BierTalk 79 – Interview mit Max und Julius Göttl von der Braubar „Treber & Trester“ aus Stuttgart-Feuerbach

Max und Julius Göttl sind klassische Quereinsteiger im Brau- und Gastrogeschäft. Den letzten Stoß in die richtige Richtung gab ihnen ihr Vater, der eine Brauanlage zum Geschenk machte, aber als Gegenleistung jederzeit frisches, selbst gebrautes Bier verlangte. Schließlich kam noch eine geeignete Location in die Familie und schon war – allen Corona-Unbilden zum Trotz – im Juni 2021 das „Treber & Trester“ in Stuttgart-Feuerbach eröffnet. Seitdem kreieren die beiden unermüdlich neue Biersorten, bieten eine feine facettenreiche Speisekarte und eben jede Menge rund um Treber und Trester, sprich Bier, Wein und Spirituosen an. Am besten hört Ihr gleich die ganze Geschichte hier im BierTalk…

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Holger: Herzlich willkommen zur 79. Folge und wir haben natürlich wieder ganz besondere Gäste und zwar Treber und Trester aus Feuerbach, ja. Und was das genau ist und wo das genau ist, erklären uns jetzt gleich die beiden. Herzlich willkommen, schön, das ihr da seid und, ja, your stage.

Max Göttl: Hallo, ich bin der Max Göttl und den anderen, den ihr hört, ist der Julius Göttl und wir haben vor Kurzen in Stuttgart eine Bar eröffnet, wo wir unser eigenes Bier brauen und auch ausschenken.

Holger: Also das heißt, Feuerbach ist in Stuttgart?

Max Göttl: Feuerbach ist in Stuttgart, genau, das ist ein Stadtteil von Stuttgart.

Holger: Und was heißt jetzt, eigenes Bier brauen?

Max Göttl: Also im Grunde genommen war das eine ganz witzige Geschichte, wir haben vor drei Jahren hobbymäßig das Bierbrauen angefangen und sind dann irgendwann zu dieser Gastronomie gekommen, mehr oder weniger zufällig. Und haben dann natürlich gedacht, jetzt müssen wir natürlich das Bier, das wir über diese zwei Jahre gebraut haben, auch natürlich in der Gastro anbieten, genau.

Holger: Also war das alles gar nicht geplant, also das ihr Gastronomen werdet und Brauer oder wie kann man sich das vorstellen?

Max Göttl: Also nicht wirklich, der Julius, der ist beruflich Koch und deswegen hat er natürlich schon was mit der Gastro zu tun. Aber, zu dieser Gastronomie sind wir jetzt in dem Fall deswegen gekommen, weil wir das Haus gekauft haben, in dem sich die Gastro befindet. Und die Gastro, die war unbenutzt und dann haben wir uns gedacht, wenn wir jetzt mal die Möglichkeit haben, sowas auszuprobieren und grad für den Julius ist das ja auch eine sehr wichtige Erfahrung, ziehen wir das jetzt einfach mal durch, ja.

Holger: Ah ja. Und wenn man sich jetzt Treber und Trester nennt, dann fürchtet man sich natürlich als BierTalk-Hörer, weil Trester, sind ja die anderen. Und …

Max Göttl: Genau.

Holger: … aber gut, in Stuttgart trinkt ja eh nur Trollinger, oder?

Max Göttl: Trollinger und Pils. Also wir kommen ja, wie du, Holger vielleicht weißt, aus ein bisschen einer Winzerfamilie beziehungsweise mein Vater, der ist Hobbywinzer und daher wollten wir auf jeden Fall in unserer Bar auch unseren eigenen Schnaps, unseren eigenen Wein und da jetzt da auch noch das eigene Bier dazu kommt, haben wir gedacht, was besser als Treber und Trester. Und es ist auch wirklich, der Name kommt wohl recht gut an bei den Kunden, weil er genau dieses wiederspiegelt, was bedeutet das überhaupt und auch, ah, ja, das Bit war das. Ah, ich habe wieder was gelernt und dadurch merke ich mir vielleicht den Namen auch.

Holger: Und ist das so eine klassische Kneipe oder ist das eher ein Restaurant oder ein Sternelokal oder wie sieht das aus bei euch?

Max Göttl: Also wir wollten es eigentlich als klassische Kneipe eröffnen, aber, wie gesagt, mein Bruder, der ist Koch und hat auch schon sehr viel Erfahrung und kann da sicherlich auch gleich selber was dazu sagen. Und deswegen haben wir mit Essen, mit kleinen Speisen angefangen und unsere Karte ist wöchentlich frisch produziert von uns. Zwar immer eine kleine Karte, die sich wöchentlich wechselt, aber bisher ist das Feedback doch sehr, sehr positiv, sowohl beim Essen als auch beim Trinken.

Holger: Ja, Julius, dann sag doch mal was zu dir, wie wird man denn Koch und wie wird man dann zum Brauer

Julius Göttl: Jetzt muss ich ganz kurz, ich habe …

Holger: Ich habe ja gelernt, das muss ich vielleicht noch sagen, ich habe ja gelernt, Köche sind ganz schlechte Brauer, aber das erkläre ich dann noch.

Julius Göttl: Ich muss ganz kurz, ich habe ein Baby auf dem Schoss, ich muss das ganz kurz abgeben, ich bin in einer Sekunde wieder da.

Holger: Ist alles live, da müssen jetzt die Frauen ran und uns wieder mal retten als Männer, wie das immer so ist.

Max Göttl: Ja, man denkt ja immer bei so einem Kind, das kann nie früh genug bei so einem BierTalk teilnehmen, aber dort war es jetzt mit einem Monat doch zu früh.

Julius Göttl: Okay, ich laufe einfach mit ihr rum, das klappt dann schon.

Holger: Ah ja, och, ist auch noch eine sie, ja.

Julius Göttl: Eine sie. Ja, das ist wahrscheinlich das Baby, das am öftesten eine Bar besucht hat in ihrem Alter. Also, genau, jetzt zu mir, ich habe Koch gelernt und ich habe zufälligerweise mir den Podcast von euch letzte Woche angehört oder wenn das ausgestrahlt wird, das ist schon ein paar Wochen her, über Peru. Und ich war auch in Peru, vier Monate lang und habe natürlich auch dieses Cusqueña-Bier probiert, ein sehr gutes Bier, und auch andere Biere von dort. Und jetzt haben wir diese Option gehabt, diese bar zu eröffnen, haben uns die Skills immer weiter angeeignet, unter anderem, wie gesagt, wir kommen auch aus einer Winzerfamilie und kennen uns schon ein bisschen aus mit Fermentation. Und dann haben wir uns irgendwann überlegt, okay, wir würden gern das mit dem Bierbrauen weitermachen. Und dann hat uns unser Vater, ein Braumeister 50, nee, ein Braumeister 20 gesponsert und hat gesagt, okay, dafür will er aber immer selbstgebrautes Bier. Und mit diesem Gerät brauen wir jetzt nach wie vor unsere, jedes Mal 30 Liter Bier pro Brauung, zwei- bis dreimal die Woche.

Holger: Ja und welche Stile macht ihr dann da?

Max Göttl: Also wir haben am Anfang, das haben wir, glaube ich, das ist wahrscheinlich auch ganz gut, wenn man mit diesem Brauen das erste Mal anfängt, haben wir diesen Speidel Braumeister gehabt. Und von Speidel gab es dann immer so diese Pakete, da ist dann Hopfen, Malz und Hefe, alles schon abgewogen und da gibt es wie so einen, das kann man sich vorstellen wie bei so einem Thermomix, dann ein Rezept, wie man das genau machen muss. Und da haben wir dann alle möglichen Stile von Speidel, also ein Weißbier, ein Pils, ein Helles, ein Kellerbier, mal durchprobiert unv. #00:06:13-8# Und als nächsten Schritt haben wir uns da halt gesagt, jetzt versuchen wir das mal mit unseren eigenen Zutaten. Weil, diese Pakete, die sind natürlich etwas teurer, wie wenn man auf Größe Mengen Malz und Hopfen bestellt. Und dann haben wir das immer versucht, nachzubrauen mit unserem eigenen Malz und Hopfen und haben echt alle Stile mal durchprobiert. Und irgendwann haben wir gesagt: „Okay, diese Bareröffnung kommt immer näher, wir brauchen jetzt ein Standardbier, das nicht jedes Bier anders schmeckt.“ Und dann haben wir nochmal geschaut, was hat uns am besten geschmeckt und haben uns dann für ein, also das ist dann unser quasi Typ 1, haben wir es genannt, für ein Kellerbier. Also ein Lagerbier, das ist eigentlich unfiltriert, aber bei uns, muss man schon sagen, du wirst es nachher eh probieren, Holger, sieht es fast unfiltriert aus. Und als zweites Bier haben wir uns für ein böhmisches Pils entschieden. Und die werden jetzt immer so quasi abwechselnd gebraut.

Holger: Sehr gut. Mensch, Markus, wen du das jetzt so hörst, eigentlich ist das ja total bekloppt, oder, zu der Zeit oder in diesen Zeiten eine Gastronomie zu eröffnen und dann ins Biergeschäft einzusteigen, da muss man schon ein bisschen bekloppt sein, oder?

Markus: Ja, da muss man ein bisschen bekloppt sein. Aber ich glaube, es hat auch was damit zu tun, wenn man einfach für Treber und Trester beider maßen brennt, dann hat man das vielleicht so ein bisschen in sich. Und ich glaube auch, wenn man dann anfängt eben mit Brauen, wenn man seine Versuche macht, wenn die Leute das toll finden und wenn sich dann so eine Gelegenheit ergibt mit so einer Gastro, dann muss es vielleicht irgendwie auch einfach raus. Also insofern kann ich das schon nachvollziehen und finde es spannend. Und ich habe auch das Gefühl, dass ihr ja als Familie so ein bisschen dahintersteckt, das hilft ja dann doch auch über solche Zeiten hindurch ganz gut, voranzukommen und vielleicht das auch zu überstehen und dann vielleicht erstrecht gestärkt aus der Sache rauszukommen. Und ich muss euch sagen, ich habe bei dem Trester eigentlich zu allererst an Grappa gedacht, also jetzt weniger an Wein, sondern tatsächlich eher an Brände. Und ihr habt ja auch schon gesagt oder angesprochen, dass es da durchaus auch Brände gibt. Also, das wäre doch auch mal eine Idee, oder, dass man aus Treber und Trester einen Grappa zusammenbrennt oder so? Habt ihr eine Brennerei in der Familie?

Max Göttl: Also wir haben keine Brennerei, wir bringen unseren Trester, und der Trester ist ja in erster Linie nur der Abfall des Weines und kann, was ich jetzt auch gelernt habe, auch als Synonym für Treber verwendet werden. Und auf jeden Fall, diesen Abfall, also da ist dann noch ein bisschen Restzucker drin, das ist schon gepresst, aber man kann selber entscheiden, will ich das jetzt auf bis zu fünf Prozent oder ein Prozent auspressen. Und wir lassen dann immer fünf Prozent Saft in den Trauben drin und lassen das gären und bringen das dann zu einer Brennerei, die ist 150 Meter von uns entfernt, also ist eine kleine Brennerei. Und das mit der Brennerei haben wir uns tatsächlich auch schon mal überlegt. Aber Brennrecht ist ja nicht ganz einfach, also muss ich ja dann eins erwerben. Und uns geht auch langsam der Platz aus, weil wir uns jetzt eher dafür entschieden haben, das Brauen weiter zu verfolgen und eine größere Brauanlage installieren wollen. Dann hat man natürlich irgendwann keinen Platz mehr für noch einen Brennkessel.

Markus: Ja, war auch nur so eine kleine Schnapsidee von mir. Aber vielleicht noch ganz kurz, jetzt haben wir ja vom Julius also auch noch nicht so ganz gehört, wie er zu dem Thema Koch gekommen ist, da bin ich immer noch gespannt. Aber vielleicht vorher, Max, wie ist es denn bei dir, also wie kommst du denn überhaupt in die Kulinarik und ist das jetzt deine erste Station oder was hast du schon so alles hinter dir, bevor das jetzt hier losgeht?

Max Göttl: Also ich habe in München angefangen zu studieren, erst Mechatronik, dann Medieninformatik und im Endeffekt dann Informatik. Und wie das dann halt so ist, zieht man mit 18 nach München und braucht einen Nebenjob. Und da habe ich dann an einer Currywurstbude am Münchener Hauptbahnhof angefangen. Und das hat mir sehr viel Spaß gemacht und da habe ich meine ersten Erfahrungen mit der Gastro gehabt. Es gab auch irgendwann mal so diesen Zeitpunkt, dass wir uns überlegt haben, diese Currywurstbude zu übernehmen. Dazu ist es dann aber doch nicht gekommen, aber da wusste ich dann schon, also diese Gastro reizt mich schon auch ein bisschen. Wobei ich dann halt, wie gesagt, Informatik studiert habe und das natürlich wenig mit der Gastro zu tun hat. Und ich dann dadurch, dass ich Informatik studiert habe, auch nicht damit gerechnet habe, dass ich eine Gastro eröffne, aber halt diesen Plan hatte, wir wollen uns eine Immobilie kaufen, weil wir gesehen haben, das hat sicherlich eine Zukunft. Und dann haben wir halt zufällig genau diese, also wir haben uns etliche Immobilien angeschaut und es ist immer nicht geworden. Und dann haben wir eine gefunden und die hat uns gleich zugesagt. Und dann war da unten auch die Gastro drin und da haben wir gedacht, okay, das können wir jetzt nicht einfach vermieten, sondern das müssen wir jetzt einfach selber mal ausprobieren. Und bisher hatten wir natürlich am Anfang sehr viel Aufwand und Stress, aber es ist auch sehr viel Spaß. Und dann, wenn man sieht, das Freunde und Familie, die da mithelfen und auch Spaß daran haben, dann hat es sich bisher auf jeden Fall sehr gelohnt, genau.

Holger: Ja, Julius, jetzt musst du noch weitererzählen, wie das mit dem Koch genau war.

Julius Göttl: Also ich bin auch tatsächlich meinem Bruder hinterher nach München gezogen und dachte, okay, jetzt habe ich Abitur, jetzt muss ich ja eigentlich auch studieren, das gehört sich ja so. Und habe dann auch in drei Jahren drei verschiedene Studiengänge angefangen, habe aber eigentlich immer darüber nachgedacht, was koche ich als Nächstes in der WG, worauf habe ich Lust? Habe immer einfach gerne gekocht und dann irgendwann nach drei Jahren habe ich gesagt: „Okay, jetzt probierst du es einfach mal, machst ein Praktikum in der Küche.“ Aus einem Praktikum wurden dann mehrere und dann habe ich mich irgendwann entschieden, okay, dann fängst du jetzt halt mit 23 doch noch die Ausbildung an als Koch und das hat mir sehr zugesagt. Dann habe ich die in der Schlosswirtschaft Schwaige in München damals gemacht, wo wir auch schon Bier-Menüs hatten. Das war, die haben immer ganz eng mit Jochen Schweitzer zusammengearbeitet, das hat mich damals auch schon fasziniert. Ja, genau und meine letzte Station war tatsächlich Küchenchef in einer Schulküche, bevor wir dann unsere eigene Gastronomie eröffnet haben.

Holger: Hört sich wirklich spannend an, aber jetzt so langsam müssen wir ja zum Bier übergehen.

Markus: Ich habe auch schon Durst.

Holger: Ja, ja, unbedingt also. Aber, das ist jetzt wirklich so, ihr habt uns ja das Bier zur Verfügung gestellt und bei Markus ist jetzt leider nix angekommen, aber bei mir auf jeden Fall. Und, ja, wer soll anfangen, also wollt ihr anfangen, soll ich anfangen, weiß nicht. Ich habe ja hier zwei Flaschen.

Max Göttl: Genau.

Holger: Die kann ich jetzt mal hier so hochholen, so. Also das ist jetzt so, ihr habt ja keine Flaschenbierproduktion, sondern habt jetzt Flaschen, wahrscheinlich so leere aus dem Getränkemarkt geklaut und habt die gereinigt und …

Max Göttl: Also man muss dazu sagen, wir waren schon bei der Flaschenbierproduktion, eben da, wo wir hobbymäßig angefangen haben, haben wir alles in Flaschen abgefüllt. Aber dadurch, dass natürlich die Gastro so gut funktioniert hat mit einfach brauen vergären lassen und dann direkt ins Fass füllen und dann einfach wieder vom Keller nach oben zapfen und die Leute …

Holger: Direkt in die Kehle der Kunden, ja.

Max Göttl: Genau, die Leute, die lieben es so sehr. Wir müssten nochmal mehr brauen und auch, es wäre nochmal mehr Aufwand, wieder in Flaschen abzufüllen. Und das steht schon auch wieder auf unserer Agenda, aber, wie gesagt, eigentlich geht es bei uns erst mal darum, dass wir jetzt mehr Kapazität, also mehr Bier brauchen. Weil, momentan brauen wir zwei-, dreimal die Woche und das ist am Wochenende dann wieder weg, also fünf Wochen später oder wenn es dann halt gereift ist.

Holger: Sehr gut! Also bei mir steht jetzt, also da sind ganz einfache Etiketten drauf, wenn man das so sagen darf und da steht jetzt BB, ne, BB, sag mal.

Max Göttl: Das ist Brüder Bräu …

Holger: Ah ja.

Max Göttl: … so haben wir unser Bier erst mal getauft.

Holger: Genau, das bietet sich ja an, ihr seid ja Brüder.

Max Göttl: Genau, ja.

Holger: Ja und dann Typ 1, ne.

Max Göttl: Das ist in dem Fall unser erstes Bier, das wir den Kunden angeboten haben und das ist ein Kellerbier Schrägstrich Lager.

Julius Göttl: Oder Festbier, ich glaube, es war als Festbier deklariert, als es damals von Speidel kam und wir haben es halt immer weiter verfeinert.

Max Göttl: Aber ist ein Festbier nicht obergärig?

Julius Göttl: Nein.

Holger: Nein.

Max Göttl: Ah ja, okay, dann kann es auch ein Festbier gewesen sein.

Holger: Wir werden ja der Sache gleich mal auf den Grund gehen.

Max Göttl: Genau, ja.

Holger: Und die andere Flasche, da steht halt auch BB drauf für Brüder Bräu und dann Typ 2, ne.

Max Göttl: Genau, das ist unser böhmisches Pils.

Holger: Typ 1 und Typ 2 erinnern mich ja so ein bisschen an Diabetes, aber im Anfangsstadium kann man das ja so machen. Und für mich ist das ja total super, weil, ich kenne mich jetzt aus. Also ihr dürft jetzt sagen, Typ 1 oder Typ 2, was soll ich machen?

Max Göttl: Also ich würde sagen, du fängst mit dem Typ 1 an, dann kriegst du es genau in der Reihenfolge, wie es auch unsere Kunden bekommen haben, dann kannst du dementsprechend …

Holger: Ja, sehr gut. Also dann mache ich es mal auf.

Max Göttl: Wie gesagt, das ist jetzt halt vom Zapf gefüllt, das heißt, Kohlensäurekarbonisierung wird da nicht mehr arg viel drin sein. Das ist natürlich ein bisschen schade, aber hoffentlich funktioniert der Geschmack.

Holger: Also das stimmt genau, also Kohlensäure, also der Sommelier würde ja jetzt sagen, mit sehr geringen Rezenz, ja.

Max Göttl: Genau, ja.

Holger: Ne, das würde er sagen, also insofern, ja, Schaum ist keiner da. Aber, es ist Flüssigkeit im Glas, es duftet schön, ja und man hat eine deutliche Hopfennote direkt in der Nase. Das Bier hat so eine etwas dunklere Farbe, also man könnte schon sagen, ja, eher Festbier als jetzt Lagerbier. Und das, was ihr schon angekündigt habt, trifft auch zu, also es ist so leicht opak, ja, aber man sieht, es ist wirklich sehr gut abgelagert und wirkt fast wie filtriert, ja. Ich genehmige mir jetzt mal ein Schlückchen.

Max Göttl: Die Spannung steigt.

Holger: Ja, genau, die Spannung steigt, ja, ich muss ein bisschen drüber nachdenken. Also wie gesagt, die Kohlensäure ist wirklich komplett draußen und was ich jetzt habe, ist ganz am Anfang im Antrunk, habe ich so brotige Noten, sehr malzig. Und jetzt aber im frühen Nachtrunk gibt es hinten raus schon eine schöne Bittere, die eben auch animiert, nochmal einen Schluck zu trinken. Und ich würde schon, also die Vollmundigkeit, die spricht schon eher für ein Festbier …

Max Göttl: Okay.

Holger: … eigentlich ein Lagerbier, das muss ich schon sagen.

Max Göttl: Dann hat der Julius wahrscheinlich Recht, dann haben wir das von dem Festbier abgeleitet und ich habe mich da getäuscht.

Julius Göttl: Was wir anders machen, ich glaube, wir haben ein bisschen ein anderes Malzschema wie das Originalrezept. Und wir haben, was wir immer bei all unseren Bieren machen, ist Hopfen stopfen, 45 Gramm auf 30 Liter. Also wenn die Hauptgärung abgeschlossen ist nach fünf, sechs Tagen bei 15 Grad, dann können wir Hopfen stopfen für nochmal mindestens eine, manchmal sogar zwei Wochen bei vier Grad und dann füllen wir es erst ab. Dadurch entsteht natürlich auch eine natürliche Filtrierung, weil sich das Meiste unten absetzt.

Holger: Genau und das ist auch das, was ich sofort in der Nase hatte, also diese Hopfennote, das hatte ich ja gesagt und so kam es mir halt auch vor, dass das eben ein kaltgehopftes Bier ist. Mit welchem Hopfen macht ihr das denn?

Max Göttl: Wirst du dir aber vielleicht sogar denken können, es ist ein sehr bekannter Citrushopfen und zwar der Cascade.

Holger: Cascade meinst du, ja, okay.

Julius Göttl: Cascade, aber am Anfang ist, was haben wir noch drin, Tettnanger ist drin.

Max Göttl: Kommt jetzt aufs Bier drauf an. Ah ja, genau, beim Dings ist es Tettnanger und, nee, dann, ich glaube, nur Tettnanger und beim zweiten Mal wird es schon mit Cascade gehopft.

Julius Göttl: Ja.

Holger: Ja, Mensch, super! Also jetzt der Nachtrunk ja voll da und der ist auch da und bleibt da. Also das ist auch eine schöne Sache, das das Bier nicht sofort die Kehle runter rinnt und weg ist, sondern es ist weiterhin präsent. Und die Bittere, die ist da und beschäftigt mich auch also und ich mag das ja. Also der Markus ist ja nur so ein Weichei, der gar nicht, also bittere Biere sind für den wirklich gar nix. Also der kennt ja eigentlich nur Kellerbier, weil Oberfranken, ihr wisst ja. Markus, bist du noch da?

Markus: Ich bin noch da und höre mir das ganz lustig an.

Holger: Ah ja.

Markus: Aber ich habe mir auch noch ein Bierchen geholt. Also wenn ihr dann mal fertig seid, dann mache ich mir auch noch eins auf, weil ich natürlich jetzt Durst bekommen habe.

Holger: Naja, nee, unbedingt, unbedingt! Nee, also es ist spannend, auf jeden Fall sehr spannend und, ja, man muss mal zu euch kommen und das mal auch dann vom Fass, ganz mit Kohlensäure und Schaum probieren, das ist auch nochmal klasse. Habt ihr auch noch andere Biere? Also jetzt habt ihr ja eigene, das eigene selbstgebraute Bier und bietet ihr auch noch andere Flaschenbiere an oder andere Fassbiere? Habt ihr ein Portfolio und wenn ja, welches und warum?

Max Göttl: Also wir haben uns hauptsächlich, also zunächst mal haben wir noch ein weiteres Bier standardgemäß am Zapf und das ist das Meckatzer.

Holger: Jawohl, also Meckatzer Pils, ja.

Max Göttl: Meckatzer Weißgold, das ist ein bisschen eine Mischung zwischen Hellem und Pils.

Holger: Ja, genau, das ist dieses Sonntagsbier, ne, Weißbier so ein bisschen, ja, genau.

Max Göttl: Genau, Sonntagsbier, das ist sehr, sehr beliebt Und ich hatte jetzt vor Kurzem auch den Vertreter da und der hat auch nur nochmal das bestätigt, was ich von meinen ganzen Kunden höre, Meckatzer ist hier in dem Raum beliebt und jeder, der das einmal am Zapf hat, nimmt das eigentlich nicht mehr weg. Wir haben uns natürlich auch mal irgendwann überlegt, sollen wir jetzt da mal ein bisschen einen Wechsel reinbringen. Aber dadurch, dass wir drei Zapf haben, setzen wir einfach immer auf Zapf eins das Meckatzer, auf zwei das Selbstgebraute und beim dritten haben wir dann immer so ein bisschen einen Wechsel drin. Der Julius war zum Beispiel vor Kurzem in Belgien und hat da ein paar Fässer belgisches Bier mitgebracht. Das Problem ist nur, das Meckatzer und unser eigenes so gern getrunken wird, dass die Meisten gar nicht erst wissen wollen, was auf dem dritten Zapf ist. Und deswegen wird das Bier zwar nicht schlecht, weil wir es dann rechtzeitig trinken, aber oft nicht ganz von den Kunden leergetrunken.

Holger: Ja, sehr gut, also Meckatzer ist auf jeden Fall ein ganz tolles Produkt. Und die haben ja mehrere Bierstile im Angebot und das Weißgold ist in der Tat sozusagen das Brot- und Butter-Meckatzer. Und wenn er hört, also Michael Weiß ist der Brauereiinhaber, also herzliche Grüße, ganz, ganz tolle Brauerei und auch eine schöne Gastronomie, wunderbar. So, Markus, jetzt hast du dir was rausgeholt und jetzt bin ich ja ganz gespannt, auf was du jetzt genau Lust bekommen hast, nachdem du mir so intensiv zugehört hast.

Markus: Ja, also, na, ich habe mir halt gedacht, okay, dann nehme ich mir was passendes, was vielleicht auch, ja, also insgesamt wirklich passt. Und zwar haben wir ja einen lieben Freund und Sommelier-Kollegen, den Michael Friedrich, der in Chemnitz braut, dort eine sehr, sehr schöne kleine Brauerei sich aufgebaut hat und jetzt auch sehr erfolgreich war bei den Biersommelier Weltmeisterschaften. Und der letzten Endes so wir ihr eben auch mal so im ganz, ganz kleinen Stil angefangen hat und sich eben auch so eine kleine eigene Bierlinie aufgebaut hat. Und der hat mir neulich ein kleines Paketchen geschickt zu Weihnachten und da war ein Session-Lager drin. Da habe ich mir gedacht, okay, das passt ja eigentlich ganz gut zu dem, was ihr jetzt grad so erzählt habt, also untergärig, leicht hopfengestopft. Und probieren wir mal, wie der das umgesetzt hat. Hopsa, das ist schon mal wesentlich mehr karbonisiert, würde man so sagen, kommt mit einem ordentlichen Druck aus der Flasche. Und ist auch opak, also da kann man auch nicht durchgucken, also auch unfiltriert. Oben drauf ein schöner fester Schaum und vom Geruch her sind wir hier eher so in der getreidigen Ecke Zuhause. Also, ja, so wirklich, wie wenn man so nach einem frisch gedroschenen Getreide, da so hin riecht, so riecht die Nase komplett. Probieren wir mal. Ja, also sehr viel Kohlensäure! Man müsste am besten die beiden Biere mischen, also eures und seins, dann wären wir, glaube ich, an der Idealvariante. Aber das ist jetzt auch schon so ein bisschen am Ende seiner Zeit angelangt, das merkt man natürlich, aber es hat auf jeden Fall auch eine schöne malzige Note. Und dafür, dass es verhältnismäßig leicht ist, also das heißt ja, Session-Lager heißt ja, nicht so stark. Wobei, mit 4,2 Prozent ist das schon fast auf Normalstärke, aber es ist ein bisschen weniger intensiv vom Körper. Und hinten raus, tatsächlich merkt man auch hier eine gewisse Bittere. Und der Holger hat zwar Recht, also ich bin jetzt nicht so der super Fan von super bitteren Bieren, aber so ein bisschen gehört das mittlerweile für mich schon auch dazu, und hat er sicher auch gut umgesetzt. Also den habe ich auch schon besucht, öfters und das ist ja ganz spannend, weil seine Brauerei auch wirklich so ein bisschen so ein Sammelsurium ist, mit alten und neuen Sachen und er hat auch so ein mini Museum dabei. Und, ja, der hat auch eine spannende Geschichte, wie er selber zum Brauen kommt, den werden wir vielleicht auch mal zum BierTalk einladen. Aber das fände ich bei euch noch interessant, also wie habt ihr euch dieses Thema Bierbrauen denn überhaupt beigebracht? Also habt ihr da einfach ein Buch gelesen oder seid ihr zu einer Brauerei gegangen oder wie kamt ihr überhaupt dazu zu sagen, wir machen da jetzt selber ein Bier und bringen das bis zur Verkaufsreife sozusagen?

Max Göttl: Also das war hauptsächlich Julius seine Idee. Wie gesagt, wir kommen aus einer Winzerfamilie und dann kam der Julius einfach her, komm Max, wir brauen jetzt Bier! Ich war erst mal sehr dagegen, weil ich ganz genau wusste, dass ist eigentlich hauptsächlich abspülen und habe mich dann aber trotzdem da reinziehen lassen. Und das Meiste haben wir, wie gesagt, also erst mal mit Rezepten von Speidel direkt, viel übers Internet und dann kommen halt diese ganzen Fehler. Weil, am Anfang macht man natürlich alles perfekt, aber dann wird man nachlässig, dann arbeitet man nicht mehr sauber. Dann denkt man, man kann einfach irgendwie ein Freestyle-Bier machen und macht sein eigenes Maischschema und dann kippt das Bier oder sonst irgendwas. Und dann muss man sich halt nach und nach immer mehr den Problemen widmen und lernt darüber. Also das Internet ist ja da grenzenlos, kann man sich eigentlich alles aneignen und die wichtigen Sachen aneignen zum Bier brauen. Und dann haben wir dadurch, dass wir die Gastro eröffnet haben, konnten dieses eigene Bier anbieten, sind auch ein paar Biersommeliers, Bierbrauer et cetera auf uns zugekommen und wollten auch mal mit uns brauen. Also einmal haben wir einen Mikrobiologen, der uns die mikrobiologische Seite erklärt hat. Und dann hatten wir einen, der Bierbrauer studiert hat, der dann mit diesem, ich weiß gar nicht mehr den Titel des Buches, aber wo im Grunde genommen er sagt, das ist die Bibel der Bierbrauer. Und das hat er uns gebracht und da konnten wir uns auch nochmal rein lesen. Und es war immer so ein Stück für Stück, du hast ein kleines Problem, weißt nicht weiter, dann googelst du erst mal oder schaust, wie haben die anderen das gelöst. Und dann denkst du dir, ah, okay, daran wird es wahrscheinlich liegen, also muss ich irgendwas anpassen. Und dann hat immer natürlich die gute Literatur, um das alles noch genauer rauszufinden.

Markus: Tja, also sozusagen ein bisschen Selbststudium nachgeholt, mit viel Unterstützung auch von allen Seiten, aber das ist spannend. Und ich glaube, so letzten Endes, ein bisschen so war es eben bei vielen in der Branche. Und das ist auch ganz spannend, weil es halt einfach nochmal ein anderes Herangehen an das Thema ist. Also da hätte ich vielleicht noch eine Frage an den Julius, ist das parallel, so wie man zum Beispiel an das Kochen rangeht, also? Oder andersrum gesagt, bei mir ist es ja zum Beispiel so, meine allererste richtige Profession war ja das Fotografieren. Und da ist der ganz große Unterschied, wenn du halt so ein Wald- und Wiesenfotograf bist, dann gehst du halt raus, machst 20.000 Bilder und am Ende hast du drei oder vier, die sind gut. Und wenn man das Ganze professionell macht, dann hat man vorher seine Bilder im Kopf, geht raus, macht zehn Bilder und drei oder vier sind gut, also ein ganz anderes Herangehen. Und ist das beim Kochen genauso und kann man das dann auch mit dem Thema Bier so ein bisschen vergleichen oder wie würdest du das sagen?

Julius Göttl: Also beim Kochen ist es tatsächlich einfach die Erfahrung, die man hat, je öfters man was kocht, je öfters man was macht, desto besser wird es. Und das ist beim Bier brauen genauso. Wir haben dann dadurch, dass wir dann die Möglichkeit hatten, wirklich zwei- bis dreimal die Woche zu brauen und du bist die ganze Zeit da und machst dann mal den Fehler und korrigierst ihn und den Fehler und dadurch wird man einfach immer besser. Und außerdem lernst du in der Küche als Koch, lernst du unglaublich effizient zu arbeiten und das kommt dir beim Bier brauen natürlich auch zugute. Dann kannst du natürlich super schnell abspülen, wie der Max schon sagte, das ist schon auch eine große Arbeit.

Holger: Ja, ich muss ja noch nachliefern, warum jetzt Köche schlechte Brauer sind, oder?

Max Göttl: Ja, ja, genau.

Julius Göttl: Ach ja?

Max Göttl: Ist auch interessant, ja.

Holger: Naja, also einmal, also auf jeden Fall, ich glaube, da habt ihr vollkommen Recht, Learning by Doing ist, glaube ich, beim Brauen ganz wichtig und das ist noch wichtiger als Wissen, ne, also ist das Können und Können kommt eigentlich nur von üben. Und warum, sind jetzt Köche eigentlich schlechte Brauer, Heimbrauer? Also die Köche sind ja meistens ziemlich kreativ und probieren dann auch während des Prozesses aus. Und dann kommt es auch nicht so genau und irgendwie schmeckt es dann ja auch und so und die müssen ja nicht reproduzieren. Also, sage ich mal, Konditoren zum Beispiel, sind wahrscheinlich besser Hobbybrauer. Weil die Köche ja eigentlich gar nicht so exakt arbeiten, wie das beim Brauen eigentlich notwendig ist. So stelle ich mir das halt vor, deshalb behaupte ich halt immer, Köche sind schlechte Heimbrauer.

Julius Göttl: Das stimmt tatsächlich. Also ich erwische mich schon selber auch oft, wie ich in so einem Freestyle-Prozess komme, wo ich sage: „Ach komm, jetzt mach mal hier noch ein bisschen was von dem und das könnte und könnte ja passen.“ Aber dadurch passt sich das Bier auch immer weiter an und wird so, es stagniert nie, es verändert sich immer ein bisschen, mal besser, mal schlechter. Und man muss sich halt dann immer gut Notizen machen, weil, man weiß es erst nach acht Wochen, wie das Bier dann schmeckt. Aber dadurch kann sich ein Bier immer weiterentwickeln.

Holger: Ja, sehr gut. Und jetzt sollten wir vielleicht euch auch noch die Gelegenheit geben, ein Bier zu verkosten. Weil, ihr habt ja grade schon gesagt, mein Gott, wir kommen vor Durst hier um und wir wollen ja nicht gemein sein.

Julius Göttl: Ja, tatsächlich bin ich jetzt grad in Österreich, ich bin gar nicht in Stuttgart. Und wenn ich jetzt in der Bar sitzen würde, würde ich natürlich ein eigenes von uns trinken.

Max Göttl: Aber, Julius, du kannst ja vielleicht eins, was trinkt man denn in Österreich, du kannst ja das Mal.

Julius Göttl: Ja, ich würde jetzt eigentlich ein Gösser Märzen trinken. Das ist so das Standardbier, was man hier trinkt. Aber ich habe leider gestern Abend das Letzte getrunken und keins nachgeholt.

Holger: Großer Fehler.

Julius Göttl: Großer Fehler, also da muss ich passen.

Max Göttl: Und ich habe eine von dem böhmischen Pils, dass ich dir auch geschickt habe, habe ich mir auch eins abgefüllt, dass ich etwa dasselbe schmecken kann wie du. Aber da würde ich auf dich dann noch warten, bis du deins aufmachst.

Holger: Ja, komm, dann machen wir das doch zusammen, also du machst deins auf, ich mache meins auf.

Max Göttl: Ja.

Holger: Und dann sprichst du drüber, was habt ihr euch überlegt, warum böhmisches Pils und so weiter. Und ich kann ja auch vielleicht irgendwas sagen. Also jetzt machen wir es mal.

Max Göttl: Ah, hier ist sogar noch ein bisschen Kohlensäure drin.

Holger: Habe ich ja gehört, ja, also, jawohl!

Max Göttl: Das könnte natürlich auch daran liegen … ja, wobei, nee, das war alles Kühlkette, das heißt, da kann nicht nochmal nachgegärt sein. Aber vielleicht habe ich es besser abgefüllt. Also böhmisches Pils deswegen, weil, in Stuttgart wird schon, also es entwickelt sich irgendwie eine Kultur, dass es mehr zum Hellen geht. Also als ich aufgewachsen bin in Stuttgart war es standardgemäß, dass man ein frisches Bier in einer Bar gezapft gekriegt hat, das es ein Pils war. Inzwischen werden die Biere aus Bayern, also grad die hellen Biere beliebter. Und trotzdem ist es so, dass viele Leute in Stuttgart nochmal nach einem Pils fragen. Ich glaube, im Ruhrgebiet ist es ähnlich, da wird ja auch Pils eher getrunken als Helles, oder?

Holger: Auf jeden Fall, Ruhrgebiet ist Pils.

Max Göttl: Genau und deswegen haben wir uns für ein böhmisches Pils entschieden.

Holger: Ja, sehr gut. Also ich habe das ja jetzt schon geöffnet und habe es mir auch schon eingeschenkt. Also es ist ein ganz kleines, kleines bisschen schon noch eine Kohlensäure da, aber schwach, ja, also es reicht nicht, da wirklich einen Schaum zu produzieren. Wenn ich jetzt rein rieche ins Glas, dann habe ich wirklich diese typische Butternote, die so ein böhmisches Pils eben auch mitbringt. Und ich mache jetzt mal einen Schluck. Ah ja, mhm, genau, also da kommt jetzt auch da nochmal so eine Hopfennote darin. Also auch hier würde ich jetzt behaupten, ist wahrscheinlich ein bisschen gestopft worden.

Max Göttl: Genau, das Stopfthema haben wir beibehalten, weil das einfach, die Leute sind zu uns gekommen und haben gesagt: „Bow, krass! Man schmeckt richtig das Fruchtige, den Citrusgeschmack raus.“ Und da haben wir gedacht, das wollen wir, da wir jetzt nicht beide Biere gleichzeitig anbieten, sondern immer im Wechsel, wollen wir jetzt auch nicht, dass die Leute dann enttäuscht sind beim Pils-Bier und deswegen haben wir das Hopfenstopfen, Citrushopfenstopfen beigegeben. Auch wenn das vielleicht für ein böhmisches Pils untypisch ist, aber das ist dann quasi unser eigene Note.

Holger: Ja, nee, aber mir taugt es gut, ja. Also was du noch ergänzen kannst, also bei mir steht jetzt drauf, am 24.11. ist es abgefüllt, gebraut. Wahrscheinlich gebraut, oder?

Julius Göttl: Gebraut, ja.

Max Göttl: Das ist das Braudatum, genau. Also ich muss sagen, bei mir kommt es schon, vielleicht liegt es an meiner Flasche, aber ich finde, das hat schon ein bisschen einen Fehlton drin. Also so diesen ein bisschen süßlichen Geruch. Ich weiß nicht, wie gesagt, das könnte auch an meiner Flasche liegen, aber das ist normalerweise bei dem Pils nicht der Fall.

Holger: Naja also ich habe hier eben so eine Diacetylnote in der Nase und die findet sich auch im Trunk, aber ist jetzt nicht so …

Max Göttl: Nicht unangenehm.

Holger: … dass ich jetzt das als Bierfehler deklarieren würde. Sondern, in meinen Augen gehört ja so eine leichte Diacetylnote auch zu diesem Bierstil. Also ich würde jetzt hier also keine Infektion oder so erkennen können, also bei mir passt es.

Max Göttl: Gut. Also wie gesagt, das ist auch immer mit diesem in Flasche füllen, dann ist kein Druck mehr drauf oder nur noch wenig vielleicht. Das ist bei mir auch ein bisschen anders, ich bin halt, wie gesagt, das frische Bier gewohnt und dadurch, dass es jetzt zwei Wochen in der Flasche stand, ist das für mich vielleicht dann doch nochmal anders als vom Zapf.

Holger: Also auf jeden Fall, das wird sicher so sein, aber ich kenne es ja eben nur so, wie ich es jetzt hier habe. Und das bedeutet ja, es würde sich lohnen, eben wirklich zu euch zu kommen. Und wenn das dann überhaupt nix wird und ich denke, mein Gott, was brauen die da, kann ich ja immer dann noch ein Weißgold trinken, ja oder ein …

Markus: Sehe ich genauso.

Max Göttl: Wir haben auch noch andere Biere. Also wir versuchen jetzt unser, also grad das Flaschenbierarsenal, noch ein bisschen zu erweitern mit regionalen, so ein bisschen noch kleineren unbekannten Brauereien. Zum Beispiel haben wir von unv. #00:35:31-6# die sind grad dabei, mehrere unterschiedliche saisonale Biere auszuprobieren. Die machen halt Kartoffelbier und ein Freepare, was ein alkoholfreies IPA darstellen sollen. Was gab es noch? Ein Vierkornbier, also die haben auch tolle unterschiedliche Sorten. Und auch die, da war auch mal ein Sommelier bei uns, der wollte eben auch bei uns mal so eine Art Sommelier-Veranstaltung veranstalten, was dann wegen Corona ausgefallen ist. Aber auch der Vertreter von Meckatz hat gesagt, da hätte er auch mal Interesse. Und wenn auch ihr Interesse habt, sowas mal bei uns zu machen, dann seid ihr natürlich da herzlich eingeladen.

Holger: Ja, das ist doch ein Angebot. Vielleicht wirklich nochmal zu den Räumlichkeiten, zur Gaststätte, ist das so eine Traditionskneipe, die ihr da übernommen habt? Gibt es da vielleicht irgendwie was Besonderes zu zusagen, oder?

Max Göttl: Also die Kneipe, die wir übernommen haben, das war, bevor sie wegen Corona geschlossen hatte, hatte sie aber nur noch selten offen und nur so für Veranstaltungen. Das war alles sehr, die Fenster waren alle zugemacht, die Öffnungszeiten waren eher so von 20 bis fünf Uhr morgens und so Veranstaltungen, mal unv. #00:36:54-7# und sowas. Also es hatte einen gewissen Ruf in Feuerbach und wir haben das schon nochmal komplett umgekrempelt. Also wie gesagt, es gibt wieder Essen, es kommt wieder Licht rein und geregelte Öffnungszeiten. Natürlich machen wir auch Veranstaltungen, aber versuchen halt schon, dieses Selfmade, regional, Essen, Trinken et cetera so ein bisschen den Leuten hier in Feuerbach auch wieder beizubringen. Und solche Bars wie uns, gibt es vielleicht in der Stuttgarter Innenstadt schon die ein oder andere, aber in Feuerbach haben wir momentan da eigentlich so gut wie keine Konkurrenz. Es gab zwar ein paar ganz gute Restaurants und es gibt auch gute Kneipen, aber so eine Mischung wie bei uns, da sind wir zufällig auf was Einzigartiges gestoßen. Und wir haben auch viel Platz, also die Gastronomie hat 120 Quadratmeter, drei Räume und wir haben es halt mit Kamin gemütlich eingerichtet.

Holger: Dann könnte man ja sagen, okay, bei dem Treber, ne, da kann man dann jetzt auch noch Brot machen oder also?

Max Göttl: haben wir.

Holger: Ah ja, ah ja.

Max Göttl: Also wir nutzen, oder was heißt wir, hauptsächlich ist das natürlich Julius sein Job, aber wir nutzen oft die Abfälle vom Bierbrauen, um daraus noch Treberbrot zu machen, was auch vorangehend ist.

Julius Göttl: Das ist ja die Idee hinter Treber und Trester, dass Nachhaltige, das wir haben, das wir sowohl aus dem Treber noch das Treberbrot herstellen und aus dem Trester den Tresterbrand. Und natürlich, was auch ein großes Thema ist, unser Bier kommt im Prinzip aus der Leitung der Bar. Das ist immer das Schöne an einer Hausbrauerei. Und wahrscheinlich sind wir die kleinste Hausbrauerei Stuttgarts, mit 30 Liter pro Brauung.

Max Göttl: Pro Brauung. Das, was natürlich dann auch zu unserem nächsten Plan führt, wir haben hinten, das war früher eine Metzgerei in der Gastro und da haben wir … der Raum, der sieht noch furchtbar aus, den müssen wir renovieren. Aber unser Plan war so, dass wir vielleicht auf einen 150 oder 200 Liter-Braukessel umsteigen und das da hinten in die Metzgerei einbauen. Und im Idealfall dann im Keller gekühlte Gärtanks haben und das nur noch von der Metzgerei runter schlauchen müssten und dann vom Keller wieder, nach dem Abfüllprozess, direkt vom Keller wieder hoch ins Fass zu bekommen. Dann wäre der Kreislauf quasi geschlossen.

Holger: Und wie sind eigentlich die Zukunftspläne, also wenn man jetzt sagt, okay, wie ist es in fünf Jahren und wie ist es in zehn Jahren? Wie soll sich das alles entwickeln da mit dem Treber und Trester?

Max Göttl: Also wir haben von Anfang gesagt, es soll uns hauptsächlich Spaß machen. Also das ist jetzt nicht, dass wir davon abhängig sind von diesem, was wir da verdienen, sondern wir können das schon so fahren, da wir nur von Donnerstag bis Samstag offen haben und inzwischen auch genügend Angestellte, dass man jetzt da keine 40-Stundenwoche mehr hat. Am Anfang war es natürlich viel mehr, aber jetzt nach und nach merkt man natürlich schon, die schlimmen Reparaturen sind weg, den Leuten gefällt es und der Umsatz passt mehr oder weniger auch. Und jetzt ist natürlich die Frage, wie wird es weitergehen? Und ich persönlich und Julius, glaube ich, auch, haben uns so ein bisschen diese Dateline von einem Jahr gesetzt. Wir haben am 10.06.2021 eröffnet und haben uns gesagt so, bis 10.06.22 sollte der Laden so selbstständig laufen, dass wir auch sagen, ein Tag die Woche von mir und ein Tag die Woche von Julius reicht, um das am Laufen zu halten und den Rest sollen die Angestellten so ein bisschen für uns übernehmen. Und das wir uns dann weiteren Projekten, wie zum Beispiel Brauanlage bauen, die Küche erweitern et cetera zuwenden könnten, dieses Treber und Trester schon über die nächsten Jahre ein bisschen so beliebter zu machen, vergrößern. Und grad dieses Brauen, wenn die Leute in der Woche 90 Liter Bier trinken und wir dreimal die Woche brauen, dann ist das halt Arbeitszeit, die man natürlich durch eine andere Brauanlage sehr schnell verbessern könnte. Also die Wirtschaftlichkeit fehlt grad beim Bierbrauen noch stark.

Holger: Ja, aber das ist doch einfach, soll der Papa nochmal richtig in die Tasche greifen.

Max Göttl: Ja, der ist grad schon dabei, der hat sich bei dem ganzen Projekt auch was gesichert und zwar hat er gesagt, er unterstützt uns und als Gegenleistung will er aber den einen Teil des Kellers für sich haben, dass er das für seinen Wein ausbauen kann. Und wir sind jetzt grad dabei, das zu fliesen, Abwasser, Zuwasser, Waschmaschine et cetera alles reinzulegen, dass der endlich auch hier seinen eigenen Weinkeller hat. Wobei, er weiß natürlich noch nicht, wie viel Bier wir da auch noch lagern werden, deswegen.

Holger: Ja, man muss ihm halt irgendwann mal sagen, dass Wei ja eigentlich ziemlich eindimensional ist im Vergleich zu Bier.

Max Göttl: Das musst du mit ihm besprechen.

Holger: Ja, das habe ich schon oft versucht, mit ihm zu besprechen. Wir waren ja zusammen in Schweden zum Beispiel und dann ist dann die Veltins Brauerei war dann zum Beispiel ein Sponsor. Und er steht dann halt immer einfach dann mit seinem Trollinger oder Trollinger mit Lehmberger oder was weiß ich, was der da immer trinkt. Und jetzt auch auf der Sachsentour, dann immer nur mit dem Weinglas gesehen. Und ich habe es so ein bisschen aufgegeben, also ich zähle da jetzt ganz auf euch.

Julius Göttl: Also unser eigenes Bier trinkt er sehr gerne. Aber auch nur eins und dann geht es mit Wein weiter.

Holger: Naja, es sei ihm vergönnt. Ja, Mensch, also jetzt haben wir doch schön wieder einen Einblick bekommen in die Stuttgarter Szene oder in die Feuerbacher Szene. Mir gefällt das ja viel besser, Feuerbach finde ich irgendwie geil und Stuttgart, naja. Ich habe ja mal in Esslingen gewohnt, ja und da gibt es ja so eine Rivalität zwischen den Stuttgartern und den Esslingern. Also Feuerbach, der Begriff Feuerbach, der gefällt mir einfach besser. Und, ja, das war schön, dass wir mit uns die Zeit verbracht habt. Und die Kleine war ja jetzt doch ganz ruhig, also.

Julius Göttl: Ja, ich habe sie tatsächlich weitergegeben, aber sie ist immer noch im gleichen Raum, also sie war ruhig, ja.

Holger: Ja, sehr schön, sehr schön, also aus der kann nur was werden, also das geht gar nicht anders. Oder was meinst du, Markus?

Markus: Auf jeden Fall, Nachwuchs können wir gebrauchen. Und wer weiß, in was der Schnuller getunkt worden ist, aber das wollen wir jetzt hier vielleicht nicht größer diskutieren.

Holger: Ja, sehr gut! Also, dann hoffe ich, dass es euch auch Spaß gemacht hat. Also mir hat es auf jeden Fall unglaublich Spaß gemacht, ich habe zwei spannende Biere kennengelernt, die ich vielleicht natürlich noch nie vorher getrunken hatte. Und das ist immer gut, was ganz Neues zu entdecken und vielen Dank dafür. Und ich wünsche euch noch einen schönen Tag und vor allen Dingen, dass das alles so wird wie ihr euch das selber wünscht!

Max Göttl: Wir hoffen natürlich sehr, dass ihr vielleicht mal in Stuttgart bei Treber und Trester vorbeikommt.

Julius Göttl: Genau, wir freuen uns.

Max Göttl: Aber sagt Bescheid, dass wir auch richtig große Auswahl an unterschiedlichen besonderen Bieren da haben.

Julius Göttl: Mich hat es auch sehr gefreut, euch so in einer lockeren Gesprächsrunde kennenzulernen.

Holger: Sehr gut.

Julius Göttl: Ich folge eurem Podcast.

Holger: Sehr gut, der ist immer gut. Wie viele machen das mittlerweile, Markus, ich weiß es gar nicht genau.

Markus: Also ganz genau weiß ich es auch nicht, aber wir haben so eine stabile Hörerschaft von um die 20.000, also sind schon ein paar Leute dabei.

Julius Göttl: Wow, das ist cool.

Holger: Wunderbar. Also und die sollen jetzt alle nach Feuerbach gehen und Treber und Trester erkunden und natürlich die Brüder-Bräu-Biere probieren. Macht es gut, Freunde, bis zum nächsten Mal, tschüss.

Markus: Tschüss.

Julius Göttl: Tschüss.

Max Göttl: Tschau.

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