BierTalk 1 – Markus Raupach und Holger Hahn machen den Auftakt zum Podcast

Markus Raupach und Holger Hahn starten ihr gemeinsames Projekt, den BierTalk. Es geht natürlich ums Bier, aber auch um die Kultur, das Lebensgefühl und die jeweilige persönliche Biergeschichte. Dazu gehört natürlich auch die Verkostung verschiedener Biere, auch wenn im Vorfeld keiner der beiden weiß, was er jeweils für sich ausgewählt hat…

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Markus: Hallo zu unserem ersten Podcast Biertalk mit Markus und Holger. Stellen wir uns kurz vor, Holger, was gibt es denn zu dir zu sagen?

Holger: Was gibt es zu mir zu sagen? Also ich bin ein wirklich leidenschaftlicher Bierliebhaber und auch Biertrinker und habe die Ehre, mit dir oft zusammenarbeiten zu dürfen. Lebe in München, bin verheiratet und habe drei Kinder. Das ist vielleicht das Wichtigste.

Markus: Aber schon eine Menge, nicht schlecht. Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Ich lebe in Bamberg, habe ein Kind, das aber nicht bei mir wohnt und habe natürlich auch viel mit Bier zu tun. Und gemeinsam sind wir oder haben wir die Deutsche BierAkademie.

Holger: So ist es.

 

Der BierTalk ist geboren

Markus: Genau. Und haben uns jetzt überlegt, in diesen Zeiten, wo man ja nicht mehr viel raus kann beziehungsweise mit Leuten was machen kann, dann bringen wir das eben ein bisschen zu euch und unterhalten uns ein bisschen miteinander, mit Brauern, aber vielleicht auch ein bisschen mit euch. Was machen wir denn heute, Holger?

Holger: Ich würde sagen, heute versuchen wir unseren ersten Podcast irgendwie gut über die Bühne zu bringen. Das glaube ich, ist das Allerwichtigste. Ich würde natürlich sehr gerne auch mit dir über zwei Bierchen sprechen, die ich mir nämlich ausgesucht habe extra für uns.

Markus: Oh!

Holger: Oder eigentlich für mich, weil du kannst sie ja nicht trinken, du bist ja in Bamberg und ich bin in München.

Markus: Ich war auch ein bisschen egoistisch, ich habe mir auch zwei ausgesucht und auch so ein bisschen aus eigenen Gründen. Aber ich denke mal, du hast gerade erzählt vorhin schon im Vorgespräch, dass dein Bier recht warm ist. Also können wir gerne anfangen, dass du mal mit deinem ersten loslegst.

Holger: Also ich mache es mal auf. Okay?

Markus: Da kriege ich Durst, ehrlichgesagt. Das ist ganz schön gemein.

Holger: So soll es sein. Also Prost!

Markus: Ja. Allerdings würden, glaube ich, jetzt alle gerne wissen, was du da eigentlich trinkst.

Holger: Ja, du enttäuschst mich. Also ich meine, was habe ich ausgesucht? Quasi kurz zum Durst löschen, kommen gerade von der Autobahn wie immer und brauche jetzt einfach einen Freund. Was habe ich mir da wohl ausgesucht?

Markus: Na, wahrscheinlich ein Helles?

Holger: Ach.

Markus: Oder ein Export?

Holger: Ich telefoniere mit einem Bamberger. Also nur mal als ganz kleiner Tipp.

Markus: Ein Kellerbier?

Holger: Absolut!

Markus: Ah, das ist natürlich eine gute Wahl, hätte ich jetzt auch Lust darauf. Verrätst du uns auch, welches?

 

DAS Kellerbier aus Bamberg

Holger: AU.

Markus: Mahrs Bräu. Damit bin ich groß geworden.

Holger: Ja, so ist es. Also das ist wirklich was richtig Schönes, ein schönes ungespundetes Bierchen und malzaromatisch, ausbalanciert, ohne Ecken und Kanten. Ist einfach dein Freund, einfach dein Freund. Ich nehme noch einen Schluck.

Markus: Ja, das erinnert mich viel. Also ich bin ja großgeworden in der Mahrs Bräu Fraktion sozusagen. Also, als ich jung war, da war das ja in Bamberg noch so, dass jede Bamberger Familie sich mit irgendeiner Brauerei praktisch verbunden gefühlt hat und man deswegen alle anderen eigentlich nicht getrunken hat. Und bei meinen Eltern war das eben Mahrs Bräu, deswegen bin ich schon als Kind da im Biergarten gewesen und da war eigentlich schon immer das Kellerbier das absolute Heiligtum, auch von meinem Vater. Durfte ich ihm dann immer holen vom Ausschank und habe natürlich dann auch genippt. Insofern, da habe ich schon ganz, ganz frühe Erinnerungen. Ich kann mir vorstellen, dass das deinen Durst jetzt ganz gut löscht.

Holger: Unbedingt. Aber wir sollten natürlich, also man weiß ja nie, wer zuhört, oder? Dir muss ich das jetzt nicht erklären, aber es gibt ja wahrscheinlich auch Menschen, die hochdeutsch sprechen und für die ist natürlich jetzt nicht klar, AU. Und da gibt es ja Leute, also ich war ja auch schon mal im Mahrs Bräu und da gibt es ja Leute, die bestellen dann zwei AU.

Markus: Ja, da weiß man dann immer, der kommt sicher nicht von hier.

Holger: Genau, genau. Und jetzt, also in der hochdeutschen Übersetzung, das sollten wir vielleicht ganz kurz sagen, das heißt, ein Ungespundetes.

Markus: Richtig. Genau.

Holger: Und jetzt ist ja sofort dann die Frage, was ist ungespundet? Und das sollten wir vielleicht auch eigentlich erklären. Also das ist ja auch sowas ganz Typisches, was eigentlich auch mit dem Kellerbier in Verbindung steht.

Markus: Auf jeden Fall.

Holger: Und früher gab es ja die Bierfässer und die haben ja so ein Spundloch. Und das ist ja irgendwie oben an der Oberseite des Fasses und dient beim Gärungsprozess dem Druckausgleich. Und bei diesen ungespundeten Bieren lässt man einfach den Holzzapfen, also den Verschluss oben am Spundloch, den lässt man weg. Und das hat dann zur Folge, dass es nicht so ganz stark, also wir beide würden jetzt natürlich sagen, eine nicht so ausgeprägte Rezenz hat. Aber wie gesagt, man weiß ja nicht, wer uns zuhört, und deshalb, also wenig Kohlensäure.

Markus: Das macht auch eine der wichtigsten Eigenschaften von unserem Kellerbier, weil es einfach schön läuft. Also wer mal probiert hat ein Weißbier aus der Flasche auf ex zu trinken, der weiß, was ich meine. Das ist halt mit einem weniger kohlensäurehaltigen Bier sehr viel angenehmer, das auch in einem großen Schluck mal zu nehmen.

 

Harte Zeiten im Ruhrgebiet

Holger: Obwohl du weißt ja, ich komme aus dem Ruhrgebiet und ich hatte, und das ist jetzt keine Geschichte nur für den Podcast, sondern die ist wahr, also ich hatte einen Kumpel, der konnte ein Weißbierglas komplett mit seinen Lippen umschließen, also hat sich sozusagen das Glas, das Weißbierglas, komplett in den Mund gesteckt und hat es dann auf ex weggesoffen und hat dafür immer von allen 10 Mark bekommen. Wir haben uns dann meisten so für, also zu fünft zusammengetan, jeder einen Zwickel abgedrückt und dann hat er eben diese Vorführung gemacht. Hat seinen Kehlkopf ausgeklinkt und hat dann das Weizen reingeschüttet. Also das war, und weißt du, was der auch noch gemacht hat? Der hat, also ich schütte mir nochmal nach, wenn es erlaubt ist.

Markus: Ja.

Holger: Der hat auch, aber dafür hat er dann 50 Mark gewollt, der hat dann 10 hartgekochte Eier mit Schale gegessen.

Markus: Mit Schale?

Holger: Und dazu eine kleine Flasche Maggi getrunken.

Markus: Für 50 Euro?

Holger: Ja. Aber mach das mal, also iss mal 10 hartgekochte Eier mit Schale. Kennst du eigentlich Herbert Knebel? Ein wunderbarer Kabarettist aus dem Ruhrgebiet und in dem Fall sogar auch aus Duisburg, so wie ich. Und der hat so viele, viele Eigenheiten der Ruhrgebietler kabarettistisch zum Besten gegeben. Und da gibt es halt die Geschichte von den Gonskas. Und da geht es halt darum, so nach dem Motto, wenn du die da im Schrebergarten im Gang getroffen hast, dann hieß es nur, erst einen auf die Schnauze und dann die Fußballbilder oder erst die Fußballbilder und dann eins auf die Schnauze. Und wenn du so großgeworden bist, dann isst du halt auch 10 hartgekochte Eier mit Schale. So ist das.

Markus: Ich glaube, ich muss mir mal auch eins aufmachen.

Holger: Mach mal!

Markus: Und ich fange auch ganz klassisch bambergerisch an. Mal schauen, ob du raushörst, was es ist.

Holger: Also du müsstest vielleicht mal einschütten, dann weiß ich mehr.

Markus: Habe ich gerade getan, kam das nicht so richtig rüber wahrscheinlich? Kann sein.

Holger: Ich weiß es ja schon, weil ich kann das. Also das ist mit Sicherheit dieses neue Hansla aus dem Schlenkerla.

Markus: Nicht schlecht. Schade, dass es Wetten, dass … nicht mehr gibt, da hätten wir antreten können.

Holger: Ja, also da kannst du mal wieder sehen. Und das haben wir nicht vorher abgesprochen.

Markus: Nein, haben wir nicht.

Holger: Das will ich noch mal betonen.

 

Das neue Schlenkerla Rauchbier

Markus: Mal schauen, ob du es beim zweiten auch errätst. Das ist schwerer. Nein, aber da muss ich natürlich auch ein bisschen erzählen, das ist nämlich ein Bier, das ist wirklich ganz neu, obwohl es aus der ältesten Brauerei von Bamberg kommt, Schlenkerla. Sagt vielleicht vielen was, weil die einfach für das Thema Rauchbier steht. Und die haben sich überlegt, sie wollen neben ihrer Palette, wo es normalerweise schon mit einem Märzenbier anfängt, also mit einem etwas kräftigerem vom Alkoholgehalt her und dann über einen Bock und Doppelbock geht, haben sich überlegt, sie machen auch mal ein Bier, was bewusst leichter ist. So in der Tradition der alten Nachgussbiere. Also früher hat man, wenn man ein Bier gemacht hat aus einer Menge Malz, hat man ja Wasser draufgegeben und das Wasser ist dann durchs Malz, hat die Inhaltsstoffe herausgelöst und dann hat man daraus das Bier gemacht. Und hat dann, wenn das Malz schon einmal verwendet worden ist, den ganzen Prozess wiederholt. Und dann war natürlich nicht mehr so viel Inhaltsstoff drin, dementsprechend sind leichtere Biere entstanden, so ungefähr mit einem Prozent Alkohol, und das hat man in Bamberg das Hansler genannt, oder Heinzlein auf Hochdeutsch. Und das hat das Schlenkerla jetzt wiederbelebt, aber eben mit Rauchbier. Und das ist natürlich sehr, sehr spannend, weil dieser Rauch viel Aroma gibt und diese fehlenden Alkoholprozente dadurch ganz gut ersetzt. Und das finde ich wirklich vom Geschmack her und jetzt auch zum Start in so einen schönen Abend mal ganz gut. Ich trinke jetzt mal.

Holger: Ja, trinke mal.

Markus: Ja, sehr schön. Also so kann man sich auch mal zu Hause am Computer wohlfühlen und ein bisschen wie in der Kneipe zumindest. Weil bisher habe ich das tatsächlich immer nur in der Gaststätte getrunken, weil das gibt es auch erst seit ein paar Wochen in der Flasche oder eigentlich seit ein paar Tagen. Und vorher gab es das überhaupt nur im Lokal selber zu probieren. Ich glaube, du hattest auch schon mal, oder?

Holger: Ja, aber auch nur im Lokal und auch noch zu einer Zeit, da gab es das, glaube ich, eigentlich nur aus der Flasche, aber die Flasche war noch nicht mit Etikett versehen.

Markus: Stimmt, es gab kein Etikett.

Holger: Aber ich bin ja sowieso ein großer Schlenkerla-Fan und auch ein großer Rauchbier-Fan und kann überhaupt nicht begreifen, wenn irgendwer sagt, also das ist für ihn irgendwie unangenehm. Also das verstehe ich einfach nicht. Weil das so großartig ist und wenn man dann weiß, der Schlenkerla einfach auch eine Brauerei ist, die ausschließlich nur mit selbstgemachtem Rauchmalzen arbeitet, und sich auch mit der Geschichte ein bisschen auseinandersetzt von der Brauerei, dann ist das schon wirklich super, also wirklich super.

Markus: Ja, ist ein tolles Gesamtpaket. Natürlich ist es für die Touristen auch Pflicht da vorbei zu gucken, weil halt Rauchbier nun mal eines der Dinge ist, die man in Bamberg einfach probiert haben muss. Aber es hat eben auch viel damit zu tun, dass der Matthias Trum, der da zurzeit der Inhaber ist, auch wirklich sich unheimlich kümmert und sehr auch dran ist, die Sachen möglichst authentisch zu machen. Und die haben zum Beispiel auch die ganze Gaststätte vor kurzem renoviert. Da kamen dann die Malereien von vor über 100 Jahren wieder zu Tage, und da ist das wirklich auch eine echte Kathedrale, wenn man vor Ort ist und dort sein Bier genießt. Das macht schon richtig Spaß und ist wirklich eine kleine Zeitreise, auch wegen des Bieres.

Holger: Unbedingt, aber sehr lustig, dass du sagst, das ist zurzeit der Inhaber. Also sehr lustig.

Markus: Bei diesen Familienunternehmen ist das ja immer nur so eine Episode. Man muss sich überlegen, die Brauerei gibt es seit 1405, mindestens, also da wurde sie zum ersten Mal erwähnt. Wahrscheinlich ist sie natürlich älter. Und das heißt, stelle dir mal vor, du bist eben in einem Laden und den gibt es seit über 600 Jahren. Und da sind halt dann viele Generationen vor dir und hoffentlich auch noch viele nach dir, und dann bist du halt einfach eine Erscheinung auf Zeit.

Holger: Aber die sind ja schon auch eine ganze Zeit schon mit dem Schlenkerla verbunden.

Markus: Das stimmt.

Holger: Also in unserer schnelllebigen Zeit wäre ja schon 25 Jahre eine Generation, also das wäre ja schon was. Und die sind ja schon doch ein bisschen länger dabei.

Markus: Ja, ja, auf jeden Fall. Also ich sag mal so, mir ist das ein bisschen bewusstgeworden, weil ja gestern oder vorgestern eine traditionelle fränkische Brauerei verkündet hat, dass sie eben aufhören. Und da hat die Inhaberin, die junge Nachfolgerin, die vor zehn Jahren sowas ungefähr übernommen hat, eine sehr, sehr rührige Rede auch gehalten dazu. Und da hat man sehr viel rausgehört, was das auch für eine Bürde ist, wenn du so ein Familienunternehmen hast und da reingeboren wirst und quasi mit deiner Geburt schon dazu bestimmt oder verdammt bist, da eben mal das Ruder zu übernehmen. Und es eigentlich keinen interessiert, ob du das willst oder kannst oder wie auch immer, du musst es einfach. Viele kommen ja erstaunlich gut mit der Situation zurecht, viele nicht so. Und ich habe dann schon auch wirklich großen Respekt davor, wenn jemand auch mal sagt, okay, es ist auch irgendwie mal gut. Und wenn es eben nicht geht, dann geht es auch mal nicht. Und das muss man auch respektieren und finde ich auch eine gute Entscheidung. Weil das Unternehmen da dann nicht im Vordergrund stehen darf vor den Menschen sozusagen.

 

Die Zukunft der Familienunternehmen

Holger: Ja, gebe ich dir vollkommen recht. Also es ist dann ja auch irgendwo dann kein Erbe mehr im klassischen Sinne, wie man das so kennt. Das ist eigentlich schon fast ein Vermächtnis. Und das Wort ist groß und damit ist eigentlich auch die Aufgabe ziemlich groß. Also das ist schon was.

Markus: Ich meine, die Frage ist halt, ob es nicht sinnvoller wäre, sowas, was weiß ich, in eine Stiftung zu überführen, die dann die Familie unterstützt oder so und dann könnte man auch immer Geschäftsführer anstellen oder Geschäftsführerinnen, die die dann da vielleicht auch ohne diese ganze familiären Bürden und sowas agieren kann.

Holger: Ja, gibt es Modelle dazu, aber muss man natürlich auch denken können.

Markus: Naja, mal sehen. Also das ist natürlich jetzt ein Thema, was glaube ich eigentlich eine Zeit lang jetzt eher verschwunden war, weil ja einfach die wirtschaftliche Entwicklung und allgemeine Entwicklung in der Bierszene glaube ich seit 15 Jahren oder 10 Jahren so läuft, dass man eigentlich sehr gut nach vorne geschaut hat, aber jetzt gerade mit der aktuellen Zeit, wo die natürlich alle mit ihrem Absatz kämpfen, kann ich mir vorstellen, dass das durchaus wieder ein Thema wird, wer als Nachfolger eben weitermacht oder vielleicht aufhört.

Holger: Unbedingt. Die Werneck Brauerei ist nach 400 Jahren jetzt Geschichte. Und wenn man da die Ansprache halt dann auch gesehen hat, wie emotional das war, also hinterher ging es ja fast gar nicht mehr.

Markus: Also das hat mich schon sehr bewegt. Und da merkt man eben auch, was das mit Menschen machen kann so ein Druck. Und insofern, also ich bin natürlich ein großer Fan von dem Thema Familienunternehmen und finde das auch spannend und finde es auch toll, dass es solche Traditionen bei uns gibt, aber man muss eben auch immer ein bisschen die andere Seite sehen und sehen, was das auch für die Leute bedeutet, die dann eben gerade am Ruder sind oder sein müssen. Und wer weiß, wenn unsere Kinder mal die BierAkademie übernehmen, haben sie dasselbe Problem.

Holger: Aber es ist natürlich völlig freigestellt, also sie müssten es nicht tun. Das muss man auch auf jeden Fall betonen.

Markus: Schaut vielleicht auch aktuell gar nicht so aus, aber wer weiß. Also hätte ich jetzt, also mir wäre es auch egal. Wenn nicht, dann halt nicht.

Holger: So ist es. Ja.

Markus: Ist das ein gutes Bier. Also wirklich spannend. Also vielleicht noch mal kurz für Leute, die zuhören und mit dem Rauchbier gar nichts anfangen können. Es ist halt einfach eine historische Geschichte. Vor über 100 Jahren waren die Biere in Mitteleuropa alle so, weil das Malz einfach nur über offenem Feuer getrocknet werden konnte. Und überall haben sich moderne Mälzereien dann eben haben Einzug gehalten. Und in Bamberg haben eben zwei Brauereien gesagt: Nein, wir machen unser Malz so wie immer, mit Rauch über offenem Feuer. Und deswegen gibt es das bei uns, und deswegen ist das halt auch wirklich was Besonderes. Denke ich mal, hast du wieder Durst bekommen, oder?

Holger: Also ganz ehrlich gesagt, ich habe es noch nicht ausgetrunken.

Markus: Na also.

Holger: Aber fast, fast eigentlich.

Markus: Dann mal den Rest. Aber ist natürlich auch was, wir haben natürlich vernünftige Verkostungsgrößen in Franken. Da trinkt man halt das Bier im Seidla. Und ein halber Liter ist dann doch immer ein halber Liter.

Holger: Ja, absolut. Aber ich hatte auch wirklich Durst und das habe ich eigentlich immer abends. Und wie gesagt, dann suche ich mir einen Freund. Und der wohnt bei mir im Kühlschrank der Freund und der freut sich auch auf mich.

Markus: Auch wenn er dann geleert wird?

Holger: Unbedingt. Also der fließt ja in so einen unglaublichen Körper hinein. Das tut ihn freuen.

Markus: Eben, der darf Teil von etwas ganz Großartigem werden, das ist ja doch ganz schön.

Holger: So ist es. Jetzt willst du wissen, was ich mir da noch ausgesucht habe. Ja?

Markus: Ja, und ich muss sagen, ich bin jetzt wirklich eigentlich angefixt, dass ich es ja irgendwie herausfinden müsste, aber es ist wirklich schwierig, weil da ist natürlich die Auswahl bei dir glaube ich ziemlich groß. Vielleicht ein eher kräftigeres Bier?

Holger: Sehr gut. Also geht genau, also jetzt würde man früher da würde man ja immer sagen, warm.

Markus: Warm, okay.

Holger: Und jetzt könnte man, also man könnte sagen, heiß. Du bist jetzt wieder genau in der richtigen unterwegs. Also ich mache es mal auf.

Markus: Also wir müssen da wirklich mal zu Wetten, dass …, das ist witzig, wenn man das anhand des Öffnen-Geräusches erkennen kann, um welches Bier es sich handelt.

Holger: Ich gebe dir jetzt einen ganz heißen Tipp. Auf dem Kronkorken rollt einer ein Fass.

Markus: Der Bambergator.

 

Bambergs stärkstes Bier

Holger: So ist es. Das stärkste Bier Bambergs.

Markus: Schön, dass du dir noch ein Bamberger Bier ausgesucht hast. Ich bin ja begeistert.

Holger: Unbedingt. Nee, also ich bin begeistert, also von der oberfränkischen Bierkultur überhaupt. Und habe mir halt gedacht, also den ersten Podcast mit dir, da kommen nur Bamberger Biere in Frage, also ehrlich gesagt.

Markus: Ja, also Bambergator ist natürlich Pflicht. Also das ist ja auch in Bamberg immer ein Thema bei den Bockbieranstichen. Wenn jede Brauerei das macht, das ist ja wie Volksfest für einen Tag, nur dass es eben keine Fahrgeschäfte gibt, sondern in der Regel einfach nur einen Bierausschank und vielleicht noch einen Bratwurststand. Und dann stellen sich die Leute an, warten eine halbe Stunde, eine Stunde, dass sie ein Bier bekommen, trinken dann an so einem Abend drei, vier von dem Doppelbock und gehen ganz glücklich wieder nach Hause. Also das ist schon eine unglaubliche Kultur eigentlich, das habe ich schon als Jugendlicher erlebt und finde es spannend, dass sich das gehalten hat und sogar eher größer geworden ist. Also die Bockbieranstiche werden eigentlich immer mehr besucht.

Holger: Unbedingt. Und außerdem habe ich mir auch, also hier weht halt so ein ganz heftig kalter Ostwind und da habe ich gedacht, zu der Stimmung da draußen, also es friert ja nachts, da passt doch so ein Bambergator doch ganz gut dazu.

Markus: Schön, ach, das ist ja … Hatte ich auch in der Hand, habe ich mir überlegt, habe mich dann doch für ein anderes Bier entschieden. Aber schön, dass es auf diesem Wege doch Eingang gefunden hat. Auch das, jeder, der vielleicht mal nach Bamberg kommt und wenn die Brauereien wieder offenhaben dürfen, unbedingt mal ins Fässla gehen. Das ist schon eigentlich eine der Brauerei-Gaststätten, wo die Kultur noch am ursprünglichen gelebt wird. Also da kann man wirklich, wenn man zu fünft reinkommt, um neun, halb zehn, wenn die aufmachen, da ist schon die komplette Besetzung da, so ein Bamberger Urpublikum, was da eigentlich auch jeden Tag sitzt. Manche spielen Karten, manche unterhalten sich, manche sitzen einfach nur schweigend da und verbringen da mehr oder weniger ihren ganzen Tag. Also das ist schon echt erstaunlich.

Holger: Seit 1649. Ganz kurz noch mal zum Thema Stammwürze. Das sollten wir ganz kurz erklären. Also ich erkläre es immer so, also wenn man jetzt die Maische kocht, also quasi das Malz mit dem Wasser vermengt und dann das Malz sozusagen auskocht, dann hat man eben eine Menge an Malzextrakt sozusagen. Also das extrahiert man ja aus dem Malz im Verhältnis zur Flüssigkeit. Also wenn man sich jetzt vorstellt, man einen Liter Flüssigkeit und wenn jetzt ein normales Bier meinetwegen 12 Prozent Stammwürze hat, hat man 120 Milliliter Malzextrakt auf einen Liter Flüssigkeit. Und wenn man jetzt sagt, man hat eben 21 Prozent Stammwürze, dann hat man halt 210 Milliliter. Und weil daraus ja dann der Zucker kommt und der wird ja dann später in Alkohol und Kohlensäure verwandelt von der Hefe, bestimmt man eben bei dem Prozessschritt, wieviel Alkohol hinterher das Bier hat.

Markus: Genau. Oder haben kann, also weil es ja auch viel damit zu tun hat, also man misst das ja deswegen, weil der Staat einfach sagt, darüber kann ich dann auch meine Steuern bestimmen. Denn wieviel Alkohol am Ende der Brauer macht, das ist ja dann mehr oder weniger sein Problem. Weil ich kann ja dann die Hefe so bearbeiten, dass sie mir fast die Hälfte von der Stammwürze zu Alkohol macht oder eben vielleicht eher nur ein Drittel. Und würde der Staat jetzt nur den Alkohol besteuern, dann wäre das natürlich für den Brauer eine Möglichkeit ein bisschen zu tricksen. Und so sagt man, okay, wir besteuern die Stammwürze und dann ist es jedes Brauers eigenes Geschick, was er jetzt eben an Alkohol am Ende rausholen will oder kann. Also früher war es ja immer wichtig, eher viel Alkohol zu haben. Heute versucht man durchaus auch stärkere Biere zu machen, die mit viel Stammwürze nicht so viel Alkohol haben.

Holger: Und trotzdem gibt es ja die Faustformel: Stammwürze – 2 / 2 = Alkohol. Und wenn dann irgendein Schlauberger daherkommt und sagt, nee, das hat aber doch viel mehr, dann kann man immer noch sagen, also auf der Etikettenangabe gibt es ja auch noch mal eine Karenz von plus, minus 0,5 bei so starken Bieren. Und dieses Bier hat jetzt, also zumindest laut Etikettenangabe 8,5 Prozent Alkohol.

 

Das Geburtstagsbier

Markus: Auch nach der Wirkung, wenn man sich die Leute bei Bockbieranstichen mal anschaut, das haut schon ganz schön rein. Insofern. So, dann gehe ich jetzt doch mal an, das ist ja dann quasi unser letztes Bier für heute, und ich bin auch im Bamberger Land geblieben. Und weil ich ja in ein paar Tagen Geburtstag habe, habe ich mir gedacht, ich nehme eine Brauerei, die ein bisschen was damit zu tun hat und habe mir vom Kundmüller aus Weiher das Hopfala geholt. Das ist ein India Pale Ale und die Brauerei wurde 1874 gegründet, 100 Jahre bevor ich geboren wurde. Und da habe ich gedacht, da muss ich doch mal ran und schenke mir das jetzt mal ein. Jetzt fällt mir grad ein, jetzt habe ich ein bisschen verquatscht, dass du es gar nicht mehr erraten kannst. Aber du kannst dann mal raten, wie viel Alkohol das hat. Das wäre ja auch ganz witzig. Mal schauen, ob du das raushören kannst.

Holger: Also ich würde jetzt tippen, es hat 6,5 Prozent Alkohol.

Markus: Warm.

Holger: 6,8 Prozent Alkohol.

Markus: Es wird wärmer.

Holger: Oha. 7,1 Prozent Alkohol.

Markus: Es ist noch ein bisschen wärmer geworden, aber wir sind noch nicht ganz am Ende angelangt.

Holger: Oha. Also dann 7,4.

Markus: Jetzt bist du ganz nah dran.

Holger: Also 7,5.

Markus: Genau. 7,5, schon ganz ordentlich. Der eine oder andere würde vielleicht auch eher sagen, ein Imperial IPA, weil es ja doch schon ein bisschen deutlich mehr Umdrehungen hat. Aber auf der Flasche steht es als IPA und ist ein Collaboration Brew, also ein Sud, den die Brauerei in Weiher gemeinsam gemacht hat mit der Fat Head’s Brewery aus den USA. Da war ich auch schon vor Ort, in Portland sitzen die. Also da sitzen sie nicht unbedingt, aber da war zumindest eine ihrer Filialen, wo ich drin war und das Bier auch selber verkosten konnte. Ja, jetzt muss ich doch mal einen Schluck nehmen, nachdem es ja schon so schön vor sich hin strahlt. Genau, wie gesagt, muss man erst mal reinriechen, weil das hat durch den vielen Hopfen natürlich einen ganz schön fruchtigen und schönen angenehmen Geruch. Oh ja, da komme ich jetzt schön in meinen Abend hinein.

Holger: Also ja, du wirst lachen. Ich hatte auch gedacht, Mensch, ist das jetzt okay, einfach nur so ganz typische Bamberger Klassiker auszuwählen? Und ich hatte auch ein IPA in der Hand, und zwar von Maisels, aber habe mich dann doch für den Bambergator entschieden. Also du siehst …

Markus: Was dich völlig ehrt, finde ich gut.

Holger: Ja, also du siehst, wir sind gar nicht so weit auseinander da an der Ecke.

 

Die Erfolgsgeschichte von Kundmüller aus Weiher

Markus: Ja, wie gesagt, ich wollte einfach, nachdem ich ja dieses Jahr zum ersten Mal wahrscheinlich überhaupt einen sehr einsamen Geburtstag haben werde, habe ich gedacht, dann nehme wir wenigstens mal ein kräftiges Bier, was mich gut darauf vorbereitet. Ist ja doch schon mal ganz schön. Ist überhaupt eine spannende Brauerei, also die haben ein unglaubliches Wachstum hingelegt, die hatten noch ein paar 100 Hektoliter im Jahr vor 20 Jahren, also kleine Gasthausbrauerei. Und jetzt haben sie deutlich über 20.000 und haben wirklich viele, viele Preise schon gewonnen und machen auch sehr tolle Biere, muss man sagen. Ist ein Brüderpaar, was das führt, auch wieder klassisches Familienunternehmens-Thema. Die haben das aber gut hinbekommen, glaube ich. Der eine Bruder macht eben eher das Betriebswirtschaftliche und der andere ist der Braumeister. Da kommt man sich nicht in die Quere und kann schön gemeinsam so eine Brauerei und offensichtlich auch mit sehr viel Erfolg führen. Das beeindruckt mich schon auch immer sehr, wenn ich dahinfahre.

Holger: Überhaupt ist ja bei dir im Landkreis, ja, das ist ja unbeschreiblich eigentlich. Also das ist ja wirklich ganz toll.

Markus: Ja, also man kann, wenn man jetzt den engeren Landkreis Bamberg nimmt, vielleicht mit ein paar Abrundungen, hat man locker 70, 80 Brauereien. Und das ist schon eine Aufgabe. Wenn man überlegt, dass jede von denen dann vielleicht nochmal fünf, sechs Biere macht, dann ist man da durchaus beschäftigt. Also kann man, wenn man jeden Tag ein anderes trinkt, ist man über ein Jahr lang alleine nur mit Bamberg beschäftigt.

Holger: Das Lustige ist ja, es gibt doch so eine App, die heißt Untapped, und da kann man ja Biere bewerten und da gibt es ja Menschen, die haben über 30.000 Biere bewertet. Und da frage ich mich halt immer, wie das geht in einem Leben?

Markus: Und mit einer Leber.

Holger: Also ich bin jetzt … ja, und auch mit einer Leber, ganz genau. Also das frage ich mich wirklich, also wie geht das? Aber trotzdem eigentlich eine ganz witzige App, um auch ein bisschen Orientierung zu finden.

Markus: Ja, finde ich auch spannend. Wobei ich eher dann immer auf RateBeer schaue, das ist glaube ich insgesamt ein bisschen älter. Und nachdem ich ja mich am Anfang eher so ein bisschen gegen diese ganze App-Kultur gesträubt habe und RateBeer ja noch ein klassisches Internetportal ist, war mir das immer etwas lieber. Aber Untapped habe ich auch installiert und schaue da auch immer wieder mal rein. Und witzig war das letztes Jahr, da hatte ich zum Bierfest in Nürnberg ein eigenes Bier brauen lassen, was wir dann auch dort ausgeschenkt haben. Und ich persönlich war gar nicht so begeistert davon, aber es wurde dann von den ganzen Leuten, die das verkostet haben, zu einem der besten Biere der ganzen Veranstaltung gewählt. Und das fand ich natürlich sehr schön.

Holger: Ja, kann ich gut nachvollziehen.

Markus: Ich muss nochmal einen Schluck nehmen.

Holger: Also der Bambergator, den habe ich natürlich jetzt auch nicht so kalt getrunken wie das Kellerbier übrigens. Die Flasche hatte ich viel früher schon rausgenommen. Das ist wirklich ein tolles Bier, also wirklich.

 

Bier bewusst alt werden lassen

Markus: Ja, ist auch eins, was man supertoll altern kann. Also ich hatte vor zwei oder drei Jahren mal eine Veranstaltung mit amerikanischen Journalisten hier und denen habe ich dann ein Bambergator serviert, der war glaube ich fünf oder sechs Jahre bei mir im Keller gealtert und hatte sich wirklich ganz, ganz toll entwickelt. Und das hatten die noch nie probiert so ein gealtertes Bockbier und waren auch völlig hin und weg. Also kann man jedem nur empfehlen, kauft euch einfach mal einen schönen Kasten dunkles oder zumindest Doppelbockbier, stellt das in euren Keller, vergesst es mal für ein paar Jahre und seht dann, was daraus geworden ist. Ganz spannend.

Holger: Unbedingt. Also da gibt es einige Biere, die aus der Doppelbockszene sich wirklich eignen. Also zum Beispiel Schneider Weisse Aventinus TAP6 wäre eine Empfehlung von mir in dem Zusammenhang.

Markus: Oder ganz einfach der Salvator.

Holger: Aber sollte nicht, ja, oder Salvator genauso, aber wir sollten nicht versäumen noch mal darauf hin zu weisen, dass Bier eigentlich ein Frischeprodukt ist.

Markus: Oh ja, natürlich. Also ein Nichtbockbier auf jeden Fall, das muss auf jeden Fall so schnell wie möglich so frisch wie möglich aus der Brauerei geholt werden und dann auch so schnell wie möglich getrunken werden. Deswegen würden wir natürlich nicht sagen, kauft euch einen Kasten und trinkt den so schnell wie möglich, sondern kauft halt das, was für euch gut ist von der Menge her und holt euch lieber öfters ein frischeres Bier in kleineren Mengen, da haben dann wirklich alle am meisten davon.

Holger: Ich sage ja immer, wenn irgendwann in der Politik da keiner Lust mehr darauf hat, das kann ja durchaus vorkommen, dann würde ich übernehmen. Aber natürlich nicht demokratisch, also ich würde dann gerne wieder zurück zur Monarchie und werde dann König von Deutschland. Und wenn ich dann König von Deutschland bin, ist das erste, du siehst mich dann ja in der Tagesschau, und das erste Gesetz, was ich dann einführe, ist die geschlossene Kühlkette für Bier.

Markus: Da ist fast nichts mehr hinzuzufügen. Wunderbar. Aber da sehen die Leute auch gleich mal, was das für eine Wirkung hat. Wenn man eine Flasche Bambergator trinkt, fühlt man sich doch gleich als König von Deutschland. Nicht schlecht. Ja, dann würde ich sagen, machen wir doch vielleicht für den heutigen Podcast mal Schluss an dieser Stelle und träumen noch ein bisschen von den guten Bieren und vielleicht auch vom nächsten Mal, wo wir uns dann vielleicht sogar einen Brauer einladen werden, oder?

Holger: Na, also das wäre natürlich ganz besonders toll. Ja. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend und den Zuhörern natürlich auch. Oder egal, man kann das ja auch morgens hören, den Podcast, oder mittags oder also egal, aber in den jetzigen Zeiten ist es wahrscheinlich am besten zu wünschen, dass alle gesundbleiben.

Markus: In diesem Sinne: Prost!

Biertalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

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