BierTalk Spezial 17 – Interview mit Thomas Klöhr aus Chongqing, Volksrepublik China

Thomas Klöhr hat sein Glück gefunden, und das schon mehrfach im Leben. Angefangen mit seiner Geburt in Bamberg, der – zumindest für Bierfreunde – wohl schönsten Stadt der Welt, über ein Krankenhaus in China, in dem ihn seine zukünftige Frau von einem üblen Hexenschuss erlöste, bis zu seiner Wahlheimat Chongqing, der größten Stadt der Welt, wo er gerade dabei ist, ein eigenes Bierinstitut aufzubauen. Im Podcast gibt Thomas einen spannenden Einblick in sein Leben und die (Bier-)Realität des Reiches der Mitte – und natürlich über seine Ideen und Ansätze, wie man als „Langnase in Lederhosen“ echten Spaß am Gerstensaft vermitteln kann…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Dabei wie immer ich, der Markus, und …

Holger: … der Holger.

Markus: Und wir machen mal wieder ein Spezial, das heißt, wir reisen um die Welt. Und tatsächlich wirklich fast um die halbe Welt, ein gutes Stück, und je nachdem, ob man es rechnet, nach Westen oder nach Osten, sind es auf jeden Fall über 10.000 Kilometer. Wir treffen dort den Thomas Klöhr, einen guten, alten Franken, Bekannten von mir, wie auch immer man das sagen will, der schon lange in China dort in der größten Stadt der Welt ist. Da wird er gleich noch ein bisschen was dazu erzählen. Und vielleicht am besten, Thomas, wenn du dich kurz den Hörern selber vorstellst.

Thomas Klöhr: Nǐhǎo! Nǐhǎo! Wǒ shì Thomas. Nǐhǎo, Markus! Nǐhǎo, Holger! Ich glaube, das versteht jetzt keiner, oder?

Holger: Nǐhǎo, Thomas! Also ich verstehe es natürlich.

Thomas Klöhr: Hey! Super!

Markus: Nǐhǎo habe ich auch verstanden.

Thomas Klöhr: Ich bin der Thomas Klöhr, komme aus Bamberg und bin jetzt hier in Chongqing so ungefähr seit 2004. Und jetzt seit zehn Jahren eigentlich am Stück hier, natürlich mit den ganzen Firmenbesuchen, Family-Besuche in Bamberg und so weiter, gewisse Bockbier-Anstiche auch mal zwischen hinein, was sein muss. Aber am Stück wie gesagt zehn Jahre so ungefähr hier in Chongqing. Chongqing ist so eigentlich von der Größe her so groß wie Österreich, liegt im Südwesten, wo der Yangtze River und der Jialing, also die beiden größten Flüsse von China zusammenfließen. Hat sportliche so circa 36 Millionen Einwohner. Ich habe auch schon Bekannte zweimal an einem Tag an der gleichen Bushaltestelle getroffen. Also kann auch sehr klein sein in dem Sinn.

Markus: So ein bisschen wie in Berlin mit den Kiezen sozusagen, oder?

Thomas Klöhr: So ungefähr. Ja. Die Größe ist natürlich so, es sind jetzt nicht 36 Millionen Einwohner auf einem Fleck, sondern das verteilt sich ja. Der größte Stadtteil hat so 11 Millionen Einwohner. Und wo wir jetzt wohnen, der Stadtteil ist so 480.000 Einwohner.

Markus: Also so ein bisschen das Niveau von Nürnberg, könnte sich der gemeine Franke vielleicht vorstellen. Interessant auf jeden Fall und die Frage auch so ein bisschen, also du bist nach China gekommen, du hast einerseits die Idee, Unternehmen dort zu beraten, andererseits hilfst du Unternehmen, die von Deutschland nach China kommen. Und dann geht’s dir auch ein bisschen um das kulturelle Thema, eben die chinesische und die deutsche oder europäische Kultur ein bisschen zusammenzubringen. Und da spielt ja auch immer das Thema Bier eine Rolle. Also vielleicht kannst du uns so einen kurzen Abriss geben über das, was du so tust oder tatst oder tun willst?

Thomas Klöhr: In unserem normalen Geschäftsalltag, sage ich mal, beraten wir zum einen Firmen, die Interesse zeigen, hier an den chinesischen Markt zu gehen. Ich bin hier vor Ort und es ist für viele Firmen einfach der schwierige Schritt zu sagen, jawoll, ich habe zwar Interesse, aber ich weiß nicht, wie ich jetzt da jemanden ansprechen soll. Und chinesisch E-Mail schreiben können die wenigsten aus unserem Raum, Englisch ist meistens auch nicht so jetzt unbedingt prickelnd. Und wenn ich jetzt zum Beispiel hier einen haben, jawoll, mit dem kann ich ganz normal mich unterhalten, mit dem kann ich ganz normal einen E-Mail-Verkehr haben, sprich, ich schreibe meine Probleme oder meine Anfragen, und der beantwortet dir das auch in Deutsch, dann hat man hier schon mal die Hemmschwelle überwunden. Das ist das eine. Und das andere ist, wir sind auch hier mit der Unternehmung tätig, die im Bereich Automation ist, Robotersysteme, also alles, was technisch ist in dem Sinn, können wir beraten und auch Projekte starten und führen. Das ist das mal, was der ganz normale Alltag ist. Das Thema Bier, also das liegt mir auch zum einen persönlich sehr am Herzen, weil ich halt aus Bamberg komme. Man mag Bier, das schmeckt, und warum sollen wir das jetzt nicht zum Beispiel hier auch den Chinesen in einer gewissen Art als Kulturgut ran bringen, dass man einfach sagt: Pass auf! Schütte mal das Zeug nicht einfach nur in deinen Kragen hinein, sondern genieße es einfach mal und schau mal: Was gibt’s denn hier für Unterschiede? Wie trinkt man zum Beispiel Bier? Das war aber für mich der hauptausschlaggebende Grund, mal das Ganze in dem Sinn zu betrachten, dass man sagt, als Kulturgut und auch als Gut aus unserer Region. Als Bamberger haben wir ja eigentlich das Produkt vor Ort, das wir eigentlich wollen, das wir mögen, und können das denen hier auch, denke ich mal, oder das ist unser Wunsch oder mein Wunsch, das zu machen, nahebringen. Ja, das ist so der hauptausschlaggebende Aspekt, dass man sagt, jawoll, man will Bier hier mal in einer gewissen Art auch anpreisen, dass man sagt: Bier aus unserem Raum schmeckt eigentlich ganz anders wie zum Beispiel jetzt hier Bier von China gebraut. Und das ist eigentlich so mein Ding, das wir hier machen wollen.

Markus: Ja, Holger, klingt spannend, oder? Wie sind denn deine China- und Bier-Erfahrungen?

Holger: Ich kann nur sagen: Ping Bi Yo. Ja, wer hat’s verstanden?

Thomas Klöhr: Stimmt, da hast du recht, Holger.

Holger: Ja, das ist ja immer so ein Problem beim Markus, das dauert immer wahnsinnig lang. Der Engländer würde sagen: I like to have one cold beer. Und Ping Bi Yo ist Chinesisch. Ja, Markus, jetzt darfst du mal drüber nachdenken.

Markus: Ja, nein, der Unterschied ist halt, du musst das sagen, bei mir ist das halt von vornherein schon klar. Also insofern, da brauche ich dann gar keine Worte dafür. Aber das heißt, du würdest gerne erst dein Bierchen aufmachen und dann sprechen? Sehe ich das richtig?

Holger: Nein, nein, ich wollte doch jetzt nur angeben. Ich beantworte jetzt einfach deine Frage. Ich war auch schon mal in China und vorwiegend natürlich dann in Beijing, aber eben auch in anderen größeren Städten, Guangzhou und Shanghai. Und eben auch so touristische Ziele wie die große Mauer und sowas. Zwischen 2010 und 2013 war ich mehrere Male in China, und da habe ich mich damals auch mit der Craftbier-Bewegung da auseinandergesetzt. Und die gibt’s eben tatsächlich, so in der Mitte von Beijing gibt’s diese sogenannten Hutongs, also das sind so kleinere Häuser, die man alle abgerissen hat, weil die Immobilienpreise ja total explodiert sind und so. Und ich habe dann aber noch in so einem Hutong gelebt, so mit Familienanschluss. Und das war echt wahnsinnig spannend. Die Chinesen trinken gerne Bier, so habe ich das wahrgenommen, aber natürlich in erster Linie ganz normale Lagerbiere, die man auch woanders in anderen Ländern eben kennt. Aber die sind offen für Neues und sind total wissbegierig und lernbegierig und so. Und das war wirklich, habe ich eine tolle Zeit gehabt.

Markus: Das klingt doch schon mal sehr spannend. Aber wenn du schon so viel Durst hast, wie du gerade schon auf Chinesisch verkündet hast, dann könntest du ja auch mit deinem Bierchen ausnahmsweise mal anfangen.

Holger: Ich habe mir natürlich wie immer Gedanken gemacht und chinesisches Bier, ich denke dann, meine Güte, was nimmst du jetzt und hin und her und so. Für mich ist ja schon schwierig, einfach überhaupt China zu sagen. Ich würde ja eigentlich lieber China sagen. Bei uns zu Hause im Ruhrgebiet sagt man ja China [ˈçiːna] und nicht China [ˈkiːna]. Ich habe mir dann überlegt, heute am Mittag, also wir sind ja sozusagen kurz vor der Mittagspause und ich koche ja immer für mich, wenn ich irgendwie Zeit habe. Und heute mache ich mir schöne Bratkartoffeln. Und dann habe ich gedacht: Ach! Da suchst du dir einfach ein Bierchen dazu aus. Da ich sehr, sehr gerne dunkles Weißbier trinke und dann auch da, also es ist ein kleiner Geheimtipp und es ist auch ein bisschen meine Lieblingsbrauerei in dem Thema, und der Hans-Peter Drexler mag mir das jetzt verzeihen, also alle Schneider Produkte sind natürlich auch super, aber Karg Dunkles Weißbier habe ich mir ausgesucht. Und das schmeckt mir wirklich wahnsinnig gut und passt natürlich hervorragend zu Bratkartoffeln. Und so kann ich jetzt beides verbinden, also Bratkartoffeln verbinde ich mit dem Ruhrgebiet und dann darf ich China [ˈçiːna] sagen. Und dieses Bier ist also typisch Oberbayern und da kann man dann China [ˈkiːna] sagen. Ich hab’s aufgemacht, habt ihr es gehört?

Markus: Ja! Prost!

Holger: Ich schütte es mal ein. Und da sieht man dann schon einen wirklich tollen stabilen Schaum und dann eine ganz hervorragende Farbe. Und wenn man reinriecht, also dann ist alles da, was ein dunkles Weißbier auch ausmachen sollte. Also bis hin in Schokoladennoten und so Biskuit-Noten.

Markus: Prost, auf jeden Fall! Also spannend natürlich. Jetzt der Thomas ist ja am Ende des Tages, du bist uns ja sieben Stunden voraus. Macht dir das jetzt vielleicht schon so Abendessensappetit? Wie muss ich mir das vorstellen?

Thomas Klöhr: Na ja! Ohne jetzt da dem Holger das nachzumachen, aber ich muss sagen, ich habe vorhin auch angefangen Bratkartoffeln zu machen.

Holger: Wirklich jetzt? Ja?

Thomas Klöhr: Ja, Bratkartoffeln mit Ei und dazu ein gutes Weißen. Einwandfrei!

Holger: Da siehst du mal wieder, Markus. Jetzt hast du ja am Anfang gesagt, Mensch, der Holger ist jetzt wieder in der Minderheit, weil wir sind ja beides Franken und so, aber ich denke, Bratkartoffeln verbindet auch, also verbindet auch. Ich bin sehr gespannt, was du dir da wieder überlegst.

Markus: Ja, Bratkartoffeln sind natürlich spannend. Mache ich auch selber, vor allem weil meine Freundin die so gerne mag und ich die gerne dann auch ordentlich auf den Punkt hinbekomme in der Pfanne. Aber das erinnert mich auch noch an eine andere Geschichte, weil wenn wir natürlich von China [ˈkiːna] oder China [ˈçiːna], wie auch immer, sprechen, dann haben wir da ja ein Land vor Augen, aber es ist ja auch ein unheimlich vielfältiges Land logischerweise mit so vielen Einwohnern und so einem großen Gebiet. Und so ist es ja auch mit der Küche. Also das, was wir oft so als chinesische Küche kennen, ist ja nur ein Blitzlicht in irgendeine Ecke des jeweiligen Landes, wo halt der jeweilige Chinese herkommt, der das Lokal hat. Aber wenn man dann vor Ort ist, ist das eine unglaubliche Vielfalt und die auch sehr viel Deftiges zu bieten hat, was einen dann auch ziemlich oft an zum Beispiel auch die fränkische Küche erinnert. Also ich war bis jetzt zweimal im Festland-China, einmal Anfang 2000. Damals war noch die Rikscha angesagt und kaum Autoverkehr. Es war unglaublich kalt, es war im Winter, war von der Universität aus organisiert, haben natürlich viele Sehenswürdigkeiten angeschaut und die Mauer. Und wenn wir in Restaurants sind, hatten wir immer einen Block Papier dabei und einen Bleistift und haben dann den Leuten gemalt, was wir essen wollen. Also wenn da zum Beispiel jemand ein Huhn wollte, dann hat er ein Huhn gemalt und ein Ei dazu oder Nudeln oder was auch immer. Also musste man immer die Leute dabeihaben in seiner Peergroup, die gut malen konnten, sonst hatte man ein Problem beim Essen. Ganz, ganz spannend. Und das zweite Mal war ich jetzt vor zwei Jahren, glaube ich, dort als Botschafter des Deutschen Brauerbundes bei einem Kongress, wo es eigentlich um Reiswein ging. Und da hat man schon gemerkt, wie sich das weiterentwickelt hat, wie das auf einmal ein boomendes Industrieland ist mit ganz anderer Geschäftigkeit und natürlich auch einem Riesenangebot aller Art. Und ich glaube, Thomas, da ist man manchmal auch erschlagen, oder, wenn man aus Franken kommt und dann mit dieser Vielfalt, mit diesem Druck, mit dieser Geschäftigkeit konfrontiert wird?

Holger: Darf ich da kurz reingrätschen?

Thomas Klöhr: Ja klar.

Holger: Da habe ich auch eine goldene Regel entwickelt. Da habe ich immer gesagt: Ich esse alles, aber es muss tot sein.

Thomas Klöhr: Ja, da gibt’s ja das, ich esse alles außer was schwimmt, also sprich, Schiffe, vier Beine, ein Tisch und so weiter und so fort. Alles was fliegt außer Flugzeug.

Markus: Aber wie geht’s dir, hast du dich da akklimatisiert oder gibt’s bei dir nach wie vor Schäuferla jeden Tag? Oder wie schaut das aus?

Thomas Klöhr: Sagen wir es mal so. Also die chinesische Küche, die richtige chinesische Küche, wie wir es hier so haben, wir kochen ja auch zu Hause ganz normal, also meine Frau, die kocht jeden Tag frisch, das ist halt hier recht schön, weil du immer frisches Gemüse hast. Diese ganze chinesische Kocherei ist eigentlich in dem Sinn nicht sehr schwer. Wenn man zum Beispiel Gemüse jetzt macht, ist das immer recht knackig und frisch. Einfach aus dem Grund, weil man ja in diesem Wok brät, kocht, also alles eigentlich in diesem Wok macht. Und regional sehr unterschiedlich, zum Beispiel bei uns jetzt hier in Chongqing ist es eigentlich alles recht scharf. Wird halt viel mit Chili gemacht, zum Beispiel auch diese bekannten Hot Pots, also diese heißen Töpfe. Ist eigentlich original hier so ein Chili-Gemisch. Man kann das auch in nicht scharfer Ausführung haben, ist aber dann nicht so „original“, in Anführungszeichen. Wir kochen eigentlich jeden Tag, einfach auch, der Kurze, wenn der von der Schule heimkommt, dann gibt’s halt einen Reis und gibt’s halt ein Fleisch und Gemüse. Aber Samstag backen wir unser Brot, fränkisches Kümmelbrot. Dann machen wir ein paar Bratwürste, dann machen wir Hackfleischküchle oder von der Oma das Rezept, wie man eine Pizza macht. Also das lassen wir uns eigentlich nicht nehmen. Und das ist eigentlich eine recht schöne Abwechslung. Ab und zu machen wir mal Schnitzel mit Pommes oder mit Kartoffelsalat. Da schraubt der Kurze das schon, bevor es auf dem Tisch ist, hinein. Also das machen wir schon auch.

Markus: Wenn du von deiner Frau und von deinem Sohn sprichst, hast du die in China kennengelernt oder mitgebracht? Und wie ist das, wenn man da so aufwächst in China?

Thomas Klöhr: Mitgebracht sind sie nicht, also die sind von hier. Meine Frau kommt aus einer anderen Provinz, Sichuan heißt die Provinz. Das ist so die Nachbarprovinz von Chongqing. Sichuan und Chongqing waren bis vor zehn Jahren ungefähr auch noch eine Provinzregion, aber Chongqing hat sich da abgespalten. Die kommt da her, und der Sohn, der ist ein Original Chongqing Boy. Der ist hier in unserem Stadtteil geboren, er ist auf einer normalen chinesischen Schule. Schaut halt nicht aus wie ein Chinese, der schaut halt aus wie ich. Wird auch immer vorgeschoben. Während dieser Corona-Phase, dieser ersten Phase, hatten wir hier auch für die Schule, wo er ist, sozial uns engagiert. Und da haben wir so Schutzausrüstungen für die Schüler und für die Lehrer bereitgestellt und sind halt dann von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gegangen. Da war dann das Fernsehen da, die Zeitung war da, hat Fotos gemacht. Und mittlerweile kennt da jeder von der Schule halt den Leo. Er ist halt bekannt. Und wird auch immer vorgeschoben, wenn es irgendwelche Besuche von Schulbehörden oder zum Beispiel, der zweite Bürgermeister von Chongqing hat mal die Schule schon besucht gehabt, da haben sie ihn auch vorgeschoben. Macht halt Spaß, ihm gefällt‘s auch. Und die Frau wie gesagt kommt aus der Nachbarprovinz. 2005, 2006, wir sind damals immer über Hongkong geflogen. Im Flug von Hongkong nach Chongqing, blöd wie man halt ist, macht man eine Bewegung und zack, Hexenschuss. So, jetzt war ich halt wie ein geprellter Affe auf meinem Stuhl gehockt, Schmerzen gehabt ohne Ende, die Stewardess hat schon genau gewusst, der hat da irgendwas. Wie wir in Chongqing gelandet sind, habe ich meine damalige Chefin angerufen, habe gesagt: Pass auf! Ich habe hier ein bisschen ein kleines Problem, Hexenschuss, Koffer, und was macht‘s jetzt? Also okay, die hat sich dann engagiert, hat ein Krankenhaus angerufen. Ja okay, ich soll ganz normal versuchen, auszuchecken, der Krankenwagen wartet dann vorne an der Tür, also sprich, am Ausgang vom Flughafen. Ich habe gemeint, das klappt sowieso nicht, okay, scheiße halt. Dann bin ich halt rausgekrochen mehr oder weniger aus dem Flughafen und dann ins Krankenhaus gefahren. Und dann kommt halt so eine kleine, zierliche Person, sagt, ich soll mich auf den Tisch legen. Sage ich: Was? Was willst du jetzt? Ich lege mich doch nicht auf den Tisch. Die sollte mir so eine Spritze geben und soll schauen, dass sie mich wieder einrenkt oder wie auch immer, keine Ahnung. Und dann sagt sie: Ja, lege dich auf den Tisch. Und tut sie halt ein wenig rum und so und sagt: Ganz locker, ganz locker bleiben. Dann haut sie mir ihr Knie ins Kreuz rein und, ich sage dir, ich stehe auf und sage, wie nichts gewesen. Habe ich halt zu dem Maderle gesagt: Pass auf! Du bist klasse. Schaust auch noch gut aus. Ich lade dich mal zum Essen ein. Na ja! Und jetzt sind wir halt verheiratet seit 12 Jahren.

Holger: Das ist eine super Geschichte.

Markus: Wahnsinn!

Holger: Da müssen wir jetzt eigentlich, also Markus, wenn du das jetzt schon wieder moderativ nicht hinkriegst, da müssen wir jetzt eigentlich ein Bierchen drauf trinken.

Markus: Wollte ich gerade verkünden. Genau! Also in dem Fall, Thomas, du wartest ja gerade noch auf deine Bierlieferung, wie weit ist die denn?

Thomas Klöhr: Ja, ich habe schon reklamiert.

Markus: Ich kann ja einfach mal meines schon aufmachen.

Holger: In der Zwischenzeit kann ich ja auch sagen, den Wellensittich, den man da im Hintergrund ab und zu mal hört …

Thomas Klöhr: Das ist der Duanse.

Holger: Ja genau, und das ist nicht das Mittagessen.

Thomas Klöhr: Nein, das ist auch eine coole Geschichte mit dem. Den habe ich gefunden im Aufzug. Das war vor drei Jahren oder vier Jahren. Total klein war der, total ängstlich war der im Aufzugeck gehockt. Habe ich das T-Shirt ausgezogen, habe das T-Shirt über ihn drüber geschmissen und habe ihn dann mit heimgenommen. Das war dann am Abend. Habe mir gedacht: Scheiße, wir haben ja keinen Käfig und gar nichts. Dann sind wir raus und wollten einen Käfig kaufen. Dann sehe ich neben der Mülltonne einen leeren Käfig. Das war bestimmt seiner, der ist bestimmt abgehaut damals von der Wohnung. Und er ist halt jetzt bei uns festes Familienmitglied. Kriegt auch jedes Mal, wenn meine Mutter von Bamberg ein Päckchen schickt, kriegt er auch jedes Mal ein Geschenk da mit.

Markus: Das ist ja süß. Wahnsinn! Und er zwitschert Chinesisch sozusagen. Also liebe Hörer, wenn ihr genau hinhört, da gibt’s schon Unterschiede.

Thomas Klöhr: Ja.

Markus: Ich habe auch ein Bierchen und ich habe tatsächlich noch ein chinesisches Bier bei mir gefunden. Es ist in einer Dose. Mache ich jetzt mal auf. Und zwar hört ihr jetzt, glaube ich, schon, wie es mit ganz viel Kohlensäure hier in meinem Glas rein rauscht. Und ich guck mal, was ich lesen kann. Also Gott sei Dank ist es ja so, da steht immer natürlich alles auf Chinesisch drauf, das fällt mir etwas schwer, zugegebenermaßen, aber es ist ja auch immer noch so ein bisschen Englisch mit draufgeschrieben. Hier handelt es sich um eine Gose, und zwar eine Fruchtgose mit Chili. Und sie heißt AB 48, warum auch immer, und kommt aus Hongkong von den Heroes of Beer. Jetzt werde ich mal probieren. Also vom Aussehen her ist es auf jeden Fall schon mal klassisch Gose. Also so ein leicht getöntes Sand-Gelb vielleicht, könnte man sagen. Obendrauf ein schöner weißer Schaum. Und es entströmt dem Ganzen schon ein sehr, sehr fruchtiges Aroma. Und wenn man reinriecht, dann kommt auch der Gose-Charakter, wo so leicht säuerliche Noten kommen. Aber eben auch schön, die Frucht ist so, geht so Richtung Pfirsich, Mango, so in diese Richtung. Jetzt probiere ich mal. Mmh! Also sehr gut! Schöne Säure. Also sie ist recht deutlich, aber nimmt sich dann auch ein bisschen zurück. Und hintenraus kommt dann tatsächlich Chili, also die Schärfe. Ordentliches Produkt. Könnte ich mir total gut tatsächlich auch zu einem chinesischen Gericht vorstellen. Spannend! Und das erinnert mich auch an meinen letzten China-Aufenthalt. Apropos, da hatten wir zum Frühstück schon ein Buffet mit lauter tausendjährigen Eiern. Das war mir dann tatsächlich ein bisschen too much, muss ich zugeben. Wie ist das denn in Chongqing, gibt’s die da auch, Thomas?

Thomas Klöhr: Ja, die gibt’s schon auch. Aber ich muss sagen, es gibt gewisse Sachen, die ich auch nach 15 Jahren nicht anlange. Ich esse auch kein Tofu, mag ich halt nicht. Genauso diese alten Eier da. Oder zum Beispiel Innereien, also sprich, Bauchspeicheldrüse oder irgend so anderes Zeug. Da gibt’s auch ein super Ding. Da waren wir mit Arbeitskolleginnen, wo also meine Frau noch gearbeitet hat, waren wir weg und die haben halt gedacht, damals noch ein Kollege von mir, wir waren immer halt die erste Zeit im Zweierteam, da haben sie uns zum Essen eingeladen, also zum Hot Pots Essen. Und da kommen dann auf einmal, haben wir uns ja nicht gekannt, gar nichts, sehr skurrile Dinge kommen da auf uns zu, unter anderem auch so ein Teller. Hat halt ausgeschaut wie Bandnudeln, verstehst. Ah, denkst du halt: Super! Endlich einmal ein paar Nudeln dazu in den Hot Pot. Einwandfrei! Na ja! Tut sie es halt in den Hot Pot rein und dann sagt sie: Jetzt ist’s fertig. Du kannst essen. Also habe ich mit Stäbchen damals total angestellt wie ein, was weiß ich, raus gepult das Zeug. Und dann kaust du halt drauf rum, kaust du halt drauf rum. Habe ich gesagt: Na, da ist aber keine Nudel. Sagt Sie: Na, na, das ist keine Nudel, das ist Gänseschlund. Dann war es bei mir vorbei. Ich habe nur noch den Magen gegessen und habe halt dann dazu, weiß nicht, wie viel Bier halt hineingelassen, um das alles runterzuspülen. Das war so die Erfahrung mit den Innereien.

Markus: Ja, das kann schon sehr gewöhnungsbedürftig sein. Ich glaube, beim letzten Mal, als ich da war, gab‘s dann Entenfüße zum Beispiel auch. Und das Ganze dann mit lauwarmem Bier war durchaus auch gewöhnungsbedürftig. Sagen wir mal so. Aber vielleicht noch mal zurück zum Bier. Du hast ja auch so eine Art Stammtisch, oder? Und es gibt ja auch in Chongqing entsprechend Brauereien. Wie ist es denn da so? Und wann was gibt‘s da für Bier und wie funktioniert ein Biermarkt überhaupt in China?

Thomas Klöhr: Die Deutschen, die hier wohnen oder leben, sind eigentlich, sagen wir es mal so, an der Hand abzählbar. Wir haben mal angefangen einen Stammtisch zu machen, den gibt’s jetzt seit 12 Jahren ungefähr, den organisiere auch ich immer. Das ist ein monatlicher Stammtisch von den Deutschen, die halt hier sind. Und wir haben da versucht, alle ran zu bringen. Dann war es so, am Anfang waren wir ungefähr zu fünft. Dann haben wir gesagt: Wir erweitern das Ganze auf zum Beispiel jetzt die in Europa wohnen. Dann war noch ein Österreicher mit dabei. Dann waren wir ungefähr sechs, sieben ab und zu. Dann haben wir gesagt: Ist ja auch ein wenig wenig. Sagen wir es mal so. Und dann haben wir gesagt: Jetzt machen wir halt, wer deutsch spricht. Und dann sind ein paar Chinesen mit dabei, die halt deutsch sprechen. Weil es gibt an der Uni einen Studiengang Germanistik und da sind halt ein paar Studenten dabei, die auch deutsch sprechen. Das sind recht lustige Vögel. Jetzt sind wir ungefähr so 32 im Stammtisch.

Markus: Und da gibt’s dann auch mal ein Bierchen regelmäßig, oder wie? Oder wo trefft ihr euch da?

Thomas Klöhr: Ja. Also wir machen das schon so, dass wir dann da auch wieder ein bisschen die Bierkultur reinbringen und treffen uns eigentlich immer in irgendwelchen, sagen wir es mal so, Restaurants oder, in Anführungszeichen, „Kneipen“, wo man auch ein Bier kriegt. Zum Beispiel ist es so, hier gibt’s ein Hotel, die haben eine Brauerei, das „vom Schulz“ ist die Brauerei, der braut ein super Weizen, der braut ein super Lager. Und da sind wir ab und zu. Oder dann das andere Gegenstück war zum Beispiel so in der Zeit, wo es noch hier das Paulaner gegeben hat. Da waren wir dann da ab und zu, weil das halt so einen Touch hat, wo man sagt, da kann man einen deutschen Stammtisch drinnen abhalten. War eine lustige Zeit, war gut. Leider gibt’s das Paulaner hier jetzt nicht mehr. Aber man hat da andere Möglichkeiten.

Markus: Wie ist es vom Biermarkt her? Also was für Biere gibt es? Und gibt’s da auch Preisunterschiede zwischen den regionalen Bieren und zum Beispiel einem importierten deutschen Bier? Kann sich das jeder leisten? Also wie schaut das so aus?

Thomas Klöhr: Auch hier in Chongqing gibt es die Chongqing Brewery, die ist eine eigenständige Brauerei. Und dann hat es hier vier kleine Brauereien, die zuarbeiten zu Chongqing Bier. Vom Preis her ist es, sagen wir es mal so, das einheimische Bier ist ja eigentlich meistens aus Reis gebraut, ist vom Preis her so, kannst sagen, zwischen 40 Cent und 60 Cent das Seidler ungefähr, was das so im normalen Endverbraucherpreis kostet. Und dann auf der anderen Seite hast du die Exportbiere. Du kriegst halt hier fast alles, sagen wir es mal so. Zum Beispiel der Kaiserdom, die sind hier recht vertreten, was man hier in den Supermärkten findet. Von den Exportbieren hat man hier eine sehr große Auswahl. Und teilweise ist es so, die Preise sind billiger wie bei uns in Deutschland.

Markus: Das ist ja krass. Vielleicht noch ganz kurz für all die Hörer, die jetzt weder chinesisch noch fränkisch können. Das Seidler ist ein halber Liter. Wie kann man das so einordnen vom Preis her? Also wie lang muss man arbeiten, um sich so einen 40 Cent Seidler leisten zu können? Was verdient so ein Chinese?

Thomas Klöhr: Das ist auch wieder sehr regional oder sehr provinzabhängig. Zum Beispiel in Shanghai, Peking, die Ecke, sind die Gehälter ganz anders wie jetzt zum Beispiel hier bei uns im Südwesten. Also Chongqing ist für die „normalen“ Arbeiter, in Anführungszeichen, sehr unlukrativ, weil da die Gehälter sehr niedrig sind. Also so eine normale Bürokraft hat so um die 500, 600 Euro im Monat. Das ist so der normale Schnitt. Wobei man sagen muss, diese ganzen Einkommensverhältnisse, die haben sich jetzt in den letzten fünf Jahren wahnsinnig verändert. Was auch teilweise richtig ist, oder zum Beispiel den Einsatz der Mitarbeiter oder der Arbeiter kann man nicht mehr so einfach als Firma bestimmen. In Anfangszeiten, das ist ja mittlerweile auch schon 15 Jahre her, wenn der Lieferant zum Beispiel Bauteile für gewisse Sachen erst nachts um zehn fertig hatte, dann haben wir gesagt: Pass auf! Wir machen jetzt Feierabend, um neun treffen wir uns wieder und dann geht’s wieder weiter. Das ging damals und ist seit etlichen Jahren durch die Regierung verboten. Das heißt, da wird schon für die Arbeiter einiges gemacht, um das erträglicher zu gestalten. Zum Beispiel auch die Gehälter und Löhne, die sind schon angestiegen in den letzten Jahren, also nicht mehr so, wie man es vor zehn, 15 Jahren gehabt hat.

Markus: Also nähert sich das Ganze mehr oder weniger schon dem Standard an, wie wir ihn auch kennen. Kann man das so sagen?

Thomas Klöhr: Sagen wir es mal so, es ist eine Annäherung, genau, wie du schon sagst. Es ist eine Annäherung in dem Sinn auf besseres Gehalt, auf verträglichere Arbeitsumfelder, also sprich, Arbeitszeiten und so weiter. Und da sind sie eigentlich auf dem Weg das so ähnlich zu machen wie bei uns.

Markus: Jetzt ist ja Chongqing ziemlich genau in der Mitte von China eigentlich, wenn man so auf der Landkarte guckt. Holger, du warst aber nur in der Küstenecke unterwegs bisher, oder?

Holger: Nein, ich war an verschiedensten Orten. Ich war auch ganz im Westen von China. Das unterscheidet sich sehr von der Ostküste. Im Prinzip war ich natürlich in diesen Handelsmetropolen, also Hongkong, Shanghai, Beijing. Es gibt dann so Städte, die quasi da vorgelagert sind, und für diese Mega-Citys dann wiederum Infrastruktur organisieren, was dann wieder für sich auch wieder Mega-Citys sind, also zumindest aus unserer Perspektive. Und wenn man dann ganz in den Westen geht, ich würde sagen, das ist fast eine Zeitreise, also das ist wie vor 150 Jahren, und eine wahnsinnige Armut auch, die da ist. Und das hat mich schon irgendwie beeindruckt, aber auch ziemlich betroffen gemacht. Das muss ich schon sagen. Und dann habe ich mal, also das ist auch so eine heftige Geschichte, wir haben mal gebrauchte Nutzfahrzeuge nach Beijing überführt, und zwar von Russland, und sind dann von Irkutsk über die Mongolei quasi nach Beijing auf eigene Achse gefahren. Das war auch ein heftiges Erlebnis in der Mongolei. Du hast ja gesagt, Markus, wo du damals da warst, das war so wahnsinnig saukalt. Ich kann euch jetzt auf jeden Fall den Unterschied sagen zwischen minus 35 Grad und minus 45 Grad. Soll ich das mal sagen? Wenn ihr es nicht sowieso wisst.

Markus: Gerne!

Holger: Es spritzt nicht mehr beim Pinkeln.

Markus: Es klackert.

Holger: Das ist dann wirklich sofort gefroren. So sind meine China-Erfahrungen. Und natürlich immer da, wo ich dann war, habe ich versucht, auch mich so ein bisschen mit der Bierwelt da vertraut zu machen. Und war eben doch überrascht, was es alles gibt. Also eigentlich kann man sagen, ich habe immer dann über RateBeer oder Untappd geschaut, was da biertechnisch interessant ist in der Region, wo ich mich gerade aufhalte, und bin dann danach gegangen. Und habe dann einfach gesagt: Ah ja, also hier gibt’s das und das und das, was ist jetzt in der Nähe oder was ist gut erreichbar? Oder wie auch immer. Und dann bin ich dann dahin. Und dann bin ich da rein und habe geschaut, was gibt’s on tap, habe dann versucht, auch manchmal mich einfach auszutauschen mit den Leuten. Und wie gesagt, also so die Biere, so wie der Thomas auch gerade gesagt hat, also vieles, was wir auch kennen an ganz normalen Bieren, die wir auch schätzen. Und dann natürlich auch diese Brew Pubs. Also gerade auch jetzt Paulaner zum Beispiel, gibt’s in verschiedenen großen Städten oder gab es, weiß ich gar nicht genau, aber ich denke, Paulaner ist schon auch noch an verschiedenen Orten da vertreten. Und da kannst du dann reingehen und da gibt’s dann, also teilweise feiern die dann da jeden Tag Oktoberfest. Und dann sind halt alle Chinesen in Tracht und dann wird die Musik gespielt, die wir auch kennen. Und das ist dann, überhaupt, Oktoberfest ist eben auch so ein Wort, international, kennt jeder. Also braucht man auch nicht übersetzen oder so. Ich fand das immer toll da.

Markus: Konntest du eigentlich den Chinesen schon den Unterschied zwischen einem Franken und einem Bayern erläutern? Verstehen die sowas?

Thomas Klöhr: Man muss sagen, die verstehen hier auch fränkisch. Also wenn ich zum Beispiel mit dem Auto fahre und sagt „Geht’s auf Seiten da“, dann hüpfen die.

Markus: Ich kann mir das bildlich vorstellen.

Thomas Klöhr: Da lacht schon immer meine Frau.

Holger: Und der Wellensittich ist einfach sitzengeblieben, der Wellensittich ist einfach sitzengeblieben. Und da hast du ihn dann gefangen.

Thomas Klöhr: So ungefähr. Ja. „Hock di hi! Bleib jetzt hocken!“. Nein, also man muss sagen, fränkisch in dem Sinn kann man schon hier erklären. Aber Bayern ist halt hier noch das, musst du sagen, das können sie halt einordnen, sagen wir es mal so. Und einfach dann auch mit dem, wie du schon sagst, Oktoberfest kennt hier jeder vom Begriff her. Bier aus Deutschland, das kommt von Bayern, das ist so der Stand und die Ansicht, was sie so hier haben.

Holger: Dann muss man auch sagen, umgekehrt auch. Wenn man jetzt dann hier die Hotspots sieht, also nehmen wir jetzt mal Neuschwanstein, dann gibt’s ja richtige Massenhochzeiten von Chinesen. Und das ist total lustig. Also ich habe das mal mitgemacht quasi als Busfahrer. Da heiraten die dann eben wirklich zu vielen, also da sind dann 50 Paare oder so, und die sind schon verheiratet, also die sind eigentlich schon verheiratet im Land, aber das gehört dann …

Thomas Klöhr: Für die Fotos halt dann, ne.

Holger: Ja genau. Die machen dann eine 7-Tage-Europatour, und das absolute Highlight ist dann Neuschwanstein und die Trauung. Und dann leihen die sich Hochzeitskleider und Anzüge aus und da drunter haben die dann noch ihre Leggings und ihre Turnschuhe an. Dann werden eben einfach ganz tolle Fotos gemacht eben mit Neuschwanstein im Hintergrund. Und natürlich dann der Kini, also König Ludwig II.. Und dann auch das Bier dazu, werden einfach König Ludwig hell oder dunkel oder wie auch immer, …

Thomas Klöhr: Genau!

Holger: Weißbier, das ist für die der Inbegriff des deutschen Landes. Also das ist einfach so. Und das nehmen die mit. Und ich finde, wir würden ja sagen: Mein Gott! Das ist das Gegenteil von Romantik. Aber für die ist das romantisch, das freut …

Thomas Klöhr: Das ist toll…

Holger: … die wahnsinnig. Das kann man sich gar nicht vorstellen, die waren so glücklich, also wirklich so glücklich, dass man das alles wegschieben muss, was wir da in unseren Köpfen haben. Das ist einfach, …

Thomas Klöhr: Richtig!

Holger: … muss man anerkennen, finde ich.

Thomas Klöhr: Das ist richtig. Und das ist auch das, was uns dann oder was mich ein wenig so bewegt hat, weil das kennst du ja bestimmt auch, wenn man mit Chinesen dann am Abendessen ist, Gānbēi, Gānbēi, also Gānbēi heißt: auf ex, ex und runter.

Markus: Oh ja!

Thomas Klöhr: Und das ist halt auch das, dass man sagt, pass auf, viele Chinesen mögen das, mögen Bier trinken oder wollen Bier trinken, denen schmeckt unheimlich das deutsche Bier, so wie es wir kennen und wie es gebraut wird, einfach das dann auch zu sagen: Pass auf! Den Teil von dem Kulturgut, den bringen wir euch ein wenig näher. Super Resonanzen bisher. Wie du auch schon sagst, das ist einfach das, wie sie denken, das ist Deutschland, das ist Bierkultur, da gehört ein Schloss dazu und dann wird sich halt auch in Schale geschmissen und werden da Fotos gemacht. Das stimmt.

Markus: Und mittlerweile ist es ja auch so, dass viele chinesische Brauereien oder neue chinesische Brauereien einfach auch wirklich richtig gute Biere brauen. Das erlebe ich auf den Wettbewerben jetzt immer wieder, dass die wirklich auch Kategorien zum Beispiel gewinnen, wo man denkt, also sowas wie deutsches Altbier oder italienisches Grape Ale oder so, wo man sich wirklich wundert. Aber wenn du die Biere dann probierst, die sind ja dann auch teilweise durch Finals gelaufen, wo ich selber dabei war, dann ist das einfach wirklich richtig gut. Und das muss man einfach auch anerkennen, dass das mittlerweile auch in Sachen Bier eine echte tolle Vielfalt geworden ist mit vielen spannenden Brauereien, die auch qualitativ hochwertige Biere herstellen.

Thomas Klöhr: Es gibt einen Ableger von Tsingtao, die machen ein supertolles Lagerbier. Also ganz klasse in der Farbe, ganz klasse im Aroma. Also wunderbar. Und es gibt immer mehr solche Produkte, in Anführungszeichen, die man auch so kaufen kann. Also wirklich ganz klasse. Das kann ich nur bestätigen. Das stimmt.

Markus: Apropos, wie weit ist denn deine persönliche Bierlieferung mittlerweile gediehen?

Thomas Klöhr: Ist auf dem Tisch, ich warte schon die ganze Zeit. Schon einen trockenen Mund.

Markus: Ah!

Holger: Das ist ganz typisch, beim Markus, beim Markus muss man es immer anstoßen. Also der ist ja immer so interessiert und stellt so viele Fragen und ist dann ja auch alles, Fotograf und Journalist und Historiker und Germanist und alles, und dann kommt man nicht zum Trinken. Das musst du aktiv einfordern.

Markus: Also: Auf geht’s!

Thomas Klöhr: Ich habe mich jetzt mal heute dafür entschieden, weil das ist ja so gewissermaßen fränkisches Bamberger, natürlich auch mit Holger, ein Heimspiel. Und habe jetzt einfach mal eins genommen, es ist halt in der Dose, aber das ist halt aufgrund der örtlichen Gegebenheit so. Ich mach’s mal auf. Riecht sehr aromatisch, ist naturtrüb und kommt aus dem Bamberger Raum. Das habe ich mir einfach heute mal gegönnt. Das ist das eine. Und Markus, ich gestehe, ich habe noch ein zweites da, das ist ein chinesisches Bier.

Markus: Dann musst du jetzt powertrinken, sozusagen. Was ist das denn für ein Bamberger Bier? Das interessiert mich jetzt, was du da in China bekommst?

Thomas Klöhr: Ich bin ein absoluter Weizen-Freund, muss ich ganz ehrlich sagen, Weizen und ein Lager sind meine Favoriten. Und ich schenke es grad ein. Ganz tolle Bernsteinfarbe, Schaum hält super, es ist halt ein Kaiserdom Weizen.

Markus: Ja, muss man sich ja nicht schämen. Ist ja Bambergs größte Brauerei, auch wenn der gemeine Bamberger das meistens eher nicht so beachtet. Aber es ist halt trotzdem ein sehr, sehr gutes Bier, auch qualitativ. Und spannend, dass sie es auch schaffen, wirklich auf der ganzen Welt ihre Biere zu platzieren, und grad besonders in China. Und sie haben auch als erste wirklich mit der 1-Liter-Dose angefangen. Hast du so eine oder hast du eine normale?

Thomas Klöhr: Nein, ich habe ein ganz normales Seidler. Also wie ich schon vorhin gesagt habe, ein 0,5 Getränk.

Markus: Jetzt hat der Holger auch mal ein neues Wort gelernt, ist ja auch schön.

Holger: Sowieso, ich lerne ja immer dazu. Bei jedem BierTalk mit dir lerne ich dazu.

Thomas Klöhr: Also ich trinke jetzt mal. Auf euer Wohl! Und auf den tollen Tag! Und einfach mal ein Gruß in die Heimat.

Markus: Prost!

Holger: Prost! Ja.

Markus: Hervorragend! Und jetzt hast du ja vor auch, vor Ort ein bisschen noch mehr für die Bierkultur zu tun. Das ist ja so ein bisschen in den Startlöchern. Da können wir ja vielleicht einfach auch sagen, wir machen da nochmal eine Fortsetzung in ein, zwei, drei Monaten, wenn das ein Stückchen weiter ist. Und dann könnten wir vielleicht auch noch dein zweites Bier einbauen. Weil das wird, glaube ich, heute sonst entweder für dich eine Druckbetankung, wie man so schön sagt, oder dann ein bisschen lang.

Thomas Klöhr: Das wäre ganz klasse, wenn wir da noch so eine Art Update machen können. Wie gesagt, wir starten jetzt hier oder haben schon natürlich logischerweise Vorbereitungen getroffen, sind jetzt hier das Ganze fest zu etablieren. Unsere erste Sache, die wir machen wollen, ist ein Biernachmittag, so haben wir das mal getauft. Machen wir zusammen mit einer Braumeisterin, die hat studiert und wohnt hier in Chongqing. Die wird dann den technischen Teil und den fachlichen Teil betreuen. Und ich mache dann den organisatorischen Bereich. Und das ist ja auch ganz schön, wenn dann eine Langnase da ist in Lederhosen, der dann auch mal sagt: Jawoll! Prost Männer! Jetzt habt ihr genug studiert und mal Informationen gehört. Jetzt gibt’s erst mal einen Schluck.

Markus: Sehr vernünftig. Das ist auch immer ganz wichtig, diesen Part zu haben. Mag ich total gerne. Na gut, dann bedanken wir uns ganz, ganz herzlich für deine Zeit und für die vielen Infos und dass du überhaupt jetzt bei dieser Zeitverschiebung dir da jetzt auch die Zeit genommen hast. Wunderbar! Und würden wirklich gerne mit dir dann eine Fortsetzung machen und besprechen, wie es denn weitergegangen ist und wie die Leute so auf die Kurse reagieren. Für heute danke schön und bis bald!

Holger: Ja, Thomas, und auch von meiner Seite: Zài jiàn!

Thomas Klöhr: Zài jiàn! Zài jiàn! Vielen Dank! Und schöne Grüße in die Heimat.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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