Paul lernte schon als Stöpsel die Segnungen der Getränkeindustrie kennen, das Bier entdeckte er dann als Teenager – und ein paar Jahre später entdeckte es ihn: Denn ein geschenktes Bierbraukit verwüstete zwar Küche und Gaumen, aber dann kam der Ingenieur in Paul heraus und er stellte sich der Herausforderung, den Gerstensaft zu meistern. Als Glückspilz gewann er schließlich eine komplette BrauEule und der Bann war gebrochen. Seine spannenden Reisen kann man über Pauls Blog und YouTube-Kanal „Friedies Brauhaus“ verfolgen und sieht dort auch, wie er das Thema Hobbybrauen auf ein neues Level gehoben hat. Im BierTalk verkosten wir vier Biere aus der Braufeder von Paul und sprechen über die ganz besondere Faszination dieses Hobbys.
Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie
Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750
Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS
Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder richtig im Bier, diesmal beim Brauen, beim Heimbrauen, Hobbybrauen, aber auch irgendwie beim richtigen Brauen und bei jemanden, der das auch wirklich richtig drauf hat und im Blut hat. Und da freue ich mich total drauf, dass wir uns endlich mal hier auch virtuell treffen, nachdem wir uns ja persönlich schon auf diversen Wettbewerben und Festivals gesehen haben. Ja, ich bin heute zusammen mit Paul Schüßler, besser bekannt vielleicht auch unter seinem Online-Thema Friedis Brauhaus, wo wir auch gleich noch drüber sprechen. Paul, wunderbar, dass du da bist. Hallo, erst mal.
Paul: Ja, hallo, schön, dass ich hier sein darf. Ich freue mich total, ich höre euch, dich regelmäßig und jetzt selber hier dabei zu sein, ist super.
Markus: Cool! Na, das ist ja umso besser, endlich habe ich mal meinen Hörer gefunden. Ein paar mehr sind es schon, also alles gut. Aber freut mich natürlich riesig, perfekt. Ja und normalerweise labern wir erst mal ewig rum, aber, du hast uns vier tolle Biere geschickt und ich glaube, wir sollten bei dir einfach mit einem Bier anfangen und dann anfangen zu reden, wenn du nix dagegen hast.
Paul: Das hört sich gut an, das hört sich gut an.
Markus: Wunderbar. Also du hast vier wunderbare Biere in einem Päckchen geschickt und die stehen jetzt alle vor mir, unterschiedlich breit, hoch, manche auch mit einem besonderen Gewand oben drauf. Mit welchem würdest du denn anfangen wollen?
Paul: Ich glaube, ich würde das Autum Cream Ale als erstes trinken.
Markus: Ah, sehr schön!
Paul: Das ist am gespanntesten und ist ein guter Starter.
Markus: Also es schaut schon in der Flasche bei mir ganz toll aus, also als hätte ich es so vorbereitet. Sind außen dran richtig schöne Kondenswasserperlen, die so überall sich verteilen. Wenn ich die Flasche gegen das Licht halte, schimmert es schon so richtig schön raus. Und Herbst und Cream Ale, das ist ja beides ein tolles Thema, also machen wir das mal auf, hervorragend. So! Ach ja, sehr schön! Also bei mir ist es schon so richtig cream-alig, wenn man das so sagen kann, also ein richtig schöner Schein, Schimmer in diesem Bier. Oben drauf ein richtig fester schöner Schaum, leicht getönt. Ja, die Farbe kann man kaum beschreiben, also so Sand, Orange, ein Sonnenuntergang im Herbst, das passt eigentlich dann sehr gut zu dem Bier. Wie würdest du es beschreiben?
Paul: Ja, also hast du wunderbar gesagt. Ich muss dazu sagen, ich habe das Fass quasi jetzt fast leer und habe dir eine der letzten Flaschen quasi da rausgeschickt. Das heißt, es kann sein, dass ein bisschen Hefetrübung mit dabei ist. Aber, grundsätzlich hast du das sehr schön beschrieben, genau. Also es sollte nicht so wie so ein klassisches Cream Ale, so strohgelb sein, sondern sollte so eben an den Herbst angelehnt, ein bisschen orangefarbener, sandiger sein, einfach ein bisschen, ja, ein bisschen herbstlicher.
Markus: Ja, nee, fantastisch. Und, ja, passt ja auch zum Ursprung des Cream Ales, das waren damals bestimmt auch keine strohgelben Biere, also insofern hervorragend. Und wenn man da so reinriecht, hat das auch einen ganz angenehmen Geruch. Das ist schön, das schwankt so, auf der einen Seite habe ich so schöne fruchtige Aromen. Und da habe ich so einen Apfel, einen richtig schönen frischen Apfel, den man so aufschneidet. Und dann geht das aber auch so über in so rote Beere, bis hin zu so fast Wein-, Weißweinnoten und dann kommt aber auch so ein bisschen Getreide, so das klassische Malzaroma rüber. Und sehr frisch insgesamt, einen sehr, sehr frischen spritzigen Geruch. Wenn man sowas sagen kann, ist ja auch immer schwierig, aber es macht auf jeden Fall ein bisschen Lust. Also, ja, wie siehst du es?
Paul: Ja, genau, also ich habe versucht, also ich habe jetzt mehrere Cream Ales schon gebraut, weil dieser Stil auf einmal so ein bisschen, auf einmal war er da und ich wollte dann auch gucken, wie schmeckt das. Weil, in Deutschland eins zu kriegen, ist gar nicht so leicht, ein richtiges Cream Ale, also ein Bier mit einem bestimmten Mais- oder Reisanteil. Und dann haben wir es oder ich dann selber ausprobiert. Und die Variante habe ich dann tatsächlich auch ein bisschen hopfiger gemacht. Ich habe einen amerikanischen Hopfen genommen, habe da relativ viele Hopfengaben verteilt im Brauprozess. Und dann eben auch spät raus hinten damit noch ein bisschen gestopft, sodass dann diese Aromen so ein bisschen zustande kommen. Und, ja, es sollte trotzdem, so wie du es auch sagst, trotzdem so ein frisches Bier sein, nicht ganz so schwer, aber es sollte so langsam den Herbst einläuten. Und jetzt, ja, mittlerweile haben wir ja schon den Herbst hinter uns, den Winter fast hinter uns oder, den haben wir eigentlich schon hinter uns und, ja, aber man kann es trotzdem noch trinken, finde ich, also es passt auch jetzt so in diese Frühlingstage.
Markus: Absolut. Und ich muss sagen, wir haben ja heute am Tag der Aufzeichnung so einen richtig typischen Apriltag, zumindest hier in Bamberg. Das heißt, es hat den ganzen Tag abwechselnd geregnet, ein kleines bisschen Sonne, dann hat es gestürmt, vorhin hat es gewittert, jetzt grade ist wieder blauer Himmel, aber die Hälfte vom Himmel hat schon wieder ein Wolkenband. Also das ist auch herbstlich, also insofern ist das, wenn man die Welt jetzt andersrumdrehen würde, dann wären wir jetzt praktisch ja im Herbst, also insofern ist alles gut. Ja und ich finde auch wirklich, Cream Ale ist ein total spannender Bierstil und wie du sagst, man kriegt sie kaum. Also wir haben für unsere Online-Ausbildung, haben wir für das Amerika-Modul ja auch Cream Ales gebraucht. Und am Ende vom Tag habe ich dann tatsächlich Leute gebeten, die letztes Jahr beim World Beer Cup waren in den USA und habe denen da eine Einkaufsliste gegeben, was sie alles mitbringen sollen und da waren ganz viele Cream Ales dabei, damit wir irgendwas zum Verkosten hatten, das war in der Tat schwierig. Und der Bierstil an sich ist ja toll und auch die Idee dahinter sozusagen, okay, wir machen jetzt mal so ein bisschen eine Art von, ja, so eine Mischung aus Pils und Golden Ale irgendwie. Das man sagt, man hat eine obergärige Hefe, die man kalt vergärt, hat die amerikanischen Rohstoffe noch dazu und macht dann irgendwie ein schönes Trinkbier, also passt ja eigentlich. Apropos trinken, das habe ich ganz vergessen. Prost!
Paul: Prost! Ja, also ich finde das auch sehr, sehr spannend, diesen Stil und finde ihn auch absolut, ja, flexibel in der Nutzung. Also man kennt so diese Klassischen, also wir als Hobbybrauer, wir gucken ja auch in die amerikanischen Foren rein oder wir schauen, was da so gebraut wird. Und dann kommt natürlich auch immer mal wieder ein Cream Ale, aber die sehen immer relativ gleich aus. Aber, ich finde, es funktioniert auch ein bisschen dunkleren Malzen. Ich habe hier halt auch ein bisschen Münchner Malz mit dazugegeben statt nur Pilsner und Mais und habe auch so ein bisschen einen ganz, ganz leichten Karamellanteil mit dabei, sodass es dann eben diese Farbe gibt und auch so ein bisschen vollmundiger wird. Und trotzdem drauf geachtet, dass die Hefe halt relativ viel Zucker umsetzt, sodass es dann eben diese Frische und Spritzigkeit kriegt.
Markus: Genau, also das wollte ich grad sagen, das merkt man eigentlich sehr schön, dass dieses Bier so ein bisschen auf beiden Welten reitet. Also auf der einen Seite merkt man schon das Hochvergorene, hat durchaus auch von dem Alkohol, kriegt man schon ein bisschen was mit, dadurch ist es aber auch schlank. Und auf der anderen Seite hat man dann tatsächlich eben aber auch vom Karamellmalz noch so ein bisschen leichte schöne röstige Aromen dabei. Überhaupt das Malz macht sich bemerkbar, der Körper ist schön, das Mundgefühl ist auch schön cremig. Und das ist ja das, was den Amerikanern so ein bisschen verlorengegangen ist, das man einfach über diese ganzen Adjunks, die man verwendet, einfach die ganzen schönen Malzaromen, die über den Prozess der Malzherstellung einfach in das Malz reinkommen, dass man die einfach verloren hat oder reduziert hat und die Biere dann nicht mehr so viel hergeben. Also das ist wirklich schön und ich finde auch hinten raus die Bittere sehr angenehm. Also die kommt dann und bleibt auch.
Paul: Genau, das war auch ein bisschen der Plan, dass man schon so ein, naja, nicht kantig, aber der Herbst ist ja auch so ein bisschen, wie du es jetzt beschrieben hast, wir haben ja fast schon, dieses Aprilwetter ist ja herbstlich. Aber so habe ich es mir halt auch vorgestellt und ein bisschen kantig ist es schon und so sollte eben dieses Bier sein.
Markus: Ja und auch toll, wenn du das vor einem halben Jahr schon gemacht hast, dass es sich immer noch in so einem tollen Zustand befindet. Ist ja auch nicht selbstverständlich, ne.
Paul: Ja, das ist grade bei uns Hobbybrauern natürlich so eine Geschichte, ist schwierig. Oxydation und sowas spielt da natürlich eine ganz große Rolle und auch natürlich Alterungsaromen. Aber, ja, wir geben oder ich gebe mir da größte Mühe, dass das alles klappt und das es auch lange hält.
Markus: Ja, also wunderbar! Schon mal vielen Dank für dieses Bier, das werden wir jetzt die nächsten Minuten genießen. Wir werden auch gleich noch reden, wie Leute dann mal an deine Biere kommen und so weiter. Aber, vorher müssen wir natürlich das nachholen, was wir bei jedem normalen BierTalk machen, heute aber nicht, nämlich, wir müssen natürlich dich doch ein bisschen näher kennenlernen. Und, ja, ich habe mal auf eurer Homepage, auf deiner Homepage ein bisschen rumgeschaut und dann habe ich zuerst was gelesen, wo man wiedermal sieht, dass der Kopf manchmal schneller ist als die Augen oder so ähnlich. Denn da steht ein bisschen was über dich und dann habe ich gelesen, ich bin seit meinem 12. Lebensjahr Hobbybrauer. Eigentlich stand da, ich bin seit 12 Jahren Hobbybrauer.
Paul: Ja, richtig.
Markus: Aber bei dir kommt es einem manchmal auch so vor als wärst du seid deinem 12. Lebensjahr Hobbybrauer, insofern war das vielleicht auch ein Freudscher Verdenker, wen es sowas gibt. Aber, wie war das denn bei dir, also wie bist du großgeworden, wie kamst du zum Bier und wann hast du gesagt, ich mach es lieber selber?
Paul: Also aufgewachsen bin ich tatsächlich mit Bier schon relativ früh, wenn man das so sagen kann, denn mein Vater war schon immer in der Getränkeindustrie unterwegs und da war auch die ein oder andere Brauerei immer dabei und dann später auch größere Brauereien. Das heißt, Bier war eigentlich immer da und man hat es dann schon auch immer mal probiert. Ich würde sagen, zum Bier trinken so richtig, das war dann eher so mit, ich würde sagen, 16, 17, also relativ spät, wo ich dann richtig gemerkt habe, okay, das ist so meins. Aber viel, viel später kam es dann wirklich erst dazu, dass ich gemerkt habe, okay, Bier kann noch viel mehr. Das war grade so ein Punkt, ich kann mich da an eine Craft-Beer-Messe, wenn es nicht sogar die erste Craft-Beer-Messe in Mainz war, in einer ganz, ganz kleinen Halle mit wenigen Brauern, die damals ihre Biere vorgestellt haben. Und da habe ich schon so ein bisschen gemerkt, okay, hier geht viel, viel mehr als ein Pils, ein Helles oder ein Weizen. Und ich habe dann ein, ja, Bierbrau-Kit geschenkt gekriegt zum Geburtstag von einem Kumpel, wo man dann in der Küche so ein bisschen experimentieren kann. Und viel mehr war das tatsächlich auch nicht. Also ich muss wirklich sagen, die ersten zwei Biere, die ich damit gemacht habe, die waren untrinkbar. Aber der Ehrgeiz hat mich dann eben gepackt und dann habe ich mir ein erstes Set zusammengestellt. Und wie es der Zufall dann aber so wollte, habe ich hier in einem hessischen lokalen Radiosender, vor 10 Jahren war es jetzt ziemlich genau, ein Bierbrauset oder, ja, die BrauEule, ich kann ja hier das so sagen, die BrauEule von Brumas, der ein oder andere kennt das vielleicht, gewonnen. Also ich habe das einfach als Wunsch angegeben und wurde dann tatsächlich auch gezogen. Und dann ging es relativ schnell. Also dann, die ein oder anderen Hobbybrauer kennen das, dann ist das alles ein bisschen ausgeufert in einen eigenen Braukeller irgendwann, ja und mit Blog, Instagram, YouTube und so weiter und so fort. Ja, da war die Leidenschaft dann auf einmal da, wirklich, das ging schnell.
Markus: Also quasi erst ein Opfer des Haustrunks und dann aber ein Glückskind also einer Verlosungs- oder Geschenkaktion. Das ist ja richtig cool.
Paul: Sehr schön umschrieben, ja, so war es.
Markus: Naja und wenn ich überlege, also so viele Hobbybrauer kenne ich ja jetzt gar nicht richtig gut. Also ein anderer ist der Florian Erdel, der bei uns ja im Team ist. Und da muss ich ja sagen, wenn man da in den Keller runtergeht, das ist ja, also Hobbybraukeller ist da ja schon eine sehr charmante Beschreibung. Wenn man jetzt allerdings bei dir so in die letzten Videos reinschaut und auch auf die Fotos schaut, schaut auch ähnlich aus. Also im Grunde ist das schon eine Anlage, mit der man es auch wirklich ernstmeinen könnte, wenn man denn wollte, oder?
Paul: Ja, also das ist wirklich auch so ein bisschen Hobby im Hobby geworden, also die Anlagenentwicklung, also im Hobbybereich natürlich, aber dieses Anlagenbauen, da rumschrauben, Vergorung, das effizienter machen. Und vor allen Dingen, was ich halt immer im Blick habe ist, wenn ich ein Rezept braue, was mir gefällt oder wo ich dann sage, boah, das ist genau richtig, dann möchte ich das wieder brauen können. Also das man einfach die Rezepte wiederholen kann, das ist mir recht wichtig. Und dafür ist natürlich ein bisschen Automatisierung notwendig und die, ja, ein oder andere Pumpe und die ein oder andere Steuerung, damit man das einfach wieder so hinkriegt. Und, ja, das macht mir einfach auch Spaß. Aber die Anlage, die ist selten die Gleiche, also da bastele ich ganz, ganz viel immer dran rum.
Markus: Aber ich finde, das ist was, da haben manche Hobbybrauer oder viele, vielen Craft-Brauern wirklich was voraus. Weil dieser Wille, die Dinge kontrollierbar und reproduzierbar und nachvollziehbar irgendwie zu halten, das ist ja eigentlich die wahre Kunst, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, zumindest, wenn man jetzt mal das aus einer eher deutschen Brille sieht. Und viele Craft-Brauer machen ja erst mal los und da ist kein Sud wie der andere. Und das muss jetzt nicht schlecht sein, aber es ist ein völlig anderer Ansatz, also das finde ich schon spannend. Und finde ich auch immer in der Diskussion mit Hobbybrauern sehr gut und sehr, ja, auch erhellend, wie sehr das die Leute antreibt, das man wirklich sagt, okay, ich möchte das dann auch nachvollziehen können, ich möchte es reproduzieren können, ich möchte da wirklich eine Qualität dahinter sehen.
Paul: Ja, also das kenne ich auch von vielen Hobbybrauern so und ist bei mir auch so. Also es gibt ganz, ganz unterschiedliche Hobbybrauer. Es gibt auch die, die einfach ihren Einkocher haben, mit ihrem Holzlöffel da drin rumrühren und einfach dadurch so eine Art Meditation erfahren und einfach da mal ein bisschen runterkommen, abschalten können. Aber es gibt eben auch die, die sich dann so ein bisschen da drin, ja, nicht verlieren, aber die da drin einfach aufgehen und versuchen dann Biere, die gut geklappt haben, die funktioniert haben oder auch Teilprozesse einfach nur davon, eben reproduzierbar zu machen, indem man die Anlage so ein bisschen optimiert.
Markus: Ist das vielleicht auch ein bisschen was, was so von deinem sonstigen Leben beeinflusst wird? Oder andersrum gefragt, was machst du denn so, womit beschäftigst du dich so, wenn du nicht grade Bier braust?
Paul: Nee, es ist eigentlich genau, also es ist so mein Kontrapart, den ich habe und wo ich auch ganz froh bin, dass ich das gefunden habe. Also ich sitze grundsätzlich bei der Polizei in der Verwaltung in der IT und ist relativ trocken, ist halt einfach ein Bürojob, Montag bis Freitag. Und man kann das, was man da so schafft, nicht so richtig anfassen. Und deswegen hat mich das, glaube ich, auch so begeistert, als ich so die ersten Biere gemacht habe, auch wenn die nicht so gut gelungen sind, aber trotzdem, auf einmal hatte man was, was man selber gemacht hat, in der Hand und konnte es trinken und auch mit Freunden und Familie teilen. Und das war ein ganz tolles Erlebnis und so, das hat mich halt einfach gepackt.
Markus: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und natürlich, also bei der Polizei in der Verwaltung, das ist ja auch schon so ein, zwischen zwei Welten stehen, ne. Auf der einen Seite so die bösen Jungs und die harten Geschichten und auf der anderen Seite sitzt du halt am PC und schaust dir das Ganze an, ist ja auch spannend. Und wahrscheinlich kannst du dann ja nebenbei auch immer mal so Nachhause in dein Brauhaus gucken, wie die Gärung grade steht und da so ein bisschen auch am Ball bleiben, oder? Also darfst du jetzt wahrscheinlich offiziell nicht sagen, aber du könntest, wenn du denn wolltest.
Paul: Wenn ich wollte, wäre das überhaupt kein Problem, das stimmt.
Markus: Okay, aber lassen wir das mal beiseite. Okay, also wenn man dann so reinwächst in diese ganze Hobbybrauerszene, dann kann man ja auch, wenn man möchte, das Ganze vertiefen und eben bei Wettbewerben mitmachen. Wie ist das denn bei dir losgegangen? Also ab wann hast du dir gedacht, Mensch, jetzt schaue ich mal, gebe ich mal so ein Bierchen ab und schaue mal, ob das so ankommt?
Paul: Ja, also ich habe es eingangs erwähnt, ich bin ein recht ehrgeiziger Mensch und messe mich tatsächlich auch gern mit anderen, das ist im Sport so und in vielen Bereichen. Und meine Frau sagt da auch schon immer, ich mache aus allem so ein bisschen so einen Wettbewerb. Manchmal nervt sie das auch schon, aber, ja, das macht mir einfach Spaß. Und zu gucken, was machen andere Hobbybrauer, kann ich da mithalten? Und grade am Anfang war es natürlich so, und das hört man jetzt auch immer wieder von vielen, die anfangen, man möchte einfach mal ein Feedback von Profis haben. Weil, grade am Anfang war es so, dass ich selber in der Verkostung einfach noch nicht so firm war. Also ich konnte nicht so richtig beschreiben, was stört mich an dem Bier, was finde ich richtig gut. Ich konnte einfach nur sagen, es schmeckt mir oder schmeckt mir nicht und konnte es vielleicht so leicht umschreiben, aber das war nicht das, was ich hören wollte. Und deswegen war es immer ganz schön, Wettbewerb, mitgemacht. Natürlich hat man immer mit gefiebert und gehofft, das hat aber ganz, ganz oft nicht geklappt, muss ich sagen. Aber man hat dann ein professionelles Feedback bekommen und konnte damit dann eben wieder das nächste Bier vielleicht ein bisschen besser machen oder in bestimmten Bereichen sich verbessern.
Markus: Ja, die Atmosphäre finde ich da auch immer ganz toll. Also das ist ja wirklich so, dass man da zusammen ist und mit jedem natürlich sich austauscht, Tipps bekommt, neue Tools, neue Möglichkeiten, neue Rohstoffe, neue Rezepte, wie auch immer da bekommt. Und natürlich auch dieses Miteinander sich dann auch freuen, wenn dann irgendjemand gewinnt und eben also wenig, sagen wir mal, so Konkurrenz in dem Sinne, dass man sich das dann irgendwie neidet, sondern es ist wirklich eine tolle Community. Und das geht ja dann wirklich über Altersgrenzen hinweg, über die Geschlechter sowieso und auch über Nationalitäten. Also das finde ich wirklich eine ganz spannende Gemeinschaft, die am so im Hobbybrauen eigentlich hat.
Paul: Absolut, ja.
Markus: Ja. Bist du da eher so lokal verwurzelt oder bist du da eher so deutschlandweit unterwegs oder hast du auch schon internationale Hobbybrauer getroffen?
Paul: Alles so ein bisschen, alles gemischt. Also muss ich auch sagen, die Community ist einfach super. Ich bin eben auch bei Instagram unterwegs und da zum Teil ja auch dann mit englischen Texten. Oder man kommt eben auch einfach mit anderen Hobbybrauern, die jetzt nicht aus Deutschland kommen, sondern aus Skandinavien, aus den USA, aus Südamerika. Überall auf der Welt schreibt man sich und sagt, hast du mal das Rezept für mich oder welche Hefe hast du benutzt, wie hast du das gemacht? Oder grade so Equipment, ist ja auch so ein bisschen mein Steckenpferd, da wird man auch viel gefragt. Und das ist das Schöne am Hobbybrauen, so wie du das gesagt hast, man hält es nicht zurück, das Wissen, sondern man gibt es weiter und man teilt es mit den anderen. Also das ist so, wenn ich jetzt ein gutes Bier gemacht habe, dann teile ich das Rezept. Und wenn ich einen Wettbewerb damit gewonnen habe, dann die Meisten, also natürlich nicht alle, aber die Meisten teilen dann ganz, ohne irgendwie Probleme, das Rezept mit den anderen. Geben noch Tipps oder sagen so ein paar Infos dazu, was sie sich dabei gedacht haben und genauso bei den ganzen Equipment-Sachen. Und das ist das Schöne untereinander und man gönnt es sich dann natürlich auch, es ist einfach eine richtig schöne Gemeinschaft. Und ich habe auch wirklich viele, mit denen ich regelmäßig schreibe, die eben nicht aus Deutschland sind, sondern eher so grade viel Skandinavier, die auch sehr, sehr gern hobbybrauen.
Markus: Das stimmt, ja, da ist es auch ganz weit verbreitet. Und ich denke wirklich, es ist halt auch so, wenn du jetzt dein Gewinnerrezept zum Beispiel hast und gibst das irgendjemanden weiter, ist ja die Wahrscheinlichkeit trotzdem relativ klein, selbst wenn der das minutiös nachverfolgt, der hat eine andere Anlage, der hat vielleicht trotzdem leicht andere Rohstoffe, andere Chargen, macht die Zeiten vielleicht ein bisschen anders. Also es wird ziemlich sicher nicht dasselbe Bier am Ende dabei rauskommen. Also ich glaube, da ist man trotzdem schon ein bisschen geschützt davor, dass man komplett kopierbar ist oder?
Paul: Ja, das auf jeden Fall. Und das geht einem ja selber so, dann hat man doch mal irgendwie den Hopfen vielleicht nicht da, nutzt einen anderen dann einfach oder Kleinigkeiten, die dann auch entscheiden. Die großen kommerziellen Brauer, die wissen das, die machen das ja jeden Tag und versuchen ja auch, ihre Biere eben zu reproduzieren. Aber das gelingt uns Hobbybrauern nicht und schon gar nicht, wenn wir die Rezepte teilen. Aber, was eben funktioniert, du siehst, wie hat jemand anderes das gemacht, was hat er sich so ein bisschen dabei gedacht. Man kann sich so ein bisschen die Idee hinter dem Bier gut vorstellen und das dann vielleicht für sich so ein bisschen umsetzen. Das mache ich ganz gern, also ich gucke gern andere Rezepte an. Ich braue die eigentlich nie nach, aber ich nehme da so Ideen raus, wenn ich so sehe, okay, aha, der hat das Malz kombiniert damit oder er hat die Hefe mal eingesetzt. Komisch, aber vielleicht sollte man es mal probieren. Das sind so die Gedanken, die ich dann habe auch dabei.
Markus: Apropos Gedanken, die du hast, also Erstens müssen wir dann wieder ein weiteres Bier angehen …
Paul: Sehr gerne.
Markus: … aber vielleicht vorher auch noch, du hast ja grade erwähnt, du hast eine Frau. Das ist ja für den klassischen Hobbybrauer mit so einer Anlage, wie du sie hast und der Intensität, mit der man das Hobby betreibt, gar nicht so einfach. Ist die dabei, trinkt sie auch Bier?
Paul: Ja, also Gott sei Dank, die trinkt sehr gerne Bier und die mag auch die extrem hopfigen Sachen. Also so ein IPA, Double IPA, das kann manchmal gar nicht bitter genug sein und hopfig genug, das ist so ihr Ding. Und die unterstützt mich tatsächlich von Anfang an. Und man muss ja auch sagen, ich habe ja nicht nur das Hobbybrauen, sondern eben auch noch den Blog und die Videos. Und diese ganze Kanäle, das kostet auch alles Zeit und macht mir halt natürlich mega viel Spaß, aber ich versuche, das alles unter einen Hut zu kriegen, Familie. Ich habe ja oder wir haben auch noch zwei Kinder, die wollen natürlich auch bespaßt werden und die wollen natürlich auch Zeit mit dem Papa haben und das funktioniert bislang alles gut. Aber, ja, ich lege halt selten die Füße hoch und ruhe mich aus, sondern wenn ich dann mal ein bisschen Freizeit habe, dann geht es eigentlich in den Braukeller.
Markus: Ja und irgendwie müsst ihr ja die Zeit überbrücken, bis die Kinder dann im trinkfähigen Alter sind, also insofern, so, sagen wir mal so. Okay, ja, naja, gut, ich habe jetzt ganz viele Sachen im Kopf, aber die darf ich, glaube ich, in meinem Podcast nicht sagen. So, wir haben ja noch drei wunderbare Biere. Eines, habe ich jetzt grade schon so ein bisschen dran gedacht, als du gesagt hast, okay, man will so Rezepte klonen oder so, aber da werden wir sicherlich eher erst gegen Ende dazukommen, wahrscheinlich. Und dann haben wir noch zwei andere da stehen. Ich würde ja wahrscheinlich eher das BRLO zuerst verkosten oder würdest du es lieber andersrum machen?
Paul: Ja, also ich hätte jetzt auch gesagt, du kannst es dir aussuchen, weil, wir sind, ich denke, so auf einer Ebene, was die Aromen angeht. Wir können gerne das von BRLO trinken.
Markus: Ja, weil, das war ja auch ein Bier, wo du dann bei einem Wettbewerb erfolgreich warst oder?
Paul: Genau. Das war 2021 bei Störtebeker, da habe ich mit meinem Peanut Butter Brown Ale den Kreativwettbewerb gewonnen, d darf man ja immer ausschenken. Beim Störtebeker gibt es Deutsche Hobbybrauer Meisterschaft und da gibt es die Möglichkeit, dass die Hobbybrauer ausschenken dürfen und die Hobbybrauer, die eben das Bier trinken. Und die Besucher, die da sind, die können dann eben für ihr Lieblingsbier abstimmen und da hat dieses Bier gewonnen. Und als ersten Preis durfte ich das dann 2022, Anfang 2022, also hat schon ein bisschen Zeit auf dem Buckel, durfte ich das dann bei BRLO in Berlin einbrauen. Und, ja, ist sehr cool geworden, das Bier, wollte ich dir auf jeden Fall mitgeben.
Markus: Ja, also da bin ich schon mal ganz gespannt. Und wenn man da liest, was hinten draufsteht, das lese ich einfach mal vor, da steht, Freue dich auf einen flüssigen Schokoriegel mit einer ordentlichen Portion Erdnuss, sowie der leichten Süße von Ahornsirup und Vanille. Also das ist schon mal ordentlich. Da würde man jetzt in einer faustrischen Tradition fragen, wie hältst du es mit dem Reinheitsgebot?
Paul: Ja, das hast du ja jetzt quasi vorgelesen, wie ich es damit halte. Also ich bin ganz froh, dass wir Hobbybrauer uns da nicht dran halten müssen. Ich mache gern klassische Biere, aber überwiegend probiere ich auch sehr viel aus. Und das ist so ein Bier, das habe ich über Jahre entwickelt und immer wieder gebraut, weil ich nicht immer ganz zufrieden war. Es sind halt sehr, sehr viele Zutaten auch drin, dass muss man auch dazu sagen. Und, ja, irgendwann war es dann soweit und ich habe gedacht, okay, ich nehme das, glaube ich, mal mit zu Störtebeker und schenke das dort aus. Und das war dann die, ich glaube, 5. Version dieses Bieres und, ja, damit habe ich dann da oben gewonnen.
Markus: Na gut, dann würde ich mal sagen, ab ins Glas.
Paul: Jawohl.
Markus: Ja, wunderbar, also da macht es seinem Namen schon alle Ehre, also es heißt ja Brown Ale und es ist ein Brown Ale, also sehr schön. Bei mir, würde ich sagen, Kastanienfarben. Es hat einen ganz leichten Schimmer, leuchtet mich richtig an. Ich habe oben wieder so einen leicht getönten weißen Schaum oder beigefarbenen Schaum, der auch sehr stabil ist. Und die Farbe ist wieder wirklich sehr attraktiv. Und wenn man reinriecht, dann ist schon tatsächlich jede Menge Aroma da. Nussig und dann kommt tatsächlich über so haselnussige Aromen, walnussige Aromen, kommt man dann langsam in die Erdnuss und die ist dann auch präsent. Und dann kommt auch so ein bisschen was wie so honigmäßig. Das kommt dann wahrscheinlich auch vom Ahornsirup. Ja, ein bisschen holzige Noten vielleicht auch und dann natürlich so toastig, Brotrinde und so ein Hauch rote Beeren, würde ich auch wieder sagen. Das finde ich auch schön. Ja, also auch so diese holzige Aromen gehen dann so über in so Karamell, vanillige Aromen. Und dann hat man vielleicht ganz am Ende noch so ein bisschen Feige oder so, also auch irgendeine schöne exotische Frucht. Also finde ich vom Geruch her schon mal richtig toll, zumal es ja jetzt schon über ein Jahr alt ist oder?
Paul: Ja, also es müsste jetzt, genau, gebraut haben wir es, glaube ich, im März 2022, ja.
Markus: Boah, also dafür Wahnsinn! Wie hast du das Aroma so für dich?
Paul: Ja, absolut, also du hast es natürlich noch ein bisschen komplexer beschrieben als ich das hingekriegt hätte, aber gehe ich absolut mit. Das Bier ist einen Ticken anders geworden als das Original, wie ich es gebraut hatte. Aber das ist natürlich bei den ganzen Zutaten und man hat ja dann wirklich auch nur einen Versuch, das quasi nachzubrauen, ist das natürlich klar. Aber ich finde, die Grundidee ist absolut da. Und das Schöne ist, mein oberstes Credo für das Bier war, dass ich die ganzen Aromen da haben möchte, aber es soll trotzdem trinkbar sein. Also ich möchte nicht sagen, dass ich davon nur ein Glas trinken kann oder ein halbes, sondern ich wollte davon auch so zwei, drei Flaschen trinken können und das war so ein bisschen das Ziel.
Markus: Also da war ich jetzt am Anfang etwas skeptisch, als ich das so in der Hand hatte, aber jetzt, wo ich dann auch schon probiert habe, kann ich das 100-prozentig unterschreiben. Also es ist ganz spannend, es geht los, ich muss nochmal, ja, es geht los mit dieser süßen Note. Und das ist auch tatsächlich richtig süß, also hat man tatsächlich auch fast eine Zuckernote fast.
Paul: Es ist auch Laktose drin, kann man dazu sagen.
Markus: Ah, okay, ja dann, okay, ja, das hat man dann. Dann schwächt sich das ein bisschen ab und das Nussige beginnt. Und es beginnt wieder so über eine Walnuss in eine Haselnuss und wenn man dann ein bisschen länger, dann wird es zur Erdnuss. Und dann kommt auch, es steht ja Peanut Butter drauf und das heißt, die Peanut Butter ist ja normalerweise auch noch gesalzen und interessanter Weise kommt dann auch so eine leichte Salznote. Oder vielleicht habe ich es ja auch nur so im Kopf, aber ich glaube, es ist auch Salz drin oder?
Paul: Es ist auch Salz drin, genau. Also es ist neben Hopfen, Malz, Hefe und Wasser, Ahornsirup, Vanille, Salz und eben diese Erdnuss, also Erdnussaroma mit rein. Und so hat man dann eben wirklich so, ja, also das sind alles so verbindende Elemente. Die Grundidee war, ich liebe Erdnuss und ich wollte Erdnuss irgendwie mal im Bier haben. Und ich habe dass das ein oder andere Mal schon trinken dürfen, meistens waren das dann aber so schwere Imperial Stouts, so mit 10 Umdrehungen, fast schon dickflüssig ins Glas geflossen. Und das war lecker und das roch gut, aber das war mir einfach zu viel. Und ich hatte ein relativ trinkbares oder gut trinkbares Brown-Ale-Rezept und habe gedacht, vielleicht würde das funktionieren, auch wenn der Körper das vielleicht nicht ganz hergibt, so viele Aromen zu tragen. Und dann habe ich ein bisschen herumexperimentiert und habe dann eben versucht, diese Erdnussbutter hinzukriegen, indem ich Erdnussaroma benutzt habe. Viele werden jetzt sagen, ja, da hat er die rote Linie überschritten. Aber, wie gesagt, da mache ich mir nicht ganz so den Kopf, wenn ich so eine Idee habe, dann versuche ich das umzusetzen. Habe aber auch in den ersten beiden Versuchen für das Bier tatsächlich auch Erdnüsse verwendet und so weiter, aber der Öl- beziehungsweise Fettgehalt von den Nüssen macht den Schaum kaputt und es ist sehr, sehr schwierig, da ein ansehnliches Bier zu kriegen. Und dann bin ich irgendwann bei so einem Aroma gelandet und habe das dann eben kombiniert und habe dann gemerkt, okay, Vanille ist eigentlich ganz schön, wenn man das so in Richtung Schokoriegel haben möchte. Vanille ist ja oft in Schokolade auch drin und man assoziiert das so ein bisschen damit, dass es dann so ein bisschen süß, schokoladig wird auch dadurch. Und was relativ spät dazugekommen ist, ist dann das verbindende Element Ahornsirup und diese Kernigkeit, die das mitbringt und gleichzeitig diese, ja, du hast es als Honig beschrieben, das trifft es vielleicht auch ganz gut, also diese leichte Süße. Aber der Zucker wird eben komplett umgesetzt von der Hefe wiederum, und das war so das verbindende Element, was mir lange gefehlt hat bei dem Bier. Und dann habe ich es irgendwann gehabt und dann kam einfach noch eine Prise Salz obendrauf und dann war es irgendwann fertig.
Markus: Ja, faszinierend. Also manche mögen sich vielleicht erinnern an die Diskussion, die vor einiger Zeit mal im Internet war über das Zimtschneckenbier.
Paul: Ja, ich kenne es auch, ja.
Markus: Da können wir auch noch drüber sprechen. Aber, egal, also ich meine …
Paul: Deswegen habe ich die rote Linie jetzt auch so erwähnt, genau.
Markus: Ja, ja, aber das, ich meine, klar, aber letztens Ende, ich meine, solange immer draufsteht, was drin ist und dann kann jeder entscheiden, ob er das will oder nicht …
Paul: Genau, ja.
Markus: … also insofern. Und das andere, was nicht gut ist, wenn jemand Aromen verwendet und es nicht drauf schreibt. Aber ansonsten ist es klar und das finde ich auch wunderbar. Was ich sehr spannend finde ist, dass das Mundgefühl so cremig ist. Also das gibt dem Bier total viel, weil dann eben im Mund richtig was passiert. Und das unterstützt dann natürlich nochmal diesen Eindruck von Erdnuss und das man da wirklich was kaut und vom Schokoriegel. Und das geht da vielleicht tatsächlich in so einen typischen, keine Ahnung, ich bin leider nicht so firm, was es an kommerziellen Schokoriegeln mit Erdnuss gibt, aber sowas jedenfalls hat man da wirklich so ein bisschen im Mund. Also nicht, weil ich keine Marken nennen will, mir fällt jetzt einfach keine ein, aber ich weiß, ich hatte schon welche. Aber hast du da für das Mundgefühl dir auch was überlegt, um da diese Cremigkeit rein zubekommen?
Paul: Ja. Also ich habe dass das erste Mal gebraut und habe dann gemerkt, okay, das könnte was werden, aber das Brown Ale alleine, das trägt diese Aromen nicht so richtig. Also man braucht ein bisschen Vollmundigkeit, damit sich das alles so ein bisschen entfalten kann. Und da habe ich mir dann überlegt, dass ich einfach mit Laktose ein bisschen nachhelfe und so ist das dann entstanden. Also ich habe dann quasi das Brown Ale gebraut, habe dann beim Kochen am Ende noch ein bisschen Laktose hinzugegeben. Laktose kann durch die Hefe nicht umgesetzt werden beziehungsweise dieser Milchzucker und bleibt dann eben auch im fertigen Bier und das bringt halt diese Cremigkeit rein. Und das kann man relativ gut steuern, indem man es einfach so ein bisschen ausprobiert, was vielleicht zu viel ist oder was zu wenig ist.
Markus: Und das Weizen hilft wahrscheinlich auch ein bisschen, ne, dass das noch mit dabei ist?
Paul: Ja, natürlich. Also da habe ich natürlich auch ein bisschen gespielt mit den Malzen. Klassischen Weizenmalz in einem Brown Ale, das habe ich natürlich sonst nicht drin, aber da habe ich natürlich auch ein bisschen was mit reingepackt, einfach um diese Vollmundigkeit und dieses Mundgefühl ein bisschen zu verstärken.
Markus: Und was hat der Micha Lembke dann von BRLO gesagt, als du zum ersten Mal dahingegangen bist und gesagt hast, pass auf, ich habe hier meine Erdnussbutter und ich habe hier was weiß ich was alles, wie hat der geschaut?
Paul: Naja, es war auf jeden Fall witzig, weil, er war bei der Verkündigung tatsächlich vor Ort bei Störtebeker. Und du hast vorhin ja den Flo Erdel erwähnt, der ist damals Zweiter geworden mit einem, wie sollte es auch anders sein, mit einem Sauerbier. Ich weiß nicht mehr genau, was das war, ich glaube, es war sogar fassgereift. Und der Michael Lembke hat dann gesagt, ich weiß jetzt gar nicht, ob ich froh sein soll, das du Erster geworden bist und der Flo Zweiter oder andersrum. Er war schon so ein bisschen geschockt, wie wir das jetzt brauen können. Aber wir haben uns dann, ja, zusammentelefoniert, ganz, ganz viele Emails geschrieben und haben dann versucht, das Rezept eben hoch zu skalieren. Ich habe halt relativ viel im Kaltbereich, im Keg vorgelegt, dazugegeben, da war das relativ einfach auch zu dosieren. Das konnten wir eben bei BRLO nicht so einfach machen mit den Tanks und so weiter, deswegen haben wir fast alles in den Heißbereich gegeben. Und da mussten wir natürlich dann ein bisschen überlegen, wie wir das machen. Und gleichzeitig kam dann eben auch die Geschichte mit dem Reinheitsgebot dazu, da brauchten wir dann eben die Sondergenehmigung dafür. Und da ist der Frau dann aufgefallen, also die Frau vom Amt, ich weiß gar nicht, was es ist in Berlin, Peanut Butter Brown Ale draufsteht, aber gar keine Erdnussbutter drin ist. Heißt, wir mussten dann das ursprüngliche Rezept tatsächlich auch noch ein bisschen anpassen und haben dann dieses, in dem Bier hier, P2B heißt das, glaube ich oder PB2, ich weiß es gar nicht, also dieses Peanut Butter Pouder, was die Amis sehr gern nutzen, um sich ihre Erdnussbutter dann selber anzurühren. Das ist so ein Pulver und davon haben wir dann noch ein bisschen was dazugegeben und dann war die Frau vom Amt auch zufrieden, dass Erdnussbutter drin ist, weil Erdnussbutter draufsteht und dann konnten wir das Bier brauen.
Markus: Wahnsinn. Also das ist natürlich immer eine spannende Diskussion, wenn man dann mit den Ämtern jeweils zu tun hat. Und ich muss sagen, ich habe da auch schon mal eine Schulung gemacht, ich glaube, sogar exakt für dieses Amt da in Berlin und Brandenburg, was dafür zuständig ist. Und das war schon erstaunlich, weil ich denen tatsächlich überhaupt erst mal zum Beispiel Berliner Weisse mitgebracht habe. Die sitzen ja in Berlin, aber das war für die tatsächlich Neuland, das so ein Bier eben auch sein kann. Und dann haben wir eben auch diverse amerikanische und belgische und was weiß ich was alles für Biere verkostet, weil es für die überhaupt erst mal wichtig war zu erfassen, was kann denn überhaupt alles ein Bier sein. Und das fand ich ganz interessant, also das so eine Behörde auch mal sagt, wir wollen das kennenlernen, wir wollen da eine Schulung machen, damit wir dann in Zukunft auch besser damit umgehen können. Also immerhin ist es ja durch die Prüfung gekommen, das ist ja dann schon mal was. Nochmal gefragt, wie ist das denn, wenn du da auf so einem Wettbewerb bist und die Verkündung naht? Also wie ist es dir so gegangen in dem Moment bei Störtebeker?
Paul: Bei Störtebeker, ja, also ich fieber da natürlich immer mit, also da bin ich ganz ehrlich. Ich habe schon relativ viele Wettbewerbe mitgemacht, habe immer mit gefiebert und habe aber auch bei ganz vielen eben nichts gewonnen. Also ich glaube, selbst die Hobbybrauer und man sieht es ja auch ganz oft bei den Wettbewerben, selbst ein relativ neuer Hobbybrauer gewinnt auch mal irgend so einen großen Wettbewerb, weil er einfach ein richtiges Ding landet. Und man fiebert einfach mit und hofft natürlich, das sein Bier irgendwie was geworden ist. Weil, man gibt ja sein Bier auch ab und ist vielleicht nicht 100 Prozent davon überzeugt, also man selber ist ja immer der kritischste Betrachter des Bieres, also das geht mir jedenfalls so, aber man gibt das natürlich ab, weil man denkt, ja, das ist schon gut, das kann man schon zu so einem Wettbewerb geben und so ein bisschen Feedback wäre schön. Und dann hofft man natürlich trotzdem, dass es am Ende klappt. Ich wusste bei Störtebeker aber, das ich wirklich relativ viele Chips in dieser Dose drin habe, also da ging fast nix mehr rein. Also ich wusste schon, dass das relativ viel geworden ist, weil das Bier auch einfach sich rumgesprochen hatte. Es hieß dann, ja, da gibt es ein Snickers-Bier, ein Keksbier, ein Erdnussbier und dann kamen relativ viele und wollten das eben probieren. Das ging ganz, ganz schnell und das Fass hat auch nicht gereicht für die ganze Session.
Markus: Okay. Und dann ist dann praktisch so die Verkündung und man merkt, man ist dann nicht der Dritte und nicht der Zweite und was geht dann so in einem vor?
Paul: Ja, also einerseits denkt man dann so, ah, hm, schade, dass man eben nicht diesen Platz abgeräumt hat. Aber dann ist natürlich dieses kleine Quäntchen Hoffnung drin, dass man denkt, okay, vielleicht ist es ja doch der erste Platz und, ja, da war es dann so. Und wenn dann aber der Name eben fällt oder wenn der Name dann gesagt wird, kann man es meistens eigentlich nicht so richtig fassen.
Markus: Ja, also faszinierend. Ich kann jetzt einfach mal nahtlos überleiten, was ja dann uns mehr oder weniger auch zum nächsten Bier führen wird wahrscheinlich. Wir haben uns ja vor Kurzem in Bayreuth gesehen und da war ja auch ein Wettbewerb wieder auf der Tagesordnung, zusammen mit der HOME BREW. Und da war es ja nicht der Publikumspreis, den du am Ende des Tages abgeräumt hast, sondern überhaupt der Preis, also die gesamte Geschichte. Da konntest du also vorher nicht wissen, wie viele Münzen du sozusagen im Köcher hattest. Und das war auch wirklich spannend. Ich war ja da in der Jury, bin ich ja schon lange mit Michael zusammen praktisch so ein bisschen Jury-Chef. Und wir hatten 150 oder sowas, Einreichungen. Das ist natürlich bei einem Bierstil tatsächlich für die Jury auch eine echte Herausforderung. Und das war auch ein ganz schöner Prozess, bis wir da am Ende dann auch die Gewinner hatten. Also für uns war es auch echt Arbeit und am Ende auch, waren wir sehr froh, dass wir dann auch einen würdigen Sieger sozusagen gekürt haben. Aber wie war das denn da? Also weil, ich meine, da hattest du ja überhaupt gar keine Vorahnung, dass du da jetzt am Ende oben stehen wirst.
Paul: Nee, also d war es tatsächlich so, also man muss dazu sagen, für die Hobbybrauer sind diese Wettbewerbe, wo die Biere quasi eingereicht werden vorher, das ist so die Königsdisziplin. Also da denkt man am wenigstens, dass man da was abräumt, weil Erstens ganz, ganz viele mitmachen und man weiß ja auch, wenn man da ist, wer da so um einen drum rum steht, was da für gute Hobbybrauer dabei sind oder sehr gute Hobbybrauer dabei sind. Also da denkt man meistens dann, das haut nicht so richtig hin. Aber der Micha macht das ja immer ganz, ganz spannend und zählt dann die besten 10 noch vorher auf, bevor er dann sagt, wer gewonnen hat. Und ich war, ich weiß gar nicht, ich glaube, das war das American Pale Ale, das haben die schon mal gesucht, da war ich auch schon mal in den Top-10. Und war dann aber nicht unter den Top-3 und dann habe ich gesagt, ah. Und mein erster Gedanke war, als er mich vorgelesen hat tatsächlich, ah, wieder Top-10 und es reicht wieder nicht, also obwohl noch gar nicht feststand, wer das Ding gewonnen hat. Also man geht wirklich nicht davon aus, es ist wirklich ganz oft so, also man denkt so, ach, da machen so viele mit, da sind so gute Biere dabei. Und man kennt natürlich auch den ein oder anderen, der dann in er Top-10 ist und hat das Bier vielleicht schon getrunken im Vorhinein und denkt so, boah, das war aber auch wirklich richtig gut, verdient da drin. Aber, ja, es war dann wirklich sehr, sehr witzig, denn ich stand mit dem Heiko Müller zusammen, den ich sehr, sehr kenne und der ist Zweiter geworden und der hatte ja auch schon mal gewonnen bei Maisels. Das war wirklich, wir standen da so nebeneinander, Arm in Arm, wussten, dass wir in den Top-10 sind und haben mit gefiebert. Das war ein ganz, ganz toller Moment gewesen.
Markus: Ja, absolut, also es war auch eine Wahnsinns Stimmung. Also um das mal so ein bisschen zu beschreiben, da ist dann dieser Raum, der Brausaal und da sind also bestimmt 6-, 700 Leute oder sowas drin, mindestens, also wenn nicht sogar mehr, ich weiß es gar nicht genau, also gestopft voll jedenfalls. Und das ist dann natürlich mehrheitlich die Hobbybrauer, natürlich alle, die selber eingereicht haben. Dann sind ja an dem Tag auch überall Stände, wo ausgeschenkt wird und bis kurz vor der Verkündigung ist ja auch noch Ausschank. Und dann kommen noch alle möglichen Leute von außen mit dazu und natürlich die ganzen Offiziellen und wer alles und dann füllt sich das. Und dann ist es wirklich, die Stimmung kocht, die Luft ist zum schneiden und alle sind da total begeistert und dann wird eben schon ab der Verkündung der Top-10, wird schon mit gefiebert. Und dieses Mal hat der Michael ja fast ein bisschen gemein, da war ja ein Mädel dabei und das hat er ein bisschen schwierig angekündigt, sodass die sich, glaube ich, wirklich berechtigt Hoffnungen gemacht hat, irgendwas zu gewinnen. Und das war dann fast ein bisschen schade, als er sie dann so verbal raus gekegelt hat. Aber nichtsdestotrotz, es hat sich einfach weitergetragen und geschaukelt und am Ende hat der Raum wirklich im Grunde die drei Plätze durchgefeiert und gejubelt und das Ganze getragen. Und am Ende war das eine große Glückseligkeit und eine Vorfreude vielleicht auch auf das letztendliche Produkt, da sind wir ja auch alle gespannt. Und, ja, um das vielleicht noch zu lüften, der Bierstil, um den es ging, war auch für den Micha natürlich eine gewisse Herausforderung. Also wir sprechen da von Michale König, der ja bei Maisel eben als Biersommelier tätig ist und den Wettbewerb auch so ein bisschen kuratiert. Und der hatte sich ein Hobby Dunkel überlegt, also wie man eben ein dunkles Bier mit Hopfen, mit so einen gewissen Twist gibt. Und ich muss jetzt mal sagen als schlechtester Hobbybrauer der Welt, der ich ja nun mal wahrscheinlich bin, da habe ich mir vorher Gedanken gemacht in meiner Rolle als Beerjudge, wie würde ich mir denn so ein Hobby Dunkel vorstellen. Und meine Idee war ja, na gut, dann macht man halt mehr oder weniger ein klassisches Dunkel, schön schokoladig, röstig, aromatisch und dann gibt man dazu irgend so einen klassischen Aromahopfen, keine Ahnung, Mandarina Bavaria, irgend sowas, mit ein bisschen vielleicht Cascade oder so, macht dann da eine fruchtige Note rein und dann ist es am Ende irgendwie wie eine Frucht, die da in Schoko gehüllt ist und dann ist das gut, so habe ich mir das vorgestellt. Und ich muss dann ja wirklich sagen, als wir dann diese ganzen Biere verkostet haben, hat dieser Idee, die ich hatte, eigentlich gar keins entsprochen, die waren alle völlig anders, also nicht schlecht, aber völlig anders. Und das hat mich wirklich gewundert, dass keiner, in Anführungsstrichen, auf so eine banale Idee gekommen ist wie ich, sondern sich das anders gedacht hat. Aber wie kommt denn sowas bei einem Hobbybrauer an, wenn du so eine Ausschreibung hast, fängst du dann eher an, dir möglichst komplexe Gedanken zu machen oder hast du vielleicht schon Biere, die du mal gemacht hast, die in so eine Richtung gehen, die du noch ein bisschen abänderst oder wie läuft das dann so ab dem Moment, wo ich weiß, für den Wettbewerb mache ich jetzt ein Hoppy Dunkel zum Beispiel?
Paul: Dieser Bierstil, muss ich ganz ehrlich sagen, der hat mich richtig gereizt, weil das wirklich eine Herausforderung ist. Zum Ersten, Münchner Dunkel ist ein sehr, sehr schwieriger Bierstil und ein untergäriger Bierstil. Und gleichzeitig dann dort, wo eigentlich die Malzigkeit dominieren sollte, aber eine Hopfennote reinzubringen, die vielleicht nicht dominiert, aber auf jeden Fall mithalten kann, das war so eine richtige Herausforderung und da hatte ich richtig Lust drauf. Und bei mir ist es eher so, dass die erste Rezeptidee ganz, ganz oft sehr, sehr, wie soll ich sagen, sehr, sehr komplex ist. Also ich habe da ganz, ganz viele Ideen, ich schreibe die erst mal auf. Ich habe hier so ein Tool, da schreibe ich das alles rein. Da fallen mir vielleicht Hopfen ein, die ich schon mal benutzt habe. Ich hatte auch schon zweimal Münchner Dunkel gebraut, also ich hatte so ein Grundrezept quasi. Und dann streiche ich relativ viel wieder raus und versuche mich so ein bisschen auf das Wichtige zu konzentrieren in dem Rezept. Und überlege mir dann aber auch gleichzeitig oder danach dann, wie man diese Idee, ja, wie man das vereinen kann, wie man das gut umsetzen kann. Und da habe ich mir bei dem Bier, das habe ich auch zweimal gebraut, muss ich auch dazu sagen. Mit dem Ersten war ich nicht so zufrieden, ich habe dann noch an ein paar Stellschrauben, ja, ein paar Schrauben gedreht und habe dann eben die zweite Variante in die Flasche gebracht. Und mit der war ich auch nicht 100-prozentig zufrieden, muss ich ganz ehrlich zugeben, aber habe mich natürlich dann mega gefreut, als das geklappt hat. Und konnte es dann nach dem Sieg, als ich dann wieder hier Zuhause war, auch ganz, ganz anders trinken, das muss man echt sagen.
Markus: Hm, dann nimm uns doch mal ein bisschen mit auf die Reise. Also wie war dann dein erstes hochkomplexes Rezept oder deine erste Idee, was wolltest du da alles machen und was ist dann am Ende dabei rausgekommen?
Paul: Ja, also was ganz, ganz viel oder wo ich es immer so ein bisschen übertreibe am Anfang, das sind eben die Malze. Also wir haben ja so viele Malze zur Verfügung, die auch relativ einfach zu bestellen sind und vielleicht hat man auch ganz, ganz viele davon Zuhause und da ist mir relativ viel eingefallen. Und dann habe ich aber nochmal auch geguckt, was denn alles so erlaubt ist laut diesem Wettbewerb und da war man ja schon ein bisschen eingeschränkt auf Gerstenmalze. Aber ich hatte ganz, ganz viele Karamellmalze drin und Röstmalze und habe das dann aber so ein bisschen rausgenommen. Und war dann aber mit dem ersten Versuche, den ich dann auch wirklich gebraut habe, da habe ich es vielleicht auch ein bisschen zu weit runter gebrochen, der hatte mir ein bisschen zu wenig Körper für ein Dunkel und auch tatsächlich zu wenig Hopfenaroma. Also beides zu wenig, das war so wirklich so ein bisschen so ganz, ganz ernüchternd, weil ich gedacht habe, okay, also genau das wollte ich eigentlich nicht, schade. Und dann habe ich das aber so geplant gehabt, dass ich nochmal einen zweiten Sud machen kann und habe dann eben, ja, ein paar Stellschrauben gedreht, wo ich dann einfach gesagt habe, okay, alles klar, also das muss auf jeden Fall rein, das kann man auf jeden Fall ausprobieren. Und ein bisschen gepokert habe ich auch, muss ich auch ganz ehrlich sagen.
Markus: Mit der Röstgerste?
Paul: Ja, zum Beispiel. Also ein klassisches Münchner Dunkel wird ja oder ganz, ganz viele Puristen sagen, dass muss man mit Dekoktion brauen, also mit Zubrühen und so weiter. Will ich mit meiner Anlage aber auch nicht machen, hatte ich auch nicht riesen Lust drauf. Das ist immer eine riesen große Sauerei, also das ist nicht so meins. Viele Hobbybrauer kennen den Trick, Melanoidinmalz, ein bisschen was davon rein und dann kommt schon von alleine so ein bisschen so eine Brotigkeit, so eine Kernigkeit. Hatte ich beim ersten Versuch auch drin, hat mir nicht gereicht. Ich habe mich dann aber dran erinnert, dass ich bei manchen dunklen Bieren gerne, für mich auf jeden Fall, ein relativ unbekanntes Karamellmalz gegeben habe und das war Carabohemian, das ist von Weyermann. Und dieses Malz, das bringt exakt das, was man braucht, also es bringt so nussige, brotige Aromen ins Bier. Und ich habe das dann mit dem Melanoidin kombiniert, mit Münchner 2, also von der Farbe her einfach dieses Münchner 2 als Basis quasi und dann eben davon ein bisschen. Und dann einfach, um die Farbe einzustellen, ich weiß nicht, ob es den Geschmack auch zuträglich war, habe ich dann tatsächlich auch noch Röstgerste hinzugegeben.
Markus: Ja, also da müssen wir das jetzt unbedingt mal probieren. Ich hoffe, es ist in dieser Flasche drin, wo Hoppy Dunkel drauf steht. Schon, oder?
Paul: Ja, ja, genau.
Markus: Ja, okay.
Paul: Das ist das, ja, ja.
Markus: Wunderbar.
Paul: Ich musste es ja benennen, und es gibt ja schon von Maisels das Hoppy Hell oder gab, muss ich jetzt mittlerweile, glaube ich, sagen. Und da habe ich gedacht, okay, dann ist das jetzt das Hoppy Dunkel, schauen wir mal.
Markus: Wunderbar, also, machen wir es auf. Ein Siegerbier mit dem Sieger zusammen verkosten, das ist natürlich was ganz besonders Schönes. So, na, dann lass uns doch mal dieses Bierchen uns ein bisschen näher anschauen. Also anschauen ist ja relativ, weil es tatsächlich ja wirklich so rüberkommt wie ein klassisches Münchner Dunkel. Also im Glas ist es jetzt, würde ich mal sagen, ganz unschuldig, also schöne satte braune Farbe, da gehen wir in so ein dunkelbraun, nussbraun, haselnussbraun vielleicht so ein bisschen. Der Schaum hat auch eine schöne, richtig dunkle Färbung. Also das ist wirklich so, als würde ich jetzt da in München irgendwo in einem Brauhaus sitzen und mir ein klassisches Dunkel geben lassen. Aber wenn man dann die Nase reinsteckt, dann ist das irgendwie ganz anders. Also würde man da jetzt die Augen zumachen, dann ist es irgendwie so eine Mischung aus einem klassischen britischen IPA und vielleicht natürlich dann noch irgend so Aromahopfen nochmal obendrauf gelegt. Also es ist spannend, weil es wirklich so ein bisschen beides hat. Und so ganz am Ende des Einatmens, da hat man dann trotzdem auch ein bisschen so malzige, brotige Aromen, die dann rüberkommen. Aber erst mal ist es echt fruchtig, hopfig, Grapefruit, rote Beeren, Limetten so ein bisschen, also ganz viele verschiedene Aromen, auch ein bisschen so florale Geschichten. Also sehr spannend, muss ich sagen. Und ich muss sagen, ich habe es jetzt ganz unvorsichtiger Weise aus Versehen auch schon probiert und das finde ich nochmal spannender, weil es tatsächlich wirklich diese beiden Köpfe dieses Bieres zeigt. Und jetzt weiß ich auch wieder, natürlich war ich ja beim Finale dabei in der Jury und wir haben die dann alle verkostet und du erinnerst dich ja am Ende kaum mehr.
Paul: Das glaube ich, ja.
Markus: Also wenn man dann so 150 Biere am Tag verkostet hat und dann nochmal die besten 10, dann ist ja irgendwann, ist ja mal gut. Und dann hast du einfach danach nicht mehr die Erinnerung, wie das ein oder andere Bier dann genau so war. Und jetzt habe ich aber die Erinnerung, ist wieder voll da, weil, mir geht es jetzt genauso, wie es mir da am Jurytisch auch ging. Du fängst eben an, es ist erst mal ein hopfenbetontes Bier, du hast diese Fruchtigkeit. Und dann auf der Zunge beginnt sich das so ein bisschen umzudrehen und diese Fruchtige, Hopfige geht langsam aber sicher nach hinten so, geht eher in die roten Beeren und geht dann über in diese röstigen, süßen, schokoladigen, nussigen Aromen von dem Dunkel. Und dann am Ende mischt sich sogar eine leichte Röstbittere, eben die Hopfenbittere mit rein und am Ende hat man tatsächlich wirklich so, als wären das jetzt wirklich zwei Biere, die man getrunken hat, anstatt eins. Und das ist schon echt spannend und wirklich gut hinbekommen, also Chapeau nochmal!
Paul: Danke.
Markus: Toll, auch wieder ein schönes Mundgefühl. Aber jetzt weiß ich auch wieder, warum es auch völlig zu Recht gewonnen hat. Also das ist dir wirklich toll gelungen, Wahnsinn!
Paul: Vielen, vielen Dank. Ja, also jetzt, wie gesagt, ich kann das jetzt auch ganz anders trinken als vor dem Wettbewerb. Bin wirklich immer noch so ein bisschen, ja, erstaunt, dass es geklappt hat, ich konnte es gar nicht fassen. Und wenn man jetzt das Bier so trinkt, das ist das natürlich was ganz, ganz Tolles und man kann das mit ganz anderen Gefühlen nochmal trinken. Aber ich freue mich auch, dass es eben so, ja, ausgewogen, ausbalanciert ist zwischen diesen zwei Welten, also diesen malzigen Körper, nussig, brotig, kernig, so dieses leicht röstige, schokoladige vom Münchner Dunkel und dann trotzdem die Hopfenaromen, die aber eben nicht zu schwer sind oder nicht zu dominant sind in dem Bier.
Markus: Ja und ich glaube, es ist auch gar nicht so einfach, da die richtigen Hopfen zu finden oder? Also welche, die jetzt nicht zu extrem sind, zu bitter sind oder zu sehr in diese Zitrusaromatik gehen, das ist sicherlich nicht so einfach oder, wie hast du da so die Komposition gemacht?
Paul: Ja, also ich hatte relativ schnell als ersten Gedanken den Simcoe, also für die Aromagabe Simcoe-Hopfen im Kopf gehabt. Ein Klassiker für die, die solche Biere immer mal brauen, hopfige Biere, also Simcoe kann man eigentlich immer verwenden, gibt es schon auch lang. Und der bringt eben genau diese, für mich, finde ich immer, so ein bisschen leichte Harzigkeit, aber im Vordergrund so diese roten Beeren, rote Johannisbeer, ein bisschen Grapefruit und das bringt der so richtig schön rein. Den hatte ich im Whirlpool gegeben bei der ersten Variante und es war mir aber zu wenig. Und dann habe ich eben geschaut, okay, was passt vielleicht noch zum Simcoe dazu? Was kann man vielleicht noch nach der Gärung geben als Stopfhopfen, um das so ein bisschen, ja, noch ein bisschen zu intensivieren, vielleicht ein bisschen komplexer im Hopfenaroma zu werden? Und da habe ich dann den Talus gefunden beziehungsweise den hatte ich auch schon verwendet. Das ist ein relativ neuer Hopfen, eine neue Züchtung. Ich habe denn dann als Cryo-Variante hinzugegeben und das war, ja, das funktioniert einfach. Der bringt eben auch diese roten Beeren so ein bisschen rein, dieses Zitrische, Grapefruit-artige und unterstützt dann einfach den Simcoe da nochmal so ein bisschen. Wer so ein bisschen interessiert ist, welche Hopfen so gut zusammenpassen, es gibt von Yakima Chief da eine schöne Übersicht. Und die haben aufgestellt, welche Hopfen eher gegen Ende, also wenn man auf Aroma bezogen jetzt ist, welche Hopfen man eher gegen Ende des Brauprozesses beim Kochen dann gibt oder im Whirlpool und welche Hopfen man eher, ja, im Kaltbereich dann zum Stopfen gibt. Und dann auch nochmal quasi, welche Hopfen sich gegenseitig so ein bisschen ergänzen, um eine Komplexität zu schaffen. Und da habe ich mich so ein bisschen durchgelesen, eingelesen und habe eben für mich dann diese Kombination Simcoe-Talus gefunden. Habe aber auch den Hallertauer mittelfrüh als ganz, ganz klassischen Hopfen, weil ich den immer im Münchner Dunkel oder ganz, ganz oft in solchen klassischen untergärigen Biere benutze, auch kurz vor Kochende benutzt. Das war mir auch irgendwie so wichtig so als, ja, wie soll man das sagen, so als Anlehnung an das Original oder an so einen Klassiker.
Markus: Eine kleine Hommage an …
Paul: Ja, genau, das trifft es, glaube ich, ja, stimmt.
Markus: Sehr schön, nee, also wirklich, hast du toll hinbekommen. Und ich bin schon mal sehr gespannt, was der Markus Briemie mit dir zusammen da draus am Ende zaubern wird. Weil, für den ist es ja immer nochmal ein Thema, dass er das dann übersetzt auf seine große Anlage und auf all das, was dann halt bei Maisel so wichtig ist auch noch rund um ein Bier, dass es am Ende eben auch kommerziell irgendwie funktioniert. Aber da bin ich mir sicher und da freue ich mich schon drauf. Ich kriege ja dann immer zugeschickt, wenn sie rauskommen, da freue ich mich schon sehr auf diese drei Fläschchen und da werden wir dann vielleicht nochmal miteinander sprechen und das Ergebnis nochmal …
Paul: Ja, sehr gerne.
Markus: … verkosten sozusagen, genau. Da vielleicht noch eine Frage, weil das BRLO-Ding ja schon ein bisschen länger rum ist. Wie ist das denn kommerziell gelaufen, ist das angekommen bei den Leuten?
Paul: Ja, also der Name hat halt die Leute neugierig gemacht, das war, glaube ich, auch so ein bisschen die Intention. Also ich hatte es damals Scandale, im Sinne von Skandal und Ale, ja, betitelt. Aber das war dann auch so eine marktrechtliche beziehungsweise den Namen gab es, glaube ich, schon irgendwie auf dem Markt so ähnlich. Und dann hat BRLO gesagt, schreiben wir einfach drauf, was da drin ist. Und ich glaube, das war auch so dieser Marketingstreich, dann zu sagen, okay, so kriege ich die Leute. Grade wenn das auch, das wurde auch ausgeschenkt am Gleisdreieck in Berlin im BRLO Brew House, da konnte man das auch trinken. Und wenn da natürlich Peanut Butter Brown Ale steht, dann sind die Leute natürlich schon mal, die so ein bisschen vielleicht sich ausprobieren wollen oder mal was Neues trinken wollen, die werden dann schon hellhörig und sagen, okay, das probiere ich mal aus. Ging sehr gut weg, war relativ schnell, glaube ich, auch ausverkauft, grade vom Fass, das hat sehr gut gepasst. Also das hat mich sehr gefreut.
Markus: Ja und man muss auch sagen, also für alle die, die es vielleicht noch nicht kennen, also ihr müsst unbedingt, wenn ihr in Berlin seit, da mal vorbeischauen, das Gleisdreick, überhaupt ein sehr geschichtsträchtiger und interessanter Ort. Und dort gibt es eben eine Stelle, an der schon seit, was weiß ich, gefühlt 10 Jahren oder sowas, eigentlich ein Haus gebaut werden soll, aber irgendwie werden sich die Leute, die das bauen wollen, nicht so ganz einig, ob und wie sie das jetzt machen wollen. Und solange haben sie eine Interimsnutzung dieses Grundstücks praktisch genehmigt. Und die Interimsnutzung war dann eben für BRLO, die Idee, okay, dann bauen wir da eine Brauerei und die bauen wir halt aus Containern, also so, dass wir sie quasi mehr oder weniger von einem Tag zum anderen auch wieder abbauen können. Und so ist das dann eben so ein kleines, sage ich mal, Brauerei-Container-Dörfchen. Mittlerweile hat sich das dann auch so ein bisschen eingelebt, weil ja so wie man das von Berlin kennt, die Dinge halt dann doch ein bisschen dauern. Und jetzt gibt es auch diesen wunderschönen Biergarten, wo dann Hopfenranken überall sind. Also im Sommer gibt es wenig schönere Orte in Berlin, wenn man jetzt mal so eher auf der innovativen Seite Biere genießen will, dann ist das auf jeden Fall ein toller Ort. Und da kann ich mir total gut vorstellen, da passt das Bier natürlich wie Arsch auf Eimer, würde ich jetzt mal so sagen, weil Leute da eben abgeholt werden also und das passt ja dann auch sehr gut zur Location, zum Essen. Da gibt es ja auch ein ganz spezielles Food-Konzept, was es jetzt nicht so alltäglich überall gibt. Und insofern, also das ist toll und ich glaube, da kannst du auch schon, ja, stolz ist vielleicht das falsche Wort, finde ich immer ein schwieriges Wort, aber froh sein, da mal entsprechend präsent gewesen zu sein mit einem deinen Rezepten. Das ist ja immer schön, wenn so ein Baby dann auch mal richtig funktioniert und Leute das gut finden. Und, ja, also sehr coole Sache. Und das wird mit dem Maisel-Bier bestimmt nicht anders werden, da freue ich mich schon drauf. Aber sind wir so ein bisschen natürlich auch schon in unserem letzten Thema, in Anführungsstrichen, was ja vielleicht sogar dein größtest ist, nämlich, was du eben so mit deinem Blog, mit deinen Videos treibst unter dem Stichwort Friedis Brauhaus. Das klingt ja so ein bisschen unschuldig, dahinter steckt aber ja eigentlich eine Nummer, die sich schon eben ein bisschen mehr mit dem Thema Bier beschäftigt als eben so das klassische Brauhaus. Also wie kamst du denn überhaupt auf diesen Namen?
Paul: Friedi war bei uns zu Schulzeiten, ja, so ein geflügeltes Wort oder so ein Spitzname. Also wir haben uns gegenseitig zum Teil einfach Friedi genannt, das war einfach, wie auch immer das entstanden ist. Aber das war einfach dann auch bis, ja, jetzt mittlerweile nicht mehr ganz so, aber das hat sich relativ lang gehalten. Und als es an die Namensfindung ging, weil natürlich dann alle sagen wollten, ja, wie heißt denn das jetzt, irgendeinen Namen muss man dem ja geben und da habe ich gedacht, warum nicht Friedi oder Friedis. Weil, die Intention war dann so ein bisschen, das war so der Freundeskreis und für mich ist Bier auch so eine Geselligkeit, unter Freunden ein Bierchen trinken, gibt eigentlich fast nix Schöneres. Und dann habe ich gedacht, das ist eigentlich eine coole Idee, Friedis Brauhaus. Ja und dann hat sich das auch seit 10, 11 Jahren nicht mehr geändert, also dabei ist es dann geblieben.
Markus: Obwohl es mittlerweile ein bisschen die Unschuld verloren hat, also zumindest, was jetzt so das Equipment angeht. Also Brauhaus, denke ich mir, naja gut, d stehen dann irgendwie zwei Kessel rum und dann ist da halt einer, der rührt so ein bisschen und vertieft sich dann so, macht halt so sein Zeugs. Aber wenn man allein deine Videos schon anschaut, das geht ja schon sehr professionell zur Sache, wo du dich eben mit Themen wie Hefe-Banking auseinandersetzt oder halt verschiedenste Gerätschaften dann ausprobierst, wie man die Parameter messen kann und so weiter und so fort. Halt wirklich schon sehr professionelles Zeugs sozusagen, was du da auch verwenden kannst, das ist schon sehr spannend. Und das scheint auch die Leute sehr zu interessieren, du hast ja mittlerweile über 2.000 Follower schon allein auf dem YouTube-Kanal. Das ist ja schon richtig viel. Gibt es da Interaktionen, schreiben Leute dir da auch?
Paul: Ja, also täglich habe ich eigentlich. Ich versuche immer, allen Leuten zu antworten auf den Kanälen, Mail, Instagram, YouTube, ich schaffe das aber natürlich nicht immer. Aber, ja, es ist tatsächlich so, dass mich das auch immer so ein bisschen überwältigt, wenn ich jetzt irgendwo was hochlade oder so, dass dann wirklich viele Rückfragen kommen oder auch natürlich, dass die Leute sagen, cooles Video oder schöner Post, schöne Bilder, wie auch immer. Das ist auch immer ganz, ganz toll, ganz, ganz viele Interaktionen. Und da sieht man einfach, diese Community, die ist so richtig wissbegierig, also die suchen nach, ja, nach irgendwelchen Kanälen, wo sie sich noch mehr anlesen können. Und wenn man sich das dann natürlich dann noch angucken kann, so geht es mir selber auch, dann ist das natürlich immer nochmal ein bisschen schöner zu verdeutlichen, wie manche Sachen funktionieren und nehmen vielleicht auch so ein bisschen die Angst, bestimmte Sachen zu machen. Also grad so Brauwasser ist zum Beispiel sowas, da habe ich auch zwei Videos zu gemacht, da hat der ein oder andere Hobbybrauer immer Angst. Im Chemieunterricht habe ich jetzt auch nicht wirklich aufgepasst, aber mit so ein paar Basics kriegt man das hin. Und wenn man das dann eben zeigt, dann kann man die Leute so ein bisschen mehr abholen und die versuchen es dann auch selber. Und das ist dann immer richtig cool, wenn man grade solche Rückmeldungen kriegt, hier, ich habe dein Mischbett von Entsalzer nachgebaut oder wie auch immer, ich stelle jetzt mein Brauwasser ein, du hast mir da so ein bisschen die Angst genommen, das ist immer ganz, ganz toll.
Markus: Ja und ich glaube, das erreichst du halt durch diese sehr charmante Art, einerseits so ein bisschen eine Chronologie, deine Entwicklung mit den ganzen Themen zu verknüpfen. Also man kann dir da auf zwei Wegen folgen, also entweder, man verfolgt einfach so deine Entwicklung oder man verfolgt diese konkreten Themen, aber man kriegt immer beides mit. Und das finde ich eigentlich sehr schön und macht das Ganze auch sehr sympathisch. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, das weiß ich ja selber auch, da steckt ja viel dahinter. Also die Beiträge zu schreiben, vernünftige Fotos zu machen, die ordentlich zu bearbeiten, dass dann auf die Website zu stellen. Dann Videos machen, nochmal ein ganz anderes Thema. Das muss ja ganz anders geplant sein, auch von der Aufnahme und dann das ganze Thema, scharfstellen, was weiß ich, bis am Ende zur Bearbeitung, schneiden, Tonspur, was weiß ich, also das ist ja wirklich ein riesen Ding. Konntest du das vorher schon, hast du das so währenddessen dir so beigebracht oder wie machst du das?
Paul: Also das macht mir einfach auch sehr, sehr viel Spaß, muss ich sagen, grade das Videoschneiden. Das ist so ein, ja, Hobby. So viele Hobbys kann man gar nicht haben, aber das macht mir schon viel Spaß und ich konnte das eben damit verknüpfen. Ich konnte das tatsächlich nicht, also ich habe mir das so ein bisschen selber beigebracht. Und ich werde auch oft gefragt, welches Equipment ich nutze? Und ich bin da relativ einfach unterwegs, also ich mache meine Videos mit meinem IPhone, muss man echt so sagen. Ich habe da jetzt keine große Kamera oder irgendwas, sondern ich mache das mit meinem IPhone und schneide am iPad. Habe noch ein externes Mikrofon, eine Softbox für Licht, damit es ein bisschen ordentlich aussieht und den Rest mache ich dann quasi mit Apps, die zur Verfügung stehen und, ja, arbeite mich da immer weiter ein, versuche mir das so ein bisschen selber beizubringen. Gucke selber YouTube-Videos, wie man das am besten macht, das ist ja auch ganz witzig und, ja, dann kommen eben diese Sachen bei raus.
Markus: Ja, nee, also kann ich voll nachvollziehen und ich finde das auch echt interessant. Also mir blutet ja so ein bisschen das Herz, muss ich sagen, weil ich komme ja eigentlich so aus der fotografischen Ecke und kurz vor der Pandemie habe dann nochmal investiert und mir noch so ein ganz neues Equipment mit 100 Megapixel gekauft, um wirklich die letzten paar Dinge noch aus Fotos rauszuholen, grad auch für unsere Bücher und so. Und ich muss sagen, ich habe immer Video gescheut wie der Teufel das Weihwasser, weil ich mir immer gesagt habe also entweder kannst du ein stehendes Bild oder du kannst ein bewegtes Bild, aber man kann eigentlich selten beides und habe das nie gemacht. Und dann über diese Pandemiegeschichte, war das dann ja zwingend erst mal notwendig, sich überhaupt mit diesem Thema Online, Webcam, also ich hatte nicht mal eine Webcam vorher, wo ich sonst jeden technologischen Scheiß immer hatte, aber eine Webcam hat mich nie interessiert. Also musste ich mir dann erst mal über eBay Webcams kaufen, dann so mit Maske verhüllt, Übergabe noch im März 2020, wo ja jeder gedacht hat, die Welt geht unter, das war ja eine völlig andere Zeit. Und sich da dann eben rein arbeiten und dann eben mit den ersten Online-Themen, dann konnte man die aufnehmen und dann konnte man diese aufgenommenen Sachen dann eben Online stellen beziehungsweise Leuten zur Verfügung stellen. Und dann musste ich mich da rein arbeiten, es blieb ja gar nichts anderes übrig. Und am Ende des Tages, jetzt mittlerweile machen wir ja auch unseren Video-Kurs und da habe ich mich dann jetzt eben doch in dieses Thema Video bearbeiten, Video schneiden und auch machen, irgendwie rein gearbeitet. Und mittlerweile, muss ich sagen, okay, es hat schon seine Berechtigung, es ist allerdings echt hart. Also für mich auch war es echt ein Lernprozess, umzudenken eben von einem Foto zu einem Video. Also ich weiß auch nicht, ob ich da wirklich gut bin, aber es funktioniert zumindest, sagen wir mal so. Aber ich finde es eben schon erstaunlich, um auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen, ich habe da eine Kamera, die kostet mit Objektiv zusammen vielleicht 20.000 Euro, aber für unsere Videos nehme ich einfach ein Handy. Und zwar ganz banal deswegen, also letzten Endes kannst du mit beiden 4K-Videos machen oder theoretisch sogar 8K, wenn du willst, das sind ja Unmengen an Daten, die du da produzierst. Aber, bei der Kamera brauchst du immer jemand, der auf die Parameter achtet, der auf die Schärfe achtet und so weiter, das heißt, du brauchst immer einen zweiten Mann oder Frau. Und der oder die muss dann auch fit sein, muss deine Gedanken mitgehen, muss das alles mitgehen. Oder du nimmst halt so ein modernes Handy mit KI und komischerweise denkt das von selber ziemlich gut mit. Das heißt, wenn du irgendwelche anderen Sachen machst, stellt es richtig scharf, verfolgt die Gesichter, ist da alles easy. Und wie gesagt, am Ende des Tages ist es kaum mehr zu unterscheiden, ob du jetzt das Ganze eben mit dem Handy gedreht hast oder mit einer hochwertigen Spiegelreflex. Also natürlich, es ist ja kein Kinofilm, den man da macht, da ist es dann nochmal anders. Aber so für diesen Zweck, und das finde ich also fast schon etwas bedrückend, dass du am Ende, wie gesagt, die teure Kamera liegt jetzt mehr oder weniger seit ein, zwei Jahren in der Schublade sozusagen, wird nur noch ab und zu rausgeholt, wenn ich eben mal wirklich ein Foto machen will, das ich eben für solche Zwecke brauche und ansonsten ist die Handy-Technologie völlig ausreichend. Ich habe mittlerweile ein Handy, das macht ein 200-Megapixel-Foto, das ist unglaublich. Also natürlich ist das nicht dieselbe Qualität, aber unterm Strich, für das, was man am Bildschirm braucht, für normale Bedürfnisse völlig ausreichend und, ja und man kann tolle Sachen machen. Und ich kann nur sagen, also ich finde sowohl deine Teaser-Bilder echt sensationell, weil sie echt Lust machen, weil man da Dinge entdeckt, das Spaß macht, in diesen Fotos auch was zu entdecken. Und auch die Überschriften sind so, dass sie neugierig machen, dass man sich überlegt, was meint er denn jetzt da wieder damit?
Paul: So soll es sein.
Markus: Ja, so soll es sein, aber das sind ja alles Dinge, die sind nicht selbstverständlich. Und das ist was, was ich echt toll finde und wo ich dir auch nochmal gratulieren kann, auch für die Videos eben, das ist wirklich, es macht Spaß, das anzuschauen. Und man kann das auch anschauen, wenn man gar nicht unbedingt sagt, man will jetzt das Bier nachbrauen, sondern es macht einfach Lust, das zu sehen und zu gucken, wie du dich der Sache so näherst, also schon eine schöne Geschichte. Also auch hier nochmal an die Hörer, wir werden es natürlich in den Shownotes auch verlinken, aber grundsätzlich, also Friedis Brauhaus ist sicherlich eine der topp Quellen für Infos rund um dieses wunderbare Thema Hobbybrauen. Und da sind wir jetzt ja fast schon …
Paul: Das geht ja runter wie Öl.
Markus: Ja, aber ist so. Also ich kann ja zum Beispiel, also ich plaudere jetzt einfach mal aus dem Nähkästchen, aber es ist halt so, wir haben ja auch für den Online-Kurs ein Video gemacht mit dem Flo Erdel zusammen zum Thema Brauen. Und haben uns da überlegt, naja gut, wir könnten es so machen, wie wir es halt in unserem Live-Kurs oder auch im Live-Online-Kurs gemacht haben, dass wir halt mehr oder weniger sehr rudimentär Bier gebraut haben. Also einfach einen Wassertopf genommen haben und Malz, das Malz geschrotet, da rein. So ein bisschen halt eine ganz banale Rezeptur nachvollzogen, damit die Leute halt mal die Verzuckerung sehen und so weiter halt. Und dann haben wir gesagt, nee, eigentlich, das ist was, das geht einfach und das kriegen sie so auch mit und das kann man anschauen. Wir wollen eher zeigen, wie das eben ist, wenn man sich als Hobbybrauer intensiver damit beschäftigt. Und wenn man jetzt eben versucht, die Dinge raus zu kitzeln, und wie du es am Anfang schon geschildert hast, auch zu dokumentieren und eben überall die Stellschrauben kennenzulernen und mit denen auch zu spielen und haben dann eben auch die verschiedenen Rohstoffe vorgestellt und dazu auch Versuche gemacht. Und da war es dann ganz oft, dass der Flo einfach gesagt hat, pass auf, da gibt es ein tolles Video von Friedis Brauhaus. Und dann haben wir das natürlich auch verlinkt in den Unterlagen zum Beispiel und habe ich mir dann auch angeschaut. Und das ist dann wirklich, glaube ich, also, ja, also wenn das dann auch so weiterverbreitet und empfohlen wird, dann es hat es ja auch eine gewisse Qualität. Und, ich muss auch sagen, also ich lerne jedes Mal ein bisschen was dazu und das ist ja das Schöne bei der ganzen Geschichte, man wird ja nicht dümmer. Mit jedem Gespräch mit einem Hobbybrauer, mit jedem Bier, das man trinkt, mit jedem, wo man sich damit beschäftigt, ist wieder irgendein kleiner Erkenntnisgewinn oder eine Freude oder irgendwas, wo man sich danach denkt, Mensch, die Zeit war es absolut wert. Und das, ja, ist es eben da auch, also, ja, gut. So, jetzt haben wir hier, und da steht ja bei dir, also ich glaube, ich hoffe, ich habe das jetzt richtig, da gibt es bei dir einen Blog-Eintrag, da steht, der Versuch ein Klon-Rezepts zum Vestvleteren 12. Ist dass das, was ich hier in den Händen halte?
Paul: Das ist das, was du in den Händen hältst, mit dem kleinen Verschreiber auf dem Etikett, den ich dann auch nicht mehr korrigiert habe, nachdem ich einige Falsche etikettiert hatte, also da fehlt das x vor den zwei Einsen quasi. Aber, das ist genau das, was du in den Händen hältst. Ich habe mich mehrere Wochen mal mindestens, wenn nicht Monate, mit dem Vestvleteren-12-Bier beschäftigt, nachdem ich das endlich mal irgendwie in die Hände bekommen hatte und natürlich auch mit dem, ja, mit diesem Reiz, den das Bier umgibt dadurch, dass es eben, ja, das beste Bier der Welt mehrmals geworden ist, wollte ich natürlich dann irgendwann auch. Weil ich auch belgisches Bier sehr gerne mag, muss man auch sagen, grade so auch die dunklen schweren Biere. Und das, glaube ich, ist bei dir auch so und deswegen habe ich das auch mit reingepackt. Das hat mich einfach gereizt zu sagen, okay, vielleicht kann man das ja irgendwie nachbrauen, auch wenn es dann nicht so viele Quellen gibt. Und da habe ich mich intensiv durch viele, viele Quellen gelesen und habe dazu auch, wie du sagst, einen Blog-Beitrag geschrieben, wenn das interessiert und habe da auch, ja, einfach erzählt, was ich mir so ein bisschen selber erarbeitet habe oder selber eine Brücke geschlagen habe in einem Rezept, wenn was gefehlt hat oder eben, wo ich das her hatte und wie sicher diese Quelle ist.
Markus: Ja und das ist total spannend nachzuvollziehen. Also es liest sich fast so ein bisschen wie ein Krimi, dieser Blog-Beitrag, weil man da wirklich merkt, okay, da fängt jemand am Anfang an sozusagen, seziert den Tatort und guckt, also sagen wir, das Wasser in dem Fall, was ist da so los. Und baut dann so Stück für Stück dieses Bier zusammen, bis es dann am Ende da rauskommt, wo man es sich dann eben vorgestellt hat. Inklusive der original Hefe, du hast sogar die Hefe aus so einer Flasche rausgezogen.
Paul: Genau. Also es gibt ja dieses klassische hobbybrauer.de-Forum und da hatte ich gelesen, dass es jemand geschafft hat, die Hefe bei einer Flasche wieder zu reaktivieren. Und dann habe ich gedacht, okay, also im Rahmen dieses Projektes habe ich gedacht, okay, das versuche ich auch mal und habe versucht, an ein paar Flaschen ranzukommen. Und es klappt nicht, für die Hobbybrauer, die das probieren wollen, es klappt nicht bei jeder Flasche, aber es hat ein paar Versuche gebraucht und dann hatte ich ein bisschen Gäraktivität in meinem Versuch. Und dann habe ich diese Hefe eben immer weiter hochpropagiert und wieder aufgepäppelt.
Markus: Ja und das ist spannend, da gibt es auch ein Foto davon, wie man das sieht, wie die Hefe bei dir eben tatsächlich wieder anfängt zu leben. Und, ja, also jetzt bin ich mal gespannt. Alleine schon die Flasche ist natürlich schön, du hast oben so ein Wachssiegel drüber sozusagen. Das heißt, man muss erst mal sich da durchkämpfen, bis man zu diesem schönen Bierchen kommt. Ich mache das jetzt mal. So, jetzt sind wir schon drin und machen mal auf. Hah! Also ich muss ja dazu sagen, ich habe tatsächlich vor gar nicht allzu langer Zeit das letzte Vestvleteren 12 getrunken.
Paul: Also bei mir ist es schon ein bisher her.
Markus: Denn, also ich hoffe mal, ich plauder jetzt nicht zu viel aus dem Nähkästchen, aber als ich eben bei Maisels war, habe ich ja auch einen Workshop gehalten vorher, so einen Beerjudge-Kurs am Donnerstag und dann war am Freitag eben der Wettbewerb und am Samstag die Messe mit entsprechender Verkündigung dann von den Gewinnern und so weiter, also die HOME BREW. Und die hatten für ihr Liebesbier einiges an Vestvleteren Bieren eingekauft, als sie damals das Liebesbier aufgemacht haben und konnten aber aufgrund verschiedener Umstände nicht alles davon verkaufen. Und dann habe ich schon vor einiger Zeit dem Michael König gesagt, pass auf, also was ihr noch übrig habt, das nehme ich euch gerne ab. Und dann hat er mir kurz, also am Donnerstag, glaube ich, kurz bevor ich losgefahren bin, noch mal kurz geschrieben, ja, das Bier wäre jetzt eigentlich da, du könntest es mitnehmen. Dazu muss man noch sagen, dass mein Auto jetzt nicht unbedingt so ein großes ist und da ja die ganzen Sachen drin waren für das Seminar. Aber nichtsdestotrotz habe ich gedacht, na gut, das hilft jetzt nix, da muss man durch, das machen wir jetzt und habe gesagt, okay, machen wir. Und am Ende des Tages war das dann ein Äquivalent von 6 oder 7 Kästen verschiedener Vestvleteren-Biere. Es gibt ja 3 davon, also von allen 3 eben bunt gemischt, dazu noch diese Holzkästen. Und, ja und dann war ich im Auto, habe ich dann angefangen, also Bier lässt sich in Autos gut stapeln, wenn man die Kästen erst mal draußen lässt. Das habe ich schon früh gelernt und deswegen ging das eigentlich dann ganz gut. Und am Ende musste ich mich dann entscheiden, gehen die 4 Holzkästen mit oder mein letztes Rollup von der Bierakademie? Das war aber schon ein bisschen älter, deswegen ist das Rollup jetzt Geschichte.
Paul: Ja, gute Entscheidung, glaube ich.
Markus: Manchmal muss man eben Prioritäten irgendwie setzen, genau.
Paul: Genau.
Markus: Und, genau und weil doch och 3, 4 Flaschen am Ende waren, die nicht mehr ins Auto gepasst haben, habe ich dann gedacht, okay, dann mache ich jetzt diesem Seminar, dem Beerjudge-Seminar die Freude und wir trinken am Schluss alle zusammen so ein schönes Vestvleteren 12 und dann haben wir eben 6 oder 7 Flaschen aufgemacht und das dann schön miteinander verkostet. Also insofern ist es gar nicht so lange her und deswegen muss ich auch sagen, die Farbe hast du schon mal echt perfekt getroffen, also als das jetzt ins Glas gelaufen ist. Auch die Schaumbildung zum Beispiel, das ist ja auch was ganz Schönes, wie sich beim Vestvleteren dieser schöne Schaum bildet, so nach und nach aufbaut, dann schön stehenbleibt, diese intensiver Färbung. Also das war schon mal wirklich sehr, sehr original. Also da hätte ich jetzt rein von der Optik her, wüsste ich nicht, wie man das unterscheiden können sollte, das war schon mal toll. Auch wie es so im Glas liegt. Ich meine, es hat ja doch über 10%, das merkt man dann auch, die Viskosität ist da. Und man freut sich natürlich auch so ein bisschen. Ah! Ja, also ich muss jetzt schon mal dran riechen, es hilft ja nix. Mhm! Also da, finde ich, ja, also ist auch da, ich meine, gut, es ist dieselbe Hefe, aber trotzdem, es könnte ja anders sein. Aber hier hat man wirklich sehr schön diese intensiven roten Beeren, die das Vestvleteren hat. Also so viel Brombeer, Kirsche, ja, auch Johannisbeer, also so die ganze rote Beerenriege sozusagen ist da zusammen. Dahinter kommt dann eben so malzig, Toffee, so ein dunkles Toffee, richtig schwer auch in der Nase und dann geht es noch über in so eine richtig schöne Nussnougataromatik. Ah, ja, wirklich, also ich meine, ich liebe dieses Bier und ich liebe überhaupt belgische Biere und insofern ist das jetzt grade sehr, sehr schön, also die Nase ist absolut fantastisch. Mensch, Wahnsinn, das solltest du kommerziell machen. Naja egal, also gut, trinken wir mal einen Schluck. Hm! Also sehr toll finde ich diese Rosinennnoten, die auch das Vestvleteren hat, sind hier sehr intensiv, fast noch ein bisschen frisch. Aber gut, ich trinke es ja meistens etwas älter. Wie alt ist denn dieses hier?
Paul: Gebraut habe ich es, glaube ich, 2021 im Sommer irgendwann. Ich glaube, im Juni oder so, 21.
Markus: Also bestes Alter für ein Vesti 12. Nee, also ganz, ganz toll! Eine Süße auch, eine schöne Restsüße. Und ich finde, auch vom Abgang her, ja, also wirklich diese schönen Beerennoten, nochmal ganz viel Kirsche, Schwarzwälder Kirschtorte, sehr schöne weinige Mischung, die sich da mit diesen Rosinen so ein bisschen verbindet. Pflaumen vielleicht auch noch, Feigen, Datteln. Also, ja, super. Also ich würde sagen, es ist nicht 100 Prozent, also ein kleines bisschen ist es, aber wobei ich nicht sagen will, besser oder schlechter, aber etwas anders, aber sehr schön. Also ein ganz, ganz tolles Quadrupel. Also von der Optik und von der Nase her bin ich beim Klon voll dabei. Wie geht es dir?
Paul: Ja, also ich habe mir schon fast gedacht, als ich das auch angefangen habe, also es war ja auch ein Versuch, also ich habe das wirklich nur einmal so gebraut, dass ich das nicht genau treffen werde. Wobei, du hast es ja angesprochen, auch beim Vesti und auch grundsätzlich beim Quadrupel und den schweren belgischen Bieren, es kommt auch so ein bisschen drauf an, wie alt sind die Biere. Da gibt es ja so ein bisschen so Formkurven, wann sind sie ein bisschen besser, wann sind sie ein bisschen schlechter. Man wird es nicht ganz treffen, aber der Reiz war einfach da, zu versuchen als Hobbybrauer mit den Mitteln, die man so hat, an so ein Bier halt ranzukommen. Und natürlich auch so ein bisschen den geschichtlichen Hintergrund oder die Geschichte zu dem Bier so ein bisschen kennenzulernen, weil, dazu muss man schon ein bisschen nachlesen, bis man das so findet. Weil, man kann jetzt nicht einfach bei Vestvleteren auf die Seite gehen und liest da quasi alles sich durch, sondern man muss da schon so ein bisschen tiefer einsteigen, und das war einfach super spannend.
Markus: Also es sind ja mindestens 3 Brauereien an dem ganzen Thema beteiligt und das macht es ja auch so spannend. Und auch diese ganze Story eben, dass sie da ursprünglich ja in einer anderen Brauerei gebraut haben, was heute Sankt Bernardus ist und die ja mehr oder weniger das Ursprungsrezept noch weiter brauen. Und dann Kloster selber aber gesagt hat, wir wollen wieder selber und haben dann sich die Hefe von Westmalle geholt und haben dann so ein bisschen ihr eigenes Bier verändert. Naja und dann halt noch dieses Thema, was die Verfügbarkeit angeht, das wirklich so zu reduzieren, dass du bis vor Kurzem ja noch da nur eine Telefon-Hotline hattest, wo du ab und zu mal durchkamst. Und mittlerweile ist es zwar Online, aber nicht viel leichter, das Bier zu bekommen. Also das hat schon natürlich was, allein wenn man die Verfügbarkeit so einschränkt.
Paul: Ja, das hat einfach einen Charme. Also das du dann da einen Termin kriegst und so ein Halbstunden-Slot, wo du dann da sein musst und dann kriegst du deine Holzkiste in den Kofferraum geladen, das ist schon also für die Mönche natürlich einfach, aber es ist natürlich auch so ein bisschen Marketing, es funktioniert einfach. Wenn man sich ein bisschen rarmacht, ist das ja immer so, dass man dann sagt, oah, das muss ich bedingt mal probieren. Und wie du sagst, grade diese Hefegeschichte ist ja sowieso immer so ein Hobbybrauerthema, also Hefe, untergärig, obergärig, Starter machen oder nicht oder welche Hefe ist das. Ich glaube, da machen sich manche Brauer, die es gelernt haben, gar nicht so diese Gedanken, aber die Hobbybrauer sind da immer sehr, sehr intensiv. Und ich weiß noch, als ich mit meinem Vater, kurz vor Weihnachten war das oder um Weihnachten rum ist immer dieser Sankt Bernardus Tag oder so, dieses ab 12, wird dann da so ein bisschen gefeiert. Und da gibt es immer so ein YouTube-Stream und dann gucke ich mir den an und die trinken so ein Abt 12 und essen ein bisschen Käse. Und auf einmal sagt der Brauer von Sankt Bernardus so in einem Nebensatz, ach ja und wir haben das auch mal bei uns gebraut und eigentlich ist das auch noch die Hefe, die die uns damals gegeben haben und sie nutzen mittlerweile die Westmalle-Hefe. Und da habe ich gesagt, was? Was ist denn hier los? Und dann habe ich nochmal zurückgemacht und habe mir das nochmal angehört und habe gedacht, okay, das ist ja jetzt mal sehr interessant. Und so kam da dann so ein bisschen auch, dass ich das dann mit in den Blog aufgenommen habe. Und für mich da natürlich gedacht habe, okay, jetzt habe ich die Hefe aufgepäppelt, aber anscheinend ist es ja nur, in Anführungszeichen, die Westmalle-Hefe und die Originalhefe von damals ist eventuell bei Sankt Bernardus. Sehr, sehr interessantes Thema auf jeden Fall.
Markus: Nee, auf jeden Fall. Und, ich meine, letzten Endes trotzdem, es ist halt einfach ein tolles Bier. Und ich muss sagen, wir haben ja schon öfters bei uns in der Akademie diese Verkostung gegeneinander gemacht, also ich bleibe dabei, also selbst in der Blindverkostung, muss ich sagen, schmeckt mir persönlich das original Vestvleteren, also mit der neuen Hefe sozusagen, besser als das Sankt Bernardus 12. Wobei das trotzdem ein tolles Bier ist, alles super …
Paul: Ja, mag ich auch total.
Markus: … aber für mich ist es einfach einen Hauch komplexer einfach in der Aromatik. Und vielleicht hat es auch was damit zu tun, dass die Westmalle-Hefe vielleicht per se eine etwas spannendere Hefe ist als die alte Vestvleteren Hefe, kann ja auch sein.
Paul: Mag sein.
Markus: Also wenn man allein überlegt, wie Chimay zum Beispiel, was die für einen Probatz um ihre Hefe gemacht haben, bis sie dann da gelandet sind, wo sie waren. Oder auch die Geschichte von Latab, dass das ja eigentlich ein Kloster war, was gegründet worden ist mit untergärigen Bieren und sich dann ja jetzt erst umentschieden hat, wieder obergärig zu brauen als alle untergärig gebraut haben. Also das ist total spannend, wenn man sich mal ein bisschen näher mit diesen belgischen Klöstern beschäftigt, was da so alles Treiber waren. Und, ja, nee, also, aber was ich übrigens auch finde jetzt, wo ich mehr davon getrunken habe, was man auf jeden Fall merkt, ist natürlich die 10%, aber auch diese wärmende Wirkung. Also das ist ja auch im Original super schön, dass man das nachvollziehen kann, wie es eben so im Körper runter rinnt, die Speiseröhre sozusagen bis in den Magen und dann ist es so eine wohlige Wärme, wo wir jetzt fast schon wieder beim Herbst angekommen sind. Also sehr, sehr schön und eine tolle Geschichte und natürlich auch eine Wahnsinns Herausforderung, denke ich, sowas dann eben zu machen, sich als Challenge zu setzen. Aber, ja, vielleicht, das hast du ja am Anfang gesagt, das ist so ein bisschen dein Thema, das du gerne auch dich mit Dingen misst und eine Challenge eben dann auch zur Not dir selber stellst oder, wenn sie dir kein anderer stellt, dann machst du sie dir halt selbst.
Paul: Richtig, das macht mir einfach Spaß, ja.
Markus: Wunderbar. Na, dann, würde ich sagen, von meiner Seite aus sind alle wichtigen Fragen, die ich hatte, beantwortet. Gibt es noch etwas, was du gerne loswerden würdest an die Community?
Paul: Boah, da überrumpelst du mich jetzt. Nee, eigentlich nicht. Also vielleicht an die Hobbybrauer, weil es kommen immer wieder die gleichen Fragen, grade was das Equipment angeht, wenn da der ein oder andere Hobbybrauer zuhört, ihr könnt auch richtig, richtig gute Biere, und die habe ich auch selber schon getrunken und du, Markus, vielleicht auch schon von Hobbybrauern getrunken hast, ihr könnt richtig gute Biere brauen, wenn ihr nicht das Highend-Equiqment habt. Ihr könnt mit sehr einfachen Mitteln sehr gute Biere herstellen. Das ist so, ja, das ist so eine Info, die ich gerne immer rausgebe, weil viele, viele immer den Braukeller auch zum Beispiel bei Flo Erdel sich angucken oder beim mir. Das muss nicht sein, das ist ein Hobby im Hobby, ihr könnt auch mit einfachen Mitteln richtig gute Biere herstellen und das haben die ein oder anderen Wettbewerbe mit dem ein oder anderen Sieger schon bewiesen.
Markus: Auf jeden Fall. Und da bin ich da erinnert auch an einen der Lieblingssätze von Holger, der mit mir diesen BierTalk auch mal angefangen hat, der immer sagt, er hat die besten und die schlechtesten Biere der Welt von Hobbybrauern getrunken. Also insofern, das Spektrum ist einfach groß, aber genau das macht die Sache ja so spannend. Also von meiner Seite aus ganz, ganz vielen Dank also einerseits für deine Zeit heute, für die tollen vier Biere, aber auch für das, was du tust, was du im Netz für das Thema machst, wie du die Leute an das Bier und das Brauen heranführst und mach bitte weiter. Und, ja, ich freue mich schon, wenn wir in Kontakt bleiben und dann vielleicht mal eins der nächsten Biere wieder gemeinsam genießen.
Paul: Vielen, vielen Dank. Sehr gerne, das machen wir so.
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de