Heute reisen wir gedanklich in den Süden Deutschlands – genauer gesagt, an den wunderschönen Chiemsee und nach München. Dort treffen wir Wolfgang Bär, einen leidenschaftlichen Hobbybrauer, der das Bierbrauen für sich entdeckt hat, nachdem er viele Jahre als Informatiker gearbeitet hat. Wolfgang bringt uns nicht nur seine Braukunst näher, sondern nimmt uns auch mit auf eine Reise durch seine bewegte Vergangenheit, die von Hopfenfeldern in der Hallertau bis hin zu spannenden Abenteuern in ganz Europa reicht…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute nehmen wir eine kleine Reise in den Süden auf uns, nämlich Richtung Chiemsee, Richtung München und treffen dort meinen lieben Freund und Absolventen Wolfgang Bär, der seines Zeichens Hobbybrauer ist, aber auch viel gereist. Der Bierfreund, da werden wir drüber sprechen, bin ich schon ganz gespannt. Schön, dass du heute hier bist, Wolfgang und vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern mal selber vor.
Wolfgang: Ja, hallo, Markus, freut mich auch sehr, dass ich beim BierTalk dabei sein darf. Ja, mein Name ist Wolfgang Bär, ich bin 61 Jahre alt. Ja, war Informatiker von Beruf und habe vor, ja, 4 Jahren das Hobbybrauen und das Thema Bier für mich entdeckt und habe zuerst mit dem Hobbybrauen begonnen und dann eben eine Ausbildung bei der Deutschen BierAkademie gemacht, die mir sehr viel Freude gemacht hat und auch sehr, sehr viel gebracht hat. Ja und jetzt freue ich mich auf einen schönen BierTalk mit dir.
Markus: Absolut, das mache ich auch. Also keine Angst, es wird kein Werbeblog, aber ist natürlich sehr schön, wenn Leute sagen, dass es ihnen gefallen hat, dass sie was mitnehmen können, weil genau dafür machen wir es ja. Und insofern, ist wunderbar, freut mich sehr, bin ich schon ein bisschen gerührt. Aber vielleicht mal Vorneweg, du sagst, du bist Informatiker, wie kommt der Informatiker zum Bier? Also ist das einfach so, dass du schon immer gern Bier getrunken hast oder war dann irgendwann so die Idee, wie kriegen wir das besser hin oder wie war das?
Wolfgang: Also ich muss sagen, ich habe ja meine Wurzeln in der Hallertau, genauer gesagt, fast im Zentrum der Hallertau. In der Nähe von Wolnzach bin ich in einem kleinen Dorf Namens Niederlauterbach bei meinen Großeltern aufgewachsen und da war natürlich das Thema Hopfen, Bier immer ein Thema, hat mich, ja, eigentlich mein ganzes Leben lang beschäftigt. Ich habe dann auch ab dem 10. Lebensjahr bei der Hopfenernte mitgeholfen. Da hat mir mein Opa immer, ja, Arbeitsplätze in den Ferien sozusagen bei irgendwelchen Bauern im Dorf verschafft und das habe ich mit größter Freude gemacht. Ja und so begann das, dass mich das Thema Hopfen und Bier mein ganzes Leben lang begleitet hat. Und als ich dann wusste, jetzt, ja, scheide ich langsam aus dem Berufsleben aus, habe ich mir überlegt, was machst du denn da und habe dann mir verschiedene Brauseminare angeschaut mit verschiedenen Brauanlagen, das war das Erste, um dann in das Thema Bierbrauen einzusteigen. Und das Zweite war dann, ich wollte eben mein Wissen über Bier grundsätzlich vertiefen und habe mir dann Möglichkeiten gesucht, wo kann ich das tun und bin eben dann, ja, bei der Deutschen BierAkademie hängengeblieben und habe die Ausbildung gemacht.
Markus: Ja und wenn wir hören, die Jugend in der Hallertau, also da muss ich ja sagen, ich finde das immer total spannend, wenn wir da sind, das ist natürlich meistens zur Hopfenerntezeit, aber das ist auch so Wahnsinn, wenn man da im Hotel ist und Früh die Fenster aufmacht, dann riecht wirklich alles nach Hopfen. Man hört von nah und fern die Erntemaschinen oder die Pflückmaschinen, wo dann der Hopfen eben gepflückt und dann auch gedarrt wird und so. Und vor allem dieser Geruch, also wenn man da durch die Hallertau fährt, das ist so einprägsam und überall, rechts und links sind die Hopfenfelder angelegt, überall fahren dann die LKWs rum, das ist wirklich ein tolles Setting einfach, wie man heutzutage sagen würde. Wenn du jetzt sagst, du hast das als kleiner Bub schon kennengelernt, wie würdest du denn so beschreiben, merkt man eine Veränderung, also was hat sich da so alles verändert seit dieser Zeit, wo du als Bub hinterhergelaufen bist, wenn man so die Hopfenreben eingesammelt hat?
Wolfgang: Ja, also ich denke mal, es ist alles wesentlich technischer zum einen geworden, wenn man sich die Traktoren anschaut und die Erntemöglichkeiten. Früher wurden ja die Hopfenreben wirklich mit der Hand runtergerissen. Ich bin als kleiner Bub mit dem Bulldog im Hopfengarten vorgefahren, hinten war ein Anhänger dran und da stand ein kräftiger Mann drauf und der hat die Hopfenreben runtergerissen mit der Hand. Muss man sich mal vorstellen, der hat das 14 bis 18 Tage lang getan. Und heute werden die eben vollautomatisch mit so einer Abreißvorrichtung am Bulldog geerntet, also da hat sich viel getan. Dann sieht man teilweise in der Hallertau noch diese Darrttürme, in denen der Hopfen gedarrt wurde. Heute haben viele große Hopfenbauern eine Trocknungsanlage, eine Bandtrocknungsanlage, also da hat sich sehr, sehr viel getan. Aber die Region an sich hat sich ihre Bodenständigkeit bewahrt, die Leute sind eng mit dem Hopfen verbunden. Und mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich dann im Frühjahr, wenn der Hopfen so hochkommt, zum ersten Mal runterfahre, das Grab meiner Großeltern besuche und die hügeligen Landschaften sehe. Also es hat sich was geändert, aber es ist auch viel bewahrt geblieben, Gott sei Dank.
Markus: Ja, wie du sagst, da ist auch viel, also aus heutiger Sicht, viel Romantik dabei, viel Handarbeit, natürlich viel Arbeit mit der Natur, viele Tätigkeiten, die wir heutzutage wahrscheinlich uns gar nicht mehr vorstellen können. Was ich so krass finde zum Beispiel ist, es gab ja damals Personen, die dafür da waren, die getrockneten Hopfendolden in die Säcke zu pressen, in dem sie drauf rumgetreten sind, im wahrsten Sinne des Wortes. Hast du das noch miterlebt oder war das vor deiner Zeit?
Wolfgang: Das habe ich miterlebt, das hat mein Opa höchstpersönlich gemacht. Da wurde eben so ein Hopfensack am Hopfenboden oben in so einen Ring eingelegt, der hing dann nach unten durch die Decke durch, der war so 2,20 Meter, 2,50 Meter hoch. Und da wurde erst mal der getrocknete Hopfen randvoll in den Sack gefüllt und dann ist mein Opa da reingesprungen, hat den Hopfen niedergetreten. Dann bekam er ein Tuch über den Kopf und dann wurde die nächste Schippe an ihm vorbei reingetreten, bis er eben sich selbst aus diesem Sack sozusagen rausgetreten hatte. Und dann wurde der mit so einem Faden zugenäht, um dann eben verladen zu werden für den Hopfenmarkt in Wolnzach. Ja, ich habe das alles noch so miterlebt, ja.
Markus: Wahnsinn, also das ist schon unglaublich eigentlich, wenn man sich das aus heutiger Sicht vorstellt auch. Es ist ja so schon so, wenn wir da in den Hopfenböden oben sind, wo der gedarrte Hopfen liegt, dass man ja kaum atmen kann, weil ja alles von diesen ätherischen Ölen, von den Bestandteilen voll ist. Und wenn man dann in so einem Sack tritt, das kann ich mir ganz schwer vorstellen, da kriegt man bestimmt wenig Luft, Wahnsinn.
Wolfgang: Das war alles Knochenarbeit, das stimmt, ja.
Markus: Ja, aber eben auch ein bisschen romantisch. Wir waren ja gemeinsam auch schon auf einem Hof bei einer Absolventin von uns, wo dann die Kinder heutzutage noch hinterherlaufen und dann so Reben noch aufsammeln und so, das ist irgendwie schon noch ein bisschen heile Welt. Überhaupt dann auch die Verbindung mit Bier. Das heißt, kannst du dich noch erinnern an deinen ersten Schluck Bier, war das auch in der Hallertau?
Wolfgang: Das war in der Hallertau beim Opa, mein Opa trank traditionell entweder Graf Törring oder Müllerbräu aus Pfaffenhofen. Und da habe ich natürlich auch ab einem gewissen Alter mal einen Schluck bekommen, ja, doch.
Markus: Die gibt es auch beide noch, zumindest vom Namen her.
Wolfgang: Ja, zur damaligen Zeit gab es nur Helles, was anderes gab es noch nicht. Ja, das war so, die anderen Biersorten, die kamen erst nach und nach auf.
Markus: Das ist ja interessant, ah ja, okay. Das heißt, wo es bei uns immer nur Kellerbier gab, gab es dann eben da Helles.
Wolfgang: Das typische Helle aus der Region, genau.
Markus: Eigentlich auch erstaunlich, weil da ja gar nicht so viel Hopfen drin ist. Aber, ich glaube, man hat damals Hopfen ja vor allem als Bitterhopfen verwendet, ne?
Wolfgang: Ich denke ja, dass die traditionellen Hallertauer Bitterhopfensorten verwendet wurden, ja.
Markus: Apropos, das ist ja praktisch, also Niederlauterbach, wen ich mich richtig erinnere, ist ja ein bisschen oberhalb von Wolnzach und gar nicht so weit weg von Hüll, oder? Hat man damals von dem Forschungszentrum irgendwas mitbekommen schon, dass es das gibt?
Wolfgang: Ich wusste, dass es das gibt. Und mein Opa, dem war das auch wichtig, dass er mir immer wieder was zeigt rund um den Hopfen, welche Hopfensorten es gibt. In Niederlauterbach gibt es ja den Breitnerhof, der auch Schauplatz schon eines Spielfilms war und der ist ja der größte Hopfenbauer in der Hallertau. Und er war der Erste, der mit zwei Hopfenpflückmaschinen gepflückt hat und eine Bandtrockenanlage hatte. Und mein Opa ging dann auch eines Tages mal mit mir nach Hüll rüber, um mir das Hopfenforschungsinstitut dort drüben zu zeigen und, ja, mir zu erklären, was da eigentlich passiert, und das war schon in sehr jungen Jahren.
Markus: Und wo du es grade erwähnt hast, beim Breitnerhof war ich auch schon mal. Das ist ja mittlerweile ein richtiges Areal, mit Gasthof und so weiter, oder?
Wolfgang: Ja und der ist ja auch der Gründer der Hopfenverwertungsgesellschaft in Niederlauterbach. Die hatten auch einen Stand voriges Jahr auf der BrauBeviale. Die heißen, glaube ich, IWG, kann das sein?
Markus: Das kann sein, ja.
Wolfgang: Genau, genau, ja.
Markus: Apropos, wie ist es denn mit dem Hopfenspargel? Das können wir doch vielleicht jetzt noch mal klären, hatten wir, glaube ich, noch nie im BierTalk, dieses Thema. Also vom Prinzip her ist es so, Hopfenspargel sind die 5, 6 Triebe, die man eben von den ungefähr 9 Trieben, soweit ich weiß, die er Hopfen so austreibt, eben abschneidet, damit die 3, 4 verbleibenden sich dann hochranken können. Aber das wird immer gesagt, also einerseits ist das so wertvoll wie Gold und andererseits ist es 1.000-mal besser als normaler Spargel. Und ich jetzt hier als Franke bin natürlich mit unserem fränkischen Spargel als unser weißes Gold aufgewachsen. Klär uns doch mal ein bisschen auf, also was hat es denn damit auf sich? Und vielleicht kannst du auch mal beschreiben, wie das schmeckt.
Wolfgang: Da muss ich jetzt passen, das ist das Einzige, was ich bis zum heutigen Tage noch nicht mitbekommen habe. Ich habe es nur immer vom Hörensagen gehört, dass es so ähnlich ausschaut, ja, wie krummer Spargel und es eine Delikatesse ist, aber i9ch muss gestehen, ich habe es noch nie probiert und kann daher nichts dazu sagen.
Markus: Okay, dann haben wir jetzt eine gemeinsame Bucket List und versuchen das mal irgendwie in den nächsten Jahren auf die Reihe zu kriegen, wenn wir uns in der Hallertau wieder sehen. Also gesehen habe ich ihn schon als eingelegten Spargel in einem Einmachglas. Und das ist tatsächlich so, schaut aus wie normaler Spargel, ein bisschen dünner, aber verkostet habe ich es auch noch nicht. Also gut, das machen wir dann eben mal gemeinsam.
Wolfgang: Ja, genau, gerne.
Markus: Zurück zu dir, also nach München beziehungsweise, ja, doch, in die Landeshauptstadt. Du hast du dir dann deine eigene kleine Hobbybrauerei aufgebaut. Und du wohnst ja nicht alleine so, war da die Familie eher begeistert oder hat die Frau gesagt, oh Gott, oh Gott, was machen wir denn jetzt, wie lief das?
Wolfgang: Also das lief folgendermaßen ab, ich habe mich erst mal schlaugemacht, welche Brauanlagen gibt es überhaupt für Hobbybrauer. Und habe dann beim Stadlbräu in Unterhaching ein Brauseminar besucht mit einem Speidel-Braumeister, und das hat mir soweit gefallen und dann habe ich mir gedacht, ah, das dampft aber ganz schön ordentlich. Und im Einfamilienhaus gemeinsam mit meiner Frau, da wird es wohl schwierig werden. Und habe mich dann noch angemeldet zu einem Brauseminar bei dem Volker Rothbauer in Bayrischzell, das ist ja der Konstrukteur und Erbauer Brumas BrauEule, und die funktioniert ja mit einem sogenannten Dampfinfusionsverfahren. Und das hat mir sehr, sehr gut gefallen und da war ich total angefixt und begeistert. Und bin dann Heim und ein Freund hat mich dabei unterstützt und hat zu meiner Frau gesagt: „Die muss er unbedingt haben, die Brauanlage, die funktioniert super bei euch im Haus.“ Und so kam es, dass ich kurz vor Weihnachten 2020 die BrauEule bekommen habe und dann sofort meinen ersten Sud gebraut habe, ein Märzen. Und das hat alles wunderbar geklappt und bin nach wie vor total begeistert davon. Der Volker, das ist ein ganz netter Mensch, der ist immer da, wenn man Fragen hat und die BrauEule funktioniert hervorragend. Also ich bin total glücklich damit und habe da die richtige Entscheidung getroffen. Vor allem, sie hat wirklich den großen Vorteil, dass sie keine Dämpfe in dem Sinne nach außen entwickelt, weil sie eben so ein Dampfinfusionsverfahren hat, bei dem der Dampf in der Anlage umgewälzt wird und nix oder fast nichts nach außen dringt. Und insofern kann ich das gut im Haus machen und, ja, meine Frau ist auch zufrieden damit.
Markus: Das denke ich mir auch, also so ein geschlossenes System, wo am Ende nur Bier rauskommt, das ist ja wirklich sehr praktisch. Und auch grade in so einem Wohngebiet natürlich auch noch mal ein Thema, wenn man da ohne Ede Dampf verursacht, sind die Leute manchmal auch nicht so begeistert.
Wolfgang: Wir haben eine Nachbarin, die arbeitet bei Paulaner und die freut es immer, wenn sie so ein paar Duftwolken von mir doch rüber kriegt, wenn ich mal das Kellerfenster kurz aufmache, ja.
Markus: Sehr schön. Vielleicht beschreibst du für die Hörer, die jetzt sich noch gar nicht sowas drunter vorstellen können, was jetzt so eine BrauEule, also habe ich da 1 Topf oder 2 Töpfe und wie groß ist das? Und was brauche ich noch so dazu, wenn ich sage, ich will da insgesamt für mich in der Lage sein, keine Ahnung, 10, 20 Liter Bier mal herzustellen?
Wolfgang: Also von der BrauEule gibt es seit einiger Zeit jetzt zwei Versionen, eine kleinere BrauEule und eine größere. Und mit der Kleinen kann man ungefähr so, ja, hängt davon ab, wie hoch der Alkoholgehalt im Bier ist, zwischen 28 und 45 Liter Bier brauen und mit der großen BrauEule kann man bis zu 60 Liter Bier brauen. Und man muss sich das so vorstellen, die BrauEule an sich, dass sie eine, ja, Würzepfanne mit einem integrierten Braucomputer, in dem Rezepte vorfindet. Denn der Volker, der bietet auch schon fertige Braupacks an und die Rezepte sind dann auf seine Braupacks abgestimmt oder man kann auch eigene Rezepte kreieren. Und daneben gibt es noch einen Maischetopf und die BrauEule an sich, in die füllt man etwas Wasser ein und in den Maischetopf natürlich Wasser und das Malz und die sind dann miteinander verbunden über Silikonschläuche. Und die BrauEule in einem Rezept, führt dann mehr oder weniger den Brauvorgang selbstständig aus. Das heißt, sie hält die verschiedenen Rasten und Rastzeiten ein. Sie gibt dann immer wieder ein Signal, wenn irgendwas fertig ist, dass man zum Beispiel jetzt mit dem Abläutern beginnen darf und was man dafür tun muss. Dann, wie man das Würzekochen macht, wann man den Hopfen dazu gibt, wann man die Würze ausschlägt und so weiter. Und im Nachgang bietet sie auch noch ein Gärprogramm an. Und zwar gibt es gewisse Kühlschränke von der Firma Liebherr, die kann man direkt über eine Steckdose an der BrauEule anschließen und die steuert dann die Temperatur während des Gärens in offenen Gärbottichen im Kühlschrank.
Markus: Ah, das ist ja krass.
Wolfgang: Und das ist ganz toll und speziell für einen Anfänger wie mich war das toll. Ich habe mir wirklich auch die Braupacks vom Volker besorgt, Märzen, Weizen, Dunkles, Altbier und so weiter, um Erfahrung zu sammeln. Und seit einiger Zeit, und da hat er mich dann auch animiert, sagte er: „Mach doch auch mal deine eigenen Rezepte.“ Und die letzten beiden Sude, unter anderen jetzt das Fränkische Landbier, über das wir später noch sprechen und ganz aktuell ein Irish Caramell Stout, die habe ich nach völlig eigenen Rezepten kreiert und hat alles wunderbar funktioniert. Es ist eine tolle Maschine, die einen sehr unterstützt, aber einem auch jegliche Freiheit bietet, ein sehr innovatives Bier zu brauen.
Markus: Also faszinierend, das klingt wunderbar, da muss ich dich auch unbedingt mal besuchen, um mir das Ganze aus der Nähe anzuschauen sozusagen.
Wolfgang: Gerne, gerne.
Markus: Sehr, sehr schön. Und, ja, also ich finde, den Kühlschrank, den man anschließen kann, der hat dann praktisch so einen extra Anschluss noch mal, wo dann das verbunden ist und dann ist die Temperatursteuerung sozusagen über die BrauEule?
Wolfgang: Ja, die BrauEule, die hat eben hinten eine Steckdose dran, an der der Kühlschrank angeschlossen wird. Und in den Kühlschrank legt man einen Temperatursensor und die BrauEule bekommt dann eben mit, welche Temperaturen im Kühlschrank vorherrschen in der Würze im Jungbier und schaltet die Steckdose ein oder aus, damit eben die Temperatur im Kühlschrank entsprechend im Jungbier gesteuert wird.
Markus: Und Steckdose heißt wirklich klassische Stromzufuhr?
Wolfgang: Ganz normale Steckdose und die BrauEule schaltet für sich, je nach Temperatur, wie sie es braucht laut Gärkurve, den Kühlschrank ein oder aus. Und das Tolle ist, es ist ja ein offener Gärbottich, man kann wunderbar zuschauen, wie das hoch kräust, das Ganze und es macht einfach Spaß, ja.
Markus: Ja, also da habe ich jetzt auch ganz viele Bilder im Kopf, super schöne Sache. Und wenn du schon erwähnst, dass wir da ja ein Bier haben, dass du damit auch gemacht hast und dankenswerter Weise mir auch ein paar Flaschen geschickt hast, dann würde ich fast sagen, könnten wir das doch auch einfach mal probieren, oder?
Wolfgang: Gerne. Ich habe auch eine Flasche vor mir stehen, können wir gerne machen, ja.
Markus: Okay, also, da bin ich gespannt, Fränkisches Landbier.
Wolfgang: Plopp.
Markus: Genau, plopp, Moment, ich versuche mal mein Plopp. Oh, das war doch ein schöner Plopp.
Wolfgang: Ja, das war schön.
Markus: Wunderbar. OH, da kommt es dann auch schon ins Glas. Uih, sehr schön! Ah, ziemlich dunkel von der Farbe, ein schönes Rostbraun mit einem schönen Rotstich, finde ich. Schimmert so ein bisschen, hat auch, ja, ist ja unfiltriert logischerweise, kommt ja aus der Flasche, schöne Trübung, aber dadurch auch sehr geheimnisvoll, sage ich immer gern, das ist wirklich sehr schön. Ich habe ja auch Sonne heute hier grad, schöner Sonnentag, die scheint jetzt hier auch in dieses Glas, das macht es natürlich gleich noch mal schöner. Und oben drauf ein ordentlicher schöner Schaum, feinporig, fest, steht wie eine Eins.
Wolfgang: Ja.
Markus: Also das ist optisch schon mal eine echte Augenweide. Wie ist es bei dir?
Wolfgang: Ja, absolut identisch natürlich, es hat so, ja, dunkle Bernsteinfarbe, schöne Perlage, der Schaum ist wunderbar. Ja, es riecht malzig. Und ich muss ja dazu sagen, es ist ja eine Zutat mit drin, die ich von dir bekommen habe. Voriges Jahr auf der BrauBeviale, da hattest du ja einen Stand und hast die Holzspiralen vorgestellt in Amburana, in Smoke Oak, in French Oak und so weiter. Und nachdem ich ja keine geschlossene Vergärung machen kann bei mir zuhause, also da habe ich die Möglichkeit nicht, sondern es wird offen im Bottich vergoren, habe ich beim Ausschlagen bereits die Smoked-Oak-Spirale mit ins Bier getan und die blieb 14 Tage drin, bis ich das Bier abgefüllt habe. Und bisher die Leute, die es probiert haben, haben gesagt: „Es hat eine leichte Rauchnote dadurch bekommen.“
Markus: Also erst mal schon mal vielen Dank, dass du das überhaupt probiert hast. Und da bin ich jetzt auch mal sehr gespannt, weil ich jetzt zum ersten Mal dann auch ein Ergebnis aus diesem Holz schmecken und riechen kann. Und ich muss sagen, also von der Nase her ist es, wie du sagst, ganz viel so Karamell-, malziges Aroma. Geht auch so ein bisschen in Toffee, dieses schöne englische Toffee, was man so bekommt, Fudge. Und gut, ich meine, ist natürlich die Frage, ob das was mit dem Holz zu tun hat oder nicht, aber für mich habe ich auf jeden Fall auch so eine vanillige Note mit in der Nase, wo man eigentlich schon auch in Richtung Holz so ein bisschen denken kann. Die sich schön verbindet mit diesen Karamellaromen, das ist ja sensorisch sehr nah beieinander. Und, ja, dann probieren wir doch mal, prost!
Wolfgang: Ja, probieren wir doch mal.
Markus: Ja, also auf jeden Fall ein wunderbares Bier, Punkt.
Wolfgang: Schön, ja.
Markus: Das ist schon mal grandios gelungen. Was ich schön finde, ist diese Harmonie und Komplexität. Also auf der einen Seite hat man wirklich einfach diese schönen Malzaromen, die wirklich wunderbar miteinander spielen, wo es eben um Karamell, um Vanille, um ein bisschen Brotrinde vielleicht, ein bisschen nussige Aromen auch, das geht fast in so ein Nougat über. Dann hinten raus für mich auch tatsächlich noch mal viel von dieser Vanille. das hat fast so einen Touch Whisky, also sehr schöne tolle Holzaromen interessanter Weise. Und dann aber auch eine schöne deutliche Bittere, also da ist schon schön was da. Was dann wirklich am Ende das unheimlich rund und auch frisch macht, sodass man dann auch wirklich richtig Lust hat, den nächsten Schluck zu nehmen, einerseits auch ein bisschen wieder durstig ist, aber eben auch nicht satt wird von dem Bier, sondern da sich gerne wieder drauf einlässt. Und, ja, auch im Nachgang, das ist ein schönes Finale, wo die Bittere wirklich lange steht und das Malzaroma so nach und nach ein bisschen beiseiteschiebt. Rauchig, also einen Hauch von Rauch würde ich auch sagen.
Wolfgang: Einen Hauch, ja.
Markus: Einen Hauch. Aber das ist ja auch okay, muss ja nicht. Aber auf jeden Fall, finde ich, ist es sehr rund. Und es erinnert mich ein bisschen, es gibt ja von Tucher dieses Rotbier, dass sie mit im holzfassgelagerten Doppelbock mischen oder blenden, würde man professioneller sagen. Und das kriegt dann auch, also einen ganz kleinen, vielleicht 5 % oder so ist da drin, aber das gibt dem auch diese leichten Holznoten und das finde ich da auch sehr angenehm. Also bei dir ist es noch schöner eigentlich aufgefangen, weil hier mehr Bittere ist, das hat das Tucher jetzt nicht so. Also ich finde es trotzdem gut, aber halt anders gut. Das gefällt mir hier schön, weil das natürlich hier auch einfach knackig dadurch ein bisschen ist, so crisp, würde man sagen auf Englisch, das ist echt schön.
Wolfgang: Vielen Dank.
Markus: Also wie kamst du der Rezeptur? Wie geht es dir selber überhaupt, bevor ich hier ewig rumrede?
Wolfgang: Also ich bin wirklich begeistert, denn das war das allererste Bier, bei dem ich mir die Malzsorten und auch die Hopfensorten selbst zusammengestellt habe, auch die Hefe. Da ist drin zum Beispiel Münchner Malz, Caramünch und solche Sachen und vom Hopfen her Herkules und Spalter Select, also der Spalter auch ein schöner, edler Aromahopfen. Und ich bin vom Ergebnis wirklich, ja, begeistert, muss ich sagen, ich bin rundum zufrieden. habe das auch schon beim Barbecue ausprobiert, das Bier, vor Kurzem, zu einem schöne Stück Entrecôte. Ich finde es auch ein ganz tolles süffiges Bier, es ist rundum gelungen, es ist ausgewogen.
Markus: Jetzt machst du mir richtig den Mund wässrig, wenn wir hier noch von Entrecôte reden und so, wunderbar. Also ein ganz, ganz tolles Bier, also vor allem, mir gefällt wirklich dieser schöne Gegensatz von diesem richtig intensiven dichten Malzkörper auf der einen Seite und dieser klaren, gut strukturierten schönen Bittere auf der anderen Seite. Was ja in einem guten Bier einfach genau die beiden Gegenspieler sind und es trifft es wirklich auf den Punkt. Aber eben sehr modern auch, also das finde ich auch schön, eben nicht so ein breites klassisches Kellerbier, sondern wirklich eins, wo man gerne und einfach auch ein paar davon trinken kann und trotzdem aber eben nix Leeres, also man hat einfach einen tollen Körper, man hat ein tolles Mundgefühl, auch die Cremigkeit ist schön. Und für mich bleibt tatsächlich auch wirklich viel von diesem Vanille, Karamell. Und ich denke mal, dass es zumindest zum Teil auch dem Holz geschuldet ist. Insofern, also wahrscheinlich, ist einfach eine schöne Möglichkeit, noch mal so ein bisschen sowas runder zu machen, so zu ergänzen.
Wolfgang: Genau. Und man muss so einem Bier auch Zeit lassen, also ich lasse einem untergärigen Bier mindestens 6 Wochen in der Flasche Zeit zum Reifen. Am Anfang war ich immer neugierig und habe schon nach 14 Tagen, 3 Wochen mal probiert und gesagt, oh, bitter und ganz unrund. Ich muss sagen, ein gutes Bier braucht seine Zeit und einem untergärigen sollte man 6 Wochen Zeit lassen, mindestens.
Markus: Ja, also dem ist nichts hinzuzufügen, wunderbar.
Wolfgang: Und das Schöne ist, wir können es jederzeit nachbrauen, denn ich fertige für jedes Bier, dass ich braue, ein Brauprotokoll an.
Markus: Ja, das hast du mir ja dankenswerter Weise auch mitgeschickt. Und da muss ich jetzt wirklich sagen, da werden wahrscheinlich manche Profibrauer neidisch, wie detailliert und wie klar das hier strukturiert ist, sodass man wirklich jeden Schritt nachvollziehen kann. Und ist natürlich super, weil, ist reproduzierbar und kann sowas dann auch mal wieder herstellen.
Wolfgang: Genau.
Markus: Schön, also vielen Dank, tolles Bier. Freue ich mich sehr, ich habe insgesamt jetzt noch 5 Flaschen, die ich dann schön über die nächsten Tage dann auch genießen kann, werde ich vielleicht auch mal ein paar Leute probieren lassen, richtig fein. Tja, muss sich der Franke vom Bayern ein Kellerbier brauen lassen, soweit sind wir schon. Aber gut, jetzt haben wir ein schönes Bier, um unseren Talk noch ein bisschen weiterzuziehen, denn dich hat das Bier ja auch ein bisschen in die Welt gebracht. Also wenn du da mal ein bisschen erzählst, was hast du da schon so alles erlebt?
Wolfgang: Als das Erste, muss ich sagen, war ja die Entscheidung, bei wem mache ich meine Biersommelierausbildung und ich war da sehr unentschlossen, da gibt es ja verschiedene Anbieter. Und ich habe das dann meiner Frau vorgestellt und dann hat sie klar gesagt: „Mach es bei der Deutschen BierAkademie. Ich glaube, da findest du einen Kreis von Menschen, der dir gleichgesonnen ist.“ Die sind teilwiese hobbymäßig unterwegs oder wie wollen einen Bottle-Shop aufmachen und so, während andere Anbieter eben schon auf sehr professionelle Teilnehmer abzielen, wie Bierbrauer, Braumeister oder Sommeliers in großen Hotels und so weiter. Und ich muss sagen, diese Entscheidung war absolut die richtige. Wir haben ja immer noch einen ganz, ganz tollen Kreis an Biersommelierkollegen, die sich einmal im Monat beim Alumni-Stammtisch treffen. Wir machen das dann teilweise in der Münchner Biersommelierrunde bei der Liesl, in Liesls BierErlebnis in ihrem Shop, so wie vorigen Dienstag und freuen uns immer, wenn wir uns sehen. Das ist so wunderbar, dass diese Community weiterhin so besteht und so aktiv ist. Und das andere, wo es mich rausträgt in die Bierwelt, das ist ja zum einen eben auch wieder durch die Deutsche BierAkademie. Da muss ich sagen, du bist ja wirklich ein sehr aktiver Mensch und bietest so viel an. Und ein absolutes Highlight war ja voriges Jahr unsere Exkursion ins Black Country nach England, als wir in London beim Great British Beer Festival gestartet haben und dann, ja, in Birmingham waren, in Leeds waren, in Tadcaster waren, in Mount St. Bernard waren und da wunderbar durch local Camera Guids begleitet wurden, das war ein ganz, ganz tolles Erlebnis rund um das Thema Bier. Auch mit dem Besuch eben des Freilichtmuseums, um da mal zu sehen, wie war das früher, also herrlich. Und ansonsten gibt es ja auch immer viel, zum Beispiel voriges Jahr im Herbst war ja in Hüll ein sehr, sehr interessanter Vortrag rund um das Thema Hopfen, mit einem Besuch des benachbarten Hopfenbetriebes grade während der Erntezeit auch noch ganz interessant. Und jetzt freue ich mich ja schon, denn es soll ja bald wieder eine Exkursion geben in Richtung Frankreich, Elsass, da freue ich mich schon drauf. Und vor nicht allzu langer Zeit waren wir auch, ja, in Berlin bei Lemke mit Barrel-Aged-Bieren, das war auch eine tolle Veranstaltung. Also es ist laufend irgendwas los rund um das Thema Bier und das freut mich auch. Und, ja, in nicht allzu langer Zeit werden wir uns ja wieder in Bamberg sehen zum Tag der Rauchbierbewahrung.
Markus: Allerdings, das wird auch ein sehr spannender Tag wieder, da bin ich mal gespannt auch. Im Schlenkerla wird da schon wieder dran gearbeitet, uns irgendwas Neues vorzustellen, schauen wir mal. Genau, vielen Dank auch für das ganze Lob, also freut mich natürlich sehr. Und ich bemühe mich da oder wir bemühen uns da auch, eben immer wieder Sachen zu tun, die auch wirklich außergewöhnlich sind und wo man eben mal über Tellerränder gucken kann. Wobei ich sagen muss, du hast noch mal ganz besonders über den Tellerrand geschaut, finde ich, wenn man deine persönliche Reise angeht, ist ja dann die Tour de Chirurgie, hast du die genannt und die hat dich ja mit dem Fahrrad quasi einmal durch Europa geführt.
Wolfgang: Genau.
Markus: Und da warst du ja durchaus auch mal bei dem ein oder anderen Bier wahrscheinlich.
Wolfgang: Ja, genau. Also ich habe 2022 eine Fahrradtour gemacht und zwar quer durch Europa, vom Nordkap nach Tarif, also vom nördlichsten Festlandpunkt Europas zum südlichsten, über 6.694 Kilometer. Und die Tour habe ich als Dankeschön gemacht, um Spenden einzusammeln für die Stiftung Chirurgie des Klinikums rechts der Isar in München. Dort war ich 2015, ja, ich kann es ruhig sagen, todkrank als Patient und die Ärzte rund um der Professor Friess haben mir ein Leben gerettet und als Dankeschön habe ich dann diese Tour gemacht und Spenden eingesammelt für diese Stiftung. Und das war eben auch so geplant, dass ich zum einen den Spaß habe, diese Tour zu fahren und auf der anderen Seite eben was Gutes zu tun, nämlich die Spenden einzusammeln. Und der Spaß war eben, dass ich, ja, in Norwegen startend, über Finnland, Schweden, Dänemark, Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und Gibraltar, wahnsinnig viele Landschaften, wahnsinnig viele Leute gesehen habe und Kulturen, aber auch Biere. Es war mal ein Arctic Ale auf einem Campingplatz nach hoch im Norden in Finnland oder auch lokale Brauereien, die ich besucht habe. Zum Beispiel war ich in Vimmerby, dem Geburtsort von Astrid Lindgren und da gibt es ja die berühmte Åbro Brewery. Das ist also eine große schwedische Privatbrauerei, die in jedem Supermarkt bis 3,5 % vertreten sind und in den Systembolagets, also in den speziellen Stores in Schweden, in denen man eben Alkohol über 3,5 % beziehen kann. Und da habe ich eine spezielle Führung mitmachen dürfen und das war sehr beeindruckend zu sehen, wie die das machen, dass sie mitten in einem Landschaftsschutzgebiet stehen, in dem zum Beispiel keine Landwirtschaft betrieben werden darf wegen dem Wasser, dass die zum Brauen verwenden, solche Dinge. Dann habe ich in Finnland ein Biermuseum, Brauereimuseum besuchen wollen, das war leider grade im Umbau begriffen. Ich bin dann, ja, war etwas ein Kulturschock, nach Dänemark gekommen, da ist ja eine große Brauerei allgegenwärtig mit ihren Bieren. Und in Schweden zum Beispiel oder generell in Skandinavien habe ich eben gesehen, speziell auch in diesen Systembolagets, in diesen staatlich kontrollierten Alkohol-Stores, dass es sehr, sehr viele kleine private Brauereien gibt, die eben Bier brauen, alle möglichen Sorten und das hat mir schon, ja, sehr imponiert, dass es da auch eine große Szene gibt. In Deutschland, das kennen wir mehr oder weniger, habe ich aber auch interessante Biere verkostet, wie zum Beispiel zufällig im Osten den Schwarzen Abt. Das ich ein wunderbares Bier finde, dieses dunkle relativ leichte Bier. Und, ja, dann ging es ja weiter nach Frankreich und Spanien und ich war überrascht, dass auch dort sehr, sehr viel Bier getrunken wird. Ich dachte eigentlich, dass dort der Wein allgegenwärtig wäre, aber es gibt dort auch viele kleine Hobbybrauer oder so Craftbier-Brauereien, lokale, auch im Baskenland. Und das Bier ist dann tatsächlich in den Supermärkten erhältlich und da habe ich auch das eine oder andere probiert und war durchaus angetan von der Qualität dieser Biere.
Markus: Ja, also es sind beides, wie du schon sagst, erstaunlich große Bierländer mittlerweile, sowohl Spanien als auch Frankreich. Und auch in Skandinavien tut sich ja unheimlich viel, das ist wirklich sehr interessant, überhaupt in ganz Europa. Sind dir denn so kulturelle Unterschiede aufgefallen, also einerseits, welche Leute trinken Bier oder wie trinken die Bier oder wann trinken die Bier oder wo? Also merkt man da irgendwie, wenn man so durch ganz Europa kommt, Unterschiede, wie man sich mit Bier beschäftigt?
Wolfgang: Im hohen Norden oben, das wurde mir auch teilweise gesagt, speziell im Winter ist Alkohol durchaus ein Problem durch diese ewige Dunkelheit. Also mir ist es sehr aufgefallen speziell in Schweden, ich glaube fast, dass es so eine psychologische Sache ist, dass es diese Systembolagets gibt. Früher war es ja in Schweden zum Beispiel so, dass man Bezugsmarken bekam, um eine gewisse Menge an Bier in diesem Systembolagets zu kaufen, die sind ja staatlich kontrolliert und monopoliert. Und heutzutage darf man rein, da steht zwar jemand an der Tür und schaut sich die Leute so an und wenn da einer torkelnd daherkommen würde, dann würde der abgewiesen werden, aber ansonsten darf da jeder rein. Und mir ist es aufgefallen speziell an Wochenenden, dass die Leute dann sehr, sehr viel an verschiedenen Alkohol kaufen, da gibt es ja nicht nur Bier, sondern Wein, Spirituosen und so weiter. Ich denke, in Teilen der Bevölkerung ist es durchaus ein Problem, aber ich würde es jetzt nicht als großes gesellschaftliches Massenproblem sehen das Ganze, sondern man genießt es auch durchaus und weiß das auch zu schätzen, dass es da ein gutes Bier gibt. Und so kam mir das auch in ganz Skandinavien vor. In Deutschland, unsere Bierszene, das kennen wir, der Deutsche trinkt eben auch gern ein Bier, auch mal zum guten Braten ein Dunkles und so weiter, wo wie wir es kennen auch im Osten. In Frankreich, muss ich sagen, habe ich das öfters auch gesehen im Lokal, dass man statt einem Wein tatsächlich ein helles Bier zum Essen trank, bevorzugt lokale IPAs. Das ist anscheinend so ein Trend, den die gerne haben. Und in Spanien ist mir oft aufgefallen, dass die Biergläser im Gefrierfach vorgehalten werden und dann schenken die das eiskalte Bier aus dem Kühlschrank in das Glas und man hat wirklich die ersten 2, 3 Minuten eine leichte Eisschicht oben auf dem Bier.
Markus: Das ist ja witzig. Aber kenne ich auch aus den spanischsprachigen Ländern in Südamerika oder auch Brasilien, da wird das ja auch so gemacht, Wahnsinn. Gibt es denn in Gibraltar eine Brauerei?
Wolfgang: Ich wüsste nicht, dass es eine Brauerei gibt, aber es gibt natürlich unendlich viele Biere auf Gibraltar aus aller Herren Länder. Es gibt da ein Casino-Schiff und tolle Gastronomie auf Gibraltar und die haben eine extreme Bandbreite an Bieren, von deutschen Weizen bis zum Guinness. Also auf Gibraltar, ja, gibt es eine unglaubliche Bandbreite an Bieren, aber eine eigene Brauerei wüsste ich jetzt nicht.
Markus: Was mich überhaupt mal interessieren würde, wie ist denn das, also Gibraltar ist ja praktisch so eine Halbinsel, Insel irgendwie, vorgelagert und da gibt es ja so eine kleine schmale Zufahrt. Vielleicht, wenn du uns mal so ein bisschen Kopfkino machst, wie ist das denn, wenn man da hinkommt? Also hat man da so ein kleines Sträßchen, wo man dann irgendwie dahinfährt und ist dann da so eine Grenzstation oder wie muss man sich das vorstellen?
Wolfgang: Das ist total witzig. Auf meiner Tour de Chirurgie, so nebenbei, es gibt ja auch eine Webseite, tourdechirurgie.de dazu und auch ein Buch. Ich kam da, ja, aus Andalusien runtergefahren in Richtung Gibraltar. Das ist alles relativ ärmlich, einfach, ein bisschen Schweinezucht, aber relativ einfach und dann kommt man auf einmal an diese Grenzstation von Spanien nach Gibraltar. Da bin ich erst mal bewundert worden mit meinem Gespann. Die Spanier wollten dann meinen Personalausweis sehen, auf der gibraltarischen Seite war nix. Und dann gibt es so einen, ja, nennen wir es mal so eine breitere kleine Landzunge, über die man fährt und man kreuzt dabei die Start- und Landebahn des Flughafens in Gibraltar. Da stehen also tatsächlich Ampeln auf beiden Seiten und wenn die grün sind, dann darf man als Fußgänger oder als Rollerfahrer und so weiter oder als Autofahrer rüber und wenn eben rot ist, muss man stehenbleiben, weil dann irgendwie das nächste Flugzeug gleich kommt. Und bei mir war grün, ich bin dann da rüber und habe mir gedacht, das ist ja mal ganz was Besonderes und bin unmittelbar auf der gibraltarischen Seite dann am Rand der Landebahn stehengeblieben, um ein Foto zu schießen, dass ich da jetzt tatsächlich grade drübergefahren bin. Und dann kam tatsächlich schon die ermahnende Ansprache aus dem Lautsprecher, you must not stay there with your bike, please go ahead! Und 5 Minuten später kam tatsächlich ein Flugzeug dann.
Markus: Ja, Wahnsinn. Aber gut, das sind beengte Verhältnisse, da muss man das irgendwie zusammenbringen, das stimmt.
Wolfgang: Ja, da kamen eben, ja, ich würde mal sagen, nur zwischen 3 und 5 Maschinen am Tag, gemischt. Mal eine Militärmaschine, weil Großbritannien auch eine Militärbasis auf Gibraltar hat, auch mit einem Schiff oder mit zwei Schiffen. Und ansonsten, ja, Urlauber, die mit British Airways eingeflogen werden.
Markus: Also da sind dann klassische Engländer sozusagen?
Wolfgang: Ja, also in dem Moment, wo man auf Gibraltar ist, ist man gefühlt in England, rote Telefonzellen, überall Pubs und lustige Engländer und Fish and Chips und so weiter, very Britisch das Ganze.
Markus: Und ein paar Affen auf Felsen, oder?
Wolfgang: Ganz oben auf dem Felsen gibt es eben diese berühmten Berberaffen, da war ich auch oben. Gibraltar hat ja im Krieg eine große Rolle gespielt, da gibt es auch viele unterirdische Gänge. Und man sagt auf Gibraltar, solange es diese Affen gibt, bleibt Gibraltar Britisch, erst wenn es keine Affen mehr gäbe, würde es wieder Spanisch werden. Und da gab es auch so eine Zeit, als man bemerkt hat, dass die Affen, ja, eine gewisse Inzucht haben, dann hat man neue Berberaffen aus Marokko eingeführt, dass sie das Blut wieder auffrischen. Und die werden da oben gehegt und gepflegt, die werden gefüttert von Park-Rangers und denen geht es gut.
Markus: Okay, also wenn man wiedergeboren wird, dann ist ein Berberaffe auf Gibraltar vielleicht keine schlechte Wahl.
Wolfgang: Ja, genau, genau.
Markus: Ja, wunderschön. Wie geht es weiter mit dir und deinen Reiseplänen, hast du schon irgendwas in Petto, was du demnächst noch gerne machen möchtest?
Wolfgang: Nun, ich bin ja dann voriges Jahr mit dem Motorrad von München aus zum Nordkap gefahren und habe da die Route gewählt über Schweden, Stockholm. Bin dann mit der Nachtfähre nach Turku gefahren, habe dann einige Tage in Helsinki verbracht, um dort Brauereien zu besuchen, die sehr interessant waren, auch so Craft-Beer-Brauereien. Und bin dann Richtung Kirkenes hochgefahren, also an die russische Grenze und dann vom Nordkap aus mehr oder weniger meine Fahrradtour wieder runter. Und dieses Jahr wollte ich das Gleiche in Richtung Süden machen, aber leider ist mir eine OP an der linken Hand dazwischengekommen, am Karpaltunnel. Und jetzt habe ich das abgeblasen, aber ich werde das nächstes Jahr dann in irgendeiner Form nachholen.
Markus: Na, da bin ich mal gespannt, da wirst du bestimmt auch wieder schöne Sachen zu erzählen haben.
Wolfgang: Bestimmt.
Markus: Also für die Hörerinnen und Hörer, wir werden, wie der Wolfgang ja grade gesagt hat, es gibt eine Website, es gibt ein Buch, das werden wir natürlich verlinken in den Shownotes und kann ich auch nur empfehlen, sich beides anzuschauen. Wolfgang signiert bestimmt auch gerne ein Buch, dass er dann verschickt. Und, ja, also finde ein ganz tolles Erlebnis, also auch von der Motivation her natürlich auch wichtig, dass man eben die Leute auch unterstützt, die einem so geholfen haben, das finde ich Wahnsinn und auf der anderen Seite eben dann auch so ein persönliches Erlebnis für sich draus zu machen mit so vielen Eindrücken. Und man muss natürlich auch sagen, du hast auch eine Familie, die das unterstützt, das macht vielleicht auch nicht jede Frau mit, also insofern wirklich großartig. ja, also von meiner Seite aus vielen, vielen Dank für diesen Einblick in deine Brauwelt und in dieses wunderbare Bier, dass ich jetzt auch schon fast ausgetrunken habe.
Wolfgang: Oh ja, schön.
Markus: Das geht manchmal schnell, ja. Und wünsche dir da wirklich noch alles, alles Gute. Wir bleiben ja in Verbindung, ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen und dir heute auf jeden Fall noch einen schönen Tag. Was hast du heute noch vor?
Wolfgang: Ja, ich werde mich jetzt dann aufs Rennrad schwingen und eine Runde drehen, ein bisschen im Hinterland vom Chiemsee und mir dann einen gemütlichen Abend machen, auch mit einem schönen Bier. Ich habe mir bei Camba vorgestern ein Flandern Blonde geholt und da werde ich mir dann einen schönen Abend machen mit so einer Dose Flandern Blonde.
Markus: Ja, da wünsche ich dir auf jeden Fall auch viel Freude dabei. Und das vielleicht auch noch an die Hörerschaft, Hörerinnenschaft, weiß ich gar nicht, sagt man das so, egal, einfach der Chiemsee an sich, für mich eine Region, die ich auch in der Jugend schon kennengelernt habe, weil wir da immer im Urlaub waren, aber auch biermäßig sehr spannend. Es gibt eine Brauerei auf der Fraueninsel zum Beispiel, es gibt rund um den Chiemsee Brauereien, es gibt dann eben in Seeon, wo auch diese wunderbare schöne Klosteranlage ist, gibt es dann eben die Camba Bavaria mit allem, was es da so hat und in Traunstein Brauereien und so weiter. Also man hat wirklich rundum in jeder Hinsicht viel zu bieten, wunderbare Natur. Um den Chiemsee kann man auch einfach rumradeln, das finde ich auch sehr schön, gibt es so einen Rundweg, also generell das Bayrische Meer durchaus zu empfehlen, ja.
Wolfgang: Ja, tolle Locations, tolle Gaststätten, tolle Hofcafés, ist wirklich eine Empfehlung.
Markus: Wunderbar. Also vielen Dank noch mal, dir heute noch einen schönen Tag, inklusive einem guten Bierchen heute Abend und noch mal Danke für dieses wunderbare Bier.
Wolfgang: Ich sage auch herzlichen Dank, Markus, für das schöne Gespräch mit dir, herzlichen Dank.
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