Oberfranken hat seine eigene Königin

Sabrina Lang aus Coburg ist als erste Oberfränkische Bierkönigin gekrönt worden

Sabrina Lang - Oberfränkische BierköniginRödental. Vor zahlreicher Politprominenz setzte der Vorsitzende von Bierland Oberfranken, Christoph Pilarzyk, der 25jährigen Hörfunkvolontärin die nagelneue Krone auf. Der Verein der oberfränkischen Brauereien hatte zudem in ein echtes Königinnen-Dirndl und ein rauschendes Krönungsfest investiert, das am Sonntagnachmittag im Biergarten der Brauerei Grosch in Rödental stattfand.

Sabrina Lang war als Vertreterin Oberfrankens am 11. April nach München gereist und hatte die Farben des Bierlandes bei der Wahl zur Bayerischen Bierkönigin vertreten. Nach der knappen Niederlage gegen Maria Krieger aus Riedenburg erhielt sie schon am nächsten Tag die frohe Nachricht. Sie wird die erste Oberfränkische Bierkönigin. Am Sonntag war es dann so weit: Bei strahlendem Sonnenschein setzte Brauereichef und Bierland Oberfranken Vorsitzender Christoph Pilarzyk ihr das Krönchen aufs Haupt. Erster Gratulant war der Coburger Landrat und Mitglied im Kuratorium der Genussregion Oberfranken, Michael Busch, der auch gleich seine Freude ausdrückte, dass die erste Amtsinhaberin gleich aus seinem Landkreis kommt.

Sabrina Lang - Oberfränkische BierköniginDie neue Bierkönigin hatte im Anschluss an die Krönung sofort eine erste Herausforderung zu bewältigen: Pilarzyk bat sie, sein neuestes Bier, das „Anno 1492“, zu beschreiben. Professionell nahm sich Sabrina Lang der Aufgabe an: „Es hat eine schöne Kastanienfarbe und begrüßt mit starken Hopfenaromen. Beim Antrunk schmeckt man neben den honigartigen Malznoten auch einen Hauch des Raucharomas, das von den Rauchmalzen kommt. Im Abgang schmeckt man eine dezente Bittere des Aromahopfens, die einen sofort zum nächsten Schluck auffordert.“ Dem hatte Pilarzyk nichts mehr hinzuzufügen, und die zahlreichen anwesenden Gäste setzten zum ersten Prosit eines langen Biernachmittages an.

Die neue Bierkönigin zeigte sich sichtlich gerührt und bedankte sich bei Bierland Oberfranken für die Ehre, die Königinnenkrone tragen zu dürfen. Mit diesem Tag begann ihre einjährige Amtszeit, die viele Termine mit sich bringen wird. Schon am kommenden Dienstag, dem Tag des Bieres ist sie wieder unterwegs – im Auftrag der Region mit der größten Biervielfalt und Brauereidichte der Welt!

Text & Fotos: Markus Raupach

Die Bierfeen sind erwacht

Vier Nachwuchsbrauerinnen präsentierten „HolladieBierfee“

Die Bierfeen sind erwachtMemmelsdorf/Trebgast/Hof. „Girls! Have fun!“ Unter diesem Motto präsentierten Yvonne Wernlein (Brauerei Haberstumpf, Trebgast), Isabella Straub (Brauerei Drei Kronen, Memmelsdorf) und die Schwestern Gisela und Monika Meinel-Hansen (Brauerei Meinel, Hof) am Samstagabend ihre neueste Bierkreation. Über 50 enge Freunde und Journalisten waren gekommen, um in der Trebgaster Bräuschänke das neue Bier mit dem schönen Namen „HolladieBierfee“ zu verkosten.

„Jetzt brauch ich schon seit über 40 Jahren Bier, aber meinst, mir hätte mal jemand ein Ständchen gespielt?“ Das war das Fazit von Hans Wernlein, für dessen Tochter Yvonne und ihre drei Kolleginnen eine lokale Künstlerin gerade ein „HolladieBierfee“-Lied vorgetragen hatte. Vier Stunden früher hatte der Abend mit dem Einmarsch der vier Brauer-Mädels begonnen. Jede mit einem Blecheimer auf dem Kopf und einer speziell angefertigten Schürze umgebunden. Jeder Gast bekam einen kleinen Schluck „HolladieBierfee“ frisch vom Fass als Aperitif, und dann erklärte jede der vier „Bierfeen“ ihren Beitrag zu dem „Frauenbier“. Yvonne Wernlein stellte mit Trebgaster Brauwasser den „Körper des Bieres“, Isabella Straub zeichnete für Sudhaus und Malz – die „Seele des Bieres“ – verantwortlich. Für die fruchtige „Würze des Bieres“ sorgte Gisela Meinel-Hansen, die eine spezielle Komposition verschiedener edler Hopfensorten zusammengestellt hatte. Ihre Schwester Monika schließlich organsierte den „Geist des Bieres“ – eine Ale- und eine Champagnerhefe.

Die Bierfeen sind erwachtHeraus kam nach drei Monaten Reifezeit ein feines Starkbier mit sechs Prozent Alkohol, das Hans Wernlein spontan so beschrieb: „Der Hopfengeruch steigt sofort in die Nase, die Farbe ist leicht orange. Auch im Geschmack wirkt es sofort orangig und fruchtig, ist sehr schlank und im Nachtrunk leicht hopfig. Für mich ein echtes Frauenbier!“ Mit am Tisch saßen Dr. Bernd Sauer, Schatzmeister von Bierland Oberfranken und Hans-Jürgen Päsler, Vorstand der Kulmbacher Kommunbräu. Sauer freute sich über das „innovative“ Bier, das im schlanken Sektglas auch „einfach mal erfrischend anders präsentiert“ wurde. Für ihn ist HolladieBierfee „eine bezaubernde Idee“, bei der er sich vorstellen kann, dass „so manche Frau schwach wird“. Während Sauer das Bier eher als Aperitif oder zum Nachtisch sieht, würde Kommunbräu-Vorstand Päsler es „eher am Abend zum Runterkommen“ genießen. Mutig fand er die Abfüllung in 0,33 und 0,75 Liter Flaschen, aber seine Frau klärte auf: „Das ist für uns doch ideal. Ein halber Liter ist mir immer zu viel, da ist die kleine Flasche genau richtig. Und die große ist prima zum Verschenken!“

Zu ihrem Bier servierten die vier Brauerinnen auch ein kleines Menü, bestehend aus „Bierfee-Krüschdla“ (dunkles getoastetes Bauernbrot mit Spinat, Schinken und verschiedenen Käsen), „Bierfee-Küchla“ (Weißbier-Mango-Muffins) und „Bierfee küsst Früchdla“ (Zitronensorbet in einem Früchtebett, mit HolladieBierfee aufgegossen). Insbesondere der letzte Gang faszinierte alle Anwesenden, die noch bis nach Mitternacht in der Bräuschänke saßen und ihre Bierfeen hochleben ließen. Die zeigten sich sichtlich beeindruckt. Isabella Straub meinte gerührt: „Die Stimmung hier ist richtig Klasse, seit der ersten Minute! Das freut mich natürlich, wo wir so viele Stunden in das Bier investiert haben. Die Leute haben außerdem schon viele Flaschen gekauft, das ist echt super!“ Und Hausherrin Yvonne Wernlein ergänzte: „Ich bin echt geplättet, ich hätte nie gedacht, dass die Gäste so lange sitzen bleiben, ich bin überglücklich!“ Es ist also wahrscheinlich, dass die acht Hektoliter HolladieBierfee auch ähnlich schnell ausgetrunken sein werden wie die Premieren-Edition aus dem letzten Jahr. Doch auch dann wissen die vier Frauen schon, was zu tun ist: „Dann machen wir eine Herbstedition, dunkel und schokoladig“, schwärmte Monika Meinel-Hansen.

Text & Fotos: Markus Raupach

Neues Zentrum der Bierkultur eingeweiht

Georg Rittmayer feierte mit vielen Gästen seine neue Brauerei

Geotg Rittmayer - Zentrum BierkulturHallerndorf. Das sind Bilder, die man in Franken gerne – und glücklicherweise immer öfter sieht: Eine neue Brauerei wird eingeweiht. Allerdings sind nur die Gebäude und Anlagen der neuen Brauerei Rittmayer in Hallerndorf wirklich neu – die Geschichte der Traditionsbrauerei blickt auf fast sechs Jahrhunderte zurück. Am Wochenende feierte Rittmayer mit viel Prominenz, aber auch allen Bürgern, Freunden und Fans die Einweihung seiner neuen Brauerei.

Die neue Anlage ist in jeder Hinsicht auf dem aktuellsten Stand. Ausschließlich regenerative Energie versorgt das 3,5 Millionen-Projekt, weswegen es das Prädikat „Solarbier-Brauerei“ tragen darf. Die zu 100 Prozent CO2-neutral funktionierende Anlage braucht nur noch ein Zehntel der Energie einer herkömmlichen Brauerei. Die Herzstücke für diese Effizienz bilden das mit Holzpellets betriebene Kraftwerk und ein Wärmeschichtenspeicher, der dafür sorgt, dass die Restwärme bei jedem Arbeitsschritt gespeichert und später wieder genutzt werden kann. Logisch, dass Braumeister Georg Rittmayer, seine langjährige Lebensgefährtin Dani und die 28 Mitarbeiter stolz auf ihre neue Wirkungsstätte sind.

Geotg Rittmayer - Zentrum Bierkultur

Die 14 Standard-Sorten und zahlreichen Sonderbiere gehen von Hallerndorf in die ganze Welt. Dementsprechend international war auch das vertretene Publikum, das bis aus China und Australien anreiste. Am meisten begeisterte das neue „Bitter 42“, ein Pils, das mit 42 Bitter-Einheiten selbst Jever in den Schatten stellt. Georg Rittmayer braut allerdings nicht nur seine eigenen Biere. Sein neues Abfüllzentrum ist Anlaufstelle für zahlreiche andere Brauereien aus der näheren und weiteren Umgebung, die ihr Bier bei ihm in Flaschen und Fässer füllen lassen. Wer Interesse hat, die neue Braustätte und das Abfüllzentrum zu besichtigen, kann sich bei Georg Rittmayer melden und eine Brauereiführung vereinbaren.

Text & Fotos: Markus Raupach

„Ich werde eine würdige Herrscherin sein“

Die 27jährige Maria Krieger aus Riedenburg ist die neue Bayerische Bierkönigin

Maria Krieger - Bayerische BierköniginMünchen/Riedenburg. In einem spannenden Finale setzte sich die Brauerstochter aus Niederbayern gegen ihre sechs Konkurrentinnen durch und darf nun für ein Jahr den bayerischen Bierthron besteigen. Zweite wurde Veronika Huber aus Übersee am Chiemsee, dritte die Pappenheimer Mälzerstochter Sophie Wurm.

Zum vierten Mal ließ der Bayerische Brauerbund seine Bierkönigin wählen, und es sollte alles anders werden. Ein größerer Saal, Karten im freien Verkauf und ein dreigeteiltes Voting gaben der Veranstaltung ein neues Flair und jede Menge Spannung. Schließlich stand bereits vorher das Ergebnis des Online-Votings fest, in dem die Oberpfälzerin Eva Maria Karl noch vor Krieger gelegen hatte. Allerdings nur mit einem hauchdünnen Vorsprung von knapp 200 aus fast 30.000 abgegebenen Stimmen. Insofern war ein Kopf an Kopf Rennen vorprogrammiert.

Maria Krieger - Bayerische BierköniginNach einer ersten Vorstellungsrunde gings ans Eingemachte: Die Kandidatinnen mussten blind ein Bier wählen und es dann vor dem Publikum beschreiben und verkosten. Anschließend gab es für jede noch einige Fragen aus den Reihen der fünfköpfigen Jury. Hier konnte als einzige die Ostallgäuerin Daniela Prestele auf der ganzen Linie überzeugen. Mit Herzlichkeit, Charme und einem beeindruckenden Fachwissen meisterte sie die Prüfung mit Bravour. Andere Kolleginnen verwechselten Geschmäcker und Rohstoffe oder wählten gar das falsche Glas zum Bier. Sicherlich waren viele dieser Unsicherheiten dem Stress auf der Bühne geschuldet, allerdings gehört genau das später zu den wichtigsten Aufgaben der neuen Bierkönigin, die über 100 Tage im kommenden Regieringsjahr für das bayerische Bier unterwegs sein wird.

Überall im Saal verteilt saßen die Fangruppen der Kandidatinnen, und so kochte die Stimmung, als das Publikum nach der Jury zum letzten Voting aufgerufen wurde, das alles entscheiden würde. Denn sowohl die Jury, als auch das Publikum trugen jeweils ein Drittel zum Endergebnis bei. Das letzte Drittel bildete das bereits abgeschlossene Online-Voting. Bange Minuten, mitfiebernde Anwärterinnen auf der Bühne, schließlich wurde das Ergebnis verkündet: Maria Krieger gewinnt vor Veronika Huber und Sophie Wurm, die beide bei der Jury mächtig gepunktet haben mussten, um ihren großen Rückstand aus dem Online-Voting aufholen zu können. Der Riedenburgerin Krieger rollten zwischen den Jubelschreien auch Freudentränen über die Wangen – für die Marketingfrau der Riedenburger Brauerei ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Und so währte die Krönungszeremonie auch eine gute halbe Stunde, weil die übergroße Freude einfach immer wieder aus Maria Krieger herausbrach.

Bayerische Bierkönigin

Ihr erstes Statement als neue Bierkönigin Bayerns: „Ich bin unglaublich glücklich und ich verspreche, ich werde Euch eine würdige Herrscherin sein!“

Sie war zuvor einen Monat lang durch Ihren Landstrich gezogen, um Wahlkampf für die Internet-Abstimmung zu machen. Nun steht als erstes eine große Wahlparty in dem kleinen Städtchen an der Altmühl an – da wird sicher die ein oder andere Maß Freibier fließen. Die unterlegenen Kandidatinnen waren natürlich traurig, doch Sophie Wurm aus Mittelfranken beispielsweise konnte ihrem dritten Platz auch etwas Gutes abgewinnen: „Ich bin voll zufrieden und war eh schon überwältigt von der riesen Unterstützung in Pappenheim.“ Vier Wochen lang hatte sie mit Papa Biere verkostet, mit Mama Dirndl anprobiert und die Pappenheimer motiviert, für sie auf die Maustasten zu drücken. Ihre große Aufholjagd am Wahlabend hat auf jeden Fall jede Menge Respekt verdient. Ganz anders ist es bei Sabrina Lang. Die Radiomoderatorin aus Coburg konnte nicht zuletzt in ihrer eigenen Morning-Show die Werbetrommel rühren, aber eben am Abend nicht überzeugen. Nach der ersten Enttäuschung kam aber auch bei ihr die Feierlaune hoch und der erste Satz nach der Königinnen-Kür lautete: „Was für Bier gibts denn in unserem Bus auf der Heimfahrt?“ Die Oberfränkin dürfte also eine feucht-fröhliche Heimreise gehabt haben. Sie und Sophie Wurm sollten auf jeden Fall als Vorbilder dienen, damit im nächsten Jahr vielleicht doch eine fränkische Kandidatin den Mut und das Durchsetzungsvermögen besitzt, den Bayern den Bierköninginnen-Thron zu entreißen – es wäre an der Zeit!

Text & Fotos: Markus Raupach

Zwei Kreuzberge und ein Bier

Die Franziskaner vom Kreuzberg in der Rhön brauten gemeinsam mit Norbert Winkelmann im Brauhaus am Kreuzberg in Hallerndorf

Zwei Kreuzberge und ein BierHallerndorf. Die Mönche des Franziskaner-Klosters auf dem Kreuzberg in der Rhön haben Norbert Winkelmann vom Hallerndorfer Kreuzberg besucht und gemeinsam mit ihm den neuen Pilgertrunk eingebraut. Mit dabei hatten sie unter anderem auch echtes Kreuzberg-Quellwasser, das zusammen mit dem Wasser aus der Hallerndorf-Kreuzberg-Quelle die Grundlage des Bieres bildet.

Ein Brauer-Leben schreibt viele schöne Geschichten. Vor etwa einem Jahr landete eine Glosse auf dem Tisch von Bruder Martin, dem Leiter des Franziskaner-Kloster auf dem Kreuzberg in der Rhön landete. Darin ließ sich ein Zeitungsredakteur in der Rhöner Mundart über die vermeintlich „schlafenden“ Klosterbrüder von „seinem Kreuzberg“ aus. Erst habe er an einen Aprilscherz gedacht, doch tatsächlich: Ein Bischof hat Bier auf dem Kreuzberg gebraut, aber nicht auf seinem Kreuzberg, sondern auf „dem annere Kreüzberch“ in Hallerndorf. Gerade als der Franziskaner, auf dessen Kreuzberg seit 1731 eine Brauerei betrieben wird, mit dem Lesen fertig war, klingelte das Telefon, und Norbert Winkelmann vom Hallerndorfer Brauhaus war dran.

Zwei Kreuzberge und ein Bier

Schnell stand der heiße Draht und die beiden beschlossen, gemeinsam ein quasi Doppel-Kreuzberg-Bier zu brauen. Mitte Februar war es dann soweit: Die Mönche bestiegen ihr Gefährt, und machten sich auf die lange Reise von der Rhön in die Fränkische Schweiz. Zwei Stunden und 150 Kilometer später staunten sie nicht schlecht, als sie das Ensemble aus Wallfahrtskirche, Brauhaus und Bierkellern zum ersten Mal erblickten. Mit im Gepäck hatten sie einen großen Bottich echtes Kreuzbergwasser aus der Rhöner Quelle, mehrere große Flaschen Bier und passende Krüge. „Aber nicht als Wegzehrung oder Notration“, wie Bruder Martin erklärte, „sondern als Gastgeschenk.“

Zwei Kreuzberge und ein BierNach einer kurzen Begrüßungsrunde ging es ans Eingemachte. Die Brüder Martin und Johannes Matthias, Geschäftsführer der Klosterbetriebe in der Rhön, machten sich gemeinsam mit Norbert Winkelmann an den gemeinsamen Biersud. Das Kreuzbergwasser aus der Rhön und Quellwasser vom Hallerndorfer Kreuzberg landeten in der Sudpfanne, das Malz in der Schrotmühle. Einige Stunden kochen, dann edler Aromahopfen hinzu. Am Abend schließlich war das Werk getan, und der fertige Sud landete nach einem Segen im Gär- und Lagerkeller, wo es sich die Mönche natürlich nicht nehmen ließen, aus den anderen Tanks gleich mal ein Bier zu zwickeln – man merkte, dass sie sich in einer Brauerei bestens auskannten.

Dazwischen war natürlich viel Zeit für Gespräche. Besonders Bruder Martin zeigte sich von dem Familienbetrieb in Hallerndorf beeindruckt: „Was für ein Gegensatz, bei uns arbeiten neben den sieben Mönchen über 70 Angestellte, und hier machen Sie das mit der Familie!“ Der 72jährige Klosterchef lebt erst seit knapp drei Jahren in der Rhön und leitete zuvor 18 Jahre in Halle eine katholische Pfarrei. „Da waren gerade mal 4% der Menschen katholisch, die Oberbürgermeisterin habe ich überhaupt nur einmal gesehen – und das war zu meinem Abschied“, wusste er zu berichten, „hier in Franken ist das Leben einfach vom Glauben geprägt. Und ich habe noch nie so gut gegessen wie hier!“

Zwei Kreuzberge und ein Bier

Für Mitbruder Johannes Matthias waren diese Erfahrungen quasi ein alter Hut. Schließlich wuchs er in der Rhön auf und machte sein Abitur am Bamberger Theresianum. Als Spätberufener stieg der gelernte Maschinenschlosser direkt im Kloster in der Rhön ein. „Das Brauen war für mich allerdings völlig neu“, gestand der Franziskaner, „aber wir sind ja nicht alleine.“ Damit meint er den angestellten Braumeister, der schon fast zu den Brüdern gehört. „Der letzte Franziskaner braute noch mit 90 Jahren seinen letzten Sud auf dem Kreuzberg. Das war in den 1960er Jahren. Danach übernahm dessen Lehrling, und heute ist wiederum dessen Sohn der Braumeister. Ein Stammhalter ist auch schon in Arbeit.“ Bruder Johannes Matthias kann auf eine echte Erfolgsgeschichte zurückblicken. In den letzten 15 Jahren konnte das Kloster unter seiner Geschäftsführung den Bierumsatz auf fast 10.000 Hektoliter pro Jahr verdoppeln. Das ist mehr als die zehnfache Menge des Hallerndorfer Kreuzberg-Bieres.

Zwei Kreuzberge und ein BierEs gibt also auch in einer Klosterbrauerei so etwas wie eine erfolgreiche Familientradition. Ähnlich wie in Hallerndorf, wo Familie Friedel-Winkelmann auf über 550 Jahre Brautradition zurückblicken kann. „Bei uns ist die Brauerei sogar zwei Jahre älter als die Kirche“, schmunzelt Norbert Winkelmann. Der Vater von vier Kindern muss sich wahrscheinlich keine Sorgen um die Fortführung des Familienbetriebes machen – Sohn Peter und Tochter Marika werden demnächst echte Biersommeliers.

Gebraut haben die Mönche gemeinsam mit Winkelmann übrigens den „Pilgertrunk“, ein uriges Siebenkornbier mit Malzen von Weizen, Gerste, Dinkel, Emmer, Einkorn, Hafer und Roggen. Wie jedes Jahr spenden die Friedel-Winkelmanns von jedem Liter ausgeschenkten Bieres 50 Cent für einen guten Zweck. Heuer kommt das Geld der Kreuzbergkirche zugute, die 550jähriges Jubiläum feiert und einigen Renovierungsbedarf aufweist. Im Ausschank ist der Sud der beiden Kreuzbergbrauereien ab sofort im Brauhaus am Kreuzberg. Die Mönche aus der Rhön haben allerdings einen erneuten Besuch bereits angekündigt – nach den Feiertagen werden sie sich persönlich von der Qualität des Doppel-Kreuzbergbieres überzeugen.

Text & Fotos: Markus Raupach

Neue, hochwertige Bierspezialitäten

Brauerei Gebr. Maisel positioniert neue Biere und setzt auf die besonderen Genussmomente

Neue, hochwertige BierspezialitätenMit Maisel & Friends präsentiert die Brauerei Gebr. Maisel, Bayreuth, ein völlig neues Konzept für hochwertige Bierspezialitäten. Gebraut als neue, moderne Interpretationen internationaler Biertypen zeigen diese Biere, dass Bier weit komplexer und interessanter sein kann als dies bisher erwartet wird.

„Die Menschen suchen heute das Besondere und das Authentische“, sagt Brauereichef Jeff Maisel. Deshalb hat er die neue Marke Maisel & Friends ganz bewusst in einer Nische positioniert – hochwertig, aber dennoch bodenständig, besonders und überraschend, aber nicht abgehoben. Er baut dabei auf die über 200 jährige Brautradition seiner Familie und die Tatsache, dass schon immer gute Freunde dabei waren, wenn es bei den Maisels um guten Geschmack und neue Produkte ging.

Neue, hochwertige BierspezialitätenBei der Kreation der Edelbiere hat sich Jeff Maisel nicht nur auf seinen Geschmack verlassen, sondern sich Freunde ins Brauhaus geholt, die ihre Geschmacksideen mit eingebracht haben. Da ist zum Beispiel Stefan Sattran, ein Freund des Brauereichefs aus Jugendtagen, der heute als Delikatessenhändler, Weinhändler und Sommelier in einer anderen Genusswelt unterwegs ist. „Gerade der kreative Austausch mit Stefan Sattran hat mir viele neue Impulse gebracht“, sagt Maisel, der mit Marc’s Chocolate Bock auch ein Bier zusammen mit seinem Studienfreund und Braumeister Marc Goebel kreiert hat, das an ein Irish Stout erinnert. Für das Bavarian Ale, die moderne Interpretation eines klassischen bayerischen Weissbieres, steht der Brauereichef selbst Geschmackspate. Umgesetzt wurden die Biere von den Maisel-Braumeistern, die dabei natürlich streng die Vorgaben des Reinheitsgebotes eingehalten haben.

Angeboten wird Maisel & Friends in einer 0,75-Liter-Flasche. Dazu gibt es ein extra entwickeltes Glas mit breiter Tulpe sowie einen Flaschenkühler für den frischen Tisch-Service. Denn: Den besten Genuss bieten die Maisel & Friends-Biere bei 8 bis 10 Grad. „Wir wollen uns bewusst absetzen von den gewohnten Standards beim Bier“, sagt Maisel. „Die Biere sind etwas Besonderes. Sie sind mit einem Alkoholgehalt von über 7 Prozent stärker und kräftiger eingebraut, und sollen vor allem dazu einladen, sie mit guten Freunden zu genießen.“

Text & Fotos: Pressemitteilung der Brauerei Gebr. Maisel

Bamberger gewinnt DM der Biersommeliers

Der 24jährige Dominik Maldoner setzt sich in einem spannenden Stechen durch

Deutsche Meisterschaft BiersommeliersHallerndorf/Bamberg. Übung macht den Meister – Dominik Maldoner ist der beste Beweis dafür. Am Vorabend zur Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers am 16.2. in Hallerndorf traf sich der Braumeister der Malzfabrik Weyermann mit seinen Sommelier-Kollegen zum letzten Training. Dabei vorkosteten die fünf Bamberger Sommeliers unter anderem das EKU 28 aus Kulmbach. Und genau dieses Bier wurde in der allerletzten Verkostungsrunde des Stechens gereicht.

Maldoner lag zu diesem Zeitpunkt zwar bereits leicht in Führung, doch mit diesem Punkt machte er alles klar: Er ist der erste Deutsche Meister der Biersommeliers!

Ein spannender Wettbewerb

Deutsche Meisterschaft BiersommeliersAngefangen hatte alles um 12 Uhr mit einem Mittagessen im Bamberger Restaurant Weierich, von wo aus die Teilnehmer mit einem Bus zum Brauhaus am Kreuzberg in Hallerndorf fuhren. Dort ist um diese Jahreszeit normalerweise geschlossen – beste Voraussetzung für eine gelungene Meisterschaftsprüfung mit der nötigen Ruhe und Konzentration. Die erste Runde startete um 14.30 – auf die knapp 30 Teilnehmer warteten jeweils zehn verschiedene Biere – eingeschenkt in kleinen 0,2l-Gläsern. Dabei waren Bierstile aus aller Welt, vom böhmischen Pils bis zum amerikanischen Porter, die die Sommeliers herausfinden und zuordnen mussten. Keine leichte Aufgabe, schließlich hatten die Prüflinge nur ihre Nasen und Zungen, um die Biere zuzuordnen. Hier bereits setzte sich der spätere Sieger Maldoner mit 100% an die Spitze, davon erfuhr er allerdings bis zum Schluss noch nichts. Eine kurze Kaffeepause später folgte die zweite Runde. Wieder zehn verschiedene Bier, doch nun mit so genannten Flavours und Off-Flavours. Neben bekannteren Aromen wie Geranie, Essig und Vanille standen auch Substanzen wie Diacetyl, Isoamylacetat und Natrium-Hydrogencarbonat auf dem Programm. So schnüffelten, schwenkten und betrachteten die Sommeliers ihre zehn Gläser und legten sich nach und nach auf die Aromen fest. Wiederum eine gute Runde für Maldoner, bei acht von zehn Flavours lag der Braumeister richtig.

Das Stechen entscheidet

Deutsche Meisterschaft BiersommeliersAber noch war nichts gewonnen, ein Stechen mit den beiden nächstplatzierten, Hubertus Grimm vom Brauhaus Faust aus Miltenberg und Frank Lucas von der Stralsunder Brauerei musste entscheiden. Diesmal ging es in der Disziplin „Bier Dart“ darum, ein gereichtes Bier möglichst genau zuzuordnen. Beim ersten, einem belgischen Triple, lagen alle drei daneben. Beim zweiten, einem amerikanischen Cream Stout, setzte der Bamberger taktisch klug und legte sich lediglich auf die verwendete Hefe fest, während seine beiden Konkurrenten erneut versuchten, die exakte Marke zu erkennen. Sie lagen falsch, ein minimaler Vorsprung für Maldoner, der einen „Sicherheitspunkt“ gelandet hatte. Als das dritte Bier serviert wurde, verzogen sich die Mundwinkel des Braumeisters bereits beim ersten Schluck verdächtig nach oben – diese Bier hatte er erst am Vorabend mit seinen Bamberger Sommelierkollegen beim Training verkostet. Und so sagte er nur zwei Worte und wurde Deutscher Meister: „EKU 28“

Fassanstich in drei Schlägen

Deutsche Meisterschaft BiersommeliersGrimm und Lucas waren faire Verlierer und gratulierten noch am Spieltisch. Anschließend machte sich Dominik Maldoner sogleich an seine erste Amtshandlung: Der im Januar von den Biersommeliers Norbert Winkelmann (Brauhaus am Kreuzberg) und Hans Wächtler (Deutsche Bierakademie Bamberg) eingebraute Sommeliator wollte angestochen werden. Maldoner brauchte drei Schläge und schon konnte das süffige Bier in die Gläser der versammelten Sommelier-Runde fließen. Beim anschließenden festlichen Büffet blieben keine Wünsche unerfüllt, und der erste Deutsche Meister wurde gebührend gefeiert.

Deutsche Meisterschaft BiersommeliersDoch damit war der Abend nicht zu Ende, die Biersommeliers, 21 Männer und sechs Frauen, fuhren um halb neun Uhr abends mit dem Bus zurück nach Bamberg und teilten sich in kleinen Gruppen auf, um die verschiedenen Bamberger Brauereien zu besuchen. Hans Wächtler und Markus Raupach von der Deutschen Bierakademie in Bamberg führten die Gruppen, die ihren Bamberg-Besuch am Folgetag noch mit einer gemeinsamen Stadtführung und einem anschließenden Bamberger-Zwiebel-Essen im Schlenkerla krönten. Die nächste Hürde steht für Dominik Maldoner und 19 weitere Sommeliers am 15. September an. Dann wird in München der Weltmeister der Biersommeliers ermittelt…

Text & Fotos: Markus Raupach

Wieder DLG-Gold für Bayreuther Bio-Weisse

DLG-Gold für Bayreuther Bio-WeisseBereits zum sechsten Mal in Folge erhielt die Bayreuther Bio-Weisse mit der Goldmedaille die höchste Auszeichnung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Das naturbelassene Weissbier mit dem Bioland-Siegel überzeugte einmal mehr mit ihrer Qualität und ihrem Geschmack. Seit der Markteinführung 2007 wurde die Bayreuther Weissbierspezialität jährlich mit Gold dekoriert.

„Wir sind besonders stolz auf diese Auszeichnung, denn sie ist ein Zeichen für die hohe Kunst unserer Braumeister und deren Kontinuität“, betont Harald Riedl von den Bayreuther Biobrauern. Berücksichtigen muss man dabei, dass bei ökologisch angebauten Rohstoffen die natürlichen Qualitätsschwankungen größer sind als bei konventionell erzeugten Zutaten. „Umso mehr ist es eine herausragende Leistung unserer Braumeister, eine gleich bleibend hohe Qualität der Bio-Weisse zu ermöglichen – und das über Jahre hinweg“, so Riedl.

Bei der DLG-Prüfung wird jedes Bier einem strengen, drei Monate dauernden Test unterzogen, zu dem neben sensorischen Analysen auch umfangreiche und strenge Labortests gehören. Dabei werden neben der Haltbarkeit auch der Geruch, die Reinheit des Geschmacks, die Vollmundigkeit, die Rezenz, die Qualität der Bittere und die Geschmacksstabilität bewertet. Nur Biere, die die hohen Expertenanforderungen erfüllen, erhalten die Goldmedaille für höchste Genuss-Qualität. Diese Qualität drückt sich auch in den stetig und nachhaltig wachsenden Verkaufszahlen der Bayreuther Bio-Weisse aus. „Immer mehr Verbraucher achten auf den umweltschonenden Anbau und die Verarbeitung ihrer Lebensmittel“, so Harald Riedl.

Text & Foto: Presseinformation Bayreuther Bio-Brauer

„Wir denken Bier neu“

Von einem Oberfranken, der in Welt zieht, um Bamberger Bier zu verkaufen

Wir denken Bier neuChristian Klemenz, der im März 2013 sein 26. Wiegenfest feiert, wirkt bei der ersten Begegnung wie der sympathische, aber unscheinbare Verwaltungsangestellte von nebenan. Doch am klaren Blick und dem selbstsicheren Lächeln merkt man, hier steckt mehr dahinter. Und das stimmt. Der Jungunternehmer hat in den letzten zwei Jahren ein international agierendes Unternehmen aufgebaut, das ein ganz besonderes Ziel verfolgt: Fränkisches Bier in Indien und China zu verkaufen.

Das mag erst mal recht einfach klingen, doch dann kommen schnell die möglichen Hindernisse in den Sinn: Wie bringt man ein flüssiges Produkt heil über 12.500 Kilometer Seeweg? Wie kommt es dann an die Leute? Und vor allem: Wie funktioniert so etwas wirtschaftlich? Kein leichtes Unterfangen, insbesondere, wenn man gerade erst Anfang 20 ist, und nicht viel mehr als eine gute Idee vorzuweisen hat…

China und Indien bereits kennen gelernt

Wir denken Bier neuDoch diese Idee kam nicht aus heiterem Himmel. Schließlich konnte der gebürtige Kulmbacher Klemenz schon 2008 bei einem BWL-Auslandssemster in China die dortige Olympia-Luft schnuppern und zwei Jahre später im Rahmen seines Masterstudiums auch Indien für mehrere Monate kennen lernen. Dabei fielen ihm vor allem zwei Dinge auf: Erstens herrscht in einigen Bundesstaaten noch Prohibition. Das bedeutet, es gibt Alkohol nur in wenigen, offiziellen Verkaufsstellen, Ausländer erhalten Ausnahmegenehmigungen und nur wenige Hotels schenken Bier an der Theke aus. Trotzdem steigt allgemein der Bierkonsum auf dem Subkontinent. Zweitens ist deutsches Bier an sich zwar bekannt, nicht aber bestimmte Marken. Zudem genießen deutsche Produkte generell ein sehr hohes Ansehen im Land. Schließlich kennt man auch in Delhi Mercedes, Michael Schumacher und Bastian Schweinsteiger.

Vom Brainstorming zur Marke

Wir denken Bier neuSo saß Christian Klemenz Ende 2010 mit einem indischen Kommilitonen zusammen und überlegte, wie man ein deutsches Bier für Indien gestalten müsste. Schnell war klar: Der Name sollte einprägsam und gut auszusprechen sein, auch im für die Zukunft geplanten zweiten Markt China. So gingen die beiden die Markenregister durch und suchten vor allem nach ungenutzten Vornamen. Auf diesem Wege stießen sie auf „Erhard“, nicht zuletzt wegen des ehemaligen Wirtschaftsministers und Bundeskanzlers Ludwig Erhard, der als Vater des deutschen Wirtschaftswunders gilt. Ein Blick in die Kirchenbücher offenbarte zudem, dass der Heilige Erhard unter anderem als Wanderbischof und Missionar in Regensburg tätig war. So lag es nahe, beides zu verbinden und unter dem Namen „St. Erhard“ die Marke zu kreieren, mit der man den indischen Biermarkt „missionieren“ wollte. Nun blieb noch die Frage nach dem Bier an sich. Von der Farbe her, waren sich die Inder schnell einig, musste es anders sein als das bekannte, helle Bier, also dunkel. Der Geschmack sollte eher malzig mit wenig Hopfen und Kohlensäure sein. Das klang für den Oberfranken Klemenz sehr vertraut. Er orderte bei seiner Mutter flugs einige Flaschen fränkischen Kellerbieres, zu einem horrenden Preis per Luftfracht, und die zukünftigen Kunden waren begeistert!

Noch schnell fertig studieren

Zurück in Deutschland gab es für Klemenz nur eins: Schnell fertig studieren und sich dann sofort an die Umsetzung machen. Er holte noch zwei weitere Partner mit ins Boot, einen Kommilitonen aus Kiel und einen Freund aus der Nähe von Esslingen, den er beim Praktikum im Silicon Valley kennen gelernt hatte. Zusammen mit dem indischen Partner gründeten die drei am 1. Juni 2011 ihre GmbH – in Bamberg. Dies war ein Wunsch von Christian Klemenz, denn vermeintlich einfachere Standorte wie München oder Berlin wären für ihn nicht Teil der Botschaft gewesen, die er gemeinsam mit dem Produkt an den indischen Markt bringen wollte.

Keiner kennt Bamberg

Wir denken Bier neuEs sind schon einige auf die Idee gekommen, Klemenz wollte sich mit dem Ruf des Weltkulturerbes verknüpfen, doch weit gefehlt: Bamberg ist in Indien so gut wie unbekannt. So ist es eher die Stadt, die in der Werbung für St. Erhard als Kulissefür das „Elexir of Life“ dient, und auf diesem Weg neue Liebhaber auf dem Subkontinent findet. Klemenz sieht sich als fränkischer Botschafter in Indien, wo sich die meisten Regionen über die jeweilige Hauptstadt definieren, und so nun „Bamberg Area“ als Heimat guten Bieres einen Namen bekommt.

Woher kommt das Bier?

Nun hatten die Jungunternehmer also eine Marke und die Definition des Produktes. Allerdings ist keiner von ihnen Brauer. Eine Brauerei in Indien aufzuziehen, kam nicht in Frage, denn nur wirklich importiertes Bier gilt als genießbar. Also musste eine hiesige Brauerei gefunden werden. Nach vielen Gesprächen mit verschiedenen Brauern wurden sich die vier mit Georg Rittmayer aus Hallerndorf einig. Der findige und erfahrene Braumeister, der gerade erst eine topmoderne Brauerei in Hallerndorf in Betrieb genommen hat, tüftelte an seinem Rezept – weniger Hopfen, eine leichtere Mischung aus Wiener, Pilsener und Münchner Malz – und schon war der erste Testsud gebraut. Auf den Punkt, könnte man sagen, denn Klemenz und seine Partner waren sofort zu 100% zufrieden. Für die Flaschen suchten die vier nach einem exklusiven Design und vor allem einer durchsichtigen Flasche, damit die Kunden das Bier auch sehen können, was in Indien sehr wichtig ist. Statt einem Etikett einigte man sich auf ein hochwertiges Druckverfahren. Schließlich stellen die Inder so eine Flasche gerne mal direkt zum Kühlen ins Eis, wo das Etikett durch die Feuchtigkeit schnell verloren gehen kann. Um trotz des klaren Glases einen UV-Schutz zu haben, werden alle Flaschen nach dem Druck in einem zweiten Vorgang zusätzlich mit einem Spezial-Schutzlack beschichtet.

Das Bier kommt an

Und so war es ein denkwürdiger Tag, als im März 2012 die erste Ladung St. Erhard von Hallerndorf die Reise über nach Bamberg zum Verpacken und dann im Container nach Hamburg auf einen Frachter namens Tabea antrat, um einmal um die halbe Welt zu fahren und nach einer kurzen Zugfahrt in Delhi ausgeladen zu werden. Hier waren die Entrepreneure wieder selbst gefordert. Denn auch ein St. Erhard verkauft sich nicht von selbst. Klassisches Klinkenputzen in Läden und vor allem Hotels und Restaurants mit Alkohollizenz war angesagt, zum Auftakt organisierten die vier ein „Launch Event“ im bekanntesten Bierlokal von Delhi. Zu den Gästen zählten unter anderem ein berühmter Bollywood-Darsteller und der Leipziger Universitätsrektor Prof. Dr. Andreas Pinkwart, der gerade mit einer deutschen Delegation in der Stadt war. Mit dieser Veranstaltung war der Durchbruch geschafft, die erste Charge schnell ausverkauft, und einige Events der Deutschen Botschaft und Deutscher Unternehmen schmückten sich mit dem neuen Stern am indischen Bierhimmel. Als Ziel für 2013 haben sich die vier gesetzt, 1.000 Hektoliter zu exportieren, in etwa so viel, wie die Bamberger Brauerei Greifenklau pro Jahr herstellt. In fünf bis zehn Jahren soll St. Erhard schließlich die bekannteste deutsche Biermarke in Asien werden.

Ehrgeizig, aber nicht unrealistisch

Wir denken Bier neuWer die Geschichte bis hierhin verfolgt hat, dem ist klar, dass sich Klemenz & Co. sicher gerne ehrgeizige Ziele setzen, aber eben dann auch alles dafür tun, um erfolgreich zu sein. Deswegen konnten sie auch schon einen Business Angel gewinnen, der das neue Bamberger Bier nun mit zusätzlichem Geld und Knowhow unterstützt. Neben den Standorten in Indien und bald auch China haben sich übrigens eher zufällig schon mehrere Gastronomen aus Deutschland für das trendige Franken-Bier interessiert. So gibt es St. Erhard nun beispielsweise auch im Hamburger Schanzenviertel, wo es sich anschickt, Becks und Jever den Rang abzulaufen. Christian Klemenz und seine Partner wollen allerdings den einheimischen Brauereien in Bamberg und Umgebung keine Konkurrenz machen, sondern sehen sich eher als Botschafter für hochwertiges fränkisches Bier. Schließlich wird St. Erhard nicht – wie manch vermeintlich fränkisches Bier – im Getränkemarkt verramscht, sondern liegt auch preislich in einem Segment, das dem Image gerecht wird. Wenn alles gut läuft, möchte man vielleicht sogar eine eigene Braustätte in der Domstadt etablieren, doch das ist für Klemenz tatsächlich erst mal noch Zukunftsmusik…

Der Geschmackstest

Wir haben das St. Erhard auch gleich der härtesten Prüfung unterzogen, es nämlich zwei Experten vorgesetzt: Braumeister und Biersommelier Hans Wächtler von bierakademie.net und Brauer, Edelbrenner, Koch und Biersommelier Norbert Winkelmann vom Brauhaus am Kreuzberg in Hallerndorf. Und tatsächlich: Die beiden waren sich einig: Ein richtig gutes fränkisches Kellerbier. In ihrer Sommeliersprache heißt das: „Das Bier hat eine ansprechende, warme Bernsteinfarbe und einen ausgeglichenen Geruch mit Hopfen- und Malznoten. Einem leicht süßlichen Antrunk folgt ein rundes, volles Mundgefühl, an das sich ein angenehm bitterer Abgang anschließt. Insgesamt bringt dieses Bier perfekt das fränkische Bierkeller-Feeling rüber, ist süffig, vollmundig und rund.“

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann entweder nach Indien oder Hamburg reisen, oder sich im IGZ Bamberg in der Kronacher Straße 41 eine Kostprobe abholen. Christian Klemenz freut sich immer über Besuch und auf Gespräche mit Bierliebhabern. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite www.st-erhard.com bzw. bei Youtube unter dem Stichwort „St. ERHARD“.

Text: Markus Raupach, Fotos: St. Erhard GmbH

Eine gelungene Komposition

Vier Braumeisterinnen kreieren Frauenbier

Frauenbier - HolladieWaldfeeMemmelsdorf/Hof/Trebgast. „Wie schmeckt ein Frauenbier?“ Diese Frage stellten sich vier Nachwuchsbrauerinnen aus Franken. Spezialmalze, erlesene Aromahopfen und weibliche Braukunst geben die Antwort – und das Bier heißt: HolladieWaldfee.

Monika und Gisela Hansen haben bereits in den letzten Jahren nach und nach das Ruder in der Meinel-Brauerei in Hof übernommen. Natürlich mischt Vater und Bayerischer Bierordens- sowie Frankenwürfelträger Hans-Joachim Hansen auch noch mit. Doch er ist stolz, dass seine beiden „Mädels“ nicht nur die bewährten Klassiker weiterbrauen, sondern auch neue Wege gehen. Dritte im Bunde ist Yvonne Wernlein, Tochter von Hans Wernlein, mit dem sie zusammen für die Brauerei Haberstumpf verantwortlich zeichnet. Dort hat sie in Eigenregie mittlerweile eine neue Brauereigaststätte nebst urigem Biergarten aufgebaut. Isabella Straub aus Memmelsdorf bei Bamberg braut mittlerweile auch schon seit zwei Jahren die Biere der Brauerei Drei Kronen und verfügt über ein wahres Kleinod, auf das auch ihr Vater Hans-Ludwig Straub besonders stolz ist: Ein großes kupfernes Kühlschiff, mit dem man Bier noch auf traditionelle Weise herstellen kann.

Bier-Geburt in Memmelsdorf

Frauenbier - HolladieWaldfeeDort trafen sich die vier Braumeisterinnen Ende Juni diesen Jahres, um ihren ersten gemeinsamen Sud einzubrauen. Ein „Frauenbier“ sollte es werden, von Frauen für Frauen. Heraus kam nach fünf Monaten Reifezeit ein „Obstkorb mit Blumenduft“. So beschreibt es der erste Tester, ein Bierfreund aus Hof, der sich auf der ersten Seite im Poesiealbum des Bieres verewigt hat – auch das dürfte einmalig in der Bierwelt sein. „Die Ananas- und Mandarinennoten stammen von neuen Aromahopfensorten, die 2012 zum ersten Mal verwendet werden durften. Dazu kommen Duftnoten wie zum Beispiel Flieder und Blumenwiese“, erklärt Braumeisterin Gisela Hansen stolz. Und Isabella Straub ergänzt: „Die meisten Frauen sind begeistert, weil das Bier trotz seinen 6,5% Alkohol recht leicht schmeckt und gerade für die gelegentlichen Biertrinkerinnen richtig gut passt.“

Bier-Poesie im Album

Die Kommentare reichen von „Beste Bierschöpfung überhaupt“ über „Der leckerste Schaum der Bierwelt“ bis zu „Mmmhm… mein Bier, eine gelungene Komposition, wie die Kunstlehrerin sagen würde!“ Man sieht also, das Frauenbier kommt an! Ausgeschenkt wird es übrigens ausschließlich in den drei Brauereigaststätten in Hof, Trebgast und Memmelsdorf – aus einer edlen 0,33l oder 0,75l Flasche. Davon sind allerdings nicht mehr viele da. HolladieWaldfee wird es auch im nächsten Jahr wieder geben, dann aber mit neuer Rezeptur, man darf gespannt sein!

Text & Fotos: Markus Raupach