerrupfen. Und ich wollte also, egal wo, habe ich immer gesagt, Leute, wenn ihr euch mit mir über Bier unterhalten wollt, ganz gerne, aber sobald eine Note von Kriegsnomenklatur, Revanchismus oder sonst was dazu kommt, dann bin ich so schnell weg. Und dann kam also VOX, wollte dann noch mal drehen und wir brauchen doch eine deutsche Fahne und Sonstiges. Sage ich, nee und dann habe ich auch gesagt, nee, ich drehe mit euch nicht, weil ich weiß nicht, was ihr im Schneiderahmen aus mir macht. Macht ihr den German Kraut-Boy oder sonst was, sage ich, will ich nicht, habe ich dann auch abgelehnt. Der Einzige, weil man das als Boxkampf so ein bisschen aufgebaut hat, das war dann der Christoph Süß vom BR. Dem habe ich also tatsächlich zugetraut, dass er nichts Böses aus mir machen will und dann haben wir das so auf Boxkampf und der Leberhaken und die nächste Runde und so. Das war dann ganz witzig, da habe ich mich dann auch zu einer fränkischen Fahne überreden lassen, weil ich also wusste, dass der Christoph Süß mich da nicht zum V3-Bockbräu oder sonst was.

Markus: Und das ehrt dich auch, muss ich sagen, weil die Versuchung ist natürlich naheliegend und damals eben hat man auch versucht, das in die Richtung zu drehen. Vielleicht nur ganz kurz, wie kam es dann zu diesem Collab-Finale, sagen wir mal, war das pandemiebedingt oder hattet ihr das eh vor?

Schorsch: Ja, das hat schon ein bisschen sowas. Aber noch ein bisschen was zu meiner Philosophie, also ich möchte mit solchen Geschichten, Nummer eins, kein Geld verdienen, also so à la Hitlerwein in Italien oder sonst was. Und auch von den Etiketten her, von der Bewerbung her, dass ich sage, ich möchte den Biertrinker ansprechen, der jetzt irgendwas Gehobenes will, der eine neue Erfahrung machen will und ich will aber nicht den schnellen Verkauf, dass ich sage, eine Literflasche mit 13% und eine Maß Riesenrausch oder so. Das war immer so die Vorstellung von mir, wie man auch verkaufen kann, was ich aber nie wollte, um eben den Alkoholkonsum oder wie der Volker Quante sagen würde, Ergebnistrinken in den Vordergrund zu stellen, sondern den Genuss. Und das muss man für sich schon einhalten wollen, weil die Versuchungen sind natürlich groß, dass du dann sagst, nee, es läuft nicht so, dann machen wir halt mal ein bisschen auf Megabock, Rauschbock, Riesenrausch und sowas. Ist ja in der heutigen Zeit noch weniger angebracht, aber zu der Zeit, auch damals schon, habe ich für mich gesagt, das will ich also nicht. Auch im Umgang mit anderen Brauereien, auch im Umgang mit der Bewerbung, dass man eben schon so sensibel bleibt, dass man mit seinen starken Bieren gar nicht in die Richtung gedrückt werden kann. Also eine hat einmal gesagt, wie ich das machen kann, sage ich, solange es eine 1-Liter-Flasche Wodka für 5 Euro, ich übertreibe jetzt vielleicht ein bisschen, im Penny-Markt gibt, braucht sie mir nicht vorwerfen oder sonst was, weil mein Alkohol ist mit Sicherheit der teuerste auf dem Markt und soll ja eine Genussgeschichte sein, von den Einheiten, von den Flaschengrößen, von den Dings her. Natürlich gibt es die 3-Liter-Flasche jetzt FAT SCHORSCH, aber das ist ja wirklich nur für die Bierspezialisten und nicht, dass sich da 3 Mann hinhocken und sich dann zusödeln oder sonst was, das will ich auch gar nicht. Es gab Versuchungen, oder wenn einige sagen, sie brauen billig in der 500-Milliliter-Dose für irgendeinen afrikanischen Markt, dann geht es eigentlich nur darum, weil die muslimisch, teilmuslimisch sind, keine Destillate, aber ansonsten muss das knallen und da müssen die Leute, also dann sozusagen die Süchtigen befriedigt werden oder was. Will ich nicht, ist nicht meine Welt, nein. Und da muss man also oder hat man Haltung oder hat sie nicht. Und da sehe ich auch die Aufgabe, ich weise auch immer wieder auf die Gefahren von Alkohol hin. Jetzt habe ich mich selbst sozusagen mit einem wichtigen Thema, wie sagt man, die Überleitung gebracht, also mir ist immer wichtig, dass die Leute, egal welchen Alters, vernünftig mit Alkohol umgehen. Alkohol ist ein Gift, Alkohol ist suchtauslösend. Und da habe ich so ein paar Sachen, die ich immer wieder, früher hatte ich viel Brauereibesichtigungen und wenn dann die Jungen von der Feuerwehr XY oder was da waren, habe ich das auch immer erzählt, du kannst über Leberdoping und sonst was sprechen, vorglühen, damit du abends die Leber schon, aber du musst auch den anderen Teil beachten und das heißt, du musst den Leuten so ein kleines Rezept oder so ein kleines Ding an die Hand geben. Also ich trinke zum Beispiel nie allein, ich habe Bier daheim, aber wenn kein Gast da ist oder sonst was, nicht einmal abends zur Brotzeit. Das hört sich jetzt für einen Braumeister doof an, ist aber so und ist einmal eine ganz große Ausnahme, dass ich einmal so einen Durst habe, dass ich sage, jetzt trinke ich noch ein Bier. Und dann sagt meine Frau am nächsten Tag, wer war denn da noch, weil da eine Flasche oder zwei stehen? Das ist also äußerst selten. Also ich trinke nicht allein, ich bin auf Gesellschaft auch konditioniert, geprägt, von der Kneipe her. Ich trinke nie aus Frust, weil dann kommst du ja in diese Kompensationsspirale rein und ich trinke nicht unter der Woche. Also das heißt, es gibt mehr als genug Leute, die sagen, der Schorsch, der übertreibt es doch, jetzt wieder an der Kirchweih, also da bin ich schon mal so, dass ich auch auf Ergebnistrinken gehe, aber dann gibt es am nächsten Tag schon mal kein Bier, am übernächsten nicht, und, und, und. Außer es ginge dann noch auf die Wiesen oder sonst wo hin, dass du einfach mal so ein paar so aneinanderhängende Sachen hast, aber dann wieder mindestens 1 oder 2 Wochen mal dazwischen, also eigentlich ist es dann bis zum nächsten Wochenende. Wenn es am Stammtisch schon mal 10 Bier sind, dann sind es mal 10 Bier und der Verdauungsschnaps, weil das Schäufele ist ja halt immer so fett, aber dann muss wieder Ruhe sein und diese Auszeiten, dieses Trinken als positive Geschichte einzubauen. Und jetzt kommt was, was ein bisschen schwierig zu verstehen ist, aber dem Alkohol keine eigene Position geben. Der Alkohol hat eine Aufgabe, da wird er ganz klar hin verwiesen, darf mich auch mal aus der Realität rausziehen, also so eine kleine Eskapismus-Sache, ich darf mich auch lustiger machen, als ich eigentlich bin, aber nicht ständig. Dahin, wie so ein Dog oder so ein Ding, den man rausholt und dann aber wieder absperrt. Und das ist das Wichtige, dass man sagt, genauso, wie ich allen anderen Sachen auch eine Aufgabe zuweise, genau definierte Aufgaben bekommt er und nicht mehr. Und die kleinen Ausnahmen, das kleine Nachgeben über die lange Zeit, über die Jahre, das führt dann in die Sucht. Das heißt, ich kann auch nicht hergehen und sagen, ach, ohne mein Sektchen, ich beim Möbelkaufen, die Mädels da, Prösterchen, ach, ohne mein Sektchen, da bin ich in der Früh ganz dingig. Ja, freilich. Das hat aber nichts mit dem Blutzucker zu tun, sondern weil du sonst gar nicht mehr in die Gänge kommst. Und diese Gewöhnungen, diese Eingewöhnungen, dieses Zulassen auch, nichts. Ich habe als Brauer so viel gesoffen und dann irgendwann konnte ich nicht mehr schlafen, da haben die Füße so gezogen, weil ich trainiert noch habe, und dann denke ich mit, irgendwas stimmt doch nicht. So, jetzt trinke ich mal ein kleines Bier und wenn ich dann schlafen kann, dann muss ich mir Gedanken machen. Ich habe geschlafen wie ein kleines Kind und dann wusste ich, aha, das ist nicht Füße ziehen wegen Sport zu viel oder sonst was, sondern das ist Muskelschmerzen, weil da schon ein Entzug da war. Und den Sachen, wenn man halt nachgibt oder aus Bequemlichkeit nicht mehr wieder dagegen geht, das ist dann der Weg in die Sucht. Also Spaß haben. Warum sage ich das? Mir hilft jemand auch betriebswirtschaftlich, das ist ja jetzt nicht, dass ich sage, ich bin ja der Gutmensch, ich bin ja der heilige Schorsch, der alle nur vom Alkohol abhalten will, sondern mir ist einer, der 60 Jahre lang Alkohol trinkt in Maßen lieber, als einer, der 5 Jahre exzessiv trinkt und dann den Rest seines Lebens rumläuft und sagt, ich darf nicht mehr oder in irgendeiner Entzugsklinik vor sich hinvegetiert. Das heißt, der vernünftige Umgang, halbwegs vernünftige Umgang, sage ich jetzt einmal, ist eigentlich auch für die Brauer das Bessere, weil wir dann die Kundschaft auch länger haben und auch nicht in diese ewigen Alkoholdiskussionen kommen würden.

Markus: Wo wir gerade dabei sind, kannst du dir ein alkoholfreies Schorschbräu vorstellen?

Schorsch: Kann ich mir ein alkoholfreies Schorsch vorstellen? Du bist gut. Mittlerweile ja. Warum? Die Urbrauerei des Bockbieres, Einbecker hat jetzt ein alkoholfreies Bier aus einem Doppelbock gemacht oder aus einem normalen Bock, ich weiß gar nicht, ich glaube sogar aus einem Doppelbock, um eben die Aromen, die du durch diese lange intensive Gärung hast, zu pushen und einfach den Faktor Alkohol, der die Aromatik ja eigentlich hebt, rauszukriegen und dass das nicht flach wird. Jetzt muss man natürlich sagen, ist das aber in einem gewissen Maß an Alkohol, Aromen und sonst was möglich, aber nicht sinnvoll. Also da gibt es mit Sicherheit andere Brauereien, wo man sagt, da haben wir jetzt ein Bockbier, diese Aromatik, da kann man mit Malzen so viel spielen, dass man diesen Alkohol gar nicht braucht, um einfach das Aroma darzustellen, um diese Würzearomen, um dann dieses Flache zu maskieren. Aber dazu braucht es keinen Schorschbrocken, passt nicht, das ist zu weit weg. Wenn man dieses, wie gesagt, ausnutzt und sagt, ich habe Bockbier entalkoholisiert den, habe dann natürlich einen unheimlich schönen Körper, Zuckerkörper, der mich da unterstützt, habe die Aromatik aus der Gärung, worum es ja geht, habe die Aromatik aus den anderen Malzen, dann ja, bis zum normalen Bock oder auch bis zum Doppelbock gehe ich mit, aber für mich würde ich es Mangel Sinnhaftigkeit ausschließen, dann brauche ich den Aufwand nicht machen.

Markus: Eben. Also weil das Einbeckerbier, muss ich sagen, es war wirklich oder ist gut. Weil, ich habe mich auch gefragt, geht das, kann man das machen und wo ist da noch die Grenze. Aber man schmeckt tatsächlich, dass es mal ein Bockbier war und das fand ich wirklich toll. Beim Eisbock ist natürlich die Frage, wenn du erst mal ewig viel Energie verwendest, um das Wasser wegzubringen, dann noch mal ewig viel Energie zu verwenden, um den Alkohol wegzubringen, dann bleibt am Schluss nichts mehr übrig.

Schorsch: Ich sage ja, das muss schon sinnhaft sein irgendwo. Ich kann nicht einen Teufel den Beelzebub austreiben und dann sagen, danach soll jetzt die Welt schreien. Das wäre in meinem Fall ein Marketing-Gag und wegen Marketing-Gags mache ich nichts. Außer 6.000 Liter Fässer, große Fässer kaufen und einen FAT SCHORSCH draus machen, das ist das Höchste der Gefühle.

Markus: Ja, da kommen wir auch gleich zum Abschluss noch dazu. Ich wollte vorher noch schnell, weil wir da jetzt gerade aufgehört haben, noch mal kurz reingehen mit diesem letzten BrewDog-Ding, wo ihr dann den Collab gemacht habt. Haben die sich bei dir gemeldet oder wie lief das?

Schorsch: Also ich habe ja meine Mäuschen und der Markus Thieme, damals Deutschlandchef von BrewDog, der hat gesagt, wer soll denn mit uns mal ein Collab machen? Und dann haben es natürlich alle geschrieben, naja, an den Schorsch, da werdet ihr euch ja nicht mehr herantrauen. Und dann hat mich der Markus also angerufen und so sind wir dann zusammengekommen. Wir wollten eigentlich ursprünglich vor Corona, dass ich nach Schottland fliege und dort ein dunkles, trinkbares Bier, normales, fränkisches, dunkles braue, weil denen ja so ein bisschen die Drinkability-Skills gefehlt haben und die hätten also schottisches Rauchmalz mitgebracht und wir hätten also ein Starkes, das war der Plan. Dann kam also Corona dazwischen und dann haben wir also gesagt, gut, dann minimalisieren wir das, die schicken mir also starke 27 %-ige Auflagen von ihnen, ich mische das mit meinem 30 %-igen und friere das also dann dementsprechend hoch und übernehme also diese Hocharbeit und dann machen wir beide, ja, in der Zeit auch eine wichtige Aussage. Und wir haben halt gesagt, eigentlich muss man es mit so einem Rocky 27 vergleichen. Irgendwann ist der Boxer zu alt, irgendwann ist die Story ausgelutscht und irgendwann will sowas eigentlich keiner mehr sehen, dass sich alte Storys noch mal hochjatzen. Und, wie gesagt, Rocky 27 oder sonst was, das braucht kein Mensch, wo ist jetzt die Sinnhaftigkeit, Leute? Und gerade in der Zeit, wo USA schon angefangen hat, sich zurückzuziehen, das dann schon langsam angefangen hat mit Russland und so was, zu sagen, nee, komm, nicht auseinanderdividieren, sondern zusammen, strength in numbers, gemeinsam sind wir stärker. War ja auch dann für diese Corona-Zeit ganz wichtig, ganz wichtige Aussage. Und das hat tatsächlich auch so gestimmt und war eine schöne dezente Message, Leute, haut euch nicht auf den Kopf, sondern arbeitet lieber zusammen.

Markus: Vielleicht zum Schluss noch auf das, worüber wir am Anfang ja schon gesprochen haben, unser riesengroßes Fass hinter uns und das Crowdfunding. Ja, vielleicht einfach nur eine kurze Zwischenbilanz, ist überhaupt noch was da, falls jemand was kaufen will? Und wie geht es weiter, wie sind da so die Pläne?

Schorsch: Also das Crowdfunding war ja darauf angelegt, dass die Leute, sagen wir mal, mit mir in das Risiko gehen, wird das was oder nicht? Durch meine Erfahrung sind relativ viele mitgegangen. War auch toll, ich habe das Fass dadurch kaufen können, ich habe die Sude dadurch machen können. Aber dann ist es auch so, wäre von vornherein oder bis zum gewissen Maß, das lief ein Jahr und dann habe ich gesagt, so jetzt ist Schluss und es kann auch tatsächlich keiner dieses Bier so kaufen, außer jemand verkauft es weiter, aber es bekommen nur die Teilnehmer und seit März diesen Jahres ist es auch abgeschlossen, also es ist auch nicht mehr buchbar. Wir haben das Meiste, was wir brauchen für die Kunden, ist abgefüllt, vieles ist schon ausgeliefert, das hat sich alles ein bisschen verzögert. Das, was wir noch haben zum Ausliefern, wird auch ausgeliefert, es wird so abgefüllt, dass keine Flasche im Prinzip übrigbleibt. Und es ist noch einiges übriggeblieben, es wäre jetzt etwas vermessen zu sagen, 6.000 Liter kannst du dann an die Leute verkaufen, das ist mittlerweile schon Eisbock oder noch im Tank. Das geht aber nicht an irgendjemand, der jetzt sagt, er hätte gerne eine Flasche oder nur 2 Flaschen oder an irgendeinen Händler, das wird nicht sein, weil sonst verrate ich ja mein eigenes Crowdfunding. Jetzt mit der zweiten Belegung, da ist die Frage, was macht man? Wahrscheinlich gibt es kein klassisches Crowdfunding, sondern dass wir dann sagen, die Leute können das kaufen, können da wieder mitmachen. Die Leute, die schon mal mitgemacht haben, haben das Fass ja auch irgendwo oder die Möglichkeit dazu gegeben, werden dann wahrscheinlich noch ein Godi oder einen Rabatt bekommen, das ist noch zusätzlich als Belohnung, wer dann sagt, okay, ich will eine 2026er wahrscheinlich Variante. Aber wie lange der jetzt gärt, der ist ja schon im Mai letzten Jahres eingebraut, im September haben wir die ersten Messungen gemacht, im März diesen Jahres reingekommen ins Fass, also bis Minimum März nächsten Jahres ist er ja drin. Und ob er dann schon fertig vergoren ist, wenn er immer noch Zuwächse macht oder sonst was, das ist eben das Geheimnis des Fasses, da weiß ich noch nicht, was los ist. Aber wir können jetzt gerne mal probieren, er ist ja an sich, jetzt darf ich nicht zu viel verraten, aber ich finde ihn schon sehr harmonisch. Ob sich noch was tut, Potenzial hat er bis 18 oder 19 %, aber von den Malzen her habe ich ihn schon ein bisschen gedrückt, dass er nicht zu stark durchgeht, weil der Alkohol ja wirklich nicht, ne. Ist jetzt auch mit vielen Rotmalzen, also wie bei den Rubinen, was ich schon gesagt habe, also das ist der Fat Red Schorsch. Die Farbe, finde ich, ist schön, genial fast geworden. Das ist halt so die Erfahrung, dass du schon weißt, wenn ich in der Richtung bleibst oder sonst was, dann kann mir nichts und dann brauchst du eigentlich nur noch irgendwas finishen. Aber nicht einmal jetzt mit irgendwelchen eichengereiften Auflagen würde ich den jetzt noch mal blenden wollen, weil der steht jetzt einfach für sich. Also, ja, 36,5 im Durchschnitt Stammwürze war schon eine kleine Herausforderung.

Markus: Das ist eine Hausnummer, auf jeden Fall. Okay, also da freue ich mich jetzt darauf, wenn wir den gleich noch live probieren. Da werden wir dann auch sicherlich den Abschluss machen, deswegen vorher noch kurz die Frage, wenn jemand was kaufen will, habt ihr einen Online-Shop?

Schorsch: Nein.

Markus: Nein, okay. Wie kommt man an …

Schorsch: Also das Schorschbräu gibt es, sage ich mal, deswegen auch noch, weil ich eigentlich keinen Online-Shop habe, das heißt, meine Händler dürfen alles verkaufen, auch die Weltmeister-Biere. Wir werden wahrscheinlich mit diesen großen Ausnahmen, dass ist das, was, glaube ich, auch im Handel dann. Wobei schon ein Händler sauer war, dass er den nicht gekriegt hat, den FAT SCHORSCH, dann kaufe ich halt nichts mehr. Und dann habe ich gesagt, du, du musst das einfach verstehen, als Crowdfunding, ich will die Leute nicht verraten. Wenn du da mitmachst, kaufst das zu dem und dem Preis. Ja, dann verdiene ich ja nichts mehr. Da sage ich, dann brauchst du es auch nicht verkaufen, musst du jetzt einfach mal so nehmen, ansonsten verkaufen wir nur über den Handel. Es kann mal sein, dass wir den dann als Extrapaket reinstellen, wieder mit so einer Bestellmöglichkeit, wie wir es schon beim Crowdfunding hatten, direkt buchen oder wie auch immer, dass wir das machen und vielleicht machen wir mal für die ganz abgedrehten Sachen. Und jetzt kommen wir zum, wie sagt man, wenn man Geheimnisse ausplaudert, genau, dann kommen wir vielleicht noch zu einer Sache, wo der eine oder andere sagt, was macht denn der Schorsch, wenn er schon alles gemacht hat? Und jetzt zapfen wir uns aber erst mal einen und trinken mal und vielleicht verrate ich dann noch, was ich noch vorhabe.

Markus: Dann hoffen wir das mal, okay.

Schorsch: So, lassen wir erst mal ein bisschen was ab hier. Es ist ja immer so, dass da praktisch der Desinfektionsalkohol drin ist, damit hier nichts rumkimmelt. So, und jetzt müssen wir so einschenken, dass es hier auch richtig schön schlabbert. Hört man nichts, ne? Einmal für dich. Man beachtet die Farbe, bin ich schon stolz. So, mehr gibt es heute nicht.

Markus: Also man beachte die Farbe, ist das richtige Wort, Wahnsinn!

Schorsch: Also wir haben hier schön Naturlicht noch durch die Fenster so ein bisschen, haben aber auch ein Kunstlicht dabei, einen Kunstlichtanteil. (hustet) Entschuldigung, das kommt jetzt nicht, ich habe noch nicht getrunken. Der Konrad Seidel hat sich dann etwas verschluckt, das haben wir aber dann so stehen lassen, weil die Stärke schon auch ein bisschen da ist. Also das sieht man jetzt, die Rotmalze.

Markus: Wunderschön, ja, wirklich Rubin.

Schorsch: Genau, die auch wieder, man könnte jetzt meinen, das ist der Rubin, weil ich genau diese Anteile auch runtergezogen habe und jetzt, man darf es ja auch nicht übertreiben, so viele rote Früchte, was dieses Malz auch macht, Dörrobst, rote Früchte, das ist also tatsächlich auch passend zur Farbe. Dann die Aromaentwicklung durch die Gärung natürlich auch ein bisschen beeinflusst. Und eben diese, ja, was heißt eigentlich Melaneutin-Malz oder dieses Red X, es wird praktisch eine warme Haufengärung gemacht. Das heißt, da laufen die Prozesse schneller ab, wärmer, feuchter und dann hat man eine stärkere Verflüssigung und dann wird diese stärkere Verflüssigung, schau, ist ein bisschen Säure mit dabei schon, und dann wird das Ganze abgedarrt und durch diese Maillard-Reaktion und durch diese Vorgänge im feuchteren Haufen hat man also dann dieses rote Malz, diese rote Farbe. Und das Schlimmste, was man mit dieser Sache machen kann, wenn man ein wirkliches Rot will, jetzt kommen so ein bisschen für die Hobbybrauer und für alle anderen, Schorsch erzählt aus dem Nähkästchen, ist, wenn wir über irgendein anderes Malz noch einen Braunanteil mit reinbringen und dann sind wir nämlich tatsächlich beim Rost. Also das heißt, wenn man das durchzieht, dann entweder bei einem schönen fränkischen Bier, dass man, wenn man es gegen das Licht hält, dieses Fränkische Fuchsrot im Dunklen zum Beispiel, auf irgendeinem Keller oder sowas, schön durchschimmert, das ist der Effekt von dem relativ auch teuren Melanoidin-Malz. Oder man sagt, ich will das tatsächlich rot haben, dann nicht Rostrot oder sonst was, kein Caramünch, kein Münchner Malz oder sonst was noch dazu, sondern dann muss man den Körper vielleicht mit einem Cara hell noch, dann macht man nichts kaputt. Wobei das ja selber so ein bisschen ein Cara ist, da braucht man den Körper nicht heben, aber dann muss man wirklich bei Rot bleiben und das kannst du also mit diesem Malz so. Also jetzt, ich bin ja 57, aber das kannst du so geil machen, diese Farbe, jetzt dann der Geruch passt dazu, Dörrobst, der Alkohol schon, also wir sind hier bei Rumtopf.

Markus: Das ist eine Mischung aus Erdbeerwein und Kirschwein und ein bisschen Rum.

Schorsch: Ja, genau. Und dieses Erdbeerige, das ist auch so eine typische Sache dieser Melanoidin-Malze oder dieser Herstellung, wo man normalerweise sagen würde, Erdbeere, das ist doch oxidiertes dunkles Malz oder sonst was, oder Erdbeere, wie kannst du denn Erdbeere? Aber das ist alles passend, das ist Waldfrucht, das ist Erdbeere, das ist Kirsche, also da hast du das hinterlegt mit dem Alkohol. Und jetzt kommen wir ja zur eigentlichen Aufgabe des Alkohols, der soll da so einen warmen Körper rumlegen. Also der Alkohol soll nicht knallen oder sonst was, sondern der hat ja auch eine Aromenaufgabe, der transportiert, weil er schneller verdunstet als Wasser, die Aromen schon mal vor die Nase, dann mit dem Einatmen und dann haben wir eben dieses Warme auch auf der Zunge. Also tatsächlich, das Schmecken mit dem Riechen zusammen gibt ja dann den eigentlichen Eindruck. Wir schmecken ja nicht nur mit der Zunge, sondern das Meiste, was wir wahrnehmen, läuft ja über die Nase.

Markus: Richtig.

Schorsch: Also du hast ja nur süß-sauer, salzig, bitter und umami und manche sagen auch fett jetzt, was du an Geschmack schmeckst tatsächlich, denn alles andere riecht man. Also wir schmecken keine Vanille, sondern wir riechen die Vanille und das wird im Gehirn zu einer Information verarbeitet. Und jetzt gehen wir mal ran.

Markus: Prost. Danke schön.

Schorsch: Und ihr kriegt nichts, noch nichts. Also wir haben jetzt da um die 22, 23 Grad. Das heißt, etwas zu warm, für mich fast schon ideal warm. Das ist dann schon die Evolution hin zum wirklich Aroma schmecken. Ich habe fürchterlich viele Leute gehabt und manche haben dann gesagt, der Rubin, also die Mini-Fassung fast schon von dem, der schmeckt mir nicht und was ist denn da los und was hast du denn da gemacht? Und dann sage ich, schick mir einfach mal ein Bild. Und der Rubin war so gebraut, auch vom Kochen her schonend, wenn du den runtergekühlt hast unter 11, 12 Grad ist der trüb geworden durch die Eiweiße, das ist aber dann wieder weggegangen, wenn er wieder wärmer war. Und da sage ich, schicke mir mal ein Bild. Oder wenn du gesehen hast auf irgendwelchen Plattformen, zu flach, zu Dings, weil die den eiskalt getrunken haben. Diese Aromen killst du natürlich mit eiskalt. Da geht es nicht um hau-drauf-Aromatik, dunkel, malzig oder sonst was, was du immer schmeckst, sondern da geht es wirklich jetzt um relativ feine, obwohl der 36 Stammwürze hat, da geht es ein bisschen um feinere Aromatik und vor allem die Gerbstoffe aus dem Malz unter Kontrolle zu halten, alles potenziert sich ja. So, dann muss ich die aber auch irgendwie rauskriegen. Ich darf Holz nicht übertreiben. Das heißt, der Einfluss eines gebrauchten Fasses ist ja auch nicht so toll. Das heißt, da nicht zusätzlich noch Kerbstoffe reinbringen, weil das alles dermaßen überfrachtet ist. Und da die richtige Balance zu finden, das ist dann schon, glaube ich, ein bisschen was von Erfahrung oder von Fehler so weit vermeiden, dass sich das Positive durchsetzen kann.

Markus: Ja, also wenn wir schon beim Positiven sind, ich finde das unglaublich schön, dieses Mundgefühl. Für mich ist die Temperatur eigentlich perfekt, weil es kommt in den Mund rein und man merkt es gar nicht eigentlich. Und es ist ganz weich, samtig und geht eben los, hat diese schönen fruchtigen Komponenten, eine angenehme, süße Säurebalance. Also es ist nicht nur süß, es hat auch einen Gegenspieler, aber halt sehr rund, sehr weich, ganz wenig Bittere, ganz wenig Tannine.

Schorsch: Wir haben eine minimale Säure noch aus dem Holz. Das heißt, ich habe aber keine Säurekomponente im Sudhaus, wo ich sagen könnte, könnte sich irgendwann zu stark durchsetzen, gerade durch diese 36,5 Stammwürze. Da hast du natürlich, musst du natürlich auf der einen Seite, wenn du was runterziehst, aber das ist im Prinzip fast reine Hefearbeit. Das heißt, die Hefe säuert sich ja bei der Gärung ihr Milieu so, wie sie möchte und kann also auch mit höheren pH-Werten, also Sudhaus, Klammer auf, die man aber auch nicht haben darf bei so einer starken Kochung, Klammer zu, sonst kriegst du Maillard-Reaktionen, dann kannst du das nicht mehr saufen vor lauter Pappe- und Papier- und sonst-was-Eindruck.

Markus: Richtig. Das stimmt, du hast null Alterungsaromen, das finde ich auch erstaunlich.

Schorsch: Das ist jetzt eigentlich sozusagen schon ein Slalom durch alle negativen Aromen, die dir passieren können, wenn du so stark arbeitest und wenn du es nicht zu maskierst mit einem dunklen Malz. Wenn du mit dunklen Malzen alles zu maskierst, dann hast du wenig Probleme. Aber das ist ja mehr im hellen Bereich oder im feinaromatischen Bereich angesiedelt, da habe ich natürlich das Problem, dass mir Sachen, die zu präsent sind, negative Sachen, die zu stark dominieren, die nicht zurückgehen, die ich nicht vorher rausziehe, dass die mir Irgendwann die Suppe versalzen buchstäblich. Also egal, was du dazugibst, wenn es zu viel wird. Ich sage mal, vergleichbar mit Salzen, wenn ich die Soße dann zu stark reduziere zur Jus, darf ich vorher eigentlich fast kein Salz drin gehabt haben, wenn ich das so stark reduziere. Und genauso ist es hier, das heißt, da muss ich wirklich feinfühlig arbeiten, da darf ich vorher nicht übertrieben haben, sonst wird es hinterher statt hocharomatisch und aufkonzentriert und das, was man eigentlich will, dass man so eine Explosion hat hoch X, wird das also fürchterlich.

Markus: Also so, wie man eigentlich beim Bierbrand, wenn man einen guten Bierbrand machen will, bereits das Bier so brauen muss, damit eben am Ende klar ist, über eine Destillation komme ich da und da hin. Ich kann also nicht irgendein Wald- und Wiesenbier nehmen und mal eben brennen. So ähnlich ist es ja dann mit dem Eisbock auch, vielleicht sogar noch schwieriger, weil ja noch mehr Aromakomponenten erhalten bleiben und sich eben aufdoppeln oder dreifachen.

Schorsch: Oder wie ein Koch sagt, mit schlechten Rohstoffen kriege ich keine gute oder mit schlechter Ware kriege ich kein gutes Ding. Auch beim Wein, wie hat der Biolek gesagt, Wein ist wichtig zum Kochen, man kann ihn auch ins Essen tun. Aber da ist es auch wichtig, dass du nicht den letzten Fusel nimmst, weil da sollen ja feine Aromen dann auch oder rotweinige, süße Traube, Kirsche oder sonst was sich durchsetzen. Da kann ich auch nicht sagen, ich nehme Vogelberger Säuerling oder Schädelspringer oder sonst was, sondern du brauchst auch eine relativ gute Sache, sonst potenziert sich das auch ins Negative.

Markus: Also im Grunde schon beim Brauen an den Eisbock denken.

Schorsch: Es ist manchmal, ja du musst schon beim Schroten, schon bei der Auswahl der Malze, schon beim Einmaischen, musst du das fertige Produkt irgendwo im Kopf haben, sonst geht es schief. Gerade hatte ich noch einen schönen Vergleich, jetzt ist er mir entfleucht vor lauter Reden, vielleicht kommt er wieder. Aber du musst wirklich schon vorher ans Endprodukt denken. Genauso wie sage mit dem Salzen oder mit anderem oder wenn ich sage, ich will eine deutliche Bitternote und dann braue ich das so stark ein, das kannst du nicht mehr saufen, obwohl das einen relativ starken Zuckerkörper hat, der da dagegenwirkt, aber das wird einfach zu viel Gerbstoffe aus dem Ding. Du musst auch aufpassen mit Wasser, weil sich da auch die Salze aus dem Wasser, die konzentrieren sich auch, das kann ruckzuck salzig werden und du denkst dir, wo kommt denn jetzt das her? Also ganz interessant. Und was man also tun kann, zum Beispiel bei der Mördertinte, die ich mit dem Martin Seidel gebraut habe, 33 % echte Röstmalze, da darfst du auf keinen Fall mehr irgendeine Maischesäurung oder sonst was, weil diese Malze eh so viel Röstsäuren mitbringen. Und der ist jetzt nach 2 Jahren halbwegs so, dass ich sage, das harmonisiert sich langsam, die Säure baut sich noch ein bisschen ab. Also in ungefähr 3 bis 4 Jahren hat diese Mördertinte ihren Geschmackskick. Wo du auch sagen kannst, oder was ich vorhin gesagt habe, naja, da klatschst du so viel rein, dass sich das alles maskiert und Schoko und sonst was. Nein, du hast immer Side-Effekts, du hast immer zusätzliche Komponenten, wo du dann sagst, jetzt haben sie es wirklich übertrieben. Und da war es auch so, da wollten wir auch übertreiben, das war so eine Eskalationssache. Das hier ist ja auch eigentlich eine Eskalation, aber auf die, glaube ich, etwas dezentere Art. Hat kaum Holz, hat kaum negative Gerbstoffe, die du da eigentlich ohne Ende finden müsstest, mit einem reinem Gerstenmalz gearbeitet.

Markus: Also es ist wirklich, wenn ich das beschreiben müsste, würde ich sagen, es ist wie so ein griechischer roter Süßwein, aber dieser Teil, der eben ganz klar nach Wein schmeckt, ist ersetzt durch etwas, was wie Malz schmeckt. Also man hat eine schöne Malzsüße, man hat schön auch diese Karamellaromen und all das drumherum, weniger dafür dieses Traubige oder so, aber dieses schöne Spiel mit Süße, Säure, dieses wunderbare Weiche, Runde, Wohlige bleibt ewig.

Schorsch: Die Säure kannst du ruckzuck übertreiben, weil das natürlich durch die Potenzierung im Produkt irgendwann durchkommt, wenn der Zuckerkörper abgebaut wird und dann geht das über in Säure. Dann kannst du immer noch oder könntest du immer noch sagen, ja, das war beabsichtigt und Sonstiges, nee, ist es nicht. Beim Ding haben wir es von vornherein so geschrieben, wussten wir, mit dem Haufen schwarzen, gebrannten Malze da, wirst du brauchen über die Jahre. Das ist aber auch das Spannende, zu sagen, wie stark kannst du eskalieren, kriege ich das Pferd noch zurück in den Stall.

Markus: Ja, nee, also hier wirklich wunderbar, da freue ich mich schon drauf, wenn du es dann mal irgendwann in Flaschen füllst, das ist großartig. Und ja, wenn du es schon angekündigt hast, hat es dir Lust gemacht, uns noch ein Geheimnis zu verraten?

Schorsch: Ach so, das kleine Nähkästchen. Ja, also keine Geduld bei deinem Podcast ohne Überraschung zum Schluss.

Markus: Stimmt.

Schorsch: Überraschung ist es noch keine, aber es gibt den Per, mit dem habe ich so ein bisschen Kontakt, das ist ja auch so ein ganz Verrückter. Und dann sind wir also von sonst was nach sonst was gekommen und wie würdest du denn? Und er hat ja schon mal einen Jopen, Danziger Jopen gebraut. Da war ihm aber der Umami, da sind wir jetzt gerade am Philosophieren ein bisschen, wie kriege ich den Umami, wie kriege ich diese Oberfläche, wie kriege ich diese Arbeit von dem Aspergillus flavus, Varians Rütze, also dem Koji-Pilz, der soll ja da oben eine gewisse Arbeit auch verrichten. Wir wollen ja einen Schimmel, einen Kulturschimmel, der noch einen positiven Effekt hat und nicht irgendeinen, was weiß ich was, schwarzen Mucor, wo du dann 3 Tage auf dem Topf sitzt, bis du den wieder los bist. Also das soll dann praktisch eine Kulturschimmelsache sein, die bei den echten Jopen-Brauern auch in Danzig, ja, in den Mauern extra Raum und sowas ist. Also ich will diese ganz starke 45 Plato mindestens Geschichte haben, ich möchte aber mehr Alkohol haben, 10-15 %, um einfach so ein bisschen den Schorsch-Style zu haben. Und da gibt es so viele Herausforderungen, ich glaube, da war der 36,5er Kindergeburtstag dagegen. Also vielleicht gibt es mal ein Schorsch per Schorsch oder nur Schorsch Fränkisches Jopen, müsste man das ja, um diese Jopen-Brauerei aus Holland nicht da irgendwo ins Grau zu fahren, wo ich dann wieder alle Erfahrungen brauche, um nicht abzudrehen. Es soll weder Maggi-artig werden, das heißt, diese aerobe Schimmelkultur darf nicht überhandnehmen, ich brauche eine alkoholische Gärung, die relativ stark ist, was der Schimmel eigentlich gar nicht verträgt, ich brauche ein Trägermaterial an der Oberfläche, dass der sich überhaupt noch entwickeln kann. Habe ich schon, verrate ich aber nicht, wie ich das mache, aber alles nach einem Reinheitsgebot. Ganz spannend, also ich kann schon gar nicht mehr schlafen.

Markus: Das kann ich mir vorstellen. Und für alle, die jetzt die letzten paar Minuten nur Bahnhof verstanden haben, schaut einfach mal im Internet nach oder in der Literatur, Danziger Jopen-Bier, sehr, sehr spannender Bierstil, der eben bis, sagen wir mal, 2. Weltkrieg ungefähr, da eine Geschichte hat. In Danzig ein Bier, was extrem stark eingebraut worden ist, extrem lange natürlich dann auch haltbar war, was als Gesundheitsbier, als Nährbier, in ganz viele Arten vermarktet worden ist.

Schorsch: Als Soßenwürze und, und, und. Und jetzt wollen wir also mit der Originalität aber, also nicht irgendwas faken, sondern in der originalen Rezeptur bleiben, die Alkoholbildung fördern, dass das nicht irgendwo sonst wohin abdriftet. Es soll ja nicht milchsauer werden, was auch einige Stile eben oder früher, wo das dann hin gedriftet ist. Es gibt aber auch eben Erzählungen und der Danziger macht das ja auch, dass er 9, 10% Alkohol drin hat, dass er die eigentliche Haltbarkeit, und es soll ja kein Sauerbier werden, sondern es soll, ja, Schorsch Plato Eskalation hoch 5. Ich habe mir ja extra eine Dünnschichtverdampfung gebaut für solche starken Biere. Also auch technisch muss man sich was einfallen lassen, um sowas dann überhaupt noch hinzukriegen und nicht wie der Danziger über Nacht da noch 12, 15 Stunden zu kochen, das ist eigentlich nicht Ziel meines Energiesparvorhabens.

Markus: Ja, wir werden sehen. Also freue ich mich, wenn ihr das dann habt, komme ich natürlich gerne nochmal vorbei, da können wir einen schönen Follow-up-Podcast machen. Und in der Zwischenzeit bin ich dann vielleicht auch mal in Danzig gewesen und kann da vielleicht auch ein bisschen Sachen mitbringen, auch Bilder und Eindrücke und so, seit einigen Jahren machen die dort ja wieder sowas Ähnliches wie. Ich habe da auch viel Literatur zu Hause von eben vor den Kriegen, was da so alles dahinter war, mal schauen, also auf jeden Fall spannend. Dir vielen Dank für die Geduld auch. Wir haben jetzt doch anderthalb Stunden, sitzen wir jetzt hier am Mikrofon, war gar nicht so geplant. Aber ist immer schön und du hast viel zu sagen in vielerlei Hinsicht und das ist mir auch wichtig, dass es jemand hört, deswegen muss man dem auch Raum geben. Und vielen Dank auch für dieses wunderbare Bier, eine größere Freude konntest du mir gar nicht machen. Klammer auf, nach einer Woche München und Oktoberfest, Klammer zu, freut sich der Franke, wenn er wieder nach Hause kommt und eben dann solche schönen, aromastarken Biere bekommt. Also Dankeschön nochmal und viel Glück, toi, toi, toi, bei deinen weiteren Vorhaben und ich hoffe, wir hören uns dann demnächst wieder.

Schorsch: Wunderbar, Markus, danke für die Öffentlichkeitsarbeit. Ich soll dir Probeflaschen dann auch von Jopen oder du bist gleich, weil du ja umfangreiche Literatur hast, jetzt nehme ich dir fast ein bisschen ein Versprechen ab, der dritte Mann ein bisschen im Bunde, der die Sache vielleicht aus fränkischer Sicht und aus der Schorsch-Perspektive ein bisschen begleitet, schauen wir mal. Ich glaube, vor allem Authentizität ist wichtig. Dass man nicht einfach irgendwo so einen Käse und Hauptsache 45 Stammwürze und Hauptsache, irgendjemand hat mal ein Pilz aufgelegt, dass es so aussieht als ob, sondern das soll tatsächlich authentisch sein. Dazu braucht man Kahmhefen, dazu braucht man einen Trägerpilz oder ein Trägermedium und, und, und. Ich glaube, an die Sache muss man sich ran arbeiten und um da nicht abzudriften, brauchen wir vielleicht sogar deine Literatur dazu, das wäre vielleicht toll, dass wir das Ganze dann zu einem wirklich authentischen Abschluss kriegen und nicht einfach nur so eine Fake-Geschichte.

Markus: Sehr gerne, also Versprechen ist gegeben und ich freue mich drauf, wenn wir uns dann mit dem Endergebnis alle miteinander wieder hören.

Schorsch: Genau.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk English 40 – Interview with Marcin Ostajewski, Head Brewer at Browar Fortuna and Browar Grodzisk, Poland

In this episode, we travel to Poland to meet Marcin Ostajewski, head brewer at Fortuna and Grodzisk breweries. Marcin shares the story of Poland’s rich brewing heritage, from the revival of the historic Grodziskie style to the rise of world-class Baltic Porters. We talk about tradition, innovation, and Marcin’s mission to bring Polish beer to the global stage — plus his second passion: cats. A lively and inspiring conversation with one of Poland’s most passionate beer ambassadors…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hello and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we are doing a little trip into our neighbouring country, we are going to Poland, to hear the story of a lot of beers and beer styles, and of a wonderful person. We re meeting Marcin Ostajewski, he will tell us a little bit about himself in a moment. I am very happy that we met some years ago, and I would say we became friends, met very often over the last years and had great times, in several places all around the world.  it´s really wonderful to have such friends and to meet such people, so I hope you enjoy the talk. Maybe, Marcin, you can introduce yourself a little bit to our listeners?

Marcin: Hi. As you said, I am Marcin Ostajewski. Now I am in fact head brewer of two breweries in Poland. One, a very important one for us, is Grodzisk or the place where the style was born. And the other one is Fortuna. They are somewhat connected, I will talk about that later and of course I m a beer judge. I also try to educate people about Polish beer abroad, and I m a humble servant of six cats, which is quite important.

Markus: Yes, and you also see yourself as a cat sommelier and maybe we ll come to that also.

Marcin: Well, you know, it´s a very easy sport, you just snip the front of the cat and you give him 10 out of 10, so.

Marcin: Wonderful. But if you imagine that you have been or still are allergic to them, it´s really so great. So I am really very happy to see that fantastic. So, maybe let s start with, many people especially, most of our listeners still come from Germany, and they maybe don t have any idea about the Polish beer market, especially how it developed over the last 20, 30 years. So maybe you can give us a little introduction about how you yourself came into beer in general? How did you start? What was your first beer? What was your first beer experience? And how did it come about that you are into beer now, so far?

Marcin: So, it´s started when I was doing my Master s in Biotechnology at the University of Toruń, and in fact it´s started because of my wife. Meaning that she bought me a home-brewing kit, with the help of our friend, who you also know Marcin Chmielarz, responsible for the Baltic Porter Day. So I started brewing at home. It was, of course, mainly experiments, and when I see the old recipes, that I even posted on some Polish brewing forums, now I would say they were not the best ideas. But I tested some weird things. But I was also quite lucky with meeting people at important moments, I would say. So, just after six batches at home, I met a friend from Gdańsk, who is now also a brewer and a beer blogger Bartosz Nowak. We met in the old town of Toruń on the first day of the new year, in the morning. And he said, “You know, there is a guy from a restaurant brewery nearby, and he said he s quite open for home brewers, meaning that he wants to buy, scale up and brew home brewers recipes. And I convinced him to do it, so I am brewing the first batch. Then, for the second beer, he wants the second beer to be brewed quite quickly after the first one, and I am not sure that I have enough time. So, Marcin, maybe you can also provide recipes for this gentleman.” And I said, of course, “Yes, why not?” But we even had a small connection with a German beer scene at this moment, because back then, at home, I was of course experimenting mostly with some modern stuff that was already starting in Poland. So I made some IPAs, India Pale Ales, Cascadian Dark Ales, something like that, and then the owner of the restaurant says, “The idea is, every brewer can brew whatever he likes. You just tell me, I want to brew ESB, Extra Special Bitter. That was the first beer from Bartosz, so do I want to brew ESB? “Yeah, we are brewing ESB, no problem.” But there is one thing, the second beer on the list should be a Rauchbock. And the tricky part was that. I had never brewed any of the smoked beers at home yet. And an even bigger problem, I wasn´t a smart guy back then, because I hated smoked beers, all of them, so basically, my only experience and it´s basically begging for forgiveness with smoked beers back then was one approach to Grodziskie from some Polish brewery, and, I believe, Urbock or Märzen, one of those two from Schlenkerla. And both of the beers I only tried, and then I put the rest of the bottle into the sink. I was a bad guy back then. But eventually it worked quite well because, knowing that I am not a big fan of smoking beers, I did this Rauchbock to, kind of, also match my preferences. So it was only, I don t know, 10 or 15% of some smoked malt, and the rest was a basic Bock recipe. It was quite drinkable, and in fact, at the première of the beer, they almost drank all of it. And basically the beer disappeared after two or five days, something like that. It helped me, of course, to slightly lean in to this smoked-beer world and now, in fact, I basically cannot live without a smoked beer from time to time. So it started pretty quickly, because after this one batch in the restaurant ten hectolitres or so another guy asked me, do I want to participate in a contract brewery that he was developing. And of course it´s still a very popular solution in Poland, I believe, not so very popular in Germany, to do contract brewing. So all the, let´s say, new-wave, modern craft brewers in Germany are owning their own equipment and in Poland, when it started, the first possible solution especially for the guys who have a lot of ideas but not a lot of money was to ask an existing brewer, “Can I basically rent your equipment for a time, and do some beers on it?” So we started a contract brewery. It was, I believe, among the first five operating in Poland, from this new wave, let s say, starting from PINTA Brewery and so on.

Markus: Can you say which year that was?

Marcin: I am not very good at dates, I will have to check it later, but I believe it was around 2012, I think, one or two years either side. So we started a brewery called Olimp, so like Olympus and the names of the beers and the characteristics of the beers were inspired by Greek gods. So it was quite fun to try to match the name with the beer style, and so on. Back then, the craft-beer market in Poland was very young and very dynamic. I couldn´t imagine it would work now. Because our first beer being IPA, based only on Polish hops was brewed in a middle-sized regional brewery, and the batch size was 100 hectolitres of one beer. And the market was so young that these 100 hectolitres, I believe, we sold within a week. The majority of it was bought by only one wholesaler, from Warsaw.

Markus: Wow, that s unbelievable.

Marcin: Now it would be the craziest idea possible, to make 100 hectolitres of the same beer and try to sell it. It operated quite well for some time. Then I moved to southern Poland, because my partner from the company found another guy who had some money, and they decided to buy a middle-sized brewery from the 90s that hadn´t been operating for, maybe, two years or something, and the owners rented the brewery to some different parties for some time. It was actually rented by us at the beginning, and in fact bought. But of course, it was a huge leap, to change from basically designing a recipe of a beer, then consulting an actual brewer to scale it up, to check what the possibilities are in this or that brewery. Because in fact we used two breweries before, as contract brewers. Then, for some time we operated in fact, I was sitting on two chairs at the same moment, because I was the brewer of Olympus, but also the head technologist of the brewery that we had taken over. Of course, it was a huge leap for me, because you had to coordinate basically the whole production, not just design one recipe and wait for the result. So it was also a very interesting part of my life. Then I had a short break from brewing. Mainly due to medical reasons, because I also talk about this always openly, I was diagnosed with testicular cancer, and of course because of that I spent some time, after the surgery, waiting for the developments is something happening or not? Then they found a small metastasis near the kidney. So, basically, I also went to chemo and, because of that, because I always wanted to still be active, of course, after the chemo I started working remotely in some online marketing company. Basically, we did marketing services, or participated in some campaigns for bigger Polish and international brands, mainly from food electronics, something like that. So I spent some time there, and then we moved back to Toruń, as I remember. And during one evening we were never very keen on going to the city centre for the evening, spending a lot of time there, and of course getting intoxicated or whatever, but this one time, we went there to meet our friends. I believe it was around, maybe 3 a.m., when we got back to our flat. Then, again, Marcin Chmielarz, the guy from the Baltic Porter Day appears, because he has a website, a Facebook group called Work in the Polish Beer Industry, so he´s gathering all the possible work announcements from both sides, of course, from the ones who search for possible candidates, and he posted an offer from Fortuna. Okay, it wasn´t the best time to analyse the offer and send the curriculum, but it was on my cellphone.

Markus: So you did it at 3 a.m. in the morning?

Marcin: Yeah! Sober-ish, I was sober-ish. So I sent this document, and in the morning the CEO is calling. Because he was and he still is, when some people are needed for the brewery, for this quality, new-beer development department, he was always coordinating it by himself, because he will be the guy who will later work with the candidate, directly. So I got through this process, I believe some factor that helped me was that all the other candidates who were in this final group. I remember, we were developing a proposed recipe for a new beer and, as I recall, all the other candidates prepared home-brew recipes, and I prepared a recipe for, like, 35 hectolitres for a brewhouse, something like that. So that was maybe part of the difference. And I got the job. And then, in fact, when I started working there, I got to know about, I knew about some connections, of course, between Fortuna and Grodzisk, but then I saw how it really works. So the owners of Fortuna brewery, after some years in Fortuna, decided to rebuild the original building of one of the breweries in Grodzisk Wielkopolski. But then, since this building never had a bottling line, the beers, after fermentation, are moved via cistern for filling in Fortuna. So, if there are no new things happening in Grodzisk at a given moment, or you don t need to travel there to resolve some issues or whatever, basically you have both beers from Fortuna and Grodzisk at your desk, if you are sitting in Fortuna. Because, of course, releasing for filling, preparing, are numbers for bottom-fermentation of original Grodziskie, you still have all the analysis of quality in Fortuna, and then you prepare all the stuff also regarding the last steps of preparing Grodziskie in the same room as Fortuna beers.

Markus: Maybe, to sort it out a little bit for the listeners, because maybe not everybody s so knowledgeable at the moment about all the different breweries in Poland and how it works, maybe we have to first say a little bit about Fortuna, and their portfolio, and also, I think in the timeline it was: first, Fortuna and their beers, and also Komes, I think and Grodziskie was a little later, was it?

Marcin: Yeah, precisely. It was, like, three years difference.

Markus: But when you started, it was without Grodzisk Brewery or were they on board?

Marcin: No, Grodziskie was already in operation when I started.

Markus: Okay. So, maybe we can talk a little bit about the Fortuna part first, and maybe the Baltic Porter part, and then make the complete Grodzisk story?

Marcin: Of course.

Markus: Because it´s big, and otherwise people might mix it up, and it´s already interesting anyway, I think, because the Fortuna portfolio is huge, and the Komes Baltic Porter is also a huge story, especially for Poland. So maybe you can explain a little bit the idea of Fortuna itself, and their beers, and how the Komes brand comes into that thing?

Marcin: Yeah, of course. So, starting from the beginning, Fortuna was built in 1889. It was an old, operating brewery and, as you can imagine, in the Communist times, under-invested in, taken by the government, the quality and the scale of production was declining. And in the 90s, when the, I believe, grandson of the original owner s family took it over from the government, it of course needed a lot of investments, and you don t have this amount of money instantly. So it was also underperforming for a couple of years, and then it was taken over by the current owners, in 2012. They started by investing a lot, to bring the brewery into good shape. Because Fortuna is an original brewery, with quite a long history, with quite a good presence on the market, Fortuna developed a couple of different brands.

Markus: Maybe, just for a moment, Fortuna is a regional brand? Where is the region? What is the main city around it?

Marcin: Fortuna is based in the city of Mirosław, under the German reign it was Liebenau and it´s a small town in western Poland, let´s say, one hour s drive from Poznań, going slightly to the south-east. The town is somewhere around 4000 to 5000 people, and in that town there was a brewery, and that was capable of doing probably a couple of dozen thousand hectolitres. So it was quite big, and it had also exported quite a lot, historically. And then, after taking over the brewery, I am glad that you asked about the city, the main brand was designed to be connected with the town itself, so the main brand was Mirosław, after the city s name. It’s also quite funny, because in Polish there is a man s name which only differs by one letter, so a lot of people, instead of calling our beers Mirosław are calling them Miloslaw. So, this is the main brand that was, let´s say, about classical styles, without any strange special ingredients or different processes. It was, like, making a pilsener, a Kellerbier, Belgian white, something like that – like, more on the classic and light side. Then another brand is Komes, that you already talked about a brand of strong, long-matured beers, because the brewery also was known, even historically, for the Porter and for another different beer, I ll talk about that in a minute, the owners decided that it would be good to develop this into a bigger concept. So, not only brewing Baltic Porter, but a lot of other strong beers were introduced, for example barley wine, which is somewhere in the middle between an English one and an American one; then two beers of Belgian origin, which are also bottom-fermented, Belgian Tripel and Belgian Quadrupel, then some other beers, like Imperial Stouts from time to time, some one-off beers and so on. So we have classical, light styles, we have strong, dark, long-matured beers and the Belgian styles, and then there is also the Fortuna brand – a separate one. Historically, it was connected with a dark, sweet beer known around this part of Poland. I believe and I´ll have to check it and maybe update it – but it has been known since the 1920s or something like that, so it was like a caramel beer, I´d say. And around Fortuna there was a separate piece of portfolio built, and most of the beers were fruit-flavoured beers. And this Fortuna Czarne, this original dark, sweet beer, and also a couple of special variants of it, those were mostly connected with those flavoured beers that, at least in Poland, were known in the 90s. So, fruit beers, but usually the fruits were added just before the pasteurisation, so the beers were obviously sweet. And I think we now have all the beers from Fortuna.

Markus: Very interesting. If you tell about this light, dark, sweet beer, because I think it may be connected with the beer that is known on the German side as Doppelkaramel, which is a slightly fermented, malty-sweet, very tasty beer that has maybe 1, 1½% of alcohol, and it was very widespread before the end of World War Two. It was consumed by children, by ill people, it was known as a sweet, nourishing drink. It was discontinued by most of the breweries, we know have these artificial beers like Vitamalz and Karamalz, which are sweetened, normal drinks, not fermented beers. And only a very few breweries, some in the east of Germany and interestingly, one in Cologne, Malzmühle, they do the old recipe, and that may be quite close to that idea you are referring to. It would be interesting to try that.

Marcin: The only difference, at least since the 90s, is that this beer was usually around 5.5 to 6 ABV [alcohol by volume], but it was still a sweetened dark beer, so that was probably the connection with this old, very sweet beer that was already brewed here. And maybe some connection with the German one.

Markus: You mentioned all these quite strong beers, and also this huge variety of Belgian styles and British styles, American styles and whatever, so was the Polish beer market already open for all these different beers? And was it also really open for very strong beers, or was that more like the normal beer?

Marcin: I would say that it developed over the years, because all those parts of the portfolio Fortuna expanded through the years and I would say that they had been gaining popularity from one or two years before I started working there, onwards. So it was developing faster after more people got the knowledge about different foreign beer styles, and they gained some popularity. But I also wanted to add that I skipped two more parts of the portfolio, or even three. Which is quite strange as, for a brewery, we also do ciders. Those ciders are gaining momentum now, they are a bigger and bigger chunk of the portfolio, and we are one of the biggest cider producers in Poland now. So, another layer of complexity, because you have to handle totally different yeast strains, and of course separate the production because of potential gluten cross-contamination and so on. But there are also two important parts that have changed a lot in recent years. One is, when you talk about strong beers a barrel-ageing programme which, I would say, the majority of the beers that we do are ice-distilled, barrel-aged beers, so basically we concentrate, just like Schorschbräu in Gunzenhausen, we concentrate strong beers to make them even stronger. Then, after concentrating it up to 18, 20, 21 ABV, we put them into wooden barrels, usually bourbon barrels, wine barrels and so on, so of course only used or mainly used barrels. Then we mature them for at least one year, two years, the beer decides. On the other end of the scale, we have a huge portfolio of non-alcoholic beers. We started in, I believe, 2018, by releasing non-alcoholic IPA, and it got great reception on the market. We did it just before the huge, quick start of the non-alcoholic beer market. I believe that, for some of the consumers and the brewers we are kind of the reference of non-alcoholic IPA now. And it´s still growing each year even though you think that, after the previous years, “Now, no, it´s impossible, we cannot get any higher with this beer.”

Markus: I can only recommend it. I´ve had it very often, I love it. And when we were in our booth together, at the last Franconian Beer Festival, I drank it all the time, so it´s a fantastic beer, really.

Marcin: Thank you. And now it´s one of, I believe now, six different non-alcoholic beers we have on offer. It´s a lovely part of the market, because there are a lot of challenges, where you have to make a flavour for one, but still maintain a non-alcoholic character, so it´s fun.

Markus: So, really working on every end of the story: the high alcohol, the low alcohol, the barrel-ageing, the hoppy beers, the yeasty beers, whatever. So, really, a lot of challenges, and all that in one brewery, it´s not easy, I think.

Marcin: Yeah, but it´s also very, very interesting, because you never know what you will develop next time. Because, basically, nothing is limiting the possibilities. And then – because we have all of the beers from Fortuna, you have the second part. So, the rebuilt Grodzisk Brewery, which is also sending the beers after fermentation, one important thing: both of the breweries still use open vats for fermentation, so another obstacle in terms of product safety and so on. So the beers from Grodzisk are also arriving to Fortuna for filling, and for the bottom-fermentation process, where we talked about the original Grodziskie and from Grodzisk we in fact have four or five beers being brewed constantly, and also the ranges from non-alcoholic ale with mango and passionfruit pulp, through original Grodziskie, which is like 2.9, 3.1 ABV, to White IPA which is 5.8 and it´s a white IPA with additional of central rate. So also like from the historical styles to also quite modern solutions.

Markus: That s really impressive. Maybe, before we get into the Grodzisk story, we should just for the listeners to have a little idea about the beer styles, maybe you can talk a little bit about the Baltic Porter, what is it? What is the difference from, let´s say, a British Porter, and what is the challenge to have it on the Polish market? What is the idea behind it, and what are your goals at Komes, Fortuna, whatever, to focus on with your Baltic Porters?

Marcin: Baltic Porter, I would say it´s, like, semi-Polish style. It´s a twist on British Porter, but a bit more on the roasty side, which is more important, using bottom-fermented yeast so, a lager yeast to maintain a cleaner profile and focus on the malt qualities. And then, of course, a bit stronger, let´s say that the standard Baltic Porter in Poland should be at the 21, 22 plateau so, a bit stronger than the British counterpart. And we are quite known as a country for the Baltic Porter, and also Fortuna is pretty successful with ours, because our Baltic Porter won Bronze at the Beer World Cup and Gold at the European Beer Star. Basically, it´s been in constant production since the beginning. What, I feel, is very important about our Baltic Porter,  even though, in terms of this scale of sweetness and roastiness, ours is slightly more on the roasty side, but we do it on purpose, to have better ageing effects, because we know that a lot of people buy multiple bottles just to store them and check how  it´s changing, because we are even stating on the label, with a small illustration, that it will change from  this and this  to  this and that , so people tend to buy more and store it, which is quite important for us. It´s always a blend, meaning that we have multiple maturation tanks, with our Baltic Porter available all the time, because also we want to maintain long maturation time. But each time we prepare for bottling of the Baltic Porter, we do a tasting of those maturation tanks that we know are of age, that are ready. But then, of course, you have totally different ageing speeds in different parts of the maturation cellars, and also in different vessels, just because of some differences in the inside layer, because those are old maturation tanks, with the resin inside, so old steel tanks. So, each time we prepare for bottling, let´s say we have to prepare a batch so that pre-maturation tanks would be enough to join, then we taste from at least eight, ten different maturation tanks, and select which one goes to the blend, and why. Because, from time to time, of course, you have tanks that went too dry during the maturation, but luckily you have either slightly younger, or slightly slower-ageing, tanks that you can add to the blend. So in fact, usually construction of the blend is composed of at least four or five maturation tanks together.

Markus: That s really interesting, because that is another dimension in beer which, for example in Germany, is more or less totally unknown. The only beer culture where I know, it´s still the tradition is the Belgian one, where you have all the blenders with the sour beers, and they blend differently aged barrels and different years together to get a final result. Some of the newer German breweries, like Lemke, started doing that, but to do it at such scale and with such an idea and profession alism, that´s really new. It´s interesting, because it also refers a bit to the original British idea, because the old Porters were always blends of differently aged beers. Also, as you said, it´s just a little stronger than the traditional Porter. We really have to go back, like, 200 years. Because, if you have the modern British Porter, it´s like 4%. That is definitely a bigger difference. But it´s really interesting also to see that continuation, in history, in the whole European beer world, and that s also maybe the name Baltic Porter, because it was in the whole Baltic area, something like that, of course, not everywhere the same stuff. I also think it was very good for the Polish beer scene, to finally have a first, like, its own beer style, something really Polish, in beer. Did you also feel that movement in the Polish beer scene?

Marcin: Oh yeah. I think that especially those new customers so, all the guys who started drinking beer, but knowing what they are drinking after the start of the Prawie Revolution, maybe some part of those old-style customers who were already experimenting with some new beer styles, and so on, they felt very connected with the Baltic Porter, because this is the style when, let s say, properly maintained Baltic Porters, from even the biggest corporate brewers in Poland, are pretty good. You have for example Okocim, which is owned by Carlsberg, and they have had at least, I think, two medals at the Beer [Awards] for their Baltic Porter. All of the big three players talking about the Polish market basically, it´s divided between three big corporations, and then all of the rest is 2, 3% of the market. The big ones are Heineken, AB InBev, and Carlsberg. Now not the AB, it was sold to Asahi.

Markus: Ah, the Asahi part, yes. Okay, so those three.

Marcin: So there are those three, and all the rest is some small producers in comparison to theirs. What is very important about the Baltic Porter is that, even though they of course differ so, if you compare Zywiec´s Porter to the Porter from Tyskie and the Porter from Okocim, they are still even though different from each other, all of them are representatives of the style. They are pretty well-executed, of course. If you want to have something bolder, you ll probably turn more towards ours Kormoran Amber or something like that. And then you have the slightly more wicked ideas, or the stronger, bolder Baltic Porters from the modern craft brewers. But I would say that, if you launch a brewery in Poland, and if it´s very small and you operate only on the local market, or even if you are a restaurant brewery, there is a moment probably the first or second winter of operations that you need to have a Baltic Porter. Of course, sales-wise, it will be a fraction of your portfolio, but there is always a customer who will ask you, “Do you brew it?” So it´s pretty well-established in Polish beer culture.

Markus: And it´s really widespread. This year, at the European Beer Star, on our table we had the final of the Baltic Porters and Mateusz Przecky was on our table. It was really interesting, also because he s really also a specialist on style. It was great to judge together, and to have all the differences in all these really good examples, it is was very, very interesting, great. So, as we now have this first Polish beer style, we finally come to the second one, which now really a big star in the beer world, I would say. We already mentioned the name and the city Grodzisk some times and I think that many people are really eager to hear about it. So now we come to that little secret. You already said that it was something that had more or less disappeared, and then Fortuna decided to revive that story. Maybe you can lift a bit the secret of how that came to life?

Marcin: Yes, of course. Starting from the beginning, the one fixed date that we have in documents about Grodziskie is 1601, when the guild of the brewers was formed in the city of Grodzisk Wielkopolski. From this moment you have some regulations about the quality of the beer, about ways of doing it. But the heydays of Grodziskie are more connected with the 1920s, when Mr. Anthony Thum, who was in fact of Austrian origin, when he moved to Grodzisk, he fell in love with the city. In the 1920s he decided to join all the brewers in the city together. The strange thing is that, again, like the city of Mirosław, around 5000 people, they had more than 30 brewers back then, because the city, since the mid-18th century, was already known as a brewing city. In fact, the brewing school, teaching new brewers, was one of the most expensive in, how do you say, because it covered both independent Poland and the partitions, so let s say that in the current, 21st-century area of Poland, when you go back to those years, Grodzisk Brewing School was still one of the most expensive in the Polish territory.

Markus: Maybe, also for the listeners, you have to explain a little bit that Grodzisk is a city about half an hour west of Poznań. It´s a beautiful city, with a huge history.  it´s not so big, but it was always a big city in terms of brewing and malting. And what together we found out is that, in all the archives and all the stories, it was mentioned throughout the whole of central Europe, so in the German archives, in the Polish, in the Russian, in the Austrian. It was known everywhere for beer, for its own beer but also for the malt it exported, and everything else in terms of brewing and brewing knowledge. So it´s a bit of a forgotten gem in terms of beer, a real beer jewel, history-wise, a great city. And if you go there, you still see that every other building has something to do with beer. There are the chimneys, and typical signs of beer and malting, and everywhere in the city it´s present. So you really breathe this beer history, if you walk through that city. So that is really, sometimes you get goosebumps if you go there. Really interesting. And when I was there, I think five years ago, or something like that, I was really instantly taken over by that mood. Yeah, it´s fantastic, and I love going there, and I love trying the beers, and all that history was revitalised by Fortuna and you, sorry for interrupting. Please continue.

Marcin: So, a short rewind to those 1920s back then, in the heyday of Grodziskie, when Anthony Thum connected a couple of brewers together, in those years the total yearly production of Grodziskie in Grodzisk so, one beer style in one city was over 100,000 hectolitres a year. It was exported to a couple of dozen countries, also outside of Europe, so it was huge. And again, we have the same sad part as with Mirosław, all of it declined during the Communist times. In fact, the guy who helped unite all of the Grodzisk breweries died in poverty. But the breweries were taken over by the government, one by one they were closed. Then, in the 90s, when they were bought by private owners, this building, consisting of brewhouse and fermentation, was taken over by Lech Browary in Poznań. But the strategy back then, from the foreign investors that basically divided the Polish market in the 90s, Lech also bought a couple of other medium-sized breweries around Poznań, just to state, after one or two years, “Oh, they are not efficient enough, so let s close them.” So basically they took over all of the possible local competition, and they basically just closed it.

The original brewery was also closed. Then there was a hiatus of 20-something years, more than 20-something, almost 30 years, when the style wasn´t brewed any more. Oh, sorry, I forgot about one thing, it´s also somewhat connected to the Belgian culture, the brewing in Grodzisk was always, even before the union of all the Grodzisk brewers, it was always a cooperation. They were doing collabs before it was cool, because there were brewers that consisted only of a brewhouse, to sell the ware to other brewers, brewers that had only fermentation, brewers that had, like ours, brewhouse and fermentation, and probably a couple of other options. And there was only one filling line, on the other side of town from our perspective, though this one company was serving as a bottling line to all the others. That also had some connection to the concept we are doing now because, instead of horse and carriage and some wooden vessels to transport it to the other end of town, we are using cisterns to transport it to Fortuna for filling. Of course, rodziskie was in the minds of the home brewers, guys who were still digging the history and so on about your discoveries, of course, walking encyclopaedia of Grodziskie, Mr. Marian Brzeziński,  all of  Grodziskie-philia-collector, he has a huge collection of documents, luckily, we also have scientific papers from the  60s and 70s, describing science-wise and process-wise the full process of brewing Grodziskie. After those slightly smaller-scale restaurant trials by the guys who formed PINTA later so, the approach to Grodziskie from a small restaurant brewery in Lublin, sadly they are not in operation anymore, so something began to happen, slowly. Then, when PINTA started working as a contract brewer, they also brewed a couple of approaches to Grodziskie, I believe the owners of Fortuna started, in 2011, to look at the possibilities of buying those ruins in the centre of Grodzisk Wielkopolski, to refurbish it and start brewing Grodziskie again. And in fact they succeeded, in 2015, when the first batches of beer were released. To maintain the original style, the first batches of beer were original Grodziskie, bottom-fermented, prepared according to all the sources that we have. And basically, since that moment it´s still being brewed.

Markus: What a fascinating story. So really, I can only encourage all our listeners to go there, to see the place, to try the beer. If we talk about the beer, maybe we also have to explain a little bit what Grodziskie is. So, how is it made, what does it consist of, and how does it taste? Maybe you can bring us a little picture of that beer in mind?

Marcin: The first thing that I always say, to any possible listener, is that Grodziskie is never sour beer. That is what s different. When you compare the beers directly, the first thing that you will notice between Grodziskie and Lichtenhainer is that Grodziskie is very dry, but not sour. The other very important thing about Grodziskie is that it´s a top-fermented beer, but the yeast, in fact it´s a strain, because it´s a mix of two strains, the yeast culture used to make Grodziskie, even though it´s an ale strain, it´s extremely neutral. So it gives only slight amounts of like Peru-like esters in the background. But basically it´s almost as clean as lager yeast. Even some brewers from the US, some of our dear friends from the US, who have been brewing Grodziskie for years, and they are doing a great one to maintain this clean profile, they use lager yeast in their breweries, with very good effects. The beer is very light, the beer is extremely highly carbonated, it was even called the champagne of Poland, but you cannot use that claim because of the copyright protection of champagne.

Markus: But there was a Polish word.

Marcin:  Szampan.

Markus:  Champagne, yeah.

Marcin: But you can`t say it anymore, so maybe they will block our broadcast because of that.

Markus: Maybe in France.

Marcin: So, it´s a very light beer. It has 3.1, 2.9 ABV. Highly carbonated, flavourful because of the smoke, because the beer is 100% oak-smoked wheat, which is also quite different from the other smoked-beer styles that are still alive, like German Rauchbier. Because brewing a 100% wheat-malt beer is already difficult. Especially when I tell you that this beer should be crystal-clear, that the haziness is a big fault. So it´s a challenge. This clarity is also probably caused by this high carbonation because, if you don t make it perfectly clear, it would probably gush when you opened it. So it´s an extremely refreshing light beer, we don t say that it´s totally within the No/Low trend, because it´s extremely flavourful, interesting, complex, but it´s very low in alcohol, so it´s also a perfect beer for the hot season. Also, which is quite important, even though it´s a smoked beer and of course the character of the smoke is slightly different because different wood is used, but the smokiness is also meant to be quite delicate. If you compare the smoke levels of Schenkerla Märzen to Grodziskie, totally two different levels. Because, in Grodziskie, because of the low ABV, because of the high carbonisation that also pushes the flavours up, overdoing the smokiness makes the beer less drinkable. One of the things that was very important over the years for Grodziskie, they even state it, that it´s highly drinkable. Between the wars, in the advertisements they also stated that it´s impossible to get drunk.

Markus: Yes. They even advertised it as healthy and nourishing, and all the things that they used in that time to sell beer, yeah.

Marcin: And also it´s pretty interesting about the smoke level, we always say that, and you heard that also before, we didn t find any of the historical advertisements of Grodziskie, in Polish, with the word smoke. The only word that you see in the commercials is, when the commercial is in German, is Rauch. As we guess, because you never know, because we don t have a time machine, we may assume that, because of the modern malting technologies already developing by then, in the heyday of Grodziskie it was probably desired to have the lowest possible smoke levels, to be the modern brewery, yeah? To be the new guy that is able to do the beer without the smoke, because smoke is not so sexy any more.

Markus: That was even the case before. So that we know that, also with the research here in Bamberg, which is today known for that smoky character but, in all the old times, when malting was simply just possible by using fire and also having smoke in the beer, all the maltsters tried to have the smoky touch in the malt as low as possible. So the art was not to have an intense smoke-beer, but they wanted to have the lowest possible strength of smoke-beer. And still, if you talk today to the Speziale Mälzerei, or also to Schenkerla, they also try not to have that too-intense level. Also, in the recordings, it´s the same thing. Around 1800, the first commercial smoke-free kilns started to show up around that time in Silesia. Before that, simply it was the beer, it was the malt, there was no other thing; there was always a little smokiness in there, but it wasn´t seen as smoky beer. That started when you had other beers, without smoke, or potentially without smoke. People started to see some difference and, of course, then there was the differentiation, but that maybe took until the end of World War Two, when people really realised that there is the non-smoky beer and there is the smoky beer, and there is a difference. So, I think that s it´s still a matter of perspective. Because nowadays, for all the people here in the [beer] world, they see smoke-beer as something very special but, if you go back to the old days, that was the regular beer. The special thing was the non-smoky beer. And people tried to get as little smoke as possible, to get it as drinkable as possible, on the other side. And, of course, in these days many beers got sour, many beers had other problems, so you were happy to have something to drink at all. So it was also something totally different from our enjoyment of beer. Even with what we know about beer production in the early 1950s, in western Germany many of the breweries were still using wooden vessels for fermentation, even for maturation, it was a totally different beer. So our idea of an enjoyable, refreshing beer, that maybe started in the 60s, to become what we think is a really good beer, before that was a very different thing. So it´s hard to talk about that, really. What I also found very interesting: you have a lot of things remaining from the old days in your brewery. Some date back to the time of the German Empire, and also World War Two, and you have these brandings where you had the export to the former German colonies, and you had the export to the cruise ships which went across the Atlantic, so they all drank Grodziskie on their way. And you even had some referring to the deliveries to the German army in World War Two, we found in the papers that, even in the last days of World War Two there was still a shipment of malt from Grodzisk to other breweries in the old empire. Which, at that time, with an almost totally destroyed railway network and everything, really showed the quality of the Grodzisk products, otherwise they wouldn´t have taken care about still delivering that stuff, in a time when half of the empire was destroyed. So you really see the importance of the city, the importance of the beer and the quality level that people really saw in the beer, and their love of that beer style. So that s also really interesting, and I think that gives another boost to the Polish beer heart to now have a second style, which is totally unique and totally interesting. Maybe, on the opposite side to the Porter, because you have that strong, malty, bold Baltic Porter, and then you have this light, soft, but still self-confident, bursting with activity, nice Grodziskie, which is the other way, so it´s really interesting to have all these beer styles. So, how do Polish people approach you, when you give them the beer, maybe in the festival in Grodzisk, for example? Are there people who knew it from their past, and how do they see it today, that Grodziskie is there again?

Marcin: There are some customers who still remember the old times but then, especially among those customers who were drinking Grodziskie in the Communist times, quite often you see, when you listen to their stories, you see that for sure there were some quality problems over the years. Because, when we decided to refurbish the brewery, of course you have all of the papers, all of the technology description, but you also needed to have some actual consumers, or former workers of the brewery, who would give you any information that they had. So when the flavour of Grodziskie was, kind of, in the making, and when we were searching for suppliers and so on, we also talked with almost 100 people, former workers, citizens of Grodzisk, and also some well-known people from the industry so, for example, Stan Hieronymus was also part of the small group of people who tasted the beer and gave us some feedback. So, when you read that information, especially from citizens of Grodzisk, and you wouldn´t pick the whole testimonials but only random ones, you could even end up with Grodziskie being a hazy dark beer. Because there were some errors in the production, especially in Communist times. But luckily, for us the most important part was that you also, for example, had those papers from the 60s, when a brewery and university employee prepared a whole description of the process, how it should be. So you knew that, if something occurred and the beer is not good, we could probably guess that maybe it started here, yeah? That some mistake was made, or some qualities of the suppliers, and so on. So luckily, we still have those consumers who remember Grodziskie and they are pretty satisfied because it´s alive again. Of course, you ll have those who say, “Oh, no, I tried it in the 80s and it was different.” But you always have those people, and you can´t blame them because, of course, the memory could change, the taste changes over the years, so even I am not so sure, when I get older, will I say the same things about the taste of the beer? Even though I would know, from the professional side, that the recipe and the beer shouldn´t change at all. So you never know what could change in that. But also you have the second part, the new consumers who were already interested in Grodziskie as a Polish beer style. And I believe that, with those consumers, in the first years of the brewery s operation, this group was not so big, because all of the Polish new wave consumers were extremely interested in new beer styles, mostly from the US, in all of the hop-forward beers. And then they were more interested in Baltic Porters. But over the years, not only abroad but also in Poland, the strength of the Grodziskie community has been growing very fast, because people notice one thing, that was in fact in the DNA of the beer since at least the 1920s, that it´s heavily drinkable, light, interesting, sessionable, when you go to a pub, you can sit with your friends and basically spend a whole evening drinking Grodziskie and nothing happens. So it´s still growing very fast, and I am very happy about it.

Markus: And you re also working on another career of the beer style, because you not only brew it yourself, you also encourage others to brew it. So there is also the competition in Grodzisk, which has been happening for many years now. Many you can tell us a little bit about that story, because now it´s an international beer competition. And on the other side, you have also started to give the yeast to the public, so that everybody in the world can now try to make this beer, and of course there are a lot of breweries doing it. And we have seen, even as far as South America, Grodziskie being Best of Show in a competition, this is a really great achievement. So you can tell us a little bit about that new stage of Grodziskie now?

Marcin: The idea of a new stage, I believe it was born two or three years ago, when we analysed the market and said, “Okay we are brewing Grodziskie and we are in that privileged position that we are the original Grodziskie brewery,” yeah? So, even if you try different versions, if you are interested in the style, at some point you would want to compare it with the original. And we of course knew that Grodziskie was a new niche style – even in the original brewery, in fact Grodziskie is less than 10% of the volume. Of course, you have to brew different things to have the money to brew Grodziskie. Because, especially on this broader market, customers still need to be educated to drink it and be able to love it. Because if you surprise a person, giving him or her Grodziskie without saying anything, you won´t convince them to try it. It´s the same with Schenkerla Märzen, if you see some random people going to Schenkerla and leaving Untapped half a star, with a comment: “Horrible, smoky”, they were not prepared. Because they would either avoid the place or expect something different from the beer. Another beer. So, with Grodziskie we decided that no matter what happens – meaning that no matter how many other brewers, in Poland and globally, will start brewing Grodziskie, they will never in fact harm our sales. And the biggest corporations would probably never brew Grodziskie, because it´s totally too niche for them. So we decided that the best thing that you can do, at the place where the style was born, is to promote the style, to make it easier for all of the brewers to brew it. It was November 23, I believe, when we published on our website the whole brewing recipe, together with salt composition, whole mashing, brewing, the whole process is described in a way suitable for professional brewers. Because, if a home brewer wants to brew it, they have some resources, this is one thing. And the other thing is that for both home brewers and professionals we have contact, directly to me, to ask any questions. So we released the whole recipe, and we spent a lot of time travelling with other members of the Polish judge mafia to different competitions in different parts of the world, to use any opportunity to give a talk about the style, to propagate it even more. But then, after releasing this technology to the public, in Polish and English of course, we decided that probably some of the brewers also want to have access to the ingredients. So, when the brewery was revealed, we wanted to make Grodziskie malt from scratch, made precisely in the way that was stored in malting recipes, because we didn´t add that. A malthouse was also a part of the brewery that we rebuilt. So, we had the recipe, and we tried to search for a malthouse that would agree to do it for us. And finally we found Bruntál in the Czech Republic, which is still a floor-malting malthouse. They had some experience with smoking, because they produce a whiskey malt and they dry it with peat, but they had never malted wheat, they were only doing barley. And the other thing was that they had never used oak smoke. But we convinced them, and they started malting Grodziskie malt according to the old recipe. What s pretty important, in terms of preparation of the malt, is that they were able to kiln with the smoke, whereas other Grodziskie malts on the market usually have wheat malt, which has already been dried, and then they smoke it at the end, to prepare some smaller batches of Grodziskie malt. Which is also good, because for sales of Grodziskie, niche-style, also the malt is probably not so popular. So it´s very hard to produce, for example, 25 tonnes of the malt, just guessing it will sell. So we make it in Bruntál, but we started sharing the malt a couple of years ago, with our friends from Lubbock in Texas. So once a year, when the batch of the malt is being made in the Czech Republic, they order a couple of tonnes directly from the Czech Republic, and all the rest goes to Grodzisk Brewery. And, because we were already sharing with Lubbock and they were also from time to time sharing with other American brewers, luckily each year they need more malt, and they are slightly less willing to share, because they need to brew more. So that s good news. We decided, because in the first year, when we revived the brewery, in fact when we ordered 25 tonnes of Grodziskie malt, even though we were also adding some to other beers, for variations and so on, in fact, those 25 tonnes were slightly too much for us for one year of brewing. So in fact we were using those for one and a half years. And now, with this distribution to Polish craft brewers, we are in fact using almost to just before the next malting season. Of course, it´s good for everyone, because they have access to original malt, and we have fresh malt all the time because, after the end of the old malting season, we are already out of the malt. So basically we both profit from that. When we released the malt, we knew that Tomyski, the hop variety used traditionally for Grodziskie and it was farmed near the city of Grodzisk, and the majority of our hop farms are in the Lublin area so, south-eastern Poland, we revived Tomyski also, because it had been lost, during some sad events during the war, because [the crops] were in fact destroyed on purpose. But luckily, some plants survived and our hop supplier from the Lublin area was able, with our help, to revive the Tomyski variety. Thanks to that, the brewers also had access to Tomyski because, as you can imagine, after the revival of the variety, Pawel farms enough of this variety to supply a couple of brewers, at least. In different styles because, for example, Marek Kaminski is doing a very nice pilsener with Tomyski hops, in Browar Kingpin. So we knew that even brewers from abroad, if they at least contact Polish Hops and ask, they can access the hops. But then we knew that, at least since the 1960s when they had some problems with the yeast quality, because they bought them elsewhere, they started to develop their own culture. But to form this culture, Mr Shmalec, this brewing scientist, wanted to make it as close as possible to the old one. So he started blending several yeast strains that he would obtain and propagate by himself, and in the end his final blend was two parts of one strain and one third of another strain. We knew that back then, at the brewery they did the blend each time.

Markus: And it´s both ale-yeast strains?

Marcin: Both ale-yeast. And we already have some preliminary results about the performance of those yeasts under different conditions, but we are willing to do more. So we took the yeast from the last bottles from like 93, 94 so, the yeast was preserved by a professor at Warsaw Agricultural University, Andrej Sadovnik, who was, I would say, the founder of Polish home brewing. We got the culture, we kept it at the brewery, in fact in Fortuna for a couple of years before Grodziskie was revived and then we propagated it, because Grodziskie uses only open fermenters, and of course the risk of contaminating the original culture is too high. At Grodzisk we use only the Grodziskie culture. After November 23 we know that this blend is very special in terms of its performance, because the main fermentation of Grodziskie takes two and a half or three days, and even fermenting of this White IPA, which is a 13.5 plateau, is probably four or five days. So they are very hard to be contaminated, because basically they eat all the sugars instantly, and you can basically pasteurise them all the time. Now we also know that the culture is very stable because we have some, two strains in it, in a ration of 75:25%, so we guess that those are the cultures that were initially used. So we decided to give this culture to the public. Since we knew that probably the majority of the interested brewers are in the US, we decided to talk with a couple of companies, during the Crop Growers Conference. Then we decided to work with White Labs, because they also have a facility in Europe, in Copenhagen. In exchange for having a safety back-up at White Labs, and in order to compare the results of our culture and the culture that we gave, we can once a year order a Grodziskie culture from them, to do parallel batches. So, only for that, we donated the strain to them, so that they can release it on the market, so that we can say to every brewer, in whatever part of the world, “Just contact White Labs, and you will also have original yeast.” Thanks to that, we still have more Grodziskie, but we also have one thing more: we have some recognition of the strain itself, because we are not the only one experimenting with making different beers with the same culture.

Markus: I also think it´s the awareness of the Polish beer culture, the awareness of Grodziskie, which is much stronger now, because it´s everywhere in the world. Also, I think the competition that takes place and took place in Grodzisk, which started as a reference to that home brewing history, where we always had, I think, two categories, the traditional Grodziskie and the creative Grodziskie. And now, since this year, there is also an international competition where professional brewers can take part, I think that s another keystone of that development, to bring Grodziskie on to the international tableau everywhere.

Marcin: Oh yeah, it´s extremely important for us because thanks to that, of course, when the professional brewers participate, by giving feedback we can improve their approach to Grodziskie to maintain the core of the style, let s say, it started as a home brewers competition, in fact, it was held for at least 16 or 17 editions before the [Grodzisk] Brewery was brought back to life. It was a home brewers competition where the judges were mainly those most experienced Polish home brewers, and also those former workers of the brewery. So they had had this competition for years, being back then only a classical approach competition, it was called Prawie Grodzisk, Grodzisk is just another way of saying Grodziskie, so Prawie Grodzisk  is like “almost  Grodziskie ”. So they knew that it would probably be quite hard to replicate, but they did a tremendous job over the years, to keep the style alive. There was even a case where one of the home brewers won so many times that they forbade him from sending the beers, they moved him to the jury. He was later the founder of one of the Polish contract breweries. They opened, I believe, about one year, half a year before us, I am talking about Olimp Brewery. When we revived the brewery, we also contacted the organisers of the competition, to maybe make it´s slightly bigger. And then I don t remember precisely when, but it was at least in the first year after reviving the brewery, there was one creative Grodziskie as you said, brewed, without the help of home brewers. It was Grodziskie with Citra hops and scented Earl Grey tea. Then, since the second year, the competition had already introduced this creative category for home brewers, of course, there are cash prizes in both categories, but the biggest prize for the home brewer is that next year, for this Grodziskie Festival, his beer will be released, made on our equipment. So each year, of course, depending on the recipe of the home brewer and depending on the amount of time that he declares is needed, but usually in April or, by the latest, the first half of May, we brew the recipe of the home brewer on our equipment. So, 100 hectolitres brewhouse. In most cases three batches, because the fermenters are 300 hectolitres. But with some effort it´s possible to brew two batches so, not to fill the fermenter to the brim. Each year we have a different variation, and after a couple of years we decided that, the competition is already quite known, and we had already had some questions from international professional brewers that wanted to send their beer to the competition, but not to participate because it´s professional Grodziskie. So they wrote, like, “Can I send the beer? So the judges or if I send it too late, so you can send me some feedback about this beer, because I want to make it properly.” So we decided, “Okay, let s make it easier. Let s make a third category, being a commercial one.” So this was the first year when we had the commercial category and we had entries from, I believe, almost ten countries. We had some entries from the US, thanks to Adam Reynolds, one of the judges, who agreed to take all of the American samples in his luggage. Then we had some samples from The Netherlands, the UK, Germany of course, and in fact we had, I personally love their approach, because they are basically brewing a clone, got the Gold in the Commercial Grodziskie category. I am trying to recall the Silver now, because the Bronze was from Lemke, yeah?

Markus: Yes, the Bronze was from Lemke, and the other one was also a US brewer.

Marcin: Oh, Goldfinger!

Markus: Yes.

Marcin: Which is also funny, a brewery which has connections with Poland because I don t remember, the grandfather, or great-grandfather of the owner of Goldfinger was a brewer, and a barrel-filling and emptying equipment producer in Kraków. So he had some connections, and he decided, “Because I am part-Polish, I need to brew a Polish-beer style,” and he is also very good at it.

Markus: And it´s a little bit the same story with Lemke, because their CEO is also from Poland. And we both visited the brewery, I think it was three years ago, at their big barrel festival, where we had the ice destil bottles and visited Bastian, the brewer and I gave him some bottles of Grodziskie and he was really propagating the yeast and working on it. He was very proud that he had made his Grodziskie and he instantly had the third place, the Bronze Medal, he was very happy about that, so that s really crazy how everywhere in the world, people try to approach to that beer style and beer culture. I think, it´s also really good because it brings Poland really back onto the map, also beer-wise. And this is really good, I am very happy about that. Big fun! And everywhere we are in competition, and that maybe brings us to the last part of the interview because, I think also for you personally, it must be a very interesting experience, as you are now judging all over the world and all the competitions, from Chile to Japan. The life as an international beer judge is a lot of fun, because you go to all these countries, you are never a tourist, you are always like a friend or like a family member, and you experience all these cultures and people and beers and everything in a very different and special way, so how is that for you? How did that change your life? Was that something you expected, maybe, ten years ago?

Marcin: Definitely, ten years ago, not. I think it was, again, a lot of very lucky coincidences, because, of course, the first thing that was definitely needed from Fortuna and Grodzisk is that, let´s say, they saw that me being a guy quite involved in that judging culture, meeting other judges, checking other perspectives on the styles, other markets and so on, they wanted to support that. One good thing is that, at the same time, they had the best possible way of educating me about other beers, and also they had some additional recognitions of the beers that are being made in Fortuna and Grodzisk. That was the first thing that had to happen. Then, the second important thing was, because we´ve been speaking now for one and a half hours, that I like to speak about beer. Probably that was one of the factors, because I am very open-minded, very open to others, talkative and communicative and so on. Even when my English is not perfect, I kind of ignore it because I know that when the message is delivered, it´s good. So, thanks to those things, I just started at first applying, and then maybe receiving some invitations to the competitions, and also it´s being strongly supported by my company, because they see some value in that. By the way, when you talked about different countries, I don t know who is listening, but Japan is still on my list!

Markus: “Hello, hello!” Maybe, we will let them know.

Marcin: Especially because they brew quite a lot of Grodziskies. Meeting those judges from different backgrounds and reaching those further parts of the planet, now especially, a couple of years in a row, southern America, because it´s already Chile, Paraguay and Brazil, and each time again it´s Grodziskie done everywhere. I believe one of the most important things, like joining competitions as a participant and also as a judge, was when I judged at European Beer Star, and we also convinced Gillian to have this separate category for Grodziskie. And in the first year which was the most amazing thing about educating other countries, because at EDS you have judges from the whole brewing world, we were able to give that talk about the style to all of the judges, stewards and team members, together with a tasting of two Polish-made Grodziskies. So it definitely kickstarted all the other activities. I remember, after this talk at EBS, we spent half an hour already talking to a couple of judges immediately after the talk, and also we had a lot of contacts, days later, after I got back to Poland. So I love having this opportunity and, of course, I hope that in every country at least one brewer is in the end convinced to brew his approach. For example, I remember, when we went to Brazil, in that competition when in fact the Best in Show was a classical Grodziskie made in Brazil. I remember that, during that stay, we basically brewed four different creative Grodziskies, with two brewers, on two different set-ups. So it was also a very active competition, looking from the Grodziskie perspective.

Markus: So it can be also a lot of work. But also nice work, interesting work, and also expanding knowledge in the end. I can really also only encourage all the listeners to try all these creative Grodziskies, because it´s so interesting to have all kinds of spices and fruits and other ingredients, all together with a lot of experience and experiments in any way. And that´s always big fun, I always love when I am at that part of the competition, to really get to new tastes, new fruits, new spices, new combinations. Together with that smokiness, that s always really interesting. A lot of them really make very rounded, very balanced, very nice, very drinkable versions, even if they sound crazy if you read about them in the paper, that´s really fascinating. I think that´s a great part in both of our lives, to experience how far we can go with beer and what experiences are possible. But maybe, to go back to the beginning, we were talking about you also being a cat sommelier. So maybe you can just give a little insight into your personal history? Because that´s really interesting, that you more or less built a house around your cats, or for your cats. It´s great, and how did that come about in your life?

Marcin: To start with, I was always an animal person, meaning that, even when we lived in another part of town, with my parents, I remember kids bringing injured dogs, birds that had fallen out of their nests, to us, because they knew that we would take care of them. With my sister, and of course with the help of our parents, so it was always somewhere there. In fact, my first pet that I had at home was a sparrow. We got a sparrow that had fallen out of a nest, and we taught him how to fly, petted him, and he stayed with us for almost two years. We even tried to release him in the middle of the protected part of the forest but, after a trip to the trees, it went back to the steering wheel of the car. Later, I would say, that back then I was slightly more of a dog person. I never had a dog or any of the bigger pets. I had fishes, this sparrow, afterwards some canaries so, not so very interactive animals, yeah? But then, when I met my wife, she already had cats at home, I was slightly more of a dog person, basically because I didn´t understand cats so well. I didn´t understand my position in that relationship. Now I know the assignment. That´s why the album that I always share with beer judges, when it clicks, when you hear that probably the other judge is also a cat person, I am already prepared. I remember, I prepared this album and sent this to Ivan from Brasserie de la Senne. So the album on Google Photos is called Cat House, 2 Servants. So, when I met my wife, I was allergic to cats, a bit. Meaning that it was on the boundary of asthma, so it wasn´t very convenient. Because of that, we never took on a cat. But then, when I was at the brewery in this southern part of Poland. Of course, a movie scene: the middle of a storm, heavy rain and so on, and someone just left a box with three kittens in front of the brewery. So we took them inside, too care of them during the week at the brewery, but of course I contacted my wife and said, taking the risk, but also because I didn´t think that it would go so quickly, because I said to her, “You know, I don t know what my reaction is, because they are basically not in a small, closed space with me”, because they were roaming around the offices and sleeping in a cardboard box outside but under a roof, so I don´t know my reactions yet. But maybe if we could find a home for the remaining two cats, we can take the third one.” I believe it took her one hour, to ask some friends, convince one friend on the way back to home, because back then it was almost 300 kilometres from the brewery to my home. So I had spend the week in southern Poland and then I had travel back, usually with the company owner. So we travelled back, we had this cat transPorter, this plastic box with a cage, so I had those three kittens inside, on my lap. Of course, I wasn´t driving, but I remember that, during this journey to Toruń and it was mostly highway, so it took maybe two and a half hours, I used a whole roll of toilet paper, because it was horrible for my nose and for my eyes. But of course, the decisions had been made already, so we had this one cat. Because, at least for a time, for my respiratory tract it was quite irritating, we called this cat Fennel. Sadly, after a couple of years he fell ill with quite a rare condition and we had to say goodbye. But through this, after we had adopted him, I decided that the only way to get rid of this allergy is to come into contact with the allergen as often as possible. Because even if you have those injections that cure you of the allergy, they use the most common cat allergen, the most common types of protein that give you this reaction. So you re never sure whether it´s the same variant your cat has. So I was basically inhaling, in the evening, through the cat. I just put my nose to his belly and inhaled as much as possible. As you can imagine, my respiration was quite loud the first nights, but then slowly disappeared. In fact, since then I have never had an allergic reaction to a cat. At least not a severe allergic reaction because, especially if you meet a totally new cat, of course, I try to meet a lot of cats abroad so, to compare, is petting a Paraguayan cat the same as petting a Polish cat? Yes, as a sommelier, so you never know. Maybe a small rash or a runny nose for a couple of minutes is all you get. And then we decided, when we built a house in the middle of a forest, “Yeah, let s adopt two cats,” because when you have two they have someone to play with when you re at work, so it´s better for the cats. And now we have six. Because we adopted them, like, in waves. First, two, second, two, and then I said, “No, we are not ready to take the third pair,” and I saw a lovely cat after some accident, she was missing one of her front legs, already in the shelter, so I took Christine from the shelter. Also thinking, “Okay, now we are breaking the cycle,” because it´s two, two, one, so it´s the end. We have five. But later it turned out to be six. What´s important about the house is that we have a huge patio and it´s in the middle of a forest, so the outside area is covered in a metal net and it´s also covered with a roof. They have all the possible shelves and scratching posts and whatever else in the house. But then, when we are at home, they can also go through the window outside, and the outside area for the cats is bigger than the total inside area of the home. So they are totally spoiled, of course. But this is the way it´s should be.

Markus: Yeah, like back in the zoo. Fantastic. Great, thank you very much for that insight into your beer life and your personal life, and also thank you for your friendship. I am very happy about that and I am looking forward to the next time we meet, it´s should be quite soon, I hope. Again, thank you very much, that was a great talk and a huge insight into the Polish beer industry, and I can only wish you the best of luck, for your family, for yourself, and also for the beer. I am looking forward to the next time we re meeting each other again. Thank you.

Marcin: Thank you, Markus. Glad to know you.

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 71 – Interview mit Cindy und Petra Elsenbast, den „Bierschwestern“ aus Luzern in der Schweiz

In dieser Folge reisen wir nicht nur bierisch, sondern auch persönlich über die Alpen – direkt nach Luzern, wo die Bierschwestern Cindy und Petra Elsenbast zu Hause sind. Zwei echte Geschwister, die ihre Leidenschaft fürs Bier teilen, leben und weitergeben – sei es als Biersommelières, als Jurorinnen bei internationalen Wettbewerben oder einfach als begeisterte Botschafterinnen für Genusskultur mit Hopfen und Malz.

Markus trifft die beiden in Bamberg zum Gespräch – es geht um dunkle Spezialbiere wie den „Finsteren Hubertus“, um die Braukultur zwischen Jura und Tessin, um Bierreisen durch Europa und Südamerika, um Pairings mit Schokolade und Käse – und sogar um Tauchausflüge mit Haien.

Ein ebenso herzliches wie wissensreiches Gespräch über Bier, Familie, Lebensfreude und die vielen Facetten des Genusses – und eine große Einladung, die Schweiz einmal durch die Bierbrille zu entdecken…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir einerseits in Bamberg, mal im Büro, zuhause sozusagen, andererseits reisen wir natürlich auch wieder ein bisschen in die Welt, und zwar diesmal in ein Nachbarland, in die Schweiz und wir haben dort die Bierschwestern. Ja, spannend. Also 2 wunderbare junge hübsche perfekte Damen, die mir hier gegenübersitzen, die Bier mitgebracht haben, mit denen ich mich schon ganz toll unterhalten habe, wo wir in Nürnberg auch schon gemeinsam angestoßen haben, auch sogar schon auf diesen Podcast. Und ich freue mich total, bin total gespannt jetzt auch auf die nächsten Minuten, Stunden, Tage, mal sehen, die wir uns unterhalten. Und vielleicht stellt ihr euch mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Cindy: Ja, hallo zusammen. Hallo Markus, zuerst Mal herzlichen Dank, dass wir hier bei dir in Bamberg sein dürfen, es ist mega cool, dieser Einladung haben wir natürlich Folge geleistet. Mein Name ist Cindy Elsenbast, ich bin die Jüngere, 78 geboren, Biersommelier seit 21 und Leidenschaft zum Bier schon, ehrlich gesagt, schon bevor des legalen Alters, das wir bei ihr trinken durften. Ja, ich glaube, in diesem Talk werden wir noch viel dazu kommen, wo wir schon waren, wo wir leben und so weiter. Und da gebe ich gern das Wort meiner Schwester.

Petra: Ja, hallo zusammen, ich bin Petra Elsenbast, ich bin die ältere Bierschwester. Ich freue mich schon unglaublich auf diesen Talk, mein erster Podcast und ich hoffe, ihr versteht uns auch mit unserem Schweizer Dialekt.

Markus: Also ich komme zurecht, alles bestens. Und ihr seid wirkliche Schwestern?

Petra: Ja, die Mutter sagt es und der Vater auch.

Cindy: Und ich denke, die, die uns kennen, wir können es optisch auch nicht leugnen. Weil die eine sagt zu mir Petra, die anderen sagen zu Petra Cindy und letztendlich, irgendwann reagierst du fast schon auf beide Namen. Nee, wir sind Schwestern. Irgendwann kam halt der Name Bierschwestern, wie es dazu gekommen ist, ich habe Ahnung, du vielleicht, Petra.

Petra: Es war mal, wir beide durften schon an der WM der Biersommeliere teilnehmen und der 1. Artikel in der Luzern Zeitung hieß dann, ja, die Bierschwestern vertreten die Schweiz in München. Und irgendwann hast du dann halt den Übernamen, die Bierschwestern.

Markus: Hat man diesen Stempel so ein bisschen aufgedrückt.

Petra: Ja, genau.

Markus: Aber ist ja auch cool, also ich finde es einen sehr, sehr schönen Begriff eigentlich. Und wenn du sagst, ihr habt Bier schon verkostet, bevor es legal ist, das ist ja in Europa sehr unterschiedlich. Also hier in Bamberg zum Beispiel dürften wir ja aktuell zumindest mit 14 offiziell schon Bier trinken. Wie ist das denn bei euch gewesen oder ist es noch?

Cindy: Ich weiß, also heute ist sicher 16, also Bier und, ich denke, stärkere Bier sind dann schon auch erst ab 18. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob es zu meiner Zeit 14 war.

Petra: Also zu meiner Zeit war es wirklich 14.

Markus: Okay.

Cindy: Ich weiß nicht, ob es zu meiner war. Man muss halt auch sagen, unser Vater war Gastronom, der hat ein Restaurant gehabt und immer so zur Zimmerstunde, das ist so nachmittags um 3 bis 5 halt, wo wenig läuft, habe ich halt vielfach der Bedienung gesagt, macht mal Pause. Und wenn dann doch jemand kam und ein Bier wollte, habe ich da halt gezapft und dann schon immer mal wieder etwas probiert und ich bin überzeugt, das war vor 14.

Markus: Also man wächst in die Rolle einfach rein, das kann ich mir gut vorstellen. Apropos, gibt es denn noch weitere Schwestern und Brüder oder seid ihr die Familie sozusagen, eure Generation?

Petra: Ich glaube, das reicht. Nee, wir sind zu zweit, das passt.

Markus: Und wart auch immer, so wie jetzt, viel zusammen, eng zusammen oder hat sich das auch verändert im Laufe der Zeit?

Cindy: Ich lasse das mal meine Schwester Petra beantworten.

Petra: Als Ältere, vielleicht alle unter euch, die jüngere Geschwister habt, ihr wisst, wie die nerven können, vor allem, wenn es 5 Jahre Abstand sind. Mich hat es dann zur Teeny-Zeit extrem genervt, also die kleine Schwester dann immer mitkam.

Cindy: Und aber nicht durfte.

Petra: Und aber nicht wollte oder nicht durfte. Und irgendwann, weißt du, so mit 19, 20 war das okay, wenn sie mitgekommen ist. Und jetzt später ist es sogar sehr gut, wenn sie mitkommt dann, zu zweit findest du den Weg besser nachhause.

Markus: Ja und ich denke einfach, man hat immer einen Partner oder in dem Fall eine Partnerin, wo man sich 100 Prozent verlassen kann, wo man sich einfach kennt in jeder Situation und einfach weiß, das funktioniert, das finde ich schon sehr, sehr schön und ist ja auch toll. Und ich erlebe euch ja auch, wie ihr miteinander dann da überall seid und das ist ja perfekt eigentlich. Und das Thema Bier ist dann auch etwas, was euch die ganze Zeit schon begleitet oder wann, würdet ihr sagen, seid ihr draufgekommen, dass das etwas ist, mit dem ihr euch beschäftigen wollt?

Petra: Ja, wie Cindy schon gesagt hat, wir haben früh schon Bier getrunken, auch unterschiedliche Biere, obwohl es in der Schweiz zuerst einmal eigentlich das Lagerbier gab und sonst fertig. Wir reisen beide gerne. Früher war es so, dass wir zuerst Mal die Länder rausgesucht haben und sich für die Länder entschieden hat. Mittlerweile ist es fast umgekehrt, wir schauen uns die Biere an und wohin geht es als Nächstes, welche Brauerei ist cool oder welches Land ist cool. Und, ja, ich finde, Bier ist das tollste Getränk, es vereint alle Menschen auf allen Ländern, auf allen Kontinenten. Irgendwann mal ist die Sprache dann nebensächlich, man versteht sich auch so. Und, ja, Bier ist halt das, was verbindet.

Cindy: Und bei mir eben, Bier hat mir wirklich schon immer geschmeckt. Ich habe das Glück, ich arbeitete für eine internationale Firma, durfte dann, das war noch im letzten Jahrtausend, eben 98 nach England. Habe dann 1 Jahr in London gewohnt und dort wirklich auch die Pub-Kultur kennengelernt, die unterschiedlichen Biere, halt wirklich die Cask Ales, ich fand das halt alles faszinierend toll. Und nahtlos durfte ich dann in die USA, lebte dann dort für etwas mehr als 3 Jahre und das war eben Anfang der 2000er. Sehr interessant waren dann auch die ersten Bierstile, ja, wie IPAs. Ja und so ist halt wirklich dann die Leidenschaft des Bieres geworden. Und irgendwann haben wir gesagt, da würden wir gern mehr davon wissen, auch Hintergrund, die Geschichten, und so ist es dann zum Biersommelier gekommen.

Markus: Und kann man ein bisschen sagen, weil da wart ihr ja eigentlich relativ bald dran oder früh dran für Europäerinnen, sage ich mal so, also bei uns war ja, also zumindest in Deutschland hat es auf jeden Fall noch länger gedauert, bis die Brauereiwelt hier sich ein bisschen verändert hat und ich denke, in der Schweiz auch. Also kann man sagen, dass ihr praktisch am Anfang ein bisschen ausgezogen seid, um das Bier kennenzulernen und jetzt hat sich bei euch Daheim auch eine Vielfalt eingestellt, wo ihr sagt, Mensch, da kann ich auch in der Schweiz ganz glücklich sein, also nicht nur, auch?

Cindy: Ja. Also ich denke eben, wie du gesagt hast, in Europa hat es etwas länger gedauert. Ob es jetzt in der Schweiz noch irgendwie 1 Jahr oder 2 Jahr später als in Deutschland war, weiß ich, ehrlich gesagt, nicht, aber da käme es auf diese 1 Jahr auch nicht drauf an. Und ja, die Schweizer Biervielfalt, wir haben ja wahnsinnig viele Brauereien, also die größte Dichte der Brauereien auf Anzahl Menschen, wo wir sind, also wir haben sehr viele. Halt auch sehr, sehr kleine, also von ganz, ganz kleinen zu größeren, die halt auch zu Konzernen gehören. Aber da haben wir auch sehr viele Bierstile. In der Schweiz sind wir auch sehr bekannt für Sauerbiere, halt eher so Richtung West-Schweiz, in Jura haben wir sehr viele Sauerbiere, wo wir halt auch dann zu denen hinfahren. Und eben, du kannst dann wirklich von Zuhause aus Bierreisen machen für das Wochenende und muss da nicht immer Monate oder Jahre sein, wie wir teilweise auch schon reisen durften.

Markus: Und da ist ja auch wirklich so, dass die nur einen ganz, ganz kleinen Verbreiterungsraum haben, also vielleicht bei ihnen zuhause sozusagen, in der Garage vielleicht oder ein Nachbardorf, aber das war es dann auch, ne, wie ich das so mitbekommen habe in der Schweiz.

Cindy: Genau, weil bei uns in der Schweiz kannst du dich, wenn du 400 Liter und mehr machst, kannst du dich eintragen lassen. Und das ist natürlich der Stolz von jedem Brauer, sich eine Nummer geben zu lassen. Jetzt sind wir irgendwie bei 1500-irgendwas, schlag mich tot. Und das ist natürlich toll, wenn du mit 400 Litern, eigentlich fast Hausgebrauch, dir so einen Namen machen kannst.

Markus: Ja, cool. Apropos, ich hatte ja lange Zeit den Holger hier als Co-Host und immer, immer ganz wichtig, so spätestens nach 5 Minuten wurde er nervös.

Cindy: Genau, weil ich wollte jetzt eigentlich auch schon sagen, irgendwann dürstelt es mich jetzt.

Markus: Also für alle, die jetzt logischerweise nicht zuschauen können, wir haben hier ja eine ganze Batterie an Bieren aufgebaut, die hier gegenüberstehen. Also alle werden wir vielleicht nicht schaffen, aber einige, da bin ich schon sehr gespannt. Und da sind ja auch welche dabei eben von euch sozusagen, aus eurer Heimat oder zumindest aus der Schweiz. Wollen wir vielleicht mit einem von denen anfangen? Ich überlasse euch gern die Auswahl.

Petra: Ja, ich würde mal den Finsteren Hubertus vorschlagen. Und zwar, das ist ein Bier aus Luzern, aus der größten Brauerei von Luzern, von der Eichhof Brauerei. Und es ist das älteste Kraftbier der Schweiz, von schon 1906, es ist ein dunkles Spezialbier. Wir werden es jetzt verköstigen und dann mal schauen, was das heißt. Weil, sonst gibt es nichts, was dieser Bierstil ist. Die Schweiz hat leider Gottes immer noch keinen Bierstil, aber das ändert sich in nächster Zukunft.

Markus: Hoffentlich, ja.

Cindy: Bin ich total überzeugt! Und ich habe das ausgewählt, weil es erinnert mich so auch so, wo ich noch so 20 war, wo viele meiner Kollegen und Freunde einfach das Lagerbier getrunken haben und ich da zumal schon das Dunkle fasziniert hat.

Markus: Also da muss man vielleicht noch so als Site-Information sagen, es ist ja schon so, dass in der Schweiz mehr oder weniger sich so ein allgemeines Helles durchgesetzt hat, irgendwo zwischen Hellen und Pils, wobei der Begriff Pils in der Schweiz ja nicht verwendet wird.

Cindy: Ja, jetzt schon.

Markus: Jetzt schon, aber lange Zeit nicht wurde, weil man eben mit den Pilsener da auch irgendwie so ein Abkommen hatte. Und daher natürlich, wenn das Bier eigentlich ein Helles war, ist natürlich schon ein Dunkles alleine schon eine Besonderheit. Also es schaut schon mal von der Flasche her ganz spektakulär aus und da steht auch, dass leicht süßliche Dunkelbier aus 3 verschiedenen Malzsorten. Okay, dann mache ich mal auf, schauen wir mal, und schenke euch ein. Gläsermäßig musste ich übrigens einen kleinen Kompromiss machen, weil, wir sind hier im BierAkademie-Büro, aber ich habe festgestellt, dass wir nur noch 2 von unseren aktuellen Verkostungsgläsern haben. Aber dafür habe ich noch 1 von unseren ursprünglichen Verkostungsgläsern gefunden, das ist ein bisschen größer.

Cindy: Passt auf einmal rein.

Markus: Da kann man sogar einen 1/2 Liter reintun, das war damals auch die Intention. Aber es ist ein schöner Kelch, das würde auch funktionieren. So, dann gebe ich mal was rein. Möchtest du das große oder das kleine Glas?

Petra: Ich überlasse dir das Große.

Markus: Okay. Also optisch Wahnsinn! So, ja, na dann erst mal, schön, dass ihr hier seid, Prost!

Petra: Prost, vielen Dank.

Cindy: Markus, zum Wohl, Prost. Und in der Schweiz ist eben so ein Ding, wenn du anstößt und in einer kleinen Runde bist, sagst du meistens noch den Namen dazu.

Markus: Ah!

Cindy: Es ist schön, wenn du in der hintersten Reihe bist, dann hörst du es, dann weißt du immer, wie die Leute heißen. Und ansonsten, wenn es zu weit weg ist, sagen wir halt immer Prost und soll gaute. Das heißt irgendwie, soll gaute heißt, soll auch dir gelten. Wenn du zu weit weg bist, mein Arm ist ja nicht soweit bis zum Letzten, dann hebst du dein Glas und sagst Prost und soll gaute.

Markus: Ja und so sage ich Prost und dann Cindy.

Cindy: Ja, genau.

Markus: Ah!

Cindy: Prost, Markus. Und wenn du das ein paarmal machst, dann kannst du dich wirklich an jeden Namen erinnern.

Markus: Eine schöne gute Idee. Also Prost!

Cindy: Prost, soll gaute. Also der Schaum hat ja die lange Reise von diesen 500 Kilometern jetzt hierhin wunderbar überstanden.

Markus: Wunderbar, ja.

Cindy: Auch die Farbe, es glänzt wirklich schön, es ist dunkel. Jetzt gehen wir mal rein. Ja, wie auch in der Nase, mit diesen 3 Malzen hat es richtig eine schöne Malznote mit Karamell. Hintenheraus vielleicht sogar schon ein bisschen dunkle Schokolade, geht auch ein bisschen ins kaffeeartige. Und eben, dieses Bier gibt es seit 1906. Was würdest du das für einen Bierstil?

Markus: Hm.

Cindy: Die Bittere kommt nach.

Markus: Das ist gar nicht so einfach vom Bierstil her einzuordnen.

Cindy: Wir sind uns eben auch nicht einig. Und auf der Website steht eben dunkles Spezial.

Markus: Also entweder ist es ein sehr modern interpretiertes Dunkles oder ein auch etwas moderneres Wiener Lager. Irgendwie so in diesem Dreh würde ich das sehen, weil es auch so von der Malzseite her, ist es eher ein Dunkles. Also wir haben dunkle Malze, wir haben Röstmalze, wir haben, wie du schon gesagt hast, Schokolade und diese ganzen Röstnoten dabei. Wir sehen auch am Schaum schon, der ist richtig schön gefärbt, getönt, also da ist auch echtes dunkles Malz mit drin, das auf jeden Fall. Von der Farbe an sich her sind wir im helleren Bereich für ein Dunkles, also Kastanie oder so würde ich da so, ungefähr jedenfalls könnte man das so sagen. Aber das ist üblich, also da ist ein Dunkles durchaus auch zuhause, zumindest wenn man jetzt nicht gerade in München ist, und dementsprechend wäre das völlig okay. Was ich dann vom Geschmack eben ein bisschen anders finde ist, dass es verhältnismäßig schlank ist und eben diese kräftige Bittere auch einfach hintenraus hat. Und das ist nicht nur eine Malzbittere, das ist auch eine Hopfenbittere und die hätte man jetzt in einem klassischen Dunklen eher nicht, zumindest nicht so stark, aber es gibt halt moderne Interpretationen, wo man das so macht. Wiener Lager habe ich in Österreich schon die ein oder anderen getrunken, die so interpretiert werden. Da haben wir das Problem, es gibt ja das traditionelle Wiener Lager nicht mehr, weil es da einfach einen Bruch dazwischen gab und deswegen weiß keiner, wie das ursprünglich mal so wirklich war und deswegen kann auch keiner sagen, so muss es sein, dementsprechend sind die Interpretationen einfach auch riesen groß und da könnte ich mir sowas auch vorstellen. Wo würdet ihr das oder habt ihr geschwankt?

Cindy: Petra hat ja gesagt, die Schweiz hat keinen Bierstil.

Petra: Bis jetzt, zumindest jetzt noch nicht.

Cindy: Bei uns, wie du es auch schon korrekt gesagt hast, in der Schweiz ist es eher ein Helles oder wir sagen halt einfach ein Lager Bier, Synonym zum Hellen. Und ein Pils durften wir ja nicht erwähnen aufgrund des Abkommens, die wir mit der Tschechischen Republik da noch hatten, dass sie Käse nicht, ich weiß jetzt, was es jetzt Emmentaler oder Tilsiter?

Petra: Das war der Emmentaler. Also die durften halt bei sich den nicht Emmentaler nennen.

Markus: Genau, das war der Deal, ja.

Cindy: Und wir durften es kein Pils nennen …

Petra: Und deshalb war Spezial.

Cindy: … und deswegen war Spezial. Und da steht eben auch drauf, ein dunkles Spezial und ein Spezial ist ja eigentlich ein Pils, nur gibt es ja keine dunklen Pils. Sind es Pilse oder Pils?

Markus: Solange du nicht Pilze sagst, ist alles gut.

Cindy: Genau, also Pilse mit s. Und deswegen, ich würde eigentlich sagen, es ist eher etwas Neueres, also ein dunkles Pils gibt es sofern nicht. Aber eben, wie du auch gesagt hast, es ist schlank, es hat eine bittere Note, es hat aber auch die Malzkomponenten drin. Und für mich ist es für ein bayrisches Dunkel eher auf der zu bitteren Seite.

Markus: Ja.

Cindy: Wenn du jetzt die Augen zu machst und du würdest das Dunkle nicht sehen, du hast aber die Malznoten, halt eben ein dunkles Pils.

Markus: Also gehe ich auch mit. Das ist ja das Schöne, es gibt ja nicht schwarz und weiß, sondern wir bewegen uns da ja in so einer Wolke. Und, ich glaube, es kommt einfach drauf an, wo man sagt, wo ist die Basis, mit er dann experimentiert wurde. Also sage ich, es ist ein Dunkles, wo man dann mit der Bittere und dem Körper experimentiert oder ist es ein Pils, wo man mit den Malzen experimentiert, …

Cindy: Richtig.

Markus: … man kommt am Ende immer gleich raus. Das einzige kleine Bisschen, wo ich vielleicht sagen würde, dass es eher auf der anderen Seite ist, es gibt so dunkle Pilsniere und die haben aber in der Regel eben nicht echtes dunkles Malz sondern Röstmalz …

Cindy: Okay, ja.

Markus: … und haben dann trotzdem eben einen weißen Schaum und so. Aber wie gesagt, das Witzige ist ja, diese ganze Bierstildiskussion ist eigentlich vollkommen egal …

Cindy: Hauptsache das Bier schmeckt.

Markus: … also Erstens das …

Cindy: Erstens das.

Markus: … Erstens das und Zweitens sind ja all unsere Bierstildefinitionen viel jünger als die Biere selber. Man hat ja Bierstildefinitionen erst gebraucht, als man Bierwettbewerbe angefangen hat und vorher war das völlig egal. Und mit einem Wettbewerb brauche ich natürlich Regeln und dann muss ich irgendwie schauen, wie kriege ich irgendwas einsortiert. Aber das heißt eben noch lange nicht, dass jemand, der ein Bier braut, das er halt schon seit 15 Generationen so macht und das irgendwie nennt, automatisch was falschmacht, nur weil er nicht so braut, wie der ein oder andere Wettbewerb das haben will.

Cindy: Genau.

Markus: Also insofern, ja, also ich finde es auf jeden Fall ein sehr gelungenes Bier. Es ist ein sehr erfrischendes Bier, es ist ein sehr rundes Bier. Es hat durch diese Bittere auch eine richtig schöne erfrischende Wirkung, also ich mag das, sagen wir mal so. Und klar, ich meine, das Einzige ist halt, wenn ich so mit den Augen rangehe und sehe diese schöne dunkle Farbe, dann bin ich halt, so als Franke erwarte ich mir natürlich noch mehr dieses Nougat-, Nuss-, Schoko-Dingsbums, was ich jetzt hier nicht habe. Aber das macht nichts, also man lässt sich ja auch gern mal überraschen und verführen oder entführen oder wie auch immer. Also auf jeden Fall vielen Dank, das ist auf jeden Fall ein tolles Bier und ich kann nachvollziehen, wenn ihr da eben dann das hattet und es war auf jeden Fall deutlich anders, aber hat euch trotzdem mitgenommen von dem, wo ihr wart, also jetzt nicht ein totaler Bruch. Das ist natürlich schon schön, ja.

Cindy: Ja und es ist ein sehr schönes Einsteigerbier für den heutigen Nachmittag.

Markus: Ja und Hubertus ist auch ein schöner Name und ein Hirsch vorne drauf. Apropos, du hast jetzt gesagt, das ist in Luzern. Wo seid ihr beiden denn eigentlich? Weil, für uns ist die Schweiz ja zwar jetzt nicht so groß, aber zumindest größer, als das man sagt, es gibt nur einen Ort. Aber vielleicht habt ihr es auch gesagt.

Cindy: Na, eben, weil, als Petra gesagt hat, es ist von der Eichhof in Luzern, habe ich gesagt, habe ich beim Vorstellen jetzt überhaupt schon gesagt, von wo aus der Schweiz. Die Schweiz ist zwar klein, also relativ klein, aber auch wieder nicht so klein. Also wir sind aus Luzern.

Markus: Ach so, na dann.

Cindy: Wir wohnen in der Stadt Luzern.

Petra: Also wirklich Zentral-Schweiz, so quasi im Mittelpunkt der Schweiz, überall 1 Stunde bis zur Grenze dann.

Markus: Wie ist es denn mit dieser ganzen Mehrsprachigkeit? Weil, ich muss sagen, ich fand sowas ja immer vorher total anstrengend, bis ich dann regelmäßig immer nach Belgien fahre jetzt zu dem Belgian Beer Weekend. Und da ist es ja so, dass der Festakt immer in 4 Sprachen abläuft, also Französisch, Niederländisch, Deutsch und Englisch und alle 2, 3 Sätze wechseln die. Und erstaunlicherweise verstehe ich fast alles. Also wenn normalerweise jemand einfach nur Französisch oder nur Niederländisch spricht, dann fällt mir das total schwer, aber durch diesen ständigen Wechsel und alles, was so dazugehört, habe ich wirklich den Eindruck, dass eigentlich ich da komplett mitkomme und ich finde das dann sogar eher faszinierend. Wie ist das denn, wenn man da so aufwächst und, ja, wie erlebt ihr das?

Petra: Ja, wie du gesagt hast, die Schweiz ist 4-sprachig. Wir haben das Glück, dass unsere Mutter von Graubünden ist, also die 4. Landessprache Romanisch. Das kann fast niemand mehr, wir sind bei 0,8 Prozent von der Schweizerbevölkerung. Ja, sprechen kann ich es auch nicht mehr so gut, aber verstehen tue ich es wie Deutsch. Und halt mit Französisch in der Schule, Italienisch, wir verstehen alles. Wie du gesagt hast, das mit dem Reden geht dann.

Cindy: Also nach ein paar Bier geht es dann auch schon besser, ja.

Petra: Und das ist halt schon so, dass auch Schweizerdeutsch etwas total komplex anders ist als jetzt das Hochdeutsche, wir müssen immer wieder die Sätze umstellen oder die Wörter umstellen. Und wir Schweizer singen mehr beim Sprechen als halt bei den Deutschen oder so, ja, ist schon ein Unterschied. Was denkst du, Cindy?

Cindy: Ja, es ist schon so mit der Vielsprachigkeit, ich finde es aber auch extrem schön. Weil, wie du gesagt hast, auch Ansprachen werden jetzt nicht auf 4 Sprachen gemacht, meistens wird es Retroromanische weggelassen, weil halt eben weniger als 1 Prozent der Bevölkerung diese Sprache sprechen und dann dort auch noch ganz viele unterschiedliche Dialekte sind, aber zumindest Deutsch, Französisch, wenn es offizielle Ansprachen sind teilweise noch italienisch. Und ich finde es extrem schön. Ich selbst würde mir natürlich schon wünschen, besser auch Französisch und Italienisch sprechen zu können. Ich weiß, es liegt an mir, das zu wenden, aber, ja, ist halt so. Weil teilwiese ist halt schon, wir wechseln dann halt einfach auf Englisch. Wie jetzt zum Beispiel im Schweizer Nationalteam hatten wir auch Leute aus der West-Schweiz und dann wird Englisch gesprochen. Also die Ansprache unseres Coaches ist dann schon auf Französisch und deutsch, weil er halt beide Sprachen kann. Und wenn wir halt dann diskutieren, dann wird halt auf Englisch diskutiert. Finde ich auch ganz interessant.

Markus: Interessant.

Petra: Also ich mag das eben nicht so, das Englische, jetzt in der Nationalmannschaft. Wir haben so einen Deal, sie reden mit mir Französisch und ich rede dann auf Hochdeutsch und das passt wunderbar so.

Markus: Okay.

Petra: Oder auch mit unseren anderen von der Italienischen Schweiz, das passt. Eben wie du gesagt hast, man versteht sich, wenn man das langsam spricht und dann passt das eigentlich wunderbar so.

Markus: Gibt es denn da beim Bier auch Unterschiede, also wenn ich jetzt eben in den westlichen Teil fahre oder ganz in den Süden oder eben nach Graubünden oder so, habe ich da andere Bierideen, die ich da probieren kann?

Petra: Also die Schweiz ist immer so, wir passen uns immer an. Die Deutsch-Schweiz, die ist sehr an Deutschland orientiert, hat ehr viele deutsche Bierstile, was sie halt anders interpretieren. Und beim Tessin, das ist der Part, wo eher dann bei Italien ist, die sind dann eher bei den italienischen Bieren, vielleicht auch eher bei Sauerbieren. Und Cindy kennt sich gut aus in der West-Schweiz, wie würdest du da das sagen?

Cindy: Ich würde schon auch sagen, also ich sage jetzt mal, cluster ein. Also letztendlich gibt es schon Brauereien, die in der West-Schweiz auch deutsche Bierstile brauen oder halt irgendwie in der Deutsch-Schweiz auch andere Bierstile interpretiert. Aber bei uns gibt es ja diesen Röstigraben, so die Sprachbarriere zwischen Deutsch-Schweiz und West-Schweiz und das wird auch in den Bieren interpretiert. Ob es jetzt da wirklich dieser Röstigraben ist, sei dahingestellt. Aber es ist halt schon eher in der West-Schweiz, West-Schweiz ist auch dort, wo wirklich sehr viele Weinreben und Gegenden sind, dass die halt eher auch so auf die Sauerbier-Schiene sind. Sehr viele auch extrem, ja, Brauereien, die sehr viele unterschiedliche Bierstile haben, sie neu interpretieren, haben wir in der West-Schweiz sehr innovative Brauereien. Also es kann schon eher sein, dass sie dann so gerichtet ist. Aber heutzutage ist ja eh, ich sage jetzt mal, mit dieser Globalisierung, alle können alles, aber ich denke schon eher, Deutsch-Schweizer sind eher Richtung Deutschland, Österreich orientiert.

Markus: Und so ganz generell von der Genusskultur her, also soweit ich weiß, gibt es ja mehr Kühe als Menschen in der Schweiz, also spielt da Käse immer noch so die erste Rolle und wie ist Wein da so? Also wie kann man das Bier so in der Genusslandschaft in der Schweiz einordnen?

Petra: Ich denke, sehr fortschrittlich. Wir haben wirklich viele Brauereien, die auch Bier-Tastings, Biergenuss anbieten, Pairings anbiete. Auch Biere sind in der gehobenen Gastronomie vertreten. Könnte natürlich immer mehr sein, selbstverständlich, weil auch in der Schweiz braucht es erst noch die Wertschätzung des Bieres, bevor es wirklich in der gehobenen Gastronomie kommt. Aber es ist halt schon, wir lieben den Genuss mit eben Käse, Schokolade, Biere, Weine. Es gibt einige Bier versus Wein. Und dann Bier, Wein, Schokolade, Käse, halt all diese 4 kombiniert zusammen finde ich ganz interessant. Ist halt vielleicht teilweise etwas kostspielig, aber Qualität ist uns halt auch wichtig und ich finde das ganz interessant und toll.

Markus: Ja, also ich muss sagen, da kann ich eine kleine Geschichte erzählen. Letztes Jahr habe ich auf der OMR in Hamburg eine Verkostung machen dürfen, da hat mich eine Firma eben aus der Schweiz engagiert und die Idee war, die wollten eben Schweizer Genusslandschaft repräsentieren. Und ich habe gedacht, ja gut, dann machen wir halt mal was mit Bier und Wein und so, nee, ja, sie hätten gerne Käse und Schokolade. Und dann haben wir das tatsächlich am Ende, also ich bin ja auch Käsesommelier, habe dann eben Käse besorgt und so große Käseräder auch als Show-Element so ein bisschen und eben verschiedene schöne Schweizer Käse und Schweizer Schokoladen. Und der Ursprungsgedanke war, dass wir praktisch so eine Bude haben, wo es den Käse gibt und eine Bude, wo es die Schokolade gibt. Und als ich dann angekommen bin, habe ich mir gedacht, eigentlich ist das doch doof, wir machen die ganze Zeit rum mit Food-Pairing und dann stellen wir da die beiden nebeneinander hin und machen nichts zusammen. Habe mich dann mit den verschiedenen Käsen und Schokoladen beschäftigt und hatte am Ende tatsächlich auch so eine Genussreise, wo wir, ich glaube, es waren 3 oder 4 von den Käsen und auch 3 von den Schokoladen, dann immer erst einzeln und dann in der Kombination verkostet haben und es hat wirklich wunderbar gepasst. Die Leute waren auch total begeistert und das fand ich auch spannend. Und da kann ich auch allen nur empfehlen da draußen, die so zuhören, also experimentiert ruhig über die bekannten Grenzen hinaus und traut euch da mal was, weil es funktioniert eben auch mit sowas. Und selbst Käse und Schokolade hat so tolle Facetten gehabt, waren halt auch spezielle Schokoladen, wo dann Gewürze mit drin waren oder eben Salz oder andere spannende Zutaten. Und bei dem Käse halt sehr intensive aromatische, auch gereifte und das war wirklich auch ein tolles Erlebnis. Insofern, also ich glaube, die Schweiz gibt da ganz viel. Und da wächst man vielleicht auch in Sachen Genus ein bisschen anders auf, kann das sein?

Petra: Das kann schon sein, weil wir das halt von klein auf kennen, nicht mit dem Wort Food-Pairing, bei uns gab es einfach Käse und dann das Bier daneben und das schmeckte oder schmeckte nicht. Und ich möchte eigentlich alle Hörer und Hörerinnen animieren, probiert es aus, im schlimmsten Fall schmeckt es nicht und dann nimmst du was anders und probierst es aus. Und deshalb, ja, gab es bei uns natürlich schon lange und jetzt einfach mit diesen neumodernen Wörtern dazu.

Markus: Da stimmt. Aber ihr habt gerade von der Hochgastronomie gesprochen und ihr habt ja noch weitere Biere dabei. Ist denn da noch was dabei, wo wir ein bisschen in diese Gegend schweifen können, Brauereien, die sich da vielleicht auch ein bisschen austoben, in die Ecke?

Cindy: Ja, also wir haben das, das eigentlich dein Geschenk gewesen.

Markus: Ah, okay.

Cindy: Ist jetzt eine große Flasche zum Öffnen, aber wir haben hier von einer kleineren Schweizer Brauerei in Basel, die sich wirklich beim Drei König, also Les Trois Rois, die Biere dorthin, ist ganz toll. Von derselben Brauerei haben wir dein Bier, Petra.

Petra: Ja.

Cindy: Ich würde sagen, auf das. Auf meines würde ich dann gehen, weil es dann doch etwas hochprozentig ist.

Markus: Ja.

Petra: Ja, ich habe noch das India Dark Ale dabei, vielleicht mal auf die Schiene, mal was ganz anderes. Wir bleiben beim Dunklen, habe ich jetzt gemerkt.

Markus: Top! Ja und das ist ja dieselbe Brauerei, also ich denke mal, das ist ja auch schon so ein Thema, wie kann man als so kleine Brauerei in einem Land mit so kleinen Brauereien und eben nicht so vielen Leuten irgendwie versuchen, sich was aufzubauen. Und da finde ich das schon spannend zu sagen, ich gehe auch dahin, wo die Leute bereit sind, was auszugeben und es wertzuschätzen und präsentiere mich dort dann eben auch. Und deswegen fand ich es interessant, mal mir diese Brauerei eben anzuschauen. Der Name Kitchen Brew, da merken wir schon, Englisch hält auch in der Schweiz ein bisschen Einzug …

Petra: Ganz klar.

Markus: … im Bereich Bier. Aber unten wird es dann schon wieder anders, das heißt nämlich Allschwil. Könnt ihr mich dann aufklären, was auch immer das bedeutet. Und India Dark Ale ist einer meiner Lieblingsbierstile, also ein Black IPA. Gucken wir mal. Also wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich wieder einschenken.

Cindy: Sehr gerne.

Petra: Allschwil ist ein Vorort von Basel.

Markus: Ah, okay. Wie weit ist denn Basel von Luzern weg?

Petra: 1 Stunde mit dem Zug.

Cindy: Wir kennen die Distanzen nur mit Zug.

Markus: Apropos Zug, das ist ja auch so ein heißes Eisen, ne? Die deutschen Züge dürfen ja gar nicht mehr bei euch fahren.

Petra: Wenn sie pünktlich kommen, schon. Wir sind jetzt ja auch hier mit dem Zug hochgekommen. Also wir sind allgemein mit dem Zug unterwegs, aber in Deutschland läuft e nicht.

Cindy: Ja und mit dem Deutschland-Ticket. Und wir sind jeweils, also größtenteils pünktlich.

Markus: ja, also ich bin ja ein großer Bahn-Fan, also insofern.

Cindy: Es wird, ja, lauter geschrien als es effektiv ist.

Markus: Naja und effektiv, wenn man überlegt, wenn man den ganzen Weg, den manchmal mit dem Zug zurücklegt, mit dem Auto zurücklegen würde, wie viele Staus und Pannen man sonst auch hätte. Also insofern, nein, ich bin da, wie gesagt, auch ein großer Bahn-Fan, ich mache alles mit dem Zug. Und ich muss sagen, mein bestes Bahn-Schnäppchen war in der Tat Bamberg-Basel hin und zurück, 1. Klasse mit dem ICE für 19,95.

Petra: Ja, eben.

Markus: Unglaublich, also 1. Klasse wohlgemerkt, hin und zurück im ICE. Wahnsinn. So, es schaut schon wieder wunderbar aus.

Cindy: Und du hast von der Brauerei, eben Kitchen Brew gesagt und ich finde eben, ganz hinten finde ich es auch schön, was ist, Herzblut statt Hektoliter. Was halt wirklich das Typische verzeichnet, natürlich nicht nur in der Schweiz, überall halt auch, dass nicht die Ausschussmenge ausschlaggebend ist, sondern halt wirklich das Herzblut, dass du reinsteckst. Und das ist bei so vielen Brauereien und deswegen finde ich, wie du es gesagt hast, auch toll, dass mittlerweile auch Biere in gehobenen Gastronomien reinkommen, wo sie eben auch reingehören.

Markus: Ja.

Cindy: Weil mit diesen unterschiedlichen Aromen und Geschmäcken, was Bier liefert, gehört es einfach dorthin.

Markus: Ja. Dann lass uns mal drauf anstoßen. Cindy, Prost!

Cindy: Genau. Prost!

Petra: Prost!

Markus: Petra, Prost.

Petra: Cindy.

Cindy: Petra, Prost, soll gaute. Genau, für die Zuhörerinnen und Zuhörer, soll gaute!

Markus: Soll gaute! Schön!

Petra: Ja, das ist einer meiner Lieblingsbierstile. Ich finde die jedes Mal von Neuem extrem spannend, was so das Wechselspiel zwischen Hopfen und dem ganzen Malzcharakter, hin und her und bei jedem Schluck ändert sich dies. Und ich finde, es ist eine sehr gelungene Interpretation von der Schweiz, von Allschwil, von Fabian, der Kitchen Brew 2016 gegründet hat, ein total schönes Bier.

Markus: Ja. Also ich finde es so in der Nase schon Wahnsinn.

Petra: Dann kannst du dich auch nicht entscheiden, soll ich jetzt das eher in die tropische Richtung oder in die schokoladige Richtung.

Markus: Ja und es ist ein bisschen so, wie wir es gerade mit diesem dunklen Pils hatten, ich habe ein Bier, was dunkel ausschaut, wenn ich aber dran rieche, habe ich IPA pur. Dann kommt natürlich wieder ein bisschen das Röstige drum rum, also total schön. Und ich finde, dieses Tropische geht sogar auch ein bisschen also so in eine Ananas-Richtung vielleicht, aber auch in so eine Bergamotte-Richtung, also das finde ich auch ganz spannend und so, als hätte man die dann eingewickelt in dunkler Schokolade irgendwie, also sehr, sehr spannend. Also ein Bier, wo man total gerne auch einfach dran riecht, das ist schon toll. Und wo man sich dann wirklich interessiert, wie geht es weiter, wenn ich das jetzt trinke, ne, was gewinnt oder ist es wirklich harmonisch oder wie läuft das so ab.

Cindy: Auch so das, was wir vorhin schon hatten mit dem Food-Pairing, da kann ich mir natürlich jetzt auch wieder die Schokolade dazu, die vielleicht ergänzt oder aufgepimpt wird oder auch wieder einen Käse, der dann das ganze Bier wieder in die andere Richtung lenkt. Und das macht einfach Spaß zum Ausprobieren. Ich glaube, da muss man einfach so mal los.

Markus: Vielleicht, wenn ihr uns die mal ein bisschen beschreibt, diese Kitchen-Brew-Brauerei, ihr kennt sie ja wahrscheinlich ein bisschen besser. Also was sind das für Leute, wie schaut das da so aus, was motiviert die so, also wenn man da ein bisschen tiefer reinschaut, was können wir uns da so vorstellen?

Cindy: Also wir kennen Fabian seit etwa 5 Jahren. Er hat in Allschwil, eben so ein Vorort von Basel, hat er da seine Brauerei gemacht, nachdem er durch Amerika gegangen ist und vor allem extrem fasziniert war von diesen West Coast, diesen richtigen Hopfenbomben und so weiter. Und er hat das natürlich wunderbar auch mit in die Schweiz genommen, hat, wie der Name schon sagt, in einer Küche mal ausprobiert und hat dann die Brauerei, eine mittelgroße Brauerei eröffnet. Und was toll ist, Mittwochsabends hat er immer die Brauerei offen, das heißt, man kann sich da durchprobieren, er hat so einen Flight mit 6 unterschiedlichen Bieren. Ich weiß, die Schweiz ist teuer, aber das ist dann wirklich auch wieder günstig, für weniger als 10 Franken kann man die Biere probieren.

Markus: Das ist günstig, ja.

Cindy: Er hat auch die Wertschätzung, dass die Leute zu ihm kommen und sagen, dann möchte ich euch auch etwas zeigen. Und das finde ich natürlich total super. Er macht so eine Kooperation mit einer Pizzeria, es gibt unterschiedliche Pizza, Pizza und Bier, so wie es halt in Amerika extrem bekannt ist. Und was Fabian super macht, er hat eine Linie von Bieren, die alkoholfrei sind oder ohne Alkohol, das gibt es beides dazwischen, nennt sich Windstill. Und er macht unterschiedliche Bierstile, also auch von IPAs über helle, über dunkle Biere, Porte und so weiter, wo es jetzt in vielen alkoholfreien Sorten gibt. Weil, das ist natürlich auch ein großes Thema in der Schweiz, das zunehmend unterschiedliche Bierstile, alkoholfrei oder ohne Alkohol, zu machen.

Markus: Ja, das stimmt. Also den Trend haben wir ja bei uns auch. Wir sind jetzt in Deutschland, glaube ich, so bei 10 Prozent, im Sommer sogar bis zu 30 Prozent, in den Biergärten manchmal sogar 50 Prozent, wo die Leute wirklich eben bewusst sich für die alkoholarmen oder freien Biere entscheiden. Das heißt, den Trend merkt ihr auch. Und ist es bei euch auch eher ein jüngerer Trend oder umfasst das so alle, wie ist das so?

Cindy: Wie meinst du mit jüngerer Trend?

Markus: Na, von den Kosument: innen, die da so diese Biere dann da. Also bei uns ist es so, dass definitiv die jüngere Generation, sagen wir mal, so zwischen 14 und 25 oder so, da trinkt die Hälfte gar keinen Alkohol, ganz bewusst nicht, oder sogar mehr als die Hälfte. Und da ist man schon froh, wenn man sie an dieses Thema Bier dann eben über diese anderen Biere ranführen kann. Das Gute ist wiederum, die sind in der Regel ja generell sehr gesundheitsbewusst und körperbewusst und dann kann ich mit einem alkoholfreien Bier wieder punkten, weil es ja besser ist als jeder Saft oder jede Cola oder was es sonst so gibt. Also das ist dann wieder ein Argument für das Bier, wenn man den Alkohol da rausnimmt, man muss es halt nur anders verbotschaften und ganz anders da reinbringen und so. Es ist gar nicht so einfach, glaube ich, auch für Brauereien, da irgendwie hinzufinden.

Cindy: Genau. Also bei uns ist natürlich der derselbe Trend, dass eher die jüngeren Generationen oder die jüngeren Leute weniger alkoholische Getränke zu sich nehmen, eben gesundheitsbewusste oder gesundheitsbewusster sind. Wie du gesagt hast, es ist aber eben die Kunst, die über die alkoholfreien Biere, dass sie auch wissen, es gibt auch alkoholfreie Biere, die wirklich gut schmecken. Und da weiß ich noch nicht, weil ich sehe auch wenig Leute, junge Leute, alkoholfreies Bier trinken. Gerade auch bei uns ist der Marktanteil, jetzt Statistik, irgendwie so um die 10 Prozent, plus/minus und wachsend, also der einzige wirklich wachsende, die Kopfanzahl nimmt natürlich auch alles ab. Ja, aber du weißt wirklich, alkoholfreie Biere, die sind am Kommen. Es gibt viele Brauereien, aber dadurch, dass wir teilweise so kleine und Kleinstbrauereien haben, haben es eher die mittelgroßen, die das halt auch umsetzen können.

Markus: Stimmt.

Cindy: Also je nachdem, welches Verfahren oder wie halt die alkoholfreien Biere gemacht werden. Nimmst du die Hefe, da kann natürlich auch eine Kleinere das machen.

Markus: Ja, ich glaube, da muss auch in den Köpfen das erst so ein bisschen ankommen. Also in Franken ist es zumindest so, dass viele immer noch so in den Köpfen in den 90ern sind und denken, wenn ich ein Alkoholfreies machen will, dann brauche ich 1 Million Investition für irgendeine riesengroße Anlage, was heutzutage ja gar nicht mehr so ist. Aber auch das muss ja erst mal irgendwo ankommen.

Petra: Genau.

Markus: Aber gut.

Cindy: Und bei uns hieß früher das alkoholfreie Bier ein Daumenbier. Da war zum Beispiel, nein, nicht mit Daumen hoch und Daumen runter, da war die Etikette komplett dasselbe, also es sah gleich aus, es war einfach farblich gleich, sagen wir, eine gelbe Etikette mit demselben Schriftzug. Das Einzige war, hier stand unten dran dann alkoholfrei. Und dann hast du es halt so getrunken und immer den Daumen drüber, dass du nicht alkoholfrei trinkst, deswegen war es halt das Daumenbier. Und eben, man stand nicht dazu, alkoholfreies Bier zu trinken, man hat sich eigentlich quasi so wie geschämt, deswegen Daumenbier, man hat es verdeckt. Und heutzutage ist es eigentlich eher so, da trinkt man alkoholfreies Bier.

Markus: Ja. Wobei ich sagen muss, was ich ganz lustig finde, es gibt einen Bereich, wo das immer noch so ist, und zwar so auf Konzerten so bei den Punk- und Hardrockgruppen oder so. Da gibt es ja jetzt wirklich Firmen, die Wasser in Dosen abfüllen, die wie Bierdosen ausschauen so, damit ich eben auf einem Festival stehen kann am Moshpit und mit meiner Dose in der Hand und jeder denkt, der hat natürlich ein Bier …

Cindy: Genau.

Markus: … aber in Wahrheit ist da Wasser drin. Und es ist schon auch irgendwie witzig, dass es sowas noch gibt und als neuen Trend gibt. Ja, was mich noch interessieren würde, ihr seid ja total viel unterwegs, also jetzt haben wir viel über die Schweiz gesprochen, aber ihr wart ja schon bald eben unterwegs in der ganzen Welt. Wie ist das denn da so, was habt ihr da so erlebt, gab es so Highlights, spannende Reisen, wo ihr wirklich sagt, Mensch, das vergesse ich mein Leben nicht?

Cindy: Ja, ganz viele, nur wo beginnen? Also meine Schwester und ich, wir hatten das Glück, wir waren von Juni oder Juli 22 bis August 23, also etwas mehr als 1 Jahr, haben wir unbezahlten Urlaub gehabt, oder ich habe meine Stelle gekündigt und wieder danach eine neue angefangen. Und so gingen halt wir wirklich auf Bierreisen. Und ein wunderschöner Moment, wir waren mit Interrail unterwegs, zuerst 3 Monate Europa, ich fange mal bei Europa an.

Markus: Genau, du darfst dann die anderen.

Petra: Wir haben nicht viel Zeit.

Markus: Na, Zeit ist egal, die Platte ist groß.

Petra: Das sprengt dann, ich glaube, das Ganze.

Cindy: Nee, wir waren mit Interrail unterwegs, 3 Monate. Wir sind also auch schon etwas älter, wir haben uns dann 1. Klasse Interrail genommen. Interrail war zu dieser Zeit 50 Jahre, also war es auch 50 Prozent, also auch ökonomisch, ja.

Petra: Also hat etwa meinen Jahrgang dann.

Cindy: Ja.

Petra: Ja, ist so.

Markus: Ja, unseren.

Cindy: Und wir waren in Polen. Und ich finde eh die polnische Bierszene, ich finde das wunderwunderschön, da hast du wirklich fast an jeder Ecke irgendwo eine Brauerei gehabt. Also mein Polnisch ist inexistent, ich kann hallo und zum Wohl noch sagen, aber mit Händen und Füßen geht viel. Und letztendlich, es ist auch wirklich, die Meisten sprechen auch Englisch, außer du bist wirklich eher ganz im ländlichen Bereich. Und da waren wir in einem Ort, vielleicht weißt du noch, ich weiß nicht mehr, wie er hieß, aber hat einfach einen wunderschönen See, haben Craftbier getrunken von auch mittelgroßer Brauerei und es war richtig schöner Sonnenuntergang. Und es hieß eben bei Interrail, den einen Moment erleben und genießen. Und das haben wir natürlich auf de Reisen ganz viel gehabt und halt eben mit diesen Leuten, das fand ich wunderschön, ja.

Petra: Ja und für mich gab es ganz, ganz, ganz viele bierige Momente natürlich, weil du musst einfach neubierig durch die Welt gehen und dann nachher rausfinden. Für mich war der eine Moment, das war, wie Cindy jetzt gesagt hat, in Europa, für mich war der eine Moment in Kolumbien, in Medellín. Also die Comuna 13, das war ja eine ganz, ganz, ganz schlimme Gegend da. Und jetzt wollen die alles neu machen und probieren das Ganze auch wirklich halt safe zu machen. Und da waren wir droben, da kannst du mit so Rolltreppen, musst du nicht mal mehr hochgehen, sind die Rolltreppen, die führen dich hoch. Und wir waren zu oberst und haben dann über alle farbigen Häuser, die haben jetzt die Häuser farbig angemalt und so weiter, und dann gab es ein Craftbier, das nannte sich Comuna 13. Einfach toll, weißt du, die ganze Entwicklung von dieser Gegend. Und jetzt gibt es Craftbier und man sitzt zusammen, unterschiedliche Leute von unterschiedlichen Ländern, sei es jetzt von Südamerika oder von Bla, Bla, Bla, wo auch immer und die können das Craftbier genießen, das war so toll. Das war für mich so der eine Moment, dass das ganze Bier eigentlich die Gesellschaft zusammenhält.

Markus: Ja und in unserer Jugend war das einer der gefährlichsten Orte der Welt, Drogenkartell und so, also Medellín war wirklich ganz, ganz, ganz schlimm. Und schön, dass sich solche Dinge auch mal ändern, ja.

Petra: Ja und wir haben ältere Leute angetroffen, die haben sich bedankt, dass wir kommen, dass es jetzt eben wirklich nicht gefährlich ist und die haben dann mit uns auch ein Bier getrunken und das macht einfach Freude so.

Markus: Gibt es Orte, wo ihr noch nicht wart auf der Welt, wo ihr noch hinwollt?

Petra: Ganz viele. Also ich kenne Afrika fast gar nicht. Klar, ich selbst habe auch ein Jahr in Thailand gewohnt und gearbeitet, habe dort die Ausbildung zur Tauchlehrerin gemacht. Und eben tauchen ist halt immer noch eine Leidenschaft. Wobei eben tauchen und Bier geht sich etwas aus, musst halt einfach da nur ein Bier trinken, weil am nächsten Tag musst du natürlich fit sein. Aber eben Afrika, wollte ich schon lange hin, Südafrika soll auch wunderschöne Bierszenen haben. Und tauchen mit Haien ist eine Leidenschaft von mir. Ich war schon auf den Bahamas mit Haien tauchen und wunderschön, aber da war halt eben mein Fokus auf das Tauchen und nicht auf das Bier. Und jetzt eben so, dass die Kombination wäre für mich halt schon Südafrika und Reisen und Tauchen mit Haien und lecker Bier trinken.

Markus: Wie ist das, mit so einem Hai tauchen? Also wartet dann der Hai so, bis man ins Wasser geht und dann taucht man so gemeinsam oder sind die Haie da schon drin und man geht dahin oder wie stellt man sich das immer so vor?

Petra: Nein, also der Hai ist ja schon im Wasser, weil, wir gehen ja nicht irgendwie in einen Pool und lassen irgendwie so einen Gummihai hinzu. Nein, das sind schon echte Tiere und die sind natürlich im Wasser. Und es ist, ich würde jetzt mal gerade spontan Parallelen ziehen, Bier hat zu wenig Wertschätzung, ein Hai hat zu wenig Aufmerksamkeit. Das ist ein Tier, das total missverstanden wird. Es gibt Unfälle, tödliche Unfälle mit Surfern, mit Badegästen, aber wenn man bedenkt, wie viele Millionen Leute täglich im Wasser sind und wie viele Unfälle passieren, relativ wenig. Und die Tiere, die sind so etwas von elegant schön. Die kommen dann auf dich zu. Klar, sie hieß Tiny, also Tiny war nicht Tiny, Tiny war ein 7 Meter langes schwangeres Tigerhaichen, aber wirklich wunderschön, als die so entgegengeschwommen kam und ich fühlte mich weder bedroht noch irgendwas, weil, wir sind nicht ein Beuteschema dieses Tieres. Und, ja, deswegen für mich eben total auch Leidenschaft für das Tauchen, für die Haie, für die leider missverstandenen Tiere.

Markus: Das heißt, sie sind dann auch neugierig?

Petra: Die sind total neugierig. Wie ich neugierig bin, sind die neugierig, genau.

Markus: Okay. Faszinierend, ja.

Petra: Ja. Und du hast wirklich auch Körpersprache. Also ich war zuvor 1 Woche quasi Theorie, dass du halt auch so die Körpersprache der Tiere lernst und du weißt natürlich schon, kann ich jetzt auf die zugehen oder so. Also du schwimmst natürlich nicht auf die Tiere zu, sondern die sind eh schon da und sie haben dich schon bemerkt, bevor dass ich sie überhaupt gesehen habe. Und das ist ja das Faszinierende, die wissen ja, die sind immer da, also auch, wenn du letztendlich irgendwo im Mittelmeer baden gehst, Tiere sind da.

Markus: Ja. Und hast du da Flasche und Ausrüstung oder bist du so normal?

Petra: Nee, also ganz normal Pressluft. Da auf den Bahamas war es halt nur auf 6 Meter. Das heißt, du hast irgendwie 10 Kilo Blei gehabt, dass du dich quasi gesenkt hast, weil du saßt einfach da auf Grund und hast auf die Tiere gewartet. Und bei 5, 6 Meter brauchst du wirklich nicht viel Luft, also kannst irgendwie 2 bis 2 1/2 Stunden dort sitzen und warten, bis die kommen. Also vorher bist du durstig, musst du auf Toilette und dann gehst du halt kurz hoch und da gehst du wieder runter. Und das Boot ist die ganze Zeit dort. Also es ist wirklich faszinierend.

Markus: Wahnsinn! Spannend. Nein, also ich schaue es mir immer gern im Fernsehen an, ehrlich gesagt oder habe auch schon viele Tiere, auch Haie in verschiedenen auch guten Zoos und so gesehen, aber so live, sehr spannend.

Petra: Ja, sehr spannend. Genau und du hast sicher auch eine Destination, die noch sehen möchtest.

Cindy: Ich habe mich so ein bisschen in so Südamerika verliebt, ich finde das super, mir gefällt die Kultur, die Sprache, die Leute. Wir waren in Argentinien, aber da hatte ich irgendwie den Reisekoller und bin dann einfach oder wir waren dann 6 Wochen in Buenos Aires, was absolut super war, aber sonst habe ich nicht so viel gesehen. Ich würde sehr gerne eine Reise durch Argentinien machen. Die haben nämlich auch ganz tolle Craft-Biere da, die sind jetzt am Kommen. Wir haben eine Tolle gesehen in Mendoza, wo eigentlich eher bekannt ist für den Wein, also ich bin überzeugt, wenn die nach Europa kommen, dann kommen die echt weit, weil da war jedes Bier absolut gigantisch und toll.

Markus: Ja, es gibt einige Kooperationen schon zwischen argentinischen und spanischen Brauereien oder spanischem, die von argentinischen übernommen oder gegründet worden sind, ja, da gibt es einige und auch einen intensiven Personalaustausch. Was da halt tatsächlich ein bisschen immer so dazwischensteht ist die Inflation, das ist halt blöd.

Cindy: Ja, Argentinien extrem, ja.

Markus: Das ist da schon sehr, sehr schlimm. Also ich will unbedingt mal dahin, das habe ich noch nicht geschafft, war schon ein paarmal eingeladen, aber irgendwie hat es sich noch nie ausgegangen. Aber die Leute sind alle total begeistert und schwärmen. Und auch von der Qualität, also Biere, die ich von da schon hatte, waren, wie du sagst …

Cindy: Ja und nicht nur Biere, es ist allgemein, es ist wirklich die Qualität des Essens, egal was du hast, es ist einfach wirklich toll. Also dort wird Genuss sehr großgeschrieben. Und wir sind halt so, wenn es uns interessiert, eine Brauerei anzugucken, wir gehen halt einfach vorbei. Meistens sagen sie, ja, ab 10 Leuten. Haben wir gesagt, wir können uns nicht 5-mal klonen, macht ihr auch für 2 eine Brauereiführung? Irgendwann so Gemurmel, also wir waren dann schon hartnäckig dann da halt und haben gesagt, ja, aber wir haben nur irgendwie 10, 15 Minuten Zeit. Knapp 3 Stunden später sind wir dann rausgegangen, das ganze Sortiment probiert. Und das ist bei uns schon mehrfach eben auch in Argentinien, wie auch in anderen Ländern passiert.

Petra: Auch in Deutschland ist uns das passiert.

Cindy: Genau und einfach gesagt haben, wir machen per se keine Brauereiführung, dann einfach mal klopf, klopf, klopf, wir würden gern gucken gehen. Und das ist auch das Faszinierende.

Petra: Hundeblick und …

Markus: Genau. Naja, wenn die merken, dass ein wirkliches Interesse da ist und dass jemand da ist, der auch ein bisschen Ahnung hat und so, dann kommt es ja auch eher zu einem Austausch, weil die dann auch interessiert sind, was wir jetzt zu den Bieren zum Beispiel sagen und so. Also mir ist es zum Beispiel letztes Mal passiert, als ich in Norwegen war, da war ich in, jetzt habe ich den Namen vergessen, egal, in einer Stadt jedenfalls und dann war da direkt am Hafen eine Brauerei, die eben auch erst nachmittags aufgemacht hat. Und wie man eben so ist, geht man halt mal hin, war früh um 9, mal so rumgeschlichen. Man weiß ja, wo Brauereien Türen haben, die in der Regel immer offen sind. Und dann bin ich da rein und dann war da eben gerade so ein bisschen Braugeschehen. Und dann hat sich rausgestellt, da waren von der örtlichen Uni Studierende da und haben irgendwie so eine Art Braukurs gemacht. Naja und dann war ich auch 3 Stunden da und wir haben uns ausgetauscht und probiert. Und die haben gerade ein Rauchbier gemacht gehabt und wollte da natürlich dann meine Meinung dazu hören und so. Und das war schon, also ich glaube, das ist wirklich ein Nenner, wo man immer zusammenkommt und wo sich tolle Gespräche ergeben und auch wirklich Bekanntschaften, Freundschaften regelmäßig schon. Ich habe auch viele Podcast-Gäste schon gehabt, die ich auch so eine Art und Weise kennengelernt habe, zufällig halt beim Reinplatzen in irgendeine Brauerei oder sowas, was ja auch echt super ist. Apropos, die Gläser sind schon wieder leer, was machen wir?

Cindy: Eins von deinen.

Petra: Das Steinbier würde mich sehr …

Markus: Dann machen wir das. Also ich muss sagen, ich habe, weil ich jetzt die letzten Tage flachlag, man hört es vielleicht auch noch ein bisschen, ich habe leider Gottes ewig lang eine Erkältung gehabt jetzt, aber es geht schon wieder, und hatte jetzt nicht die große Auswahl zu gucken. Aber ich habe Daheim mal geschaut, was steht denn da noch rum, wo ich mir vorstellen könnte, das könnte interessant sein. Und ich habe mal 2 Bierchen mitgenommen und eins davon ist das Steinbier von Leikeim, also eine fränkische Brauerei, oberfränkische Brauerei sogar, die sich eben diesem schönen alten Bierstil gewidmet haben und gesagt haben, wir machen das noch mal so. Mittlerweile wissen wir, wie das damals die allerersten Brauer schon gemacht haben, nämlich wirklich Steine zu erhitzen und mit diesen heißen Steinen dann die Würze entsprechend zu erwärmen. Und interessanterweise kann man damit ja sogar die Temperatur richtiggehend steuern, weil ich halt sage, okay, werfe ich 1, 2 Steinchen rein passiert das, werfe ich noch 3 Steinchen rein passiert das. Also da hat man in der Frühzeit schon echt relativ gut brauen können anscheinend. Hier bei Leikeim ist es so, dass die tatsächlich so einen großen Trog, Metallkäfig haben und da sind diese Steine drin, werden dann über Feuer erhitzt und dann das ganze Ding komplett in den Sudkessel rein. Es dampft und macht und tut und am Ende hat man dann eben wirklich ein schönes, durch diese Steine erhitztes Bier, mit Karamellisierung, weil der Zucker da natürlich karamellisiert an diesen Steinen. Und, ja, also es ist jetzt im Grunde ein klassisches Kellerbier auf Steinbier-Art und Weise gemacht, einzigartig. Und, ja, dieses schöne Geräusch, mal schauen, ob ich es hinbekomme.

Petra: Boah!

Markus: Nicht schlecht.

Cindy: Bravo!

Markus: Nicht schlecht, also bin ich mal ganz stolz auf mich. So.

Cindy: Das war doch jetzt ein Plopp.

Markus: Das war mal ein richtiger Plopp, also ungeübt.

Cindy: Hat schön geploppt.

Markus: Ja, für alle, di jetzt nichts sehen, da ist ein Flensburger T-Shirt im Raum.

Cindy: Also es ist eigentlich ein Nordic-Walking-T-Shirt.

Markus: Na gut.

Cindy: Nur eine Person mit 2 Bierkästen, eine rechts und eine links und geht halt so spazieren. Und die, die mich kennen, früher war ich sehr sportlich, habe sehr viel Sport betrieben und jetzt ist das halt eben der Sport, der mich begeistert, ist eben das Nordisch Walking, so wie es auf meinem T-Shirt ist.

Markus: Genau und rechts und links ein Kästchen Bier in der Hand, sehr schön. Dann mal wieder Prost, Cindy.

Cindy: Prost.

Markus: Prost, Petra.

Petra: Prost, Markus, soll gaute.

Cindy: Soll gaute.

Petra: Schön weich.

Markus: Ja, also ist jetzt nichts, wo man sagt, das erschlägt mich jetzt mit exotischen Aromen, sondern man hat eben wirklich diese karamellisierende Weiche. Auch vom Mundgefühl her richtig schön angenehm.

Cindy: Faszinierender Schaum.

Markus: Ja, super Schaum, ja.

Cindy: Also wirklich super homogen, feinporig, cremig. Kommt auch aufgrund der Steine, keine Ahnung.

Markus: Das weiß ich nicht, ehrlich gesagt.

Cindy: Es ist einfach optisch wunderschön.

Markus: Macht eine gute Figur, sagen wir mal so.

Cindy: Absolut.

Markus: In dem Fall auch ein trübes Bier. Also wie gesagt, ist im Grunde ja so eine Art Kellerbier und, ja, einfach durch die Herstellung wirklich einzigartig. Und ich habe das auch immer gern in der Ausbildung, weil man da ja wirklich eben zurückgehen kann bis in die Zeit vor 12.- 13.000 Jahren, wie die Leute damals Bier gebraut haben. Und das ist schon faszinierend, dass solche Technologien heute immer noch funktionieren und zwischendurch mal ihre Renaissance hatten und sich eben immer noch halten, so ein kleines bisschen zumindest hier.

Petra: Sehr interessantes Bier, sehr schön, danke dir. Weil eben Steinbier, hatten wir auch bei der Ausbildung, hat ein österreichischer Kollege. Wir durften natürlich dann auch für einen Seminarabend jeder Biere mitnehmen, die halt aus der Gegend sind und vorbereiten. Da hat auch ein Sommelierkollege aus Österreich ein Steinbier mitgenommen und das war das erste Mal, dass ich ein Steinbier trank. Ja, die Begrifflichkeit, klar, hast du mal gehört, auch während des Kurses, aber dann wirklich eins zu trinken, fand ich speziell. Und jetzt, wie du es vorher sehr schön erklärt hast, ich finde das ganz toll.

Markus: Nee, also wirklich faszinierend. Und es wird ja auch überall ein kleines bisschen anders gemacht. Also wie gesagt, die machen das mit diesem Käfig, weil das tatsächlich auch im Mittelalter so war. Der Hintergrund war ja nicht nur, dass man überhaupt so Bier brauen kann, sondern dass man auf diese Art und Weise die Feuerstelle aus dem Haus draußen halten kann. Also da konnte man eben das Feuer, wo man diese Steine erhitzt, irgendwo, vielleicht sogar vor der Stadtmauer haben und dann diese Steine eben in die Brauerei transportieren und dann kann nichts brennen. Und das ist natürlich im Mittelalter in diesen Städten, wo eben alles aus Holz war und überall Stroh und sonst was, ein riesen Thema, jede Feuerstelle gefährlich. Jetzt zum Beispiel in Dänemark habe ich auch eine Brauerei besucht, Thisted Bryghus und die machen auch ein Steinbier. Die machen es sich ein bisschen leichter, die haben so eine Art Minitopf und da geben sie Würze rein und geben dann die heißen Steine in die Würze, sodass dann da auch alles dran karamellisiert und geben dann diese Steine mit daran karamellisierter Würze später in den Lagertank dazu, um die Biere zu aromatisieren. Funktioniert auch, also gibt auch ein schönes Aroma, ist natürlich nicht so spektakulär, aber funktioniert, wie gesagt, auch. Also sehr interessant, gibt es viele verschiedene Art und Weisen. Und dazwischen lagern sie witzigerweise diese Steine in der Tiefkühltruhe. Also wenn man da vorbeikommt, da stehen überall so Truhen rum, in der einen sind diese Steine, also dieses, was sie als Ersatz für Hopfen zum Beispiel auch verwenden oder so und spielen da eben mit ihren Kräutern und Steinen rum, super spannend, ja.

Petra: Also tiefgekühlte Steine, um sie dann zu erhitzen?

Markus: Die vorher mal erhitzt waren, und zwar …

Petra: Die vorher schon erhitzt waren?

Markus: Genau, die ja erhitzt waren, in der Würze drin waren, da den Zucker dran haben und damit da nichts passiert, gebe ich die dann in die Tiefkühltruhe. Und dann kann ich die ja ein 1/2 Jahr da drin lassen, ist ja nichts und dann kann ich sie später einfach in den Lagertank reingeben, muss ich gar nicht mehr erhitzen, dann geben die den Karamellzucker ab und ihr Aroma und fertig.

Petra: Siehst du und das finde ich eben auch faszinierend, mich fasziniert vor allem eben die Geschichte beim Bier oder die Geschichte am Bier, die Geschichte der Menschheit und Bier. Und genau solche Sachen mit Steinbier, wie das unterschiedlich gemacht ist, das ist doch toll. Die Interpretationen von allen, ob du es jetzt in die Tiefkühltruhe tust, die es auch nicht so ewig gibt, aber …

Markus: Ja, aber die es vielleicht auch wegen Bier gibt, zum Beispiel.

Cindy: Ja, zum Beispiel.

Petra: Da stimmt schon, sowieso.

Markus: Und sowieso, eben. Also es ist ja super spannend, also wenn man da eben mal so ein bisschen anfängt, mit der Biergeschichte, ist ja eine endlose Nummer. Und was mir gerade noch einfällt, was auch noch ganz witzig ist, ich habe dieses Bier sogar tatsächlich auch wegen unserer Beschäftigung mit Bier, das fand ich nämlich auch schön, dieses Jahr gab es zum ersten Mal vom European Beer Star als Vorbereitung für den Wettbewerb, ich weiß nicht, ob nur für jeden Table Captain oder für jeden Judge, das weiß ich jetzt gar nicht genau. Aber es kam auf jeden Fall eine Kiste Bier an und mit ganz vielen verschiedenen Bieren, viele alkoholfreie auch, fand ich auch erstaunlich. Unter anderem der alkoholfreie Bock aus Einbeck, wo ich wo sagen muss …

Petra: Oh, ein Bock.

Markus: Ja.

Petra: Den habe ich leider noch nie gehabt.

Markus: Ja, freut euch drauf, also fand ich wirklich interessant. Wie das Original, nicht zu kalt trinken, dann hat man auch wirklich diesen Bockcharakter so ein bisschen, wirklich interessant. Also man überlegt ja eigentlich, ein No Go, wie kann ich also, ne, so wie das belgische alkoholfreie Tripel oder so, ist ja eigentlich Quatsch, aber natürlich haben diese Bierstile, diese Starkbierstile ihre eigene Aromatik und eigene Sensorik. Und das dann zu sehen, wie man das tatsächlich hinbekommt, dass ich so ein gewisses Bockbier-Feeling habe mit so einem NULL-BOCK, fand ich echt cool, also zum Beispiel. Und das so ein bisschen als Vorbereitung auf den Wettbewerb, dass man eben sich auch ein bisschen kalibriert und eben ein paar besondere Biere hat. Und da war das mit drin, deswegen stand das bei mir Daheim rum.

Petra: Dann hast du es wirklich gesehen mit Bieretiketten, also eigentlich …

Markus: Ja, das war jetzt nur zur Vorbereitung, das haben wir Nachhause geschickt bekommen. Naja, also da war sogar ein kleines Infoblättchen dabei, zu jedem Bier und so.

Petra: Schön!

Markus: Genau, nee, finde ich wirklich eine schöne Idee. Also da passiert gerade ganz viel, weil der European Beer Star sich so ein bisschen neu erfindet. Der hatte ja so einen Bruch dazwischen und ist jetzt an dem neuen Standort in Nürnberg und setzt sich eben so ein bisschen neu auf. Und das finde ich echt eine gute Idee, also dass man da den Judges auch die Möglichkeit gibt, gerade so neue Trendsorten oder eben so Spezialitäten, die man nicht alle Tage hat, ein bisschen kennenzulernen, sodass man dann eben auch zum Wettbewerb da ein bisschen vorbereiteter ist und nicht zum ersten Mal zum Beispiel ein Steinbier trinkt, wenn man dann an dem Tisch sitzt, wo das dann eben kommt. Und da weiß ich ja nicht, dass es Leikeim Steinbier ist, da steht ja nur Steinbier drauf, wenn überhaupt, und dann kann ich halt was damit anfangen. Und das finde ich schon eigentlich ganz gut.

Petra: Das finde ich eine absolut coole Idee. Weil eben NULL-BOCK, das haben wir mal gehört. Ich finde ja den Namen schon mal sehr gelungen

Cindy: Nomen ist Omen.

Petra: Nomen ist Omen und so weiter. Und dass du überhaupt mal die Chance natürlich hast, zu so einem Bier zu kommen.

Markus: Ja, außerdem.

Petra: Haben wir nicht, bis wir das online, das kommt eh nicht an, dann gehst du wieder nach Deutschland, holst es. Ja, ist absolut eine schöne Idee.

Markus: Das ist übrigens das größte Thema für uns immer wieder mit unseren Freunden in der Schweiz, dass es eigentlich unmöglich ist, jemanden in der Schweiz ein Bier zu schicken mit der Post.

Petra: Ja.

Cindy: Also bei uns auch, weil wir lieben halt teilweise auch Bier, also grundlegend kaufen wir unsere Biere ein, Petra hat ihren Rucksack, ich habe meinen Rucksack. In meinen Rucksack passen 30 halbe Liter rein, dann wird es irgendwann …

Petra: Bei mir eben nur 25.

Markus: Naja, ja.

Cindy: Aber es wird dann irgendwann sehr schwer. Weil eben, wenn wir auch so zu Kitchen Brew gehen, es ist dann meistens der Rucksack ganz voll, von Deutschland auch. Und deswegen, wir haben uns ja auch bei dir jetzt mit Zeitungspapier eingewickelt, dass es nicht so scheppert, weil an der Grenze sind sie manchmal schon noch achtsam. Du darfst ja, ich weiß gar nicht, ja, eigentlich möchte ich es gar nicht wissen.

Markus: Nein, nein, nein.

Cindy: Ja und deswegen, wir haben eine gute Freundin, wir dürfen die Biere jeweils zu ihr liefern lassen nach Freiburg im Breisgau und fahren dann halt dorthin und holen die ab. Aber, ja, es ist dann teilweise schon eben das eben immer mit dem liefern lassen. Es gibt natürlich auch Grenzpakete, wo du hast, aber es ist, wie du gesagt hast, also mit dem Liefern ist teilweise mühsam.

Petra: Ja und ad versum genau dasselbe, deshalb sind die Schweizer Biere nicht so bekannt, weil, was machst du mit Zoll und so weiter. Dann kommst du in eine Preisklasse, wo du dann vielleicht nicht mehr mal so Lust hättest, das Bier zu trinken. Ja, da wäre es schon schön, wenn man eine Lösung finden würde.

Markus: Und wie macht ihr das dann auf der Rückfahrt, wenn ihr dann jeweils den Rucksack voller Bier oder den Autokofferraum voller Bier habt oder so?

Cindy: Wir sind ja Zug-Fan.

Markus: Nee, ich sage ja, beim Zug ja auch, ist man da mit seinem Rucksack da drin, wie lächelt man dann so einen Zöllner an oder schaut man eher weg oder geht man schnell aufs Klo oder wie ist so da …

Petra: Nee, wir parken den Rucksack 3, 4 Reihen weiter vorne, dann scheppert es da.

Markus: Bei einer Familie mit 4 Kindern oder so.

Petra: Genau, genau.

Cindy: Nein, grundlegend wirklich, der Rucksack ist halt einfach da und meistens über die Grenze, wenn du in Basel, Badischer Bahnhof, da gehst du durch. Also es gibt, glaube ich, Zöllner, ich habe noch nie einen gesehen. Ist das jetzt gute Werbung für uns, oder?

Markus: Ich überlege gerade, aber, ich glaube, das ist okay.

Cindy: Ja, es sind ja 0,5 Liter, die wir haben und es ist ja nicht wirklich ein Schmuggel.

Petra: Nee, wir trinken die dann schon selbst, wir verkaufen die nicht weiter.

Markus: Eben, richtig, ja. Auf jeden Fall spannend, naja. Ja, was habt ihr jetzt noch so vor? Also ihr seid jetzt hier in Bamberg, leider Gottes haben wir gerade so ein Zwischensommerloch, also wo der Sommer sich gerade jeden Tag überlegt, komme ich oder gehe ich, es regnet mal, es scheint mal, aber es wird jetzt, glaube ich, wieder ein bisschen besser. Also so, was ist so euer Programm, was habt ihr euch noch so vorgenommen die nächsten Tage?

Cindy: Also natürlich die Bamberger Brauereien, die anzuschauen und wenn es schön ist, natürlich im Biergarten zu sitzen, die durchmachen. Und danach treffen wir uns ja schon bald wieder mit dir.

Markus: Ja.

Cindy: Und zum Annafest am Montag, hoffentlich bei Wetter, wie wir es jetzt haben und rausschauen.

Markus: Das wäre schön.

Cindy: Im Moment scheint die Sonne, schauen wir mal, wie es Montag wird. Auf das Annafest, da freue ich mich schon sehr. In Forchheim auf den Kellern waren Petra und ich schon zweimal, aber nicht während des Annafestes. Einmal waren wir, da war eben Corona, da stand das Annafest, gab es gar nicht, aber wir haben das …

Petra: Aber das Annabier getrunken.

Cindy: … Annabier getrunken. Sehr interessant, da freue ich mich schon drauf, dann wirklich mal auf den Kellern diese Biere zu trinken. Ja, ansonsten, was hast du noch so?

Petra: Ja, ich war heute die schöne Mälzerei angucken, das ist natürlich oder war für mich ein Highlight, absolut cool. Und ich lasse mich dann jeweils treiben, ich mache das nicht so gerne, irgendwo schon alle Termine. Ich laufe durch die Gassen, schaue mir die ein oder andere Brauerei von innen und außen an und lasse es mir einfach gut gehen im schönen Frankenland.

Markus: Dem ist fast nichts mehr hinzuzufügen. Ich habe trotzdem noch eine Frage. Andersrum gedacht, wenn jetzt jemand sagt, er möchte gerne mal in eure Ecke, also in die Deutsch-Schweiz, sage ich mal so, gibt es irgendeinen Termin, ein bestimmtes Fest oder eine bestimmte Lokation oder irgendwas, wo man sagt, das wäre ein guter Auftakt, um mit so einem Schweizer Bierbesuch mal zu beginnen?

Cindy: Luzern ist eine Festhütte, bei uns in Luzern ist eigentlich immer was los. Wir haben eine der schönsten Fastnacht, Fasching oder wie ihr es nennt.

Petra: Ist Fastnacht.

Cindy: Fastnacht, das sind immer coole 5, 6 Tage, absolut genial. Wir hatten jetzt das Luzern Live, ein Open-Air-Konzert über 120 Tage hinweg. Am Seeberg in Luzern läuft eigentlich immer was. Da gibt es keine Jahreszeit, es ist immer schön.

Markus: Okay.

Petra: Und bierisch läuft natürlich in der Schweiz auch immer sehr viel. Es gibt fast in jedem Kanton ein Bierfest. Da möchte ich jetzt nicht das ein oder das andere hervorheben, weil sonst würde ich den anderen Kantonen jetzt nicht, ja, nicht gerecht werden. Also es gibt wirklich sehr viele Bierfeste, mit sehr interessanten Bieren, die halt sehr regional sind. In Luzern sind es eher die Luzerner Biere, in Basel die Baseler Biere, dann gibt es natürlich auch die größeren Bierfeste, die sehr international sind. Also es läuft bierisch schon sehr viel. Und ansonsten, wir haben sehr viele Schwingfeste. Schwingen ist ein …

Markus: Ein Swingerklub.

Petra: Nein, kein Swinger. Da ist eben noch wichtig …

Markus: Man weiß ja nie.

Petra: … je nachdem, wie viele Biere du schon gehabt hast, könnte es anders heißen. Nee, es heißt Schwingen und ist einfach ein alter Volksport, wo halt sich die Bösen, und die Bösen sind die Eidgenossen, also es sind eigentlich die Kränze, also je nachdem, wie gut das die sind. Das alles zu erklären, würde jetzt den Rahmen sprengen. Aber es ist einfach da ein traditionelles Fest, da hat es immer ganz viele Albhörner, da wird gejodelt. Schwingen tut man in Sägemehl, also in den Spänen, und es ist wirklich ganz, ganz toll. Es ist ein wunderschöner Brauch. Meine Schwester geht nie, deswegen schüttelt sie den Kopf. Ich gehe viel auf solche Festfeste und wir haben wirklich ganz viele Volksfeste in der Schweiz, die halt sehr traditionell sind. Man muss es auch mögen, auch jodeln ist wirklich schön.

Markus: Ich wollte gerade fragen, könnt ihr jodeln?

Petra: Nein, ich kann nicht singen.

Markus: Schade, das wäre jetzt der Abschluss gewesen.

Petra: Markus, sagt das nicht, ich kann nicht mal im Takt klatschen.

Markus: Okay.

Petra: Nein, ich bin höchst …

Cindy: Wir können laut jollen auf den Fußballfesten und so weiter …

Petra: Laut ja, aber nicht schön.

Cindy: … und bei Schlagerpartys, aber das möchte niemand hören.

Markus: Na gut, dann enden wir nicht mit einem Jodler, ist auch okay. Also vielen Dank auf jeden Fall für die Biere, für eure Auskunft, für euer Interesse, für eure Bierreisen und noch viel, viel Spaß dabei. Und, ja, wir werden uns ja noch öfter über den Weg laufen und mit dem Restbier sagen wir noch mal schnell Prost!

Cindy: Genau.

Markus: Tschau. Danke.

Cindy: Vielen herzlichen Dank, Markus, war eine super tolle Zeit.

Petra: Vielen Dank.

Markus: Danke.

Cindy: Und tschüss, sagen wir, soll gaute. Tschau.

Markus: Tschau.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 70 – Interview mit Tom Schafferhans, Brauer bei Skagen Bryghus und Müßiggang aus Skagen, Dänemark

Heute reisen wir an die Spitze Dänemarks – nach Skagen, wo Ostsee und Nordsee zusammentreffen. Dort braut Tom Schafferhans, Diplom-Braumeister aus Thüringen, im Skagen Bryghus eine beeindruckende Bandbreite: vom Pils bis zum Kirschbier, vom alkoholfreien Champion bis zu „New Nordic“-Experimenten mit Porse & Co. Und: Er verfolgt ein radikales Herzensprojekt – Eisbock als eigene Kunstform. Wir sprechen über Toms Weg von Rhönbrauerei und VLB Berlin in den hohen Norden, über Dänemarks größte Biergartenszene, smørrebrød-taugliche Pairings, und warum strenge Stiltreue und kreative Freiheit kein Widerspruch sind. Im Mittelpunkt steht Toms Label „Müßiggang“ – inklusive Live-Verkostung seiner ersten Releases Frostwerk und Kryomorph: konzentrierte Aromen, Fassreife, samtiges Mundgefühl – Genuss für kleine Gläser und große Momente. Wenn Ihr Lust auf nordische Braukultur, starke Geschichten und starke Biere habt: einschalten, zurücklehnen, Müßiggang zulassen…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute begeben wir uns auf eine ganz spannende Reise wie immer eigentlich, aber wir sind, also wir überlegen so Mitteleuropa und dann gehe wir so von Deutschland nach Norden, dann kommen wir nach Dänemark und dann gehen wir immer weiter nach Norden, also wo das Ende ist sozusagen, bis es nicht mehr weitergeht. Und da landen wir in einer ganz kleinen schönen Stadt, in einem Städtchen, das nennt sich, ich spreche es wahrscheinlich falsch aus, aber geschrieben wird es auf jeden Fall Skagen. Und wenn man da dann noch ein kleines Stückchen weitergeht, dann landet man am Strand und dann kann man mit einem Fuß in der Ostsee stehen und mit dem anderen Fuß in der Nordsee, also super spannend. Das habe ich vor ungefähr 2 Jahren gemacht und natürlich bin ich dort auch in der Brauerei eingekehrt, denn es gibt dort das Skagen Bryghus und dort habe ich dann mit lauter Glück und Freude einen lieben deutschen Braumeister getroffen, den Tom Schafferhans. Und der hat nicht nur dort ein Projekt, sondern hat auch selber noch ein Projekt, und all das werden wir jetzt heute ein bisschen erfahren. Also schön, Tom, dass du die Zeit gefunden hast, dass wir uns endlich treffen können und dass ich auch 2 von diesen Bieren hier stehen habe, über die wir gleich sprechen werden, ich bin schon ganz kribbelig. Aber vielleicht stellst du dich ganz kurz mal unseren Hörern selber vor.

Tom: Ja, hallo, Markus, erst mal schön, dass es doch jetzt geklappt hat, das ist ja schon fast 2 Jahre her, dass wir uns hier getroffen hatten.

Markus: Absolut.

Tom: Aber so ist es eben, wenn das Projekt Müßiggang heißt, ne. Ja, ich bin der Tom, bin hier angestellt als Braumeister bei Skagen Bryghus. Also die dänische Aussprache ist eben Skagen, da werden oft Buchstaben so ein bisschen verschluckt oder halt nicht ausgesprochen, wie das g, ja, das ist dann eben weg. Und das ist also eine Gasthausbrauerei, wo ich hier hauptberuflich arbeite. Aber nicht nur im Gasthaus, sondern halt auch als Flaschenbier wird das hier verkauft im Land, also so Craftbeer-mäßig, machen alle möglichen verschiedenen Sorten. Und darüber hinaus habe ich eben noch mein eigenes kleines Eisbock-Projekt gestartet, über das wir ja heute auch reden wollen.

Markus: Total spannend. Und, ja, du hast jetzt hier so no challenge gesagt, naja, ist halt eine Brauerei und wir machen so ein paar Bierchen. Also ganz ehrlich, es ist eine ganz imposante Palette von unglaublich vielen verschiedenen Bieren, also seien es jetzt deutsche Bierstile, seien es eben englische Bierstile, amerikanische Bierstile, auch kreative Biere mit allerlei Zutaten jetzt zum Beispiel außerhalb des Reinheitsgebots, also eine sehr, sehr interessante spannende Palette und auch ein bisschen was haben wir zusammen probiert, als ich da war, wunderbar. Und was man ja auch sagen muss, die Umgebung ist ja großartig, es ist Dänemarks größter Biergarten. Also auch das ist ja fantastisch, 500 Leute passen da, glaube ich, ungefähr rein, also riesengroß und wirklich also sehr, sehr schön, jetzt im Sommer wahrscheinlich völlig überfüllt. Vielleicht einfach mal so ein paar Hintergründe vielleicht so en oder ein paar Impressionen, wenn du uns mal so ein bisschen erzählst, wie schaut es da aus, wie müssen wir uns das vorstellen, wie ist es da in und um Skagen? Ist das jetzt besser gewesen bei mir?

Tom: Ja, Skagen, genau, genau, ja.

Markus: Ah, sehr schön.

Tom: Jetzt finden es wahrscheinlich die Zuhörer nicht mehr auf der Karte dann.

Markus: Wir verlinken es ja in den Shownotes, dann kann man es sehen.

Tom: Ja, wie gesagt, ja, wir sind eben eine Brauerei. Das war vielleicht ein bisschen untertrieben, ja, weil, das ist auch nicht so die dänische Sache, dann irgendwie groß zu prallen mit irgendwelchen Dingen, aber es sind schon irgendwie 50 Biersorten oder so, die wir hier am Laufen haben, nicht alle immer, aber so insgesamt schon. Soll heißen, also alles von Pilsner Doppelbock, Weißbier machen wir auch, verschiedene über, Letztens habe ich dann Radler und mein Kirschbier eingeführt und Alkoholfreies ist auch neu. Das hast du, glaube ich, noch nicht bekommen damals, das ist erst seit 1 Jahr.

Markus: Nein.

Tom: Da haben wir auch, dänische Meisterschaft, einen Titel gewonnen für das Alkoholfreie. Haben auch die, was war es denn, wer war noch mit, ich glaube, Royal war mit, hat den 2. Platz gemacht, da ist man da natürlich schon stolz drauf. Also, ja und ansonsten, ich meine, es gibt die 2 Teile, einmal Flaschenbier, einmal den Biergarten und das ist natürlich saisonal. Also Skagen generell ist so, ich würde mal sagen, das Sylt Dänemarks, so ein bisschen, ja. Das ist eben dort, wo man in den Sommerferien hinkommt und da ist dann auch einiges los hier. Im Winter geht es ein bisschen langsamer, aber jetzt Zurzeit, im Moment ist wirklich Hochkonjunktur und dieses Jahr ist auch der Sommer wirklich so, dass es ordentlich Leute anlockt. Und dazu haben wir eben oft noch Musik. Also im Moment ist es von Donnerstag bis Sonntag durch Musik, dass eben die Leute kostenlos Konzerte, ja, hören können hier und in der Brauerei und dabei natürlich Bier trinken und das Ganze auch wieder finanzieren, also so ist das Ganze gedacht.

Markus: Absolut, also ein wirklich faszinierendes Gesamtpaket. Mir kam es ein bisschen so vor wie so eine Mischung aus, sage ich mal, Norderney und dem Herrn der Ringe, irgendwie so diese Hobbit-Dörfer, also man hat diese Sanddünen und dazwischen stehen eben diese Häuschen überall so rum. Und man darf auch nicht vergessen, es ist eine Straße, die ja wirklich nicht eine Einbahnstraße ist, aber halt eine Straße, die man da langfahren kann sozusagen bis eben zum Ende der Welt und wenn man zurück will, muss man wieder dieselbe Straße fahren. Also da ist dann durchaus auch immer ein bisschen Trafik, und dann macht es ja auch Sinn, dass man bei euch einfach mal einkehrt und sich eins der vielen Biere schmecken lässt. Und was mir auch aufgefallen ist, ihr habt ja zum Beispiel auch, ich glaube, es war ein Hagebuttenbier und ein Wacholderbier oder eins mit Honig, glaube ich, auch, also durchaus eben auch so spannende Experimente. Und das führt natürlich ein bisschen zu der Frage, also vielleicht einerseits, wie bist du überhaupt zum Thema Bier gekommen und andererseits, wie kommt man dann nach Dänemark oder war es andersrum, war es erst Dänemark und dann das Bier?

Tom: Nee, also Bier konnte ich eigentlich schon immer leiden, sagen wir mal. Aber ursprünglich zum Bier gekommen, ja, das ist ein bisschen eine komische Sache. Also ich war nämlich eigentlich in der Bundeswehr und war dort Offizieranwärter, bin da allerdings nach 4 Jahren ausgeschieden und wollte mich anderen Sachen widmen. Und komischerweise, ich habe ja Letztens die Folge mit dem Herrn Narziß gesehen, der ist ja so in seiner Karriere, ist der Fähnrich geworden, ja, ich habe auch als Fähnrich das Militär verlassen, natürlich zu einer ganz anderen Zeit und so weiter. Aber, ja, ich hatte mir damals tatsächlich ein weißes Blatt genommen und habe überlegt, was will ich denn machen. Also ich wusste bloß, ich wollte das mit dem Militär eben nicht weitermachen und habe mir da verschiedene Sachen aufgeschrieben. Und dann hatte ich da unter anderem Winzer draufstehen oder wenn gar nichts hilft, halt irgendwie Wirtschaftsingenieur studieren oder irgendwie. Winzer ging nicht, weil in Thüringen, da, wo ich herkomme, da ist mit dem Weinanbau, zumindest in Süd-Thüringen, nicht so direkt in der Nähe was los. Und da habe ich die nächste Brauerei angerufen und die haben gesagt, ja, ich könnte doch mal ein Praktikum machen, das war die Rhönbrauerei in Kaltennordheim. Und daraus hat sich dann eine Lehrstelle ergeben. Und ich habe das bis heute nicht bereut, da relativ spontan den Brauerberuf gewählt zu haben. Natürlich, also wie gesagt, Bier konnte ich vorher schon leiden und hatte Interesse, aber es hätte auch anders ausgehen können von der Sache her, ne, wenn die nicht so schnell reagiert hätten und gesagt hätten hier, du kannst hier Lehrling werden bei uns.

Markus: Ja, es ging ja dann den richtigen Weg, das ist ja cool. Also gut, dann haben wir also dich in Thüringen schon bierbegeistert und dann eben in der Brauerei im Praktikum und dann eben zur Ausbildung. Und wie findest du dann nach Dänemark?

Tom: Zunächst Mal habe ich also die Lehre gemacht ganz normal als Brauer, habe dann aber nach 1 Jahr im Windschatten des Braumeisters quasi zu Öttinger gewechselt, in Gotha. Die haben ja dort also eine ihrer damals 4 Brauereien, inzwischen ist es eine Paulaner, die haben das gekauft, ja und habe dort eben die Lehre weitergemacht. Und natürlich auch in der Berufsschule, an meine Berufsschullehrerin kann ich mich noch erinnern, wie kannst du das machen und kannst von der kleinen mittelständischen Brauerei zur großen bösen Oettinger wechseln, ja. Ja, das ist aber im Endeffekt auch nicht schlecht gewesen, muss ich sagen, weil dadurch natürlich viele Brautechniken, die man eben lernt, also mal eine Zentrifuge oder andere Sachen, ja, auch die ganze Skala und Analysen und wie das da alles läuft auf dem Niveau, das war schon sehr interessant. Und das hat mich dann auch letzten Endes dazu halt bewogen, auch Braumeister werden zu wollen. Und das habe ich dann auch gemacht, also ich habe die Lehre beendet, habe dann noch 2 oder 3 Monate bei Oettinger noch als Brauer gearbeitet. Und dann bin ich nach Berlin, hatte auch inzwischen dann schon ein Kind, und habe dort eben studiert an der VLB zum Diplombraumeister. Und damit war ich dann 2016 fertig, ja und dann natürlich muss man irgendwann mal was arbeiten, also habe ich Jobs gesucht. Und das war aber schon das Ziel, ins Ausland zu gehen, einerseits einfach, um was anderes zu sehen. Und zum anderen natürlich auch, um mal zu mindestens für eine Weile dem Reinheitsgebot zu entkommen, ja, mehr Freiheiten zu haben und irgendwo alles aufzusammeln, also außerhalb dessen und zu lernen, das war schon also so das Ziel. Und da hat es sich ergeben, dass damals in Aalborg, oder Ålborg auf dänischer Aussprache, die Gasthausbrauerei jemanden gesucht hat. Und da habe ich zunächst eben dort gearbeitet und später dann noch in Frederikshavn bei einer Brauerei und vor 2 1/2 Jahren bin ich hier nach Skagen gewechselt, also so hat schon das ergeben. Ursprünglich war die Idee mal, wenn mein Sohn in die Schule kommt, also so nach 5 Jahren, dann überlegen, ob es wieder zurückgeht oder wie auch immer, aber letztendlich hat auch das Leben uns hier so gut gefallen, dass wir eben entschieden haben, hier zu bleiben.

Markus: Ja, die Lebensqualität ist schon unglaublich in Dänemark, das ist schon wirklich sehr, sehr schön. Und ich kann mich auch erinnern, vor 2 Jahren war ich ja deswegen da, weil ich just von der Gasthausbrauerei in Aalborg eingeladen war, die hatten damals gerade ihre Whisky-Brennerei, na, nicht eingeweiht, aber halt mit ihren ersten Whiskys kamen sie dann raus. Und haben dann ein Event gemacht, wo wir dann mit einem Segelboot von Aalborg aus in diesen Sund gefahren sind bei Thisted da in diesen, ja, ich weiß gar nicht, wie man das genau nennt, aber egal, also ein Stück Wasser halt. Und dann sind wir da wirklich mit dem Boot dahin und dann auf der Insel, da lagert der Whisky, waren wir dann, haben die verschiedenen Fässer dort gesehen und auch verkostet und sind dann wieder zurückgefahren, das war schon ein tolles Event. Und vorher war ich beim Thisted Bryghus, wo ja auch ikonische Biere entstehen. Also insgesamt ist Dänemark ja wirklich ein Land der Bierliebhaber geworden auch, mit einer großen Szene an kleinen Brauereien, vielen Bierenthusiasten, die sich da engagieren und Hobbybrauern. Also ein ganz lebendiges und spannendes Land, gerade eben auch, was das Thema Bier angeht. Und letzten Endes, wir haben ja dort gemeinsam den Christian Andersen getroffen, der ein Buch geschrieben hat zum Thema Pilsner, mich dafür vorher kontaktiert hatte. Das war ein anderer Grund, warum ich mir gedacht habe, da mal hinzufahren, weil der eben gesagt hat, ich soll ihn doch mal besuchen. Und als wir eben da waren, hat er eben gesagt, Mensch, dann lass uns doch zur Brauerei gehen, er kannte dich ja auch. Und dann haben wir uns zusammen getroffen, das war ja auch großartig, also auch diese Freundschaft da, die Verbundenheit wirklich, also das gefällt mir schon wirklich total gut und ich habe mich da auch sofort sehr wohl und sehr willkommen gefühlt. Ich denke, das ist vielleicht auch so ein Punkt, oder, fühlst du dich …

Tom: Ja, ja, ich finde das auch überraschend, weil oft ist es ja vielleicht auch ein bisschen Klischee inzwischen, aber so diese nordische Unterkühltheit oder so ein bisschen, man hat es so schwer, da irgendwie reinzukommen. Und so geht es vielen Leuten auch, aber, ich sage mal, sobald man über Bier anfängt zu reden, dann kommen auf einmal ganz andere Charakterzüge zum Vorschein. Also da ist man auch auf einer Leidenschaft, ja, also entweder fürs Biertrinken oder halt auch fürs Biermachen, ja nachdem, auf welcher Seite so man mit den Leuten redet. Ja, das ist so, das gefällt mir auch wirklich gut. Und vor allem, dass auch die Qualität geschätzt wird. Es ist natürlich auch, ich sage mal so, bevor die Craft-Bierwelle aufkam, war halt auch, ja, also war jetzt nicht so wie in Deutschland. Das heißt, das ist auf fruchtbaren Boden gefallen und die Brauereien sind explodiert in den Zahlen und die Bierqualität ist auch entsprechend, also richtig hoch zum Teil.

Markus: Ja und ich glaube auch, dass für viele jetzt gerade, sagen wir mal, deutsche Bierleute, also entweder kennen sie nur Carlsberg als dänische Brauerei oder es ist für sie so eine Art weiße Landkarte in Sachen Bier. Und das ist aber auch gar nicht so schlecht, weil damit ist natürlich die Möglichkeit, neue Sachen zu entdecken und relativ unvoreingenommen an Brauereien, an Biere, an Bierstile ranzugehen, die ist natürlich relativ groß. Oder auch insgesamt die Bierstile, die dänische Bierhistorie, das ist ja nahezu unbekannt, also bei uns im Land auf jeden Fall und damit natürlich auch noch mal eine ganz spannende Palette an Bieren, die da möglich sind und an Rezepturen. Was ich allerdings sehr interessant finde, dass gerade du aus Thüringen sagst, du willst dem Reinheitsgebot entfliehen, wo doch Thüringen total stolz drauf ist, dass sie ein eigenes Reinheitsgebot von 1434 haben. Wie geht es dir denn da in dieser Geschichte? Also was probierst du gerne aus, was sind so deine Sachen, wo du sagst, da möchte ich ganz bewusst mal diese, sagen wir mal, Regelung außenvor sein lassen und wirklich mal experimentell sein mit meinen Bieren?

Tom: Ja, so bei den Zutaten ist es einfach so. Also es ist ja schade, wenn man jetzt Honig reintut und das dann nicht mehr Bier nennen darf oder, ja, manche anderen Dinge auch. Ich meine, manchmal nimmt es auch Überhand, ja, da wird dann irgendwie hier, das heißt Bock und dann hat es nichts mit einem Bock zu tun. Also ich habe schon irgendwie so Bockbiere gesehen, da hatte der Bock eben 5 % und war obergärig oder was auch immer. Also das ist dann halt auch wirklich ein bisschen Wildwest zum Teil. Also ich für meinen Teil, ich halte immer die klassischen Bierstile, klassisch, also soll heißen, in ein Pilsner, da gehört einfach nix rein, ja. Von Theodor Schütz oder wie die heißen hier, die haben dann immer ein Pilsner und dann ist da Apfelsaft drin und was weiß ich alles. Also das macht man halt nicht, sowas. Aber dafür bei den Bierstilen, wenn ich sozusagen freie Bahn habe, wenn das Ziel ist, jetzt nicht ein klassisches Bier zu brauen, dann nutze ich das auch wirklich gerne. Und ich braue auch gern mit belgischen Zutaten. Das ist so ein bisschen, auch belgische Hefe und belgisches Bier, das ist so ein bisschen auch noch mein Steckenpferd. Da können wir ja vielleicht gleich noch drüber reden, denn dass ich immer gern starkes Bier braue, das hängt ja auch ein bisschen mit den Belgiern auch zusammen, die machen das ja auch ganz gern.

Markus: Das stimmt, das ist bei denen Programm, ja.

Tom: Und Kandiszucker ist auch einfach gut, ja, auch in Verbindung mit bestimmten Hefen und so weiter, also das macht dann schon Spaß.

Markus: Ja und man darf auch nicht vergessen, du gehst ja auch in die andere Richtung und machst eben mal historische Biere oder mit besonderen historischen Zutaten, also mit, was weiß ich, Dinkel oder Roggen oder Hafer oder solchen Geschichten, wo man ja auch viel probieren kann, ne?

Tom: Da gibt es ja auch diese Pflanze, in Deutschland heißt die, glaube ich, Sumpfporst und auf Dänisch heißt die Porse. Das ist so, die wächst am Strand, nicht direkt am Strand, aber so hinter den Dünen, so dazwischen drin. Und daraus kann man ein Bier machen. Man kann da zum Teil den Hopfen mit ersetzen. Je nachdem, wann man das gibt, ist es eher bitter oder so zum Teil sogar süßlich. Also da kann man interessante Sachen draus machen. Das sind so typische Sachen von hier und das ist dann so unter dem Begriff neues nordisches Bier so zusammengefasst, wo man dann eben hergeht und nimmt eben solche Dinge oder Wermuth oder Honig aus der Region. Oder, ja, eben diese, wie heißen die denn auf Deutsch, Hüben heißen die, also nicht Hagebutten, aber diese Strandrose oder wie die heißen, die kann man eben auch nehmen. Also es gibt alle möglichen Möglichkeiten hier.

Markus: Meinst du Sanddorn?

Tom: Nee, das sind diese, die so ein bisschen größer sind wie die Hagebutten hier, zum Teil werden die eben auch mal zum Brauen hier genutzt.

Markus: Ah, Hippen.

Tom: Ja. Also ich habe da mit denen selber noch nicht gebraut, mit Pflanzen kenne ich mich auch nicht so gut aus.

Markus: Nee, ich habe es ein bisschen auch kennengelernt eben, als ich in Thisted war dort beim Bryghus, weil die machen ja auch ein Bier mit eben Porst oder Galen, also diesen Kräutern, die da rumwachsen. Und die machen ja sogar ein riesen Geheimnis drum. Also da trifft man sich einmal im Jahr und fährt dann mit verbundenen Augen sozusagen an den Ort, wo das eben wächst. Dann kriegen alle die Augen entbunden sozusagen, müssen so viel sammeln wie sie können, dann wird das in Säcke gestopft, Augen wieder verbunden, man fährt wieder zurück zur Brauerei. Ein Großteil wird eingefroren und dann wird eben über das ganze Jahr damit gebraut. Also super witzig auch die Storys, die man einfach drum rum macht. Sie machen auch ein Bier mit Bernstein, wo Bernstein vorher eingelegt ist. Das ist auch ein sehr interessantes Thema, das überhaupt zu machen. Also da geht es, glaube ich, weniger drum, dass das wirklich einen geschmacklichen Einfluss hat, aber das ist einfach das Zelebrieren von so einem Thema, das Ausprobieren. Und sie haben auch eine eigene Idee, eben Steinbier zum Beispiel zu machen. Also das jetzt nur als Beispiel, soll kein Werbeblock für Thisted sein, wobei das natürlich ein tolles Brauhaus ist, aber um das zu sehen.

Tom: Ich habe gerade das mit dem Bernstein, also, ich sage mal so, naja, ich will jetzt nicht über alles reden, was ich so ausprobiere so hinter den Kulissen, aber Bernstein ist tatsächlich eine Geschmackskomponente, die wirklich interessant ist. Da habe ich auch ein paar Versuche gemacht mit. Sie ist nicht billig, sagen wir mal, zu mindestens, wenn man es in größeren Mengen verwenden will. Ich glaube, die verwenden den auch irgendwie wieder oder so. Aber das ist natürlich absolut einzigartig, dass man auch irgendwie so ein Fossil benutzt. Und es auch rechtlich, ist das nicht definiert. Was ist Bernstein überhaupt, ist das jetzt eine Zutat, löst der sich auf, wie ist das zu behandeln? Bisher läuft das einfach so nebenher. Vielleicht ist es auch besser, das gar nicht so an die große Glocke zu hängen, dass nicht erst irgendwer kommt und Gesetze erfinden muss. Aber, ja, man kann auch damit Bier machen.

Markus: Also wir können ja da einfach den Leuten Lust machen zu sagen, okay, fahrt einfach mal hin, schaut euch das an, probiert vor allem natürlich und lasst euch einfach da mit offenen Herzen und offenem Gaumen so ein bisschen verführen, entführen in diese Bierwelt des Nordens. Vielleicht noch so ein bisschen zum Brauhaus an und für sich, du bist da ja der Braumeister eigentlich. Mit wem hast du da sonst noch zu tun, sind da viele Leute? Spricht da sonst noch jemand Deutsch oder bist du da so für dich, wie bist du da jetzt so ein bisschen gesettet?

Tom: Ja, also sagen wir mal so, es gibt den Chef, der das auch ja mitgegründet hat, also den Rene, und der hat, ich sage mal so, der hat den Titel Braumeister. Er ist nicht ausgebildeter Braumeister, er ist halt, so typisch für Dänemark, eben ein Hobbybrauer, der das eben dann groß aufgezogen hat und entsprechend eben, ja, die Biertypen entwickelt hat und so weiter und ich bin eben der Diplom-Braumeister. Wir haben so ein bisschen so eine Zusammenarbeit so, mal macht er ein Rezept oder sagt hier bei dem Rauchbier, was wir machen wollen, vielleicht machst du das mal lieber, du kennst dich ja vielleicht mehr damit aus, so in der Richtung, so haben wir die Zusammenarbeit. Und dann haben wir eben noch drei Leute in der Produktion, die eben abfüllen und brauen auch, einer davon. Also, ja, insgesamt sind wir sozusagen 4 Leute tatsächlich am Bier, aber im Sommer, gerade saisonmäßig, bis zu 50 Angestellte insgesamt, vor allem eben Kellner und Küche, weil ja das Restaurant hier dann ordentlich läuft, ne.

Markus: Und apropos Restaurant, gibt es da auch was anderes als Hering?

Tom: Ja, also es gibt natürlich dann schon die typischen dänischen Sachen, also beispielsweise eben Stjerneskud. Also das ist schwer zu beschreiben, das ist eigentlich ein Roggenbrot, das sieht man aber nicht mehr, das ist ja versteckt unter einem riesen Berg von Zutaten, wo dann eben Garnele und Fischfilet, paniertes Fischfilet drauf ist und noch Salat und so weiter und mit Dressing und allem. Also das ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Und es gibt natürlich auch Burger, der Brauhaus-Burger, der ist immer gern genommen. Ja, also so typische Dinge eben und dann halt eben saisonabhängig noch andere Fischvarianten und Fischfrikadellen und sowas, das ist eben eine große Sache hier. Und das hat ja auch damit zu tun, das Skagen unter anderen eben für die Fischindustrie ein wichtiger Hafen ist.

Markus: Ja und ich muss auch sagen, ich habe diese Kunst des belegten Brotes in Dänemark noch mal völlig neu kennengelernt. Also, ich sage mal, so, wie ich es erlebt habe, würde ich es mal zusammenfasen mit Smörrebröd als Titel, aber weiß ich gar nicht, ob das richtig ist, aber so viele ganz unterschiedliche und fantastisch schmeckende belegte Brote mit unglaublichen Zutaten. Also es ist immer so, dass man ein kleines Scheibchen Brot untendrunter hat und dann türmt sich irgendein Berg von irgendwas sehr kunstvoll drapiert und zusammengestellt oben drüber, das fand ich wirklich großartig. Egal wo wir waren, überall gab es da ganz tolle Variationen. Also das, ja, finde ich ein tolles Erlebnis eigentlich, wie man so ein belegtes Brot zelebrieren kann.

Tom: Das ist auch so eins der Dinge, die ich halt am Anfang, ja, das heißt, nicht verstanden hatte, aber die mich sehr überrascht haben. Denn, ich bin irgendwo vorbeigegangen an einem Restaurant oder an so einem Café und da war eben Smörrebröd und was, das soll irgendwie 12 Euro kosten, ein Butterbrot? Ich habe gedacht, also was ist das denn, ja, sind die irre. Ja, aber wenn man das dann eben sieht, wie das angerichtet ist und auch, wie viel das letzten Endes ist. Oft hat man da quasi eine Hauptmahlzeit auf dem Butterbrot liegen, dann ist das schon alles, macht das schon Sinn.

Markus: Auf jeden Fall. Was man übrigens jetzt auch so ein bisschen raus hört, du sprichst ja perfekt Dänisch. Wie kam das denn, mit der Zeit oder hast du das bewusst gelernt oder wie?

Tom: Ja, perfekt will ich jetzt nicht sagen. Die Dänen hören es schon noch, aber oft können sie nicht mehr genau sagen, ob ich jetzt Deutscher, Schwede oder Norweger oder so irgendwo von woanders her bin, ja, also nicht mehr genau zuordnen, das ist schon mal ganz gut, manchmal. Nee, also letztendlich habe ich erst mal, ehrlich gesagt, habe ich mein Englisch verbessert, als ich herkam, denn wir hatte immer Englisch gesprochen auf der Arbeit, weil ich ja noch gar kein Dänisch konnte. Und selbst das Englisch der meisten Dänen ist eben besser als zu mindestens des Durchschnittsdeutschen oder besser als ich es eben sprechen konnte damals, weil eben, ja, was hier schon in der Schule ganz gut ausgebildet wird und auch, weil eben beispielsweise Filme eher nicht übersetzt werden. Und dann nach 2 Jahren, oder 1 oder 2, irgendwann habe ich angefangen, in die Sprachschule zu gehen. Die steht hier jedem frei zugänglich zur Verfügung, also wenn man jetzt herkommt. Da wurde ich dann halt rausgeworfen. Das war halt so ein Erlebnis, wo dann auch, ja, wo ich dann auch gedacht habe, na gut. Ja, das war eben, weil ich viel gearbeitet habe, ja, war ja auch Braumeister und konnte eben nicht einfach Heim gehen wann ich wollte oder wie, musste halt gemacht werden. Jedenfalls habe ich nicht immer teilnehmen können an dem Kurs und dann haben die gesagt, ja, ich habe nur unter 75 % Teilnahme, Sie sind jetzt raus. Naja und dann habe ich da angerufen und habe eben gesagt, ja, ich möchte das ja aber gerne lernen, das ist ja jetzt nicht, weil ich keine Lust habe. Ja, aber wenn Sie jetzt nicht hergehen, dann werden Sie ja nie Dänisch lernen und wie sollen Sie dann einen Job kriegen.

Markus: Ich habe einen.

Tom: Ja, ich sage ja, ich kann ja nicht kommen, weil ich einen habe, genau. Also das war ein bisschen, es hat einfach nicht gut geklappt von den Terminen her. Aber letztendlich, mein nächster Arbeitgeber, sagen wir mal, da war der Chef recht konservativ, der hat gesagt, das ist eine dänische Firma, du musst jetzt auch Dänisch reden. Ich habe gesagt, na gut, wenn du damit leben kannst, mit all dem Unfug, den ich dann von mir gebe, dann los. Und das war dann halt tatsächlich ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen, aber es hat funktioniert.

Markus: Wahnsinn! Und hast du auch Familie mittlerweile da vor Ort?

Tom: Ja, also für meine Tochter war es einfach, die war noch ein Baby, als sie herkam, sie hat quasi gleich so nebenher gemacht. Und mein Sohn im Kindergarten, da hat es ein bisschen gedauert, aber es ging dann auch. Und die sind ja jetzt auch in der Schule halt in einer Klasse für dänisch Muttersprache, nicht für Dänisch als Fremdsprache. Von daher bin ich da eigentlich froh drüber, das gemacht zu haben jetzt. Also zu mindestens die Sprache nimmt man mit, egal, wie sie später mal sich entscheiden, ob sie hierbleiben oder in ein anderes Land gehen, genau.

Markus: Ja und wir haben ja diese wunderbare Errungenschaft der Europäischen Union, wo man ja wirklich hin und her kann und überall arbeiten kann. Und ich habe auch das Gefühl, dass die Jugend das immer mehr lebt und gar nicht mehr so an dem jeweiligen Nationalstaat hängt. Also das ist schon eine tolle Gelegenheit. Und ich muss sagen, alle, die ich erlebt habe, die eben so zweisprachig aufgewachsen sind, für die war das immer ein riesen Gewinn. Also da, das ist zum Beispiel was, ich bin kein neidischer Mensch, aber da bin ich ein bisschen neidisch auf die Leute, die tatsächlich eben mit verschiedenen Sprachen aufgewachsen sind, weil das eine Fähigkeit ist, die kann man im Leben so nie wieder lernen. Und das ist schon, ja, ein großartiges Geschenk so ein bisschen, was man da so mitbekommt. Ja, apropos großartiges Geschenk, du hast mir ja ein Paket geschickt und da sind auch 2 Flaschen drin mit Bier und nicht mit irgendeinem Bier. Bevor wir da gleich zum Verkosten gehen, mal vielleicht so ein bisschen gesagt, als wir uns getroffen haben vor 2 Jahren, da hattest du mir ja noch erzählt, es wäre so ein Projekt, eine Idee, die du gerade beginnst oder umsetzt. Und da geht es eben um starke Biere, vielleicht um Eisbock oder solche Sachen, das war so mein Wissensstand. Wenn du vielleicht da ein bisschen erzählst, also einerseits vielleicht noch mal, wie kommst du auf die Idee und andererseits, was ist das mit dem Namen, was hat es damit auf sich. Und, ja, vielleicht auch so ein bisschen, wie ging es jetzt zu dem Stand, den wir jetzt haben hier oder ich hier in meinen beiden Flaschen?

Tom: Ja, das ist eigentlich eine längere Geschichte, da muss ich noch mal ein bisschen zurückkommen darauf, wo ich gearbeitet habe und was ich so gemacht habe, weil daraus ergibt sich das. Also ursprünglich war das Søgaards Bryghus in Aalborg, wo ich eben angefangen habe und, ja, da verschiedene Biere auch gebraut. Ähnlich wie hier, nicht ganz so viele. Aber da hatte ich wirklich Freiheit und das war auch zum Teil auch, ich will nicht sagen beängstigend, aber man konnte eben brauen, was man so wollte, also die Freiheit, sollte halt schon schmecken. Aber ich hatte halt keine Erfahrung, ich bin ja halt Brauer geworden und dann, ja, bei der Oettinger auch dann. Also die deutschen Bierstile hatte ich so ungefähr drin, aber wie man jetzt ein IPA braut und wann man da den Hopfen jetzt reintut, und dann sagte der eine, nee, es reicht, dass in den Whirlpool zu schmeißen und der Nächste sagte … Also das war alles neu, ja, also für mich dort, ich war zwar Braumeister, aber unerfahren. Und da konnte ich mich eben ausleben und dann kam auch mal so ein Bier wie ein Imperial Stout mit 12 %, das Black Swan. Da kann ich mich noch erinnern, das haben wir dann umgestellt auf Doppelmaische. Also für die, die es jetzt vielleicht nicht kennen, den Prozess, haben wir das halt gemaischt und die Würze dann anstatt Wasser genommen und noch einmal zu brauen, um das damit eben auf diese Stammwürze zu kriegen, damit es eben am Ende 12 % Alkohol haben kann. Ja und so ging das weiter. Und dann war ich auch in der Planung für diese Whisky Destillerie bei Søgaards dabei, habe den dann selber nicht mehr mithergestellt, aber so in der ursprünglichen Planung, und hatte mir da auch überlegt, dass man die Maische für den Whisky ja eigentlich auch ziemlich stark machen könnte, weil man dann nicht so viele Tanks braucht dafür. Ich glaube, im Endeffekt haben die das nicht so gemacht, wie ich mir das gedacht hatte. Aber, ja, da hatte ich mir jedenfalls einiges überlegt und habe die Gedanken auch immer im Hintergrund behalten und habe dann bei Frederikshavn Bryghus gearbeitet, wo dann die Idee aufkam, wir könnten doch mal Dänemarks stärkstes Bier machen.

Markus: Sehr gut!

Tom: Da war genau Corona in der Zeit auch, da war nicht viel los, also habe ich mich hingesetzt und habe Erlenmeyerkolben gekauft und Gärversuche gemacht mit verschiedenen Hefetypen, mit verschiedenen, ja, Zusammensetzungen, also mehr Zucker, weniger Zucker, Belüftung und all solche Details, also ein bisschen Forschung betrieben da. Und am Ende hat es dann eben ein Bier gegeben, das hieß Keine Hexerei, das gibt es auch immer noch zu kaufen, auch wenn die Brauerei inzwischen nicht mehr in Betrieb ist, also zumindest mit der Brauanlage, die sie hatte damals. Das hatte 19%, aus reiner Gärung. Und das war dänischer Rekord. Ist auch sowieso eins der stärksten gegorenen Biere überhaupt so weltweit, würde ich sagen.

Markus: Absolut, ja.

Tom: Ja, bei Samuel Adams mit dem Utopias, da kann man dran glauben, dass das nur aus Gärung kommt, ich glaube, die müssen das aus rechtlichen Gründen so sagen.

Markus: Ich glaube, die sagen schon auch, dass es ein Eisbock ist, oder, wenn ich mich richtig erinnere.

Tom: Nee, Eisbock, aber wenn du es halt 6-mal fasslagerst und das jedes Mal 1 1/2 % Whisky rauszieht noch aus dem Fass, dann kann man ja zurückrechnen, wo die hin gegoren haben.

Markus: Das stimmt natürlich, ja.

Tom: Abe, ich glaube, das hat dann mit, ja, wenn man Bier verkauft, darf man keinen Schnaps verkaufen. Ich glaube, die untertreiben da quasi und sagen, es ist aus Gärung, wegen irgendwelcher rechtlichen Sachen, aber ist ja auch jetzt gar nicht so das Thema. Jedenfalls, es hat gereicht, es war Dänemarks Stärkstes und wir haben damit den Mikkeller geschlagen, glaube ich, die hatten irgendwie 17 1/2 oder so gemacht vorher. Und da habe ich dann auch ein bisschen weiterentwickelt und auch noch mal ein sehr starkes Lagerbier gemacht auch und andere Dinge. So die stärkste Gärung, die war schon über 21 %, vom Labor bestätigt, also jetzt nicht irgendwie gemessen oder verschätzt, war schon so. Und natürlich kommt dann irgendwann die Frage auf und der Chef sagte, ja, können wir denn noch mehr? Ich sage, na, so langsam wird es schwierig, der Hefe noch mehr auszupressen. Und dann eben Eisbock, so wie auch andere den Gedanken schon hatten. Ich meine, Georgbräu zum Beispiel, die machen das ja auch, so hat sich das ja da auch entwickelt. Genau und dann Eisbock gemacht, einen mit 37 und einen mit 38 % dort. Und letztendlich, also da kam dann die Idee auch her, dass das eigentlich, und jetzt kommt so ein bisschen so die Idee von Müßiggang jetzt mal raus, dass das eigentlich gar kein so ein Bierstil mehr ist. Es ist zwar technisch gesehen ein Bier und definitionsgemäß, aber das Verhältnis von einem Eisbock geschmacklich zum Bier ist schon eher wie Portwein zu Rotwein oder sowas. Das ist nicht mehr so, dass man da jetzt hergehen könnte und kann das in einer Verkostung einfach so mit irgendwo dazwischen reintun. Das kannst du mit einem Imperial Stout noch machen, aber das geht eben dann nicht mehr mit einem Eisbock. Und deswegen denke ich auch, dass Eisbock eine eigene Kategorie verdient in der Getränkewelt. Also jetzt nicht unbedingt in der Legislative, also wir brauchen jetzt kein Eisbock-Gesetz oder so, also das kann schon noch Bier sein, aber von der Art und Weise, wie es behandelt und verkostet wird und kombiniert auch. Ich denke, das hat es verdient und deswegen habe ich mich auch entschieden, dass Müßiggang halt ausschließlich das macht. Genau und das ist jetzt das Thema und deswegen stehen die 2 Flaschen vor dir, das sind die ersten beiden, die ich da produziert habe. Und die sind quasi in dieser ganzen langen Reihe dieser Entwicklung von Imperial Stout über dieses Keine Hexerei, was zum Teil auch belgisch beeinflusst war vom Geschmack her, also da ist auch belgische Hefe drin gewesen, bis hier.

Markus: Faszinierend, ja, also auf jeden Fall super spannend. Und ich bin auch schon ganz, ganz aufgeregt, mit jemanden zu sprechen, der Mikkeller geschlagen hat. Muss man ja auch erst mal hinbekommen, nachdem das ja wirklich immer, dass der …

Tom: Jetzt sind die ja Carlsberg, jetzt darf man das ja auch sehr gerne machen.

Markus: Ja, natürlich. Aber, ich meine, es ist halt, er hat ja wirklich versucht, alles auszuloten, also bis zum 1.000 IBU-Bier und was er alles angestellt hat, sodass man wirklich ein bisschen schon gedacht hat, okay, es gibt eigentlich nix, was er nicht ausgereizt hat. Aber da hast du ihn offensichtlich geschlagen, sehr cool! Und, ja, mit dem Georg steht auch seit Ewigkeiten ein BierTalk aus, das werde ich bei Gelegenheit jetzt irgendwann doch mal nachholen, dann kann der auch ein bisschen was erzählen von seiner Geschichte.

Tom: Mit dem Georg, ich hatte mal ein bisschen mit ihm geschrieben mal, wir hatten mal Kontakt und da hat er echt gesagt hier, ich kann bei ihm keine Brauereibesichtigung machen, dass ich ihm hier keine Geheimnisse klaue. Ja, ja, tatsächlich.

Markus: Ach Gott, ach Gott, ach Gott, hm.

Tom: Ja, ja, das will ich nur mal in aller Öffentlichkeit sagen, bei mir kann man das gerne machen.

Markus: Ja, ich meine, wann war das denn? Ist schon ein bisschen her, oder, wahrscheinlich?

Tom: Ja, ist schon ein bisschen her, also es ist auch mehr so aus Spaß. Also das Ganze ist ja eine relativ exklusive und kleine Szene, will ich mal sagen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Handvoll gibt von Eisbock-Brauereien, die jetzt im nennenswerten Umfang das herstellen.

Markus: Auf jeden Fall, also das sind nicht viele. Und man darf ja auch nicht vergessen, zu der Zeit, also jetzt hat er ja eine neue Brauerei und, ich glaube, jetzt ist das alles auch einfacher und transparenter, aber damals war das ja wirklich noch so in so einem kleineren Maßstab und war wirklich schon eine Tüftelei. Also ich habe ihn da ja ein paarmal besucht, das war schon sehr, sehr spannend. Und er hatte ja noch diesen Zweikampf laufen mit BrewDog, wo das ständig hin und her ging. Also er hatte zumindest da, glaube ich, auch ein bisschen Bedenken, wie das so weitergeht und wer da vielleicht mal reinguckt und so. Und man darf auch nicht vergessen, dass er natürlich einen großen Teil seines Umsatzes schlicht und einfach mit dem Verkauf dieser Biere macht, vor allem auch nach China, wo die sehr, sehr hoch gehandelt werden, und da ist es dann natürlich irgendwie auch ein wirtschaftliches Thema. Aber egal, also ich werde ihn auf jeden Fall fragen, wenn ich demnächst Mal mit ihm reden werde, spannend auf jeden Fall. Letzte Frage vielleicht noch, bevor wir jetzt das Fläschchen aufmachen. Du hast ja schon ein paarmal den Namen erwähnt, Müßiggang. Wunderschönes deutsches Wort, ich kann mir fast nicht vorstellen, dass man das jemanden auf Dänisch überhaupt erklären kann, zumindest auf Englisch würde es mir schwerfallen, sagen wir mal so. Aber wie kommst du zu dem Namen und wie erlebst du das?

Tom: Ja, das Lustige ist, ich habe den Namen schon 2018 registriert, also mir schützen lassen und habe dafür auch Geld bezahlt. Ich meine, wenn ich die Firma gegründet hätte, ist der ja automatisch geschützt, aber so in dem Sinne, ich habe mir den schon länger zurechtgelegt.

Markus: Ah, okay.

Tom: Denn die Idee, also die ist schon so, dass man dieses Bier halt nicht als, ich sage mal, Nebenher-Bier trinkt. Das ist auch fast nicht möglich, denn dafür ist es zu stark und zu intensiv vom Geschmack, das werden wir ja gleich sehen. Und zum anderen, das soll auch diesen Moment, also Müßiggang, bewusster Gaswegnahme, will ich mal sagen, den soll das schon verkörpern. Also ich würde es mal eher so mit Zeitpunkten vergleichen, wo man vielleicht einen Rum trinkt oder einen Whisky oder in der Richtung, also den trinkt man jetzt meistens jetzt auch nicht so mal eben in aller hast irgendwie. Und deswegen Müßiggang und für mich auch eine kleine Erinnerung eben manchmal dann auch, da vielleicht mal einen Gang zurückzuschalten, ja, wenn ich das mache, es soll mir auch Spaß machen, das herzustellen. Natürlich gibt es da auch manchmal irgendwas, wo es klemmt, nützt ja nichts, aber da muss man eben durch. Aber den Namen hatte ich schon länger. Und man kann es auch überschätzen, ich glaube, auf Englisch ist das Nächste idleness, also, ja, so im Sinne fast schon von Nichtstun, aber das ist ja nicht derselbe Geschmack. Und dann auf Dänisch leddiggang, also Lediggang sozusagen. Und da gibt es halt auch einen dänischen Philosophen, der darüber eben auch so einen schönen Satz gesprochen hat eben wie, Müßiggang nicht die Wurzel allen Übels ist, sondern tatsächlich ein göttliches Leben, solange man sich dabei nicht langweilt. Und ich finde, das verneint dann ganz gut so den dänischen Philosophen mit dem deutschen Namen vom Müßiggang eben. Und zum anderen, Müßiggang ist auch einfach, man kann es ja auf der dänischen Tastatur, muss man erst einen Buchstaben raussuchen und alles. Das macht es zwar schwierig, aber auch irgendwie unvergesslich, dadurch, dass es eben so schwierig zu merken ist. Hatte ich schon so ein bisschen …

Markus: Ja, auf jeden Fall, also ich finde es ein wunderschönes Wort. Und ich habe auch im Vorfeld mal im Duden nachgeschaut, also dort steht praktisch, es ist ein Zustand, in den man sich von der Arbeit oder Verpflichtungen zurückzieht, um sich zu entspannen und zu genießen. Also so ein positives Nichtstun eben, wo man sich nicht langweilt, sondern wo man sich dann endlich für sich selber und für seinen Genuss und für die Selbsterfahrung und für seine Sinne Zeit nimmt und sie da eben dann genießt und auslotet. Also wirklich ein spannendes, schönes Wort. Und das finde ich schon auch eine tolle Idee, das für ein Bier zu machen, weil im Grunde gerade so ein Bier, wo ich dann hohen Alkoholprozenten, von sehr intensiven Aromen, von einer Exklusivität, einer Besonderheit einfach insgesamt spreche, etwas, was ich mir gönne, was ich mir leiste, was ich leben und lieben muss. Und wo ich mir dafür eben auch ein bisschen Zeit nehmen muss und alles andere ausschalten, abschalten muss, was mir vielleicht auch hilft, alles anderes aus- und abzuschalten, je nachdem. Also das ist, glaube ich, wirklich so ein schöner Kosmos, finde ich faszinierend für ein Bier. Aber gut, lass uns jetzt mal zum Probieren kommen. Ich habe eine Flasche, schaut so ein bisschen aus wie so eine schöne 1/2-Liter-Apothekerflasche und ich habe so einen Holzkorken oben drauf oder einen Stopfen, wie auch immer man das genau nennt, und auf dem einen steht F, auf dem anderen steht K. Ja, was muss ich mir drunter vorstellen und mit was soll ich anfangen?

Tom: Ja, ich denke, also erst mal zu F und K. Das F steht für Frostwerk. Den Namen habe ich so gewählt, weil natürlich Eisbock ein Werk des Frostes ist, also ohne Frost könnten wir ja den gar nicht herstellen. Und, genau, also hat mir einfach der Klang von dem Wort gut gefallen.

Markus: Finde ich auch schön, ja.

Tom: Und der andere Name, Kryomorph, das ist eben sozusagen, ja, Kryo, also der Frost wiederum oder Kälte und dann morf, die Gestalt, also sozusagen ein Bier, das durch diese Verwandlung gegangen ist und diese neue Gestalt bekommen hat, in der es jetzt ist als Eisbock.

Markus: Also von der Chemie her würde man ja sagen, es ist vielleicht, also in gewisser Weise ein Androaggregatzustand. Also ist ja wahrscheinlich fachlich völlig falsch. Aber für mich ist immer so, ich präsentiere ja auch gerne Eisbock auf Veranstaltungen und so und ich mache ja auch viel mit Spirituosen und was ich total faszinierend finde ist, dass eben der Eisbock, weil es sich um diese extreme Konzentration handelt durch das Ausfrieren, also ich friere ja praktisch nur das Wasser weg, alles andere konzentriert sich dabei ja extrem, kriege ich da viel intensivere, viel stärkere, viel kräftigere Aromen her als zum Beispiel beim Destillieren. Also wenn ich einen Eisbock mit 40 % vergleiche mit einem Destillat mit 40 % mit dem Bierbrand, dann wird der Eisbock immer gewinnen, weil er halt sehr viel intensiver, sehr viel stärker, sehr viel auf dem Punkt ist, und das finde ich so krass. Und das passiert ja durch diesen Prozess des Ausfrierens. Also kann ich mir gut vorstellen, da passt Kryomorph natürlich total gut.

Tom: Es ist ja auch im Endeffekt noch mal so eine Art Reinigung, also wenn das Bier ein bisschen unklar war vorher, also irgendwie noch ein bisschen Proteine oder Hefe oder irgendwas, das ist dann alles raus. Also das, was man bei Lagerbier halt mit der kalten Lagerung macht, das ist ja dann noch mal extrem verstärkt, da fallen eben alle Unreinheiten da aus, das wird runder. Man muss eben ein bisschen auch aufpassen, also soll heißen, der Hopfen und die Bitterkeit wird auch aufkonzentriert, wenn sie nicht ausfällt. Also man muss das Bier schon so vom Rezept her konstruieren, dass es dann als Eisbock gut schmeckt. Und deswegen, denke ich, ist es auch wichtig, dass eben, wie gesagt, als Eisbock-Brauerei zu behandeln. Denn viele machen es ja tatsächlich, die nehmen irgendein Bier, irgendein starkes und frieren das dann hoch. Also ein Bier, das so gut schmeckt, aber vielleicht nicht unbedingt den besten Eisbock ergibt. Und da sehe ich eben das Potenzial drin, das gezielt eben dahin zu entwickeln schon.

Markus: Also vielen Dank, dass du das sagst, das finde ich auch ganz, ganz wichtig, je weniger beim Eisbock, also beim Eisbock ist es natürlich auch ganz, ganz wichtig, nur da hören nicht so viele zu, von daher ist es natürlich auch super, dass du das sagst. Für mich ist es auch besonders immer ein Anliegen, wenn es um das Thema Destillat geht, Bierbrand geht oder so, weil natürlich nicht, wenn ich irgendein Wald- und Wiesenbier, was einfach übriggeblieben ist, einfach anfange zu destillieren, kommt nicht automatisch ein 1-A-Brand dabei raus, sondern ich muss vorher im Kopf haben, was hinterher dabei rauskommen soll und muss eben meine Rezeptur, meinen ganzen Prozess drauf abstimmen, dass das dann am Ende passt. Und das ist was, was eben viele, viele da nicht in Kalkulation ziehen und dann nehmen sie halt, wie gesagt, irgendein Bockbier oder irgendwo, wo sie halt irgendwas bekommen und wundern sich, dass das Ergebnis nie erstklassig ist. Aber das liegt eben genau daran, dass ich mein Ursprungsbier sozusagen so brauen muss, dass ich den Prozess, den ich später damit mache, sei es jetzt ausbrennen oder eben destillieren, schon mit einbeziehe und mir überlege, was macht das mit diesem Bier, was verändert das und was will ich am Ende haben und wie komme ich dahin. Und das ist für mich ganz, ganz große Kunst. Und wie du sagst, da gibt es nur eine Handvoll Menschen, die das beim Thema Eisbock überhaupt machen und beherrschen, also insofern spannend. Gibt es vielleicht irgendein Beispiel, wo du sagen kannst, das ist zum Beispiel so ein Punkt, also nimmst du automatisch, sagen wir mal, die Hälfte an Hopfen oder ein anderes Malz oder irgendwas, wo du sagst, das ist so ein Beispiel dafür, wo ich anders ansetze bei meinem Ursprungsrezept, um am Ende einen besseren Eisbock zu bekommen?

Tom: Ja, also beim Hopfen, ich habe beides probiert. Es rundet sich irgendwann ab auch bei der Lagerung. Wenn man jetzt zu viel drin hat, dann hat er es eben nicht beachtet, irgendwann wird es schon noch, ja, wie auch bei vielen Imperial Stouts. Aber Hopfen würde ich eher ein bisschen reduzieren. Während beim Malz zum Beispiel der Einfrierprozess selber schon diese Abrundung bringt. Also manchmal hat man ja, wenn man viel Röstmalz nimmt, so ein bisschen so eine Malzbitterkeit, die wird dadurch relativ schnell gebrochen. Und wenn man es dann, wie Kryomorph, eben noch 1 Jahr in Fässer tut, dann ist es dann wirklich schon rund, obwohl es gar nicht so unglaublich lange gelagert war. Also das ist so eine Sache. Zum anderen ist es auch, was die Hefe angeht, also man kann dann ein bisschen Gas geben, was die Hefe angeht, also was Fruchtaromen und so angehen, weil, die will man ja gerne erhalten. Die gehen ja eher ein bisschen weg, Überlagerungszeiten. Da habe ich zum Beispiel mir auch ein bisschen aus der Weinherstellung da ein paar Sachen abgeguckt vom Zusammenspiel der Tannine mit den Fruchtaromen und so weiter. Also ich versuche, da eine Balance zu machen, die es also erlaubt, das Bier so zu trinken, wie ich es verkaufe, aber wenn es noch 2 Jahre zuhause steht, dann wird es auch nicht direkt schlechter oder so. Also das ist so ungefähr das Ziel, was ich hier habe, denn, ich sage mal, also ein Haltbarkeitsdatum werde ich wohl nicht draufschreiben.

Markus: Ja, was soll da schlecht werden, also kein Thema. Ja, jetzt habe ich richtig, richtig Lust. Also, was mache ich jetzt auf, und wie?

Tom: Ich würde sagen, ja, auch wenn es eigentlich so ein bisschen so die Betaversion ist, ja, aber das Frostwerk, denn es ist das hellere Bier und es ist nicht fassgelagert.

Markus: Okay. Also dann mache ich jetzt hier mal live auf. So, ich schenke mal ganz bewusst nicht zu viel ein, weil, wir wollen ja das 2. auch noch probieren und ich sollte den Podcast zumindest noch beenden können. Also ich muss schon mal sagen, die Farbe ist ja absolut der Hammer! Also ich habe hier mir extra das Barrel-Aged-Glas gegönnt von Spiegelau, wo man wirklich das Bier auch wunderbar sehen kann und was eben auch die Aromen gerade von so älteren gereifteren stärkeren Bieren wunderbar wiedergibt. Und das ist wirklich, ja, einfach ein wunderschönes Braun, also ich würde sagen, so ein Kastanienbraun, was aber weniger ins Rote, eher ins Orange geht. Wie so ein wunderschöner, ja, vielleicht wie ein wunderschöner Sonnenuntergang, also ganz, ganz tollt Farbe vom Bier, schon mal optisch eine echte Augenweide. Es liegt auch schön im Glas, man sieht auch, wenn man das ein bisschen schwenkt, wie es eben so Schlieren bildet, das ist schon mal super spannend. Jetzt rieche ich da mal rein. Ah, eujeujeu! Also wie schon angekündigt, ein ganz intensiver, ein ganz starker Geruch. Es geht los mit so ein bisschen Kaffee, ein bisschen Tabak, Karamell, dann kommen so Trockenbeeren, Rosinen, aber auch sowas wie Hagebutte oder so, also so rote Beeren. Dann geht es in so eine Cookie-Richtung, nussige Aromen, geht so fast ein bisschen Waldbeeren, ein bisschen Brombeeren, also sehr, sehr vielschichtig, sehr, sehr fruchtig, sehr komplex. Auf jeden Fall für mich eher malzbetont. Und, ja, eben gar nicht so alkoholisch. Also man hätte jetzt erwartet, dass einem so diese Alkoholnote erschlägt, aber ist überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Man hat ganz, ganz viel Aromen in der Nase, das ist ein richtig schönes Spiel. Jetzt probiere ich mal einen Schluck. Wahnsinn! Beginnt ganz süß, wandelt sich dann und bekommt so ein bisschen eine Wärme, eine Schärfe und hinten raus dann auch eine leichte Bittere. Geht ganz ölig, ganz weich runter und dabei kommen die ganzen Aromen von denen ich gerade schon von der Nase erzählt habe, also gerade das Toffee, gerade diese fruchtigen Aromen, die Trockenbeeren, Feigen, Datteln, ein bisschen Lakritz vielleicht auch und hinten raus wieder ein bisschen fruchtige Aromen, Orange, Orangenschalen, also ganz spannend, ein bisschen Schokolade sogar. Super komplex, also Wahnsinn.

Tom: Freut mich, das so zu hören, denn ein paar Sachen davon kann ich ja vielleicht noch mal drauf eingehen, wie ich denn das hinbekommen habe.

Markus: Unbedingt! Bitte, bitte, bitte, ja.

Tom: Ja, also bei dem Bier, das ist ja das, ich sage mal, das Produkt, wo ich sage, das ist so gemacht, dass man es auch ohne Fasslagerung eben genießen kann, also das muss jetzt nicht irgendwie 3 Jahre erst ins Fass, bevor es irgendwie rund wird. Und deswegen habe ich mich da auch entschieden, Kandiszucker einzusetzen, das kannte ich eben schon von vielen Bieren, auch insbesondere stärkeren. Das gibt einfach so eine, abgesehen von einer wunderbaren roten Farbe, die du ja auch gleich gesehen hast, aber es gibt so eine Abrundung und die ist ein bisschen Karamell und das bindet einfach das Bier so zusammen. Kandiszucker ist einfach gut darin so, die Hefe und ein bisschen, ja, die Bitterkeit, alles irgendwie zusammen zu binden. Sol heißen, der ist nicht ganz weggegoren, das hat da so eine gewisse Restsüße. Und im Endeffekt, ich habe eine fruchtige Hefe benutzt, um eben die Fruchtnote reinzubringen. Gerade bei einem Bier, was jetzt nicht so lange fassgelagert ist, denke ich, kann man das einfach machen, damit es eben auch, ja, ich sage mal so, die verdampft ja jetzt nicht. Also bei Wein geht die ja nach einer Weile dann ein bisschen abwärts, nach ein paar Jahren, aber bei dem, denke ich, war das eben genau richtig. Ja, das soll eben, ich sage mal so, der Eisbock für jeden sein, würde ich es mal so nennen, ja. Also der ist jetzt nicht zu kompliziert, aber hat trotzdem viele Nuancen in verschiedene Richtungen.

Markus: Auf jeden Fall, hat ganz viel zu bieten. Und was mir jetzt sehr auffällt, nachdem es sich hier im Glas noch so ein bisschen etabliert hat, gesetzt hat, es hat auch eine wunderschöne Honignote, so ein Waldhonig, ganz schön, ganz rund. Sehr, sehr schön, ganz toll!

Tom: Das ist gut, freut mich.

Markus: Ja, also da bist du auf jeden Fall gut dabei. Für mich wäre noch die Frage, wo setzt man sowas ein? Das kann also schön natürlich zum Beispiel nach einem Essen, nach einem Menü oder so oder vielleicht auch so nur, wenn man da sitzt, ein paar Pralinen hat vielleicht oder ein bisschen Käse oder irgendwie sowas, das ist so ein bisschen wie so ein Cognac, so nippt und genießt. Das ist schon, also ja.

Tom: Ja, das hat ja tatsächlich auch so ein bisschen die Farbe wie so ein richtig alter Cognac, ne?

Markus: Das stimmt. Aber der ist gefärbt, das her ja nicht gefärbt, also großartig.

Tom: Nun kann diskutieren, ob jetzt ein bisschen Karamellmalz nicht irgendwie gefärbt ist, aber bei Cognac, die haben ja nicht so viele Möglichkeiten.

Markus: Weißt du denn von dem, was ich jetzt habe, weil, mir würde es total schwerfallen, einen Alkoholprozentsatz zu sagen? Also so aus dem Bauch raus würde ich sagen, wir sind irgendwo bei, ja, was weiß ich, 25 oder sowas oder 30, aber mehr nicht.

Tom: Ach.

Markus: Wahrscheinlich deutlich drüber, oder?

Tom: Das liegst du ein bisschen verkehrt, genau. Und das ist ja auch so toll echt, weil Eisbock da tatsächlich auch zum Teil trügerisch sein kann. Nee, das würde ich so ungefähr schätzen so 35 rum.

Markus: Woah! Nee, das denkt man nicht, auf gar keinen Fall, ja.

Tom: Wenn man das etwas anwärmt, so, ich sage mal, auf Körpertemperatur, dann kann man es anstecken, zumindest also, als ich das hier zuletzt eingefroren habe, habe ich da mal eine Probe genommen, das brennt, das Bier.

Markus: Woah, ist natürlich cool.

Tom: Das hat natürlich auch damit zu tun, je mehr Zucker so ein starkes Getränk hat, desto leichter brennt es, also jetzt aus chemischen Gründen. Das heißt, ein komplett trockenes Bier würde bei 35 eher noch nicht anzuzünden sein, ja. Aber, ich meine, es geht ja nicht drum, dass man das Bier jetzt anzünden kann, aber es ist nur einfach mal so eine Idee gewesen von mir, einfach mal zu probieren, wie stark ist es denn jetzt, bevor ich es zum Labor schicke. Ich habe da auch im Hintergrund ein bisschen dran gearbeitet, die Physik eben vom Einfrierprozess besser zu verstehen und auch berechnen zu können, wie viel Prozent es hat.

Markus: Spannend. Ja, ich muss sagen, das erklärt mir jetzt auch, wieso meine Feuerzangenbowle jedes Jahr brennt, also auch das Endresultat, weil das dann schlicht und einfach auch an diesem Zuckergehalt liegt, der da drin ist. Aber, sorry, ich habe dich unterbrochen. Also physikalisch also je nachdem, du musst jetzt hier keine Betriebsgeheimnisse verraten, aber das wäre ja schon mal interessant, also mehr, als das man letzten Endes den Wasseranteil ausfriert, weiß ich jetzt auch nicht, ehrlich gesagt. Was gibt es da so für Parameter, auf die man da achtet oder Dinge, die da wichtig sind?

Tom: Ja, am meisten natürlich die Gefriertemperatur, das ist einfach das Ausschlaggebende. Also man muss halt, ich sage mal, die Faustregel, es gibt ja so Getränke mit wenig Prozenten, ist ja die Hälfte des Alkoholgehaltes. Also wenn man jetzt 40 % hat, hat man minus 20 Grad als Gefriertemperatur. Das ist aber nur eine Faustregel, das funktioniert dann auch nicht mehr bei niedrigeren Temperaturen, da gibt es schon größere Abweichungen. Und dazu kommt zum Beispiel, dass also jetzt sehr viel Zucker dann das Einfrieren erheblich stört. Das heißt, je mehr Zucker man dabei hat, desto früher brennt es, aber auf der anderen Seite, desto schwieriger ist es einzufrieren und zu kristallisieren, also der Zucker stört erheblich den Prozess. Deswegen ist es auch, wenn man jetzt ein Bier herstellen will, was da eine ordentliche Fülle hat und vielleicht sogar süß ist, als Eisbock gar nicht so einfach.

Markus: Das bedeutet dann, also wenn man es zuckern wollen würde, dass es mehr Sinn machen würde, das Endprodukt zu zuckern oder ist das auch ein falscher Schluss?

Tom: Nee, das ist die logische Schlussfolgerung, genau.

Markus: Okay, immerhin, das funktioniert noch.

Tom: Das ist jetzt, glaube ich, also ich hoffe mal nicht, dass ich jetzt den Georg da jetzt irgendwas Neues verraten habe, ja, das wird er schon wissen, denke ich. Ja, genau und dann sind natürlich andere Faktoren wie zum Beispiel, also man muss halt eine Gefriertruhe haben oder einen Gefrierraum, wenn es denn dann mal größer wird irgendwann, dass die Temperaturen bewältigen kann und genau steuern kann, denn ansonsten kann man es ja nicht richtig reproduzieren, beziehungsweise eben, wenn ich jetzt einen Weltrekord aufstellen will, dann reicht halt eine normale Haushaltsgefriertruhe einfach nicht mehr aus. Und, genau, deswegen habe ich auch Laborgefriertruhe, also nicht, dass ich das jetzt ausreizen würde für die Biere hier, aber irgendwann vielleicht schon mal.

Markus: Das heißt, wie kalt könntest du maximal gehen?

Tom: Ja, maximal, also so wie jetzt, minus 60, ja und ansonsten, ich meine, da kann man noch Trockeneis reinschmeißen, dann ist es minus 80, ne. Also das ist natürlich eine Frage des Aufwandes und im Endeffekt, um es ehrlich zu sagen, warum trinken wir denn Spirituosen bei 40 % oder vielleicht mal 45, da ist ja irgendwann auch einfach rausgefunden worden, dass man also das dabei genießen kann. Und wenn es eben 60 % hat, dann eher nicht mehr, dann fängt man en, eben ein bisschen Wasser reinzugießen und solche Sachen. Das will ich halt beim Eisblock, hätte ich eher irgendwie, ich glaube, ich würde Schmerzen kriegen, wenn einer Wasser reinschütten müsste, um es trinken zu können, wo ich doch gerade erst in erheblichem Aufwand das Wasser entfernt habe, ne.

Markus: Das stimmt allerdings, ja.

Tom: Also wenn man so eine vernünftige Grenze erreicht, was natürlich nicht bedeutet, dass man nicht auch mal was Unvernünftiges macht und irgendwie wie Georgbräu und eben BrewDog damals den Greek oder sowas. Muss ja nicht immer als Greek sein, aber, ich denke, um den Geschmack auszuloten, ist es nicht nötig jetzt komplett zu eskalieren.

Markus: Wobei mir da gerade so in den Sinn kommt, ob man dann nicht sogar so eine witzige Show machen könnte, wenn man Trockeneis nimmt und irgendwie so eine Form aus Trockeneis macht und da dann eben so ein Ursprungsbier reingießt, das müsste ja dann instant ausfrieren. Muss man mal drüber nachdenken, auf jeden Fall spannende Idee.

Tom: Aber dann muss man auch überlegen, also Trockeneis in geschlossenen Behältern und Arbeitssicherheit, da kommen ja dann natürlich in der Wirklichkeit, wenn man das als Firma betreibt, dann noch so ein paar Problemstellungen dazu unter Umständen.

Markus: Okay, okay, das stimmt. Na, ich will jetzt auch niemanden auf dumme Gedanken bringen. Also ich muss sagen, mein Setting zuhause ist denkbar einfach, ich habe mir eine ziemlich gute Haushaltgefriertruhe besorgt, die eben minus 20 plus 1, 2, 3 Grad packt und da gebe ich dann halt immer meinen Eisbock rein. Ich habe diese Bukanter-Gefäße, wo 3 Liter reingehen. Und ich experimentiere auch gerne rum. Also ich benutze zum Beispiel auch Mischungen aus verschiedenen Bockbieren. Also meine Lieblingskombi ist 2 Flachen Schlenkerla Eiche und 4 Flaschen richtig schöner Weizen Doppelbock. Das ist dann, dieses Bananing-Rauchige ist der Hammer. Oder was man natürlich auch noch machen kann, man hat ja dieses Gefäß und man kann da Bier reintun, aber man kann natürlich, so wie du den Zucker reintust, kann man natürlich auch noch Spirituosen zugeben oder so oder eben andere Aromen und damit auch noch mal spielen. Also ich finde das schon eine tolle Spielweise einfach, wie man mit so 3 Liter Flüssigkeit und einer Eistruhe echt experimentieren kann, spannend.

Tom: Es gibt wirklich so viel auszuloten. Und jetzt, also wir haben ja noch nicht über die Größe der Firma oder der Brauerei geredet, ja, das ist ja wirklich nebenher. Das heißt, ich habe jetzt von dem anderen Bier, was du ja auch noch gleich probieren willst, von Kryomorph habe ich gestern auch wieder etwas über 700 Flaschen abgefüllt, das ist jetzt die Produktion davon für den Start. Und ich hoffe natürlich, dass es sich gut verkauft, damit ich eben noch viele andere Dinge ausprobieren kann, um eben den Bierstil wirklich auszuloten. Beispielsweise, denk mal an Eiswein, wo die Säure mit der Süße zusammenspielt oder Trockenbeerenauslese, solche Dinge, die kann man auch in Eisbock übersetzen, von der Komposition. Ich habe es schon ausprobiert, also wenn man Sauerbier einfriert, das wird auch erheblich saurer dadurch, nach der Konzentration. Aber, wie gesagt, wenn man das so entwickelt, dass es am Ende zusammenspielt, dann können da ganz neue Dinge entstehen, von denen die Brauwelt bisher überhaupt keine Ahnung hat, dass das geht, ja und das ist so ein bisschen das Ziel. Ein bisschen ein Spielplatz, ein bisschen Technik, aber im Endeffekt auch Kunst, das ist so genau deshalb auch, warum mich der ganze Brauerberuf eben derart interessiert und warum ich immer noch sehr froh bin halt, mich umentschieden zu haben.

Markus: Und, ich meine, das ist doch wirklich ein Punkt, gerade mit dem Thema Kunst, mit der Idee, Aromen oder Geschmäcker oder Dinge nachzubauen, umzusetzen, im Kopf eben ein Ziel zu haben, dass man dann verfolgt, das ist ja dann auch wirkliche Handwerkskunst, finde ich, also fasziniert mich auch. Und alle mit dem Thema, dass du eine Trockenbeerenauslese nachbauen willst, hast du mich eigentlich schon. Also da bin ich auf jeden Fall dabei, keine Frage, mag ich total gern, auch Eiswein oder sowas. Aber sonst ist Wein so nicht mein Ding, also ich trinke schon ab und zu Wein und ich habe auch ein paar Bücher dazu geschrieben, aber es ist nicht mein Thema. Beziehungsweise andersrum gesagt, als ich jünger war, ich war ja schon immer auf Bier geeicht und mein Problem war dann, dass ich Wein genauso getrunken habe wie Bier, aber es hat natürlich schneller und andere Resultate und das waren dann immer sehr kurze Weinfeste und so. Es war nie so mein Thema und dementsprechend, ja, also, ja.

Tom: Ja, genau, ich schreibe dann beim Eisbock das nächste Mal gleich dazu, bitte kleine Gläser nehmen, ja.

Markus: Unbedingt! Also das war übrigens auch meine Überlegung, als ich heute jetzt vorhin das Glas rausgesucht habe, habe ich gedacht, was nehme denn? Ich habe ja auch viele Spirituosengläser, sehr, sehr schöne und auch sehr, sehr aromatisch gute, habe mich dann aber doch für das Bierglas entschieden. Auch wenn da offiziell 0,3 reingehen, man muss ja nicht 0,3 reinfüllen und es funktioniert auch mit weniger Biermenge natürlich sehr, sehr gut. Aber das ist natürlich auch ein Punkt, also wenn ihr euch jetzt diese Biere kauft da draußen, bitte, bitte, bitte kauft euch auch vernünftige Gläser, genießt es entsprechend. Weil, das ist total schade, wenn man so ein ausgefeiltes fantastisches, wunderbares komplexes Produkt hat und das dann aus irgend so einem Senfglas genießt, in Anführungsstrichen, dann nimmt man dem Bier halt ganz, ganz viel wieder weg von dem, was es eigentlich kann und was du zum Beispiel da alles reingelegt hast, um am Ende da rauszukommen.

Tom: Also man muss schon die Nase in ins Glas kriegen, das ist schon wichtig. Ob das jetzt ein Weißwein oder ein Rotwein oder vielleicht ein Cognac-Schwenker ist, aber so in der Richtung.

Markus: Thema Glas ist von mir natürlich auch immer so ein Herzensanliegen, da muss man tatsächlich immer gucken. Also am Wichtigsten ist, glaube ich, seit euch dessen bewusst, also probiert einfach aus, füllt dasselbe Bier in verschiedene Gläser, riecht dran, schmeckt dran und erlebt bewusst, wie stark die Gläser das Bier verändern, das geht auch schon mit einem Hellen oder einem Pils. Und ist eben dann, je aromatischer das Bier ist, umso intensiver und erlebt einfach mal, also zum Beispiel, wenn ihr Weißbier-Fans seid, nehmt mal ein Weißbier und nehmt dasselbe Weißbier im Weißbierglas und in einem Rotweinglas. Da sind solche Welten dazwischen, dass man dann echt lernt zu verstehen, dass nicht immer das Glas, was einem dahingestellt wird und als Kult präsentiert wird, auch das Beste ist für das jeweilige Bier. So, jetzt aber hin zu diesem K, zum Kryomorph. Das hast du ja selber auch, das können wir zusammen verkosten, also wenn du magst. Und dann könntest du ja auch gerne mal, also außer du willst, je nachdem, ich kann es auch gerne wieder zuerst beschreiben, aber wenn du willst, kannst du auch mal vorlegen und ich ergänze, wie du möchtest.

Tom: Ehrlich gesagt, ich möchte gar nicht irgendwie deine Meinung in irgendeiner Art beeinflussen, das ist schon wirklich spannend zu hören, was jetzt jemand, der also das Bier weder gesehen noch irgendwie geschmeckt hat vorher, dazu jetzt sagt.

Markus: Okay, also gut.

Tom: Es gibt ja viele YouTube-Kanäle, ich höre zum ersten Mal, weiß ich nicht, Metallica, Enter Sandman und dann tun die so überrascht und natürlich kannten die das Lied schon vorher. Also so ist es ja in dem Fall nicht …

Markus: Nein!

Tom: … du kennst das wirklich nicht …

Markus: Nein, ich kenne es wirklich nicht, ja.

Tom: … und deswegen möchte ich auch gar nichts sagen vorher, genau.

Markus: Also, genau, das kann ich noch mal sagen, ich habe wirklich de Flaschen bis zum heutigen Tag nicht angerührt. Ich habe, bevor wir jetzt aufgenommen haben, da war Tesafilm oben drüber, den habe ich weggenommen, aber ich habe sie nicht mal aufgemacht und dran gerochen, also ganz bewusst, um einfach da mir den Moment auch nicht zu nehmen, das wäre ja auch schade. Also gut, dann gebe ich das hier mal auch ins Glas. Uih! Also, von der Farbe her sind wir jetzt deutlich dunkler, also wir haben, ja, ich würde sagen, ein Ebenholz, also sehr, sehr dunkles Braun. Hat immer noch eine leicht orange-rötliche Färbung, aber ist jetzt auch blickdicht, opak, kann man nicht durchgucken. Liegt auch sehr, sehr schön im Glas, bildet richtig schöne Schlieren, Schleier an den Glasrändern, wenn man das schwenkt. Und, ja, so ein geheimnisvoller Farbton, also man sieht eben, dass man nichts sieht auf eine sehr angenehme Art und Weise. Es zieht einen so in den Bann, dass man denkt, oh, ich möchte da jetzt nicht mehr entdecken, aber ich komme halt mit meinen Augen nicht weiter rein, also sehr, sehr spannend, sehr reizvoll und gerade dieser leichte Rotstich begeistert mich da total in der Farbe. Jetzt schauen wir mal wie das riecht. Okay, also jetzt haben wir mehr Schokolade, wieder so ein bisschen Tabak, aber eher so Pfeifentabak und dann kommen jetzt auch wieder Beeren, Trockenbeeren, mehr Feigen, mehr Datteln, vorhin hatten wir ja mehr Rosinen. Wobei, die sind jetzt auch da, aber die Schokolade stößt das so ein bisschen in eine andere Richtung, dass diese Beeren eben größer werden, so wie Feigen. Dazu kommt auch Karamell, aber eher so dunkles Karamell. Früher gab es diese Bonbons, ich weiß nicht, ob du die kennst, die sind so weiß und hellbraun oder weiß und dunkelbraun und sind so wie eine Schnecke gerollt und da gab es eben die helleren und die dunkleren und das ist jetzt eher so wie das dunklere. Und eben also viele Beeren, da sind wir auch wieder bei den Brombeeren, sind wir auch bei Gewürzaromen so ein bisschen, ja, ein bisschen Kardamom vielleicht sogar, also ganz interessante Nebentöne, die da noch dabei sind, von den Beeren her so Brombeere, Blaubeere. Mich begeistert total dieser schokoladig karamellige Ton, das macht so richtig Lust. Es gab ja von Stork mal diese Schokoladenriesen, also dunkler Karamell und außen rum dunkle Schokolade, wenn man da so reingebissen hat, ich meine, ich rieche es jetzt nur, aber so, wie man da reingebissen hat, so riecht das. Ich weiß es nicht, ob es die noch gibt, keine Ahnung, aber ich fand die auf jeden Fall …

Tom: Die waren ja damals als Plombenzieher bekannt, weil die auch gerne mal eine Plombe rausgezogen haben, ne.

Markus: Ja, zumal die auch so unscheinbar daherkamen, man hatte ja die Schokolade außen rum, das hat erst mal so getan, man beißt in Schokolade, aber dann kam eben der Korkenzieher dahinter oder der Plombenzieher.

Tom: Um deine Plomben brauchst du dir hier keine Sorgen zu machen. Aber ich bin gespannt, was du zum Körper und zum Geschmack sagst dann.

Markus: Also ich bin auch gleich mit dem Geruch fertig, aber eine Sache kommt mir gerade noch, wenn ich so an einen griechischen Süßwein denke, so Mavrodafni oder so, sowas kommt mir auch in den Sinn, also so ein bisschen, ja, Rosinen eben, aber so in dieser schweren Art und Weise, ein bisschen Honig auch wieder. Also wirklich auch sehr komplex, insgesamt eben ein bisschen dunkler, ein bisschen röstiger, ein bisschen schokoladiger, ein bisschen karamelliger, noch ein bisschen mehr in diese Richtung als bei dem anderen, aber ähnlich intensiv, also es strömt mir entgegen. Ich habe vielleicht 0,05 im Glas, maximal, also da ist ganz, ganz viel Luft und trotzdem steht es oben über dem Glas wie eine 1 ganz fest, also das ist schon ganz intensiv. Jetzt probiere ich mal.

Tom: Das ist auch eine Sache, ich habe am Anfang überlegt, ob der Eisbock nicht tatsächlich Kohlensäure zugesetzt haben soll, weil ich habe gemerkt, dass eben das ja wirklich ein Duftträger ist. Also ein Bier duftet ja auch gut, weil die Kohlensäure, eben die Perlen den Geruch raustragen aus einem Bier, aus einem IPA zum Beispiel. Und das ist eben bei dem Eisbock hier, nach dem Einfrieren ist keine mehr drin. Ich habe mir überlegt, soll ich welche zusetzen, aber im Endeffekt habe ich mich einfach entschieden, das Bier so gehaltvoll wie möglich zu machen vom Geschmack, damit es auch ohne CO2 eben diese Aromen freigibt.

Markus: Ja, nee, macht es auch, also wirklich. Jetzt, wo es noch ein bisschen wärmer wird, kommt auch noch ein bisschen mehr Lakritz, ein bisschen Tonka-Bohne, also auch so ein bisschen exotischere Geschichten noch mit rein, also wirklich super komplex. Aber jetzt muss ich mal probieren. Oh, mhm, sehr fein! Also unglaublich samtig, also ganz weich auf der Zunge von Anfang an bis zum Ende. Das hüllt die Zunge so richtig ein in so ein Wohlgefühl. Und dieses Wohlgefühl fängt süß an, geht fruchtig weiter mit so einer Mon-Chéri-Kirsche und ein bisschen Rosinen und Feigen auch wieder und dann geht es so über, dann kommt so ein bisschen eine Bittere von eben der bitteren Schokolade auch. Und dann hat man natürlich auch eine leichte alkoholische Note, das geht so in so eine Cognac-Richtung. Und hinten raus wird es dann wohlig warm, also man kann das richtig nachvollziehen, wie es so den Gaumen runterläuft und den Körper wärmt, ein perfektes Schlückchen auch für den Winter zum Beispiel, wenn man so ein bisschen was Wärmendes will. Aber es ist eben auch so samtig, also so ganz langsam, ganz zart rinnt es so runter und entfaltet dabei weiter seine Aromatik. Ich glaube, mir der Mon-Chéri-Kirsche bin ich da nicht schlecht oder so eine Schwarzwälder Kirschtorte, also viel schokoladige Aromen, viel fruchtige Aromen, viel eben so Kirschen, rote Beeren, aber eben so schön rund. Ein bisschen Marzipan vielleicht auch, also vielleicht auch so ein Dominostein mit einer Kirsche dazu oder wer so Amarena Kirchen kennt, die mit dunklem Schokoladeneis, egal.

Tom: So viele Wörter, wie du dazu finde kannst, habe ich gar nicht parat. Ich finde das immer beeindruckend, wenn so ein richtiger Sommelier loslegt. Aber ja, genau das habe ich mir auch vorgestellt dabei, dass das hoffentlich so ankommt. Und habe eben auch, um das klarzustellen, Eisbock, Bock ist ja eigentlich untergärig, aber das ist kein untergäriges Bier, also die Hefe hat dort ihren Fruchtcharakter ausleben können, eine obergärige Hefe. Hier will ich nicht genau ins Detail gehen, aber ich hatte ja schon gesagt, das ist jetzt nicht direkt eine belgische Hefe, aber ich bin von den belgischen Hefen immer sehr angetan, die machen aus allerhand Zutaten unglaubliche Aromen. Und da habe ich eben die Inspiration her und habe mir auch gedacht, dass eben diese Früchte dort eine Rolle spielen sollten in dem Bier.

Markus: Auf jeden Fall, also das machen sie auch total gut. Und was mir besonders gut gefällt, ist wirklich die Harmonie. Also es ist auch, wenn man das so in den Mund nimmt, ist es nicht so, dass man verschiedene Komponenten hat, die aufeinanderfolgen oder die so nebeneinander her sind, sondern das ist wirklich eine Gesamtheit, also die dann zwar komplex ist und viele Facetten hat, aber es ist wirklich so, dass es einem vom Anfang bis zum Ende gleichbleibende Intensität in all diesen Aromen gibt. Und das ist wirklich selten, also sehr, sehr schön, sehr, sehr gut getroffen, ich bin echt begeistert. Und was man auch noch sagt, du hast ja gesagt, es ist 1 Jahr alt und normalerweise kriegen diese Biere dann ja relativ schnell schon krasse Alterungsaromen, die auch angenehm sein können, keine Frage, die aber manchmal dann relativ schnell im Vordergrund stehen. Und das ist hier überhaupt nicht der Fall, das finde ich auch total schön, dass dieses Altern offensichtlich eher zu einer Harmonie geführt hat, zu einem Runden, zu einem Abrunden und weniger zu einem Auseinanderfallen, was ja oft mal so passiert. Also deswegen, wirklich großes Kino! Also da machst du mir eine große Freude, dass du mir gleich so eine ganze Flasche geschickt hast.

Tom: Ja, wobei, 1 Jahr alt ist ja jetzt nicht, dass ich es vor 1 Jahr auf die Flasche gefüllt habe oder irgendwie habe rumstehen lassen, sondern es war ja in Fässern.

Markus: Genau, ja.

Tom: Also das hat in Whisky-Fässern gelagert. Und da habe ich auch nicht gekleckert, sagen wir mal, sondern ich haben von Buffalo Trace, von George Stack, also von deren Highend-Whisky, habe ich Whisky-Fässer eben gekauft, leere und habe das da reingefüllt. Und dann hatte ich noch ein Weller Special Reserve dabei, 1 Fass. Soll heißen, also 1/3 im Weller Special Reserve und die anderen 2 in diesen Bufallo-Trace-Fässern, da hat es drin gelagert in diesem Jahr. Also es hat die Zeit gut verbracht und hat dort eine kleine Auszeit genommen, um sich eben abzurunden und zum Teil auch, ich sage mal, ich weiß nicht, ob du das wahrgenommen hast, aber so einen Hauch Vanille, Kokosnuss, also so ein bisschen Whisky ist schon drin, und ich denke, das hat dem Bier auch sehr gewonnen. Also es war auch schon so gemacht, dass man es, ich sage mal so, wenn wir es direkt getrunken hätten nach dem Gären oder nach dem Einfrieren, das wäre was anderes gewesen, aber es ist eben so gemacht, dass es nach der Fasslagerung gut schmeckt. Und damit hatte ich eben auch einige Jahre Erfahrung, um das ungefähr abschätzen zu können. Ich denke auch, es könnte auch noch länger auf Fässern liegen, ich habe deshalb auch 1 aufgehoben, also 1 Fass ist so für irgendwann später.

Markus: Ja, also da habe ich auch mal einen interessanten Talk gehabt mit jemand, der sich da gut auskennt und der sagt eben, das ist bei so einem Fass eine ganz interessante Entwicklung. Also man erst mal diese Entwicklung der Aromen und das wird erst mal immer intensiver so, bis man dann sagt, okay, es ist eigentlich to mutch. Aber wenn man den Punkt dann überwunden hat und lässt es länger liegen, dann kommt es noch mal zu einer Veränderung, es wird dann noch mal runder, noch mal harmonischer und am Ende richtig gut. Also keine Ahnung, ob das jetzt eine allgemeingültige Aussage war, aber auf jeden Fall war das durchaus jemand, der sich damit gut auskennt und von dem ich auch hervorragende Spirituosen, in dem Fall, getrunken habe mit langer Fasslagerung. Also ich glaube, das macht schon auch Spaß, da viel zu experimentieren.

Tom: Ja, ich wollte einfach mal ein paar Zahlen in den Raum werfen. Also ist natürlich jetzt auch, keine Ahnung, wenn es jetzt einer nachbrauen will, dann eben los. Aber, das ist das dunkelste Bier, das ich je gebraut habe. Also Ausgangspunkt für dieses Bier ist ein doppelt gemaischtes Imperial Stout gewesen. Also ich hatte vorhin über 12 % geredet, das ist in der Tat noch stärker gewesen nach der Gärung, es hatte über, gerechnet, ich habe es nicht im Labor gehabt, aber gerechnet 300 in der Farbe. 80 oder 100 ist normalerweise schwarz, also spätestens bei 100, ja Und dann hat es ungefähr errechnet 300 gehabt, aber tatsächlich der Einfrierprozess, der nimmt sogar Farbe weg, also zum Teil fällt dort Farbe aus. Das ist jetzt nicht viel, das ist dann erst, wenn man sehr extreme Sachen macht. Und diese Abrundung, das hat auch irgendwie, auch errechnet, irgendwie 80 Bittereinheiten. Ich habe jetzt natürlich noch nicht das zum Labor gehabt, das kommt noch, wie viel davon nach dem Einfrieren übrig ist und nach der Fasslagerung. Ich denke, man schmeckt es nicht, es schmeckt nicht wie 80.

Markus: Ja, man sagt ja immer, dass Alkohol und Bittere so ein bisschen Gegenspieler sind. Und wir sind natürlich vom Alkohol her deutlich höher, deswegen ist die wahrgenommene Bittere wahrscheinlich auch deutlich niedriger. Also ich hätte es jetzt, wenn mich jemand gefragt hätte, irgendwo so auf 50 vielleicht, 40, 50 irgendwie geschätzt, aber ja, spannend auf jeden Fall. So, sorry, ich habe dich unterbrochen.

Tom: Ist auch gut möglich, dass es dort in der Gegend liegt. Also nur noch mal, um zu zeigen, dass man als das vom Ende her denken muss, das Bier, nach der Fasslagerung. Vor der Fasslagerung wäre es nicht annähernd so trinkbar gewesen wie Frostwerk beispielsweise. Und wiederum vorher ist es ein Imperial Stout gewesen, was eigentlich over the top war. Ich meine, ich habe das hier gebraut, ich habe 27 Stunden für den Sud gebraucht, um das durchs Sudhaus zu kriegen. Das haben wir früher auch immer gemacht. Meine Kollegen in der Branche, die sagen, ja früher, weißt du noch, da haben wir immer 30-Stunden-Sude gemacht, wenn du so ein Bier machen wolltest. Ich sage, ja, ich mache das halt immer noch. Inzwischen, ich habe es hingekriegt, ein paar Stunden zwischendrin ist das Sudhaus mal alleine zurechtgekommen, also der Läuterprozess dann eben langsam selber vor sich hingelaufen mit dem dicken Zeug drin. Aber, ich sage mal, da muss man halt mal ein Opfer auf sich nehmen, damit es am Ende so ein Bier gibt.

Markus: Ja und das lohnt sich ja auch durchaus. Also jetzt, wo es ein bisschen wärmer wird, merkt man auch den Whisky-Anteil ein bisschen mehr, aber trotzdem, also ich finde, ich bleibe dabei, es ist sehr dezent und das finde ich auch gut. Also oft ist es ja gerade bei holzfassgelagerten Bieren, die mit Vorbelegung eben sind, dass einen das total erschlägt, dass dieser Whisky einfach überbordend ist und alles andere zudeckt. und das will man ja nicht. Also eine Holzfasslagerung soll ja ein nettes, schönes Finish machen, soll das ja irgendwie abrunden, soll das Tüpfelchen auf dem I sozusagen sein, dass eben Bier und Holzfasslagerung da zusammenkommen und eben dann ein wunderbares Ergebnis bilden am Schluss und eben nicht der eine von den beiden so stark im Vordergrund steht, dass man das andere gar nicht merkt. Und das ist wirklich toll, als das ist richtig schön umgesetzt, das merkt man eben, wenn man jetzt noch mal dran riecht. Vanille, Kokos liegt eh sehr nah beieinander von der Aromatik, das ergibt sich hier sehr schön. Entschuldigung, Vanille und Karamell, sorry. Und diese Kokosnote, die kommt jetzt ein bisschen stärker rüber, vereint sich schön. Also ich habe ja vorhin schon gesagt, so Tonka-Bohne und Schokolade und ein bisschen Lakritz, all das zusammen geht natürlich in diese Richtung und, ja, es ist ein wunderbares Bier. Also sowas könnte ich mir auch mal vorstellen, wenn ich so ein ganz festliches Menü habe, keine Ahnung, Weihnachten, so eine Weihnachtsgans oder so, nicht als Hauptgetränk, aber so nebenbei zum dran riechen, zum immer wieder dran nippen, mit den verschiedenen Sachen genießen. Wunderbar, also ganz, ganz schönes tolles intensives Bier. Ich würde mal sagen, von der Harmonie, von der Rundung sozusagen und vor allem vom Mundgefühl her noch besser als das Frostwerk. Aber gut, da sagst du ja eh, das ist eins, was auch auf dem Weg ist sozusagen, was du noch ausfeilen willst. Also das kann man meiner Meinung nach nicht besser machen, das ist echt sehr, sehr schön. Also ich freue mich schon auf den 1. Wettbewerb, wo du das einreichst, wo es mir dann vielleicht wieder begegnet oder anderen, ja.

Tom: Bin ich auch mal gespannt, ich meine, wer ist da sonst noch so bei Wettbewerben in der Extrembierkategorie, mal sehen. Im Moment, es sind ja noch keine Etiketten drauf, die sind noch nicht fertig und dann muss ich natürlich auch Zeit haben, die irgendwann draufzusetzen und so weiter. Das ist wirklich eine One-Man-Show im Moment und es ist Hauptsaison in meiner Arbeit so, aber, ich denke, so gegen Ende des Jahres sollte es irgendwie zur Verfügung stehen.

Markus: Ist ja ein perfektes Weihnachtsgeschenk. Also vielleicht da auch gleich die Überleitung, wenn jetzt jemand sagt, ja, ich will dieses Bier, ich will das probieren, ich möchte da ran, wie kann man das machen? Kann man das irgendwie vorbestellen oder gibt es so eine Art Newsletter oder irgendwas, wo man mit dir Verbindung aufnehmen kann, dass man sagt, okay, wenn das dann jetzt dann rauskommt, dann kann ich da dabei sein?

Tom: Ja, ich habe ja so eine Facebook-Seite, Müßiggang Craft Beer, die kann man finden. Eine Webseite, also ich habe eine reserviert, aber ich habe keine gestaltet, das war jetzt im Moment auch noch nicht, ich sage mal, noch nicht nötig, solange es noch nichts zu kaufen gibt. Was es geben wird, das ist jetzt aber eher für die dänischen Kunden von Interesse, dass man das über Skagen Bryghus, also meinen Arbeitgeber im Webshop kaufen können wird. Also ich kann ja die Brauanlage nutzen, ich habe mit denen einen Handel gemacht, die kriegen da einen guten Preis für das Bier und die verkaufen es dann auch. Die haben da auch Interesse dran, ja, an dem Interesse sozusagen, dass dann dadurch aufkommt, also das wird dadurch landesweit in Dänemark verfügbar sein. Und ansonsten, ich weiß ja nicht, wer aus der Branche mithört, wenn jetzt ein Importeur in Deutschland denkt, dass das interessant ist, dann mich mal gerne anschreiben, also ich habe eine E-Mail-Adresse, ja, wo man mich erreichen kann oder auf Facebook einfach mal. Im Moment ist das noch nicht die 1. Priorität, weil erst mal natürlich, ich bin ja in Dänemark hier, aber, ich denke, das kriegt man schon irgendwie hin.

Markus: Ja, ich denke auch. Also ich rufe auch noch mal hier alle auf, der jetzt da die Möglichkeit hat vielleicht oder die, dass irgendwie dann auch vielleicht zu vertreiben oder zumindest zugänglich zu machen, das fände ich schon sehr, sehr spannend. Also was wir auf jeden Fall machen könnten ist, wir haben ja mit unserer BierAkademie-Alumni regelmäßig Verkostungen, dass wir mal da ein Paket damit machen, wenn es draußen ist, das fände ich auf jeden Fall super spannend, das mal zu machen.

Tom: Im Moment steht es einfach noch nicht, aber, wenn man jetzt nach Dänemark kommt oder jemanden hat in Dänemark oder vielleicht jemanden kennt, der vielleicht Interesse hätte, das Bier zu importieren, dann lässt es sich irgendwie machen. Ich werde mich da auch demnächst in Gang setzen. Ich war auch Letztens in Österreich und habe dort schon Interessenten gefunden, also schauen wir mal. Es sind ja auch im Moment nur, wenn man noch den 1. Sud haben will, ja, Batch Nummer 1, es sind ja auch nur 700 Flaschen oder 700 und ein bisschen, ne. Also nicht in jedem Edeka in Deutschland wird es demnächst auftauchen.

Markus: Nein, das glaube ich auch nicht, das ist ja auch wirklich eine Spezialität. Also ich kann mir gut vorstellen, also auf der einen Seite kann ich jedem ja nur Lust machen, einfach mal nach Skagen zu fahren, weil das wirklich einfach faszinierend ist von der Landschaft her, vom ganzen drum rum, vom Erlebnis her, das ist jeden Kurzrurlaub der Welt wert, da auf jeden Fall mal hinzufahren. Das kann man ja dann damit verbinden, dass man sich bei dir entsprechend eindeckt. Und ansonsten, wie gesagt, wir werden mal gucken, dass es Möglichkeiten gibt. Und wenn es dann soweit ist, kann ich ja noch mal über mein Netzwerk zumindest das dann publizieren und kommunizieren und dann kriegen wir das schon irgendwie hin. Also auf jeden Fall super, sowas zu haben, weil das ja auch wirklich was ganz Besonderes ist, wie du sagst, es gibt eine Handvoll Menschen, die sowas in der Art überhaupt machen und zelebrieren und das mal live hier mitzuverfolgen, ist natürlich auch total spannend und super.

Tom: Ich denke auch, diese Spezialisierung hat es so noch gar keiner gemacht, weil, ich meine, Georgbräu, würde ich sagen, das ist jetzt so die Brauerei, die das eben, ich sage mal, betreibt in dem Sinne, dass sie auch davon leben und nicht nur wie BrewDog, dass halt als Marketinginstrument nehmen. Es gibt keine, die sich wirklich darauf komplett spezialisiert hat. Georgbräu macht ja schon nebenher auch noch, naja, normale 13 %-ige Lagerbiere und solche Sachen.

Markus: Also wobei man beim Georg halt sagen muss, die Entwicklung an sich ist natürlich krass, dass er ja wirklich mit einem ganz normalen Brauhaus angefangen hat und dann einfach dieses Hobby für sich entdeckt hat, die Biere immer stärker zu machen. Bis dann seine ganz normalen Kunden gesagt haben, wir können nicht mehr zu dir zum Essen kommen, weil das Bier so stark ist und dann die Antwort von ihm ist, na, dann mache ich halt mein Wirtshaus zu, das ist schon unglaublich. Also da, wie gesagt, auf de BierTalk können sich auch alle schon mal freuen, das ist eine spannende Geschichte, ja.

Tom: Das Schöne ist ja in Skagen, da kann man dann einen Eisbock trinken und wenn einem das so ein bisschen zu viel geworden ist, dann trinkt man halt zur Not sogar ein Alkoholfreies von Skagen Bryghus und dann läuft das.

Markus: Genau oder legt sich einfach an den Strand für ein paar Stunden, bis man wieder ein bisschen abgenüchtert ist und kommt wieder zurück, also auch das geht natürlich, also super. Nee, also insofern, also vielen, vielen Dank für diesen Ausflug in deine doppelte Bierwelt und deine Geschichte und auch ein bisschen nach Dänemark. Und natürlich von meiner Seite aus alles, alles Gute für beide deiner Projekte sozusagen, insbesondere für dieses und wirklich noch mal ganz, ganz großes Lob, also wobei, ich will mich da gar nicht versteigen, wer bin ich, dass ich da loben soll, aber es schmeckt mir auf jeden Fall großartig, es hat wunderbare Aromen, es ist sehr schön gemacht, wirklich Braukunst und da freue ich mich einfach drauf auch ganz persönlich, wenn es das dann demnächst noch in weiteren Variationen gibt, sodass man sich da ein bisschen durchprobieren kann, also bleib dran. Und, ja, dir auf jeden Fall heute noch einen wunderschönen Tag, ich freue mich sehr und, ja, danke für diesen Talk.

Tom: Hat mir richtig viel Spaß gemacht und ich denke, wir sehen uns mal wieder irgendwann und können dann bestimmt über die nächste Version, ich habe nämlich ein Portweinfass gekauft zum Beispiel, so wieder fachsimpeln.

Markus: Okay. Na, das auf jeden Fall und ich werde auch natürlich wieder nach Dänemark kommen. Da weiß ich gar nicht, ob das die ganzen Hörer: innen so richtig wissen, ich habe ja vor einigen Jahren entdeckt, dass in meiner Familie es Vorfahren gab, die mal in Dänemark, in Aarhus eine Brauerei hatten oder in Odder, das ist heute ein Stadtteil von Aarhus und die hieß damals tatsächlich Raupachs Brygerie. Und ich habe nach und nach diese alten Biere und Rezepturen und Etiketten, alles wieder so ein bisschen rausgefunden und jedes Jahr zum Fränkischen Bierfest mache ich 1, 2 von diesen Rezepten und dann gibt es eben historische dänische Biere mitten in Franken, das ist total witzig. Und da möchte ich auf jeden Fall natürlich dranbleiben und noch ein paarmal öfter auch nach Dänemark fahren, um zu recherchieren, denn angeblich gibt es da in Aarhus auch noch ein paar Namensträger, wo ich dann eben gucken muss, wie ich mich mit denen verständigen kann, weil die sind wahrscheinlich alle irgendwo im Altenheim und sprechen wahrscheinlich kein Deutsch. Aber also sehen, also da wird es auf jeden Fall noch viele spannende Momente geben.

Tom: Wenn du einen Übersetzer brauchst und ein bisschen ein Getränk zum anwärmen, dann sag Bescheid.

Markus: Sehr gute Idee, also, dann haben wir einen Deal. Noch mal, vielen Dank und habe noch einen wunderschönen Tag heute und, ja, bis bald.

Tom: Genau, tschüssi.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk English 41 – Interview with Obakeng Melope, brewer and award winning film maker from Jericho, South Africa

In this episode we take you far south – to South Africa, to the small village of Jericho near Pretoria. There we meet Obakeng Melope, an award-winning filmmaker and passionate brewer. In her new film she combines two ancient arts: brewing traditional sorghum beer and telling stories around the fire. We talk about how beer in South Africa is deeply connected to culture, rituals, and family history, why women are the guardians of this brewing tradition, and how Obakeng’s project Beer is Art inspires young people to reinterpret old knowledge in new ways. Get ready for fascinating insights into South African beer culture, moving stories of grandmothers who have passed down brewing for generations, and the vision of a woman who sees beer not only as a drink but as a true art form

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hello, and welcome to another episode of our podcast *BierTalk*. Today we’re travelling far south, to South Africa, close to Pretoria. We’ll meet a filmmaker, but also a brewer – someone who offers a very special experience: you can attend a screening and watch live how sorghum beer is brewed. So, welcome, Obakeng Melope. It’s great to have you here! Maybe you can start by telling our listeners a little bit about yourself?

Obakeng: Good day, Markus, and thank you so much. I’m really happy to be here – I’ve been wanting to join this podcast for a while. My name is Obakeng Melope, I live in South Africa, and I’m both a filmmaker and a beer brewer. I first made my name in the film industry, and as a filmmaker you get to travel a lot to festivals. I’ve been all over Europe – France, the UK, Switzerland, The Netherlands – and also to Canada. And when you travel, you really experience local cultures, including how people drink and make beer. My first real interaction with beer culture was in the UK. That was the first time I saw women openly drinking mainstream beer – something I’d never seen in my village, where beer drinking was mostly for men. That motivated me, it showed me there was no taboo for women to enjoy beer. In The Netherlands I saw another beer culture, closer to ours in terms of food and traditions, and that inspired me to think about beer and food pairings. Then came Covid. During lockdown I started watching YouTube videos on brewing – often Germans with big beards, big glasses of beer, showing the foam, the carbonation… I found it fascinating. Around that time I discovered a programme on Facebook called *Road to 100* by Eugenia Brown from the US. She taught 100 women of colour about brewing, tasting, food pairing – everything connected to beer. After that, in South Africa, I joined the Brutus Brewing Programme, where I learned to brew hands-on. To grow my skills, I also volunteered in breweries. And Markus, the best part of volunteering is simple: you can pour yourself a fresh beer straight from the tap!

Markus: Fantastic. And did you grow up in the village where you are now?

Obakeng: Yes, I was born and raised in Jericho, though today I live in Johannesburg. Most breweries here are in Joburg or Cape Town. I’m back in my village now to shoot my second film – people really liked my first one, so I wanted to continue.

Markus: And when you were growing up, do you remember people making beer?

Obakeng: Yes. In our rural village children weren’t allowed near bars or taverns – buying or drinking mainstream beer was strictly off-limits. But traditional sorghum beer was different. It was brewed at home by our grandmothers, and children were part of that process. In my film you see women brewing – not men – because here brewing sorghum beer is considered a woman’s role. We helped with the firewood, watched the process, and learned. The idea was that one day we would take over and keep the tradition alive. The process starts by mixing millet sorghum with warm water, letting it ferment, then cooking it into a porridge over an open fire – never on a stove. We loved that stage, because the porridge was sweet and eaten with sugar. Later, when it was cooled, fermented again, and turned alcoholic, children weren’t allowed near it. That beer was reserved for adults and for special occasions: weddings, funerals, childbirth, or initiation ceremonies.

Markus: So it’s not something people always keep at home – only brewed for special events?

Obakeng: Exactly. In my family we brewed only for occasions. Other families or clans might brew more regularly, sometimes even sell it to support their children. During apartheid, Black people were banned from drinking mainstream commercial beer, so sorghum beer became even more important – both as a drink and as a way for women to provide income.

Markus: Did that also help preserve the tradition?

Obakeng: Yes and no. On the one hand, apartheid forced our grandmothers to keep brewing, and they passed on the skills. On the other hand, today many young people see sorghum beer as old-fashioned. That’s why I made my film – to inspire people over 21 to learn and carry on the tradition before it disappears. Otherwise, big corporations will take our knowledge, mass-produce the beer, and profit, while the tradition and community value are lost.

Markus: Your film also shows the tradition of storytelling, which I found fascinating. Could you tell us about that?

Obakeng: Storytelling was central to village life. In the past, especially during apartheid when men worked long months away in the mines, women kept traditions alive. Every evening at 7 pm we’d gather around the fire – no TV then, sometimes just a radio – and the women told stories. These stories were passed down for generations, often through animals as characters. For example, a falcon once lent a needle to a chicken. The chicken lost it, and ever since, the falcon punishes the chicken by eating its chicks. Of course, animals don’t really talk, but the lesson is clear: when someone lends you something, you must take care of it and return it properly. These stories taught us values like respect, responsibility, and community. Today, unfortunately, some of those stories have been taken by big companies, turned into films, and sold back to us – without giving credit or benefit to our communities.

Markus: A wonderful example, thank you. But was it difficult to convince elders to share their recipes and stories on camera?

Obakeng: Very difficult. Many of the elders I knew had already passed away when I came back from Johannesburg to make the film. The few grandmothers I found were in their 70s, 80s, even 90s. Some had memory problems, others could still recall the traditions clearly.

Luckily, this is a small village and we all know each other. They trusted me – many had watched me grow up. They remembered me as the little boy who came to play at their homes, or begged for a plate of food before going back home. That trust allowed me to capture their knowledge, though much has already been lost.

Markus: Do you remember the first beer you brewed yourself?

Obakeng: Yes, it was at a brewery, using a small system like a Grainfather. The beer turned out well, but brewing requires expensive equipment and proper storage. That’s why we often rely on friends with breweries to keep our beer maturing. At home, though, it’s different. My grandmother, who is 88, still insists on doing everything herself – stirring the porridge, handling the pots. She doesn’t let us touch her brewing. Only when she’s gone will it be our turn to take over.

Markus: Let’s come back to your film. How did the idea come about?

Obakeng: I wanted to show that beer is art – both in brewing and storytelling. The tradition is eroding, so I felt the need to preserve it. In the film we even brewed a pilsner infused with sorghum, to show young people that tradition can live on in modern craft beer. Other countries incorporate their local ingredients into beer – Americans add chocolate, muffins, even pickles; in India they use local spices and teas. We can do the same with sorghum, which is already central to our culture and food. Many South African breweries are now experimenting with sorghum-infused beers, and I encourage young people to do the same.

Markus: That’s really important. And, as you say, Africa is not one country – even within South Africa there are so many different tribes, traditions, and beer ideas. Could you give us a little overview of the South African beer world?

Obakeng: Beer culture here is growing quickly. Traditionally we’ve been more of a drinking culture than a brewing culture, but now more breweries are opening, festivals are expanding – like the big one in Pretoria – and you can meet brewers face to face. It’s not easy, though. Brewing is hard work, costs are high, and small breweries compete against huge mainstream companies. Many brewers have dramatic stories: some are fourth-generation homebrewers, others sacrificed their homes or savings to keep their brewery alive. But it’s also inventive. We have beer clubs, beer runs, hiking events with beer. The passion is strong – and if you don’t have passion, you won’t survive in brewing here.

Markus: I also experienced that at the African Beer Cup – it was inspiring to meet so many African brewers with unique ideas. And your film contributes to preserving that. You’ve already screened it in the US, and soon in Scotland. How have audiences reacted?

Obakeng: I was very nervous at the first screening in Philadelphia. We showed it on a big monitor at a beer festival, and luckily people stayed engaged, asked questions, and loved learning about sorghum. We discussed methods like using a “teabag” of sorghum in the mash tun to avoid clogging equipment. In Montclair, New Jersey, the audience was mostly older people – retired teachers, senior citizens. I expected young people, but it was these elders who were most interested, worried like me that traditions might vanish. We also screened in clubs around the US, even on the Fourth of July. I learned that to keep attention, you need a sort of cult following – people who come not just for beer, but for knowledge, culture, and community. That’s how I see beer: not just drinking, but education, sharing, and art.

Markus: That’s a beautiful picture, comparing beer culture to an art gallery. I’ll keep that metaphor! Now, how did the Scotland screening come about?

Obakeng: I connected with Amélie Tassin, founder of *Women in Beer*. She supports women throughout their beer journey. At first it was just an idea, but after proving myself in the US she invited me to screen in Europe. Europe is already a strong beer market, so it’s the right place to share our traditions and maybe even spark collaborations. In the film I even reference a German brewing practice – inducing secondary fermentation by adding fresh wort – something I learned from my grandmother and later recognised in German methods.

Markus: Exactly – it’s about bringing beer worlds together, sharing ideas, and inspiring creativity. Your film conserves tradition while showing how people live it with passion. I invite all listeners: if you can, attend a screening, talk to Obakeng, and experience African beer culture. Hopefully we’ll even organise one in Germany. Do you already have plans for future projects?

Obakeng: Yes – my next film will focus on beer entrepreneurship. Our first film showed beer as art, now we want to show beer as a career path. South Africa has many educated young people without jobs. The beer industry could use their skills – in logistics, marketing, science, anything. If we open the doors, the industry can grow like it has in the US with thousands of breweries.

Markus: That sounds wonderful – not just passion, but a real mission. I wish you all the best with your screenings and future films, and I hope we’ll meet soon for a screening in Germany. Thanks for your passion, your work, and your contribution to beer and tradition.

Obakeng: Thank you. And one last word: *Beer Is Art* is my mission – teaching young people brewing, podcasting, licensing, starting their own brands. Everything I do is inspired by this idea.

BierTalk 152 – Interview mit Nils Vogel und Alexander Lebèus, den Beer Kitchen Guerillas aus Esslingen

Willkommen zu einer neuen Folge von BierTalk! Heute wird’s kreativ, genussvoll – und ein bisschen rebellisch. Denn wir treffen zwei leidenschaftliche Bierfreunde, die mit ihrem Projekt Beerkitchenguerillas zeigen, was passiert, wenn man gutes Essen mit gutem Bier nicht nur kombiniert, sondern neu denkt. Alex und Nils kommen aus der Hobbybrauszene, sind ausgebildete Biersommeliers – und vor allem: begeisterte Genussmenschen. In ihrer Küche wird Bier nicht nur getrunken, sondern auch verkocht, kombiniert, gemixt und interpretiert. Ob Cheesecake mit Himbeertopping und Brown Ale, oder ein Shrimp-Schaum mit IPA – was hier serviert wird, ist Experiment und Erlebnis zugleich. Wir sprechen über kulinarische Guerillataktik, kreative Aromenspiele, mutige Menüideen – und darüber, wie schwer es manchmal ist, Bier auf die großen Tische der Gastronomie zu bringen. Also: Vorhang auf für zwei Genussaktivisten, die mit Leidenschaft und Humor zeigen, dass Bier weit mehr sein kann als Pils und Braten…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute schauen wir mal wieder, was alles so möglich ist in der Welt der Biere und der Biersommeliers und all der Leute, die sich eben mit Geschmack, Genuss und den schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Und dafür treffe ich 2 ganz besondere Jungs, die machen gemeinsam ein Projekt, dass nennt sich die Beerkitchenguerillas. Ja und was es damit zu tun hat und was sich dahinter verbirgt, das werden sie uns gleich ein bisschen erzählen. Erst mal, Alex und Nils, schön, dass ihr da seid und vielleicht stellt ihr euch ganz kurz mal unseren Hörer: innen selber vor.

Alex: Ja, hallo Markus, ich grüße dich. Schön, dass wir hier heute da sein dürfen und danke für die Einladung. Wie gesagt, ich bin Alex, einer von den beiden von Beerkitchenguerillas, das mal vorab.

Nils: Okay, ja, ich bin der 2. der beiden Beerkitchenguerillas, mein Name ist Nils. Du hattest ja auch ein bisschen gesagt, Hintergrund, wo wir herkommen, was wir so gemacht haben, wir kommen beide aus der Hobbybrauerecke. Da kann der Alex vielleicht auch gleich noch mal kurz was zu sagen. Ich habe irgendwann Mal mit einem Freund, das muss so um die 2000er-Jahre rum gewesen sein, der hat einen Volkshochschulkurs gemacht zum Brauen. Und da haben wir, wie man das so klassisch kennt, in Einkochern angefangen, Bier zu brauen, haben dann festgestellt, wenn man mehrere davon an einen Stromkreis anschließt, dass dir dann auch irgendwann die Sicherung rausfliegt. Und später dann, da gab es längere Pausen, in Stuttgart, wo ich hingezogen bin Anfang der 2010er-Jahre, da habe ich dann hier die Hobbybrauerszene entdeckt und bin da selber dann tiefer eingestiegen, vom Mitbrauer zum Selberbrauer. Und von da hat es mich dann nicht mehr losgelassen und wir haben viel, viel gebraut. 2019 dann bei der Heimbrau Convention das BJCP-Examen gemacht und so auch noch mal ein bisschen mehr in das Thema Aroma und Aromatik eingestiegen. Und darüber dann sukzessive weiter an dem Thema Genuss und Aromatik gearbeitet beziehungsweise da weiter sich reinvertieft, das ist ja ein komplettes Rabbit Hole. Und der Alex hat mich dann irgendwann 2020 angeschubst und hat gesagt, lass uns doch mal den Biersommelier machen. Und dort ging das ganze Thema Beerkitchenguerillas dann los, aber da können wir vielleicht gleich noch ein bisschen tiefer drauf eingehen.

Markus: Auf jeden Fall, also schon mal super spannend zu hören. Vielleicht eine Frage gleich noch, weil du ja jetzt immer mehr oder weniger selbstverständlich von wir gesprochen hast, vielleicht das noch kurz an einen von euch beiden, wann habt ihr denn zusammengefunden, sodass ihr sagt, ab da gibt es ein Wir und wie war das vorher?

Alex: Also das ist ziemlich genau jetzt 10 Jahre her oder, nee, sogar schon länger. 2014 so fängt, glaube ich, auch ein bisschen meine Geschichte an, wollte ich eigentlich mal Whisky machen und habe mich da in das Thema auch ein bisschen reingefuchst. Und, ja, weil ich nie halbe Sachen mache, habe ich gleich mir eine Brauanlage gebaut und wollte die Anlage dann mal testen und bin dann so zum Bierbrauen gekommen. Und habe mich dann über das Hobbybrauforum in Deutschland, was ja ziemlich groß ist, ja, da ziemlich viel einlesen können und gleich guten Anschluss gefunden. Und, ja, da gab es eine Sammelbestellung und irgendwie ein User, also Frank ist sein richtiger Name., Nils, weißt du noch, wie er da heißt?

Nils: Im Forum? Nee, das habe ich jetzt auch gerade nicht parat.

Alex: Weißt du auch nicht mehr, okay. Jedenfalls hat er eine Sammelbestellung gemacht und hat das Ganze so organisiert. Was ja ganz toll war, dass ein paar Leute sich dann auch nicht nur online treffen, sondern auch mal offline, haben wir uns getroffen und die Sachen dann verteilt. Und das war so ein bisschen das erste Treffen so von den Stuttgarter Hobbybrauern. Ich glaube, wir waren 9 oder 10 Leute, die sich da getroffen haben und da traf ich Nils das erste Mal.

Markus: Und dann war das Liebe auf den ersten Blick?

Alex: So ungefähr.

Markus: Okay, fantastisch. Und vielleicht auch gleichmal vorneweggenommen, wann habt ihr dieses Beerkitchenguerilla-Label dann für euch entdeckt?

Nils: Ja, wir haben ja 2020 dann zusammen den Biersommelier gemacht, und im Rahmen der Biersommelierausbildung muss man einen Business-Case bearbeiten. Und wenn man keinen mitbringt, weil man eh schon in der Branche aktiv ist, dann war die Aufgabe, sich einen auszudenken. Und da haben wir uns hingesetzt und haben gesagt, ja, was können wir machen und uns beide hat da das Thema so ein bisschen gejuckt, dass Bier in der Gastronomie, speziell auch in der gehobenen Gastronomie, zu wenig präsent ist. Und da haben wir uns überlegt, was können wir da machen und aus den Überlegungen ist dann eben das Projekt Beerkitchenguerillas geworden. Wie der Name schon sagt, Guerilla-Taktik, auftauchen, über Bier und Genuss aufklären und dann auch wieder verschwinden, in der Hoffnung, dass die Saat, die wir dann gesät haben, auch Früchte trägt. Und die Idee war, so eine Art Popup-Konzept für Gastronomen anzubieten, die das Thema mal ausprobieren wollen, weil das Thema Bier ja erklärungsbedürftig ist, speziell, wenn man außerhalb der normalerweise in der Gastronomie erhältlichen Biere sich bewegt. Und war ursprünglich eigentlich so eine Schnapsidee, aber wie das immer so ist mit Schnapsideen.

Alex: Ja, wir sind ein bisschen drangeblieben, ja, bei der Geschichte.

Markus: Ja, faszinierend. Habt ihr denn an sich einen Hintergrund schon im Thema Kühe oder Kochen?

Alex: Ja, also mein erster Berufswunsch war schon immer, dass ich Koch werde, das habe ich dann aber nicht durchgezogen. Und hat mich aber nie ganz losgelassen, also das war schon immer mein Steckenpferd, gutes Essen und gute Getränke und so weiter, ja. Und ich glaube, auch da hat sich Nils, und ich eigentlich auch, immer von Anfang ganz gut verstanden und haben uns privat oft getroffen, dass wir zusammen kochen. Also es ist nicht nur dort bei diesem Biersommelierseminar entstanden, diese Idee, sondern das hat schon vorher Früchte getragen, was wir einfach zusammen schon privat gemacht haben.

Nils: Ja, also ich persönlich habe keinen Koch- oder Küchenhintergrund, ich habe mich da jetzt immer weiter reingefuchst. Und es macht ja auch super Spaß, also man entdeckt ja so viel neue Sachen, so wie das überall ist im Bieruniversum, ich finde, da gibt es so viele Türen und Toren zu den nächsten und wiedernächsten Rabbit Hole. Und für mich ist aktuell oder seit wir die Beerkitchenguerillas machen, auch das Thema Küche, Kochen und Aromen, ja.

Markus: Ja, wenn wir da gleich ein bisschen noch mal reingehen, Beerkitchen heißt dann Kochen mit Verwendung von Bier oder zum Bier oder mit Rohstoffen von Bier oder, keine Ahnung, also was ist eure Idee, wenn wir über Beerkitchen sprechen?

Alex: Also genau das, keine Ahnung, es kann alles sein und nichts. Das ist ja genau das, also wir wollen uns da gar nicht festlegen. Also das ist auch so ein bisschen so unser Konzept, es ist nichts Steifes, nichts nach Schema F, sondern es ist ganz offen, alles ganz offen. Wir kochen mit Bier, wir machen aber auch nur einfach mal was mit Bier dazu. Weil wir in Deutschland, so empfinden wir das, wenn du sagst, du kochst mit Bier, dann denkt man immer nur an deftige Soßen, ja oder einen deftigen Braten. Aber dass du mal eine Salat-Vinaigrette mit einem Pils gemacht hast, mit einem knackigen oder sowas, da denkt die wenigsten dran. Ja, also das ist alles so ein bisschen offen und wir wollen jetzt auch keinem da jetzt strikt zeigen, so macht man es. Aber der Nils sagt da bestimmt auch gleich noch mal was, was wir uns so von dem Konzept auch noch mal überlegt haben, was wir mit den Menschen bei so einer Veranstaltung zusammen erleben wollen.

Nils: Ja, genau, also die Konzeptidee von den Beerkitchenguerillas ist im Prinzip, dass wir idealerweise so eine Atmosphäre schaffen, als würde man mit einer größeren Gruppe Freunde zusammen kochen. Das heißt, das ist eher eine freundschaftliche Atmosphäre, eine lockere Atmosphäre. Und da wollen wir eigentlich so ein bisschen die Leute vergessen lassen, dass es hier um das Thema Bier geht, weil da haben die Leute oft voreingenommene und festgefahrene Meinungen, was Bier ist und was nicht Bier ist und was Craftbeer ist und was nicht Craftbeer ist. Aber das soll bei so einem Genussabend gar nicht im Weg stehen, sondern wir sagen auch ganz oft bei solchen Veranstaltungen, vergesst mal das Thema Bier, genießt einfach die Speise mit dem Getränk zusammen. Und ob das Bier jetzt mit im Kochprozess verwendet wurde oder einfach perfekt zu dem Essen passt, das ist erst mal Nebensache, sondern im Vordergrund soll der Genuss stehen.

Markus: Das heißt, also im Grunde muss ich mir das so vorstellen, ich kann euch buchen für einen Abend oder einen Nachmittag oder wie auch immer und das kann dann entweder den Kochprozess beinhalten oder nicht oder ist das immer so?

Nils: Das hängt ein bisschen davon ab, das ist ja auch so ein bisschen der Guerilla-Anteil, wir gucken, was es vor Ort für Möglichkeiten gibt. Mal haben wir eine vollausgestattete Küche, mal hat man nur einen Raum, wo serviert wird und dementsprechend passen wir dann das, was wir entweder mitbringen oder vor Ort machen, individuell an. Und das kann ein bisschen aufwendiger sein, das kann aber auch ganz einfach sein. Für uns steht ja im Vordergrund, dass die Leute mitnehmen, Bier ist mehr als Pils, Export, Weizen und man kann auch ganz, ganz tolle Kombinationen mit einem schönen Essen, mit schönen Gerichten machen.

Markus: Habt ihr da vielleicht gerade so ein Beispiel mal im Kopf? Also wenn wir jetzt so Hörer: innen da draußen haben, die sich jetzt versuchen zu überlegen, okay, was könnte ich denn da erleben oder was könnte da in meinen Gaumen sozusagen kommen und mich kitzeln, habt ihr so ein paar Sachen, wo ihr sagt, Mensch, das haben wir vor Kurzem mal gemacht, so und so und so würde das ausschauen oder so, so war das, so haben die Leute reagiert, irgendwie so?

Alex: Ja, also da fällt mir gleich was ein. Gerade bei unserer ersten großen Veranstaltung, wo wir organisiert hatten, hatte der Nils einen ganz tollen Nachtisch gemacht. Der ist mir so in Erinnerung geblieben, das hat der Nils richtig geil rausgesucht. Also eins kurz dazu, wir machen, wenn wir so ein Menü machen, 4-, auch 5- oder 6-Gänge-Menü und jeder von uns überlegt sich da was und wir kreieren diesen ganzen Menüablauf zusammen, ja, aber jeder ist so ein bisschen federführend für den einzelnen Gang dann verantwortlich. Und in dem Fall war es der Nils und der hat sich überlegt, ein American Cheesecake zu machen und den einmal mit einem Topping mit Himbeeren und einmal mit einem Topping aus Karamell. Und das gab es beides gleichzeitig auf dem Teller und dazu 2 verschiedene Biere, einmal ein französisches Fondaudége und einmal ein, was war es, hilf mir noch mal kurz, ein Brown Ale, glaube ich, war es.

Nils: Genau.

Alex: Ja, ein Brown Ale dazu. Und natürlich holst du dann mit dem Bier, weil Himbeeren und Himbeeren und Karamell und Brown Ale, ist ja ähnlich, beides zusammen perfekt, ja. Und das ist das, was der Nils vorhin gesagt hat, die Leute sollen sich drauf einlassen. Was ich aber richtig cool finde und was sich der Nils da überlegt hat war, jetzt in diesem Moment sollen die Leute anfangen, die Biere zu vertauschen und dann mal gucken, was mit dem Geschmack passiert. Und alle saßen plötzlich am Tisch und waren baff und wussten nicht, was gerade passiert im Mund, weil plötzlich die Aromen so miteinander harmonisieren, dass das Fondaudége mit der Karamellsoße und die Himbeersoße plötzlich mit dem Brown Ale solche Geschmacksexplosionen im Mund erzeugen, Wahnsinn.

Markus: Das ist gemein, jetzt kriege ich Hunger. Nein, alles gut.

Alex: Entschuldigung.

Markus: Ja, wunderbar, also ich meine, das ist ein tolles Beispiel. Und ich glaube, das ist ja auch so ein bisschen der Punkt, dass man den Leuten wirklich einerseits ein bisschen, ja, Wege öffnet, ihren eigenen Genuss, ihr eigenes Koordinatensystem da im Mund so überhaupt mal zu erleben und zu erforschen und dann eben auch anzufangen zu experimentieren und bewusst genießen, bewusst eben sich drauf einzulassen, was habe ich hier auf meinem Teller, in meinem Glas, was macht das zusammen. Und sich dann eben auch auf Leute einzulassen, die dann vielleicht noch was dazu erzählen und einem das ein bisschen näherbringen, das ist natürlich schon richtig schön. Ihr habt ja zum Beispiel das auch in Romrod gemacht beim HBCon, wie war denn da so das Echo der eher vielleicht, sage ich mal, zahlendeckenden Hobbybrauer? Also das sind ja normalerweise eher so Ingenieure und so, die sind ja nicht so kreativ oder merkt man da, da ist dann doch eine Affinität auch da?

Nils: Ich glaube, da gibt es eine immer größer werdende Gruppe an Leuten, die sich das Thema verschiedene Aromen ganz gut vorstellen können, also wir waren das 1. sowie auch das 2. Mal komplett ausgebucht. Und was ich besonders schön fand war, das ist ja immer noch eine stark männerdominierte Thematik, aber, ich glaube, in unserem Kurs war mit der höchste Frauenanteil. Und das fand ich auch besonders schön, dass, ja, viele Paare, aber auch einzelne Brauerinnen und Brauer dann zu uns gefunden haben oder bei uns eingefunden haben. Und, ja, das Schöne ist ja an dieser Atmosphäre wie bei Freunden, dass man gar nicht so das Gefühl hat, das ist jetzt so eine steife Veranstaltung, da vorne ist der Experte, der sagt mir, was ich jetzt zu schmecken habe und der sagt mir, was ich jetzt zu riechen habe, sondern wir versuchen da ja immer so ein bisschen dieses Gespräch anzuregen.

Markus: Also die Leute so ein bisschen auf den Genusstrichter zu bringen sozusagen.

Nils: Genau, richtig.

Alex: Auch mal zu fragen, nicht, du sollst jetzt das und das schmecken oder schmeckst du das jetzt, sondern, was schmeckst du denn? Und eine Sache war uns, genau, bei diesem gesamten Konzept auch immer ganz wichtig, um diesen bei-Freunden-Charakter noch mal ein bisschen zu unterstützen, es sollte immer an einem großen Tisch, also an einer Tafel stattfinden, dass die Leute, während sie das genießen oder diese Veranstaltung genießen, miteinander ins Gespräch kommen können, auch wenn wir jetzt mal nichts zu sagen haben, ja. Also wir sind vielleicht die Brückenbauer, jemand, der es anregt, so, hej, was empfindest du gerade. Und das Schöne ist, dass das gleich bei der 1. Veranstaltung in Romrod schon echt genauso funktioniert hat, wie wir uns das überlegt haben. Klar, am Anfang sind sie alle ein bisschen ruhiger und so, wissen jetzt ja auch noch nicht, was auf einen zukommt, aber so nach dem 1-, 2.-Gang war plötzlich da an dem Tisch ein reges Miteinanderreden und Philosophieren, das war toll. Also das hat Nils und mich nach der ersten Veranstaltung so toll abgeholt, dass genau das Konzept, was wir uns überlegt haben, einfach so wunderbar funktioniert, die Leute sind froh und haben eine tolle Zeit.

Nils: Und bei der HBCon war es noch besonders, weil wir da ja nicht Leute vor uns sitzen haben, die von dieser ganzen Bierwelt noch nichts wissen, sondern das waren ja alles im Prinzip schon auf der Bierseite Experten. Aber ich habe noch so einen O-Ton im Kopf, wir hatten da bei der ersten HBCon-Veranstaltung, hatten wir ein Rote-Bete-Carpaccio gemacht zu einem belgischen Faro und ich hatte eine Rückmeldung, da hat eine Hobbybrauerin gesagt: „Also Rote Beete roh zu essen, das habe ich mir noch nie überlegt. Das war aber so toll, auch speziell mit dem Faro, das nehme ich mit nachhause.“ Das heißt, wir haben da die Leute nicht von der Bierseite abgeholt unbedingt, aber von der Genussseite und das war da ganz besonders.

Markus: Sehr, sehr spannend zu hören. Und man merkt eben auch, dass man Leute da durchaus noch überraschen kann, selbst wenn sie schon ein paar Jährchen auf diesem Planeten waren. Wie ist es denn von der Bierseite her, habt ihr da dann auch so, ja, euch neue Welten erschlossen und seid ihr da immer wieder unterwegs, da einfach zu schauen, was es noch an Neuigkeiten gibt oder versucht ihr da eher ein bisschen klassisch unterwegs zu sein, was ist da so euer Ansatz?

Alex: Nee, also Nils und ich, wir haben uns schon auch sehr den Belgiern verschrieben. Nee, man muss eigentlich sagen, die Belgier sind halt natürlich sehr harmonisch zu essen, ja, also egal, welche belgischen Biere sind. Aber man kann da genauso offen mit allen umgehen, also wir haben jetzt auch viele britische Biere schon eingebaut, auch deutsche Biere. Zum Beispiel ein Urquell Pils, ja, da haben uns einen Biercocktail überlegt mit Gin und Gurke und ein bisschen Urquell, was mega zusammenpasst. Und das wären jetzt zum Beispiel Sachen, wo wir dann mit dem Bier was machen und nicht nur dazu kredenzen und so gibt es ganz viele Sachen. Und klar, auch unser Horizont möchte auch immer weiter gefördert werden und das bauen wir da mit ein.

Nils: Ja, ich glaube, ich habe schon ein paarmal gehört, du hast eine Sammlung, glaube ich, in der Garage an Bieren oder in einem extra Raum.

Markus: Ja.

Nils: Und so ist es bei mir zumindest auch.

Alex: Ja, bei mir auch.

Nils: Also ich lebe hier in Stuttgart in einem denkmalgeschützten Gebäude, das hat noch so eine zweite Kelleretage, wo kein Betonboden drin ist, sondern Sand und eine konstante Temperatur von so 12, 15 Grad das ganze Jahr über. Und da wird die Sammlung immer größer und größer, also speziell bei ein bisschen hochprozentigeren Bieren oder eben Sauerbieren. Und da, ja, ist es immer schön runterzugehen, sich das Bier holen zu können zu dem, was man gerade kocht oder einfach runterzugehen und sich inspirieren zu lassen und sagen, auf welche Flasche habe ich den heute mal Lust und im zweiten Schritt dann zu überlegen, was kann ich denn dazu kochen oder dazu zubereiten. Und insofern sind wir da, glaube ich, beide überhaupt nicht auf irgendwelche Bierstile festgelegt. Wie der Alex schon gesagt hat, die belgische Bierwelt ist natürlich von der Aromenseite sehr, sehr breit, aber wenn wir links und rechts was finden, was spannend ist, dann versuchen wir das auch gleich miteinzubauen.

Markus: Das ist natürlich sehr schön. Gibt es denn irgendwelche Regeln, nach denen man da vorgeht? Also so, keine Ahnung, wenn ich jetzt ein Pils habe, ihr habt gerade gesagt, das mit Gurke und Gin, finde ich total spannend. Also vielleicht, wenn ihr ein Rezept auch verratet, freuen wir uns natürlich. Aber wie kommt man da drauf, sind das Ideen, die spontan kommen, ist es Erfahrung, ist es Ausprobieren oder wie macht ihr das?

Alex: Ja, also ich glaube, für mich ist das echt immer Gehirnfürze, sage ich da so gern mal dazu. Ich habe einfach Ideen, ja und ich muss es dann mal testen, ja. Ich habe einfach die Muse, mich da auch rein zu fuchsen oder wir beide haben da die Muse, ja. Und eins der großen Highlights ist auch immer, dass Nils und ich uns bei mir dann oder bei ihm dann in der Küche treffen und dann neue Sachen da miteinander kochen und ausprobieren und solche Sachen machen.

Nils: Aber das Witzige ist, wir ticken schon komplett unterschiedlich. Also ich bin eher so der Zahlen-, Regeln-, Faktenmensch.

Alex: Wie Markus das vorhin das sagte, du bist der Hobbybrauer, der Zahlen, Fakten und so weiter will und ich bin eher der Kreative, Bierbrauer, Koch.

Nils: Genau und das führt aber dann immer zu spannenden Diskussionen und auch in beide Richtungen dann mal noch, ja, zu neuen Ideen oder Einfällen. Also, ich meine, du hast das ja hier im Podcast schon mit vielen Leuten diskutiert, wie man das macht. Da gibt es auch diverse Bücher, über die Geschmäcker erst zu gehen und dann im zweiten Schritt sich noch die Aromen des Gerichts und des Bieres zur Brust zu nehmen. Also so komme ich in der Regel und der Alex macht das aus dem Bauch heraus, mit Gefühl. Und meistens ist es dann so, dass wir am Ende entweder mehrere Gerichtsvariationsideen haben oder eben zu einem Gericht mehrere Biervariationen. Und das ist eben das, was der Alex eben beschrieben hat, dann setzen wir uns hin und probieren das einmal aus und meistens haben wir dann einen Matchwinner. Aber es kommt auch immer mal wieder vor, dass der Alex sagt, nee, ich fand das einen Ticken besser mit dem Bier und ich sage, ich fand die Säure dort oder die Süße dort oder die Aromatik in dem ein oder anderen Punkt einen Tick besser, und dann schreiben wir beides auf in unsere Rezeptsammlung.

Markus: Das heißt also, da kommt irgendwann mal so ein ganz, ganz dickes Buch raus, oder, mit ganz vielen tollen Rezepten.

Nils: Ja.

Alex: Ja, wir haben schon angefangen mit Schreiben. Entschuldigung, ich wollte nicht teasern.

Markus: Ja, ein kleiner Mini-Spoiler, das ist völlig in Ordnung. Da schreiben sich bestimmt schon ganz viele auf die Warteliste dann praktisch rein. Apropos, gibt es denn da Leute, die profitieren, so eure Angehörigen oder sowas, die dann eben auch mitprobieren können und dann glücklich sind über diese Entwicklung?

Nils: Ja, auf jeden Fall.

Alex: Ach, ich glaube schon.

Nils: Wir machen ja meistens im kleinen Familienkreis, also mit unseren beiden Familien dann so Kochabende oder Kochtage, Wochen, je nachdem, wie aufwendig das wird. Also im nächsten Familienkreis auf jeden Fall und wir versuchen auch, hier und da mal Freunde mit einzuladen.

Alex: Wir überlegen uns einmal pro Jahr eine Menüfolge und das wollten wir immer ein Jahr lang durchziehen und dann gibt es ein Jahr drauf wieder was Neues, sodass es eigentlich für die HBCon oder auch für andere Veranstaltungen ein Jahr immer das Gleiche gibt, aber dann halt nächstes Jahr wieder was Neues. Und da laden wir zum Beispiel jedes Jahr im Januar den Hobbybrauerverein hier aus Stuttgart ein, die dann da kommen können und mit uns das als Generalprobe probieren. Und dann natürlich wollen wir auch partizipieren mit denen, was gefällt denen dann besser. Also da sitzen dann noch mehr Nerds zusammen als nur der Nils und ich und da können wir wirklich mit Freunden dann darüber sprechen. Und das machen wir jetzt auch schon, ich glaube, dass 3. Jahr.

Markus: Das ist ja spannend. Also es gibt sozusagen ein Jahresmenü, was immer gleich ist?

Alex: Ja.

Markus: Aha.

Nils: Ja.

Markus: Und wie kann man das überhaupt buchen, also wenn ich jetzt mal nicht beim HBCon bin und möchte das erleben, wie funktioniert sowas?

Alex: Also, wenn du Räumlichkeiten hast, ein bisschen, ich sage jetzt mal, ein bisschen Kochmöglichkeiten und ab 10 Leuten, 15 Leuten aufwärts, kriegen wir das hin.

Markus: Das klingt doch nach einem Plan. Und da könnte auch jeder, der jetzt hier so zuhört, sagen, Mensch, wenn ich das zum Beispiel meinem Freund zum Geburtstag schenken möchte oder meiner Mutter zum Hochzeitstag oder was weiß ich, dann kann man euch da buchen oder wie funktioniert das?

Nils: Also schreibt uns gerne mal an über Instagram, wir machen das ja beide als Hobby, da muss man immer gucken, wie es passt. Aber grundsätzlich sind wir Anfragen gegenüber offen, oder, Alex?

Alex: Also das ist gerade das Thema mit dem ersten Mal, da haben wir halt die Möglichkeit, bei mir im Restaurant, wo ich ja der Brauer bin von der Brauerei, haben wir die Möglichkeit, halt dort das immer auszuprobieren, das ist immer ganz toll. Und wenn wir das dann woanders machen wollen, dann ist das auch kein Problem, dann kochen wir halt das, was vorgekocht werden kann, bereiten wir zuhause vor und wir kommen dann und können dann dort alles zusammen fertigmachen.

Markus: Da hast du gerade noch ein Stichwort gesagt, das haben wir vorhin fast ein vergessen, ich glaube, wir haben noch gar nicht über deine, in Anführungsstrichen, Brauerei gesprochen, oder?

Alex: Ja.

Markus: Magst du uns das noch mal kurz vorstellen?

Alex: Herzlich gerne, ja, gerne. Also ich bin mittlerweile vom Hobbybrauer, bin ich zum berufstätigen Brauer geworden und bin jetzt seit 5 Jahren in Esslingen in einer alteingesessenen Brauerei, Wirtshausbrauerei, der Brauer. Der Einzige allerdings, also da gibt es keinen anderen Mitarbeiter, da bin ich der Einzige.

Markus: Du darfst gerne sagen, wie der Laden heißt.

Alex: Zum Schwanen heißt das, ja.

Markus: Okay. Und da brauchst du, also bist du verantwortlich für die Biere?

Alex: Ja, richtig, genau. Also ich habe da eine 1.500-Liter-Anlage und braue da, ich nenne das jetzt mal normale Biere, aber auch gerade schon ein bisschen ein paar andere Sachen. Also wir haben da schon alle möglichen Imperial Stouts und solche Sachen schon probiert.

Markus: Na, das ist ja perfekt, dann habt ihr ein Bierlabor sozusagen zum Ausprobieren von Bieren eben da auch noch.

Alex: Genau.

Markus: Sehr cool. Das ist natürlich eine tolle Kombination, wenn man das noch in der Hinterhand hat, sehr schön. Und Nils war da aber dann auch schon mal zumindest irgendwie mit dabei?

Alex: Ja, der hat auch schon mitgeholfen.

Markus: Das ist doch sehr schön, ja, also das ist doch schon mal cool. Und wenn du jetzt eben sagst, also du hast den Sprung quasi zum Hauptberuf Brauer gewagt und wenn das jetzt mit den Beerkitchenguerillas so einen schönen Start nimmt, könnt ihr euch da durchaus vorstellen, dass das mal mehr wird oder dass man es zumindest mal ein bisschen kommerzieller anbietet?

Alex: Also bei mir, denke ich, schon. Nils, ich glaube, bei dir eher Nils oder wie?

Nils: Ja, also es ist ja nach wie vor, ich sage mal, so eine Art Pionierarbeit, die wir hier leisten. Weil, das haben wir auch schon ein paarmal, glaube ich, diskutiert in verschiedenen Podcast-Formaten oder ich habe es auch bei dir ein paarmal gehört, Markus, dass Bier in Deutschland leider viel zu günstig ist und speziell, wenn man dann die normalen Pfade verlässt und auch mal teurere, exklusivere Biere versucht, in solch einem Format einzubauen, dann kommt man immer relativ schnell an Grenze, was die Leute bereit sind, dafür zu bezahlen, und für Gastronomie an sich sowieso. Was will ich damit sagen, es ist einfach ein hartes Umfeld, um da wirklich seinen Lebensunterhalt mit zu bestreiten, von daher muss man immer so ein bisschen abwägen. Aber Spaß machen tut es auf jeden Fall und wenn wir damit noch mehr Leuten ein Biererweckungsmoment verpassen können oder ein Aromen- und Genusserweckungsmoment mit Bier verpassen können, dann freuen wir uns natürlich.

Markus: Ja, das stimmt. Und ich glaube, es ist auch ein ganz wichtiger Punkt, dass man sich eben die Freude dran behält. Also wenn, ich glaube, das ist dann die Gefahr ansonsten, wenn man das dann zu sehr forciert und umswitcht, dass es dann eher zur Belastung wird als zur Lust und dann ist es ja auch blöd. Und genau davon lebt es ja eigentlich, dass ihr das ja mit ganz viel Lust an der Sache macht und eben Leute begeistert und Leute überzeugt. Und, ja, vielleicht eine Frage noch, weil du es am Anfang gesagt hast, Nils, dass ihr ja auch überlegt habt, eben gerade die höherpreisige Gastronomie anzugehen. Habt ihr denn da mal Versuchsballons gestartet, eben zu kooperieren oder mal überhaupt darein zukommen oder denen das ein bisschen schmackhaft zu machen?

Nils: Also ich habe so ein bisschen den Gastronomiequerulanten hier in Stuttgart gemacht. Wir haben ja verschiedene Sterne-Gastronomien hier und direkt um die Ecke bei mir zuhause, wo ich wohne, ist ein 1-Sterner, da habe ich meiner Frau zum Geburtstag mal einen Abend geschenkt. Und da habe ich dann vorher angerufen und gefragt, ob sie neben der Weinbegleitung auch eine Bierbegleitung anbieten, und da kam dann ein nein zurück. Dann habe ich gesagt, das könnte ich übernehmen. Und da haben sie gesagt, sowas bieten sie nicht an, sowas machen sie nicht. Da habe ich gesagt, gut, dann wird meine Frau mit ihrer Freundin kommen, ich bleibe zuhause.

Markus: Das ist krass!

Nils: Und wir haben das noch ein 2. Mal ausprobiert bei einem anderen 1-Sterner. Da sind wir dann beide zusammen Essen gewesen und haben dann mit dem Sommelier am Tisch ein bisschen versucht, die Diskussion anzufangen. Das war eigentlich eine ganz nette Anekdote, weil, ich bin davon ausgegangen, es ist ein gehobenes Restaurant und der Sommelier kam an den Tisch und hat gefragt, ob wir einen Aperitif wollen? Und wir haben gesagt, ja, was können Sie denn anbieten? Da hat er meine Frau angeschaut und gesagt, ja, vielleicht, wir hätten einen schönen Champagner da. Hat sie gesagt, ja, super, nehme ich. Und ich habe ein bisschen gezögert, er hat dann gesagt, ja, möchten Sie vielleicht ein Bier trinken so als Aperitif? Ich habe gesagt, ja, super. Und dann ist der Sommelier quasi schon wieder auf dem Weg gewesen zum nächsten Tisch oder eben auch, um die Getränke zu holen und da hat meine Frau gefragt, willst du gar nicht wissen, was das für ein Bier ist? Und da habe ich gesagt, naja wir sind hier in einem Sternerestaurant, das wird schon was Schönes sein. Und das hat er so ein bisschen noch gehört und hat dann gesagt, naja, wir haben das lokale Lagerbier hier von der Brauerei. Und dann habe ich gesagt, ah, dann würde ich vielleicht auch den Champagner nehmen. Und dann war er ein bisschen irritiert und dann sind wir aber ins Gespräch gekommen und er fand das Thema auch ganz spannend. Aber er hat auch gesagt dann im Endeffekt, wir haben dann auch länger uns unterhalten noch und er hat gesagt, er findet es ganz spannend, aber es ist schwierig, das in die Köpfe reinzukriegen und auch das anzubieten, also A) Sommeliers zu finden, die beides können im Zweifel. Also sie haben den Fokus auf Wein, aber die dann das Thema Bier noch mitspielen können. Und eben auch, wie ich es eben schon gesagt habe, die Bereitschaft der Kundschaft, das so zu substituieren und aber dann einen ähnlichen Preis zu bezahlen, das ist ganz schwierig. Und da müssen wir immer weiter dran arbeiten. Ich habe mal den Podcast gehört mit dem, na, wie heißt er, der Küchenbulle und der hat gesagt, bei ihm in der Bullerei können die Leute gerne kommen und gegen ein Korkgeld auch ihre eigenen Getränke mitbringen. Das ist so das Ziel für das nächste Mal, da lasse ich das Menü mal anschauen und bringe dann eigene Biere mit, mal gucken, was das dann für Reaktionen hervorruft, mal schauen.

Alex: Ja, vielleicht möchte der Sommelier ja dann da mal mitprobieren, also der Sommelier vor Ort.

Markus: Also wir haben hier ein Restaurant, der hat zwar keinen Stern, aber bemüht sich. Und da, ach Gott, da habe ich vor vielen, vielen Jahren mal für eine Gruppe ein Bier-Tasting am Nachmittag gemacht, weil es auch ein Hotel ist. Und die waren eben da im Hotel und wollten das machen und hatten dann eben gefragt, ob wir es da in den Räumlichkeiten machen können. Und dann haben wir das gemacht und da war der Weinsommelier von dem Laden an dem Tag eben da und hat dann so ein bisschen rein stibitzt und ich habe ihn dann natürlich probieren lassen und so sind wir ins Gespräch gekommen und haben uns da auch ein bisschen angefreundet und immer mal wieder treffen wir uns da. Und da ist das sehr ähnlich, also der hat auch großes Interesse an dem Thema Bier und wir hatten auch schon mal überlegt, ob wir vielleicht so eine Kombiveranstaltung mal machen oder irgendwie so. Aber es ist wirklich, es ist einerseits die Wertigkeit, die Bereitschaft der Leute, dann auch eine Wertigkeit eben zu bezahlen unterm Strich. Und natürlich letzten Endes auch gibt es da immer die Leute, die dann die Gastronomien führen, die Inhaber, die da auch oft noch so eine Berührungsproblematik irgendwie haben. Und das ist in der Tat nicht so einfach, also finde ich auch sehr schwierig und schade. Und wie ihr schon sagt, da gibt es halt einfach das örtliche Lagerbier oder eins der örtlichen Lagerbiere ohne Liebe jetzt und beim Wein machen sie halt einen riesen Zirkus und haben, was weiß ich, 20 verschiedene Rieslinge, wo man sich dann auch irgendwie fragt, ob es das braucht, aber egal. Also das ist schon irgendwie, ja, also ist schwierig. Und tatsächlich sind die Sommeliers oft erstaunlich offen, aber natürlich irgendwie auch in ihrem Ding gefangen, für dass sie dann letzten Endes auch bezahlt werden, das ist auch so ein Thema dabei.

Nils: Ja, also das kommt auch hin und wieder mal vor. Also als Biersommelier, da gibt es auf der Biersommelier.org-Seite ja auch so eine Möglichkeit, sein Profil dort öffentlich zu stellen. Das habe ich gemacht und da gibt es immer mal wieder auch Anfragen von Gastronomen, aber die haben dann leider recht oder oft recht eingeschränkte Ideen, was sie da machen. Also sie sagen dann, ja, wir haben von der Brauerei hier bei uns diese 3 Biere am Hanh und damit möchte ich jetzt was machen, das ist ein Pils, ein Export und ein Weizen. Und dann kommt man ein bisschen ins Gespräch und sagt, naja, da könnte man auch mehr draus machen, da könnte man vielleicht auch ein bisschen was Schickeres machen, aber da scheitert es dann direkt dran. Nee, nee, also wir haben die Biere, die wir hier am Hahn haben von der Brauerei, die uns auch die Ausstattung hierhin gestellt hat und damit müssen wir auskommen.

Alex: Es hapert halt schon leider, also eigentlich muss man ja sagen, die Brauereien haben sich ja die Restaurants so hingezogen in den letzten Jahrzehnten, meiner Meinung nach, mit den ganzen Krediten jetzt, wie du gerade angesprochen hast, mit der Ausstattung und so. Das verpflichtet natürlich, die Biere der jeweiligen oder des jeweiligen Geldgebers, also der Brauerei zu verkaufen und dadurch bist du gar nicht mehr frei, ja. Weine sind natürlich offen und da gehst du rum, da kannst du dich reinfuchsen. Da nimmst du von dem Weingut, nimmst du 3, 4 Sorten, von anderen noch mal 3, 4 und das machst du 2-mal, 3-mal und dann hast du eine schöne Weinkarte zusammen und beim Bier bist du hat eingeschränkt.

Markus: Ja, nee, das stimmt. Und ich finde auch manchmal, wenn man dann zum Beispiel so eine Weinprobe oder so mitmacht, das ist dann immer, wenn man überlegt, wie wir das oft machen und wie viel Mühe man sich da oft gibt, finde ich das oft ziemlich banal, ne. Also da sagen sie, stellen sie sich halt hin und wiederholen mehr oder weniger den Werbeslogan, den der Winzer halt entsprechend von sich gibt. Aber so wirklich auf die Themen, die ihr jetzt auch gerade insgesamt bearbeitet, also Geschmack, Genuss, Aromen, die Vielfalt, da wirklich tiefer reinzugehen mit den Leuten, das so ein bisschen zu erarbeiten, denen ihren eigenen Geschmack, ihren Gaumen zu entwickeln und zu entdecken, das passiert da auch oft nicht so. Das fand ich auch krass, vor allem, wenn man dann überlegt, wie viel Leute bereit sind, für solche Weinproben zu bezahlen.

Alex: Ja und vor allem, wie viel sie dafür bezahlen so.

Nils: Das ist aber auch ein ganz guter Ansatzpunkt im Prinzip. Also ich war Letztens hier in einem kleinen Weinfachgeschäft in Stuttgart, OFF GRID heißen die und die hatten die Brauerei Kemker zu Besuch. Und gerade so, ja, Rotbiere oder eben auch Göse oder Framboise-Biere, Sauerbiere, das sind so Biere, die holt dann schon ein Stück weit Naturweinliebhaber wieder ab und da kann man versuchen, vielleicht mal von der Seite auch anzuknüpfen. Also ich war da als Gast, aber ich fand die Veranstaltung total spannend, da wurden neben den Kemker-Bieren auch viele Weine probiert. Und am Ende des Abends haben ein paar Leute eben noch den ein oder anderen Special ausgepackt von Tre Fontane oder von Cantillion und das hat die Weinleute komplett begeistert und die fanden das total spannend. Und da kann man vielleicht von der Seite noch mal versuchen ranzukommen und da auch so ein bisschen einen Weg in die Weinwelt zu finden oder die Weinwelt so ein bisschen in die Bierwelt zu überführen.

Markus: Cool! Ja, so muss das eigentlich sein, ne, im Idealfall das auch ein bisschen zusammenzuführen, weil, ich meine, im Grunde geht es ja beiden Zielgruppen darum, einfach eben zu genießen und Aromen zu erleben und sich ja auch von diesen natürlichen Lebensmitteln so ein bisschen begeistern zu lassen, und da geht mit Wein ja auch viel. Wenngleich wir ja auch alle wissen, dass Bier mehr Aromen hat, aber lassen wir das mal, wie auch immer.

Nils: Nee, ich glaube aber, das ist Teil des Problems so ein bisschen, dass man sich so gegenseitig immer so ein bisschen foppt und stichelt, anstatt zu sagen, hej, lass uns mal was Cooles zusammenmachen. Aber, ja, also wir sind da in alle Richtungen offen und nutzen jede Gelegenheit, die sich bietet, den Leuten das Thema Bier in seiner Vielfalt näherzubringen. Und wie gesagt, also es war eine spannende Veranstaltung. Auch das, was du eben gesagt hast, da ging es dann teilweise mehr darum, möglichst viele Sachen zu probieren, als sich mit den Aromen der einzelnen Sachen zu beschäftigen, das fand ich ein bisschen schade, aber ansonsten war das eine super tolle Veranstaltung. Und, ja, es tut uns auch, glaube ich, ganz gut, mal hier und da so ein bisschen die Weine zu probieren, einfach, um auch mit den Kollegen besser auf Augenhöhe reden zu können.

Markus: Das stimmt auf jeden Fall. Apropos, hast du denn mit den Spirituosen dann komplett aufgehört zu denken oder bist du da irgendwie noch dran?

Alex: Jein, jein. Also ich habe ja vorhin gesagt, ich habe diesen Gin-Pils-Cocktail mir überlegt, ja, das finde ich auch sehr interessant. Whisky bin ich nach wie vor auch ein Liebhaber von, aber ich habe es leider noch nie geschafft, einen zu machen, ja. Aber es gibt gerade was bei mir im Tank, was eventuell dafür verwendet werden könnte, mal schauen. Also ich habe da auch in meiner Brauerei ein paar Projekte noch am Start. Also auch vor 1 Jahr haben wir angefangen, Sauerbier zu machen, da liegen jetzt auch schon 2.500 Liter Sauerbier rum, mal gucken, was die Zukunft so bringt.

Markus: Das klingt doch auf jeden Fall spannend. Aber das Equipment zum Destillieren hättest du oder müsstest du da irgendwohin?

Alex: Nee, nee, das habe ich nicht. Aber ich habe einen Bekannten, den ich in der Ausbildung zum Ausbilder, also ich habe meinen Ausbilderschein für Brauer und Mälzer auch schon gemacht, den habe ich da kennengelernt. Dem seine Familie hat eine Brennerei und mit dem habe ich ein bisschen angebandelt und der hat die Möglichkeit, sowas zu machen.

Markus: Perfekt!

Alex: Ich würde das Bier brauen und er destilliert es dann.

Markus: Wunderbar, na, das verheißt ja auch Gutes. Und ich muss ja auch sagen, das Spannende ist ja, man kann Spirituosen dann wiederum auch relativ gut in der Küche verwenden, also sowohl direkt als Zutat oder dann zum Beispiel auch einfach aus so einem Bestäuber raus oder Zerstäuber raus am Ende zum Beispiel auf so einen Salat noch mal obendrauf oder auf einen Fisch oder wie auch immer. Das sind so tolle Möglichkeiten, die man da hat, das ist durchaus auch sehr spannend, gerade in der Küche.

Nils: Ich fürchte, jetzt hast du dem Alex noch mal einen ganz anderen Floh ins Ohr gesetzt, er ist auch unser Mister Equipment nämlich.

Alex: Ja, aber, also hier in Stuttgart gab es vor der ganzen Craftbeer-Bewegung und so weiter, schon eine ganz kleine Brauerei, eine ganz, ganz tolle Brauerei, die nennt sich Cast, also Ca für Californien und st für Stuttgart, und leider ist die geschlossen worden. Und ich habe die Möglichkeit gehabt, die letzten Bestände an Flaschenbier dort aufzukaufen, ja. Und das waren Scotch Ale und verschiedene andere Sachen. Und da sind auch Sachen einfach nach den Jahren jetzt sauer geworden, aber ich mache daraus gerade, also aus einem Barley Wine zum Beispiel mache ich ein Bierbalsam, da liegen auch schon 50 Liter im Holzfass.

Markus: Wollte ich gerade sagen, so ein, in Anführungsstrichen, Bieressig im positiven Sinne, das ist ja wunderbar, kann man tolle Sachen damit machen.

Alex: Ja, richtig, weil du das gerade so toll gesagt hast hier mit der Küche und drüber stäuben. Genau, also das ist die Idee, daraus einen schönen Balsam zu machen und das dann vielleicht auch auf dem Tisch bei uns im Restaurant, anstatt Öl ein bisschen da so ein Bierbalsam mit Brot anzubieten.

Markus: Also jetzt hast du mich endgültig hungrig gemacht, aber gut. Wir sind ja auch kurz vor Schluss schon fast angekommen, vielleicht an euch beide noch eine Frage, wenn ihr so entweder ein Rezept oder einen Tipp oder eine Idee jeweils hättet, die ihr vielleicht unseren Hörer: innen so mit auf den Weg geben wollen würdet, was wäre das denn?

Alex: Das weißt du noch gar nicht, Nils, das ist nämlich das nächste Projekt, was ich für Instagram machen möchte, also ein Tiefseegarnelenschäumchen mit einer festen Kräutermayonnaise und dazu Forellenkaviar, das Ganze kombiniert mit einem ganz leckeren New England IPA.

Markus: Jetzt grenzt es an Folter, aber ich bin mal gespannt, wie Nils weitermacht.

Nils: Ich bin bei uns so ein bisschen der Mister Nachtisch, insofern werde ich da jetzt leider was zu sagen. Aber das Erste, was mir wichtig ist, ist, dass man vielleicht erst mal die Hemmung verliert, das überhaupt auszuprobieren, man sollte einfach das mal ausprobieren. Und da kann man sich auch ganz einfach erst mal orientieren, was gibt es denn vielleicht in den Ländern, wo es die Biere gibt, dazu. Also denn das Thema Bier und Essen, das haben wir ja jetzt nicht erst in den 2000er-Jahren erfunden, sondern überall da, wo es etablierte Bierstile gab, haben sich auch passende Speisen dazu gefunden und die sind lokal dann immer recht populär geblieben, ja. Also die Austern und das Stout zum Beispiel oder jetzt bei uns dann eher das Lagerbier und der Schweinebraten oder, oder. Das heißt, man muss gar nicht unbedingt sich jetzt den Kopf zerdenken, was mache ich denn als Erstes, sondern einfach mal die Augen offenhalten, speziell im Ausland mal und gucken und probieren und dann auch selber zuhause einfach mal probieren. Und, ja, einfach so ein bisschen diese Hemmung verlieren und zu sagen, das wird vielleicht nicht perfekt oder es schmeckt vielleicht nicht. Im Zweifel habe ich ein Bier und ein Essen und wenn es nicht zusammenpasst, dann kann ich es sequenziell einfach genießen. Und als Gang, den ich noch empfehlen kann, wo ich auch das Rezept teilen kann, fand ich jetzt ganz toll dieses Jahr bei der HBCon, das war eine Birne, die wir in Rotwein und Gewürzen poschiert haben, mit einem Vanille-Rosmarin-Mascarpone, ein bisschen Walnuss-Crumble drüber und ein Belgian Strong dazu und das war auch eine fantastische Sache. Ist auch ganz einfach zu machen tatsächlich.

Markus: Okay, also jetzt habt ihr mich endgültig, sehr, sehr cool. Also da, ja, das tut mir auch total leid, dass ich es dieses Jahr nicht zur HBCon geschafft habe, jetzt weiß ich auch, warum mir das so leidtut. Aber, nein, also Wahnsinn, da bin ich total gespannt und hoffentlich dann beim nächsten Mal wieder dabei sein zu können und dann die Dinge auch probieren zu können. Und es klingt auf jeden Fall wunder-, wunder-, wunderbar und was ich das letzte Mal probieren konnte, war ja auch wunderbar und das Feedback ist ja auch so. Also dementsprechend Glückwunsch auf jeden Fall zu dieser ganz, ganz tollen Idee und dazu, einfach Leute da mitzunehmen, zu begeistern und auch ein bisschen, ja, wachzumachen vielleicht auch und neugierig zu machen und auf Entdeckungsreisen zu schicken und mitzunehmen, das ist wirklich schön. Und insofern, also danke für diesen kleinen Einblick in eure Welt und vielleicht machen wir noch mal irgendwie so einen Livetalk, wenn wir uns das nächste Mal dann eben sehen, wenn ihr so ein Event macht, weil dann können wir natürlich noch mal ganz konkret auf die Dinge auch eingehen, die ihr da so zaubert, oder?

Nils: Ja, gerne, wir sagen dir Bescheid Anfang des Jahres.

Alex: Ja, gerne.

Markus: Wunderbar.

Alex: Oder lade uns doch einfach ein, dann kommen wir zu dir.

Markus: Ja oder so, eben, das haben wir ja schon besprochen, das wäre durchaus auch eine Idee, weil ich meine letzte Geburtsparty tatsächlich habe ausfallen lassen irgendwie, weil, es hat einfach nicht gepasst, da könnte man es nächstes Mal vielleicht ein bisschen größer aufziehen, warum nicht, schauen wir mal. Perfekt, also auf jeden Fall vielen, vielen Dank für den Einblick in euere Welt so ein bisschen und heute noch eine schöne Zeit, auch wenn leider Gottes zwar offiziell Sommer ist, aber bei uns zumindest in Bamberg fällt der gerade ein bisschen aus, aber wer weiß, vielleicht wird es ja im Laufe des Tages noch. Viel Spaß euch noch.

Nils: Danke.

Alex: Danke schön. Und vielen, vielen Dank für den tollen Podcast.

Markus: Ja.

Nils: Vielen Dank, Markus.

Alex: Tschau.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 39 – Interview with Jef Versele, 6th generation owner at Van Steenberge Brewery, Ertvelde, Belgium

Welcome to a brand-new episode of BierTalk! Today, we’re taking you on a journey to one of Europe’s most iconic beer countries – Belgium. But this isn’t just about beer. It’s about legacy, innovation, and a family that’s been brewing for over six generations. Our guest is Jef Versele, head of the historic Brouwerij Van Steenberge near Ghent. With stories that stretch from horse-drawn beer carts to global success with the legendary Gulden Draak, Jef shares how his brewery survived world wars, family drama, and a changing beer world – all while staying true to its roots. From the wisdom of his grandfather to the strength of a great-grandmother who saved the business, from farmhouse ales to future-facing fermentation projects – this is not just a brewery; it’s a world of beer. So grab a glass, settle in, and join us for a heartfelt and inspiring conversation with one of Belgium’s most passionate brewers…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we’re doing an interesting journey into a neighbouring country, to one of the biggest and most interesting beer countries, we go to Belgium. And we see both an old and a new brewery in the north of Ghent. And it’s also maybe not a brewery or a beer, it’s a whole world of beers. So I’m very excited to meet a sixth-generation brewmaster. So, Jef Versele, great that you are here. Maybe you could introduce yourself a little bit to our listeners?

Jef: Yes, Markus, I’m Jef, Jef Versele. I’m the sixth-generation owner of the Brouwerij Van Steenberge. Our brewery was founded in 1784 and, like I’ve said many times, I don’t think that I have blood in my system, but I have beer in my system. And it’s true.

Markus: Wow, that’s a great story. But if you talk about your birth. So, do you remember when you realised your life would be about beer, about a brewery?

Jef: So, the brewery, for me, it was always holiday. So the brewery was from the side of my mother’s family and, when I was coming to the brewery, it was always like coming to the playground. I was going to visit my grandfather. And the passion that was created through the beer was created through my grandfather. I had an unbelievable respect. He was my ’Godfather’, he was my hero, and I looked up to him. So all my holidays I spent here, from my youth until I was studying. I was always spending my time here in Ertvelde because it was a phenomenal time, as a little child, having a grandfather who was a brewer. And that has always had a lot of impact on me. I had the pleasure of working with him for many years. He died at the age of 94, and I think his last day working was at the age of 93. So this man was phenomenal. He taught me almost everything I know today. And I’m very grateful for that but, like I said, the passion for the beer came more from the passion, or the love, that I have for my grandfather, he was quite an inspiring man.

Markus: So you more or less took over directly from him? Or was there someone in between?

Jef: No, there was somebody in between but, like I said, I worked directly for my grandfather. He also had his son involved in the brewery, the Steenberge. Unfortunately, he was looking for me, it´s like, how you look at it, he was not married, didn’t have any children, and he was more into the properties of the brewery, their own bars. My grandfather was more operating the brewery, so I had much more contact with my grandfather when it came to the brewery than I had with my uncle. And when my grandfather unfortunately disappeared, not that long after that my uncle also stopped operationally in the brewery.

Markus: And do you have some memories of how brewing was in these old times? When you were a child and running through the brewery as a big playground? What were the differences from brewing today?

Jef: It’s day and night. The only thing which is still the same is that we’re at the same location. It’s amazing to see and from time to time I have to be aware of that, what we have changed over the last 25 years, it’s incredible. But you see each stone, each brick you see or you touch in the brewery, it has a history, it has a story. When I was a small child, I remember that we had the horses here on the premises, we had the old brewhouse, we had the maltery, and I think the only building which is still left from all that is a small, old building where we now have a cool generator that’s standing. But all the rest has been changed over the years. But I remember, as a small child, you cannot compare the brewery with like it is today. When I started working here in the brewery in ’99, we had a production of 20,000 hectolitres of beer. Today we produce 185,000, so you can’t compare that any more. I always say, in those days there was more craftsmanship. It was like an art, it was like a true Ambacht Craft. Today it’s a little bit more industrial, so a lot has changed. But, okay, if you walk through the front door, if you view the house of my grandfather, it’s still there, not much from the outside has changed. But if you look closely, it’s a complete new brewery that we installed here in 25 years, which is insane.

Markus: Wow, that’s really the work of a lifetime, another lifetime, if you’re the sixth generation. And for you was it always clear that you would be the owner of the brewery, that you would do that job? Or did you at any time have another idea?

Jef: No, no. Because, like I said, it was from the side of my mother, my father also has a large company that’s producing animal foods for domestic and big animals, it’s quite a large company. It’s called Versele Lager, it’s very international. So there was one thing, I was sure that I was going to be an entrepreneur one day. The question was: was it going to be more into the direction of my father’s business, or more into the direction of my mother’s side of the business. And then if I you have the opportunity between drinking beer or tasting dog foods, the decision was made quite fast. I think that decision was also formed during the period when I started studying. Of course, if you have a brewer as a grandfather, or in the family, it’s always like you’re somebody’s passion. It seems that I always have more friends than other people, because I could provide them with good beer. So I remember this, so it was always a nice story, hey, you don’t have that many brewers, so it was always like you were special, you’d always experience that. We have one of the most beautiful work that exists in the world. I’m lucky that I can practise this beautiful job, because it’s one of a kind. And I’m impassioned by it, and when you’re in a group and nobody knows you, you always have a beautiful story to tell. And certainly like we have. We have a situation where there are not that many family businesses that have existed for that long. That’s what makes us different from a lot of the others, and what makes us also quite unique. I think in Belgium, the oldest brewery is now, for about 13 generations, Brouwerij Roman. So if you tell that that your brewery, our brewery as well, is older than the constitution of the United States, of the creation of Belgium, which is quite phenomenal. So that’s something of which I’m quite proud, and that’s something on which we try to put the emphasis because it makes us different from a lot of other brewers. Yes, indeed.

Markus: Yes, totally. And I’m a little bit, I have the same story sometimes here in Germany where, to be honest, Germany was founded as a country in 1871. So most of the breweries are older. And that also explains why we have so different ways of beer and drinking and whatever in the country. And you could never sit a Berlin guy next to a Munich guy. They would always do something different in terms of beer, just because it’s a different culture. So that’s really interesting, also if you look to Belgium. And when you were talking about your father’s side, the farmhouse, so it also goes a little bit back to the history of the brewery. As far as I know, it was founded as a farmhouse brewery, wasn’t it?

Jef: Yes, we were a farmhouse brewery. So, we were making beer during winter because there was no work on the land. And on top of that, cooling techniques did not exist. So we had to brew during winter. So the type of beer that we were making was like an ‘old brown’, like a sour ale, that was the first beer which we were making. And of course, you needed cold temperature. So the brewing season started in the end of October, November, and finished in March, April when hot weather was coming up again. But in Belgium, you have to know, it’s a little bit like in Germany, but in Belgium, for sure, you could only sell your beer if you also own the pub. So for many years, the policy or the strategy of the brewery was more linked to, yes, the more pubs we have, the bigger the brewery would be.At a certain moment, you should question yourself, what was the real business? Were we real estate managers or were we brewers? So that’s one of those things that I remember very well. So, when I was young, the brewery was run by the bars which were in the property of the brewery. And at that time, we were not only beer makers, but we were also making lemonade and soda drinks and soft drinks. So in our policy it was, the more we could supply the bar, the more the bar was connected to the brewery that has given us a monopoly on what the bar owner had to sell. The reason why we started doing our own lemonades and et cetera is to have full control over the bar. So that has been, for many years, the main policy of our brewery, through time, we were forced to change that policy. I’ll explain it a little bit later, but that’s one of those reasons, which is why it’s quite impressive if you see how it has changed, and how we have been able to adapt ourselves to the situation or to the changing markets. And that’s always what we have been doing. And that’s one of those stories that I always tell, is that our problem is that we’re too big to be small and too small to be big. And that’s one of those issues that we have had during the past and that we have still today: how are we able to adjust ourselves to the changing markets? And that has always been something which we can find back in our complete history. And I always tell it, we are too big to be small and too small to be big. So sometimes it has advantages, but sometimes it’s also the opposite. But to come back to the farming, so we were farmers, we started making a type of ‘old brown’. You also have to know that the situation or the role, or the importance of the bar was much more important than it is today. It was mainly the bar, the comfort in the bar was much better than the comfort that the people had at home on top of that. The water was not drinkable, so people had to drink beer to be safe. So that’s also a completely different situation from what it is today. If you look into our history, like I said, we were founded in 1784. We have a few key points and one of those key points of course was the First World War. In that period the brewery was occupied by the Germans, and the Germans introduced here into our brewery how to make lager beer. And because until that moment we did not have any knowledge of bottom fermentation, of low fermentation, it did not exist in our brewery. But the Germans introduced here how cooling techniques they had already experienced or they had already a lot of knowledge on glycol, ammonia cooling, so that existed already. So they helped us in changing the beer culture a little bit here in our brewery. So then we started to make lager beer and then, if you start making lager beer, okay, your world is changing. And that, combined with a bottle line, gives you a whole other dimension. But before I go that far, you shouldn’t forget that a very important key point in our history was the end of the First World War. In 1918, when the war was over, lots of breweries here in our area were destroyed. You have to know that, before the First World War, in this area and I’m speaking about the area where we are situated, in the north of Ghent. So, the north of Ghent, so then we are between Antwerp and Bruges, so we are up to the northern side, close to the Dutch border. And if you go from the Ghent area up to Bruges, you used to have in this area more than 358 breweries before the First World War. After that, more than 80% disappeared. And also we or the idea existed, is that my great-grandfather, Paul van Steenberge, who was a microbiologist, who was also mayor, he was a senator, he had lots of activities, and one of his activities was the brewery. But just to give you an idea that that man was a very important man. And after one of his meetings, he came home and he told his wife, Margit he told her, “Dear Margit, today I have sold the brewery, and I can become the president of a new formation, which is called the Krüger.” And the Krüger is a brewery which was founded after the First World War and was founded by 19 independent brewers from our area. And he could become the president of the group because his was the biggest brewery at that moment. And for him it was an easy solution because, by being the president of the brewers for a group, he was operationally less involved. And so that would give him more time to spend in politics, because he was very into politics. He was born for that, and he came home and he told his wife, he said, “Margit, today I have sold the brewery.” But Margit said, “Just a moment, Paul, I think you’ve made a mistake. First of all, this is not your brewery, this is my brewery. Its head is my father.” But I tell this as you have to see it in the spirit of the time. Today, we men, we don’t have that much say at home. But in those days, the position of the wife was a little bit different than it is today. And so she said, “No no, this is my brewery. I promised my father that I was born as a brewer’s daughter and I’m going to die as a brewer’s daughter. So you can go back to your friends and tell them that you cannot participate.” And that man was quite stubborn. He said, “If this is the case, I will never set a foot in the brewery again.” And he kept his word. So he never again set foot in the brewery.

But his wife ran the brewery together with her son, my grandfather. And I think that’s one of the most important lessons that he taught me, the first day when I started working here at the brewery. He said, “Jef, you never have the right to sell the brewery. You only have the right to sell the brewery if you’re forced to due to economic circumstances, because you’re responsible for your people who are working here, then you have the authority to do so. But you cannot sell the brewery for your own profit, that’s impossible. And when you sell, at least you need to offer the brewery first to a family member.” So the family member always has the first right to buy the brewery, instead of a third party. And that’s something which he repeated many times. So my grandfather’s philosophy was always the next generation. So, “Jef, what is your mission?” My mission is to hand over the brewery to the seventh generation. That’s the only mission that I have. And he was quite convinced of that. But to come back to my great-grandmother, it’s thanks to her that the brewery still exists. And to honour her, I have put a statue on my rooftop bar. I was inspired by a Flemish artist who is called Jan Fabre. And if you come to the city of Ghent at the Museum of Modern Art, there’s a beautiful statue of a man who’s measuring the clouds. And also from a young child, I was inspired by that man who was measuring the clouds. How can you measure clouds? It’s impossible.

But I was always inspired by that. And I said, “Okay, I will make a statue for my great-grandmother, to honour her and to thank her that it’s thanks to her that the brewery still exists. So I put a beautiful statue on my rooftop bar in which my great-grandmother is sitting on the rooftop bar. And she’s handing over, and she’s saluting all the people who are driving to our beautiful street, the Lindenlaan. I always say this is the Champs Élysées of Ertvelde  and she’s saluting the people with a glass of Augustijn in her hand. And it’s thanks to that powerful woman that the brewery still exists. And that’s a story that I always tell. When I have visitors listen, it’s a history that you have to pass on. It’s how you are working, it’s how important it is. It’s not just an economic mission that you have, but you also have a responsibility of the five generations before you who have built up this business, to continue the story. And that makes us unique and that makes us or makes me very proud. And I hope that I can pass this feeling also onto the next generation because, like I said once already, we have a beautiful profession. We are a product, and that’s what bothers me the most lately, how alcohol comes into the news in a negative way. We have to stop doing that. We have to tell positive stories about our business and what we do for society, and how we bring people together and what we are changing into society. And I think that message is much more important than speaking about the risks of alcohol consumption.

Marjus: Yeah, and maybe also the idea that, when the brewery started, it did not only produce alcoholic beer, it also produced a lot of other beverages. And maybe that’s also part of the solutions, to adapt again to the market, to the new circumstances, and then maybe go back to this.

Jef: Well, that’s for sure. That’s what I’m saying. So, whether you like it or not, I’m convinced that 25% of our market is going to disappear between now and 10 years. So that’s also one of the reasons why I started up a small microbrewery, a test plant, not that far away from the brewery, which is called the Hopspot, in which we are doing lots of new batches, in which we are experimenting with the new styles of beer, which we are doing some development on the level of non-alcoholic, but also kombuchas, protein things and et cetera. Because I think we need to stay into our business and we are good in fermentation. Fermentation, that’s our DNA. So, we are looking now to extend our business with tests on that level. And of course, who knows, maybe between now and three, four years, we will find a product in which I think that we’ll have some potential. But we cannot miss the train. If we miss that train, for me, it’s like standing still or going backwards, and that’s not an option. And there’s no option. We need to continue developing. We need to continue growing. Unfortunately, economics-wise, we need to do this. And, of course, this is lately a little bit more difficult than it was before. Because before, like I said, that 25 years in the business, we had for at least 23, 22 years organic growth. And the world is a village. And we were also ‘surfing’ a little bit on the image of Belgian Beer. I do think that Belgian brewers have made a few mistakes. But okay, good, the image was still there or is still there. But it’s standing under the influence of a lot of very good craft, which is developing everywhere. But it’s up to us to be creative. It’s up to us to be a step ahead and to be like our grandfathers. Like my grandfather was, when he was starting with craft over speciality beer. Today, everybody speaks about doubles, triples, ‘quad’s, eight parts, you name it. But my grandfather was on that level, was a pioneer. Nobody believed in that category, but lucky that he did that, that he changed his philosophy. And the philosophy has been made not because of luxury. The philosophy has been followed due to the necessity of changing. Because if he had not changed, and stayed in the classic lager beer markets, I would not think that I would be sitting here today. I think the brewery would have disappeared already a long time ago.

Markus: Yeah, I think that there’s also some part of this story again, because it’s always necessary to adapt to change. And I see it in some Belgian breweries that also switched first from ale to lager, but then also right in time switched back from lagers to ales to find a new way of surviving, and have their own brand and everything around that. And maybe we can have a little word about your maybe most well-known brand? It’s called the Gulden Draak. And it’s a 10.5% beer, or some of it, it’s a wider range, but maybe you could introduce to us a little bit how that was created, and maybe also a little bit about the name?

Jef: Well, first maybe we should back go a little bit. So, like I said, we ended there at the First World War, when my grandmother decided not to sell the brewery, that it was not for sale.Then of course you have the interbellum, the period between the First and the Second World War, in which it was very difficult for us. And then my grandfather started to see what the impact was of what was changing, what the problem was. So you also have the beginning of the formation of large, larger brewer groups. And okay, you have to compete against bigger players. When you have bigger players, you have more money, when you have more money, you can buy better locations. If you want to have a good bar, you need to have a good location. That’s the most important point. Then, of course, a good bar manager or bar owner. That’s also very important. But the location is also important. So it became very difficult for my grandfather to compete. On top of that, his former brewer colleagues became beer distributors. You also have the start of marketing and development of big brands. The brands are developed, which has an impact also on our business. So we were just selling locally. You then have a certain moment you get competition from Stella. You get competition from Alken-Maas. You get lots of different competitions in which it became very difficult for us. And at some moment, my grandfather was the president of the brewers’ formation. He was the president of the small, middle-sized brewers. And one of his best friends was the owner of the brewery. And he inspired my grandfather. He said, “Mr Jozef, if you want to survive with your brewery, you have to start making speciality beer.” But telling somebody “You have to start making speciality beer”, it’s not that easy. First of all, we did not have any experience. My grandfather said, “Maybe I should give that a try.” We started then first with high fermentation. And then we were very lucky that my grandfather met the Augustinian Order. They were looking for contract brewers. My grandfather won that competition. And like that, we started to make not only high fermentation, but we also started with the refermentation. And we were very lucky that the Augustinian Order had a very famous brew engineer, Janus who was a member of the Augustinian family. And he introduced my grandfather really into the art of high fermentation and refermentation. And all of what we are speaking today, that’s the basics. The basics had been formed by the vision of my grandfather to decide at a certain moment “Oh my God,” as a classic brewer with his own bars, with his own lager beer, “I don’t have any future. I need to change.” And like I said, it was not a change out of luxury, it was a change out of necessity. So that’s how he changed. And he said, “Yeah, I need to give it a try.” And we were lucky that we met the Augustinian Order. And the Augustinian Order insisted that the brew advisor became the advisor of the brewery. And like that, we started to build that culture of high fermentation. And okay, of course, it was also with ups and downs, ups and downs. But okay, we were one of the pioneers. That was us. That was the Brouwerij de Koninck. That was the Brouwerij and those were the first in speciality beer. Then you had the first commercial one, which was then De Honsebrouck, with Kasteelbier, which made a switch. It was really the beginning. And now I’m speaking of the late ’60s, the early ’70s. And then of course, in this area, in the area of Ghent, we were very lucky, because there was also a changing pub culture. You had the, like the beer institutes, all those famous bars. They helped a lot in the development of speciality beer. And before that, it was mainly considered as something which is owned by Trappists or by monks. But you see this, there’s some change. And we were one of the first, my grandfather was one of the first and like I said, my grandfather was a true, authentic brewer. He was always making beer for himself. And he was never satisfied with the result. I remember, every Friday we had the tasting at 11 o’clock. And it was always the same at the end of the tasting, our beer was always the best, it was always the best, I remember. But my grandfather instructed to his brewmaster, he said, “Maybe in this brew you have to change this, or you have to change that.” So he always wanted to improve his beer, to make it better, but if the result was the opposite of the idea that he had, he never complained. He said, “Yeah okay, it’s my fault, I take the responsibility for this.” But he was always eager to change, to make it better. I said, “No. no, grandfather, the posity stopp, don’t touch it, leave it as it is. The customers are happy.” The only problem my grandfather had, like I said, was that he was making beer for himself, he was not making beer for somebody else. So it was his taste or no taste. And he was not a marketer. He didn’t believe in marketing. He didn’t want to spend money on marketing. He he’d believed in the power of a brand, I think we should have been, I think that we missed something. He was always making beer, so that we became a little bit the number one brewery to go to if you want to have your beer produced by us. The main, I would say, my grandfather was always making beer for his friends. And because he was the president of the Brewers’ Associatio, and then he said to this brewery, “Maybe I should make you some speciality beers now.” So he made beer for a lot of his colleagues but, as you know, when it has a certain volume, the colleagues decide to make it themselves, and because it was much more interesting to make it themselves. So that was always the story of our brewery. So we rose, we took a few thousand hectolitres more, so we lost again. Because my grandfather never believed in the brand. But over time that changed, because he saw it as well, he said, “I have to invest a little bit in my brand.” So our main brand has always been Augustijn, but that was regionally. Then in ’86, at a certain moment my grandfather was making a beer for a village close to ours, for the Brouwerij which doesn’t exist any more and they had a beer which was called De Bruegel Bier. They were making Bruegel Bier, and that was for a local music group, he has making that beer. And when he was making the beer, we had our Italian importer on a visit. And he said to my grandfather, “Ah, Mr Jozef, I would like to try this beer.” And my grandfather said, “Yes, you can try it,” and he said, “Oh my, this is phenomenal. This is the best beer I’ve ever drunk.” You have to know, it’s a dark triple, of 10.5 % APV, a dark ’tripel’ of 10.5. Now, I’m speaking of the year ’86, that was insane, huh? But it was very hard to make, so there was one batch. And, like always, my grandfather always said no. “No, I will not make it for you.” But how do you convince a brewer? You convince a brewer by giving him some hectolitres. I would say that we’re ‘prostitutes to volume’. We say no but, if somebody gives you 1000 hectolitres, you say yes. The Italian said to my grandfather, “Listen, Mr Jozef, I’m going to buy 100 hectolitres.” 100 hectolitres in those days, that was like a month’s work. So my grandfather said, “It’s okay.” Then the Italian guy said to my grandfather, “Maybe we should put this beer into a white bottle.” In a white bottle, can you imagine? Nobody had ever come up with that idea. My grandfather said, “Why shouldn’t we try?” And then he named it Gulden Draak, after the statue of the dragon which is on the belfry of the city of Ghent, which I also have a very beautiful story about. So like that, something unique was born. The advantage of this type of beer, and the advantage for a brewery like ours, is that it’s very difficult to make good lager beer. That’s what people always underestimate, how to make consistently good lager beer. For us, our brewery is too small to have consistently very good lager beer. So high fermentation, refermentation was the solution, because our installation was not the best in those days. We had a lot of impact of oxidation on our beer, the impact of oxygen on our way of working was huge. So the refermentation helped us by creating products which have a longer shelf life. And, in the mind of the consumer, that you have, like, ‘living Bier’. The consumer will accept that there are some taste changes over time. In a lager you don’t have that. So this was first, “Oh, good opportunities to come around, with being not the best brew, not having the best equipment.” Then, of course, with a beer like Gulden Draak, which is a beer of 10.5 %, I can tell you that there is nothing that can grow in a beer of 10.5. So, consistently, I think it was the beer which was always good. With Augustijn we have our ups and our downs because, in Augustijn, for the refermentation we use wine yeast, and there we suffered, because we did not have the yeast under control. On top of that, in our brewery today we have six different yeast strengths. Of course, in those days, there was no knowledge, today there’s already a little bit more knowledge, but not everything is known about the yeast culture. And that’s what I’m always saying: “That’s our DNA.” Today as well. In what are we unique? We’re unique because we still propagate our own yeast culture. We have six different types of yeast which we use, of which we use two in the first fermentation and four in the refermentation. But in the refermentation and that is a success, I’m almost convinced, but I have to stay modest), but I think that we are one of the best when it comes to second fermentation. Not only second fermentation in the bottle, but also in the keg. And then we are very blessed that my grandfather brought a wine yeast to our brewery, and the wine yeast can cope much more easily with higher alcohols than the beer yeast does. And that’s the success of Gulden Draak. So, you’re drinking a beer of 10.5, and it doesn’t come in like a beer of 10.5, it comes in like a beer which is quite easy to drink, and that’s due to the refermentation which we do on this beer. If I produced Gulden Draak or Piraat without second fermentation, you would have, like, an alcoholic ‘bomb’. In this you don’t. Yeah, okay, the beer is still strong, but it’s also all in the mind. People drink wine of 14% APV, but drinking beer of 10.5, it’s like a crime, eh? It’s not true. The advantage of that it’s also how we’re trying to position the beer as a barley wine. It’s more like a wine that it is a beer. And of course, like what we’re saying, it’s a living Bier, so we’re convinced it’s good today, and it will be better tomorrow, but I prefer that you drank it yesterday. The advantage for the market-to-be is that you can keep it easily 10, 15, 20 years, it’s capable of it still today. And that’s where I come in, I started in ’99, we were producing 300 hectolitres of Gulden Draak. And my grandfather told me, we were only working four days a week, I said to my grandfather, “You know what? Friday, Saturday, I will sell beer.” I decided quite fast to sell beer abroad. And from the beginning, I travelled a lot to the United States a lot. Why to the States? Because it was a developing beer market. But the biggest advantage is that you have a market there in which you don’t have one account, you always have a chain of accounts. You have 10, 20, 30, 40 restaurants which will support your beer. So with one contract you could supply 40 bars at once. I brought something nobody knew and something new. I said to my grandfather, “I’m only going to sell Gulden Draak”, also because it was unique, a dark triple, and it’s in a white-painted bottle. For the Americans I had to put on the bottle in the beginning: “Watch Out, This Is Not Milk”, because normally a white bottle is a milk bottle, but this one was for ‘Bier’, so I had to put that on the label and we started. And my grandfather said to me, “Jef, you’re crazy. Why are you selling Gulden Draak?” He said, “This beer is too strong. This is beer for people with problems.” I can say today that I’m very happy that there are a lot of people with a lot of problems, hey? So today we produce close to 40,000 hectolitres of Gulden Draak. 40,000. If you had told me that 15 years ago, I would have signed a contract ‘blind’. And I do believe that, for sure, and that’s the proof, we need to be unique in a niche market that we have to operate in. I have to do something that someone else is not doing. If I’m doing something that someone else is doing, I can’t compete, because I will always be too expensive or there will be somebody who can produce more cheaply than we can. But in Gulden Draak we have something unique. Then of course you start to extend the portfolio, so we started with the classic, then I brought the Brewmaster, then I brought the Quad, then we got the Stout, the Smoked, the Fire. Now we do a lot of barrel ageing on that line. I think that maybe now I’m at the maximum extent of the line. But I think that if we’ve achieved something, I think, if I can say so, Gulden Draak is a small, recognised, worldwide brand.

Markus: Yes, it’s a world of beer in itself, and to be honest, I have almost all of them in my cellar, and also some quite old ones. And what I really like is, as you said, you have the wine yeast, and this really gives the beer this wine-like finish, with a little fruitiness, with a little dry tartness. It’s so great, and it makes the drinkability so high, and it’s a very dangerous beer, to be honest, because, as you say, it drinks easily.

Jef: It drinks easily, but it needs some practice, so you get used to it, eh? For me, it’s like a barley wine, it’s the perfect beer. I prefer it when it’s six months’ old, it has so much materialisation that you can keep the beer. I love it. And it goes well with every form of food, certainly with all different types of meat dishes. It also goes very well with blue cheese, it’s a perfect match, a perfect match.

Markus: Absolutely. It’s perfect for food pairing in many ways, we have it a lot in menus. Just one thing for clarification, you said that it was initially, like, a dark triple? You also threw in a ‘barley wine’ term, and now there’s also a version called Quadruple Piraat. So, for all the guys out there who are not so familiar with the differences between these terms, or styles, or however you call it, how would you say the original is or where’s the borderline to, say, a quad or whatever?

Jef: Well, for me, obviously no discussion, it’s a dark triple. Where does the word tripel come from? Tripel means that the brewmaster is going to use three times as much malt as for normal beer. By marketing, in conversation, people think that a double is dark and the triple is blond, that’s not true. So it’s a dark triple, that’s for sure. Its high fermented and it’s refermented. In the brewhouse, what’s special for this beer is that we use. I would only use malt, I can never attempt the alcohol from 10.5, so we need to add quite some beet sugar. I won’t tell you how much sugar we have to put in, because you’ll stop drinking the beer.

Markus: It’s fermented!

Jef: It’s fermented, yes, exactly. And then for the refermentation we use some invert sugar. But for me, for sure it’s a dark triple, no question.

Markus: And where would you say is the borderline to a quad, or maybe a Grand Cru? It’s always hard to define.

Jef: Our own-brand quad us dark, with an extra batch of Municher malt, which is a quad so, four times. For me, we positioned the Grand Cru in the triple. The Grand Cru commercially is a little bit nicer, that’s why we use Grand Cru.

Markus: It’s interesting to see how these names …

Jef: And then you have our barrel-aged beers, which we bring under the Cuvée Prestige. And that’s also the beauty of Gulden Draak. The Gulden Draak is the beer which ages the best, and it’s also a beer which, I’ve done cognac, I’ve done calvados, I’ve done bourbon, so what we do, when the beer comes out of the lager tank, because we don’t pasteurise, fermented. And the problem is, in Gulden Draak, like I said, it’s 21 degrees plateau, the classic Gulden Draak, the Krombach Stout is 25 degrees plateau, right? I can assure you that it’s quite some stress for the yeast culture, that’s why I always repropagate fresh yeast. I cannot cultivate my yeast and re-use the yeast, because the alcohol creates too much stress, and the vitality of the yeast gets attacked. So it cuts back from the start of the propagating I try to have a start VDK of 98% to be sure that our yeast is in top condition. If the yeast is not in top condition, the fermenting will take not eight days, but take 14, 16, 18 days. That’s very important for us so that, when we propagate the yeast, we always have fresh yeast. That’s one thing. Second, we do not pasteurise. So, we’re going to determine our basic yeast by a long Lager Beer, minimum 24 days. So the Gulden Draak, when it comes from the fermenter, we start the cooling on the fermenter, we cool to minus 1, we keep it three to four days in the fermenter and then it goes into the lager tank. In the lager tank I keep it from 18 to 24 days, and then we take it out. For my Barrel Aged Biere, I take it out from the lagertank, and then it goes into the banks there. We have banks from 180 to 240 litres. And there we let it sit at a temperature of 16 degrees. We let it sit, and then you see the fusion, so the taste of the barrel goes into the beer. Because of the high alcohol content, the beer is very well protected, so you don’t see any infection occurring in those barrels, because the beer is protected by itself, yeah? And then it depends on the type of barrel, and whether it’s the first, second or third time that we have used it. Then we keep the beer between 20 and 30 weeks in depends. But that’s one thing on which we’ve been working very hard lately. Those we bring out under the Cuvée Prestige, the most popular one is the one which is on the Laphroaig-barrels, which has a very a very peaty taste. All those bottles we sell online, and most of our Barrel Aged Beeres the go on vine, because it’s for a specific consumer, I can tell you, they sell quite well. Now I developing also a distillery, so that’s my next project. I’m going to build a distillery to be able to re-use those barrels and then to make whisky, and then to have a whisky with a beertaste. That’s my ultimate project. So I think that, with that project, I will be able to hand over this brewery to the next generation. And when the next generation starts, that’s for sure, I will stop, I will stop. So, I have three children, I hope that one of my children comes into my footsteps and takes over the brewery, and then I think I can spend some time on other things, I think.

Markus: That really sounds like a perfect plan, both ways, the distillery and handing ove. Just one question about the Barrel Aged Bieres, because I’m also a big fan. And what I really like is the marriage between the different barrels, or spirits, and the beer, which always turns out wonderful, very harmonic, very balanced, and you always have both the beer and the spirit. Do you blend different ones or do you always use single barrels? How do you do that, that you get to this perfect match?

Jef: No, we do not blend, I don’t blend them. I use the barrel only three times, but then we see that the taste is gone, I can only use them three times, but I don’t blend. But it’s true that the first time the production will be high, and the second time a little bit less, and the third time less. So let’s say that, if you had 100 litres the first time, in that case I’ll add some extra Gulden Draak, which has not been in the barrels, so that I have a little bit more. But it depends on the taste, how aggressive it is. And you shouldn’t forget that the biggest challenge there is also because of the refermentation. The refermentation, which is also applied with these bottles, is that the yeast will take away a lot of the aroma. That’s always something of which I’m afraid, to which standard can you go? And, of course, we don’t have enough experience to see, but I see that with those Barrel Aged Bieres, I prefer to drink them quite young. Like I said, I’ve been doing this now for four, five years and the idea came, I started with that with the Brewmaster. And once on my trip, if you go to the States, you see it quite often, you see a lot of breweries which are also distilleries. It’s normal, ‘in ground’ we have the same DNA – we are starting from the same basic product. So that’s when it was formed, and then the Brewmaster, for me it’s always been important. I want this beer to be available to everybody. I don’t want it to become, like, a luxury product. And of that we actually have to be very careful. If I see at what prices wine has been sold, then I think we can be very lucky. But we have to bring the potential, or how people look at our products, that we need to change. That’s what we have been doing. And then, I think would like to refer to our latest project, which is Fourchette, which is phenomenal. That’s a beer which I have developed together with a Michelin chef. It’s a blend of a very floral type of wheat beer, but it’s not a wheat beer which we planned with a Tripel, which has been made just for the gastronomy. We try to sell this beer for the gastronomy, and with that I tried to tackle a business where normal booze would not go. I think there, for us, there’s still lots of potential. That’s our fastest-growing brand. Believe it or not, it’s our fastest-growing brand. The packaging is top, so we try to bring premium, premium, premium, premium and then, you see, okay, if you bring a beer product in a premium packaging, with a top-quality product, there’s still some potential and you attract people who would normally not be drinking beer. So it’s a little bit out of our comfort zone, but it gives us a lot of insights into what’s happening. And I do believe, first, that that’s the market where we need to be. Like I told you, I have to be in the market, I can’t be, I’m not a mass player. We are a small player, we need to be different on every level. We should not be copying other, popular stuff. We should be doing our own stuff. I think that’s one of our, if I can say ‘success’, okay, I am quite proud of what we have achieved. But we aren’t there yet. So much work and, like I said, too many ideas, not enough time, being too small to be big and too big to be small. So that’s our problem. And then, you have a business to run, you can’t forget that you have a business to run, in the end. If you’d asked me, “Jef, what has changed the most?”, I can be very mad if people ask me, “Can I visit your factory?” This is not a factory, it’s a brewery. But we are getting into a ‘factory’ mentality and that’s something which is dangerous, dangerous.

Markus: I can also refer to the Fourchette because, when I was in your brewery last time, you offered us this beer, and I really had it the whole evening. So it’s really a great beer.

Jef: It’s sold in a premium packaging, we took a Bordeaux glass, a wineglass, thin glass, so the taste comes out very well. The balance of the floral, the beer has a taste that has a very, how do you say in English, floral taste that, combined with the bitterness, it’s an unbelievably good match. In that I have also done some barrel-ageing that I’ve done on Sauvignon Blanc barrels, and I have done on Vermouth. If you ask me, on Vermouth, I think it’s the best beer I have ever made in my entire life. The marriage of the Vermouth barrel with the beer, it’s insane. So I think there’s still a market. There are so many beautiful things to be developed, and I think that’s the future for the brewery. And, yes, I’m very optimistic, and yes, I do believe in the opportunities, for sure.

Markus: And in terms of Fourchette, I can only say you always discover another aroma, another interesting …

Jef: Exactly.

Markus: … aspect, so that’s what I really like, that it changes the whole time, but that it’s always nice, and also that it’s perfect also for the food we had, so it was really a great one. And also, in terms of the Laphroaig special version, I have a very little story, because I gave it to the brewmaster of our famous Schlenkerla Smokebeer brewery here in Bamberg, I don’t know if you know about smoke beer in Bamberg?

Jef: Yes, and I was inspired, that’s why I made the Gulden Draak Smoked. My grandfather was a big fan!

Markus: Great! So I gave him the beer, after a big tour he gave for a group of our sommeliers, as a present. The next day we met, and he said, “Oh, you ruined my day, because I wanted to have a little sip in the evening, and I drank the whole bottle”. So that’s really interesting, that’s a really great one. We’re almost at the end, just a last question, so that you can introduce a little bit to our listeners to the world that they will enter. So, I visited your brewery, I visited the Hopspot, and maybe you can say just a few words, if people come and they have a lot of questions, we could still talk for five hours, but they can maybe ask their questions there so, how could they visit the breweries, both of them? How does it work?

Jef: They can always send an e-mail to info@vansteenberge.com, you can look at our website, it’s www.vansteenberge.com. We always have public tours in which you can subscribe yourself. In summer we do one on Wednesday, one on Saturday, and we combine that also with a visit at our microbrewery the Hopspot. So those two combined is a very nice day out. When you send an e-mail, it’s almost 99% for sure that you will be ‘seized’, and somebody here in the brewery will give you a tour.

Markus: Fantastic. So, thank you very much for the time here in the podcast, for all you do for the beer world, for all these great beers, also for the great time we had at your brewery so, of course, I wish you all the best for this day, this week, the upcoming time, and hope to see you soon in your breweries and to have a nice beer!

Jef: I hope to see you soon as well. Thank you so much for the opportunity, and thanks to your listeners and the people who are following you, because without consumers, no brewery, eh? And we have to be, like I said from the beginning, the biggest danger for our industry is coming from the non-drinkers. So we have to put, what do we contribute to the business? That I think is very important. That’s what I tell my brewer colleagues as well, speak about the good things, how we bring people together and how we build memories. It’s not about this, it’s about memories and I think that will always survive. And I think, as a brewer, we have a social obligation to bring people together. Because people need to be together. Because that helps society much more than anything else. So, thank you for this opportunity to let me tell my story. And, like I said, you’re always welcome for a good beer.

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 69 – Interview mit Tobias, dem „Bierschoff“ aus dem Mittelpunkt Frankens

Ein Ornat in Rot und Weiß, ein Stab mit Glocke und Trichter, ein halber Liter Segen – in dieser BierTalk-Folge wird es mystisch, wortgewaltig und unglaublich unterhaltsam. Zu Gast ist Tobias, auch bekannt als der Bierschoff, der mit Hingabe und Humor seit über zehn Jahren das Bier und seine Kultur zelebriert. Wir sprechen über Offenbierungen, salbungsvolle Zeremonien, Bockbiere mit Weihrauch – und über eine Pilgerreise nach Göbekli Tepe, einem der ältesten Orte der Biergeschichte. Zwischen spiritueller Tiefe und fränkischer Trinkfestigkeit: eine Folge, die Geist und Gaumen gleichermaßen erfreut…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute bin ich ganz nervös, weil ich jemanden zu Gast habe, der im Grunde meinen allerersten Berufswunsch für sich erfüllt hat. Denn, als ich ganz klein war, habe ich meiner Mutter immer gesagt, ich will irgendwann Mal Erzbischof werden. Hat dann nicht geklappt wegen der Frauen und vielen anderen Dingen in meinem Leben, aber dieser Wunsch und die Idee war doch immer so ein bisschen dar. Und, keine Angst, wir haben jetzt nicht den Erzbischof zu Gast, aber wir haben den Bierschoff zu Gast und das ist großartig, weil wir uns schon, ach Gott, also mindestens 1 Jahr verabredet haben und es jetzt endlich schaffen. Und deswegen sage ich erst manchmal Euer Hochwürden, oder wie auch immer man richtig sagt, schön, dass du hier bist, und vielleicht stellst du dich unseren Hörern mal kurz selber vor.

Tobias: Ja, servus erst mal! Schön, dass ich da sein darf, schön, dass wir ins Gespräch kommen, dass wir das sogar für die Welt festhalten können, ich freue mich da jetzt sehr drauf. Und, ja, kurze Vorstellung, ich werde genannt als Der Bierschoff also und das darf ich seit 10 Jahren, über 10 Jahre darf ich dieses Amt begleiten, aus der Dreieinigkeit von Wasser, Hopfen und Malz heraus, durfte eine Offenbierung erfahren und dann diesen Bierruf ergreifen. Das du auch Bischoff werden wolltest, wusste ich bis jetzt noch nicht. Aber das ist natürlich wiedermal eine wunderbare Parallele, die ja das Bier und seine Geschichten so schön schreibt, das freut mich, ja, schön.

Markus: Ja, eine unglaubliche Koinzidenz. Und wir sind natürlich in einer Kathedrale des Bieres, weil wir, wenn wir uns treffen, auch irgendwo sein müssen, wo das auch Sinn macht. Wir sind in einer Brauerei, in dem Fall sind wir in Memmelsdorf, dort wird seit über 600 Jahren Bier gebraut, hier in der Brauereien Drei Kronen, also ganz, ganz spannend. Und, ja, ich würde sagen, wir haben ein Bier, wir sitzen hier, wir sind am Tisch, machen wir mal Prost.

Tobias: Dann machen wir Prost.

Markus: Prost!

Tobias: Prost!

Markus: Sehr schön! Also so ein schönes kühles Bier an einem Sommernachmittag, das ist echt was wert. Und wir wollen natürlich die Leute auch teilhaben lassen, also wie immer, ich habe ein wunderbares Rauchbier, genannt Stöffla, was wirklich schön diese klassischen Rauchnoten, ein bisschen BRQ, ein bisschen, ja, so schinkig vielleicht, könnte man sagen, aber auch ein bisschen fruchtige Noten schön in sich vereint. Schön weich im Mund, geht runter wie Öl und passt natürlich in dem Fall wie eine Ölung so ein bisschen zu unserem Gespräch. Was hast du dir denn ausgesucht?

Tobias: Ich habe das Summer Ale mir ausgesucht, ja, ich muss ja dann trotzdem noch das Fahrzeug führen. Ist ein bisschen leichter und gerade nach dem doch jetzt warmen Tag und dem Stress ist es erst mal was richtig Schönes zum runterkommen. Ja, hopfig, erfrischend, leicht, gut!

Markus: Wunderbar.

Tobias: Nicht leer, muss man sagen, nicht leer.

Markus: Ja, nee, wichtig, solche Biere brauchen wir, sehr schön. Jetzt vielleicht, also seit 10 Jahren Bierschoff, gibt es ein Leben davor, gibt es ein weltliches Leben oder hat man da nur noch so ein geistiges Leben? Magst du uns ein bisschen erzählen, wer du vielleicht sonst noch bist und wie du dazu gekommen bist?

Tobias: Also natürlich hat man ein Leben davor. Das Leben davor ohne Bier ist gar nicht so lang, also das ist, wir sind ja trotzdem Oberfranken halt, natürlich hat man da schon relativ früh schon mal am Krug vom Opa nippen dürfen zum Beispiel. Und, ja, ich war dem nie ganz abgeneigt, muss man sagen und da hat man natürlich zum Bier hingefunden. Ansonsten bin ich gelernter Techniker für Kältetechnik. Das heißt, das ist ja auch eine Branche, die nah an der Bierproduktion, am Biergewerbe dran ist. In jeder Gastronomie gibt es einen Kühlschrank, in jeder Bude, überall Kühlung, das heißt, auch da durfte ich schon im Beruf Kälte machen und Brauereien, Gasträume, Gasthäuser besuchen. Und, ja, ich meine, auf der anderen Seite, ohne Bier wäre mein Beruf nicht möglich, denn schließlich hat der Karl von Linde die Kälteanlage erfunden, um kaltes Bier zu produzieren.

Markus: Cool!

Tobias: Das heißt, mein Beruf fußt und basiert auf dem Wunsch, kaltes Bier zu trinken und, naja, dem darf man doch da dann frönen.

Markus: Der Ruf hat dich sozusagen ereilt. Kannst du dich noch erinnern an dein erstes Bier?

Tobias: Mein erstes Bier, also das allererste, wo ich mal so genippt habe, war sicher mal beim Großvater. Aber das erste Bier, dass ich mir komplett selbst gekauft habe, das war mal in Kroatien auf einem Campingplatz, da hat die Frau an der Kasse das mit der Alterskontrolle nicht ganz so ernst genommen. Und das war ein Karlovačko damals, das war, ja, war mal so ein Versuch. Wir haben gesagt, wir holen es für den Papa, ne, der braucht noch ein Kaltes. Hat sie ein bisschen gezögert, aber, naja, es war halt dann doch nicht für den Papa, ne.

Markus: Naja, aber wir breiten mal den Mantel des Schweigens drüber aus. Vielleicht jetzt für alle, die zwar vielleicht unter Bierschoff sich was vorstellen, aber vielleicht noch nie was gesehen haben. Das heißt, man erlebt dich zum Beispiel in einem Ornat, da hast du dann eine Mitrate und du hast auch ein rotes Gewand an und das erinnert tatsächlich oder ist im Grunde eine Anmutung wie bei einer Messe, wie bei einer Zelebration von etwas. Werden wir gleich noch ein bisschen drüber sprechen, was da so passiert und warum. Aber wie kommt man da drauf? Also hattest du irgendwann die Erleuchtung, war es ein Traum nach einer durchzechten Nacht oder war es eine Frau, die dich so genannt hat oder wie kommt man überhaupt auf die Idee zu sagen, ab Morgen bin ich jetzt der Bierschoff?

Tobias: Also ab Morgen ging das schon gar nicht, sondern das war natürlich ein Prozess. Teile dieses Stabes waren schon vorhanden, der war noch nicht so ausgearbeitet. Der Stab gibt einem relativ viel Macht, Menschen Bier einzuflößen, und man könnte jetzt sagen, ich habe im jugendlichen Leichtsinn diese Macht ein bisschen missbraucht. Und dann trat das Bier an mich heran in einer Offenbierung, also ich kann das auch nicht anders beschreiben und ich wurde gefragt, möchtest du dieses Amt denn in Verantwortung, in Güte und den Menschen zugewandt? Ich würde dir Wasser, Hopfen und Malz an die Hand geben und dann wärst du der Bierschoff. Und, naja, das ist jetzt nix, was du schon leicht angetrunken auf einem großen Fest einfach so übers Knie brichst. Und dann musste ich, und das durfte ich dann halt im Nachhinein erkennen und benennen lernen, ich durfte reifen, ich durfte gären und irgendwann durfte ich dann für mich das, ja, Abfüllen, dieses Konzept, diese Bierrufung und durfte mich dann der Bierschoff nennen. Und habe dann schnell gemerkt, dass es nicht möglich ist, das in einem Kostüm zu tun, sondern dass ich dafür schon ein Ornat brauche und dann das verkörpern muss, sonst wäre es nicht diese Aufgabe, die ich zu erfüllen habe.

Markus: Spannend! Also wenn ich gäre, sind meistens unerwünschte Nebeneffekt dabei, aber lassen wir das mal so stehen. Du hast jetzt gerade vom Stab gesprochen, das muss man natürlich auch ein bisschen erklären für die Leute, die das jetzt noch nicht kennen. Der Stab ist im Grunde, ich sage jetzt mal von mir aus gesehen, könnte man jetzt entweder sagen, es wie so eine Art Kreuz, so diese alten Kreuze, die oben aufhören, die da so einen Querbalken haben oder auch ein Besen oder Rechen ohne diese kleinen Zacken, oder wie auch immer, vom Grundgerüst. Und dann sieht man aber daran, ich würde mal sagen, Bierdevotionalien, also Öffner und diverse andere Instrumente rund um das Thema Bier. Wir haben eine Glocke, wir haben einen Krug, einen wunderschönen, Zinn- wahrscheinlich Krug. Und wir haben einen Trichter, sage ich mal und der wiederum hat dann einen langen Schlauch, der ist bestimmt 1 1/2 Meter oder sowas lang.

Tobias: 1 1/2 Meter, ziemlich genau, ja.

Markus: Genau und der hat dann unten noch was zum an- und ausmachen sozusagen. Habe ich irgendwas vergessen, was da noch dazu gehört?

Tobias: Nö, ist eigentlich, Bierdevotionalien hat das Ganze gut umschrieben eigentlich.

Markus: So rotweiß natürlich, Franken, das gehört auch dazu.

Tobias: Franken, die Farben, genau.

Markus: Und der ist aus Holz, das habe ich vielleicht noch am Anfang vergessen, also wirklich ein schönes Thema. Und damit, das ist ja wie so ein Wanderstab vielleicht und der war zuerst da oder wie kamst du zu dem überhaupt?

Tobias: Der war so ähnlich zuerst da, genau. Das hat tatsächlich was mit dieser Glocke zu tun, die war mit als allererstes da. Die Glocke, auf der steht Happy Hour und irgendwann war halt mal Happy Hour und wir haben uns gedacht, hej, wenn Happy Hour ist, gibt es alles reduziert, also bringen wir einfach die Happy Hour mit und dann läuten wir, ist Happy Hour.

Markus: Also sich ein halbes Freibier erklingeln sozusagen.

Tobias: Ja, kann man so machen. Mittlerweile sind es ja Ganze. Nein, der Rest dann aber dazu gehört, genau. Ja und so begleitet mich der Stab jetzt schon lange. Ich habe auch einen zweiten Stab für große Festlichkeiten oder wenn sehr stationär wo was macht. Der ist dann aus Eichenholz und kunstvoll gedrechselten Querbalken, sage ich mal. Der ist aber aus Volleiche sehr schwer und das ist eben der Reisestab, genau.

Markus: Und vielleicht noch eine Frage zu diesem Thema Bierrufung, kannst du beschreiben, welches Wesen dich da gefragt hat oder wie das zu dir kam, kam es aus dir oder aus dem Universum oder aus einem Bier oder aus einer Brauerei oder wie kann man sich das vorstellen?

Tobias: Ja, das kann man sich eigentlich gar nicht richtig vorstellen, wenn einem das nicht selber passiert.

Markus: Okay.

Tobias: Also ich kann das gar nicht richtig, also ich versuche Annäherungen, das zu erklären.

Markus: Ein transzendentales Erlebnis?

Tobias: Ein transzendentales Erlebnis. Also für mich ist es ein Mysterium und damit muss es das wohl für die Meisten auch bleiben, wenn einem das nicht selbst passiert. Für mich ist es klar, dass es Wasser, Hopfen und Malz ist, das war ein wichtiger Bestandteil dessen und darin auch eine Dreieinigkeit. Und mit der Dreieinigkeit sind wir ja auch bekannt, die gibt es in anderen Konzepten und ich sehe die nicht oppositionell gegenüber, sondern eher durfte ich über die Jahre erkennen, dass ich nicht der Erste bin auch, der jemals auf dieser Erde gewandelt ist, sondern dass es eher ein intérêtes Amt, das Bier wohl anscheinend immer wieder vergibt.

Markus: Also so ähnlich wie beim Dalai Lama?

Tobias: Vielleicht ähnlich wie beim Dalai Lama, ja. Ja, ist ja witzig, ja, ja.

Markus: Spannend. Also warst du vielleicht irgendein fränkisches Baby, wo dann der Geist hineingefahren ist, man weiß es nicht.

Tobias: Man weiß es nicht.

Markus: Würdest du dann grundsätzlich sagen, dass du bist ein religiöser Mensch?

Tobias: Ich bin durchaus auch ein religiöser Mensch, ja.

Markus: Und gab es da von der anderen Religion Kritikpunkte, wenn du sagst, du bist der Bierschoff und hast ein Ornat und bist dementsprechend unterwegs?

Tobias: Also es gibt immer wieder mal Kritikpunkte von Anhängern anderer Glaubensrichtungen, sage ich mal, die jetzt nicht Bier an erste Stelle sondern halt klassisch Gott. Aber von offizieller Seite, ich sage mal, von denen, die dann tatsächlich in diesen Ämtern tätig sind, sehr wenig. Es gibt Zurückhaltung, aber ich würde jetzt sagen, von offiziellen Seiten keine Anfeindungen. Kritik ja, natürlich. Ich über ja auch Kritik an dem, also ich nehme das schon auch auf die Schüppe. Ich meine, die dann zugehörigen Organisationen machen es ja auch manchmal einem leicht, sie zu kritisieren, die haben sich jetzt nicht nur mit Ruhm bekleckert. Aber, ich meine, ich darf aus der Güte, der älteren Religion folgen zu dürfen, einfach auf die Youngster Religion, einfach darf man da ein bisschen sagen, ihr werdet vielleicht auch mal noch was.

Markus: Genau. Ja, eben, also Bier gibt es ja seit 14.000 Jahren oder so, da war Jesus definitiv nicht da. Nein, wie auch immer.

Tobias: Auch Abraham noch nicht da.

Markus: Ja, ja, also wobei, altes … naja, lassen wir das mal. Spannendes Thema auf jeden Fall. Aber du bist ja zum Beispiel auch auf Festen unterwegs, also auf Bierfesten oder eben auch auf Kirchweihen oder so. Hattest du schon mal in Action mit einem Pfarrer oder sowas zu tun?

Tobias: Na klar, immer wieder. Also zum Beispiel mache ich auch das Konzept, dass Menschen nicht nur schriftlich oder irgendwie in Gebäuden miteinander verbindet, sondern ich mache auch das Konzept der Brauung. Das heißt, dass Menschen, so wie die Zutaten des Bieres, werden ja unzertrennlich miteinander verbunden und da haben wir eine Zeremonie, dass das mit dem Braupaar dann natürlich macht.

Markus: Schön!

Tobias: Und da sind natürlich oft auch dann natürlich Pfarrer anwesend. Und da darf ich bis jetzt von mir behaupten, dass die, die dann zu mir gekommen sind und das mit mir besprochen haben, durchaus positive Rückmeldungen kamen, und das freut mich auch. Da muss man nicht gegeneinander sein, weil da geht es ja auch um die Nächstenliebe, um die Güte, um das Schöne am Leben und der Vergebung und solchen Dingen. Und da stehen wir uns, denke ich, oft nicht oppositionell gegenüber.

Markus: Ja, kann man in Zukunft gemeinsam gären oder so.

Tobias: Man kann gemeinsam gären und lange.

Markus: Ist ja auch wunderbar.

Tobias: Und anstoßen.

Markus: Da müssen wir drauf anstoßen, genau. Prost! Also jetzt wissen wir in etwa, was du da machst und wie du dazu gekommen bist und dass du da auf Feste zum Beispiel gehst oder so. Wie kommst du denn da dazu, also lädt dich jemand ein oder sagst du, ich komme vorbei oder kriegst du vielleicht auch einen Ruf und es wird gesagt, du musst jetzt aufs Oktoberfest und musst den Anstich machen oder irgendwie so, wie kommt das?

Tobias: Also ich würde schon gern mal auf dem Oktoberfest den Anstich machen, aber die müssen mich da, glaube ich, vorher fragen, ich werde da jetzt nicht einfach auf die Bühne spazieren können. Üblicherweise werde ich jetzt mittlerweile gefragt. Ich habe natürlich in der Anfangsphase, musste ich das ja auch herausfinden, da bin ich dem Ruf gefolgt, mehr oder weniger, und durfte manche Sachen machen. Jetzt letztes Jahr bin ich einem ganz großen Ruf gefolgt, da bin ich ja nach Göbekli Tepe gefahren, das war wirklich ein Ruf, um da hinzufahren. Ansonsten, jetzt so im Alltag, sage ich mal, ist es, kontaktiert man mich, ich habe hier ein Fest, ich möchte mich vermälzen, ich möchte heiraten, ich habe einen Junggesellenabschied und wir würden den Mann gern einen Segen mit in die Ehe mitgeben. Geburtstag, unser Fest soll gesegnet sein, wir hätten gern mal geweihte Braukessel. Dann schreibt man mich einfach an und dann muss halt der Terminkalender das hergeben, ist ja klar.

Markus: Ja und da kommen wir gleich noch dazu. Jetzt hast du gerade so ein Stichwort genannt, wo ich finde, da müssen wir unbedingt gleich einhaken, bevor es am Ende noch vergessen wird.

Tobias: Ich glaube nicht.

Markus: Ich glaube es auch nicht, aber trotzdem, denn du warst da, wo ich noch nicht war zum Beispiel, was ich total spannend finde, nämlich an auf jeden Fall einem der, zumindest aktuell, bekannten Ursprungsorte des Themas Bier, sagen wir mal so. Also ganz genau weiß man nicht, wo man nicht noch irgendwas Älteres findet, aber auf jeden Fall …

Tobias: Ist ja analogisch beschrieben, was man hier macht.

Markus: Genau, also auf jeden Fall super spannend. Ich habe mal auch einen BierTalk gemacht mit der Archäologin, die dort vor Ort war.

Tobias: Mit der Laura.

Markus: Genau, die aus Österreich kommt.

Tobias: Ja, die habe ich auch getroffen.

Markus: Ah, sehr gut. Genau, aber das heißt, du warst vor Ort, vielleicht kannst du uns da ein bisschen teilhaben lassen. Also für alle jetzt wiederum, die das noch nicht so wissen, also der Ort heißt Göbekli Tepe, ist in der Türkei, Nähe Grenzregion zu Syrien, denke ich mal, und dort hat man Ausgrabungen gefunden. Da kannst du gleich ein bisschen was dazu erzählen, wie das so ausschaut, was das ist. Und man weiß eben, dass das, wie gesagt, eine der ältesten Fundstätten für wohl Brauwesen oder Bierherstellung ist. Genau, erzähl uns mal ein bisschen, also wie ist das da, wie kamst du überhaupt hin, was hast du da erlebt, was hast du gesehen?

Tobias: Das ist natürlich ein langer Weg dahin, denn ich bin jetzt da nicht mit dem Flugzeug hingeflogen, sondern ich habe gewusst oder das war Teil dieses Rufes, der mich dahingeführt hat, war der Übergangspunkt von Menschen, der nomadisch lebt, zu einem Menschen, der sesshaft wird. Also das ist einer der wichtigsten Knackpunkte der gesellschaftlichen zivilisatorischen Entwicklung, die wir in den 300.000 Jahre Existenz Homosapiens mit haben. Ab diesem Punkt, wir haben 280.000 Jahre, 290.000 Jahre keinen Ackerbau betrieben und ab dem Punkt, wo wir Ackerbau betrieben haben, haben wir richtig auch aufs Gas gedrückt, also das ist ein ganz, ganz entscheidender Punkt. Und diese Menschen waren aber Nomaden, die waren nicht sesshaft, die sind immer wieder rumgelaufen. Das heißt, für mich war es klar, dass ich diesen Ort auch als Nomade erreichen möchte. Das heißt, ich bin da jetzt nicht gelaufen, wäre auch sicher sehr schön, aber man ist ja irgendwo doch auch dann limitiert dann und Gepäck habe ich natürlich dabei, das ganze Bierschoff-Equipment möchte ich ja mitnehmen. Und deswegen bin ich mit meinem alten VW-Bus von Deutschland über den Balkan bis in die Türkei gefahren und wieder zurück, 12.000 Kilometer waren es insgesamt. 12.000 Jahre in der Geschichte zurück.

Markus: Boah!

Tobias: Das war natürlich wunderschön. Und ich habe in jedem Land, wenn möglich, eine Brauerei und ein Gasthaus besucht, um auch die Kultur auf diesem Weg zu lernen, zu erkennen, die Unterschiede zu sehen. Und auch einfach die vielen Gemeinsamkeiten durfte ich erkennen, die man einfach doch überall dann hat, wenn man auch die Sprache nicht spricht, dass man sich doch einfach mit einem Seidla in der Hand, kann man sich verständigen. Ja und da bin ich da nach Göbekli Tepe gekommen, irgendwann, ganz großer Zufall, da war gerade der World Neolithic Congress. Neolithicum nennt sich diese Zeit, in der praktisch Göbekli Tepe gebaut worden ist. Dann war ich dort plötzlich in der Universität zwischen diesen ganzen Archäologen, Professoren, Doktoren und halt diese irgendwie dahin reingeschlappte Oberfranke. Weiß ich nicht, ob ich da was zu suchen hatte, aber ich sollte da sein.

Markus: Du warst da, ja.

Tobias: Ich sollte auch da sein, ich durfte da sein, ich durfte teilhaben und ich durfte mit diesen Ausgräbern sprechen. Und dann durfte ich irgendwann auch auf diesen Berg, durfte ankommen, das war mein Ziel. Und Göbekli Tepe ist auf so einem, ja, kargen Hügel und da endet sozusagen, also nach Süden ist die obermesopotamische Ebene. Das ist ein ganz weites flaches Land, Richtung Süden, Richtung Syrien, und das macht so einen Halbkreis, das Gebirge. Und in der Mitte dieses Halbkreises ist dann praktisch der erste Hügel, den man hochgeht, der da der höchste so ist, da drauf haben die das gebaut, aus riesigen Kalksteinen, bis zu 8 Meter hoch. Also nagele mich bitte nicht drauf fest, auf diese ganzen exakten Daten. Riesige Säulen, 15 Tonnen schwere Steine, haben die eine gigantische Halle damals gebaut vor 12- bis 13.000 Jahren. Und dann ist man eben drauf gekommen, dass man da … wie kommt man da jetzt aufs Bier. Die haben aus diesem Kalkstein heraus, riesige Töpfe geschlagen. Also mit Steinzeitwerkzeug, es gab noch kein Metall. Das heißt, mit Flint Stones, mit Feuersteinen, mit Granitschaben haben die riesige Kessel gebaut. Und man hat verbranntes Getreide auf diesem Gelände gefunden. Weil, nichtverbranntes Getreide ist natürlich weg, das verrottet alles, besonders in 12.000 Jahren findet man davon gar nichts mehr. Und dann konnte man da Bier nachweisen. Na, Moment, das möchte ich jetzt genau sagen, wie es die Archäologen sagen, in der Wandung der Kalksteinkessel wurden Probebohrungen gemacht und da sind Restrückstände von Bierstein gefunden worden, die entstehen, wenn Getreide verkocht wird, ganz vorsichtig mal ausgedrückt. Ich bin da jetzt auch kein Chemiker, aber das war so ungefähr das. Und deswegen ist man darauf gekommen, da muss es wohl Bier gegeben haben.

Markus: Spannend! Und hast du auch dich der Frage nähern können, wie die dieses Bier da gemacht haben? Also weil, das sind ja Steingefäße sozusagen und man hatte ja damals noch keine Möglichkeit, das irgendwie mit Feuer untendrunter zu erhitzen oder was wir heutzutage machen. Oder später hat man ja dann Holzgefäße gehabt, auch die kann man ja nicht unten irgendwie heißmachen. Weiß man, wie das lief?

Tobias: Also da hat die Laura, Prof. Dr. Laura, Nachname fällt mir gerade jetzt …

Markus: Der fällt mir jetzt gerade auch nicht ein, aber wer in der BierTalk-Historie guckt, findet das.

Tobias: Aller höchsten Respekt an ihre Forschungsarbeiten. Die hat da Experimente gemacht, das habe ich mir natürlich angehört und sie dazu gefragt. Und dann habe ich selbst auch ein Experiment gemacht, das war mir wichtig. Ich habe auf der ganzen Route nach untern die Zutaten für ein Bier eingesammelt. Das heißt, ich hatte eine Hefe aus Nürnberg von Orca Brau, ich hatte Malz, habe ich in München mitgenommen. Dann hatte ich einen Hopfen aus Slowenien und dann hatte ich noch mal ein Wasser aus der Türkei und noch ein Firik Pilavi aus der Türkei, das ist ein besonderes Malz. Und das habe ich dann am Gaskocher, Camping-Equipment, verarbeitet, mir so eine Art Reibstein gesucht, so Basaltsteine und da drauf gerieben, das Korn und das verarbeitet und mich so ein bisschen dann an das angenähert und konnte da sozusagen so ein Bierexperiment starten. Das hat nicht lange gehalten, das war oxidiert, aber darum ging es ja nicht, ich wollte ja das verstehen, wie entwickelt sich etwas, was man an diesem heiligen Hügel braut, verhält und da durfte ich mich so annähern. Und, ja, also die haben Wildgetreide benutzt zu dieser Zeit damals, Gerste, Emmer, Einkorn. Weizen gab es noch gar nicht, und viele Gräser. Also wenn man jetzt so durch die Gegend läuft, jetzt gerade sind die Grashalme ungemähter Wiesen sehr hoch und da sieht man oben schon diese kleinen Grashalme. Und diese kleinen Körner hat man tatsächlich eingesammelt, die gemahlen und in diese Töpfe reingeworfen und dann mit erhitzten Steinen, so steinbiermäßig, hat man das dann gekocht.

Markus: Genau.

Tobias: Und nach Gefühl, also es wusste ja keiner was, die haben es ja erfunden.

Markus: Ja. Nee, also das, finde ich, war für mich zum Beispiel eine ganz, ganz spannende Erkenntnis, dass die eben, wie du gerade sagst, so steinbiermäßig, also wahrscheinlich das Ursteinbier, was man halt eben, weil man eben nicht drunter irgendwie Feuer machen kann oder so, eben gesagt hat, okay, wir nehmen Steine, erhitzen die irgendwo und werfen dann diese heißen Steine in unser Wassergetreidegemisch. Und können das dann auf diese Art und Weise sogar wirklich ein bisschen steuern, weil ich halt über die Anzahl, wie viele Steine und wie große Steine und so, ist ja ein bisschen try and error, mit der Zeit kann man das, kann man eben tatsächlich auch gewisse Temperaturen erreichen. Und das ist total spannend, also wie Leute zu dieser Zeit solche Techniken dann offensichtlich schon entwickelt haben, auch in dem Maßstab. Also ich denke, das wirst du ja auch vor Ort gesehen haben, wie groß die Dimension war, sowohl von dem Heiligtum an sich, aber ich habe eine Publikation gelesen, dass man da jetzt drum rum einfach auch viele, viele Höhlen und andere Sachen entdeckt hat, wo man einfach sagen muss, das war dafür, dass man eigentlich gedacht hat, das war vielleicht nur so eine Kultstätte, das muss mehr gewesen sein. Also das muss größer gewesen sein, da muss es eine regelmäßige Produktion gegeben haben und dauerhafte Besiedlung und all das vor dieser Zeit. Also da ist bestimmt noch viel Forschung zu tun, super spannend. Also da beneide ich dich total, finde ich cool, dass du da warst und danke dir auch für diese Schilderung, das ist ganz, ganz toll. Und wir das wiederum vergessen, ich glaube, du hast sogar ein Bier mitgebracht, was damit etwas zu tun hat.

Tobias: Das könnten wir mal versuchen, da bin ich auch sehr gespannt, ob das jetzt noch gut ist. Das ist von der Neda Brewery aus Istanbul, die haben eben dieses Freaky-Malz da verwendet. Das ist nicht komplett ausgereiftes Gersten- oder Weizenmalz, so genau … lost in translation, sage ich mal, es müsste Gerste sein. Und das ist nicht komplett ausgereift, denn die Enzyme im Korn gehen zur Neige, also die bauen ja den Zucker auf, aber bauen den Zucker ja auch wieder ab oder die Stärke. Das heißt, sie funktionieren in beide Richtungen. Im Bierbrauen wollen wir es zum Abbauen hernehmen, weil wir dann den Zucker haben wollen. Und die sind aber noch vorhanden im Korn, bevor es ausgereift ist, dann bauen die sich sozusagen selber ab und dann müssen die wieder erweckt werden, so sind sie noch da. Dann wird die Spreu vom Weizen getrennt. So die historische Betrachtung, wie man es mittlerweile macht, weiß ich nicht. Aber da werden die Körner oder das Ganze, der Büschel, den man halt abschneidet, sage ich mal, der wird verbrannt und dann kommt dadurch so eine leichte Röstung rein. Und dann kann man das zum Maisen nehmen, also direkt, weil du ja noch die Enzyme drin hast, und dann fährst du halt deine Rasten ab. Und so funktioniert das, wo wurde mir das zumindest erklärt von den lieben Leuten von der Neda´s Brauerei für Bosphorus Brewing. Die mussten sich leider umbenennen wegen politischen Diskrepanzen.

Markus: Aha.

Tobias: Auch sehr spannend, welche Widrigkeiten Brauen in aller Welt entgegen …

Markus: Finde ich interessant, ja, also vor allem, weil Knithos, also geschrieben Knithos, ja eher in die griechische Richtung tendiert, was in der Türkei ja eigentlich eher so, sage ich mal, vielleicht nicht so beliebt ist, aber anscheinend dann doch, sehr spannend.

Tobias: Die haben ja doch sehr viel gemeinsame Historie.

Markus: Auf jeden Fall, ganz viel, ganz, ganz viel.

Tobias: Ganz viel, ganz viel.

Markus: Also da fließt das kühle Nass, sehr, sehr schön.

Tobias: Schauen wir uns mal an, oder?

Markus: Wunderbar, genau.

Tobias: Ich rieche mal hier schön darein.

Markus: Genau. Es ist ein, ja, würde ich sagen, braun-, bernsteinfarben, dunkles, also rotgold, ach, wie auch immer, also schöne Farbe auf jeden Fall, sagen wir mal so.

Tobias: Rot ist es auf jeden Fall, so braunbiermäßig. Ganz wenig Schaum. Ist noch nicht drüber, vom Geruch her.

Markus: Nee, also man hat durchaus malzige Noten, ein bisschen auch …

Tobias: Ist erst 4 Monate abgelaufen.

Markus: Na dann.

Tobias: Na dann.

Markus: Auf jeden Fall mal Prost!

Tobias: Prost!

Markus: Interessant, hat so einen leicht weinigen Anklang auch, aber im positiven Sinn. Also was Fruchtiges, was Schönes, Honig.

Tobias: Ich habe das schon lange nicht mehr gehabt, das hat sich richtig gut gemacht. Also gekippt ist das Ding nicht, ne?

Markus: Nö. Nö, nö, passt.

Tobias: Passt.

Markus: Also auf jeden Fall deutlich anders natürlich,

Tobias: Ganz anders, ganz anders.

Markus: aber das will es und soll es ja auch sein.

Tobias: Ich habe davon einige jetzt auch über die Zeit, ich habe da ein paar Flaschen dabei gehabt. Ich glaube, die Beschreibung überlasse ich mal dir.

Markus: Ich versuche es mal. Also ich würde sagen, also von der Farbe her, wie gesagt, sind wir ja so bei einem, ja, rotbraun, eher dunklen rotbraun. Der Schaum, wie er noch da war, war er auf jeden Fall auch schön getönt, feine Poren. Und wenn wir da so reinriechen, dann finde ich eben, es hat so einen weinigen, eher so Retsina-mäßigen Anklang, aber ohne jetzt zu sehr in eine Alterungsaromatik zu gehen, sondern das scheint vielleicht von der Hefe auch ein bisschen zu kommen oder insgesamt von den Zutaten. Dahinter haben wir ein bisschen Toffee, ein bisschen so Malz, ein bisschen Röstaromen. Getreide auf jeden Fall ordentlich da. Auch noch ein bisschen was anderes Fruchtiges, vielleicht ein Hauch Banane oder so, also auf jeden Fall auch ziemlich komplex. Und im Mund oder am Gaumen fällt auf jeden Fall schon mal auf, wir haben eine schöne Kohlensäure, es moussiert schön auf der Zunge, ist da auch weich und rund. Es hat auch wieder, es changiert zwischen diesem weinige Retsina eben. Also ich finde es so harzig, auch so eine harzige Bittere ein bisschen im Abgang, davor aber wieder auch sowas wie so ein Malzbonbon, wie so ein Toffee, also sehr schön malzbetont auch. Also wirklich spannende Geschichte und kann ich mir total gut vorstellen, wenn wir jetzt in der Türkei irgendwo am Strand säßen und hätten so einen schönen Grillteller vor uns und, ja.

Tobias: Da würde das super zu passen.

Markus: Ja, da würde es auf jeden Fall, ja.

Tobias: Zu Kebab natürlich, Kebab, ja.

Markus: Hervorragend. Also, ja, danke schön für diesen Einblick, also großartig. Ein echtes türkisches Bier, nachdem Efes jetzt bei Warsteiner gebraut wird.

Tobias: Für mich ist da ein so ein Ding drin, ich kriege das nicht benannt.

Markus: Hast du die auf dem Weg dahin …

Tobias: Genau.

Markus: Die hast du besucht. Vorher oder nachher?

Tobias: Vorher. Das war in Istanbul, da muss man ja, also wenn man mal in die Türkei fährt, dann muss man mal nach Istanbul.

Markus: Unbedingt, ja.

Tobias: Unbedingt zu empfehlen ist auch, dass nicht unbedingt mit dem eigenen Auto zu machen. Also fahrt da lieber Taxi.

Markus: Ich bin einmal in Tunis Auto gefahren, das ist schon lange her, das war in den 90ern, aber das war echt ein Erlebnis. Also weil, jeder freie Quadratmillimeter, der vorhanden war, wurde von den Autos auch genutzt, egal ob Bordstein, ob Marktplatz, was auch immer und man fährt Querbeet. Recht hat der, der am lautesten kundtut, was er will und am deutlichsten und selbstbewusstesten. Und wenn man lernt, da mitzuschwimmen, funktioniert es, aber es ist für einen Mitteleuropäer erst mal ein gewisser Lernprozess.

Tobias: Man muss da schon reinkommen. Also jetzt sind es noch die ganz vielen beinahe suizidalen Lieferrollerfahrer,

Markus: Oh ja!

Tobias: die schneiden einen auch mal ganz schnell. Aber das war auf dem Weg Istanbul. Knidos, durfte ich in der Gaststätte sein und in der Brauerei, habe natürlich beides segnen dürfen. Da habe ich dann auch einen neuen Titel bekommen, denn es wurde jemanden erklärt, was passiert da jetzt eigentlich, ja. Mir wird ja auch vorgeworfen, es wäre ja sehr einfach, das Christentum zu parodieren so. Aber dort habe ich den Titel, es wurde einem älteren Herrn erklärt und wurde da einfach gesagt, ja, ist Bier-Iman, Bierra-Iman. Und, ach ja, klar, macht Sinn, Bierra-Iman, also ich bin der Iman des Bieres. Ist okay für mich, freut mich, und da gab es dann 6auch keine Anfeindungen.

Markus: Ja und da kann man ja auch Grenzen überwinden beziehungsweise verbindend wirken, das ist ja richtig cool. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es bei dem ein oder anderen Islam-Anhänger auch noch mal zu Widerständen führen könnte.

Tobias: Da reicht es aber auch schon, dass man einfach Christ ist.

Markus: Das stimmt, ja.

Tobias: Also das ist dann egal, ob man spöttisch dem christlichen Gott gegenüber ist oder nicht.

Markus: Ja.

Tobias: Das durfte ich auch erleben, das reicht, dass man Christ ist. Das ist aber dann, Istanbul ist sehr liberal, progressiv, zukunftsgewandt. In den Regionen um Sanliurfa und Nahe an der syrischen Grenze, da ist der Islam noch mal deutlich stärker ausgelegt, deutlich restriktiver. Da wird dann Alkohol zum Beispiel nur nachts getrunken, weil dann sieht es ja Allah nicht, so.

Markus: Praktisch, oder?

Tobias: Ja, also gerade in der Türkei waren ganz besonders große Unterschiede auch in der Bierkonsumkultur festzustellen. Aber im Wirtshaus in Urfa, haben wir dann eins gesucht mit diesen Archäologen, um mal Kongressnachbesprechung. Das war tatsächlich mit einem Schiebefenster, man musste klopfen, dann wurde geguckt, wer steht vor der Tür und der darf dann auch rein. Also ist nicht wie bei uns, klack, Schwemme, so wirklich jeder erst mal rein, Seidla in die Hand und dann schaut man mal, ob man einen Platz findet. Nee, da wurde schon an der Tür, harte Tür sozusagen, wie am Klub und dann gab es erst Gerstensaft.

Markus: Krass. Ja, das sind tolle Erlebnisse. Ich bin auch mal durch Ägypten getourt, einmal von oben nach unten und einmal von links nach rechts, super spannend, aber eben viele Gegensätze. Tolle Kultur, also das finde ich auch immer wichtig, das zu respektieren und zu akzeptieren. Da lebt man halt anders, deswegen nicht besser oder schlechter, sondern anders.

Tobias: Anders.

Markus: Und solange man damit zufrieden ist, ist das auch gut. Und ich muss sagen, was ich eigentlich auch ganz positiv erlebt habe jetzt mit diesem ganzen Religionsthema, also zumindest im eigenen Islam ist es so, wenn du irgendeiner Religion anhängst, bist du trotzdem eigentlich normalerweise respektiert. Sie sind noch mal anders, wenn jemand gar nicht gläubig ist, weil da kommt so ein Missionsgeist rüber, aber normalerweise akzeptieren sie, wenn man sagt, man hat eben seinen Glauben. Wie das jetzt bei einem Bierglauben ist, weiß ich nicht, da könnte man noch mal, aber das ist ja auch egal.

Tobias: Ich meine, das sind ja alles abrahamitische Religionen so.

Markus: Stimmt, ja.

Tobias: Was mir geholfen hat, war Rüdiger Nieberg hat einen ganz, ganz tollen Spruch dazu gehabt, als er kritisiert wurde oder gefragt wurde, glaubt er denn an Allah und da hat er gesagt: „Ich glaube an den einen Gott und wenn es nur den einen gibt, an welchen anderen soll ich denn glauben.“ Und damit ist dann auch, also ja, also wenn es nur den einen gibt, kann ich ja schlecht an einen anderen glauben. Und das fand ich sehr weise und durfte das für mich mitnehmen und das hat auch geholfen, sage ich mal.

Markus: Stimmt und der offenbart sich halt in verschiedenen Formen und insofern, genau.

Tobias: Insofern, bei mir ist es halt manchmal mehr der Seidla.

Markus: Genau. Und da sind wir jetzt eigentlich wieder zurück, also weil du jetzt auch gerade gesagt hast, du hast auch in der Türkei dann eine Brauerei gesehen. Wie muss man sich das denn vorstellen? Also, sagen wir mal, diese Brauerei hier würde mit dir einen Termin ausmachen und sagen, wir würden gern unser Brauhaus segnen lassen, wie würde das ablaufen?

Tobias: Erst mal schauen wir uns natürlich den Prozess einmal an. Also es muss ja dann der Brauer, Braumeister, jemand, der mit den Anlagen vertraut ist, der hat dann natürlich auch manchmal gewisse Anliegen, was man vielleicht mal mit Segen bedenken sollte. Ist es mal der Läuterbottich, ist es mal das Kühlschiff, ist es mal der, ja, Hopfenkocher, Whirlpool, irgendwas zwickt immer, das hört man sich natürlich zuerst an. Ist ja klar, ich möchte mich da hineindenken. Und dann machen wir einen symbolischen Sud. Ich nehme meinen heiligen Kelch, wie heilig der ist, mittlerweile hat er sehr viel gesegnet, mag was dran sein. Dann wird darin Wasser hineingegeben, dann wird Gerste hineingegeben, dann wird Hopfen hineingegeben und dann haben wir sozusagen schon mal sowas wie gebraut, denn mit frischem Bier die Tanks und Anlagen zu bespritzen, das macht immer einen Brauer ein bisschen traurig, weil er dann viel putzen muss, also nehmen wir einen symbolischen Sud. Wenn die natürlich gerade jetzt in dem Moment brauen, während einer Segnung in der Brauerei, dann nehmen wir den Sud, der da ist.

Markus: Klar.

Tobias: Also aus dem Kessel heraus segnen ist natürlich noch besser, dann muss halt wieder geputzt werden. Also da muss man sich ein bisschen anpassen. Ja und dann werden halt die Gerätschaften meistens der Benutzungsreihenfolge, sage ich mal, entlang gesegnet, auf ihre Funktionen, auf ihren Ausschlag. Gegen Verunreinigungen ein bisschen Weihrauch dazu, das hilft ja auch oft, einfach Bakterien mögen das nicht so gerne, wenn da ein bisschen Weihrauch da ist. Und dann riecht das Ganze wunderbar und dann gibt es da einen Segen aus Wasser, Hopfen und Malz.

Markus: Gibt es da eine bestimmte Formulierung, die du da benutzt, kannst du uns ein Beispiel geben?

Tobias: Das ist eben aufgrund der unterschiedlichen Problematiken, die die Kessel haben. Ich habe da keine komplett festgelegte Formulierung, sondern das ist immer eine Eingebung in dem Moment, aber in jedem Fall, ne, im Maischebottich ist ja der Hopfen nicht so wichtig, sondern da wird ja der Wunsch aus dem Wasser und der Stärke gegeben. Ich könnte jetzt einfach mal symbolisch vielleicht einen Segen sprechen, mal so hier quer durch die Wand, da hinten ist der Braukessel.

Markus: Genau.

Tobias: Und so segnen wir diesen Braukessel im Namen des Hopfens, des Malzes und des reinen Wassers, auf dass das Bier, das darin geboren wird aus dem Wasser, dass zuerst gegeben wird, in dass das Malz eintaucht, ja, entstehen darf. Dass sich das Malz löse, dass es sich aufspalte in die Teile, die wir wollen. Auf dass es dem gibt und uns bereichert in seiner Stärke, die danach in die Kessel weiterfließen soll. Prost!

Markus: Wunderbar.

Tobias: Ganz spontan jetzt so, ich sage mal.

Markus: Das wäre ja ein perfektes Schlusswort, aber wir sind erst mindestens bei der Hälfte, höchstens so. Also spannend, cool. Hat auf jeden Fall auch eine Andacht in sich, wo man merkt, das hat auch durchaus eine sehr ernste Komponente. Ist ja auch, Brauen hat ja viele spannende Teile, wo man auch viel bedenken muss. Braust du selber auch?

Tobias: Sporadisch, sage ich mal, hobbybrauermäßig, sage ich mal, ist das dann eher. Und da bin ich eher so auf dieser experimentellen Seite, da versuche ich dann wirklich ganz, also ich nenne es mal Extremhobbybrauen. Wie gesagt, das Amt für Göbekli Tepe nenne ich jetzt mal als Paradebeispiel, ich bin im Moment dabei, mir so einen Kalksteinkessel zu organisieren, dass ich mir das selberbaue, um da mal in so eine Richtung, ich sage mal, forschen.

Markus: Das ist sehr interessant.

Tobias: Das wäre interessant, spreche ich gerade mit dem Steinbruch, ob ich mal so einen Kalksteinblock kriege und ob ich da ein Loch reinmachen darf und so in der Richtung, das ist eher das. Und wenn ich dann aber Bier mache oder das verkaufbar ist, dann mache ich das mit Brauereien zusammen. Jetzt die letzten Jahre mit Orca Brau zum Beispiel, da sind aber andere Brauereien auch möglich und im Gespräch, immer gerne mit Orca.

Markus: Ja, der Felix ist ja ein Goldstück von einem Menschen.

Tobias: Ah, ganz großartiger Mensch.

Markus: Insofern, also schöne Grüße an dieser Stelle, genau.

Tobias: Ganz liebe Grüße.

Markus: Und apropos, also du hast ja gerade von Weihrauch erzählt und wir haben gerade über das Bierbrauen gesprochen, da gibt es ja ein Beispiel, oder?

Tobias: Da hätten wir jetzt 2 Beispiele da, da darfst jetzt du mal eins aussuchen. Ist es eher der Weihrauch-Bock oder eher der Doppelbock?

Markus: Also ich sage ja selten entweder oder, ich sage ja meistens sowohl als auch.

Tobias: Wenn beides möglich ist, also beides ist möglich.

Markus: Also es kommt auf dich an.

Tobias: Womit fangen wir an?

Markus: Wir haben ja 2 tolle Flaschen da, ich finde allein schon die Gestaltung sensationell. Also einmal die Dreimalzigkeit, ein Weihrauch-Bock und einmal den Trinitator, einen Holi-Doppelbock. Ich denke mal, man würde wahrscheinlich mit dem Weihrauch-Bock anfangen. Erstens wäre es für mich jetzt ein schöner Übergang, von meinem Rauchbier habe ich vielleicht noch ein bisschen Anklang da dran. Außerdem ist das Logo ja wirklich sehr schön mit dieser Dreifaltigkeit in sich auch, wie so eine Blüte gemacht, mit Wasser, Hopfen und Hefe, dazwischen das Getreide, wunderschön gemacht. Also wenn es nach mir ginge, würde ich mit der Dreimalzigkeit anfangen.

Tobias: Dann fangen wir mal mit dem. Wichtig ist, es ist nicht der Eisbock, der heißt auch Dreimalzigkeit.

Markus: Ah, okay.

Tobias: Da durfte ich eine kleine Serie machen, die mit einem Märzen anfängt, untergärige Serie sozusagen, mit Märzen anfängt, dann ein Bock, dann ein Doppelbock und dann gab es noch einen Eisbock.

Markus: Eisbock, hervorragend.

Tobias: So da das ist eine ziemliche Steigerung, sage ich mal, des Ganzen.

Markus: Ja.

Tobias: So, dann nehmen wir mal die Kelche.

Markus: Danke schön. Hervorragend, also wir haben ja da Gläser stehen und dieses wunderbare Bier.

Tobias: Ich mag es mal wieder ein bisschen steiler gießen.

Markus: Hervorragend!

Tobias: Ja, da ist ein bisschen Schaum.

Markus: Wunderbar!

Tobias: Ich sehe schon, da auch beim Eingießen ist eine gewisse Erfahrung bei dir schon da.

Markus: Naja, ich schenke ja schon ein bisschen länger ein als du.

Tobias: Ja, ist hervorragend, auf jeden Fall. Da mache ich noch mal einen kleinen Schaumschuss.

Markus: Ah ja, wunderbar. Also wieder, die Farbe ist sensationell, jetzt sind wir wirklich bei Mahagoni oder so, oder?

Tobias: Da sind wir jetzt hier dunkel.

Markus: Oh, schön! Aber mit Rotstich wieder, also ganz, ganz toll. Also wunderbar, total schön, also mit einem schönen Rotstich dabei, oben der Schaum auch schön dunkelbraun getönt. Wir riechen mal rein. Ah ja, tatsächlich.

Tobias: Ich könnte fast schwören, ich rieche den Weihrauch.

Markus: Ja und so ein bisschen drum rum, ein bisschen Datteln, ein bisschen Feigen.

Tobias: Der ist ja schon alt.

Markus: Hat schon ein bisschen was, genau.

Tobias: Der durfte schon reifen, ne, sowas. Wann haben wir den abgefüllt, 21 haben wir den abgefüllt.

Markus: Gut, 4 Jahre sind völlig okay für so einen Bock. Okay, dann probieren wir ihn jetzt mal und dann musst du uns unbedingt erzählen, was da dahintersteckt. Hat sich wunderbar gehalten, schön. Ein dezenter Weihrauch, der war wahrscheinlich mal stärker am Anfang.

Tobias: Ich finde, er ist jetzt wieder stärker geworden,

Markus: Ah, okay.

Tobias: der ist jetzt wieder stärker geworden.

Markus: Spannend.

Tobias: Aber der kommt auf jeden Fall raus, ne?

Markus: Er kommt raus, auf jeden Fall, ja.

Tobias: Aber der ist stärker als beim Trinitator.

Markus: Da ist auch Weihrauch drin?

Tobias: In allen Bieren von mir ist Weihrauch drin, bis jetzt.

Markus: Okay, mal sehen, perfekt. Ja, schön, auf jeden Fall auch ein wunderbares Bier. Auch wieder was, was sehr weich ist, das finde ich jetzt auch gerade sehr schön, gefällt mir gut. Und man merkt gar nicht so, dass es ein Bock ist, also könnte man jetzt easy …

Tobias: Also dass der 6,2 hat, 6,0, das ist jetzt nicht sofort präsent.

Markus: Ja, schönes gemütliches Bierchen.

Tobias: Also ich finde, man merkt schon, dass der ein bisschen, also man sagt ja immer, so ein ganz süffiger Bock ist es jetzt nicht, weil er einfach noch mal so ein kleines Eckchen Komplexität mitbringt.

Markus: Ja.

Tobias: Aber wenn man jetzt sagt, man hat Durst, dann ist der schon schnell weg.

Markus: Erstens das oder wenn wir jetzt sagen, wir haben so einen Fruchtsalat. Also ich mache immer in der Weihnachtszeit eher, das ist jetzt natürlich gerade die falsche Zeit, aber mache ich immer so einen Obstsalat, wo ich zum Beispiel viele Nüsse rein tue und eben Feigen und Datteln und Rosinen und vielleicht auch ein Schüsschen Rum und was weiß ich was, viele Citrusfrüchte, Ananas und was weiß ich,. Und ein bisschen Schokolade auch, also ganz wichtig für Obstsalat, ein bisschen dunkle Schokolade raspeln, macht jeden Obstsalat geil, also kann man viel machen. Und das zum Beispiel wäre mit diesem Bier der Hammer, also sehr, sehr cool, spannend. Ja, erzähl mal, also wie kommt man überhaupt da drauf und wann kommt dieser Weihrauch ins Bier? Wo hast du den her, wie lief das, was hat der Felix dazu gesagt?

Tobias: Was hat Felix dazu gesagt. Na, ich hatte vorher schon ein Märzen, das ist natürlich jetzt nicht mehr, ein Märzen ist nicht solange lagerfähig. Deswegen freut es mich, dass ich noch ein paar Flaschen von diesem Bock übrig habe und da ist natürlich ein besonderer Anlass, mit dir da mal eine aus dem Keller zu holen.

Markus: Danke schön, ja.

Tobias: Viele gibt es nicht mehr. Aber, ja, da hatten wir diesen Märzen gebraut noch auf der alten Brauanlage bei ihm. Also das spielt auch mit rein, dass es nicht lange haltbar ist, sage ich mal so. Und das war mit der erste Sud, den wir dann auf der Kaspar Schulz, die er jetzt hat, gemacht. Und wir haben uns eben gesagt, ja, wir finden uns gut, wir finden uns sympathisch, wir brauen ein Bier zusammen, einfach collab-mäßig.

Markus: Ganz kurz, hast du die Anlage dort auch gesegnet?

Tobias: Selbstverständlich.

Markus: Logisch, ja.

Tobias: Also die haben auch eine Urkunde in der Brauerei hängen, gesegnete Brauanlage. Die erhält dann auch jeder, dessen Brauerei gesegnet wurde, erhält eine Urkunde mit Wachssiegel, dass man da auch einen Nachweis hat. Also es gibt viele Prämierungen, aber die Bierschoff-Segnung ist eine ganz rare Auszeichnung der Brauerei.

Markus: Und nachhaltig.

Tobias: Und nachhaltig.

Markus: Ja, ja. Okay, ich habe dich unterbrochen.

Tobias: Kein Problem. Ja und dann haben wir uns einfach gesagt, ja, wir machen ein Bier, dann kam eben die Idee auf, Märzen, Bock, Doppelbock. Eisbock so mal in der Zukunft gedacht, jetzt ist da natürlich der Bock dran oder beziehungsweise war dann dran. Dunkel, fränkisch. Damit mussten wir den Felix ja fast schon dazu überreden, mal was eher Klassisches zu machen. Das habe ich geschafft und deswegen ist es ein Bock geworden. Und das war, glaube ich, auch so mit das erste vollreinheitskonforme Bier, dass er dann auf der neuen Anlage gemacht hat.

Markus: Trotz Weihrauch?

Tobias: Nee, Weihrauch, Buchen.

Markus: Ach so, ihr habt so ein Rauchmalz gemacht so?

Tobias: Ich habe das Malz, genau, Rauchmalz benutzt und dieses Malz, das möchte ich jetzt nicht völlig verraten. Das ist ein bisschen mein Geheimnis, ich habe mir da eine Technik entwickelt, die wurde mir eingegeben, sage ich jetzt einfach mal, mit der ich ins Malz schon den Weihrauch reinkriege. Dann wurde natürlich ein bisschen Weihrauch vorgelegt in zum Beispiel den Läuterbottich, haben wir die Weihrauch-Glocke reingestellt, in den Whirlpool und der Rest wird einfach von außen gesegnet, aber da kommt er in den Prozess, über das Weihrauch-Malz. Hier waren es 2 Säcke, 50 Kilo war das Malz, ja, genau. Ist eine ganz schöne Heidenarbeit. Die sind da drin und dann halt die klassische Bockschüttung. Max, ne, du kennst Max von Orca, liebe Grüße, jetzt woanders, liebe Grüße an der Stelle, hat sich da viele Gedanken gemacht oder ist eine sichere Bank, dass wir dann so ein rundes Ding noch mit rausbekommen.

Markus: Hammer!

Tobias: Und dann haben wir halt noch den Hopfen, haben wir natürlich auch noch geweihräuchert. Genau, die Hefe nicht, das macht keinen Sinn, da tut man nicht so gut damit, vorher, danach, aber sie hat sich wohl … Ach, genau und dann habe ich noch für den Sud eine Hefe aus 14-Heiligen geholt, ja.

Markus: Aha, die ist zumindest dem Weihrauch nahe.

Tobias: Die ist dem Weihrauch nah, die kommt aus einer Gose-Brauerei, kann man so sagen.

Markus: Absolut, ja. Und vielleicht, also noch mal ganz kurz gesagt für alle, die das jetzt so en passant mitbekommen haben und das nicht wissen, also Orca ist Orca Brau, eine Brauereien in Nürnberg. Der Felix war auch schon im BierTalk, hat seine Geschichte erzählt. Ist ganz spannend auch, hört euch das ruhig mal, warum das überhaupt Orca heißt und was seine Philosophie ist. Und ich habe ihn noch kennengelernt in seinen ersten Tagen und da war er wirklich wie der Ritter gegen das Reinheitsgebot sozusagen, deswegen eben dieses Thema, ihm zu einem normalen Bier zu überreden, ist gar nicht so einfach. Mittlerweile sieht er das, glaube ich, auch ein bisschen entspannter, es hat auch vielleicht was mit dem Alter zu tun, wer weiß, aber wir hatten auf jeden Fall tolle Gespräche jetzt wieder beim Bierfest in Nürnberg. Und coole Sache, er ist einfach ein ganz, ganz lieber Mensch, allem anderen voran, was ich total schön finde. Und was wir in der Bierwelt, glaube ich, mit den Meisten haben, was sie ja so schön macht eigentlich.

Tobias: Das ist wirklich wunderschön, das darf man ruhig ansprechen, das ist definitiv so.

Markus: Ja. Also und Weihrauch, also das könnte natürlich auch eine ganz neue Marktlücke sein. Also ich hatte ja mal eine lange Diskussion mit Vertretern der Kirche tatsächlich, warum wir denn in dem Gottesdienst nicht auch Bier verwenden können. Also weil, der jüdische Glauben zum Beispiel, die haben in den 1910er-, 20er-Jahren, irgendwann war das, tatsächlich sich die Erlaubnis eingeholt bei ihren Rabbis, dass man hier bei den Zeremonien Bier statt Wein verwenden darf, weil die eben gesagt haben, in der Religion verwenden wir deswegen eigentlich Wein, weil da, wo die Religion herkommt, Wein das edle, besondere Getränk der Regionen war. Und wenn man in einer anderen Region war, wo es ein andere edles, besonderes Getränk gibt, sage ich mal so, also jetzt sehr abstrakt, dann ist es eben auch durchaus erlaubt und völlig in Ordnung, wenn man statt des Weines dann eben dieses andere Getränk nimmt, und damit durften die zum Beispiel bei ihren Zeremonien Bier verwenden. Und das ist ja dem christlichen Pfarrer hier immer noch verboten. Aber vielleicht, wenn man da Weihrauch drin machen kann, könnte es doch was sein, was da einen natürlich schon umstimmt, ne.

Tobias: Da möchte ich kurz einhaken.

Markus: Gerne.

Tobias: Hat mich ein bisschen theologisch jetzt, da müssen wir theologisch jetzt, gehen wir mal ein bisschen in die Tiefe. Du hast gesagt, das ist das wertvolle Getränk der Region, das ist alles aber auf dem Wein ja griechisch geprägt. Du hast gerade gesagt, du warst auch schon in Ägypten.

Markus: Ja.

Tobias: Ägypten, absolut über Jahrtausende hin eine riesige Bierkultur, Wein ist da gar nicht gewesen. Das heißt, alles Ägypten Bier. Zythos heißt das Zeug, ist bis nach Gallien exportiert worden in Amphoren und so weiter. In ganz großen Amphoren möchte man da nämlich sogar sagen, Weinamphoren waren viel kleiner und Olivenöl. So und jetzt erinnern wir uns mal an diesen einen Typen, so in der Mitte von der Bibel taucht der so auf, so Jesus haben die den genannt und den sein erstes Wunder war, Wasser zu Wein verwandelt, sagen sie, sagen sie.

Markus: Sagen sie, ja.

Tobias: Wo war das? IN Kanaan, das Wunder zu Kanaan. Das ist geographisch ziemlich nah an Ägypten, wenn nicht eigentlich in Ägypten.

Markus: Also damals auf jeden Fall Ägypten.

Tobias: Damals auf jeden Fall Ägypten und damit in eine Bierregion. Jetzt wurde das ganze Zeug aber von diesen Griechen aufgeschrieben, die haben das wahrscheinlich nicht so richtig verstanden. Jetzt frage ich da halt man ganz modern, historisch kritisch stelle ich das mal theologisch zur These, vielleicht, wenn das denn so große Behältnisse waren, was sie gehabt haben für Wein, vielleicht sollte auf dieser Hochzeit auch Bier getrunken werden, war ja eine ägyptische Hochzeit und vielleicht war das erste Wunder Jesu gar nicht Wasser zu Wein, sondern Wasser zu Bier.

Markus: Also das könnte ich mir vorstellen, ja, könnte ich mir gut vorstellen. Also es ist tatsächlich so, dass bis heute noch die auch Wasser in Amphoren aufbewahren. Das sind dann so Tonamphoren und die haben oben einfach ein paar Löcher. Und irgendwie ist es anscheinend so, warum weiß ich nicht, aber das, wenn man da Wasser reinfüllt und es irgendwo hinstellt, dass auch wirklich frisch bleibt. Und da ist natürlich naheliegend, weil letzten Endes, die Amphore hat ja deswegen diese Form, dass sie unten so spitz ist, weil man sie halt in einem Land, wo der Boden mehrheitlich aus Sand besteht, sehr einfach irgendwo hinzustellen ist und dann auch stehenbleibt. Und das war der Grund, warum wir dann Fässer gemacht haben, weil das hier halt schlecht funktioniert in der Fränkischen Schweiz eine Amphore irgendwo rein zu rammen. Und insofern, also wer weiß, finde ich eine ganz spannende These, sollten wir mal dem nachgehen.

Tobias: Stelle ich jetzt mal zur Diskussion an.

Markus: Also wenn wir Hörer: innen haben, die jetzt hier in der Sache bewandert sind, gerne mal melden, wäre ja spannend, also dem mal auf den Grund zu gehen, cool. Also auf jeden Fall hier wieder ein sehr, sehr spannendes Bier. Wie weit waren wir denn, ich habe dich, glaube ich, schon wieder unterbrochen, oder?

Tobias: Das weiß ich eben auch nicht so genau.

Markus: Egal, also irgendwann war dieses Bier jedenfalls da. Wie kam es denn an?

Tobias: Ja, sehr gut, das war blitzschnell weg eigentlich. Also es ist ja immer nur 1 Sud, das waren jetzt da, genau, ein kleiner Sud, kein Doppelsud. Was hat der denn, weiß nicht, 400 bis 500 Liter sind das. Das ist sehr schnell weg. Jede Brauerei, den Ausstoß und das Sudhaus habe ich jetzt auch nicht im Kopf, nee.

Markus: Nee, ist auch nicht wirklich wichtig. Also spannend auf jeden Fall.

Tobias: Kam da gut an, genau.

Markus: Jetzt haben wir den Felix auf der einen Seite, der ja ein junger kreativer, obwohl ja mittlerweile auch gar nicht mehr so jung, aber egal, vielleicht jetzt gefühlt eher so, sagen wir mal,

Tobias: Gefühlt auf jeden Fall.

Markus: auf jeden Fall, genau, aus dieser Ecke kommt. Wie ist es denn auf der anderen Seite, also gibt es so ganz traditionelle gestandene Brauer, wie reagieren die denn, also hast du da auch offene Türen? Bist du da auch schon gewesen, in solchen Brauereien?

Tobias: Ja, ich überlege gerade, ob ich ein Beispiel, ein gutes habe. Also im Craft-Bereich ist es, sage ich mal, potenziell noch einfacher, aber ich war zum Beispiel auch schon, was jetzt sehr traditionell ist, ist jetzt Haberstumpf.

Markus: Ja, absolut.

Tobias: Würde ich sagen, Haberstumpf, zwar wieder neu aufgesetzt, aber an sich, das Brauereikonzept ist traditionell,

Markus: Absolut.

Tobias: Kupferkessel, Schleppkette, alles. Läutergrant, den nehmen sie jetzt nicht mehr, die haben jetzt wirklich einen Läuterbottich und machen das.

Markus: Aber ein wunderschönes Sudhaus.

Tobias: Das Sudhaus ist wunderschön, wirklich wunderschön. Auch die Keller, es ist wirklich eine ganz tolle Brauerei, ja, Biergarten auch klasse. Ganz große Empfehlung, es ist wirklich schön da.

Markus: Also falls jemand sucht, in Trebgast ist das, ganz schön, ja.

Tobias: Trebgast im Landkreis Kulmbach, echt schön. Genau, Othmar ist der Braumeister. Da durfte ich auch schon die Brauerei segnen zum Beispiel, so. Genau und da würde ich jetzt sagen, das ist schon traditionell, beinahe historisch, also ist historisch, ist ein historisches Gebäude, Sudhaus, Technik, die angewendet wird.

Markus: Nee, auf jeden Fall. Also da bist du ja auch flexibel und kompatibel, also das vielleicht auch an alle Brauer: innen, die hier zuhören, wenn ihr mal eure Brauerei segnen lassen wollt, in den Shownotes findet ihr die Kontaktdaten beziehungsweise könnt den Bierschoff einfach suchen, dann werdet ihr da auch fündig werden und könnt euch dann die Segnung quasi bestellen sozusagen. Wenn wir mal auf die andere Seite schauen, also das eine waren ja jetzt die, die das Bier machen, wenn wir mal zu denen schauen, die das Bier trinken. Das habe ich ja auch schon öfters erleben dürfen, also ich glaube, das letzte Mal für mich war, glaube ich, in Kulmbach auf dem Bierfest, wo du das auch unterwegs warst und das war schon auch toll zu sehen. Also das ist ja, ich sage es mal aus einer ketzerisch bambergerischen Perspektive, so eine Art Mini-Oktoberfest, wo man halt so ein großes Zelt hat, an allen 4 Ecken gibt es verschiedene …

Tobias: Hol mal Luft, okay, hol mal Luft, ja.

Markus: Ja, ja, ich weiß, ich weiß, ich sage ja, aus einer ketzerisch bambergerischen Perspektive, du kannst gerne gleich auf mich einhauen. Und man hat also diese verschiedene 4 Ecken, dieses Kulmbacher Bierzelt, wo es dann eben die verschiedenen Marken gibt dieser Biere. Und dazwischen wird Musik gespielt mit so vielen Prosits, wie es irgendwie geht, damit die Leute so schnell wie möglich so viel davon trinken, sage ich jetzt mal so ketzerisch, wie gesagt.

Tobias: Ist auch nicht alles falsch da dran.

Markus: Aber das Tolle ist und wir waren da und waren da schon 1, 2, 3 Stunden zugange und dann bist du da aufgetaucht und es war wirklich so, dass da auch eine Awareness da war. Also das heißt, es wurde ruhiger, man hat auf dich auch geachtet, du bist da gekommen in deinem Ornat, bist dann zu den Leuten hin mit deinem Stab und hast da mit den Leuten die Zeremonie durchgeführt. Werden wir jetzt gleich mal ein bisschen besprechen, worum es da geht. Und das war auch wirklich ein Highlight, war eine Show, hat den Leuten echt Spaß gemacht. Und, ja, vielleicht erklärst du uns ein bisschen, was passiert da, vielleicht auch, was passiert vielleicht spirituell auch mit den Menschen, weiß ich nicht und wie läuft das so?

Tobias: Also, genau, also ich glaube, worauf du anspielst, ist die Salbung des Bieres.

Markus: Wenn das so heißt, ja.

Tobias: So nennen wir das so halt. Also wir müssen da ja differenzieren, der Segen, den Segen kann man einfach so geben. Eine Brauung ist natürlich auch ein anderes Segnungskonzept. Dann gibt es noch die Braufe, die erfolgt, wenn man dann ins Bier hinein, vom Massdiener zum Bier jünger, zum Aprostel wird, dann erfolgt in diesem Zwischenschritt die Braufe. Oder auch bei Kindern, darf man natürlich auch einen Segen geben.

Markus: Nur ganz kurz, das heißt, bei dir kann man auch so eine Karriere oder in der Bierrität, wie auch immer man das nennt, kann man eine Karriere durchlaufen mit verschiedenen Leveln, sage ich mal?

Tobias: Ja, somehow hat sich das so entwickelt. Also ich wusste auch nicht, dass es das gibt, aber der Pfad des Bieres hat dazu geführt, dass das jetzt möglich ist, sage ich mal.

Markus: Spannend.

Tobias: Man musste da irgendwann differenzieren.

Markus: Okay, also kommen wir auch gleich noch dazu, was das differenziert.

Tobias: Genau. Aber, jetzt kommt jemand her und sagt, lieber Herr Bierschoff, euer Hochwürden, was auch immer, fühlt euch frei, mich anzusprechen mit, ist alles gut, Bierschoff ist völlig in Ordnung, und ich möchte gern eine Segnung haben. Bei manchen muss man da noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, dass das jetzt wirklich ein halber Liter ist. Weil Seidla it is, sagen wir immer wieder, es ist ein Seidla. Wir sind aus Oberfranken und einen Seidla kriegst du und das ist es. Und das ist auch genau die richtige Menge. Ich gebe nicht mehr und ganz selten weniger. Ich kann da natürlich schon Abstufungen machen, ich sage mal, gerade bei Damen im Dirndl ist es manchmal durchaus sinnvoll, nur 0,3 zu geben, sage ich mal, geht einfach physikalisch nicht anders. Aber Seidla it is. Ich mache auch keine zwei nacheinander, ich mache keine Maß. Wenn ich den Menschen nicht kenne und vertraue, dass er es kann, das ist wichtig, es gibt Menschen, die können das, das muss er aber erst mir … Ich versuche damit eben, aus den Stellen heraus verantwortungsvoll umzugehen, weil man kriegt dann einfach einen halben Liter Bier rein und der wird sehr schnell verzehrt. Und das geschieht so, der halbe Liter Bier, der wird mitgebracht. Ich gebe den nicht aus, dann habe ich keine schankrechtlichen Probleme, denn die Schankthematiken sind extern basiert. Also wenn jemand mit einem Bier kommt und der sieht sehr nach 15 aus, dann sage ich schon auch mal nein, aber erst mal hat er ja Bier in der Hand. Dann kommt das in den heiligen Kelch vom Aprostel, der gießt das in diesen Kelch ein. Dann wird es das erste Mal geschenkt, dann kommt es in den Trichter hinein und nach einer kurzen Setzungszeit, dann wird es ein 2. Mal geschenkt.

Markus: Der Trichter ist am Stab dran.

Tobias: Der Trichter ist am Stab dran.

Markus: In ungefähr 2 Meter Höhe so.

Tobias: Ja, genau. Das muss nach oben gereicht werden Richtung Himmel, von dem auch das Wasser und die Sonne kommt und dann darf es Richtung Erde fließen. Der Salbling kniet sich dann nieder, nicht vor mir, sondern vor dem Bier. Das möchte ich klar differenzieren, ich brauche keine Anbetung, das ist nicht mein Game. Und dann segne ich den mit dem Schaum. Und oben aus dem Trichter heraus, das ist eine ähnliche Bewegung, wie es die derwische Litanei übrigens tut, die auch vom Himmel den Segen zur Erde geben. Und dann erhält er den Segen aus Wasser, Hopfen und Malz, passenden Spruch zur Festlichkeit hinzu, das ist immer individuell, und dann wird ein Lied gesungen von allen Umstehenden, mir, dem Aprostel und eben den Gästen. Und der, der den Segen empfängt, der zieht den Hahn auf und in dem Moment verbindet er sich einfach komplett mit seiner gesamten Existenz mit dem Bier. Das sind wenige Sekunden und viel mehr kann man auch oft in der schnelllebigen Zeit gar nicht rausholen, aber es sind sehr intensive Sekunden, die man sich komplett dem widmet, dass jetzt Bier in einen hineingeht, dass man sich damit verbindet, dass man das voll wahrnimmt, dass man jetzt schluckt und atmet und existiert und das Ganze im Bier und darin darf das entstehen. Deswegen schenken wir dreimal, in den Krug, in den Trichter, in den gesegneten, das ist auch wieder diese heilige Zahl. Und der hat dann einfach, ja, dann steht er auf und dann lacht er mich meistens an und sagt, so schlimm war es gar nicht, wie er es sich vorgestellt hat. Dann umarmen wir uns und dann sagt er, boah, das war wirklich sehr gut. Ganz selten, dass es da Ausfälle gibt, ich sage mal, 1 von 100 hat ein Problem damit.

Markus: Also ein richtiges Biererlebnis. Also ich habe damals ein Video gemacht, das werde ich auf jeden Fall auch zur Verfügung stellen zum Podcast, dass die Leute sich das anschauen können. Und wir werden das bei nächster Gelegenheit auch mal mit mir probieren, dann können wir das noch nachliefern.

Tobias: Machen wir auf jeden Fall!

Markus: Das machen wir auf jeden Fall, werde ich meine eigene Erfahrung hier noch schildern und dann vielleicht in einer kleinen Zweitfolge noch dann zum Besten geben. Spannend, freue ich mich schon drauf. Man muss ja auch noch Ziele haben im Leben, das ist ganz wichtig.

Tobias: Man muss Ziele haben im Leben, ja.

Markus: Jetzt hast du gerade Aprostel erst mal gesagt, das ist so die finale Stufe dieser Leiter oder vorerst zumindest, oder eine Figur, die da auch irgendwie dabei ist, also wie kann man sich das vorstellen? Also wenn ich jetzt jemand bin, der jetzt der Salbling war sozusagen, der dieses Bier empfangen hat, wie kann ich denn da weitermachen, wenn ich das will?

Tobias: Also erst mal erkennt man ja meistens, dass man sich dem Bier nähert, weil man Durst hat, so, das ist jetzt erst mal. Erst mal muss man sich selbst fragen, habe ich einen Durst? Wenn du keinen Durst nach dem lebendigen Wasser hast, dann wird es schwer, dir das auch zu geben, das muss man ganz klar sagen. Wenn du das aber suchst, dann darfst du dich an mich wenden, dann darfst du eine Biersalbung empfangen. Dann gebe ich jetzt seit kurzer Zeit, weil es sehr viel Nachfrage gab, Bierjüngerseminare. Da geht es halt eben um die Historie des Bieres, da geht es drum, wie trägt man denn so eine Kutte, so eine Mönchskutte, wie verhält man sich mit diesem Kelch, worauf ist zu achten, wie gehen die Lieder, was singt man da, wie ist der Geist dessen, dass wir transferieren wollen. Das wird erst mal in den Grundlagen transferiert, so weit sind wir gerade. Und wie dann der Weg zum Aprostel sein wird, das findet man raus.

Markus: Das heißt, die Aprostel, die es jetzt gibt, die sind gekommen.

Tobias: Zugelaufen.

Markus: Spannend, also auch sehr interessant. Wenn ich jetzt als Bierjünger sozusagen unterwegs bin oder sein will, also da kann ich mich bei dir melden, kann an so einem Seminar teilnehmen. Und, ja, interessant.

Tobias: Ihr könnt das auch gern mal mitnehmen. Also ich hatte schon Brauer da, ich hatte bis jetzt ein ganz breites Spektrum der Gesellschaft da.

Markus: Und dann habe ich noch ein Ornat, was ich dann da?

Tobias: Man kriegt dann erst mal so eine Mönchskutte. Da haben wir 2 Varianten, Sommer und Winter. Klar, also im Sommer brauchst du keine Wollkutte tragen, das ist ganz grausam. Andersrum natürlich, die Baumwolle im Winter ist auch nicht so schön. Genau und dann darf man irgendwann in die heilige Bierkapelle gehen, die ich da habe.

Markus: Ja, wir haben noch gar nicht drüber gesprochen, wo du eigentlich herkommst und wie es da ausschaut.

Tobias: Ja, Oberfranken haben wir schon gesagt.

Markus: Ja, Oberfranken ist schon klar. Aber wenn du uns da vielleicht noch einen kleinen Einblick geben magst, ich sage mal so, wo trifft man sich da, wie schaut so eine Bierkapelle aus?

Tobias: Ja, da ist Fotoverbot, Erlebnispflicht.

Markus: Sehr gut, finde ich vorbildlich, ja.

Tobias: Du möchtest ja auch nicht unbedingt, so sagt man, hört man, berühmten Bierkeller. Ist vielleicht auch nicht für jeden erlaubt, da ein Foto zu machen, kann ich mir gut vorstellen.

Markus: Ja.

Tobias: Und so ist es in der Bierkapelle auch, das ist ein Ort der Andacht, der Besinnung, der Ruhe und dessen, dass man getrennt ist von der Welt und das findet da statt. Das ist in Oberfranken, ja, im Frankenwald, auch auf der Höhe. Ganz genau möchte ich es nicht verraten, das wird dann preisgegeben, weil es gibt ja auch Leute, die einem nicht nur Gutes wollen.

Markus: Nein, da gab es ja leider schon Beispiele. Gut so, sehr vernünftig.

Tobias: Genau.

Markus: Ja, die Leute können dich ja kontaktieren.

Tobias: Ansonsten wohne ich, das kann ich sagen, ausreichend Abstand dazu, im Mittelpunkt Oberfrankens und da natürlich mitten drin in dieser unfassbar schönen Brauereiregion, die wir Heimat nennen, und das ist natürlich was Schönes.

Markus: Mittelpunkt Oberfrankens, das ist dann zwischen Bayreuth und Kulmbach irgendwo oder?

Tobias: Zwischen Kulmbach und Bamberg, wenn man jetzt die Richtung nimmt, ja.

Markus: So Thurnau-mäßig oder so?

Tobias: So die Richtung, genau.

Markus: Okay, spannend. Ich weiß, ich war schon da, aber mein Gedächtnis ist natürlich da wieder schwach.

Tobias: In Oberfranken steht so eine Eistüte.

Markus: Genau. Aber ich finde es immer ganz gut, wenn man Dinge auch vergisst, weil dann kann man sich freuen, wenn man es wiedererlebt. Das hat auch was für sich, kann es wiederentdecken. Apropos wiederentdecken, wir haben noch ein 3. Bier.

Tobias: Willst du das wirklich noch aufreißen? Ja, dann machen wir das.

Markus: Also je nachdem, aber wenn es da ist, ich sage immer, wenn es da ist.

Tobias: Also nicht geizen am Bock, oder?

Markus: Ja, ja, also das sind ja Erlebnisse, die muss man ja machen. Also der Trinitator, jetzt bin ich natürlich etwas im Zwiespalt sozusagen, weil das Logo auf der Flasche eigentlich etwas ist, was es gar nicht gibt. Also wir sind da praktisch in einer escheresque Zeichnung, wo wir ein Dreieck haben, was in sich verschlingt und damit eigentlich dreidimensional ist, aber wenn man es dann zu Ende denkt, eben unmöglich ist, wie das bei Escher eben so ist.

Tobias: Wie das auch bei der Dreieinigkeit so ist.

Markus: Genau, ja.

Tobias: Wie sind den 3 Personen eins und trotzdem individuell das Eigene. Wie ist denn Wasser etwas, wie ist denn Malz etwas, wie ist denn Hopfen etwas, das dann verbunden etwas ist, das ja einfach viel mehr ist als die Summe ihrer Teile. Also jetzt könnte man Malz essen, kann es versuchen zu trinken, ganz klassisch, aber in der Kombination wird es etwas, was weit drüber hinausgeht über das, was man vorher hineingegeben hat.

Markus: Okay, also das ist jetzt nicht dem vorherigen Konsum geschuldet, den wir schon hatten, sondern das ist so beabsichtigt.

Tobias: Nee, das ist Dreieinigkeits-keltische Knoten.

Markus: Genau, der ist auf dem, was wir gerade hatten, auf der Dreimalzigkeit eben keltisch. Das habe ich vorhin gesucht, genau ein keltisches Symbol, jetzt sind wir eben hier ein Level weiter, ist ja auch logisch beim Doppelbock, klar. Ja, nee, also wie gesagt, ich würde mich total freuen, wenn wir schon da sind, dann probieren wir das.

Tobias: Ja, dann und eine Flasche hast du noch für deinen Bierkeller.

Markus: Auf jeden Fall, die kommt da auch rein und wird aufgehoben.

Tobias: Woah!

Markus: Uih, das ist ein lebendiges Bier.

Tobias: Der hat Sauerei gemacht.

Markus: Na, das machen wir nachher wieder weg

Tobias: Ja, das ist auf meiner Hose.

Markus: Na gut.

Tobias: Nicht das erste Mal, dass sich Bier auf mir befindet. Das schäumt aber, ich hätte es eher andersrum erwartet, muss ich sagen.

Markus: Danke schön. Das ist halt ein sehr lebendiges Bier, ich meine, ist ja auch klar, ist viel drin und dann noch das Symbol vielleicht drum rum, was auch noch mal dafür sorgt, dass hier die Heiligkeit besonders sprießt und sprudelt. So, das machen wir da halt weg. Genau, müssen wir mal schauen, ob uns der Halu nachher steinig oder nicht.

Tobias: Ich glaube nicht. Also ich glaube, der hat schon mal Bier auf dem Tisch gehabt.

Markus: Aber das glaube ich nicht, insofern auch dieser Tisch wird schon Bier erlebet haben, da glaube ich auch dran, genau. Also Farbe tatsächlich ähnlich wie das Letzte, ich finde, es ist sowohl etwas dunkler als auch etwas röter, also in beiden intensiver. Ja, wir haben so eine Holzbetäfelung hier, da sind wir schon sehr nah dran, also sagen wir mal, intensiv Mahagoni, wie auch immer. Und ich habe auch tatsächlich einen wunderschönen Schaum hier drauf. Also ganz, ganz tolles Bier schon mal von der Optik her, pure Lust und Leidenschaft, würde ich sagen.

Tobias: Du hast auch einen wunderschönen Schaum drauf.

Markus: Ja und steht auch wie eine Eins.

Tobias: Auch dieses Degu-Glas, da muss man sehr direkt einschenken.

Markus: Ja, muss man, weil sonst verliert sich das recht schnell.

Tobias: Ja.

Markus: In der Nase sind wir natürlich wieder sehr auf der malzigen Seite, auch der hat schon ein paar Jährchen hinter sich, aber sehr, sehr schön.

Tobias: Aber hier nicht so intensiv.

Markus: Nein, insgesamt nicht so intensiv, also werden wir vielleicht auch gleich vom Geschmack her sehen. Aber wir haben auf jeden Fall wieder so eine Fruchtigkeit, ein bisschen Schokolade, finde ich auch und dann eben wieder so Feigen und Datteln und Toffee und so alles, was da so ein bisschen mitschwingt, ein bisschen Brot vielleicht auch, ein bisschen Cookie, also doch insgesamt auch eine fruchtige Note wieder. Vorhin war es, jetzt mal Sommeliergeschwaffel, eher so kirschig und jetzt sind wir eher so brombeerig, aber das ist völlig egal.

Tobias: Also es ist schon eine Differenz da, muss man ganz klar sagen.

Markus: Ja, auf jeden Fall, ja. Und man hat schon den Rauch, also zumindest, wir wissen es jetzt halt. Ich weiß jetzt nicht, wenn wir es jetzt Lieschen Müller geben, aber, ich glaube, es ist auf jeden Fall irgendwie da.

Tobias: Ein bisschen Rauch ist da.

Markus: Ich meine, das ist ja immer mein Problem, muss ich sagen, weil ich bin ja doch mit Rauchbier so geeicht, dass mein Level, Rauch überhaupt wahrzunehmen, so hoch ist, dass mir es schon ein paarmal passiert ist, dass ich bei Verkostungen oder so gesagt habe, wieso ist das ein Rauchbier, da ist doch gar nichts drin und die anderen sind fast umgefallen. Insofern ist das vielleicht dann auch ein bisschen …

Tobias: Ja, wenn man natürlich lieber zwischen Spezial und Schlenkerla zuhause ist, dann ist das sehr dezent, der Rauch.

Markus: Ist schwierig. Also gut, Prost!

Tobias: Prost!

Markus: Schön. Also ich finde, man merkt sowohl die Verwandtschaft zu dem, was wir eben hatten, zu unserer Dreimalzigkeit als auch diese, sage ich jetzt mal, höhere Spiritualität, also diesen höheren Alkoholgehalt, dieses, ja, flüchtiger ist jetzt der falsche Begriff, aber so ein bisschen geistiger, weingeistiger, könnte man sagen, das ist auf jeden Fall da. Also hat auf jeden Fall viel zu sagen und ist wieder unglaublich rund und ich finde, im Abgang geht es fast ein bisschen in Lakritz, aber in eine ganz leichte, ganz leicht.

Tobias: Das hat er jetzt aber erst gekriegt, das hat er jetzt erst gekriegt.

Markus: Wie so diese Schneckchen von Haribo, ja, interessant.

Tobias: Ach, richtig, letztes Jahr 8,2 hatte, also 8,2, muss ich sagen, hat man auch hier wenig so Trinkwiderstand für den Gehalt. Deswegen haben wir 0,3, haben uns da geteilt jetzt.

Markus: Passt, ja, ja, das kann man schon machen. Und, ja, was wir noch gar nicht besprochen haben, also wir haben ein bisschen drüber gehört, du bist da unterwegs und so, wie das so in den Brauereien läuft und wie das so auf den Festen läuft. Wie reagiert denn dein Umfeld, also was hat denn die Familie gesagt, als du gesagt hast, ich bin jetzt hier der Bierschoff, wie lief das, oder deine Freunde oder so, wie lief das denn so?

Tobias: Naja, ich habe mich ja auf dem Pfad des Bieres begeben und es ist zumindest wahrgenommen worden, dass es jetzt nicht völlig überraschend ist, dass ich diesen Pfad eingeschlagen habe und ich erlebe da durchaus viel Unterstützung. Also viele auch dieser genannten Aprostel sind aus meinem Freundeskreis heraus entstanden, aus dem ich diese Kraft schöpfen darf. Das ist tatsächlich ein wunderbarer Freundeskreis, ganz liebe Grüße an dieser Stelle, an alle Aprostel da draußen. Und wenn man das wird, wird man sich auch mehr oder weniger da drin irgendwie arrangieren müssen, also mit den Menschen, die schon Aprostel sind. Und die haben das eigentlich, ja, meistens positiv aufgefasst, die Familie auch und so. Ich meine, ich war schon immer ein bisschen verrückter, kann man so sagen, aber, ja, gibt schon auch Leute, die sagen, der hat doch einen Vogel. Ist okay.

Markus: Ja, wer hat das nicht, also sage ich mal so.

Tobias: Ach, lieber einen Vogel wie keinen.

Markus: Ja! Da weiß man, was man hat.

Tobias: Da weiß man, was man hat. Der hilft einem auch einfach, immer mal wieder im Leben das Positive zu sehen, so ein Vögelchen.

Markus: Ja, nee, also das finde ich auch, ist wichtig. Also man muss über sich selber lachen können, man muss sich auch mal blamieren können und man muss auch mal einen Blödsinn machen können und auch eben eine lustige Seite und eine spannende Seite und eine verrückte Seite irgendwie an sich entdecken und zulassen und, nee, das finde ich total gut. Und ich finde ja auch, was eben bei dir ist, da ist ja schon auch ein ernster Teil dabei. Also es ist auch Spaß natürlich und das gehört ja auch essenziell dazu, aber es hat eben auch durchaus eine Komponente, wo man sagt, man setzt sich ja auch wirklich damit auseinander und hat auch eine Botschaft und steht auch gewisse Werte und für Sachen ein, das, finde ich, ist auch wichtig.

Tobias: Das ist sehr wichtig, das ist sehr wichtig, dass man da ein Wertekonzept. Wir unterhalten uns in Deutschland relativ viel über Werte, ich finde, wir unterhalten uns manchmal über die falschen, denn wir uns eigentlich … Also, ja, ich mache jetzt hier nichts Politisches auf, den Satz breche ich jetzt mal ab. Aber ich finde, wenn wir uns manchmal auf so einfache Dinge, gehe ich mal den Weg, wenn wir uns manchmal auf so einfache Dinge konzentrieren wie, dass man einfach zusammensitzen kann, dass man gegenüber sein kann, dass man den anderen Menschen anerkennt, der einem, ja, da begegnet, dass man sich in Respekt begegnet. Und es gibt 2 Arten von Respekt, ein Respekt von einer Machtposition. Man hat ja auch Respekt vor einem Tiger, obwohl er nicht mal ein Mensch ist, man hat Respekt vor einem Polizisten. Aber man kann einfach so einen grundsätzlichen Respekt haben, der sich von dem Machtrespekt unterscheidet, dass man Menschen einfach auf Augenhöhe, auf Herzenshöhe, von einer Verbindung, die viel tiefergehend ist, begegnet und sich einfach offen zeigt, und wenn man sich darin begegnet, dann darf man einfach ganz viel Liebe und Güte empfangen und geben. Und wenn wir uns auf diese Werte besinnen, dann glaube ich, dass wir eine schönere, offenere, ja und zurückumarmende Gesellschaft schaffen können oder darin Teil sein dürfen. Und ich glaube, da drin ist viel dessen, was das Bier wirkt, was es macht, dass man einfach, egal wo man hinkommt, man macht dieses Gerstengetränk auf, man versteht sich nicht, man spricht nicht miteinander und doch weiß man, ich sage Prost, du sagst Serefe, ich sage Cheers, du sagst

Markus: Kippis!

Tobias: Was auch immer und wir verstehen uns. Und ob man sich dabei in die Augen guckt oder nicht, das ist gar nicht wichtig. Das sind ganz die kleinen Differenzen, die wir dann doch in dem Konsum haben und da kommt es drauf an, dass man das Gegenüber sieht, dass man sich da drauf einlässt und nicht, ja, Banden aufbaut. Denn, wir haben jetzt die ganze Zeit über diese Dreieinigkeit gesprochen und da kommt jetzt, ich glaube, das wird das Schlusswort, da kommt jetzt ein ganz bisschen die letzte Essenz rein, nämlich das ist das Geheimnis an diesem Ganzen, die Hefe sind nämlich die Menschen, die das Ganze erst lebendig machen. Und wenn wir, wir wie die Hefe wirken im Leben und aus dem Bier heraus, wird das Ganze mehr als die Summe der Teile lebendig und größer als das Ganze, denn da drin ist einfach das, was Leben schafft. Und das ist das Schöne und da stoße ich so gerne mit Menschen drauf an, da begegne ich so gerne Menschen und im Bier dürfen wir uns begegnen, fröhlich sein, das Leben feiern und einfach genießen.

Markus: Darauf Prost!

Tobias: Prost!

Markus: Ja und bessere Schlussworte kann man nicht finden, ich kann es jetzt nur wiederholen, das mache ich aber nicht. Ich sage, ganz, ganz vielen Dank, dass du da warst und dass du uns ein bisschen von deiner Bierrufung erzählt hast und von all dem, was dich eben treibt und bewegt und motiviert und auch, was du erlebst und erlebt hast schon, erleben hast dürfen, das ist Großartig. Und mich auch hast teilhaben lassen, dass ich auch jetzt hier so tolle Biere mit dir trinken konnte, war eine wunderbare Zeit. Ich freue mich, wenn wir dann den Live-Versuch starten.

Tobias: Ja, das mache wir auf jeden Fall.

Markus: Das machen wir auf jeden Fall, und wünsche dir auf jeden Fall bis dahin noch einen schönen weiteren Restsommer. Wir schwitzen dann gemeinsam, in den nächsten Wochen wird es wieder schön warm. Aber es wird auch Kirchweihen geben und es wird Durst geben und es wird Gelegenheiten, genau,

Tobias: Altes Bierfest, Sandkerwa, das Annafest.

Markus: Gelegenheiten geben zu genießen. Annafest steht an.

Tobias: Stimmt.

Markus: Spätestens dann, also dann haben wir schon den nächsten Plan. Und ihr wisst auch, was ihr zu tun habt, schaut einfach mal beim Bierschoff vorbei auf der Website und kontaktiert ihn gerne, er ist für euch da. Das ist ja auch schön, man muss füreinander da sein. Und insofern, euch heute noch einen wunderschönen Tag, dir vielen Dank und auch noch einen wunderschönen Tag. Und jetzt trinke ich dieses Bier aus.

Tobias: Danke, dass ich da sein durfte. Prost!

Markus: Prost!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 151 – Interview mit Stefan Penninger, Brenner, Edelbrandsommelier und Teilhaber von Aircohol, aus Waldkirchen

Vom bayrischen Blutwurz bis zur finnischen CO₂-Destillation – in dieser Folge von BierTalk wird es hochprozentig und zukunftsweisend zugleich. Markus spricht mit Stefan Penninger, Destillateurmeister und Geschäftsführer des Traditionsbetriebs Penninger, über die Kunst des Schnapsbrennens, über Gewürzgeister, Essigbrauen, Innovationslust – und ein spektakuläres Forschungsprojekt namens Aircohol, bei dem Alkohol aus CO₂ gewonnen wird. Wir lernen, warum Essig auch „gebraut“ wird, wie man Pflaume mit Tonkabohne kombiniert und wieso man im Bayrischen Wald über Whisky spricht, wenn von Zukunft die Rede ist. Eine Folge voller Tiefe, Dampf und Durchblick…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir mal eine Reise nach Niederbayern, also quasi ganz kurz vor Österreich und treffen einen guten Freund und durchaus auch Mitstreiter in Sachen Alkohol von mir, nämlich den lieben Stefan Penninger. Da sagt der Name eigentlich schon, was das Programm ist, aber da werden wir auch gleich ein bisschen drüber sprechen. Und es geht einerseits ein bisschen um Spirituosen, aber um eine ganz andere Geschichte auch noch, die ich im Rahmen der Bierwelt kennengelernt habe, nämlich ein Projekt, wie man quasi aus dem Nichts Alkohol zaubern kann. Also sehr spannend, wir werden sehen. Aber, lieber Stefan, erst mal schön, dass du da bist, schön, dass du die Zeit gefunden hast, und vielleicht stellst du dich unseren Hörern mal ganz kurz selber vor.

Stefan: Ja, hej, servus, danke für die Einladung. Mein Name ist Stefan Penninger, ich bin Destillateurmeister. Ich bin Geschäftsführer eines Familienbetriebs in 5. Generation und wir beschäftigen uns, schon mindestens 4 von diesen Generationen, mit der Spirituose., also quasi mit den hochprozentigen Alkoholika. Und, gut, was gibt es zu mir zu sagen. Ich, wie gesagt, bin bei uns auf dem Hof geboren und aufgewachsen. Wobei Hof jetzt nicht landwirtschaftlich, sondern schon der Hof einer gewerblichen Brennerei ist. Ich habe quasi schon von Kindesbeinen an all das gesehen, was die Herstellung von Spirituosen angeht, wenn Zwetschgen angeliefert werden und eingemaischt werden, wenn eingeschürt wird zum Destillieren. Ich habe schon an Apfelanlagen rumgeschraubt, da konnte ich noch keine großen Fahrräder fahren. Und, genau, ich habe dann in Regensburg, habe ich noch studiert Informationswissenschaften und BWL, damit ich quasi das Kaufmännische, was unseren mittelständischen Familienbetrieb betrifft, halt von der Pike auf lerne. Und habe dann allerdings, als ich in die Firma eingestiegen bin, sozusagen die fachliche Komponente noch nachgelegt. Ich habe die Ausbildung zum Bayrischen Edelbrandsommelier gemacht, ich habe diverse Brenn- und Destillateuraufbaukurse gemacht und habe dann 2017 tatsächlich mit dem Industriemeister, Destillateurmeister, geprüft von der IHK Berlin, abgeschlossen. Die Ausbildung dafür ist übrigens, für die aus der Bierwelt, die kennen es natürlich, die Ausbildung der Destillateurmeister ist auch an der VLB in Berlin angegliedert. Also das Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie, die den Meisterkurs abhält, ist eine Tochter oder ein Teil der VLB, genau. Und vielleicht das Letzte, was ich noch gemacht habe sozusagen ausbildungstechnisch ist, dass ich 2019 die Ausbildung zum Bayrischen Gewürzsommelier noch gemacht habe an der Genussakademie in Kulmbach.

Markus: Ja, also durchaus ein hochdekorierter Gesprächspartner, den wir hier heute haben, spannend. Und, ich meine, im Rahmen der Edelbrandsommeliergeschichte begegnen wir uns natürlich öfter und sind uns auch schon öfters begegnet und haben auch Projekte schon zusammen gemacht, unter anderem auch ein Spiel. Also das können wir ja in den Shownotes eigentlich verlinken, dann können alle mal gucken. Heißt, glaube ich, Whisky, Gin und Himbeergeist, oder?

Stefan: Ja, genau, genau, sozusagen ein Quiz über Detailfragen zum Thema Alkoholherstellung.

Markus: Ja, also war auf jeden Fall auch ein sehr lustiges Projekt. Vielleicht, nachdem wir tatsächlich vor allem Hörer: innen aus dem Bereich Bier haben, wenn ich jetzt so normalerweise mich in eine Brauerei stelle, dann sehe ich halt irgendwelche Tanks und Kessel und Malz und Zeug, was da so rumsteht. Wenn ich jetzt bei dir in der Brennerei bin, ist da was ähnlich, ist da was anders? Wie ist das bei dir, wie schaut es bei dir so aus?

Stefan: Also es gibt tatsächlich große Gemeinsamkeiten zwischen der Brauerei und der Brennerei, speziell natürlich, wenn wir in die Getreide- und mehligen, stärkehaltigen Stoffe gehen, wenn wir im Korn, Whisky oder so schauen. Also der klassische Single Malt Whisky der wird ja eigentlich hergestellt wie Bier ja auch. Der einzige Unterschied ist dann eigentlich nur noch, dass du beim Bier halt dann noch den Hopfen reinschmeißt und aufkochst, und wir dann die Würze im Endeffekt direkt vergären und dann die vergorene Würze abdestillieren. Aber es gibt natürlich auch verschiedene Arten von Whisky. Man kann zum Beispiel auch viel mit Rohfrucht machen, also ungemälzten Rohstoffen, Mais, Roggen zum Beispiel, und dann kommen wir langsam in Richtung der Korn-Brennerei. Die Korn-Brennerei könnte theoretisch auch mit nur ganz wenig Malz arbeiten, da ist eigentlich fast ausschließlich Rohfrucht, die verwendet wird. Bei der Brennerei gibt es aber natürlich auch noch andere Rohstoffe neben der stärkehaltigen Gerste beispielsweise, sondern wir haben in Deutschland ganz, ganz traditionell, haben wir die Obstbrände. Da kriegen wir quasi die Obstsorten, kriegen wir direkt vom Landwirt. Und da brauchst du zum Beispiel natürlich nicht mehr irgendwie verzuckern und Stärke umwandeln und irgendwie mit Melassen arbeiten, sondern da kannst du direkt die Frucht, so wie sie kommt vom Feld, die wird im Endeffekt dann nur kleingemacht. Also wir brauchen einen physikalischen Aufschluss, damit wir auf diesen Saft, der in der Frucht drin ist, rankommen und dann können wir da direkt eigentlich schon mit der Hefe drauf gehen. Und das wird natürlich vergoren in Gärtanks, wie sie in der Brauerei auch sozusagen sind. Und die Unterschiede sind dann eigentlich in den Details, da haben wir unterschiedliche Hefen, unterschiedliche Anstelltemperaturen, unterschiedliche Gärdauern und so weiter und so fort. Also da sind wir wirklich, eben die alkoholische Gärung, wenn wir es mal so nach der Feuerzangenbowle sagen wollen, ist im Endeffekt natürlich immer dieselbe. Und, genau, dann gibt es noch so Sachen, die uns von der Brauerei unterscheiden beziehungsweise die deutlich anders sind. Da wären wir zum Beispiel bei der Likörbereitung. Da ist zu 98 %, sage ich mal, das Ausmischen von verschiedenen Fruchtsäften, von Kräuteransätzen und so weiter, mit Zucker und mit hochprozentigen landwirtschaftlich erzeugten Neutralalkohol. Also es gibt viele Lebensmittel, Spirituosen müssen immer aus Lebensmitteln hergestellt werden, und es gibt viele Lebensmittel, die wir sozusagen verarbeiten können, verarbeiten dürfen zu Spirituosen, die aber beispielsweise keine Stärke oder nicht ausreichend Zucker haben. Da ist vielleicht das prominenteste Beispiel der Gin, war ja ein riesen Ding in den letzten 10, 12 Jahren. Und bei Gin ist es halt so, du kannst Wacholder natürlich auch vergären, also alkoholisch mit Hefe und so weiter und so fort, aber das ist halt von der Ausbeute her sehr, sehr gering. Und deswegen macht man das üblicherweise so, dass wir landwirtschaftlich erzeugten Neutralalkohol, also der hat 96 vol.% und der ist von der landwirtschaftlichen Großbrennerei schon so hergestellt, dass er eigentlich geschmacklich und geruchlich ziemlich neutral ist. Und dann nehmen wir quasi diese Rohstoffe, seien es jetzt Gewürze, Wurzeln, Beeren, allerlei Dinge, die kann man dann in diesen landwirtschaftlich erzeugten Neutralalkohol einlegen. Der öffnet dann die Zellstrukturen, der löst die ätherischen Öle und so weiter, die in den Rohstoffen gebunden sind. Und das Ganze können wir dann entweder abseihen oder, wenn es noch feiner werden soll, kann man das auch abdestillieren und dann haben wir quasi diesen neutralen Alkohol veredelt und zur entsprechenden Spirituose gemacht. Man nennt das die Vergeistung und ist halt die Basis zum Beispiel für Gin oder Himbeergeist oder ähnliche Produkte.

Markus: Ja, also auch eine riesen Welt letzten Endes, die mit ganz vielen Parametern ausgestattet ist.

Stefan: Allerdings.

Markus: Da geht es ja dann auch um, was weiß, um Temperaturen, um Lagerung, um Holz vielleicht sogar auch oder andere Zutaten. Gibt es denn bei dir überhaupt Hopfen dann irgendwo in deinem Betrieb?

Stefan: Tatsächlich bei mir nicht, also nur dekorationshalber an der Außenfassade, aber wir, also Penninger verwendet Hopfen nicht in den Produkten, es wäre theoretisch aber möglich. Also Hopfen ist natürlich eine aromatische Pflanze, die, je nachdem, ob Aroma- oder Bitterhopfen von der einen oder anderen Seite kommt und man kann Hopfen durchaus verarbeiten. Man kann einen Hopfengeist machen, man könnte einen Hopfen-Gin machen. Natürlich gibt es das Thema Bier-Brand, also da hat man ja natürlich den Hopfen im Bier drin, dass man abdestilliert. Aber man muss ganz ehrlich sagen, Bier-Brand, wenn du vergleichst mit dem, was eigentlich viel, viel relevanter ist, nämlich dem Whisky, ist der Bier-Brand halt eine Nische in der Nische in der Nische und Whisky ist halt ein riesen großer See, auf dem international ganz, ganz viele rumschwimmen.

Markus: Allerdings, ja. Wobei ich sagen muss, wenn jemand so deinen Namen hört, könnte ich mir vorstellen, dass da im Hinterkopf so eine Melodie anfängt und dass man dann an Blutwurz denkt. Und vielen Leuten ist vielleicht gar nicht bewusst, was das überhaupt ist. Vielleicht magst du uns da noch mal ganz kurz einführen, worum handelt es sich da, was ist das, dieses sehr mystische niederbayrische Getränk?

Stefan: Also ich habe jetzt, ist vielleicht rausgekommen, ich habe jetzt sofort angefangen zu dozieren über meine Leidenschaft, eben das Schnapsbrennen und das Herstellen von Spirituosen, aber unser ureigenes Produkt ist natürlich der Penninger Blutwurz. Das ist ein Kräuterlikör mit 50 % Alkohol, also ein sehr hochprozentiger Likör. Und da merkt man schon, Likör hat nichts mit der Grädigkeit, also mit dem Alkoholgehalt zu tun, sondern ein Likör ist eine Spirituose, wenn sie mindestens 100 Gramm Zucker pro Liter Fertigprodukt hat. Und, wie gesagt, wir haben mit dem Blutwurz einen Kräuterlikör. Das bedeutet, wir nehmen eine Mischung aus natürlich hauptsächlich der namensgebenden Blutwurzwurzel, aber auch mit verschiedenen anderen Kräutern, Gewürzen und anderen Wurzeln. Und wir setzen das eben, wie gesagt, an in landwirtschaftlich erzeugten Neutralalkohol und mit Wasser und wir machen da quasi einen Kräuterauszug. Das ist so, wenn man es nimmt, erst mal sehr, sehr hocharomatisch und aber auch sehr, sehr bitter. Und um das Ganze halt einfach ein bisschen gaumenschmeichlerischer und so weiter zu machen, vermischen wir das eben mit der entsprechenden Menge Zucker und stellen das dann eben auf 50 % Alkohol ein. Und ist eigentlich klassisch als Digestiv getrunken, also nach schwerem Essen, aber heutzutage ist natürlich auch das Thema Mixing und sozusagen der bayrische Longdrink. Da haben wir eben ein Rezept für den sogenannten Franz Joseph und das ist eben eine Mischung aus dem Blutwurz als Longdrink mit Waldberry-Bitter-Limonade.

Markus: Und der brennt sogar, oder? Also, ich glaube, ich habe ihn sogar in brennender Form schon genossen.

Stefan: Ja, genau, das ist sozusagen der Gag am Blutwurz, dass der halt so viel Alkohol hat, dass er halt im Glas schon brennt. Wir haben da so kleine Steinzeugpfännchen, wo man den reingeben kann und anzünden kann und da sozusagen kann man den noch flambieren. Das ist einerseits natürlich ein netter Partygag, also du kannst den anzünden und siehst halt so ein bisschen die Flamme. Ab ungefähr 50 % Alkohol, ist ein bisschen temperaturabhängig, funktioniert das. Und was ich extrem geil an dieser Verzehrform finde ist einfach, wenn du das flambierst, dann hast du quasi in diesem kleinen Steinpfännchen die Oberfläche von dem Blutwurz, die mit der Flamme sehr, sehr nah in Verbindung steht, die wird halt sehr, sehr warm und der Rest von dem drunter liegenden Likör, der ist halt wesentlich kühler. Und wenn du das halt quasi dann trinkst, also bitte nur kurz flambieren, nicht da irgendwie 3 Minuten brennen lassen und dann die Schnuppe verbrühen, also wenn man das dann sozusagen trinkt, dann vermischt sich diese warme Oberflächenschicht im Mund mit dem kühleren Rest vom Likör, und das ist halt wirklich so eine brutale Aromenexplosion, die dann quasi stattfindet. Und, wie gesagt, das ist die ganz klassische Verzehrform, also der Blutwurz im Pfännchen flambieren, so kennt man es eigentlich aus der bayrischen Wirtschaft, aus den Wirtshäusern.

Markus: Absolut, ja. Kannst du dich noch erinnern, wann du deinen ersten Blutwurz getrunken hast?

Stefan: Also ganz genau kann ich es natürlich nicht sagen, aber ich weiß, dass ich bei der Entwicklung des Blutwurzes, das muss um irgendwann 1989, 1990, also da war ich noch nicht volljährig, da durfte ich aber schon also dran riechen. Und ich glaube mich dran zu erinnern, dass ich mir gedacht habe, ja, was soll denn das? Also ich meine, das ist halt einfach kein Geschmack für junge Menschen. Aber als ich den dann weit später natürlich erstmals so probiert habe, habe ich mir halt schon gedacht, okay, 50 % Alkohol, da ist was geboten. Und so richtig, das muss man schon sagen, so hochprozentig und hocharomatisch, vor allem, wenn es ins Bittermäßige geht oder so, das sind halt einfach Produkte, die sind nicht irgendwie für den jungen Erwachsenen, nicht für die Zielgruppe 18 bis 25, sondern sowas trinkt man üblicherweise schon ein bisschen später in seinem Leben.

Markus: Wie ist das denn überhaupt, also offensichtlich bist du ja dann wesentlich älter als der Blutwurz. Wie ist das denn so, ja, wenn man so in einer Brennerei aufwächst, also kannst du dich erinnern so, was weiß ich, mit 3, bevor du in den Kindergarten bist, hast du noch mal in der Brennblase vorbeigeschaut oder wie läuft das so, wie kommt man so rein in dieses Thema?

Stefan: Also vielleicht, weil zum heutigen Aufnahmedatum im Sommer, es ist extrem heiß in meinem Büro und wenn ich dann zurückdenke, was ich als Kind in der Brennerei erlebt habe, erinnere ich mich als Erstes daran, dass wir ein großes 1.000-Liter-Holzfass hatten, das war damals schon lange nicht mehr in Verwendung. Und im Sommer haben wir das vollgemacht und haben da quasi die Eis-Parkett-Challenge, nee, nicht Eis-Parkett-Challenge, aber halt dieses Eisfassbaden, das haben wir natürlich ohne Eis, aber wir haben quasi als Kinder schon in den alten Fässern gebadet, wenn es zu heiß war im Sommer. Aber im Prinzip ist es so, und das geht mir so, wie es vielleicht vielen Leuten geht, wenn sie an ihre Eltern denken, an Vater und Mutter, mich hat das erst mal im Prinzip überhaupt nicht interessiert, das war das Langweiligste, was du dir nur vorstellen kannst. Das war völlig normal für mich, in einem Industriebetrieb aufzuwachsen, wo halt Abfüllanlagen drinstehen, wo Tanks drinstehen, wo eine Brennblase ist und so weiter und natürlich haben da Leute gearbeitet und haben Sachen getan. Und was habe ich gemacht, ich habe mein ferngesteuertes Auto fahren lassen oder ich bin Rollschuh gefahren oder so, das waren natürlich die Dinge, die mich interessiert haben. Das ist tatsächlich erst sehr viel später passiert, dass ich dann sozusagen mich mal wirklich drauf besinnt habe, was ist das da eigentlich, wo ich hier aufgewachsen bin und was habe ich hier eigentlich und was ist eigentlich das für eine besondere Sache. Und das ist sehr, sehr witzig, weil, jetzt geht es mir halt mit meinen Kindern so ähnlich, die sind auch hier oft bei uns auf dem Hof und fahren halt irgendwie mit den Rollschuhen umeinander oder fahren mit dem Radel irgendwie durch das Fertigwarenlager und so weiter. Und dann denke ich mir so, ja, die spielen hier vollkommen unbekümmert, weil es für sie das Normalste von der Welt ist, aber eigentlich ist es ja eine total freakige Sache. Also, ich meine, wie viele Leute haben überhaupt schon eine Brennerei und wie viel weniger haben eigentlich nur noch eine Brennerei dieser Größe. Also das ist schon alles irgendwie ein bisschen, also wenn man jetzt mal geistig einen Schritt zurückgeht, ist die Situation, in der ich mich befinde, schon ein bisschen sehr außergewöhnlich.

Markus: Absolut, aber auch sehr spannend, also da möchte ich auf jeden Fall später auch noch ein bisschen drauf eingehen. Ich wollte vorher noch mal so einen kleinen Sprung machen, weil es ja tatsächlich einen ganz konkreten Anlass gibt, wo ich gedacht habe, da müssen wir jetzt unbedingt auch den BierTalk machen und das hat in der Tat auch etwas mit dem Bier zu tun. Denn ich war in Finnland beim Bierwettbewerb und wir waren da mal wieder dann im Land unterwegs und haben bei einer kleinen Brauerei vorbeigeschaut in Fiskars. Das ist, ja, im Grunde so ein kleiner Ort, der sehr historisch ist, wo es ganz viele alte Gebäude gibt, wo es im Grunde auch viel Freizeitmöglichkeiten gibt. Das heißt, das ist so ein Naherholungsausflugsort für ganz viele Leute auch aus Helsinki zum Beispiel. Und da steht eben auch eine Brauerei und Brennerei und die haben also sowieso ein sehr spannendes Equipment, ich war da auch vor Jahren schon mal, da waren die noch eher am Anfang und jetzt haben sie eben alles mächtig ausgebaut. Und ich habe da dann ein kleines Gerät, so klein war es gar nicht, aber jedenfalls so ein Teil dieser Anlage entdeckt, da stand schon mal ein Wort drauf, was ich interessant fand, nämlich Aircohol. Und dann hat der Führer uns erklärt, dass sie praktisch aus der Umgebungsluft oder überhaupt aus dem Nichts sozusagen Alkohol erzeugen können, indem sie CO₂ umwandeln und dass das ein ganz neuer Prozess ist und was ganz Spannendes, und dann sind wir da zufällig ins Gespräch gekommen, sehr witzig. Und du hast erzählt, dass du mit diesem Projekt schon von Anfang an so ein bisschen betraut bist und da auch engagiert bist. Und da habe ich mir gedacht, das wäre doch total interessant, wenn man das den Leuten mal nahebringt, weil das natürlich auch für die Brauerei zum Beispiel ein ganz spannendes Thema ist, also einerseits wegen des Themas CO₂-Fußabdruck. Also weil halt einfach in der klassischen Brauerei, wo ich jetzt keine Rückgewinnungsanlage habe, ganz viel CO₂ entsteht, was einfach in die Atmosphäre entweicht und auf der anderen Seite, wenn ich natürlich Alkohol gewinnen kann als Basis für alle möglichen Dinge, habe ich natürlich noch mal eine schöne Sache, wie ich zum Beispiel, sagen wir mal, Spirituosen oder einen Bier-Brand oder was auch immer herstellen kann eben mit diesem zusätzlich erzeugten Alkohol. Und, ja, ich glaube, ich habe es eh nur bedingt gut erklärt, also vielleicht kannst du noch mal zwei, drei Worte also einerseits dazu sagen, wie du da überhaupt dazu gekommen bist und andererseits vielleicht noch ein bisschen auch erklären, wie der Prozess ist. Wobei, so tief musst du da auch gar nicht einsteigen, da können wir noch drüber reden, aber auf jeden Fall spannende Geschichte.

Stefan: Sehr, das hat mich auch extrem gefangen, und vielleicht erkläre ich es tatsächlich, wie ich dazu gekommen. Weil die Firma Aircohol , die sich damals in Begründung befand und halt auch eine extrem forschungsintensive Firma war, ist ein kleines Startup, muss man sagen, da hat sich natürlich auch im Laufe der letzten 5 Jahre einiges entwickelt und das, was man jetzt sieht, ist quasi halt der Status, in den es sich entwickelt hat. Aber wir sind sozusagen, wie wir gestartet sind oder so, das ist vielleicht am schönsten, wenn ich es einfach erkläre, wie ich da dazu gekommen bin. Also Aircohol wurde, glaube ich, die Idee so im Jahr 2019, muss das gewesen sein, der (Simo Hämeleinen?) #00:18:49-8# hatte die Idee, mit seinem Kumpel Mati, Simo war vorher in der Software-Branche, der hat in Helsinki für Rovio das Lizenzgeschäft gemacht. Also ihr kennt vielleicht alle irgendwie Birds oder so, das ist diese Firma und da war er halt ein relativ hoher Manager und ist halt dann irgendwann ausgestiegen. Und er hat einen Kumpel gehabt, der ist, glaube ich, Ingenieur und waren halt irgendwie, keine Ahnung, sind sie auf die Idee gekommen, hej, das große neue Thema ist für uns alle natürlich das Thema mit dem CO₂-Capturing und so weiter und so fort, Klimawandel, Bla, Blubb, und da sind sie eben auf die Idee gekommen, okay, gibt es irgendwie eine Möglichkeit, wie wir CO₂ nehmen können und dieses CO₂ eben in Alkohol umwandeln und diesen Alkohol dann idealerweise vielleicht sogar noch irgendwie als Trinkalkohol, als Spirituose oder so dann wieder in den Kreislauf reinzubringen. Er hat dann angefangen, die ersten Experten sozusagen dazu zu befragen. Und weil er in Helsinki war, in Helsinki gibt es eine Brennerei, die ist mittlerweile auch von einer großen finnischen Brauereien aufgekauft worden, war damals noch unabhängig. Und ich habe lustigerweise in Finnland studiert, ich habe 2 Rasmus-Semester in Helsinki gemacht und ich besuche quasi, ich habe da noch Kumpels und ich fahre da alle paar Jahre, fahren wir wieder nach Finnland für eine Woche, um die zu treffen und so weiter und so fort. Und dann habe ich halt gesehen, nachdem ich mal ein paar Jahre nicht dort war, habe ich halt gesehen, hej, da gibt es ja jetzt eine Brennerei in Helsinki. Übrigens, Finnland oder allgemein Skandinavien und harter Alkohol und so weiter, das ist bei denen natürlich ein sehr, sehr schwieriges Thema, mit staatlichem Alkoholmonopol und so weiter und so fort. Also es war jetzt nicht trivial, in Finnland eine Brennerei zu eröffnen für sozusagen, das waren ja auch 3 Privatiers, die das gemacht haben und nicht irgendwie ein Konzern, der halt irgendwie bestens vernetzt wäre oder so. Egal, ich war halt dann dort und ich habe mir die Brennerei angeschaut und so weiter. Wir haben dann tatsächlich eine kleine Kooperation mit denen gemacht, ich habe meinen Destillateursazubi hingeschickt zu denen, um dort das Whisky-Brennen bei denen ein bisschen zu lernen. Das war dann so, dass er natürlich über Whisky ein bisschen was aufgeschnappt hat dort, aber das war dann so, dass ein deutscher Destilateursazubi im 2 Lehrjahr vor allem zum Thema Ausmischen, Abfüllen und so weiter und so fort, denen noch einiges hat beibringen können. Al es war ein sehr, sehr fruchtbarer Austausch für beide Seiten. Und, nun ja, ich war dort, sie kannten mich und jetzt kam dieser Simo, ist eben in diese Brennerei gegangen und hat mit dem damals dort Verantwortlichen gesagt, hej, ich kenne mich da gar nicht so aus, aber da gibt es diesen Typen in Deutschland und von dem weiß er, der kennt sich aus. Und dann hat er mich quasi angeschrieben, hej, Stefan, wie schaut es auch, da gäbe es jemanden, der hat eine total freakige Idee, irgendwie aus CO₂ Alkohol zu machen, magst du mit dem mal reden? Und ich meine, ich bin ja ein alter Öko-Hippie und so weiter und so fort, Klima, Energie und so weiter, das ist mir alles sehr, sehr wichtig. und natürlich, wenn es mit Helsinki zu tun hat, dann bin ich sofort Feuer und Flamme. Und dann habe ich eben, das war lustigerweise, da war ich 2020, das muss dann im Juni sowas gewesen sein, nee, im August, da war ich eben in Berlin an der VLB und habe die neuen Destillateur-angehenden-Meister, da bin ich an der Schule quasi Dozent, war eben in Berlin und hatte nachmittags halt wenig zu tun, viel Zeit und dann habe ich halt mit Simo telefoniert. Und der hat mich halt ein bisschen in das Projekt eingewiesen und, wie gesagt, war dann auch gleich Feuer und Flamme und war ab dem Zeitpunkt eigentlich involviert. Damals war noch gar nicht klar, wie das jetzt irgendwie mit diesen Bioreaktoren und wie da irgendwie dann noch irgendwie Biomasse erzeugt werden soll, es war alles noch sehr, sehr hemdärmelig, aber es kam dann irgendwie 2020/2021 eben zur offiziellen Firmengründung. Und ich habe mit 2, 3 anderen Personen, die sozusagen nur beratend tätig waren, habe ich einen ganz, ganz kleinen Firmenanteil quasi dafür gekriegt dafür, dass ich halt mein Wissen und meine Expertise und so weiter eingebe. Ist übrigens ein lustiger Begriff für diese Art von Beteiligung, das nennt sich Swat for Equity, also quasi Schweiß für Eigenkapital. Wie gesagt, nicht mal 1 % des Anteils habe ich dafür gekriegt, mich sozusagen ein bisschen zu engagieren. Und ich habe in erster Linie geholfen, so einen Überblick zu kriegen, okay, wie sind Ausbeuten von welchen Rohstoffen und wie ist der Vertrieb und wie viel Vodka wird getrunken, wie viel Gin wird getrunken und so weiter und so fort. Genau und ab diesem Zeitpunkt war ich quasi in der Firma Aircohol investiert. Die Aircohol-Firma hat jetzt, glaube ich, aktuell 7 oder 8 Mitarbeiter, das sind 2 Biotechnologen oder Biochemiker, der eine von der Universität aus Portugal und die andere, die Elina ist von Helsinki University, dort hat sie auch so ein Biertechnologie-Department geleitet, sind eben zu Aircohol gekommen. Und das Ziel ist quasi, aus CO₂, aus der Luft eben Alkohol und in dem Fall sogar halt trinkbaren Lebensmittelalkohol zu erzeugen. Und jetzt ist es so, wie kann sowas funktionieren? Sowas könnte man zum Beispiel auf physikalisch-chemischen Wege machen, aber dann wäre es ein technischer Alkohol, wäre es halt kein Lebensmittel. Und die Mädels und Jungs von Aircohol nehmen quasi das CO₂ aus der Luft, und da ist auch im Laufe der Zeit, hat sich dann sozusagen herauskristallisiert, am schlauesten ist es halt, dieses CO₂ gleich dort aufzufangen, wo es hochkonzentriert anfällt. Und da sind wir halt zum Beispiel bei großen Brauereien oder bei großen Brennereien auch. Die Vodka-Brennereien in Finnland, in Skandinavien und natürlich in Osteuropa sind natürlich auch super interessiert. Die sammeln dieses CO₂ sowieso, das kommt quasi schon in einem relativ hohen Reinheitsgrad, irgendwie 90 %, kommt das bei denen schon direkt einfach aus den Gärtanks raus. Da kann man das CO₂, das normalerweise entweder direkt in die Atmosphäre geht, was blöd ist, oder halt aufgefangen wird und dann wieder gewaschen und dann irgendwie zum karbonisieren von Getränken oder so hergenommen wird, aber im Endeffekt, am Ende des Tages landet es irgendwo in der Atmosphäre. Und wenn man dieses CO₂ nimmt, dann muss man zum Beispiel auch nicht das CO₂, das schon in der Atmosphäre ist, irgendwie mit großen, teuren und energieintensiven Carbon-Capturing-Mechanismen oder so herhalten. Also wir haben quasi einen Rohstoff, der für einen anderen Prozess ein Abfall ist und wir nehmen jetzt einen pflanzenbasierten Rohstoff oder, wie soll man sagen, ein pflanzenbasierter Katalysator, der quasi aus diesem CO₂ in diesem Bioreaktor wiedervergärbaren Zucker erzeugt. Und das ist halt quasi der Gag, weil, wenn ich diesen vergärbaren Zucker dann wieder drin habe, dann kann ich jetzt da die Hefe wieder drauf loslassen, die das dann wieder verstoffwechselt, die da wieder Alkohol draus macht. Und diesen Alkohol, den kann ich dann ganz klassisch zum Beispiel eben eine Rektifikationskolone, also über Destillation wieder aufkonzentrieren und kann den zum Beispiel als Basis verwenden für eben klimanegativen Vodka, Gin oder sonstige Dinge. Also das ist jetzt mal so ganz grob zusammengefasst, weil, wie gesagt, die Biophysik und Biochemie, die da drin ist, die durchsteige ich auch nur bis zu einem gewissen Teil. Aber wir haben quasi eine kleine Firma, ein Startup, das zu den großen Konzernen hingeht und den großen Konzernen sagt, hej, Folgendes, wir nehmen das CO₂, dass bei deiner Brauerei, bei deiner Brennerei, bei deiner Vodka-Herstellung anfällt und wir erzeugen daraus wieder Alkohol. Und dieser ganze Prozess ist sogar so extrem CO₂-erfordernd, dass diese ganze Operation eben klimanegativ sogar ist. Also am Ende haben wir Alkohol und haben sogar mehr CO₂ der Atmosphäre entnommen, als am Schluss im kompletten Prozess sozusagen von uns eigentlich dann wieder anfällt.

Markus: Obwohl da noch mal eine Gärung stattfindet?

Stefan: Genau, obwohl noch mal eine Gärung stattfindet. Also das ist wirklich durch sozusagen, bei diesem Bioprozess, der abläuft, wird halt so viel CO₂ gebunden und notwendig, dass das Gärungs-CO₂, das nachher kommt, kompensiert wird, das sogar das CO₂ von sozusagen theoretisch sogar, wenn du den Strom nicht regenerativ erzeugst, sondern im ganz normalen Strommix und so weiter, braucht ja eine entsprechende Menge CO₂ und so weiter und so fort, also der komplette Prozess ist bis am Schluss in der Flasche, in der Flasche jetzt dann natürlich nur noch leicht, aber ist klimanegativ.

Markus: Ist ja faszinierend. Ich versuche, es noch mal kurz in meine Worte zu fassen, das heißt also, ich habe irgendwo die aufgefangene Kohlensäure, also das CO₂, was in der Brauerei oder Brennerei nach der Gärung irgendwo aufgefangen worden ist. Dann habe ich, sage ich jetzt mal einfach gesagt, so eine Art Tank, da gebe ich dieses CO₂ rein, dann habe ich da irgendwelche Organismen, die sich über das CO₂ freuen und das fressen und die produzieren dann quasi Zucker am Endes des Tages.

Stefan: Genau.

Markus: Und leben weiter oder sterben die dann oder wie ist das bei denen?

Stefan: Am Ende des Tages, also am Ende des Prozesses, glaube ich, sterben die dann ab. Aber da muss ich tatsächlich sagen, soweit bin ich dann jetzt nicht mehr drin, aber ich glaube, die sterben ab, damit man an den Zucker rankommt.

Markus: Na, ist ja kein Problem, also dann sterben die ab und dann habe ich praktisch diesen Zucker. Und dann kann ich den wiederum in einen handelsüblichen Gärtank geben und vergären oder funktioniert diese neue Gärung dann auch wieder in diesem System?

Stefan: Nee, das ist tatsächlich, das ziehst du dann raus und kannst du im ganz normalen Gärtank vergären und ganz normal abdestillieren. Ich meine, du könntest diese Gärung natürlich auch direkt trinken, aber dann hast du halt eine alkoholische Lösung, eine schwachalkoholische Lösung, die nicht so sonderlich lecker schmeckt, also es ist jetzt nicht so, dass da irgendwie jetzt ein leckeren Gerstensaft dabei rauskommt. Also sozusagen, das Ganze ist lebensmitteltechnisch zertifiziert, also es ist ein Lebensmittel, was dabei rauskommt, aber es ist halt geschmacklich so, dass du da schon noch mit ordentlich Filtration und, wie gesagt, Rektifikation und so weiter draufgehen musst, damit wir am Schluss etwas erhalten, was halt eben ähnlich ist wie der auf Getreide- oder Melasse-basierende Standardneutralalkohol.

Markus: Das heißt, ich brauche so einen doppelten Schritt, also einmal diesen Zucker, der da rauskommt, zu vergären und dann das, was da an Alkohol rauskommt, noch mal ein bisschen zu reinigen, in Ordnung zu bringen, dass es dann im selben Zustand ist sensorisch, wie jetzt ein normaler Neutralalkohol?

Stefan: Genau. Du kannst dir das einfach so vorstellen, wie wenn aus dem Bioreaktor dann was rauskommt wie eine nichtvergorene Würze es wäre, die du ja auch nicht pur trinkst, sondern auch noch weiterverarbeiten musst, um da eben ein konsumfähiges Produkt draus zu machen. Also es ist eine ganz weit hergeholte, aber, denke ich, relativ griffige Analogie.

Markus: Ja und rein theoretisch, man könnte jetzt auch zum Beispiel sagen, also jetzt blöd gesagt, man könnte ja sagen, man nimmt diesen Alkohol, der da entsteht und macht den gar nicht fürs Konsumieren, sondern verbrennt ihn zum Beispiel oder was weiß ich was, könnte man ja sonst was damit tun, also man könnte auf jeden Fall auch Energie gewinnen auf dem Weg, ist schon …

Stefan: Ja, würde auf jeden Fall funktionieren, es wird dann nur, denke ich, unwirtschaftlich. Weil, wenn du dir überlegst, dieses Bioethanol, dass ja zum Beispiel auch dem E10 beigemischt wird und, keine Ahnung, in Brasilien fahren ja die Autos mit Bioethanol, und so weiter, 100 Prozent. Dieses Ethanol ist halt sehr, sehr billig. Und dieser Aircohol-Prozess, der kostet natürlich schon eine ordentliche Stange mehr. Und deswegen funktioniert es halt nicht, um jetzt irgendwie da Bioethanol herzustellen, um es dann auch eben wieder im Tank zu verfahren, sondern das funktioniert halt eben bei Lebensmittel, wo der Kunde bereit ist, gewisses Geld dafür zu bezahlen, damit und so weiter und so fort. Also auf gut Deutsch, du kannst in Finnland rechnen, irgendwie eine Flasche Vodka, Standard, nicht die billigste Qualität, 0,5, gibt es halt irgendwie ab 15 oder 20 € und wenn du das auf den Liter reinen Alkohol umrechnest und so weiter, ist es halt sehr, sehr viel Geld. Und dann funktioniert dieses Aircohol-Verfahren halt auch wirtschaftlich und wenn du es halt nur im Tank verballern würdest, dann würde es halt nicht wirtschaftlich funktionieren.

Markus: Zumindest solange CO₂ so billig ist, sagen wir mal so, aber das ist ja …

Stefan: Ja, klar, da gibt es natürlich einiges. Also ich meine, diejenigen, die da am interessiertesten sind, das sind natürlich diese großen Spirituosenkonzerne, die großen Getränkekonzerne, die riesen Brauereien, die halt irgendwie mega Tonnen an CO₂ ausstoßen jedes Jahr und die haben sich ja alle entweder selbst reglementiert oder halt irgendwelche EU-Auflagen müssen die halt in diesem und jenen und folgenden Jahr CO₂-neutral sein und die sind alle schon etliche Jahre hintendran. Also auf gut Deutsch, denen brennt´s, denen brennt die Hüte, die müssen links und rechts schauen, wo sie irgendwas machen können, um sozusagen ihren Carbon-Footprint zu reduzieren. Und da kommen sozusagen solche Ideen natürlich gerade recht und dementsprechend waren da halt auch eben die großen Konzerne sofort dran interessiert. Aber, wie du schon sagst, in Fiskars bei der Brukets Brewery, Bruket Destillerie ist das erste sozusagen Pilotprojekt, wo sozusagen der erste Bierreaktor steht, mit dem tatsächlich gearbeitet wird.

Markus: Ja und das ist ja, wie du sagst, nur, um das ganz kurz zu ergänzen, in der Tat ja in der Brauwelt genauso, dass man eben mit AB InBev, mit Heineken, mit Carlsberg ganz große Mengen an Selbstverpflichtung eben hat, wir sind CO₂-neutral bis 2030 oder 2035, 2040, aber auf jeden Fall in diesem Rahmen. Und das ist eine krasse Selbstverpflichtung und ist ja gut, wenn es da eben Dinge gibt, wie die dem sich besser annähern können auf diese Art und Weise. Ja, weil du jetzt gesagt hast, in Fiskars ist der Prototyp, hast du denn da einen Überblick, wie das funktioniert? Also die vor Ort, die waren sehr begeistert und waren sehr glücklich und haben auch sehr überschwänglich berichtet, was sie damit so alles anstellen. Ist das auch so, was sich in deiner Erfahrung widerspiegelt?

Stefan: Also es ist schon so, dass das, wie gesagt, eine forschungsgetriebene Startup-Bude ist. Also es ist jetzt nicht so, dass man sagen kann, ja, okay, wir haben jetzt da diesen Piloten und irgendwann kauft die Penninger Brennerei da das nächste Gerät von denen und so weiter, sondern das ist schon noch Research Emotion quasi. Also da gibt es alle 2, 3 Monate, kommen sie mit irgendeiner Idee daher und dann wird die erst mal ausprobiert und so weiter und so fort. Also bei Fiskars ist eine Pilotanlage, die von Fiskars betrieben wird. Und das, was da allerdings rauskommt, ist alles noch in einem Maßstab, dass die sozusagen das dann wieder ins Labor schicken oder das sozusagen der Großkonzern, der interessiert dran ist, hier einzusteigen, dass bei Fiskars, in deren Sichtweise Minimaßstab, machen lässt und Fiskars liefert denen halt soundso viele Liter von diesem Aircohol und die machen dann irgendein Laborchichi drauf und so weiter und so fort. Und es gibt da noch in Lahti, das ist eine Stadt, die ist ungefähr so 1 Stunde, 1 1/2, nördlich von Helsinki, da hat Aircohol dann noch so ein richtiges Lab, wo halt neue Bioreaktoren ausprobiert werden, wo der Techniker, der technische Ingenieur ständig an einem Bioreaktor rumschraubt und rumbaut, um das irgendwie zu verbessern, während der andere gerade irgendwelche Bioversuche fährt und so weiter und so fort. Also wie gesagt, Fiskars ist das Pilotprojekt bei einer Brauerei, bei einer Brennerei, aber die Forschung an dem Ganzen selber ist in Lahti bei Aircohol.

Markus: Und hast du selber schon mal so ein Ergebnis probieren können, also sowohl diesen Zucker, der rauskommt oder auch den ersten Alkohol, der man da bekommt oder so?

Stefan: Ja, habe ich tatsächlich schon probieren können. Und, ja, es ist jetzt schwierig zu beschreiben, weil es halt eben nicht diese Standardfrucht- oder Stärkebasis ist, sondern eben halt was anderes. Aber, ich sage immer so, wenn du nicht weißt, was das ist, hat das ein komisches Off-Flavour, hat aber zum Beispiel das Ding, die Noten, die mich jetzt zum Beispiel so in Ferne an Himbeergeist und Brombeergeist erinnern. Also wenn ich, Stefan Penninger, ich habe ja auch ein bisschen Aircohol hier bei uns, weil, die haben mir natürlich auch was geschickt, ich soll mal ein bisschen Fairy Dust draufsprenkeln und mal schauen, was ich da machen kann und ich habe halt da auch noch ein bisschen rumdestilliert und geschaut und so weiter und so fort. Und ich habe da eine alkoholische Basis erzeugt, die war schon so im Bereich 60, 65 % und die hatte eben so, wie gesagt, so ein leicht komisches Off-Flavour, aber halt auch schon so merklich so Beerengeistcharakteristiken. Und ich sage dir, ich kann das Zeug nehmen und ich baue dir da einen Fruchtlikör draus, einen Himbeerlikör, einen Brombeerlikör, einen Heidelbeerlikör draus und der Endkunde checkt nicht, dass da Aircohol drin ist und nicht ein ganz normaler 0815 prima Sprit.

Markus: Ja und Likör ist ja durchaus auch was, was viel konsumiert wird, das heißt, da hat man dann auch wirklich die Menge dahinter, dass das Ganze irgendwie Sinn macht. Spannend!

Stefan: Wobei, das Ziel, sage ich mal, von den interessierten Firmen ist halt schon sozusagen eine neutrale Basis zu kriegen. Aber, um sozusagen eben aus einer 60-prozentigen Spirituose, wo noch Geschmack drin ist, eine 96-proztentige Spirituose oder einen Neutralalkohol zu machen, der nach nichts mehr schmeckt, das kann ich leider hier nicht tun und das können auch die Jungs von Aircohol nicht selber. Also da geht halt dann wieder ein Container zu den entsprechenden großen Konzernen, die in ihren Labs diese Möglichkeit haben, eben diese Rektifikation zu machen.

Markus: Und das kostet ja auch noch mal eine Menge Energie und Zeit und so weiter. Also ist die Frage, wenn man es direkt verwerten kann, warum nicht auch das tun?

Stefan: Ja, schon. Wobei die Rektifikation, glaube ich, so energiemäßig schon die effizienteste Art und Weise ist, um sozusagen Alkohol so zu verarbeiten. Also wenn ich auf 65 % brenne, brauche ich dafür, auf 1 Liter gerechnet, wesentlich mehr Energie als so eine Rektifikationskolone, wenn die halt wirklich da 10.000e Liter drüber laufen lassen.

Markus: Okay. Naja, auf jeden Fall also super interessant und spannend und danke, dass du uns mal diesen Einblick gegeben hast. Also das werden wir natürlich weiter verfolgen und auch in den Shownotes entsprechend verlinken, dass die Hörerinnen und Hörer sich dem auch ein bisschen nähern können. Es gibt ja die Website von Aircohol, wo die so ein bisschen auch erklären, was sie da tun. Und natürlich ist es auch ein bisschen geheimnisvoll, muss es ja auch sein, ist ja auch spannend.

Stefan: Ja, vielleicht darf ich da noch, bevor wir da weggehen, noch etwas anmerken. Also das Erste ist tatsächlich, dass 2 große Konzerne da lange hin- und herüberlegt haben und natürlich gegenseitig die Exklusivität haben wollten, und mit einem dieser Konzerne ist jetzt quasi eine Abmachung gemacht worden. Also wie gesagt, Fiskars war ja schon so ein paar 100 Liter auf jeden Fall, genau weiß ich es nicht, aber bei diesem Konzern der nächste Stepp, also die nächste Größe des Technikum, das wäre dann halt schon so, dass wir da im Bereich von einem Investment von irgendwie 10, 15 Millionen € sind, der das dann sozusagen macht. Und wie gesagt, da gibt es jetzt eine Kooperation mit diesem großen Konzern. Ich darf ihn natürlich nicht nennen, deswegen fahre ich da so immer links und rechts drum rum. Aber da geht es wirklich jetzt konkret weiter, dass es so ist, dass irgendwann einmal die großen internationalen Vodka-Marken oder so, und das wird jetzt nicht mehr lange dauern, also da bin ich schon so im Bereich 2, 3 Jahre.

Markus: Sehr, sehr interessant. Und ist ja auch immer wieder gut zu sehen, dass es eben Innovationen gibt und Innovatoren gibt. Und wer weiß auch, was da noch so alles passiert, weil, ich meine, im Grunde die Idee, so einen Bioreaktor zu haben, der CO₂ verarbeiten kann, ist ja das eine und dann vielleicht gibt es ja da verschiedenste Mikroorganismen, die man verwenden kann, die auch verschiedenste Dinge produzieren. Das muss ja nicht immer nur der Zucker sein zum Beispiel, da ist ja Tür und Tor geöffnet zu allen möglichen anderen Verfahren. Also finde ich spannend.

Stefan: Das ist tatsächlich brutal, also Aircohol macht das ja wirklich nur für Lebensmittel und nur für Alkohol und nur eben mit zuckerbildenden Mikroorganismen, die da arbeiten. Aber soweit ich das sehe, gibt es aktuell mindestens 300 Startups und Forschungsprojekte und sonstige Dinge in der EU, wo undenkbar unterschiedliche Sachen eben mit so Bioreaktoren, teilweise mit eben natürlichen Stoffen, teilweise mit irgendwelchen, keine Ahnung, genetisch manipulierten Bakterien oder irgendwas und jeder will irgendwie was anderes machen. Und die einen machen es für die Kosmetikindustrie und die anderen wollen halt irgendwelche Hightech-Materialien bauen, die es quasi so überhaupt noch gar nicht gibt. Und sozusagen das ganze Thema Mikrobioreaktorenzeugs, also da wird ja unglaublich viel Forschungsgeld gerade drüber ausgegossen. Also da kann es sein, dass wir, was weiß ich, in 5 oder in 10 Jahren Materioalien auf einmal finden, wo, keine Ahnung, wo jetzt noch keiner dran denken kann.

Markus: Ja, aber ist ja auch wichtig und richtig und vielleicht auch in mancherlei Hinsicht ganz notwendig, weil man ja viele Dinge hat, wo man denkt, dass man mit aktuellen Mitteln Prozesse nicht mehr stoppen kann, die wir schon in Gang gesetzt haben.

Stefan: Ja, also wenn wir so weitermachen, dann brauchen wir uns da nicht mehr lang drüber Gedanken machen.

Markus: Also insofern, wollen wir mal die Daumen drücken und hoffen, dass da auch die Wissenschaft ihren Teil dazu beiträgt.

Stefan: Fingers crossed.

Markus: Genau, ganz fest. Also wie gesagt, danke, dass du uns darüber ein bisschen aufgeklärt hast. Jetzt lass uns noch ein bisschen zu dir zurückkommen, in den Bayrischen Wald sozusagen, in die Realität.

Stefan: Aus der Highend-Forschung in einem urbanen Gebiet in Skandinavien zum Outback Niederbayern Bayrischer Wald.

Markus: Wobei, sagen wir mal, in der Anzahl der Bäume kann es mit Finnland durchaus mithalten, glaube ich, also zumindest der Bayrische Wald, sagen wir mal so.

Stefan: Der Bayrische Wald hat viele Bäume, aber, ich glaube, die haben immer noch wesentlich mehr.

Markus: Ja, insgesamt, klar ist es …

Stefan: Ja, der Bayrische Wald, muss man schon sagen, Finnland ist ja ein riesen Flächenland und der Bayrische Wald ist natürlich die ländlichste Pampa, die du dir irgendwie nur vorstellen kannst, aber trotzdem haben wir im Bayrischen Wald noch wesentlich höhere Bevölkerungsdichten als irgendwie so in Lappland oben, in Finnland oder so. Da kannst du ja irgendwie, keine Ahnung, 20, 30 Kilometer fahren und siehst halt vielleicht mal ein Dorf, das gibt es bei uns im Bayrischen Wald nicht.

Markus: Stimmt auf jeden Fall. Aber in Sachen Innovation, ich habe auch mal gelesen, du hat mal einen Space-Wurz gemacht, oder?

Stefan: Ja, das war eigentlich natürlich ein Gag, sowas zu machen mit einem Kumpel von mir und jetzt über 10 Jahre später werde ich immer noch drauf angesprochen. Das war, da bin ich gerade kurz vorher in die Firma gekommen und habe meinen Kumpel kennengelernt. Und wir haben halt die Idee gehabt, das haben natürlich viele Leute und später auch noch viel, viel mehr gemacht, dass wir eben so einen Wetterballon nehmen und den Wetterballon halt mit einer GoPro vorn dran und so weiter, dass wir den halt in die Stratosphäre fliegen lassen. Und sozusagen der Gag dabei war, dass wir in dieser kleinen Kapsel, wo halt eben die GoPro drin war, drauf geschnallt war und die Batterien und so weiter, dass da auch Bärwurzwurzeln mit drin waren und dann konnten man quasi oder konnten wir mit Bärwurzwurzeln, die eben in der unteren Stratosphäre waren, konnten wir dann eben einen Bärwurz brennen. Das war schon eine ziemlich freakige Geschichte, wie gesagt, über 10 Jahre später werde ich immer noch und immer wieder da drauf angesprochen.

Markus: Siehst du mal! Ich meine, der Name war ja auch toll, also Space-Wurz.

Stefan: Ja, genau, der war mega. Wenn ich immer so geile Namen für Produkte hätte, dann wäre mir ein großer, großer Stein vom Herzen gefallen.

Markus: Naja, also an Innovationen, auch in dieser Hinsicht mangelt es dir ja nicht. Ich meine, da muss man vielleicht auch noch ein bisschen sagen, du hast ja vorhin gesagt, dass der Blutwurz an sich erst Ende der 80er, Anfang der 90er so richtig erfunden worden ist. Ich meine, es ist ja bei euch wirklich so, dass jede Generation den Laden wirklich deutlich weiterentwickelt und eben andere Aspekte, neue Sachen hinzufügt. Vielleicht magst du da auch noch, weil ich finde das auch interessant jetzt zum Beispiel für Leute, die eine Brauerei haben, wo ja auch immer die Frage ist, wie kann ich innovativ sein, wie kann ich was weiterentwickeln, wie gehe ich damit um, wenn meine Eltern mir so einen Laden übergeben, wie auch immer. Vielleicht magst du da ein bisschen erzählen, wie das so war, also was du vorgefunden hast, als du da so langsam aber sicher reingewachsen bist und wie du dann so Weichen gestellt hast zu dem, was es heute ist.

Stefan: Ja, vielleicht fangen wir noch mal nur kurz ganz, ganz vorne an. Also unsere Firma, sozusagen mein Ururgroßvater Stefan-der-I-Penninger, der war eigentlich Metzger aus dem Rothtal und der hat im Bayrischen Wald in eine Gastwirtschaft eingeheiratet, also meine Ururoma war Gastwirtin, er war Metzger. Und er hat allerdings nicht die Erlaubnis bekommen, eine neue Metzgerei dort zu eröffnen und dann hat er sich halt überlegt, okay, was mache ich. Und dann hat er von der örtlichen Weißbierbrauerei damals das Recht abgekauft, Essig zu brauen. Also das Essigbraurecht war wie das Bierbraurecht oder das Schnapsbrennrecht damals noch ein Zünfteständedings, also konnte nicht jeder einfach irgendwie damit anfangen. Das war bei uns im Jahr 1905, also da reden wir ja noch vom Deutschen Kaiserreich, da war noch nix irgendwie mit Grundrecht auf freie Berufswahl und so und so neumodischen Klimbim. Und da hat er halt eben dann begonnen, mit Essig zu brauen, also die 1. Generation der Penningers waren halt eben Gastwirte und Essigbrauerei. Und in der 2. Generation, mein Uropa, der war ursprünglich mal im bayrischen Heer. Er hat anscheinend Gardemaß gehabt und so weiter, war quasi in der Leibstandarte König Ludwig. Dummerweise ist ihm da so ein großes politisches Ereignis 1914/18 entgegengekommen. Der war halt quasi im bayrischen Heer und der hat aber da einen relativ guten Job gehabt, und zwar war er Versorgungsunteroffizier und ist quasi hinter der Front von Bauernhof zu Bauernhof und hat halt geschaut, wo er was zum Beißen für die kämpfende Truppe herkriegt. Und dort hat er in Lothringen die Tochter eines Limonadenfabrikanten kennengelernt und die wollte er dann auch heiraten. Und der Vater der betreffenden Dame hat gesagt, ja, aber ein hergelaufener Soldat, der nix kann, dem gebe ich meine Tochter nicht. Und sozusagen die Familienhistorie sagt, dass er quasi erst bei ihm quasi das Schnapsbrennen lernen musste, bevor er dann die Tochter ehelichen durfte. Und so ist in den 1920er-Jahren ist quasi die Obstbrennerei in die Familie Penninger mit reingekommen. Mein Opa, der war dann eine Generation, hatte natürlich dasselbe Problem mit dem Weltkrieg und so weiter und so fort. Und als der dann zurückgekommen ist, also vor dem Krieg war er zu jung, um was zu reißen und nach dem Krieg galt es natürlich, erst mal das Land und die Firma wieder aufzubauen. Und die Firma Penninger war damals Weinabfüller und Gastrolieferant. Also wir haben ganz, ganz viel Wein zum Beispiel aus Italien aufgekauft, haben den Wein abgefüllt und haben den an Gastronomien verkauft. Und sozusagen unser Wettbewerbsvorteil war, dass wir eben den Wein im Balg, also im Großgebinde gekauft haben und selber abgefüllt haben und dadurch hat man ihn halt 50 Pfennig billiger verkaufen können als der andere, der ihn schon in Flaschen kaufen musste, und das war halt damals unser Business. Und weil sozusagen eigentlich als Handelsunternehmen, Handelsfirmen in viele Gastronomien reingekommen sind, hat er halt immer auch gleich noch eine Flasche Bärwurz oder eine Flasche Zwetschgenbrand vom Penninger aufgeschrieben, wenn er halt einen Wein verkauft hat. Und mein Vater, in dessen Zeit hat sich quasi Penninger schon gewandelt, eben vom Gastrolieferanten und so ein bisschen Selbsthersteller, also 90 % Handel, 10 % Eigenherstellung, hat sich über die 30, 35 Jahre meines Vaters hat es sich eigentlich komplett umgekehrt, also 90 % Eigenprodukte. Natürlich heutzutage der Penninger Blutwurz, der Penninger Bärwurz, die ganzen Fruchtliköre, die Obstbrände und so weiter und so fort., die ganzen traditionellen deutschen/bayrischen Spirituosen, die kommen eigentlich so aus der Zeit meines Vaters. Und jetzt kommen wir eben zu mir, ich bin 2012/2013, wie gesagt, in die Firma eingestiegen. Und wer sich ein bisschen mit der Spirituose, mit den Spritis auskennt, das war halt die Zeit, wo halt auch der Gin angefangen hat. Damals haben wir noch lange hin- und herüberlegt, sollen wir das mit dem Gin vielleicht auch mitmachen, obwohl wir ja eine bayrische traditionelle Brennerei sind. Und mein Vater war das anfangs sehr dagegen, was wollen wir mit Gin und so weiter, das hat ja überhaupt nichts mit uns zu tun. Aber dass der Gin ja im Endeffekt die angelsächsische Variante von sozusagen einem Wacholderbrand, Wacholdergeist, Wacholderspirituose ist und wir natürlich auch jahrzehntelange Erfahrung in der Kräuterdestillation hatten, der Fit war halt sehr, sehr gut und dann war eben der Granit-Gin mein erstes Baby, mein erstes eigenes Produkt hier, dass ich sozusagen unter meinen Fittichen hatte. Und der Granit-Gin hat natürlich den Zeitgeist voll erwischt und der Gin ist ja dann wirklich explodiert und war fast 10 Jahre lang eigentlich die wichtigste Spirituosenkategorie, die man bis jetzt haben musste. Und dort konnten wir uns halt wirklich sehr, sehr viel Rückenwind und sehr, sehr sozusagen gutes Image und überregionale Bedeutung halt eben aufbauen. Und dann war bei mir natürlich der Gedanke, ja, okay, natürlich hat jeder Hype, jede Welle, und das war ja allen klar, dass das eine Welle ist oder ein Hype, hat irgendwann Mal ein natürliches Ende und was passiert dann eigentlich? Und mein Gedanke war dann, okay, also, ich meine, wenn der Gin so gut funktioniert hat und der Gin so ein großes Thema war, was ist denn die nächstgrößere, die nächstwichtigere Kategorie? Ja und dann waren wir halt sofort beim Whisky. Also das war allen klar, das war auch in Deutschland gerade ein riesen Thema links und rechts, alle Brennereien haben umgestellt von Obstbränden auf Whisky und so weiter und so fort und so auch wir. Und wo wir in den 80er-, 90er-, 2000-Jahren halt eben so ein bisschen Fabrikgebäude außerhalb von Hauzenberg, wie gesagt, im Industriegebiet hatten, habe ich gesagt, nee, jetzt machen wir den nächsten Schritt und jetzt bauen wir ein neues großes Besucherzentrum mit eben Whisky-Brennerei, mit Fasslager. Und es soll halt von Anfang schon sozusagen diese Dual-use-Geschichte zwischen Besucherzentrum, wo du wirklich als Besucher jeden einzelnen Schritt der Spirituosenherstellung erleben kannst und aber halt auch die entsprechende moderne Herstellungs- und Fertigungsmöglichkeit parallel. Und im Jahr 2020 haben wir das Ganze hier eröffnet in Wallkirchen, in unserem Nachbarort. Wir sind ganze 11 Kilometer umgezogen, für uns ein großer Schritt, das ist sogar ein anderer Landkreis, uh! Aber, wie gesagt, war für ein riesen Schritt, ein riesen wichtiger Schritt. Das Timing hätte vielleicht ein Schlückchen noch besser sein können. Weil, wir sind nämlich umgezogen in der 1. März-Woche 2020. Montagvormittag haben wir das Umziehen angefangen, Dienstagnachmittag hat Markus Söder eine Pressekonferenz gehalten, ja, wir bleiben jetzt alle mal schön brav zuhause. Das ist natürlich blöd für ein Besucherzentrum, wo du eigentlich Leute haben willst. Aber der Lockdown war ja dann auch irgendwann vorbei und so weiter, das ist ja alles water down the river. Aber wir haben jetzt hier quasi ein schickes neues Besucherzentrum, wo du halt reingehen kannst, du kannst dir zweimal am Tag eine Tour anschauen. Und du kommst wirklich halt überall vorbei, an den Silos, wo halt die Rohfrucht und wo das Malz angeliefert wird, an der Brauerei, wo wir das Ganze halt einbrauen. Wir haben Würzegärung für einen Single Malt Whisky, wir haben Maischegärung für unsere bayrische Variante eines amerikanischen Whiskys. Wie gesagt, wir machen Rum, wir machen Weinbrand, also die ganzen coolen Dinge, die halt vorher ein bisschen schwierig waren und jetzt haben wir uns halt komplett da drauf eingeschossen, ohne natürlich unsere bayrische Komponente und sozusagen unsere Wurzeln zu verlieren. Also ich mache diese internationalen Spirituosenkategorien, weil ich sie geil finde, aber ich mache sie halt sozusagen mit dem Auge und der Nase und dem Gaumen eines bayrischen Schnapsbrenners.

Markus: Was ja durchaus viele Vorteile hat, wenn man das Ganze dann auch mal probiert. Du hast jetzt vorhin von den Anfängen erzählt und von der Essigbrauerei, da bin ich erst mal so ein bisschen zusammengezuckt. Weil, früher hat man bei uns Brauereien so ein bisschen, dass man das als Schimpfwort benutzt, wenn bei Brauereien das Bier oft schlecht geworden ist, dann hat man die Essigbrauerei genannt. Du hast das ja jetzt wieder aufgegriffen, vielleicht magst du da ein bisschen was erzählen. Und vor allem diesen Prozess, also warum nennt man Essig brauen?

Stefan: Also Erstens hast du natürlich vollkommen Recht und daher kam ja auch das, sozusagen dieses Recht, Essig zu brauen, das an Brauereien oder so dranhing. Also, wie gesagt, als das begonnen mit Penninger 1905, da gab es zwar natürlich Karl Lindes Kältemaschine schon eine Zeit, aber es war jetzt nicht so, dass irgendwie jede Brauerei schon eine Kältemaschine hätte und jede Brauerei jederzeit entsprechende Gärtemperaturen oder Lagertemperaturen herstellen konnte, das konnten nur die Reichsten und die Größten. Und auf dem Land, diese ganze Weißbierbrauereien und so weiter, die halt hochtemperatur-vergären mussten und so weiter und so fort, denen ist halt auch wirklich oft Bier schlecht geworden. Und ist bei den Winzern genauso gewesen, also dieser Weinessig, Rotweinessig, Weißweinessig kommt halt einfach daher, irgendwie eine Lage oder eine Qualität ist halt irgendwie schlecht geworden und hat sich eine Essigsäuregärung eingefangen. Und dann hat man halt geschaut, dass man da einen Essig draus macht, um halt eben das nicht wegkippen zu müssen, sondern weiter als Lebensmittel zu konsumieren. Also das ist mal vollkommen klar. Und vielleicht jetzt mal zum Prozess an sich und warum wir auch Essig brauen, weil, es handelt sich wieder um eine mikrobiologische Fermentation, dieses Mal nicht mit Hefe und nicht von Zucker zu Alkohol, sondern dieses Mal setzen wir eine Stufe später an, wir nehmen Alkohol. Und da gibt es, ich weiß gar nicht, ob ein Bakterium ist, wahrscheinlich ist es wieder eine Familie, aber wir sagen einfach immer, die Essigbakterien, die Acetobacter. Und das sind Bakterien, die verstoffwechseln niederprozentigen Alkohol zu Essigsäure, also es ist eine biologische Gärung. Also bei uns, wir stellen in erster Linie einen doppelstarken Bio-Brandweinessig her, also wir stellen einen weißen Brandweinessig her mit 10 % Essigsäure. Und das machen wir so, dass wir eine 11 %-ige Alkohol-Wassermischung ausmischen, also unseren Rohstoff, unsere Maische, sagt man sogar tatsächlich so, die Essigmaische hat bei uns so 11 % Alkohol und wir vergären die auf traditionellem biologischen Wege in einem hölzernen Spanbildner-Behältnis. Also das könnt ihr euch vorstellen wie ein riesen großer Holzbottich, bei uns hat der 40.000 Liter. Und in diesem Holzbottich hat man so Buchenholzspäne noch, das ist das Habitat, also quasi der Lebensraum für diese Essigbakterien. Und wir verrieseln von oben einfach diese Alkohol-Wassermischung drauf, die sickert durch diese Späne durch. Und während diese Alkohol-Wassermischung durch diese Späne durchsickert, da knabbern diese Essigbakterien so ein bisschen was von dem Alkohol weg und scheiden ein bisschen Essigsäure aus. Das Ganze sickert dann unten im Sickerboden zusammen und dann pumpen wir das einfach im Kreis, immer wieder alles, was unten zusammensickert, wird oben wieder draufgegeben. Und das dauert dann, je nachdem, ob Sommer, ob Winter, dauert das so zwischen 11 und 14 Tagen und dann hast du eine Batch, eine Charge von dieser Alkohol-Wassermischung quasi zum Brandweinessig vergoren. Jetzt muss ich zugeben, dass ist halt, wie gesagt, ein sehr, sehr historisches, sehr, sehr langsames und altertümliches Verfahren. Also in modernen Firmen, in modernen Essigbrauereien, in Fermentarien, da werden halt Edelstahlschnellfermentatoren verwendet und da dauert solch eine Batch vielleicht so 1 1/2 Tage oder so, die haben eine ganz, ganz andere Ausschussleistung. Aber wir haben unseren Essigbildner aus dem Baujahr 1940, wir brauchen keinen neuen und deswegen werden wir uns auch von dem nicht trennen.

Markus: Ist das denn sensorisch auch anders, also hat dieser Essig dadurch auch einen anderen Geschmack?

Stefan: Ja, hat er. Ist schon so dadurch, dass du halt diesen Kontakt hast mit dem Holz und halt diese lange Fermentationsdauer und viel Kontakt mit Sauerstoff und so weiter, du merkst dem schon an, dass er eine andere Charakteristik hat als jetzt der Standardindustrieessig, den du halt irgendwie im Supermarkt also wirklich für minimaltest Geld kaufen kannst. Aber, es bleibt dabei, 10 %-ige Essigsäure ist halt wirklich, wirklich sauer. Und dementsprechend, ich sage immer so, es ist wie beim Vodka, diejenigen, die drauf eingestellt sind und so weiter, die erkennen auch beim Vodka die minimalsten sensorischen Unterschiede und für alle anderen ist es halt Vodka. Und beim Essig ist es auch so, also diejenigen, die halt wirklich auf den Penninger-Essig geeicht sind, also bei uns heißt es, so einen Wurstsalat machst du nur mit Penninger-Essig und mit nix sonst, die achten halt sehr, sehr drauf. Aber, wie gesagt, das würden die meisten anderen wahrscheinlich nicht schmecken, diese Unterschiede.

Markus: Faszinierend! Also den muss ich noch mal probieren, das habe ich damals, glaube ich, nicht gemacht, aber werde ich auf jeden Fall nachholen. Was ich probiert habe, war eine andere Kreation von dir, das fand ich auch spannend, du hast ja 3 Edelbrände genommen und da mit Gewürzen versetzt, also, ich glaube, Pflaume mit Tonkabohne, Marille mit, was war das?

Stefan: Szechuan-Pfeffer.

Markus: Szechuan-Pfeffer, genau und dann war es noch Birne mit Kardamom, oder?

Stefan: Genau, genau. Und zwar sind das, ich habe diese Produkte entwickelt oder die Idee dazu gehabt, kurz nachdem ich eben in Kulmbach an der Genussakedemie meine Ausbildung zum Gewürzsommelier gemacht habe, da haben wir halt ganz, ganz viel gelernt über Gewürze und über auch Flavour Pairings und so weiter und so fort. Also das Thema Food Pairing, Flavour Pairing, was wir bei den Edelbrandsommeliers auch hatten, haben wir natürlich auch bei den Gewürzsommeliers. Und im Endeffekt kannst du dir das vorstellen, wie wenn du beim Spice Rum eine Rum-Basis nimmst und dem halt noch ein bisschen Aroma links und rechts von anderen Stoffen mitgibst. Weil Rum darf ja eigentlich nicht aromatisiert sein, aber Spice Rums sind halt eben gewürzt. Da habe ich mir halt gedacht, hej, könnten wir nicht dieses Flavour Pairing auch mit dem traditionellen Obstbränden eben machen? Also habe ich da entsprechend eben einen Williamsbirnenbrand genommen und einen Zwetschenbrand und einen Marillenbrand und habe begonnen, da halt eben mit diesen Flavour Pairings zu experimentieren, und da gibt es halt jetzt Varianten, die halt sofort naheliegend sind. Also da hast du zum Beispiel eine Zwetschgenbrand, der halt sehr, sehr stark dominiert ist durch seine Bittermandel-, Marzipannoten. Wenn du dem von der Tonkabohne, dieses wärmende, dieses Kumarin-haltige, wenn du dem das dazugibst, gleich und gleich gesellt sich gern, dass es halt sozusagen eine sehr, sehr eingängig passende Note ist halt mit sehr, sehr wärmenden Komponenten. Pflaume, Tonkabohne, das sind ja eher so Gewürze und Früchte eher so für den Winter. Und dann habe ich mir halt überlegt, ja, was könnten wir denn für andere Jahreszeiten noch machen. Für den Frühling habe ich dann eben den Williamsbirnenbrand mit Kardamom verbunden. Kardamom als Mazerat, also als Ansatz, der hat halt sehr viel von dieser Frische und von diesen Citruskomponenten, die im Kardamom halt drin sind, der Alkohol löst die halt raus. Und das funktioniert ganz wunderbar mit sozusagen dieser Bananencharakteristik aus dem Williamsbirnenbrand, das passt, das matcht von den Flavour her sehr gut zu dieser Decandisäureester, der den ausmacht. Und ganz, ganz freakig allerdings, die Sommerkomponente Marillenbrand. Marille ja auch ein Steinobstfrucht, also Fruchtigkeit kombiniert mit diesem Steincharakter, Bittermandel, wärmende Komponenten und den kombiniert mit Szechuan-Pfeffer. Und da muss ich sagen, Szechuan-Pfeffer kannte ich vor meiner Gewürzsommelierausbildung auch nicht. Das ist ein Gewürz aus dem südlichen China, also der Name sagt es schon. Wird gern zu den Pseudo-Pfefferarten gezählt, ist also kein Pfeffer, sondern eine ganz andere Art, aber wird halt wie Pfeffer verwendet und hat auch eine sehr gut schärfende Charakteristik. Wer Szechuan-Pfeffer pur nimmt, dem wird so ein bitzelndes, fast so Ahoi-Brause-mäßiges Mundgefühl auffallen. Und das war das, was mich eigentlich ursprünglich drauf gebracht hat, hej, schau mal, ob du nicht irgendwie durch alkoholische Extraktion da dieses bitzelnde Element rauskriegst. Das funktioniert leider nicht, leider, es wäre ein witziger Gag gewesen, das funktioniert nicht. Aber mir ist halt eben aufgefallen, dass dieser Szechuan-Pfeffer als alkoholischer Auszug, dass es eine sehr, sehr fruchtige Komponente hat. Und dann habe ich ein bisschen rumprobiert und dann habe ich eben Marillenbrand mit diesem Szechuan-Pfeffer-Auszug kombiniert und auf einmal ist aus diesem Marillenbrand aromatisch ein sehr, sehr stark Pfirsich-mäßiges Getränk geworden. Also wir haben nicht nur Flavour Pairing, sondern wir haben fast sowas wie einen Flavour-Transfer, dass du aus der Aprikose durch die Zugabe von Szechuan-Pfeffer eigentlich so Pfirsich-Noten kriegst. Und jetzt muss ich sagen, das ist natürlich ein sehr, sehr nerdiger Ansatz. Also die Sommeliers und so weiter, denen geht jetzt das Herz auf, aber die Otto-Normal-Hörenden, die werden sich jetzt denken, ja, was spinnt er denn da jetzt umeinander. Ja und da haben sie natürlich auch Recht, das ist natürlich auch in gewisser Weise eine Spinnerei, aber ich fand das halt so geil und so witzig und dann habe ich gesagt, okay, unsere Sommerkreation ist halt eben Marillenbrand, Aprikosenbrand mit Szechuan-Pfeffer.

Markus: Und es war faszinierend oder ist faszinierend. Ich habe es dann auch tatsächlich bei mir in der Ausbildung eingesetzt und das ist wirklich spannend zu sehen, wie die Leute dann versuchen, das zusammenzusetzen, zu begreifen und dann anfangen, damit zu experimentieren. Und wirklich super spannend, also tolle Geschichte, danke schön!

Stefan: Ja, danke schön, aber halt wirklich absolut die Kuriosität, sage ich mal, der Spirituosendings. Wobei, eine Anmerkung sei mir noch erlaubt, und zwar, dass jemand Aprikosen mit Szechuan-Pfeffer kombiniert, das ist jetzt extrem, extrem ungewöhnlich und umso witziger fand ich es, wie ich im vorletzten Jahr dann rausgefunden habe, dass eine ganz, ganz große Vodka-Bude einen Flavoured Vodka auf den Markt gebracht hat, Aprikose und Szechuan-Pfeffer.

Markus: Nein, das ist ja krass.

Stefan: Und dann habe ich mir halt gedacht, ja, okay, gut, alles klar, ihr lest also auch unsere Pressemitteilungen.

Markus: So ist das, genau. Ja, aber, ich meine, es macht auf jeden Fall total Spaß und ist, glaube ich, dann auch was, wo Leute wirklich lernen, ihre Sensorik zu entdecken und dann auch so ein bisschen damit zu spielen und dann eben weiterzuentwickeln. Und das ist eigentlich wie auch letzten Endes bei dem Thema Essig, wenn ich anfange, was weiß ich, ein einfaches Salatdressing, da habe ich halt dann, keine Ahnung, Essig, Wasser, Zucker, Salz, irgendwie so und ein bisschen Öl und dann fängt man ja auch im Zuge der Zeit an zu experimentieren mit vielleicht anderen Alkoholen oder mit Marmelade oder mit, was weiß ich was, Fruchtessigen oder anderen und schon wird es noch mal spannender und gibt dem Salat dann auch einen ganz anderen Pep. Und so kann man, glaube ich, mit allen Dingen einfach spielen. Und da hast du schon Recht, da sind wir alle ein bisschen nerdig in der Sommelierecke, aber das macht ja vielleicht auch einfach ein bisschen Spaß, das ist ja auch okay.

Stefan: Ja, vor allem mit dem Essigthema. Also unser Penninger Brandweinessig, da haben wir so Fruchtessige gemacht, die wir auf diesem Essig quasi aufbauen. Also die Säureessigkomponente ist unser Penninger Brandweinessig, aber wir nehmen halt verschiedene Säfte, Mousse, Pürees und so weiter und so fort und machen da halt Fruchtessige. Da haben wir einen Waldfruchtessig, einen Birnenessig, Letztens habe ich einen Feigenessig noch gebracht. Und wie du schon sagst, du fängst halt an, beim Salat irgendwie Standard-Balsamico und Standard-Öl und irgendwann denkst du dir, ja, okay, kann man da nicht mal und so weiter und so fort, und dann fängst du das Experimentieren an und dann kommen auf einmal ganz andere Dinge raus wie nur eben diese Standardsachen.

Markus: Auf jeden Fall. Vielleicht wollen wir zum Ende noch den Leuten ein bisschen Lust machen, dich auch zu besuchen, weil du ja gesagt hast, du hast ein Besucherzentrum gebaut. Ich meine, gut, ich war jetzt schon da, aber ich muss mich trotzdem maximal dummstellen, weil das ist ja wichtig, was erwartet uns denn da? Also es gibt auf jeden Fall was zu essen, das habe ich verkosten können, das war schon mal wunderbar, aber es gibt auch viel zu sehen und zu erleben. Ja, was hast du da so auf Lager?

Stefan: Also es ist so, wir haben einen kostenlosen Teil unseres Besucherzentrums, das ist halt, du kannst bei uns im Kino den Imagefilm anschauen, kannst eben die Ausstellung im Besucherzentrum durchschauen und kannst halt da in den Shop gehen. Aber, ich würde natürlich jeden empfehlen und vor allem, wenn sie von weiter weg kommen, mir haben zweimal am Tag, um 10:30 Uhr und um 14:00 Uhr, haben wir eine geführte Besuchertour. Also es wird immer in kleinen Gruppen, wird immer mit einem menschlichen Begleiter, mit einem menschlichen Guide, geht ihr quasi bei uns über das Gelände. Und wie ich schon gesagt habe, es geht los halt bei den Silos, wo das Getreide angeliefert wird, über die Mühle, über das Sudhaus, den Gärkeller und natürlich die Brennerei. Ganz, ganz toll bei uns natürlich auch als Whisky-Brenner, das Whisky-Fass-Lager, unser quasi Kathedrale des Geistes. Bei uns sieht man auch ein bisschen, was heißt ein bisschen was, bei uns sieht man auch rein, wie sozusagen die fertigen Spirituosen dann ausgemischt werden in der Mischerei, bei uns kann man in die Abfüllung rein. Das sind alles so Dinge, die man vielleicht bei den großen Besucherzentren gar nicht mal mehr sehen kann. Aber bei uns ist es halt wirklich so, den Weg vom Getreidekorn in den Betrieb bis zur Flasche, die eben tatsächlich im Regal steht, also quasi from grain to glas, da sieht man bei uns quasi jeden Stepp, kann man bei uns im Besucherzentrum sehen. Und da gibt es noch ein bisschen mehr, also wir haben ja die Essigbrauerei noch, die man anschauen kann. Wir haben eine Kaffeerösterei, der Kaffee für unseren Kaffeelikör und für unsere Gastronomie, den rösten wir natürlich auch frisch. Ja und natürlich, wir sind eine Whisky-Brennerei, am Ende der Tour gibt es natürlich auch was zum Probieren, ist doch klar.

Markus: Ja, da werden sich die Leute am allermeisten drauf freuen. Wobei ich auch mal den Kaffee ausprobieren möchte, da bin auch sehr gespannt, weil ich ja wirklich sagen muss, das ist oft erstaunlich. Also ich kenne zum Beispiel bei Maisel in Bayreuth, gibt es auch eine Kaffeerösterei mit auf dem Gelände und das ist auch eine Wahnsinns Ergänzung zu diesem ganzen Thema Bier, was die dort haben. Und so kann ich mir das bei euch, glaube ich, auch gut vorstellen, wenn man eben eh mit Aromen spielt und eben da rummacht.

Stefan: Deswegen hat es mich auch so gereizt, das zu machen, weil du hast halt wieder hochwertigen Genuss und hast wieder dieses Aromenspiel und so weiter, wo du dich hineinknien kannst. Also wir haben jetzt vergleichsweise wenig Kaffeesorten und so weiter, also wir sind jetzt nicht in erster Linie eine Kaffeerösterei, aber wir haben eben auch eine Kaffeerösterei und da eben anzudocken an eben Spirituose und Kulinarik, Gustatorik und so weiter.

Markus: Perfekt! Also wir werden natürlich auch da den Link entsprechend in die Shownotes setzen, dass die Leute da auch hinfinden. Vielen Dank auf jeden Fall, dass du uns heute schon ein bisschen auf diese Reise mitgenommen hast und auf jeden Fall Lust gemacht hast darauf. Und natürlich auch ein bisschen uns mit der Aircohol-Geschichte eben mitgenommen hast auf diese Seite deines Lebens und die auch unglaublich, glaube ich, wichtig ist, dass wir, unsere Generation uns maximal engagieren und versuchen, ein bisschen was noch richtig zu machen oder besser zu machen, wie auch immer, damit es die Nächsten vielleicht ein bisschen leichter haben, wir werden sehen. Aber auch dafür jedenfalls vielen Dank und dann dir heute noch einen schönen weiteren Tag.

Stefan: Ja, also der Dank ist ganz von meiner Seite. Also ich hoffe, ich war nicht zu schlimm, ich falle immer gleich sofort ins Dozieren rein und so weiter und so fort. Aber, ihr seht es, um die Klischees rauszuziehen, ich brenne mit Leidenschaft. Aber, ich glaube, das ist auch irgendwie klar geworden, ich habe so viele unterschiedliche Dinge, die mich faszinieren und wo ich schaue, dass ich halt überall in den Kochtöpfen mit rummischen kann, mit rumkochen kann. Und wie gesagt, für dich oder an dich und an euch ganz, ganz vielen Dank, dass ihr die Gelegenheit mir gegeben habt, mich da ein bisschen zu zeigen. Und wie gesagt, das mit diesem Aircohol-Thema, da geht es halt nicht nur drum, dass mich das aus intellektueller Sicht oder aus Forschersicht fasziniert, sondern, wie gesagt, wir haben halt diese große, große Nebenkomponente eben mit dem CO₂ und dem Klimawandel und so weiter und so fort und da kann man tatsächlich sagen, da können auch wir, die mit Alkohol zu tun haben, die ja gern mal nicht so als die moralischen Instanzen gelten, da können wir auch mal unseren Teil dazu leisten, das Gute zu tun.

Markus: Sehr gut, wunderbar, was für ein schönes Schlusswort. Also dann, vielen Dank und auch natürlich an euch alle da draußen und dann bis demnächst. Und wie gesagt, dir noch alles Gute für heute.

Stefan: Ja, danke dir und euch auch, tschau, tschau.

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