BierTalk 30 – Interview mit Sabine Anna Ullrich, Ex-Bierkönigin aus Würzburg

Der wohl sympathischste BierTalk aller Zeiten – das war das Fazit von Holger Hahn und Markus Raupach nach der guten halben Stunde mit Sabine Anna Ullrich, ihres Zeichens die siebte Bayerische Bierkönigin, die unter anderem das Festjahr zum 500. Jubiläum des Bayerischen Reinheitsgebotes begehen durfte. Voller Energie und Liebe zum Bier verkostet die 26-jährige Krankenschwester und Medizinstudentin ausgewählte Biere mit den beiden Moderatoren und berichtet von den emotionalen Momenten einer sehr abwechslungsreichen Regentschaft, der Wehmut, aber auch den vielen Gelegenheiten, die sich ergeben haben und die sie auch Schopfe ergriffen hat…

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Holger: Herzlich willkommen und guten Abend zu dem BierTalk Nummer 30. Wahnsinn! Schon 30 BierTalks. Da haben wir uns natürlich einen ganz besonderen Gast überlegt. Aber zunächst, am Mikrofon ist wie immer der Holger und der …

Markus: Markus.

Holger: Unser Gast ist eine ganz besonders nette und attraktive Frau. Es ist eigentlich schade, dass kein Podcast mit Kamera jetzt gemacht wird. Aber unser Gast ist die Sabine-Anna Ullrich und die war mal bayerische Bierkönigin. Herzlich willkommen Sabine! Grüß dich! Erzähl doch mal was zu dir.

Sabine-Anna Ullrich: Servus in die Runde! Ich bin die Sabine. Wie ihr es gerade schon so eben genannt habt, war ich mal bayerische Bierkönigin. Genau genommen die siebte bayerische Bierkönigin. Dementsprechend auch der Bezug heute zum BierTalk. Es war eine ganz geniale tolle spannende Zeit, von der ich euch heute ein bisschen was erzählen werde.

Holger: Was macht denn so eine Bierkönigin aus? Wie wird man das überhaupt? Wie ist man da auf dich gekommen? Muss man sich bewerben? Erzähl doch mal! Wie geht das?

Sabine-Anna Ullrich: Das ist tatsächlich eine spannende Geschichte. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich Bierkönigin irgendwie werde. Es hat mich eine Brauerei aus meiner Heimat angesprochen. Die hat gesagt: Hey Sabine, wir kennen dich, auch ein bisschen privat. Du kommst aus Bayern. Das ist ja eine Grundvoraussetzung, auch in Bayern geboren zu sein ist wichtig. Und vor allem, Sabine, du trinkst gerne Bier, haben wir gehört und verkostet gerne Bier. Was hältst du davon, bayerische Bierkönigin zu werden? Da habe ich mich da so mal ein bisschen reingetastet: Was macht denn eine bayerische Bierkönigin? Dass ich Bier gerne trinke, ist, denke ich, jedem klar. Und ich habe herausgefunden: Man muss 21 Jahre alt sein, in Bayern geboren und am besten natürlich auch lebend, und eine Bieraffinität besitzen. Was ist jetzt meine Bieraffinität? Ich trinke gerne Bier. Aber tatsächlich war ich das erste Mal wirklich richtig in Bier verliebt, als ich mein erstes Bier gebraut hatte. Das war, ich glaube, als ich so 19, 20 rum war, bei einem Spezl im Garten. Ich war so begeistert, wie Bier entstanden ist, wie toll Bier, dann auch natürlich noch mal selbst gebrautes Bier, schmeckt, ganz verliebt und so bin ich eigentlich zum Bier gekommen, auch zur Wahl der bayerischen Bierkönigin.

Holger: Wahnsinn! Markus, da kann man nur sagen: Es gibt sie noch, die Traumfrauen in Deutschland, oder?

Markus: Absolut! Und ich muss sagen, ich habe es ja live miterlebt, ich war damals in München bei der Wahl dabei. Es ist ja so, dass …

Holger: Du bist es aber nicht geworden, oder?

Markus: Ja, da war dieser Hormontest, und das war dann doch ein bisschen schwierig. Und diese Damen oder die Damen müssen sich auf verschiedene Art und Weisen präsentieren. Das heißt, sie stellen sich erst mal natürlich auch vor, es ist ein großes Publikum da. Dann geht’s darum, dass sie über sich was erzählen, über ihre Bier-Motivation. Dann geht’s aber auch darum, dass sie selber ein Bier verkosten und präsentieren. Dann gibt’s eine Jury, die stellt dann Fragen. Insgesamt gab‘s dann vorher ein Online-Voting. Dann gibt’s in dem Saal das Publikum, was votet. Und dann gibt’s eben noch die Jury. Und aus diesen verschiedenen Votings zusammen wird dann die Siegerin an dem Abend noch ermittelt. Das ist schon immer ein spannender Moment, wenn dann die letzten Drei auf der Bühne stehen und dann eben bekanntgegeben wird, wer gewonnen hat. Wobei, den Moment kannst du wahrscheinlich am besten selber schildern, oder?

Sabine-Anna Ullrich: Es war Wahnsinn. Also dieser Moment, da oben zu stehen, allein erst mal dieses Erlebnis zu haben. Man hat 300 Menschen, die auf einen gucken, die einen an den Lippen hängen. Du hast es grad so schön beschrieben, was wir als Kandidatinnen machen mussten. Dann sitzt man da oben, man weiß vielleicht, man hat es vielleicht ganz gut gemacht und die Leute haben immer geklatscht und es hat Spaß gemacht. Aber wenn es dann wirklich soweit ist, dann werden oben an die Leinwand Bierkrüge projiziert und man sieht ganz genau, wie viel Prozent rausgekommen sind. Ich weiß noch, ich war so aufgeregt, ich glaube, ich habe nicht geatmet in der Zeit. Dann hieß es: Die nächste bayerische Bierkönigin ist Sabine Anna Ullrich. Allein, wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt noch Gänsehaut. Es ist ein Wahnsinnsgefühl.

Holger: Und bei dir schon vier Jahre her, es ist schon vier Jahre her.

Sabine-Anna Ullrich: Ja, tatsächlich, das ist vier Jahre her. Es gibt davon ein Video, wie die Wahl dann verkündet wird oder das Ergebnis verkündet wird. Wenn ich das mir jetzt wirklich angucken würde, dann kriege ich a) Tränen in den Augen, b) strahle ich wie ein Honigkuchenpferd die ganze Zeit, und c) habe ich eine Gänsehaut am kompletten Körper. Ich glaube, das beschreibt‘s immer noch gut, wie fesselnd dieser Moment oder wie spannend dieser Moment für mich gewesen ist, wie viele Erinnerungen ich auch an diesen Moment irgendwie noch habe.

Holger: Ja toll!

Sabine-Anna Ullrich: Das ist Wahnsinn!

Holger: Da trinken wir doch jetzt nachträglich einfach ein Bierchen drauf. Du hast doch bestimmt was mitgebracht und als Kennerin, für was hast du dich entschieden?

Sabine-Anna Ullrich: Oh, tatsächlich ist das superschwer. Ich habe immer noch fünf Flaschen vor mir stehen und ich kann mich immer noch nicht entscheiden, mit was ich anfange. Eigentlich als bayerische Bierkönigin müsste ich jetzt ein bayrisches Bier trinken oder genießen. Tatsächlich habe ich aber vor zwei Tagen ein Bier geschenkt bekommen von einem Studienkollegen, und der hat gesagt: Eine bayerische Bierkönigin, die noch kein gutes Kölsch getrunken hat. Hä? Wie kann das sein? Er hat mir eins aus seiner Heimat mitgebracht, und das ist Schreckenskammer Kölsch. Ich bin sehr gespannt, ich habe es nämlich noch nicht getrunken. Die Flasche sieht schon mal sehr, sehr schön aus. Also liebe Hörer, wenn Sie das jetzt sehen oder hören würden, das ist eine schöne Euro-Flasche mit einem ganz einfachen Etikett und da steht „Schreckenskammer Kölsch“ drauf, 1442, mit 5 %, von der Familie Wirtz. Ich mach‘s mal auf, vielleicht hört man es. Deswegen mal eine Ausnahme, nachher gibt’s was Bayerisches noch.

Markus: Auf jeden Fall total spannend. Dieses Kölsch kenne ich selber zum Beispiel auch nicht. Also der Name sagt mir zwar was, aber getrunken habe ich es noch nie. Die sind irgendwie, glaube ich, in so einem alten Kloster oder so, aber mehr weiß ich nicht. Dann scheint dein Studienkollege ein Spezialist zu sein für Kölsch, oder?

Sabine-Anna Ullrich: Der kommt aus der Gegend, aus Köln, und der hat mir die ganze Zeit schon die Ohren vollgejammert beziehungsweise so viel schon davon erzählt. Da habe ich gesagt: Ja, dann musst du mir mal eins mitbringen. Das hat er jetzt wirklich getan. Er hat sagt, das ist gegenüber der Kirche St. Ursula und es sei ein ganz besonderes Kölsch, weil es sehr würzig sein soll. Hat ein bisschen mehr Alkohol. Also normalerweise hat so ein Kölsche, glaube ich, 4,8 %, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.

Markus: Mhm (bejahend).

Sabine-Anna Ullrich: Das hier hat jetzt 5 %. Was ich noch ein bisschen jetzt gelesen habe auch, es ist ohne zusätzliche Kohlensäure abgefüllt worden. Ich bin jetzt mal gespannt. Also ich kann es euch kurz beschreiben. Ich habe hier ein schönes goldgelbes Bier, blank, einen zarten weißen feinporigen Schaum. Steht auch recht gut im Glas. Man sieht auch schön die Kohlensäurebläschen aufsteigen. Ich habe ein Degustationsglas, dementsprechend ist es gut beurteilbar. In der Blume habe ich hier richtig schöne zarte Heuaromen, ein bisschen Stroh, ein ganz kleines bisschen Citrus. Macht schon mal auf alle Fälle Spaß, daran zu riechen. Und jetzt würde ich mal sagen, habt ihr auch was offen?

Markus: Noch nicht, wir träumen gerade von deinem Bier.

Holger: Unbedingt! Da kann man mal wieder sehen, eine exzellente Beschreibung, so wie sie ein Diplom-Biersommelier nicht besser hätte machen können. Wunderbar, Sabine, richtig toll. Ich muss sagen, ich kenne es überhaupt nicht, Schreckenskammer Köln. Was ich aber sagen kann: Ich warne dich vor Rheinländern. Ich spreche aus Erfahrung. Also da dann schon mal Obacht. Aber ich habe jetzt hier einfach gerade mal die Internetseite aufgemacht. Wenn man dann so in das Brauhaus reinkommt, dann ist da so ein Stammtisch und darüber hängt ein Schild „Reserviert für Jäger, Angler und andere Lügner“.

Markus: Klingt auf Fälle sympathisch.

Holger: Ja ja, gut. Auf jeden Fall Brauhaus, Ursulagartenstraße 11-15. Markus, jetzt bist du dran. Was hast du dir denn bereitgelegt?

Markus: Ich bin erst mal auch noch ganz begeistert und fasziniert. Wenn man schon die Brauerei Schreckenskammer nennt, das ist natürlich auch eine Aussage. Na ja, wie auch immer. Ich habe natürlich auch mir ein Bierchen ausgesucht und habe auch zuerst überlegt: Gut. Bayerische Bierkönigin, muss man eigentlich auch ein bayerisches Bier nehmen. Andererseits so ein schöner Anlass, 30. BierTalk, die Sabine, mit der ich auch schon viele tolle gemeinsame Erlebnisse während ihrer Amtszeit und danach hatte, da muss man ein besonderes Bier haben. Deswegen bin ich in den Keller und habe mal geschaut: Was steht denn da noch so rum? Und habe dann eine schöne braune kleine Flasche gefunden. Da steht Embrasse drauf. Die Brauerei ist „De Dochter van de Korenaar“, also ein belgisches Bier in diesem Fall. Es ist eine besondere Edition, und zwar ist es ein Oud Bruin, aber gereift in schottischen Islay Whiskyfässern. Es verspricht, auf jeden Fall viel Aroma zu haben, hat 9 %. Mal gucken, ob ich danach noch sprechfähig bin. Ich mach‘s mal auf. Ui-ui-ui!

Sabine-Anna Ullrich: Da war Druck drauf.

Markus: War schon, war Druck drauf. Wir haben ein ebenholz-farbenes Bier mit einem ziemlich braunen Schaum. Also der ist richtig dunkel, mittelgroße Poren, steht wie eine Eins. Es entströmt ein sehr intensiver Geruch, wo man dann schon den Whisky merkt, das Rauchige merkt, und so ein bisschen dunkle Beeren. Probieren wir es mal. Mmh! Oh ja! Ja, mal schauen, wie ich nachher noch drauf bin, wenn ich das getrunken habe. Also auf jeden Fall extrem intensiv. Aber ganz toll diese Whiskyfass-Aromen eingebunden, gerade auf dieser Rauchwhisky, weil es nicht total erschlagen ist. Also es ist da, es ist präsent, aber das Bier ist auch noch da. Und so hinten raus kommt dann so dieses krasse Rauchige. Das hat torfgeräuchertes Malz, also schon noch mal auch so ein bisschen, ja, man sagt immer so Teer, aber auf jeden Fall intensive phenolische Aromen. Spannend! Ein schönes Bier für diesen ganz besonderen BierTalk und natürlich auch ein bisschen auf dich, Sabine.

Sabine-Anna Ullrich: Du hast jetzt schon getrunken, wie ich das höre. Ich habe noch gewartet.

Markus: Ah! Entschuldige, das war ein Automatismus.

Sabine-Anna Ullrich: So, so! Ich habe hier noch mich schön zurückgehalten.

Holger: Sabine, tue dir keinen Zwang an. Probier’s mal, beschreibe es uns!

Sabine-Anna Ullrich: Ja.

Holger: Und dann mache ich auch noch meins auf, aber dann kommen wir noch mal wieder in das Leben der Bierkönigin zurück.

Sabine-Anna Ullrich: Okay! Dann nehme ich jetzt erst mal einen Schluck, dass meine Stimme etwas geölt ist. Zum Wohle!

Markus: Zum Wohl!

Sabine-Anna Ullrich: Mmh! Sehr angenehm. Schön spritzig vorne an der Zunge. Eine angenehme Süße. Die Kohlensäure lässt das Bier wunderbar die Zunge entlanggleiten. Die Herbe, die Bittere kommen wirklich ganz am Ende erst hervor, also so seitlich an der Zunge liegend. Schön spritzig, schönes Kölsch. Ich bin begeistert.

Holger: Wunderbar!

Sabine-Anna Ullrich: Schöne malzige süße Aromen, ein bisschen Honig, hätte ich wieder gesagt, und eine schöne Citrus-Bittere, hätte ich es jetzt beschrieben, so Richtung Citrus gehend. Toll!

Holger: Perfekt! Dann würde ich jetzt einfach, wenn ihr erlaubt, nachziehen. Bei mir war das ganz einfach. Ich habe mir gedacht, bayerische Bierkönigin steht auch für das, was hier auch eigentlich in ganz Deutschland traditionell an Bieren gemacht werden. Wir sind ja voll, du bist die Botschafterin der bayerischen Bierkultur, und ohne da irgendwie jetzt Schnickschnack zu haben, habe ich mir jetzt einfach ein fränkisches Herrenpils aus Bamberg herausgesucht.

Markus: Oh!

Holger: Und zwar von Keesmann Bräu. Ich mach’s mal auf und schenke es auch schön ein.

Markus: Wie schön! Das hört sich ja schon nach Heimat an.

Holger: Aber so ist es auch. Im Glas trifft jetzt ein richtig schön goldgelbes klares Bier mit einem schönen weißen feinporigen Schaum, und hat auch so heuige, ein bisschen malzbetonte Aromen. Aber auch die Hopfennote kommt durch. Ich trinke jetzt auch mal einen Schluck. Ja, herrlich! Ohne viel Schnickschnack, habe ich ja gerade schon gesagt, ist schlank, ist trocken und macht Lust auf einen zweiten Schluck. Und möchte ich am liebsten sofort nehmen. Ist so eine richtig schöne untergärige Spezialität. Und ihr seid jetzt beide, habt ihr euch obergärig entschieden, also da bin ich froh, dass ich mich da so ein bisschen absetzen kann. Als Speise würde ich mir jetzt ein richtig schönes Risotto dazu wünschen, aber das geht ja jetzt hier nicht im BierTalk. Aber du hast doch bestimmt auch das Thema Foodpairing auf deinen vielen Reisen durch die Welt als bayerische Bierbotschafterin in den Vordergrund gespielt. Erzähl doch mal: Wie war das alles? Wo warst du? Was hat dir am besten gefallen? Was hat dir gar nicht gefallen? Wie viele Meilen hast du zusammengekriegt bei der Lufthansa, als sie noch geflogen ist? Erzähl doch mal!

Sabine-Anna Ullrich: Wie viele Meilen ich bei der Lufthansa gemacht habe, das ist eine sehr gute Frage. Ich hatte es mal ausgerechnet, und ich glaube, ich bin drei oder viermal um den Globus geflogen insgesamt. Mit dem Auto bin ich zweimal um den Globus gefahren. Und dazu kommen noch die ganz vielen Punkte bei der Deutschen Bahn, wo ich mal mehr oder weniger pünktlich angekommen bin. Fahrradkilometer habe ich tatsächlich auch erledigt. Das war jetzt eine meiner wenigen Glanztaten. Das war auf der BR-Radltour, wo man als Bierkönigin wirklich auch viel unterwegs ist. Also man beginnt mit den kleinen Sachen wirklich in den Regionen, man ist in Bayern unterwegs. Ich kenne in Bayern mittlerweile alle Gasthöfe, wo man irgendwo auch anhalten kann, denn ich bin immer mit dem Auto unterwegs gewesen. Aber dann natürlich auch, man ist im europäischen Ausland unterwegs bis hin in die ganze Welt. Besonders gefallen hat mir als allererstes, diese Menschen kennenzulernen. Menschen, mit denen wir alle was gemeinsam haben, die Menschen, die das Bier mögen oder Bier gerne trinken. Über Bier zu sprechen oder mit Menschen ins Gespräch zu kommen allein mit einer Sache, das geht ganz einfach. Denn jeder hat ein Bier in der Hand und man beginnt damit ganz einfach ein Gespräch und tauscht sich dann über die unterschiedlichen Biere, Kulturen einfach aus. Und das hat mich sehr begeistert in dieser Zeit. Viele Menschen sind da auch sehr offen, haben ganz tolle Fragen gestellt zum Thema Bier, wollten wirklich viel über Bier auch erfahren: Wie wird Bier hergestellt? Was ist denn jetzt das Reinheitsgebot? Wie passt denn das Essen beispielsweise dazu? Was ist das Festbier? Was macht das Festbier so besonders? Was macht das bayerische Bier so besonders? Alles dann so Fragen, die mir die Menschen, die ich kennenlernen durfte, gestellt haben. Das war jetzt, wie gesagt, nicht nur in Bayern, sondern in der ganzen Welt. Und beeindruckt hat mich wahrscheinlich am meisten das Oktoberfest in Japan. Ich wusste nicht, dass es 42 Oktoberfeste gibt allein in Japan auf diesen Inseln. Die Menschen haben geklatscht, die haben applaudiert, die haben sich die bayerischen Musiker einfliegen lassen, inklusive den bayerischen Bierspezialitäten. Und standen mit den Dirndln und in Lederhosen, Schuhe ausgezogen, Schuhe, ganz wichtig, ausgezogen, auf den Bänken und waren textsicherer als manch anderer Bayer, der da mit auf der Delegationsreise unterwegs gewesen ist. Dieses Bild werde ich nie aus meinem Kopf bekommen, aber es war Wahnsinn, wirklich Wahnsinn. Das kann ich echt nur sagen.

Holger: Toll, also wirklich toll! Markus, warst du da auch schon mal in Japan auf dem Oktoberfest?

Markus: Nein. Das war mir noch nicht vergönnt. Also Japan steht überhaupt noch auf der Liste. Es gibt da einen großen Bierwettbewerb, auch da wollte ich eigentlich dieses Jahr hin, aber geht ja nun nicht. Dementsprechend werde ich das wohl mindestens aufs nächste Jahr verschieben müssen. Aber ich bin auch schon ganz gespannt und habe viele Japaner schon kennengelernt bei diversen Bierwettbewerben, die da eben als Judges sind oder Brauer sind. Das ist schon sehr interessant, weil die ein großes Interesse gerade an der deutschen Bierkultur haben und auch ganz anders auf die Bierkultur gucken. Für die ist so ein Oktoberfest wie eine heilige Messe des Bieres. Die nehmen das auch total ernst und deswegen sind die auch textsicher, weil die sich da wirklich auch vorbereiten. Das ist echt einfach so ein Highlight, was die im Leben einmal haben und das muss dann entsprechend auch vorbereitet und zelebriert werden. Das ist schon auch spannend, wenn man da so ein bisschen als Vertreter unterwegs ist. Ich denke mal, also wir beide haben so, vielleicht das Spannendste war, also für mich jetzt zumindest, wo wir zusammen waren, fand ich in Düsseldorf, da waren wir im Fußballstadion, weil das fiel in das Jahr des Jubiläums des Reinheitsgebotes, also 500 Jahre Reinheitsgebot. Insofern, das ist auch was Besonderes, das kommt erst in 500 Jahren wieder so ein Jubiläum. Das ist schon, da hast du einfach auch eine gute Zeit erwischt. Da waren wir eben in Düsseldorf, und dort hatten sie das Fußballstadion angemietet, um dann in dem Stadion ein Bierfest zu veranstalten. Und das mal erlebt zu haben, also im Stadion zu sein unten am Rasen, und dann sind eben diese ganzen Ränge alles leer erst mal und dann bist du da in dem Fußballstadion, hast dein Bier, baust deinen Stand auf, und dann kommen diese Leute. Wir haben dann ein bisschen Bühnenprogramm noch zusammen gemacht und ich habe mir dann zwischendurch noch den Fuß verstaucht. Und Wahnsinn! Das war auf jeden Fall ein spannendes Erlebnis. Da hat man auch wieder gemerkt, wie viel die Leute mit Bier verbinden und wie toll das ist, wenn man da kommt und sie einfach ein bisschen auch von dem Thema begeistern kann.

Holger: Sabine, jetzt so eine Amtszeit, die ist auf ein Jahr beschränkt, oder?

Sabine-Anna Ullrich: Tatsächlich ein Jahr. Ein Jahr und dann ist es leider vorbei. Leider!

Holger: Außer, wenn du Corona-Zeiten es jetzt einfach um ein Jahr verlängert wird, oder? Ich weiß gar nicht, ob ich das richtig jetzt verstanden habe. Aber dadurch, dass jetzt die Wahl nicht stattfindet, gibt’s einfach noch mal ein Jahr zusätzlich, oder?

Markus: Ja.

Sabine-Anna Ullrich: Genau!

Holger: Wie hast du das denn mit dem Arbeitgeber gemacht? Oder wie geht das, wenn man dann so intensiv eingebunden ist, ein Jahr lang, da müssen alle mitspielen, also die Familie, der Partner, der Arbeitgeber, die Schule, die Universität, wie auch immer. Wie ging das denn alles?

Holger: Ganz tolle Frage, die du mir da stellst. Es ist auch eine wichtige Frage, die man sich, glaube ich, vor jedem Amt, was man ergreifen möchte, genau überlegen sollte. Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich mich für die Bierkönigin beworben habe, und habe da recht zeitnah mit meinem Arbeitgeber gesprochen. Und da immer nochmal einen herzlichen Dank an die Uniklinik Würzburg und an die Berufsschule damals, die sich da wirklich haben breitschlagen lassen und gesagt haben: Frau Ullrich, das ist kein Problem. Sie setzen ein Jahr aus und nächstes Jahr fangen Sie wieder an. Mit diesem Gewissen oder mit dem Wissen konnte ich in die Wahl beispielsweise dann reingehen und sagen: Wenn ich Bierkönigin werde, genial, und wenn ich es nicht werde, auch okay. Weil ich hatte eine super Zeit, auch die ganze Vorbereitungszeit war ja schon eine ganz tolle Erfahrung. Aber ich wusste, ich bin da relativ entspannt. Also ich habe jetzt irgendwie nicht einen Druck, dass ich dann gleich irgendwie gucken muss, wie arbeite ich oder wie kann ich die Termine kombinieren. Der Markus hat es grade eben auch schon angesprochen, das war das Jubiläumsjahr, also 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot. Dementsprechend war mir bewusst, dass da einige Termine auch auf mich zukommen werden. Dass es so viele werden am Anfang, hätte ich nie gedacht. Und ich war dann wirklich sehr, sehr dankbar, dass ich mir ein Jahr Auszeit genommen habe, dass ich dann auch Zeit hatte für die ganzen Brauereien, für die Events und wirklich auch für die Menschen in diesem besonderen Jahr da zu sein und die Brauerinnen und Brauer und den Verband zu unterstützen und das auch wirklich genießen und erleben kann.

Holger: Wenn ich jetzt richtig gerechnet habe, dann 2016 warst du 22, oder?

Sabine-Anna Ullrich: 2016 war ich 22 und bin am Wahlabend sogar 22 geworden. Also ich habe die größte Geburtstagsparty, die ich je in meinem Leben hatte, am Wahlabend der bayerischen Bierkönigin gefeiert.

Holger: Toll! Das ist ja ganz toll.

Sabine-Anna Ullrich: Das war wirklich, der Saal hat „Happy Birthday“ für mich gesungen und „Alles Gute zum Geburtstag“. Ein größeres Geschenk hätte ich mir wahrscheinlich selbst nicht machen können. Beziehungsweise die Leute, die dann einfach für mich abgestimmt haben und mich zur Bierkönigin gemacht haben, die haben mir das größte Geschenk aller Zeiten gegeben, dass ich ein so geniales Jahr erleben durfte in meinem Leben, was ich nicht mehr missen möchte. Also das war phänomenal.

Holger: Großartig! Und jetzt spulen wir mal vor ins Jahr 2074. Was ist da?

Sabine-Anna Ullrich: Ich sitze dann wahrscheinlich immer noch mit den ganzen ehemaligen Königinnen, wahrscheinlich in der vorletzten Reihe am Wahlabend.

Holger: In jedem Fall, im Jahre 2074 wirst du 80.

Markus: Ich werde 100.

Holger: Ja, und ich werde 105. (Hustet)

Sabine-Anna Ullrich: Wer weiß? Wer weiß, was es für Medikamente gibt und wie gut wir uns halten.

Holger: Ja genau, wie eben gerade.

Sabine-Anna Ullrich: Bier ist ja ein Schönheits-Mittel.

Holger: Aber jetzt sozusagen im Jahre 2074 bin ich vielleicht sogar schon reinkarniert und sitze jetzt als kleiner Enkel vor dir, und würde dich fragen: Oma, was war das Tollste in deinem Leben? Was erzählst du dann aus der Bierköniginnen-Zeit? Also das muss ja nicht das Tollste in deinem Leben sein, aber nehmen wir mal an, also wir beschränken uns jetzt einfach mal darauf auf dieses Jahr. Was erzählst du dann? Dann ist es das japanische Oktoberfest, oder gibt’s da noch was anderes?

Sabine-Anna Ullrich: Dieses japanische Oktoberfest war vielleicht eines der Dinge. Aber es gab so viele andere tolle Momente. Der Markus hat ja gerade eben Düsseldorf schon aufgegriffen. Dann gab‘s das große Geburtstagsfest in München am Odeonsplatz, wo wir zumindest einige Stunden gemeinsam feiern konnten, wo wirklich über 200 Brauereien am Odeonsplatz standen und ausgeschenkt haben. Das war ein wahnsinnig tolles Fest. Natürlich meinen ersten Oktoberfest-Besuch. Ich war noch nie auf dem Oktoberfest und dann als Bierkönigin. Da die Einzüge, also dieser Trachteneinzug oder der Festplatzeinzug, das ist natürlich auch pompös, wenn man mal so durch München fährt. Dann die Reisen in den Libanon, nach Malta, nach Österreich und nach Italien, das ist natürlich auch was, von dem ich meinen Enkeln erzählen werde. Ich glaube, das, was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist so dieser Moment von dem Wahlabend, ein irre Gefühl da zu stehen, ein Jahr später da oben wieder zu stehen und den Menschen und den Brauern noch mal Danke sagen zu dürfen. Danke sagen zu dürfen, dieses Jahr erlebt haben zu können. Also, dass ich diese Möglichkeit hatte. Hach! Ich kann gar nicht aufhören, das aufzuzählen. Das ist so schwer. Das ist eine der schwersten Fragen: Was ist dein Lieblingsevent während der Bierkönigin-Zeit? Da kann ich mich gar nicht festlegen. Ganz schwierig.

Holger: Ich glaube, alle Hörer haben jetzt mittlerweile den Eindruck gewonnen, dass das ein sehr intensives Jahr ist und dass man als bayerische Bierkönigin wirklich sehr viel erleben kann.

Markus: Allerdings!

Holger: Jetzt hast du fünf Biere vor dir stehen.

Sabine-Anna Ullrich: Mhm (bejahend).

Holger: Was möchtest du denn jetzt als nächstes erleben?

Sabine-Anna Ullrich: Was ich als Nächstes erleben möchte? Welches Bier ich teste?

Markus: Wir werden wahrscheinlich nur noch eins probieren können. Du musst jetzt schon ein bisschen, du darfst aber, wenn du möchtest, auch gern die anderen erwähnen, dass wir überlegen, was hätte da eine Bierkönigin so alles ins Kalkül gezogen.

Sabine-Anna Ullrich: Ich hätte da ein Kauzen Pils, weil das bei mir in Würzburg, ich lebe aktuell in Würzburg, direkt um die Ecke ist. Und ich trinke sehr gerne mal so ein kleines Käuzle. Dann hätte ich von Welde das Citra Helle auch dagehabt, weil mich das sehr interessiert hat mit dem Citra-Hopfen. Das ist ja ein sehr zitroniger Hopfen. Und gerade jetzt im Sommer kann ich das mir sehr gut vorstellen. Dann hätte ich vom Riedenburger Brauhaus das Dolden Dark. Das ist eines meiner Lieblingsbiere, was ich so gerne eigentlich nach dem Essen trinke oder genieße, weil es so schön schokoladig und röstig und so diese Kaffeenoten hat. Ich liebe es einfach. Am besten dazu noch ein bisserl Schokolade und: Hach! Ich bin im Himmel. Aber ich habe was ganz Besonderes, so wie du Markus, ich habe was ganz Besonderes aus dem Keller gezogen. Und auch diese Flasche ist ein Geschenk. Vom lieben Hansi, den ich auf diversen Messen schon getroffen habe, auf denen ich ja aktuell noch arbeite. Es ist von der Haderner Brauerei aus München. Diese Brauerei gibt es erst seit 2016, also in diesem Jubiläumsjahr, Reinheitsgebot. Und es ist eine Bio-Bier …, das ist ja ein wahnsinniger Zungenbrecher, Bio-Bier-Brauerei. Kann man das so sagen?

Holger: Aus Hadern. Genau, aus Hadern.

Markus: Sehr gut, sehr, sehr gut.

Sabine-Anna Ullrich: In Hadern, aus Hadern. Er hat mir eine Flasche geschenkt. Die haben ein Helles, die haben ein Weißbier, die haben ein Dunkles, aber die haben auch ein Whisky Bock. Und dieser Whisky Bock ist was, wie gesagt, Besonders, es ist nämlich Fass Nummer 1. Also wirklich das erste Fass, was sie daraus gebraut haben und gemacht haben. Ich habe mir gedacht, zum heutigen Abend oder Tag werden wir das jetzt genießen. Das ist ein Whisky Bock, 12 Monate im Eichenfass gereift, wie gesagt, Fass Nummer 1, mit 10,5 Volumenprozent Alkohol, ein bisserl kräftiger. Was steht hier noch Schönes? Bourbon Single Malt Whisky-Fässer. Und natürlich, was diese Bio-Bier-Brauerei ausmacht, alles aus ökologischem und regionalem Anbau. Und es ist eine bayerische Brauerei und als bayerische Bierkönigin trinkt man auch natürlich sehr gerne bayerisches Bier. Ich habe meinen Genuss-Pokal vom Bayerischen Brauerbund direkt vor mir stehen. Jetzt muss ich gucken, dass ich es aufbekomme.

Holger: Es ist übrigens die erste bio-zertifizierte Brauerei in München überhaupt.

 

Sabine-Anna Ullrich: Ja.

Markus: Man hat schon wieder voll Gänsehautmoment. Wahnsinn!

Sabine-Anna Ullrich: Das ist eine Sektflasche, also auch mit Korken. Deswegen könnte es jetzt ploppen, ich weiß nicht, wie viel Druck drauf ist. Könnte interessant werden, ob ich mein Wohnzimmer unter Wasser beziehungsweise unter Bier setze oder nicht. Aber es sieht ja keiner. So! Kriege ich es auf? Ich habe einen Schwächeanfall.

Markus: Das wird schon.

Holger: Wenn ich jetzt näher dran wäre, würde ich dir sofort zu Hilfe eilen.

Markus: Alle Hörer würden das jetzt sofort tun.

Holger: Aber ich bin ziemlich weit weg. Ja, alle Hörer, alle würden das sofort, das stimmt natürlich.

Sabine-Anna Ullrich: So! Ich hole mir mal kurz Hilfe. Ich bin gleich wieder da.

Markus: Das erinnert mich so ein bisschen, also die Vorgängerin von der Sabine beim ersten Fest zu 500 Jahre Reinheitsgebot ein Fass angestochen hat und sie hat aus Versehen den Winkel ein bisschen schräg angesetzt und dann waren erst mal auch alle in Bier gebadet, inklusive Bundeskanzlerin und wer da alles da war. Das war schon auch ein sehr denkwürdiger, aber sehr schöner Moment.

Holger: Ja super! Ja. Das haben wir jetzt auch noch nicht gehabt, dass eben ein Gast Hilfe benötigt bei dem Öffnen einer Flasche. Du siehst, also der 30. BierTalk, das ist schon was Besonderes.

Markus: Der behält doch einige Überraschungen für uns bereit.

Holger: Unbedingt!

Markus: Doch, sehr, sehr spannende Geschichte.

Holger: Und das Allerbeste ist ja wirklich, wie sie brennt für Bier.

Markus: Ja.

Holger: Das ist doch großartig.

Markus: Faszinierend. So muss es ja auch sein. Ich denke, das Wichtige ist, dass so eine Bierkönigin einfach den Menschen Freude, Spaß, Lust auf Bier, auf Bierkultur, auf all das, was eben damit verbunden ist, näherbringt.

Holger: Genau.

Markus: Und das, glaube ich, hat sie drauf wie kaum jemand anders.

Holger: Absolut! Ich meine, das ist ja schon so, wenn sie nur spricht, dann ist alles klar. Aber wenn man sie jetzt dazu auch noch sehen würde, dann wäre es ja noch mehr klar. Weil sie ist ja auch so unglaublich toll anzuschauen. Ja. Sie ist ja eine sehr schöne Frau.

Sabine-Anna Ullrich: Ja, ich bin wieder da.

Holger: Auweia! Jetzt dürfen wir … Psst, psst, psst!

Sabine-Anna Ullrich: Er hat schon geploppt. Ich muss euch enttäuschen. Ich habe ihn sonst nicht aufbekommen. Ich habe sogar einen Weinöffner gerade benutzen müssen. Der war so fest drin, ich hab‘s echt nicht aufbekommen. Aber allein die Aromen, die jetzt schon aus der Flasche strömen: Der Wahnsinn! Also wirklich der helle Wahnsinn! Ich beschreibe es euch gleich, ich schenke ein. Also man riecht deutlich diese Whisky-Note und die Bock-Note schon raus. So! Von der Farbe: Wir haben hier ein sehr, sehr schönes Bernstein. Das ist ein unfiltriertes Bier, also man sieht die Trübstoffe noch mit drin. Dann einen feinporigen Schaum, fällt relativ schnell zusammen, aber das ist dem Alkohol vermutlich geschuldet. Dann der Schaum von der Farbe her so leicht cremefarben. Und jetzt, Aroma: Boah! Der Knaller. Boah! Das ist der Wahnsinn.

Holger: Ich würde so gerne in Würzburg sein. Also Wahnsinn!

Markus: Ja, das ist schon fast Bierfolter jetzt.

Sabine-Anna Ullrich: Ich freue mich grad wie so ein kleines Kind. Boah! Das ist der Wahnsinn. Das sind so tolle, süße … Also ich fange nochmal von vorne an. Also ganz klar, eine schöne Whisky-Note, diese Whisky-Aromen kommen raus. Keine rauchige Whisky-Note, sondern eher so diese Holzfass-Whisky-Noten. Dann: Mmh! So ein bisschen die Trockenpflaumen. Ja, wie will ich das noch weiter beschreiben? Ganz kleine, vielleicht schokoladige Note noch mit drin. Dörrobst. Ich probiere jetzt schon mal. Zum Wohle!

Markus: Zum Wohle!

Holger: Ich klammere mich mal an mein schönes Herrenpils.

Markus: Und ich nehme noch ein Schlückchen von meinem ebenfalls whisky-aromatischen belgischen Bier.

Sabine-Anna Ullrich: Wahnsinn! Vorne auf der Zunge wunderschön süß, weich, sogar noch wirklich Kohlensäure ist da drin, obwohl das holzfassgelagert ist. Dann eine ganz, ganz zarte Bittere, ganz am Ende, wieder an der Seite von der Zunge. Aber hauptsächlich, was überwiegt, ist diese wunderbare schöne malzige Süße, die da ist. Und da sind ganz klar jetzt Honigaromen, Whiskyaromen, Dörrobst ist da auch ganz stark im Vordergrund mit dabei. Also es hat nicht diesen, was oft in diesen Bockbieren ja passiert, keinen spritigen Charakter, überhaupt nicht. Ist ganz weich so vom Ganzen her. Boah! Ich muss gleich noch einen Schluck nehmen. Mmh!

Markus: Prost! Also das wird ein schöner Abend noch, glaube ich. Ich bin bei 9 %, du bei 10,5 %. Also Holger, du müsstest noch ein bisschen nachlegen.

Holger: Na ja, ich bin bei 4,8 %, aber dafür habe ich auch schon die ganze Flasche ausgetrunken.

Markus: Okay! Gut. Sabine schwelgt, das ist ja auch wunderbar.

Sabine-Anna Ullrich: Ich bin gerade noch am Genießen. Das ist der Wahnsinn. Der absolute Wahnsinn. Ich muss dem nachher noch eine Nachricht schreiben, mich noch mal dreimal bedanken für das Bier.

Markus: Auf jeden Fall. Das wäre vielleicht noch eine Frage, die ich so habe. Also einerseits, wenn man dich jetzt so reden hört, würde man dich vielleicht nicht automatisch sofort nach Unterfranken verorten. Ich weiß nicht, ob da eine Geschichte dahintersteckt oder nicht. Das wäre mal interessant zu hören. Und dann, ist eine dreigeteilte Frage, der zweite Teil wäre: Wie ist es denn so vor Ort? Hast du da auch Brauer, mit denen du gut kannst, wo du öfters bist oder so? Und als letztes vielleicht auch so das Thema: Wie willst du das Thema Bier so in Zukunft angehen? Hast du da schon was vor?

Sabine-Anna Ullrich: Drei Fragen nach meinem zweiten Bier. Gut, dass ich mir es noch merken kann. Also der Dialekt, bei mir ganz einfach, ich komme aus dem Unterfränkischen. In meinem Ort spricht man auch einen wunderbaren Dialekt, in Bürgstadt. Jedoch komme ich aus einem Elternhaus, wo beide Eltern Hochdeutsch gesprochen haben. Und dementsprechend ich kaum den Dialekt so aufgegriffen habe. Was ich persönlich sehr, sehr schade finde, weil Dialekt was Einzigartiges ist. Und wirklich für die einzelnen Regionen in der ganzen Welt spezifisch ist und man wirklich die Leute hinstecken kann. Dementsprechend finde ich es schade. Hin und wieder rutscht mir aber mal so ein Wort raus und dann kann man es schon ein bisserl zuordnen. Und grad, wenn es um „a weng “ geht oder „a bisserl“, da haben die Oberbayern damals schon ganz schön geguckt. Wo ich mein Bier genieße oder was ich sonst so in dieser Freizeit mache? Also in Würzburg gibt es auch natürlich Craftbier Stores oder auch im Würzburger Land so um herum. Und dementsprechend ist es wirklich so, dass man sich gerne mit Freunden, Bekannten oder natürlich auch Brauern aus der Region trifft und dann hin und wieder einfach mal gemütlich ein Bier trinkt, über Bier fachsimpelt, vielleicht jemand auch ein selbstgebrautes Bier mitbringt und darüber ausgetauscht wird, oder neue Versuchssude von Brauereien getestet werden. Tatsächlich bin ich da öfters eingeladen und darf da mittesten und mitdiskutieren. Das finde ich immer noch super, superspannend und macht mir wahnsinnig viel Freude auch. Und sonst, natürlich, wenn ich nicht in Würzburg bin, bin ich oft in meiner Heimat. Das ist Bürgstadt-Miltenberg, auch im Unterfränkischen gelegen. Man hat da den Main entlangfließen, links und rechts oft Weinberge. Aber natürlich gibt’s auch in der Region Brauereien und dementsprechend auch wunderschöne Biergärten und Main-Wiesen, wo man sich da auch treffen kann und über Bier schwelgt und über Bier redet. Das macht mir wahnsinnig viel Spaß. Und meine Zukunft mit Bier, wie ich die so sehe? Zum einen habe ich einen Beruf, der mich ganz schön aktuell in Atem hält. Ich bin Krankenschwester, zum anderen studiere ich Medizin. Also auch noch mal eine Schippe obendrauf. Aber parallel braucht jeder Mensch einen guten Ausgleich. Und mein Ausgleich ist so ein bisschen die Bierwelt. Die Bierwelt in der unterschiedlichsten Art und Weise erleben, aber auch mit anderen Menschen weiterhin zu teilen, was ich ja als Bierkönigin machen konnte. Dementsprechend denke ich weiter, dass ich meine Bierverkostungen hier im Raum halte, im Raum Würzburg, weiter mit den Verbänden zusammenarbeite, mit dem Bayerischen oder dem Deutschen Verband beziehungsweise Brauerbünden. Und weiterhin die Region und meine Heimat und damit auch jeden einzelnen Brauer unterstützen kann. Mal gucken.

Holger: Mensch, das ist ja ein ideales Schlusswort, weil wir dürfen natürlich auch nicht endlos überziehen. Ich merke schon, wir müssen wahrscheinlich noch mal einen zweiten BierTalk mit dir machen. Wenn man jetzt dann eine Medizinstudentin am Mikrofon hat, dann kann man ja nur sagen, also auch aus dem Gesundheitsaspekt gibt es ein wunderbares Zitat von Benjamin Franklin, das heißt: Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind. Markus, hast du noch was hinzuzufügen?

Markus: Jetzt nicht mehr. Aber ich kann mir gut vorstellen, nachdem du ja heute so viele Zahlenspiele betrieben hast, dann machen wir halt einfach den 60. BierTalk auch wieder mit der Sabine und kriegen dann ein Update. Mal schauen, wann das dann ist, in welchem Zeitraum. Vielleicht ein halbes Jahr, ein Jahr, mal sehen.

Holger: Unbedingt sofort eintragen bitte.

Markus: Ja, mache ich auch. Mache ich sofort.

Sabine-Anna Ullrich: Mache ich.

Markus: Genau. Und dann bin ich mal gespannt, wie es weitergeht. Man darf ja auch nicht vergessen, die Sabine hat auch einen Blog im Internet, da kann man dann bis dahin auch schon wieder neue Sachen lesen. Das werden wir auch in den Shownotes verlinken, sodass dann alle Hörer auch mal reingucken können. Also insofern auch von meiner Seite aus: Sabine, super! Vielen Dank! War eine ganz, ganz große Freude, dich auf diese Art wieder zu sehen beziehungsweise zu hören und mit dir gemeinsamen ein Bierchen zu trinken. Ich freue mich schon, wenn wir das dann irgendwann mal wieder live machen können.

Sabine-Anna Ullrich: Ja. Ich sage herzlichsten Dank für die Einladung! Ich bin super gerne mit dazugestoßen zum BierTalk. Und es ist mir auch eine große Ehre, dass ich da mit dabei sein darf. In dem Sinne bleibt ihr bitte schön gesund. Und ich freue mich, wenn wir das nächste Mal entweder persönlich anstoßen können oder wieder einen Talk zusammen machen. In dem Sinne: Zum Wohlsein!

Holger: Jawoll! Perfekt! Prost! Und tschüss!

Markus: Und Prost! Und tschüss!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle folgen unter www.biertalk.de.

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