BierTalk 133 – Interview I mit Martin Knab, Altbraumeister der Brauerei Schlenkerla / Heller Bräu, Bamberg

In der neuesten Folge von BierTalk taucht Markus tief in die Welt des Brauwesens ein und interviewt Martin Knab, den erfahrenen Braumeister aus Bamberg. Der Podcast beginnt in der historischen Rauchbierbrauerei Schlenkerla, wo Martin seine beeindruckende Laufbahn von den Anfängen in Kaufbeuren bis zu den innovativen Entwicklungen in Bamberg erzählt. Dieser erste Teil des Gesprächs offenbart Martins frühe Leidenschaft für Bier und seine Entscheidung, Brauwesen zu studieren. Durch Ferienjobs in einer Brauerei lernte er das Handwerk praktisch kennen. Die Episode zeichnet auch Martins Weg durch verschiedene Brauereien nach, wobei er jeweils tiefgreifende technische und geschmackliche Verbesserungen einführte. Besonders interessant sind seine Anekdoten über die Herausforderungen und Veränderungen in der Brauindustrie, die historische und regionale Einblicke bieten. Die Geschichte schließt mit Martins Ankunft in Bamberg, wo er die Brauerei Schlenkerla prägte. Dieses Gespräch lässt Bierliebhaber tiefer in die faszinierende Welt des Bierbrauens eintauchen und weckt die Vorfreude auf den zweiten Teil des Interviews…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute der erste Teil einer spannenden Doppelfolge, wir befinden uns im Schlenkerla in Bamberg in der historischen Rauchbierbrauerei und treffen dort den Altbraumeister Martin Knab. Er ist derjenige, der zum Schlenkerla gekommen ist, als es dort grade mal drei Biere gab. In seiner Zeit hat sich dieses Portfolio vergrößert auf elf, heute sind es, glaube ich, 13 oder 15 Sorten, eine Menge. Und wir sind natürlich glücklich und froh, dass er mit uns ein bisschen seine Geschichte teilen will. In der ersten Folge, die wir jetzt gleich beginnen, werden wir uns einfach mal ein bisschen mit dem Anfang befassen, das heißt, wie ist der Martin in das Bierleben, in das Brauerleben gestartet und wie hat sich die Geschichte so weiterentwickelt, bis er dann nach Bamberg gekommen ist. In der nächsten Folge werden wir dann sehen, wie sein Wirken sich in Bamberg entwickelt hat, wie der Anfang im Schlenkerla war und vor allem, was er dann in seiner Zeit alles bewegt hat und letzten Endes, was danach auch schon wieder passiert ist. Also ihr könnte euch freuen und jetzt steigen wir ein mit dem Interview mit Martin Knab.

Markus: Ja, also, der kleine Martin, wann ist er auf diese Welt gekommen, was ist da passiert, wo war das?

Martin: Am 21. April 1956, übrigens genau 30 Jahre nach der Queen Elisabeth von England, bin ich in Kaufbeuren im Allgäu auf die Welt gekommen. Habe dann nach Kindergarten, Grundschule, Gymnasium, 1975 Abitur gemacht und habe dann Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan studiert, nach der Ableistung meines Wehrdienstes.

Markus: Wie kam es dazu, dass du ausgerechnet Brauwesen dann studiert hast?

Martin: Ich habe ab meinem 16. Lebensjahr in der damaligen Rosen Brauerei in Kaufbeuren immer wieder Ferienarbeit gemacht. Das hat sich hauptsächlich da drauf erstreckt, dass ich beim Bierausfahren dabei war und mitgeholfen habe, dass es für die Fahrer nicht so schwer wird. Und in dann dadurch auch natürlich mit dem Bier in Berührung gekommen, habe das schätzen und lieben gelernt und habe dann eben entschieden, dass ich dieses auch studieren möchte, weil es auch meinen Neigungen sehr entgegenkam. Weil, meine Neigungen liegen halt nun mal bei Mathematik, Physik und Chemie, weniger bei den Sprachen, obwohl ich an einem normalen sprachlichen Gymnasium war.

Markus: Bei den Bierfahrern gab es da Personen, die dich auch ein bisschen beeindruckt oder vielleicht auch ein bisschen geleitet haben?

Martin: Ja, also einer war gelernter Brauer und der hat natürlich dann schon auch für den Beruf geworben. Der war auch immer nur aushilfsweise als Bierfahrer eingesetzt, wenn halt mal Not am Mann war. Und mit dem habe ich mich auch ganz gut verstanden und dann ist da so der Wunsch gekommen, dass zu machen. Was halt natürlich ein bisschen schwierig war, nach dem Abitur da noch eine mindestens zweieinhalbjährige Lehre anzuhängen und dann erst studieren, zumal der Wehrdienst auch noch dazwischengekommen ist. Dann wäre ich altermäßig ziemlich weit hinausgekommen. Dann habe ich das entschieden, dass ich das nicht mache, sondern studienbegleitend, dann immer wieder in den Ferien Praktika gemacht und so auch die Brauertätigkeiten auch gelernt habe, ohne jetzt einen richtigen Berufsabschluss da gemacht zu haben.

Markus: Also das war keine offizielle Lehre, sondern du hast halt immer wieder, wenn du Zeit hattest, wenn du Ferien hattest, warst du da.

Martin: Ja, ich war in den verschiedenen Abteilungen, habe da mitgeholfen und habe da natürlich auch Einblicke bekommen, was da so alles zu tun ist und habe das auch lieben und schätzen gelernt. Und das hat mir auch während meines Studiums sehr geholfen. Ich habe wirklich alles auch von der Pike auf gelernt, sogar das Mälzen, was jetzt nicht das Lieblingsfach sämtlicher Brauer ist.

Markus: Ja.

Martin: Ich war abgesehen davon auch Zeit meines Lebens immer Brauer und Mälzer, ja.

Markus: Ja und das heißt, war das dann so ein bisschen auch ein Sondermodel für dich, was die Brauerei dann gemacht hat, weil es jetzt eigentlich nicht normal ist, dass man sagt, jemand ist da immer wieder da?

Martin: Ich sage mal so, es war, ich habe ja der Brauerei auch einen Nutzen gebracht, ich konnte ja dann die Leute auch vertreten. Und es war eigentlich auch von der Studienordnung so vorgesehen, man konnte ohne Lehre das studieren, aber man musste natürlich die dementsprechenden Praktika vorweisen.

Markus: Und die haben dich auch ein bisschen bezahlt, also nicht nur in Bier?

Martin: Ja, ja, ja, ich habe schon ein bisschen Geld gekriegt auch noch dafür. Das hat mir natürlich auch geholfen, das Studium zu finanzieren, ja.

Markus: Apropos, wie war das damals mit dem Haustrunk? Also wie viel hat man damals so bekommen?

Martin: Das war ein Kasten in der Woche, ja. Den hat auch jeder gekriegt, also auch die vorübergehend Beschäftigten haben das bekommen. Und das war auch ganz gut, da habe ich auch meine Freunde immer ganz gut versorgen können.

Markus: Vielleicht ein kleiner Vorgriff, wie ist das heute?

Martin: Heute gibt es knapp zwei Kästen in der Woche für die Tarifbeschäftigten, das ist auch tarifvertraglich festgelegt. Und da kann man mit dem Freundeskreis auch immer wieder mal einen heben.

Markus: Also hat es fast so ein bisschen zugenommen. Finde ich interessant, weil man ja immer denkt, das ist vielleicht eher was, was man reduziert hat, ist dann eher was, wo man sogar mehr hat.

Martin: Genau, es ist eigentlich gleich geblieben. Ich meine, ich war damals ja kein Tarifbeschäftigter, drum habe ich einen Kasten gehabt, aber die anderen haben damals auch so. Steuertechnisch war es, glaube ich, 16 Liter in der Woche, ja, wenn ich das noch so richtig im Kopf habe, also knapp zwei Kästen Bier, ja.

Markus: Also auch auf jeden Fall …

Martin: Hat sich nicht geändert, das ist ja auch tarifvertraglich festgelegt, ja.

Markus: Ja und ist ja auch spannend irgendwie, wenn man sagt, okay, als Brauer, man hat eben neben dem reinen monetären Lohn auch noch den flüssigen Lohn. Und der ist natürlich auch dann ein bisschen davon abhängig, wie du performst, würde man heute sagen. Also wenn dein Bier gut ist, dann hast du was, wenn nicht so, dann hast du vielleicht ein Problem da.

Martin: Tja, da hat man ja selber die Hand drauf.

Markus: Allerdings. Ja, also dann hast du da studiert und, ja und dann, also war dann schon der Plan, da in Kaufbeuren in der Brauerei einzusteigen oder wie war das?

Martin: Naja, das war damals, ich bin 1981 fertiggeworden, es war nicht ganz einfach, die Beschäftigungssituation allgemein in Deutschland war nicht die beste. Und bei uns in unserer Branche war es natürlich auch geprägt durch Ausstoßrückgang, den wir ja heute immer noch zu beklagen haben. Aber die richtig fetten Jahre, um das mal etwas salopp auszudrücken, die waren einfach vorbei, ja, die Jahre, wo stetiges Wachstum in den Brauereien, die Zeit war vorbei. Die Brauereien haben gespart, es sind auch Betriebe geschlossen worden oder Betriebe, die haben funktioniert, einen Betrieb zugemacht und so weiter. Also diese ganze Problematik, die wir heute auch noch haben, die hat es damals schon gegeben. Und da war es also gar nicht so einfach, was zu bekommen und du musstest eigentlich auch vor allen Dingen als Absolvent nehmen, was halt der Markt grad geboten hat und wer dich auch haben wollte, ja. Das eine ist ja das, was der Markt bietet, aber das andere ist halt, man muss ja auch zusammenkommen irgendwie, ja.

Markus: Richtig. Ist auch ein sehr menschliches Thema natürlich auch. Und unterhält man sich da dann in Weihenstephan schon mal, wo man vielleicht hingeht, gibt es da vielleicht Connections, kommen da vielleicht Headhunter oder so, wie muss man sich das vorstellen?

Martin: Headhunter auf so junge Absolventen wahrscheinlich weniger, man muss ja auch erst Erfahrungen sammeln, ja. Man kommt aus der Uni raus, vollgestopft mit Wissen, was ja nicht verkehrt ist, aber so die Umsetzung in die Praxis, ja, dass man einfach nicht dauernd jetzt groß irgendwo nachdenken muss und Probleme hin- und herwälzen, sondern es muss eigentlich so eine Problemlösung, muss aus der Pistole rauskommen, ja. Das kannst du als Absolvent nicht, ja. Und da ist es ganz gut, wenn man eben da auch anfängt in Positionen, wo man nicht so an entscheidender Stelle sitzt. Also ich habe ja im Labor angefangen, das ist so die klassische Karriere, sagen wir mal so. Da konnte ich in Kaufbeuren in der Aktienbrauerei 1982 von Februar bis Ende November den Laborleiter vertreten. Weil die Aktienbrauerei hat damals eine Füllerei gebaut und da war der Laborleiter eigentlich mit der Baustelle ziemlich beschäftigt und dann hat eben der Vorstand von der Aktienbrauerei beschlossen, dass man eben da eine Aushilfe beschäftigt mit einem zeitlich begrenzten Vertrag. Und das habe dann zufälliger Weise ich bekommen. Und das ist mir eigentlich auch ganz gut zu pass gekommen. Ich musste mir erst einmal keine neue Wohnung suchen und konnte da wirklich gute Erfahrungen sammeln und auch ein paar neue Methoden einführen, grad was die Mikrobiologie anbelangt. Und, ja, nachdem der Vertrag Ende November ausgelaufen war, habe ich natürlich so ab September suchen müssen, wo gibt es was, ja. Und, ja, da gibt es halt nur eins, Brauwelt abonnieren und die Stellen und die Brauwelt von hinten rein lesen, weil die Stellenanzeigen hinten drinstehen, ne.

Markus: Okay.

Martin: Und, ja, da war eben dann irgendwann mal eine Stelle in Passau ausgeschrieben, in der Löwen Brauereien. Die hatten damals noch kein Labor, die wollten aber eins aufbauen und sie mussten eigentlich auch eins aufbauen, weil in der Größenordnung ohne Labor zu arbeiten, ist eigentlich Blindflug. Und das sollte man eigentlich vermeiden, dass man nicht von irgendwelchen Dingen überrascht wird, von denen man bis dahin keine Ahnung hatte, ja. Und das habe ich nach etlichen hin und her, die Stelle bekommen und, ach, da habe ich halt dann ein Labor aufgebaut, Labor gemacht und da auch wirklich etliche Schwachstellen aufdecken können und die haben wir dann auch beseitigen können, ja.

Markus: Das Thema Labor ist dann was, wo man im Studium wirklich gut drauf vorbereitet wird?

Martin: Da wird man gut vorbereitet drauf und das macht schon im Hauptstudium einen Großteil aus, sowohl die chemisch-technische Analyse als auch die mikrobiologische Analyse. Und das ist schon ein Werkzeug, mit dem kann man hantieren. Und es sind ja auch viele meiner Kollegen zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie tätig, weil sie eben ein wirklich solides mikrobiologisches Fundament haben, auf dem sie aufbauen können. Und es ist ja im Prinzip wurscht, mit welchen Mikroben man hantiert, man muss wissen, was sie machen, man muss wissen, wie man sie behandelt und man muss wissen, wie man auch diejenigen fernhält, die man nicht haben möchte, ja.

Markus: Ja, das wollte ich grade fragen, wenn jetzt jemand dabei ist, der zuschaut, zuhört und sich überlegt, okay, Labor, Brauerei, Reinheitsgebot, warum eigentlich oder so? Also man kennt vielleicht die Hefe, die ist wahrscheinlich eher was Gutes, aber was heißt das, also was ist so ein Alltag im Labor, warum ist man da überhaupt?

Martin: Ja, es gliedert sich auf in die mikrobiologische Analyse und die chemisch-technische. Die chemisch-technische ist manchmal apparativ ein bisschen aufwendig, die rentiert sich nur für ganz große Brauereien. Aber man kann ja bestimmte Untersuchungen auch weggeben an Labore, die sich da drauf spezialisiert haben und die das auch in Massen machen können, wo dann der finanzielle Aufwand sich in Grenzen hält. Bestimmte Sachen kann man natürlich selber machen, Stammzellenvergärung und solche Sachen. Das sind ja auch wichtige Parameter, mit denen man hantieren muss. Und, ja, die Mikrobiologie, da kann man aber sehr, sehr viel selber machen und es geht halt schon los bei der Hefe. Die Hefe ist natürlich unsere wichtigste Mitarbeiterin und die sollten wir auch sehr, sehr pfleglich behandeln, tun wir ja auch und die soll man nicht zu sehr ärgern und man soll auch schauen oder man muss auch schauen, dass sie rein bleibt. Das heißt, dass eben keine anderen Mikroorganismen sich da einschleichen. Und die kann man eigentlich schon ab relativ geringen Konzentrationen nachweisen, das geht über bestimmte Anreicherungsmethoden. Und das sind hauptsächlich Milchsäurebakterien, die uns da Ärger bereiten können. Und wenn man die halt früh genug entdeckt, dann weiß man auch, dass man solche Chargen separieren muss, die muss man beobachten und dann kann man immer noch entscheiden, was man damit macht. Man wird in der Regel nie ein Bier wegschütten müssen deswegen, aber man muss halt schon gucken, was kann ich noch machen damit, ja.

Markus: Und war das damals noch so, dass man die Hefe häufiger geführt hat als heute, hat sich da was verändert oder ist das ungefähr gleich geblieben?

Martin: Man hat sie damals vielleicht ein bisschen häufiger verwendet, aber man kann also merken, wenn eine Hefe sieben-, acht-, neunmal gegangen ist, durch eine Gärung durch, dann schwächelt sie ein bisschen. Dann lässt die Gärleistung nach, dann ist auch das Aromaprofil nicht mehr das Beste und dann sollte man sie auch wechseln. Man hat früher öfters mal so 12-, 15-mal die Hefe geführt und da macht man heute eigentlich nicht mehr, zumal man auch andere Methoden hat. Man kann ja über Propagation oder Assimilation sich ständig neue Hefe herziehen und die dann mit der Betriebshefe mischen. Das ist eigentlich das Beste, was man machen kann. Und dann kann man die führen, sechs-, sieben-, achtmal und man hat immer genug Hefe da, weil sich die Hefe ja während der Gärung auf das Drei- bis Vierfache ihres Volumens vermehrt und da hat man dann natürlich immer im Überschuss, ja.

Markus: Ja, insofern noch ganz kurz zurück zu Kaufbeuren, Aktienbrauerei. Da ist mir persönlich sehr in Erinnerung der Doppelbock. Gab es den damals schon?

Martin: Ja, den gab es damals schon. Wobei der bekanntere Doppelbock in Kaufbeuren war der von der Rosen Brauerei, der hatte den Namen Buronator. Buron ist die lateinische Schreibweise von Kaufbeuren, ja. Und Buronator, Ator hintendran, sind immer Doppelböcke und es war ein dunkler Doppelbock in einer 0,5-Liter-Steinflasche, sehr seltene Flasche, die dann auch noch mit Alufolie den Kronkorken zugemacht hat. Und da haben wir noch einen aus Spritzgussmaterial-gefertigtem Bock angehängt.

Markus: Ach, Wahnsinn!

Martin: War schon ziemlich aufwendig, ja.

Markus: Ja, na, das kennen wir ja eigentlich nur noch von der Ayinger Brauereien, die ja hier so einen kleinen Plastikbock dran hatten, also mittlerweile ist das ja auch Geschichte. Wobei, den Buronator macht jetzt heute aber die Aktienbrauerei.

Martin: Den macht die Aktienbrauerei, weil die ja die Rosen Brauerei Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre, soweit ich das noch im Kopf habe, übernommen hat, weil da hat es ein bisschen wirtschaftliche Schwierigkeiten gegeben.

Markus: Naja, ist ja immer nicht so einfach. Okay, dann gehst du nach Passau. Wunderschöne Stadt, 3-Flüsse-Stadt, auch tolle Brauereien. Ich selber war mal in Hacklberg, in diesen ganzen Kellern, die da noch so sind und so, also wirklich sehr beeindruckend. Da lebt es sich auch schön, oder?

Martin: Da lebt es sich gut, da habe ich auch meine Frau kennengelernt. Und, ja, aber nach achteinhalb Jahren war dann Zeit für Veränderung da und dann habe ich eben geschaut, wo gibt es denn was? Und dann war Nürnberg, die Tucher Brauerei, die hatten da auch für das Labor wieder jemand gesucht. Und da habe ich das mikrobiologische Labor geleitet dann, ein Jahr lang aber nur. Habe aber auch zugleich Aufgaben, Planungsaufgaben bekommen. Das war ganz gut, weil es einfach das erste Mal, dass ich ein Projekt auch durchziehen musste. Das war die Weißbierproduktion zu vereinheitlichen und dann auch zusammen mit dem Vorstand natürlich festzulegen, was brauchen wir dafür noch alles und wie können wir das auch wirtschaftlich machen. Das hat mir schon geholfen, so mal zu schauen, was muss man eigentlich machen, wenn du was baust, ja. Weil, das kriegst du im Studium auch nur theoretisch erklärt, ja und wenn du das praktisch machst, ist was vollkommen anderes, ja.

Markus: Und dann sind da ja in Nürnberg diese Franken. Das war doch für dich dann schon ein gewisser Kulturschock, oder?

Martin: War ein Kulturschock, ja. Aber dadurch, meine beiden Eltern sind Franken, ja …

Markus: Ah okay, gut.

Martin: … war der Kulturschock nicht allzu groß. Wobei, die Menschenart ist halt im Allgäu aufgewachsen und die Sprache war dann schon sehr gewöhnungsbedürftig. Wobei jetzt, wenn ich mit meinen alten Freunden rede, sagen sie immer, du redest ja Fränkisch, ja. Also die Konsonanten werden immer weicher, ist so, ja.

Markus: Es mischt sich, ja. Ja, also das heißt, du näherst dich immer mehr Bamberg an.

Martin: Ja.

Markus: Das ist natürlich schon schön. Die Tucher Brauerei hat ja auch eine sehr, sehr große und langjährige Geschichte und Tradition.

Martin: Richtig, ja.

Markus: Großes städtisches Brauhaus, auch eins der Ersten, der Ältesten, auch mit Weißbier zum Beispiel.

Martin: Richtig, ja.

Markus: Ja, warst du da noch in diesem alten ehrwürdigen Zwei … nicht Zweistädtesudhaus, in diesem großen, wo die beiden zusammen waren, das Reif Bräu und da Tucher?

Martin: Ja, das war am Schillerplatz …

Markus: Genau.

Martin: … also im Nürnberger Norden. Und ein wunderschönes Sudhaus, ja. Das Gebäude steht auch heute noch.

Markus: Ja.

Martin: Das ist auch denkmalgeschützt, soweit ich weiß, ja. Und das waren wirklich zwei Brauereien, die so Rücken an Rücken gebaut sind und der Lagerkeller war das verbindende Element. Alles ziemlich altertümlich noch, ja, lauter Aluminiumtanks, riesen Dinger und mit Raumkühlung, also nicht grad optimal, aber es ging. Und ich war ja 1990 dort, das war das Jahr des größten Ausstoßes der Tucher, soweit ich das noch im Kopf hab, weil das war das Jahr der Grenzöffnung natürlich und wir haben lastenwagenweise Bier in die neuen Bundesländer geliefert. Ich bin dann auch von der Tucher aus in zwei Brauereien geschickt worden, wo man gemeint hat, man könnte da kooperieren. Es ist aber beiden nix geworden. Ich glaube, die Tucher weint dem auch keine Träne nach. Ja und dann hat sich aber relativ zufällig was ergeben, ein Studienkollege von mir war in der Landesgewerbeanstalt, in der Versuchsanstalt für Bierbrauerei und der hat mir gesagt, du, horch her, ich höre da auf, willst du meinen Posten übernehmen? Da habe ich natürlich auch das übliche Bewerbungsverfahren durchlaufen, aber dadurch, dass ich natürlich ein bisschen eher was gewusst habe, habe ich die Nase vorne dran gehabt ein bisschen und war auch mit Abteilungsleiter bekannt, weil der ist einmal im Jahr nach Passau gekommen, von daher hat man natürlich da schon Kontakte gehabt. Und, ja, dann habe ich da als Betriebsberater angefangen 1992.

Markus: Das ist ja interessant, hat Professor Narziß auch mal gemacht, ne.

Martin: Ja, der hat dann auch, wie er das spitzgekriegt hat und dann hat er mich irgendwann mal in Weihenstephan getroffen und da sagt: „Ach, jetzt sind wir ja Kollegen.“

Markus: Ja, der hat mal erzählt, wie er damals mit seinem ersten Auto da immer rumgefahren ist und so. Der war ja kurz nach dem Krieg dann da und das war schon interessant auch.

Martin: Nur mit dem Unterschied, der Professor Narziß hat da natürlich seine Doktorarbeit geschrieben dort, zu sowas bin ich nie gekommen.

Markus: Ja, Prost.

Martin: Prost.

Markus: Vielleicht noch kurz zu Tucher, also das alte Sudhaus kann man heute noch oder wieder besichtigen, sehr, sehr schön. Dort haben sie eine kleine Brauerei noch mit reingestellt, die sie am Brombachsee von einer Brauerei übernommen haben und dort machen sie jetzt das Nürnberger Rotbier mit Holzfasslagerung von einem Doppelbock. Sehr spannend, wenn ihr das mal anschauen wollt. Und gegenüber ist die Schiller Klause, ein wunderbarer Hort der Gastlichkeit, wo ich immer wieder gerne hingehe. Die unter anderem auch ihren Eierlikör selber machen. War das damals auch schon so?

Martin: Nee, die Schiller Klause, die kenne ich gar nicht. Also die …

Markus: Oh! Dann …

Martin: Wobei, ich bin in Nürnberg, ich war kaum in irgendwelchen Kneipen gegangen, weil da waren dann die Arbeitstage schon ziemlich lang. Und ich habe damals auch noch Handball gespielt, da bin ich dann ins Handballtraining gegangen und dann habe ich lieber mit meinen Mannschaftskameraden im Vereinsheim noch einen getrunken und dann bin ich wieder Heim. Aber so, normalweggegangen kaum, also höchstens, wir sind mal zum Essen gegangen oder sowas, ja. Weil, die ersten paar Jahre in Nürnberg war ich alleine, die Frau noch in Passau und immer so gegenseitig gependelt. Und, ja, dann war natürlich unter der Woche wenig mit aus der Stadt.

Markus: Also warst du ein braver Ehemann, der dann eher …

Martin: Natürlich, ja.

Markus: … Zuhause geblieben ist und so, genau.

Martin: Ja, ich war ja die meiste Zeit eh in der Brauerei, von daher war es wurscht.

Markus: Okay. Ja und dann Betriebsberater, hat dich das dann wieder nach Passau zurückgeführt, oder?

Martin: Nein. Also wir haben da keine festen Gebiete gehabt, ich war ein paarmal in Niederbayern auch, aber ich bin auch nach Baden-Württemberg rüber gekommen und nach Thüringen auch. Und das war eigentlich sehr interessant, weil da hast du dann erst gemerkt, was haben die kleinen Brauereien eigentlich so für Probleme, ja. Und das war eigentlich ganz gut, konnte man viele lösen, ja und auch mit einfachsten Mitteln. Und das war auch eine Zeit, diese sechs Jahre, wo ich in der Betriebsberatung da war, das war eine Zeit, wo ich viel gelernt habe auch. Weil, wenn du viele Betriebe siehst, lernst du natürlich auch viel, ja. Wenn du nur einen Betrieb siehst, weißt du auch nur, was der so macht.

Markus: Richtig.

Martin: Aber es gehen viele Betriebe die Dinge ganz unterschiedlich an. Und das ist ja auch das Spannende bei der Brauerei, ja. Das ist ja nicht wie beim Metallverarbeiter, ja, da kann man Schema F machen, ne, muss man ja …

Markus: Ja, eben.

Martin: … sonst kommt nix Gleiches raus, ja.

Markus: Genau und Bier ist eben nicht Bier. Lass uns nochmal anstoßen und dann können wir ja mal schauen, prost, wie die Geschichte gleich weitergeht. So, ja, wir waren bei der Betriebsberatung angekommen und haben vorher auch schon ein bisschen drüber gesprochen, dass du auch über die Grenze geschaut hast. Das finde ich noch interessant. Was hat man denn so in den 90ern erlebt, wenn man da so rübergefahren ist in die neuen Bundesländer. Also ich habe selber ja mal ein Buch geschrieben über die Brauereien in Sachsen und Thüringen, ein paar Jahre später, aber die haben mir natürlich alle ihre Geschichte erzählt und grade eben die vielen Unmöglichkeiten, Unwägbarkeiten, die so Ende der DDR-Zeit alle aufgekommen sind. Du hast das ja hautnah erlebt dann, ja.

Martin: Die waren Weltmeister im improvisieren, das muss man einfach schon sagen, weil, DDR war einfach Mangelwirtschaft, ja. Und die mussten halt mit dem wenigen, was sie zugeteilt bekommen haben, irgendwie zurechtkommen, ja. Es hat ein paar privilegierte Brauereien gegeben wie die Wernesgrüner zum Beispiel, weil die haben für den Export gebraut, damit die DDR ein paar Devisen kriegt, ja, die Radeberger auch, ja. Also es waren da so ein paar Leuchttürme, waren ja da, aber der Rest, der die Bevölkerung zu versorgen hatte. Und das war wirklich so, sie hatten sie zu versorgen, ja, also sie hatten nicht das, was es in Westdeutschland gegeben hat, in der Bundesrepublik, den Konkurrenzdruck, sondern die hatten den anderen Druck, sie mussten die Bevölkerung versorgen. Und jetzt, wie das System umgeswicht ist, sind die natürlich ins kalte Wasser geschmissen worden, ja und zwar ins fürchterlich kalte Wasser, ja. Also da hat es auch menschliche Schicksale gegeben. Aber es hat natürlich auch Leute gegeben, die genau sowas sich gewünscht haben und die halt ein bisschen ein Stehvermögen gehabt haben und sich da auch durchgekämpft haben. Und es ist ja auch viel mit Kooperationen, mit bundesrepublikanischen Brauereien gegangen, die da auch mit investiert haben, die auch zum Teil Betriebe gekauft haben. Wobei das nicht die Königslösung war in jedem Fall. Aber so Kooperationen hat es gegeben und da ist dann schon eigentlich ganz gut was entstanden in Thüringen und Sachsen, wo ich jedenfalls hingekommen bin.

Markus: Ja, also das habe ich auch so erfahren, das also diese schnellen Aufkäufe, wo dann der kleine westdeutsche Brauereibesitzer zu einer großen ostdeutschen Brauerei gefahren ist und die dann mal eben so gekauft hat, das hat in der Regel nicht funktioniert, muss man sagen. Und es kam halt auch noch dazu, das eigentlich ja ein bisschen unfair auch das Verhalten der Bevölkerung dort ja so war, dass man von einen Tag auf den anderen dem bekannten Produkt nicht mehr vertraut hat und die wollten alle das West-Bier haben. Da kam dann noch mit dazu, das die Ost-Biere halt stammwürzemäßig runtergegangen sind, dass man schon seit vielen, vielen Jahren das Problem hatte, das viele Biere schlecht waren, dass man die grünen Flaschen gar nicht genommen hat, Trübe generell ein negatives Merkmal war. Und dementsprechend einfach wirklich diese Bindung, die wir hier so haben, also zu unseren lokalen Brauereien, das hat da jetzt nicht stattgefunden, erstmal also, ja.

Martin: Das ist ziemlich abrupt sogar abgeschnitten gewesen. Das war ja auch zu meiner Tucher-Zeit noch so, da war ja die Grenzöffnung grad ganz neu und da konnten man einfach fast jedes West-Bier rüberfahren. Warum? Weil es auch nach vier Wochen in der Flasche immer noch klar war und nicht trüb geworden ist, wie die da drüben. Ich möchte also den Kollegen im Osten da keine schlechten Noten ausstellen, sie hatten einfach auch nicht die Möglichkeiten, ne.

Markus: Richtig, ja.

Martin: Und da haben wir dann in einer Brauerei, ich weiß noch, da bin ich von der Tucher aus rübergeschickt worden, den Namen sage ich jetzt nicht, ja, da waren die hygienischen Verhältnisse, sagen wir mal, durchaus verbesserungswürdig. Und da haben wir einmal einfach die Brauerei von oben bis unten mit einem Desinfektionsschaum eingesprüht, den einwirken lassen und schon war ein ganz anderer Geruch da in dem Gebäude drin, ja. Und dann haben wir uns halt die einzelnen Produktionsschritte vorgenommen und haben dann da Verbesserungen gemacht und dann war das Bier dann auch plötzlich wieder um einiges besser. Aber insgesamt die technische Ausstattung auch dieser Brauerei war zum Teil, ja, miserabel.

Markus: Ja, die sind ja im Grunde stehengeblieben mit dem Zweiten Weltkrieg …

Martin: Richtig.

Markus: … weil sie dann abgeschnitten waren von aller Versorgung, was sie eben vorher hatten, weil einfach die Betriebe plötzlich außerhalb der Landesgrenzen waren. Und, ja und dann eben noch das Thema, dass man diese Brauereien zu den Kombinaten zusammengefasst hat und …

Martin: Richtig, richtig, ja, diese Getränkekombinate, ja.

Markus: Ja, das ist auch eine spannende Geschichte, die wir jetzt heute nicht ewig behandeln. Aber es ist auf jeden Fall sehr interessant, weil es trotzdem spannend ist einerseits, wie diese Bierkultur überlebt hat in manchen kleinen Betrieben, was sie dann auch teilweise für museale Brauereien erhalten hat. Also als ich drüben war, da gab es noch welche, die mit Dampfmaschinen gearbeitet haben, mit Kühlschiff, mit Berieselungskühler, wie man sich das vorstellt. Und natürlich auch die ganze Geschichte um den Elbe-Saale-Hopfen, der ja gemacht worden ist, um die DDR zu versorgen und deswegen heute Deutschlands zweitgrößtes Hopfenanbaugebiet ist, auch aus politischen Gründen, also sehr interessant auf jeden Fall. Aber gut, als du gehst dann weiter und wie ziehen sich die Kreise enger Richtung Bamberg zusammen?

Martin: Naja gut, dadurch, dass ich in der Landesgewerbeanstalt war, habe ich natürlich vieles mitbekommen, was in der Brauerszene so abläuft, auch so das Stellenkarussell natürlich, ja. Und ein Kollege von mir, der war da mal in Kutzenberg in der Lungenklinik gelegen und den habe ich dann besucht einmal, weil ich da zufälligerweise in der Ecke zu tun hatte, ja, ja, komm, schaust du bei ihm vorbei. Und dann hat er zu mir gesagt: „Herr Knab, wissen Sie jemand, der der Nachfolger für den Braumeister im Schlenkerla machen kann?“ Da habe ich kurz überlegt, sage ich: „Ja, da würde ich jemanden kennen.“ Ja wen? Da sage ich: „Der steht vor Ihnen.“

Markus: Perfekt! Sehr gut.

Martin: Ja und dann hat er gemeint, ja, dann müssen Sie sich halt drum kümmern, ja. Ja, dann habe ich angerufen, also einen Tag drauf habe ich dann angerufen hier und dann haben wir da relativ schnell Termin ausgemacht gehabt und haben da, ich glaube, drei Stunden lang, uns unterhalten. Haben wir auch den Betrieb natürlich angeschaut und dann habe ich schon gewusst, da kann man was machen, ja.

Markus: Hast dich verliebt da.

Martin: Da sind auch die nötigen finanziellen Mittel da, dass man auch investieren kann, ja. Und das ist ja, da dran krankt es bei vielen kleineren Brauereien, dass die einen Investitionsstau haben und dann einfach nicht mehr wissen, wo sie anfangen sollen, ja. Also man muss schon ständig irgendwas machen. Und da war auch die Bereitschaft da, etwas zu machen, ja.

Markus: Finde ich sehr interessant, also weil, ich meine, heute, klar, heute kennt jeder Schlenkerla, auch international, das ist eine große Marke, das ist interessant, auch hier in der Wirtschaft ist eigentlich immer was los. Wenn ich mich erinnere, so in den 90ern, da war ich grade im Bamberger Domchor, war grade so im Männerchor angekommen, in einem Alter, wo man dann jeden Sonntag nach der Messe oben im Dom runter ist und hier Frühschoppen gemacht hat und so.

Martin: So die Stimmen ölen, ja?

Markus: Genau, ja, also dann im Nachhinein geölt, aber auch egal. Und das war immer sehr, sehr schön und auch beeindruckend. Trotzdem habe ich das wirklich noch sehr, sehr, ja, konservativ oder halt so in Erinnerung, wie man es jetzt aus, es gibt ja so einen historischen schwarz-weiß-Film noch vom Schlenkerla ….

Martin: Ja, mit dem Lohmeyer, ja.

Markus: Mit dem Lohmeyer, genau, das ist sehr in …

Martin: Genau, den kenne ich auch, ja.

Markus: Und so habe ich das, ehrlich gesagt, auch noch in Erinnerung. Und hatte das damals schon einen überregionalen Stellenwert oder war das noch eher noch so ein Geheimnis, Schätzchen, wie auch immer?

Martin: Also international waren wir damals schon, zwar nicht in dem Umfang wie jetzt, aber so ein paar Kunden im Ausland hatten wir schon, ja. Vor allen Dingen im europäischen Ausland, aber wir hatten auch einen in den Vereinigten Staaten schon, der hat aber bloß so zweimal im Jahr was abgerufen, ja. Und das hat sich dann erst ziemlich deutlich geändert, wie der Junior Matthias Trum dann übernommen hat im März 2003, aber bis dahin, ich habe am 01.07.97 hier angefangen, hat man eigentlich da bedient, was zu bedienen war, aber so riesen große Aktionen, um neue Kunden zu generieren, die sind nicht so gelaufen, ja.

Markus: Weißt du noch, wann du dein erstes Rauchbier getrunken hast?

Martin: Ja, das weiß schon. Das war 1980 …

Markus: Oh! Okay.

Martin: … während dem Studium. Da habe ich eine Zeitlang mit einem Kommilitonen aus Schweinfurt zusammengewohnt und wir hatten es immer so gemacht, wenn einer Heim gefahren ist, also in die Heimatgegend, dann hat er einen Kasten Bier mitgebracht, also irgendeins, musste nicht immer der gleiche sein. Und den haben wir dann zusammen vernichtet. Und da hat der Harald, so hat der geheißen, der hatte einmal einen Kasten Schlenkerla da mitgebracht gehabt. Und da hocken wir abends da in der Küche zusammen und machen das Erste auf und ich trinke das und sage: „Harald, den Kasten, den kannst du alleine trinken.“ Ja, also das war wirklich ein Kulturschock, ein richtiger Kulturschock. Aber ich bin dann in LGA wieder mit dem Bier in Berührung gekommen, weil Schlenkerla war ja Kunde von uns und wir mussten dann natürlich auch immer wieder Biere verkosten. Und da habe ich mich dann so allmählich heran gerobbt, an dieses Bier.

Markus: Was hättest du dem Harald damals gesagt, wenn er dir gesagt hätte, pass auf, da wirst du mal Braumeister.

Martin: Du spinnst wohl.

Markus: Ja, als dann näherst du dich der Sache. Und wie, heute würde man ja sagen, das Onboarding, also wie ging das so, als du hier in Bamberg ankamst, mit der Stadt, mit der Brauerei, wie bist du da so warmgeworden, war das easy, war das schön oder war das auch ein bisschen holprig?

Martin: Also die Stadt war mir ja nicht unbekannt. Wir sind 1994 in unser Haus in Hirschaid eingezogen, da waren wir ja ein bisschen außerhalb, ja und von daher waren wir auch immer wieder Mal an Wochenenden hierhin, haben so die Stadt erkundet. Und sie gefällt uns beiden natürlich, ja und von daher war die Stadt kein Fremdkörper für mich, ja. Bei der Brauerei, gut, da musste ich natürlich, als kleine Brauerei, musste ich die Leute kennenlernen. Und da gibt es halt solche und solche Typen, immer, ja. Also der Oberbrauer, der dort tätig war, mit dem habe ich sehr gut zusammengearbeitet, der ist leider schon verstorben. Und der war die Ruhe selbst, ja und hat so Seins vor sich hingemacht. Und den habe ich dann auch immer wieder gefragt, wie ist das do so vom zeitlichen Ablauf, welche Organisationsstrukturen da, ja. Weil ich habe mir ja den Übergang so vorgestellt gehabt, mein Vorgänger hört auf, am 30.06. und ich fange an am 01.07.. Nicht, dass ich was gegen meinen Vorgänger habe, mit dem verstehe ich mich heute noch gut, ja, der war lange Zeit mein stellvertretender Vorsitzender im Museumsverein, ja. Aber ich wollte einfach nicht das eins zu eins weitermachen wie bisher, sondern einfach die Leute fragen, was war, wie habt ihr es gemacht und was meint ihr, könnte man anders machen, ne? Und letztendlich haben wir erst einmal nicht viel geändert, weil man nicht viel ändern musste auch, ja, die Organisation war ganz in Ordnung. Es war ein relativ festgegossenes Schema, das beim damaligen Ausstoß auch durchaus praktikabel war, ja. Und das ging auch fünf Jahre, ja, wo der Ausstoß immer so blimblim, in der Lage war, ja, das ging eigentlich erst los, wie dann der Matthias drüben übernommen hatte. Weil, der hat das Potenzial schon gesehen und war auch durchaus gewillt, dieses Potenzial zu heben, ja und da gingen dann natürlich auch die größeren Investitionen los. Bei seinem Vater haben wir natürlich auch Investitionen gemacht. Das Erste, was wir gemacht haben, war ein neuer Flaschenfüller, weil der alte war wirklich untragbar. Und das war ein riesen Act, ja. Aber das geht halt auch nur, wenn eine Brauerei gesund ist, ja. Es müssen die Mittel da sein, das man investieren kann, ansonsten geht das nicht, ja.

Markus: Ja und man muss auch sehen hier, das war auch eine Zeit, wo auch Bamberg so ein bisschen aufgewacht ist. Also da …

Martin: Richtig, ja.

Markus: … wurden wir Weltkulturerbe, da hat man überhaupt auf dieses Thema Tourismus angefangen mehr Wert zu legen. Die Gastronomie hat sich dem auch ein bisschen gestellt.

Martin: Richtig.

Markus: Also da war dann auf einmal auch so was eine Brauerei und noch dazu eine weltweit einzigartige Brauerei, zumindest also Brauereiart, die es nur in Bamberg zweimal gibt, aber im Grunde halt einzigartig ist. Das war einfach ein Pfund, wo dann auch wirklich die Bamberger und auch die Offiziellen und alle da ganz anders damit umgegangen sind. Also das war sicherlich auch was, wo man dann diese positive Aufwertung und Wertschätzung irgendwie so ein bisschen mitnehmen kann, denke ich.

Martin: Das ist vollkommen richtig, also dieses Alte, das Honorige, das man in dem Film vom Lohmeyer noch durchaus betont sogar, ja, das war doch jetzt hier verschwunden. Und da hat mit Sicherheit der Weltkulturerbetitel viel dazu beigetragen und der damit einhergehende Boom des Tourismus, ja. Da bin ich schon fest überzeugt davon, dass das eigentlich so der Schalter war, der umgelegt werden musste, damit das etwas verschnarchte Bamberg weltoffener wird.

Markus: Das stimmt.

Martin: Und das sieht man jetzt heute, die letzten 20 Jahre schon eigentlich überall, ja, da ist nix mehr so ein bisschen, die deutschen Kleinstädter, ja. Das ist nicht mehr da, es ist eine Weltstadt geworden, ja.

Markus: Das stimmt, ja. Nee, also auf jeden Fall, der Austausch ist größer, insgesamt also. Genau, wir kommen jetzt auch gleich noch ein bisschen zu den Bieren. Eine Frage nochmal vorweg, und hast grade so nebenbei gesagt, du bist dann 94 nach Hirschaid gezogen. War das dann schon eine bewusste Entscheidung, also war das da noch in dieser Gewerbegeschichte oder wie …

Martin: Da war ich natürlich noch in der Landesgewerbeanstalt. Aber meine Frau, die ist Bibliothekarin, die hat sich dann 92 nach Bamberg versetzen lassen …

Markus: Aha.

Martin: … ja und ich war in Nürnberg beschäftigt und dann haben wir gesagt: „Ja, dann müssen wir an der Bahnlinie zwischen Bamberg und Nürnberg was finden.“ Weil, also Maßgabe war, wir bleiben bei einem Auto. Wir haben nie mehr als ein Auto gehabt, ja und da haben wir auch immer hingekriegt, ja. Und das ich eben mit dem Zug nach Nürnberg fahren kann oder wenn ich das Auto brauche, weil ich ja auch im Außendienst unterwegs war, dass sie mit dem Zug nach Bamberg fahren kann also. Und das war eigentlich die Entscheidung für Hirschaid. Wenn ich gewusst hätte, das ich irgendwann mal in Bamberg lande, dann hätten wir uns natürlich hier gleich eine Bleibe gesucht, das ist klar, aber das kannst du nicht riechen, sowas, ja.

Markus: Nee. Und da seid ihr heute noch?

Martin: Da sind wir heute noch. Und ich meine, wenn man ein eigenes Haus hat, da bin ich halt auch nicht so wie die meisten Amerikaner, denen das ja scheißegal ist mehr oder weniger, bin ich heue hier, bin ich morgen da, Hütte verkaufen, dort wieder eine kaufen. Also da sind die Deutschen auch durchaus anders gestrickt, ja.

Markus: Ja, okay, dann sagen wir mal wieder Prost …

Martin: Ja, Prost.

Markus: … und widmen uns dann den Bieren. Ja, jetzt haben wir grad drüber gesprochen, ihr in Hirschaid, euer Häuschen, deine Frau in Bamberg als Bibliothekarin sozusagen. Was hat sie denn überhaupt zu dem Ganzen gesagt, also als sie dich kennengelernt hat und gesagt, Mensch, der ist Brauer, lächelt eine Frau da oder hat sie da Angst oder wie ist das?

Martin: Nee, Angst hat sie keine gehabt. Nö, das war eigentlich, war alles in Ordnung. Und die hat dann natürlich vielleicht auch entdeckt, dass ihr das Bier auch schmeckt.

Markus: Ah ja. Also ihr trinkt gerne auch mal eins gemeinsam?

Martin: Ja, natürlich, natürlich, ja.

Markus: Sehr schön. Und sie war dann schon immer in dem Buchsektor sozusagen, Bibliothekswesen tätig?

Martin: Ja, das hat sie nach dem Abitur, die Ausbildung gemacht in der Bayrischen Staatsbibliothek, glaube ich, ist. Aber frag mich sowas nicht so genau, das ist nicht …

Markus: Nein, nein, nein. Aber ist ja interessant, also weil, letzten Endes sind es ja auch Lebenswege, die zusammenkommen und dann auch zusammen weitergehen.

Martin: Ja, ja.

Markus: Und man erlebt es ja oft bei vielen Leuten, dass sich das dann auch wieder ein bisschen auseinander entwickelt. Und es ist, glaube ich, viel Arbeit, dass man eben sagt, man bringt das ein Leben lang zusammen. Das, finde ich, ist schon auch eine Leistung irgendwie, ne?

Martin: Ja, ich sage mal so, viel Glück dabei und, ja, man muss ein bisschen tolerant sein von beiden Seiten und dann geht das auch. Und, ja, ich sage ja immer, Pack schlägt sich, Pack verträgt sich und dann kommt man auch immer wieder zusammen, dann ist es auch gut, ja. Und was ich halt so feststelle, das ist jetzt gesellschaftspolitisch ein bisschen, dass die Leute auch kein Durchhaltevermögen mehr haben. Da tauchen die ersten Schwierigkeiten am Horizont auf, push, geht man auseinander, ja. Also finde ich nicht gut, die Entwicklung, ja. Und das ist überhaupt, das überträgt sich dann auch auf die ganze Gesellschaft. Wir leben ja inzwischen in einer Empörungsgesellschaft, dass es alles zu spät. Und da hält keiner mehr irgendwas aus, sondern die Regierung muss weg, dann kommen die anderen, die Regierung muss auch weg, ja. Und, gut, die asozialen Medien tun ihr übriges, ja. Aber die Leute haben, glaube ich, viele nicht einmal irgendein Ziel mehr vor Augen, wo sie sagen können, da möchte ich irgendwann mal hinkommen, sondern mal so, mal so, mal so, mal so. Und immer so dieser leichte Erfolg, der einem ja von vielen Influezerinnen vor allen Dingen vorgegaukelt wird, den gibt es nicht, ja.

Markus: Klar. Ja, mir ist das neulich so bewusst geworden, da habe ich einen Artikel gelesen, da ging es drum, dass bei einer ganz normalen Firma, die jetzt halt mit den aktuellen Zeiten ein bisschen zu kämpfen hat, einfach ein Berater angerufen hat und gesagt hat: „Naja, also ihr seid ja da, aber ihr habt jetzt grade schwere Zeiten. Wie wäre es denn, wenn ihr Insolvenz anmeldet, dann machen Sie persönlich als Inhaber am Ende daraus mehr Gewinn, als wenn Sie das weiterführen.“ Und das ist so das Denken, was dahintersteckt, wenn man überlegt, so eine Brauerei, die ja halt seit 10, 15 Generationen existiert, die lebt ja davon, dass es Zeiten gibt, in denen man eben investiert oder zubuttert oder eben auch eben nix rausziehen kann und dafür gibt es dann wieder Zeiten, wo andere davon vielleicht profitieren. Aber man nimmt dieses Unternehmen als, sage ich mal, wie so ein Lebewesen auch wahr, dem man immer was gibt und was nimmt und wo das eben Hand in Hand ist. Und es war anderes ist, als wenn ich sage, in dem Moment, wo es mir nix mehr bringt, schmeiße ich es weg. Und das ist, glaube ich, grade für Brauereien auch ein Thema, grade wo wir über Schlenkerla und drüber reden, dass die da eben noch Investitionsmöglichkeiten immer hatten. Das ist einfach die Kunst, glaube ich, als Unternehmer, das wirklich auch zu leben und mit diesem Unternehmen gemeinsam zu existieren, so gesagt.

Martin: Ja, ja, ich meine, das gab es ja im Altertum schon, ja, siehe Bibel, Altes Testament, die sieben fetten Jahre, die sieben mageren Jahre, ja. Damit haben die Ägypter auch auskommen müssen, ne. Sind sie ja auch.

Markus: Sind sie auch, genau.

Martin: Aber bei uns muss immer alles nur so nach oben gehen, ja und wenn das nicht der Fall ist, dann gehören die da oben alle weg, ja. Und die anderen machen es auch nicht besser, ja, also.

Markus: Ja.

Martin: Das sind halt nun mal, wir haben gewisse Rahmenbedingungen, in denen bewegen wir uns, in denen müssen wir uns bewegen, weil die können wir nicht ändern, ja, zumindest viele nicht, ja. Und vor allen Dingen, die größte Rahmenbedingung, die wir auch überhaupt nicht ändern können, ist natürlich das Klima bei uns, ja.

Markus: Richtig.

Martin: Und da können wir nur irgendwas dafür tun, dass es nicht gar so schlimm wird wie es schon ist, ja, um den Karl Valentin zu zitieren.

Markus: Ja, richtig. Auch da, also letzte Anekdote, bevor wir dann zum Bier kommen. Aber ich habe neulich einen Workshop gehabt, auch mit einem Unternehmen, weil es ging drum, so eine Vision zu entwickeln für die Zukunft. Und die Aufgabenstellung war, wie stellt ihr euch die Welt in 2060 vor? Und nun waren das insgesamt 25 Leute, durchaus höherrangig und alle haben ein absolut negatives Bild gezeigt. Also haben gesagt, in 2060, da leben wir entweder unter der Erde oder wir haben uns einen zweiten Planeten gesucht oder was weiß ich was. Aber es hat keiner irgendwie den Eindruck vermittelt, wir schaffen das und wir finden dann einen Weg und wir haben dann auch ein blühendes Land, sage ich mal. Und das finde ich schon, macht mich nachdenklich, wenn man sieht, dass Leute in einem Unternehmen, auch durchaus in Führungspositionen, dass die schon in gewisser Weise fatalistisch sind. Denn, wie sollen die denn jetzt noch positiv agieren, wenn sie selber nicht dran glauben, dass man das irgendwann schafft? Aber, na gut.

Martin: Ja, gut, es gibt ja den alten Spruch, wenn man jemand für was begeistern möchte, muss man von der Sache selber begeistert sein, sonst funktioniert das überhaupt nicht, ja. Und mit dem Spruch hat ja der Lafontaine damals den Scharping vom SPD-Vorsitz raus gekickt, zum Beispiel, ja. Und wenn wir die Dinge linear so fortschreiben, wie sie Zurzeit laufen, dann kann ich den Pessimismus verstehen, ja. Wenn man aber nicht den Mut aufbringt zu sagen, wir müssen was ändern und es wird vielleicht oder mit ziemlicher Sicherheit an unserem Wohlstand was abknapsen. Weil für umsonst kriegst du nix, ganz einfach, ja. Nix ist umsonst, nur der Tod und der kostet das Leben, ne.

Markus: Ja.

Martin: Und da muss man halt investieren, aber halt auch in der Hoffnung, dass die Investition was bringt, ja. Nicht nächstes Jahr und nicht übernächstes Jahr, aber vielleicht in 20, 30 Jahren. Und dieses Durchhaltevermögen, das vermisse ich, ja, das vermisse ich ganz, ganz schwer. Weil wir haben eigentlich nur die Chance, das zu tun, was uns die Wissenschaft sagt, ja und die Wissenschaft ist sehr eindeutig, bis auf ein paar Spinner, die sich da immer so ein bisschen außerhalb stellen, aber Spinner hat man überall, ja, wir müssen was tun. Und letztendlich die Dekarbonisierung der gesamten Industrie ist alternativlos, auch wenn ich den Begriff sehr ungern gebrauche, weil in einer Demokratie sollte nichts alternativlos sein, aber in wissenschaftlichen Dingen gibt es halt Dinge, die alternativlos sind. Die Natur exerziert ihre Gesetze gnadenlos, vollkommen gnadenlos und vollkommen emotionslos, ja. Die Emotionen bringt der Mensch rein, ja. Aber jetzt gleiten wir sehr in Philosophische ab.

Markus: Naja, aber wir kommen ja ein bisschen auch zum Thema Bier, weil, also grade eine Rauchbierbrauerei lebt auch ein bisschen vom Karbon, sage ich mal …

Martin: Ja, ja, richtig.

Markus: … weil natürlich da Holz durchaus eine Rolle spielt. Trotzdem, ist grade für Brauereien heutzutage das auch eine Herausforderung, ressourcensparend, ressourcenschonend …

Martin: Richtig, ja.

Markus: … zu arbeiten. Viele schaffen es, aber auch schon bis zu einem guten Grad, man ist da auf einem guten Weg. Und jetzt schauen wir einfach nochmal zurück, du kommst da im Schlenkerla an, du bist dann dort inthronisiert, sagen wir mal und da gibt es drei Biere. Also wir sie ja auch hier stehen, da gibt es das Märzen, da gibt es den Urbock und da gibt es das Lager sozusagen. Also Märzen und Urbock, das ist ja im Grunde in der guten alten Tradition, sage ich mal, die beiden Klassiker, die es in fast allen Brauereien hier in Franken gab. Manchmal eher als Pärchen von Kellerbier und Märzen und dann vielleicht noch einen Bock oder so, aber zumindest so in diesem Rahmen. Das waren wahrscheinlich auch historische Rezepte, die mehr oder weniger unverändert waren. Das Lager ist heute ja was Besonderes, war es damals auch schon. Wie ging es dir, als du die drei Biere vorgefunden hast, was ist da so in deinem Kopf passiert?

Martin: Na gut, die habe ich angenommen wie sie sind, bleibt mir ja nix anderes übrig. Und ich habe natürlich schon versucht, die auch so zu gestalten, dass man sie gern trinkt, ja. Also ein Kollege von mir, ehemaliger Chefredakteur von der Brauwelt, der hat irgendwann mal zu mir gesagt: „Du hast dem Märzen eine drinkability verliehen.“ Also es ist ja so, wenn ich ein Bier trinke, dann sollte es den Wunsch erzeugen, das nächste gleich hinterherzuschicken, ja.

Markus: Ja.

Martin: Und das haben wir beim Märzen durchaus geschafft. Wobei das eigentlich nur ganz, ganz kleine Sachen waren, ich habe halt auch das angewandt, was ich in der LGA gelernt hatte, ja und was ich auch immer geprägt habe. Ich habe immer gesagt, Leute, schaut auf eure Vergärungen! Das Bier muss ordentlich vergoren sein, ja. Der Zucker, den wir im Sudhaus gebildet haben, der muss halt nahezu komplett in Alkohol umgewandelt werden und nicht nur zu Dreiviertel oder sowas, ja. Und wenn man sich da ein bisschen drum kümmert, dann weiß man auch, wo man eingreifen kann, dann sieht man schon, wo es ein bisschen hängt, wo man noch was besser machen kann. Und das waren eigentlich so die Sachen, mit denen ich da am Anfang ein bisschen gekämpft habe. Und geschaut auch, dass die Mikrobiologie in Ordnung ist. Da waren immer so ein paar kleine Punkte, es war nicht viel, aber ein paar kleine Punkte waren es und die haben wir dann auch durch konsequente Reinigungs durchaus in den Griff bekommen. Und, ja, aber wie gesagt, mir war es wichtig, dass die Vergärungen ordentlich sind und das sie auch immer relativ gleichmäßig sind, ja. Also ich kann nicht einmal ein Bier haben, das hochvergoren ist und das Nächste, was rauskommt, ist dann irgendwo, läuft da geschmacksmäßig breit auseinander, weil es einfach sehr niedrig vergoren ist. Das geht nicht so, das kann man nicht machen, ja.

Markus: Ja, also nehmen wir es ruhig mal hier in die Hand. Also die Meisten werden es kennen von euch, das klassische Schlenkerla Märzen. Vielleicht noch eine Frage, wenn du dich erinnerst, in deiner WG hast du ja damals einen Kasten mitgebracht bekommen und hast erstmal gesagt, nicht so meins.

Martin: Ja, richtig, ja.

Markus: Und dann hast du eben gesagt, jetzt hast durch die drinkability der Sachen ein bisschen angenommen. Was ist denn oder was würdest du sagen, ist der Unterschied zwischen dem, was du damals in der WG bekommen hast und dem, was du dann draus gemacht hast? Also kann man das konkret sagen, was da so …

Martin: So direkt vergleichen kann man es nicht ganz. Es war zwar damals auch ein Märzen, aber das ist ziemlich krachend dahergekommen, ja. Und das ist eigentlich schon im Laufe der Zeit, also das Kracherte ist ein bisschen abgemildert gewesen. Was halt ich dann geschaut habe ist, das wirklich die Vergärungen alle gleichmäßig sind, ja. Das ich immer halbwegs gleichmäßig so mit einem Unterschied von, ja, plus/minus zwei, drei Prozentpunkte im Vergärungsgrad, ist ja ein prozentualer Wert, ja, dass ich da nicht große Schwankungen habe, ja.

Markus: Kracherts im Sinne von rauchig oder von …

Martin: Ja, da war das Rauchige sehr krachend dahergekommen, ja.

Markus: Und ist das vielleicht auch ein Grund, warum das Märzen hier sich als das Hauptbier etabliert hat, dass die Vergärung früher nicht so hoch war und man deswegen es generell schon mal stärker eingebraut hat?

Martin: Nee, also das Märzen, das hat historische Gründe. Es gab bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Vorschriften, das waren feuerpolizeiliche Vorschriften hauptsächlich, dass man von Georgi bis Michaeli nicht brauen durfte, ja, also vom 23. April bis zum 29. September. Und um natürlich über den Sommer genügend Biervorräte zu haben, haben die Brauer dann früher die letzen Biere, die sie gemacht haben, stärker eingebraut, ja. Ja und die letzten Biere haben sie im März gemacht, da kommt der Name her, ja. Und lustiger Weise, wir hatten beim Professor Narziß das Sudhauspraktikum und waren wir immer so Gruppen zu vier, fünf Leuten und da musste jede Gruppe ein Bier machen. Natürlich haben sich alle damals, 1980, auf ein Pils gestürzt, ja. Da habe ich gesagt: „Nö, das will ich nicht“, habe meine Kommilitonen überzeugt, habe gesagt: „Wir machen ein Märzen.“ Ja, schau her, wo bin ich gelandet?

Markus: Ja, ja.

Martin: Und ungefähr nach dem Verfahren, also das Maischverfahren ist ungefähr das, was wir übertragen.

Markus: Nicht schlecht. Aber worauf ich raus wollte ist, im Spezial zum Beispiel, da habe ich ja auch ein Märzen, aber das ist nach wie vor eher eine Spezialität, in Anführungsstrichen oder ist eher eine Nische und da gibt es eben das ursprüngliche Kellerbier, sage ich mal, gibt es als Lagerbier.

Martin: Das Lager, ja.

Markus: Und das ist schon außergewöhnlich, warum man hier im Hause dieses ursprüngliche, eigentliche Lager, also die leichtere Version von dem Märzen, gar nicht mehr hat, sondern das Märzen eben von vorneherein das Hauptthema ist.

Martin: Das war eigentlich immer, soweit ich zurückdenken kann, war das die Hauptsorte, ja. Und war vielleicht auch so ein bisschen das Unterscheidungsmerkmal zum Spezi, ja. Es ist ja nicht so, dass man sich irgendwo bekämpft, aber man muss sich auch ein bisschen unterscheiden, ja. Womöglich ist das einer der Gründe. Aber ich kenne das Schlenkerla nicht anders als das Märzen. Das Lager, das nächste da, hier, dieses, also das …

Markus: Ja, es wird blau.

Martin: … ist ein Nichtrauchbier, ja, deswegen wird es auch hier nicht ausgeschenkt. Und das ist eigentlich, ja, aus einer Not heraus geboren worden. Die Brauerei hat früher, das ist so in den 20er-Jahren, letztes Jahrhundert war das schon, das Bahnbetriebswerk hier beliefert und die wollten das Märzen nicht, das war ihnen zu stark und zu rauchig. Da musste da also was her, was ohne Rauch. Und da ist das Lager geboren worden, ja. Und das hat halt nur 11,5 Stammwürze, das Märzen hat 13,5 Stammwürze, macht sich natürlich im Alkoholgehalt bemerkbar. Und das ist ein vollkommen anderer Bierstil. Die stehen beide nebeneinander und tun sich nicht weh gegenseitig, ja.

Markus: Ja. Werden aber im selben Sudhaus gebraut?

Martin: Ja.

Markus: Und früher war es ja auch schon so, dass man die Hefe aus der ganz normalen Brauerei eben, wo auch mit dem Rauchmalz gebraut worden ist, dann eben auch für das verwendet hat. Das heißt, das Malz hat man dann auch schon immer zugekauft dafür?

Martin: Ja, das war immer gekauft, das Pilsner Malz, ja.

Markus: Und dieser Rauchcharakter, der ja dann über die Hefe trotzdem rein kommt, ich habe da neulich mal so ein bisschen nachgelesen, das muss früher mal noch intensiver gewesen sein und ist jetzt weniger geworden. Kann man das so sehen oder ist das so eine persönliche Wahrnehmung vielleicht?

Martin: Das würde ich eher in das Kapitel persönliche Wahrnehmung schieben. Weil es ist immer so, also da haben wir schon auch immer Wert gelegt drauf, dass die Hefe, die wir hernehmen, mindestens zwei-, dreimal durch ein Märzen gegangen ist, ja. Weil dann lagert die Hefe einfach genügend rauchig schmeckende Partikel an und die gibt sie dann in eine Würze, die eben keinerlei rauchig schmeckende Partikel hat, wieder ab.

Markus: Ja und das macht dieses Bier so einzigartig. Also ist für mich zum Beispiel in jedem Biersommelierkurs, den wir machen, ist das das erste Bier, was wir trinken, weil ich mit den Leuten da ja immer die Sensorik übe. Und mir geht es drum, ich will ihnen ein Bier geben, was sie definitiv, also außer, sie kommen jetzt von hier, aber sonst so noch nicht getrunken haben.

Martin: Richtig.

Markus: Wenn jemand ein normales Helles hat, okay oder halt, was weiß ich, ein Kellerbier oder alle Möglichen, aber sowas jetzt, also was erst so unscheinbar daherkommt wie ein Helles und eine schöne Bitternote auch hat, aber dann eben dieses Rauchige dazu, vom Alkohol nicht so hoch. Also das ist was, wo ich sensorisch einfach, wo Leute wirklich denken müssen und reinriechen müssen, was die Leute beschäftigt und wo man schon mal so ein bisschen Schubladen aufmachen kann, ohne jetzt komplett in die internationale Trickkiste zu greifen, deswegen finde ich das so schön. Und das ist auch einfach ein super tolles Sommerbier, finde ich. Das kann man richtig schön aus einem großen bauchigen Glas, ist das im Sommer woah!

Martin: Klar.

Markus: Magst du auch gern?

Martin: Ja, ist eigentlich das Hauptbier bei uns Daheim. Also das Märzen, habe ich auch immer eins Daheim, aber meine Frau bevorzugt das Lager und das trinken wir eigentlich am meisten auch zu zweit dann.

Markus: Und du warst ja logischerweise dann auch in der Mälzerei, also im Schlenkerla, ist das ja nicht getrennt. Wenn, dann macht man alles, ne?

Martin: Ja, ja. Ich habe während des Studiums das Mälzen ganz praktisch gelernt. Das war, ja, anstrengend, weil da musste ich auch mitten in der Nacht raus. Und der Malzmeister damals, der war da gnadenlos, wenn du fertig bist, bist du fertig, ja und dann kannst du wieder Heim gehen. War aber gut, ich habe viel gelernt da und das war sehr, sehr schön. Und in Passau, wie ich war, hatten wir auch eine Brauereimälzerei noch. Da habe ich natürlich davon auch profitieren können und habe da auch ein bisschen was verbessern können. Und die haben wir aber dann irgendwann mal aufgegeben, A) weil wir den Platz für was anderes gebraucht haben und B) weil es einfach auch wirtschaftlich nicht mehr darstellbar war. Also der Preisunterschied zwischen Gerste und Malz hat die Produktionskosten unterschritten und dann ist es natürlich irgendwo widersinnig, das selber zu machen.

Markus: Ja. Wobei man halt sagen muss, im Schlenkerla und auch im Spezial ist das einfach so besonders, dass man ja da gar nicht anders kann.

Martin: Nee, da musst du.

Markus: Also die könnten ja jetzt nicht sagen, wir kaufen irgendein Rauchmalz zu …

Martin: Nee, nie im Leben.

Markus: … weil das einfach einen komplett anderen Charakter hat. Und außerdem bedeutet es ja auch bei der Personalauswahl, da muss ich dann eben jemanden holen, der auch Erfahrung in einer traditionellen Mälzerei irgendwie hat. Also auch der Michael, der ja jetzt Braumeister ist, war ja bei Augustina und hat ja da die entsprechende Erfahrung.

Martin: Richtig, ja.

Markus: Und ich war da auch schon unten und ich finde es faszinierend, was die da unterirdisch mit ihrer Tennenmälzerei da so alles anstellen. Und das heißt, also ohne wirkliche gute Mälzerfahrung kann man im Schlenkerla eigentlich nicht arbeite, ne?

Martin: Nee, also ein bisschen Ahnung sollte man schon haben davon, ja, es erleichtert die Sache doch.

Markus: Das stimmt. Ja, ja und es ist eben nicht nur das Knöpfchen drücken, das ist da mit dem Rauchmalz, das ist halt was anderes.

Martin: Ja, wir gehen in der ganzen Brauerei grundsätzlich mit lebendigen Sachen um, ja und lebendige Sachen muss ich anders anfassen als ein Stück Eisen oder Stahl oder sonst irgendwas, ja. Oder auch ein Stück Holz, dass ich als Schreiner zu Möbel verarbeite, ja, das ist was vollkommen anderes, ja, da muss ich exakt sein. Und da kann ich es auch voraussagen. Bei lebendigen Sachen kann ich nicht genau voraussagen, was die machen, weil die Natur macht was sie will, nicht was wir wollen, ne. Und wir müssen die Natur halt in die Richtung schubsen ein bisschen, ob sie den Weg dann zu Ende geht oder nicht, das haben wir nicht immer ganz in der Hand.

Markus: Aber ihr tut euer Bestes.

Martin: So ist es, ja.

Markus: Und da können wir auch noch kurz über den Bock reden. Das ist ja insofern auch spannend, weil, also erstmal der Urbock, das ist der erste Bock, der angestochen wird in Bamberg. Also das ist dann schon relativ früh im Bockbierjahreskreislauf, wird das Ganze ja schon zelebriert. Führt mich auch dazu, wenn du hier dann so angekommen bist in der Bamberger Bierkultur, wir haben ja dieses Thema Bockbieranstich. Das wird, glaube ich, sonst wo in Bayern nicht so intensiv gelebt. Wie ging es dir denn damit? Also kannst du dich an deinen ersten Bockbieranstich erinnern, wie hast du das so erlebt?

Martin: Ja natürlich. Wobei die Ersten so bis zum Jahr 2003 wahrscheinlich, gehe ich mal davon aus, dass es da auch so allmählich nach oben gegangen ist, hat auch ein bisschen was mit der Bockbierkultur überhaupt zu tun, was auch die anderen Brauereien hier in Bamberg betreiben, da ist das einfach immer mehr zum Event geworden. Der Erste, den habe ich 1997 erlebt, da war natürlich hier die Wirtschaft proppenvoll, mit dem entsprechenden Lärmpegel. Und damals ist auch noch geraucht worden, also da war hier ziemlicher Neben herinnen auch noch. Und da ist einfach, ja, das Märzen durch den Bock ersetzt gewesen und das Märzen hat dann bloß so eine Randrolle gespielt. Und da war halt dann so ein Bockanstich, ja, was haben wir da gehabt, vielleicht 10, 15 Hektoliter Bier, ja und das war es dann auch. Und dann ist so den Rest der Bockbierzeit, die jetzt ja bis Dreikönig geht, ist das so dahin getröpfelt. Und das hat sich dann irgendwann mal gewaltig geändert dadurch, dass wir den Bockanstich dann in den Hof hinaus verlegt haben, ja, weil eben auch der Event-Charakter immer weiter zugenommen hat. Und da mussten wir den jungen Leuten, die da natürlich hauptsächlich dann vertreten sind, auch Platz bieten, ja und da hat sich der Hof natürlich angeboten, der hat danach geschrien, nach sowas, ja. Und da sind dann die Mengen ganz andere geworden, ja.

Markus: Aber generell, also für alle, die das jetzt nicht so kennen oder wissen, es ist eben so, dass man hier bei uns in Franken hauptsächlich und auch in der Bamberger Gegend eben das neue Bockbier des Jahres, in der Regel geht es da um den Winterbock, entsprechend zelebriert. Sprich, da gibt es dann einen Tag, wo es eben angestochen wird, zum ersten Mal ausgeschenkt wird. Da kommen dann wirklich aus der ganzen Stadt 100e, teilweise 1.000e von Leuten zusammen und stehen teilweise eine halbe Stunde, eine Stunde an für ein Bier, was wirklich sehr erstaunlich ist eigentlich. Und es gibt auch, also ist zwar ein Event, aber ist jetzt nicht so, dass wir dann, was weiß ich, drei Musikbühnen und fünf …

Martin: Nee, brauchen wir nicht.

Markus: Essenswägen haben oder so, es geht wirklich nur um das Bier. Und das ist wirklich faszinierend und ist dann auch für die Leute, die hier leben und das gerne machen, so ein Teil des Jahreskalenders. Weil dann habe ich praktisch alle zwei, drei, vier, fünf Tage, kann ich zu einer anderen Brauerei gehen und dort eben das neue Bockbier trinken. Und das ist wirklich eine sehr schöne Tradition, die auch vor allem das Miteinander und diese gemeinsam gelebte Bierkultur sehr belebt. Und, man muss auch sagen, es kommt sehr, sehr selten zu Ausfallserscheinungen, die man normalerweise mit dem Thema Bockbier verbindet, irgendwie scheinen die Leute damit halbwegs gut umgehen zu können.

Martin: Die können offensichtlich ganz gut damit umgehen. Und die Bockanstiche, die gehen ja so reihum durch, Schlenkerla ist immer der Erste, erster Donnerstag im Oktober, es sei denn, es ist der 2. Oktober. Das haben wir einmal gemacht, da gehen die Leute nicht mehr Heim, weil am nächsten Tag Feiertag ist. Und das zieht sich ja bis Ende November, der Greifenklau ist, glaube ich, einer der Letzten dann, da ist der Bockanstich dann schon öfters im Schneegestöber gewesen, ja.

Markus: Richtig, ja.

Martin: Aber es ist überall ein riesen Event geworden. Und das ist auch gut so, also mir gefällt das auch, ja.

Markus: Ja, nee, absolut, ja.

Martin: Es muss ja nicht jeden Tag Halligalli sein, aber einen Tag Halligalli, das ist auch mal in Ordnung, ja.

Markus: Ja und einfach das Bier auch ein bisschen zu wertschätzen und zu ehren gehört auch dazu. Ja, dann vielen Dank schon mal dafür, wir werden gleich noch über den nächsten Bockbierschlag unter anderem sprechen, den du ja dann mit initiiert hast. Aber jetzt sind wir erstmal da bei dem, was du vorgefunden hast und das war auf jeden Fall schon mal ein schönes Trio, also prost.

Markus: Soweit der erste Teil unseres Interviews mit Martin Knab und jetzt könnt ihr euch freuen auf Teil 2, entweder, wenn ihr jetzt gleich die Folge bei der Veröffentlichung gehört habt, dann wird es noch zwei Wochen dauern, bis die zweite Folge kommt. Ansonsten, wenn ihr das hier später in der Mediathek findet, dann einfach auf die nächste Folge klicken.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 132 – Interview mit Dirk Alberti, Braumeister bei der Köstritzer Schwarzbierbrauerei, Bad Köstritz

In dieser Episode entführen wir euch nach Thüringen, ins Herz der Brauereilandschaft Deutschlands. Wir besuchen Bad Köstritz, eine Stadt, die nicht nur für ihre historische Brauerei berühmt ist, sondern auch für einen einzigartigen Bierstil, der Bierliebhaber weit über die regionalen Grenzen hinaus begeistert: Das Schwarzbier. Unser Gast, Braumeister Dirk Alberti, ist – nicht nur – auf dem Gebiet natürlich Profi und führt uns durch die faszinierende Geschichte, die in jedem Schluck Köstritzer Bier steckt. Taucht mit uns ein in eine Welt, wo Tradition auf Innovation trifft und wo jedes Bier eine Geschichte zu erzählen hat…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine kleine Reise nach Thüringen zu einer sehr berühmten Brauerei, nach Bad Köstritz, eine Brauerei mit einer langen Geschichte und mit einem eigenen Bier- oder sogar Bierstil. Und natürlich auch mit einem Braumeister, den haben wir heute da, Dirk Alberti, schön das du hier bist. Und vielleicht stellst du dich ganz kurz mal unseren Hörern selber vor.

Dirk: Ja, hall Markus, grüß dich. Wie gesagt, mein Name ist Dirk Alberti, ich bin 42 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder. Und bin seit 1997 hier in der Brauerei und habe drei Jahre Brauer gelernt und habe dann später noch meinen Meister gemacht. Und diese Position über ich seit 2016 aus.

Markus: Wahnsinn, also quasi ein alter Haudegen an dieser Stelle. Und wir haben uns kennengelernt, als du dabei warst beim Finale vom Lieblingsbier, wo auch euer Bier eben mit dabei war, bei den Finalbieren und hast schon viel erzählt und da bin ich eben auf die Idee gekommen, wir müssen unbedingt auch mal einen BierTalk machen. Und ich habe vor vielen Jahren mal ein Buch geschrieben über alle Brauereien in Sachsen und Thüringen, da war ich auch schon bei euch unterwegs und war damals auch schon sehr beeindruckt. Aber vielleicht magst du unseren Hörern mal kurz so einen kleinen Eindruck geben, wo ist denn Bad Köstritz überhaupt, wie schaut es da aus, was ist da so los, wie muss ich mir das vorstellen?

Dirk: Ja, wo liegt Bad Köstritz, Bad Köstritz liegt in der Nähe von Gera, ziemlich nahegelegen an der Autobahn, auch in der Nähe vom Hermsdorfer Kreuz. Also da ist die A9 und A4, kreuzen sich da, da am Hermsdorfer Kreuz ist, ist man eigentlich schon fast in Bad Köstritz. Ja, liegt hier schön in der Nähe vom Eleonarental, Bad Köstritz, wo wir natürlich auch unser Brauwasser her bekommen. Bei uns hier natürlich in Thüringen, im schönen grünen Herzen Deutschlands gelegen.

Markus: Und du bist auch von dort?

Dirk: Ich komme aus der Nähe, von Gera, also ich bin in Gera geboren und habe auf einem Dorf in der Nähe ein Haus gebaut und da wohne ich seit 2010.

Markus: Ja und was ich bei meinen Recherchen damals auch rausgefunden habe ist, dass vor einigen 100 Jahren Studenten sogar aus Jena nach Bad Köstritz geritten sind, vier Stunden lang, um ein Bier dort zu genießen. Also das ist schon ein gewisser Huckepack, den man da mitnimmt, also eine Stadt mit Biertradition. Und wie ging es denn bei dir, also wie bist du überhaupt zum Thema Bier gekommen, war das für dich schon immer klar oder, ja, wie lief das?

Dirk: Also immer klar war es noch nicht. Wann habe ich angefangen? Das erste Bier, glaube ich, so zur Jugendweihe mal gekostet. Und dann war eigentlich der Berufswunsch KFZ-Mechaniker, war klassisch Junge, Moped gefahren und viel geschraubt, gebastelt. Und ich habe eine ältere Schwester, die ist drei Jahre vor mir fertiggeworden mit der Schule, nee, stopp, nur ein Jahr vor mir fertiggeworden. Und die hatte sich in der Brauerei beworben für den kaufmännischen Bereich und hat dann mal zu mir gesagt, wo ich dran war mit bewerben, ja, warum bewirbst du dich nicht in der Brauerei als Brauer? Habe ich gesagt, mhm, okay. Also ich hatte das so gar nicht auf dem Schirm, aber meine Schwester hat mich da quasi so hingeführt, hingebracht. Und dann habe ich ein Praktikum gemacht in der Brauerei und habe gedacht, oh, das ist es, das ist viel, viel besser wie KFZ-Mechaniker und damit war der Berufswunsch dann geebnet.

Markus: Ja, da schraubt man dann an wesentlich größeren Kesseln rum. Und man muss auch sagen, ist natürlich eine schöne Geschichte, von der großen Schwester zum Bier verführt, warum nicht. Apropos vom Bier verführt, wir haben ja hier auch ganz viele schöne Biere stehen, die ihr mir geschickt habt und nachdem es doch einige sind, sollten wir die natürlich auch verkosten und nicht zulange damit warten. Mit welchem würdest du denn einsteigen wollen?

Dirk: Also ich würde gerne mit unserem Edelpils anfangen. Kosten so klassisch in der Brauerei eigentlich immer von hell nach dunkel.

Markus: Dann machen wir das doch, wunderbar, also Edelpils. Und wie hättest du es gerne, willst erst du ein bisschen was sagen, soll ich ein bisschen was sagen, wie möchtest du gerne an diese Bierverkostungen rangehen, was ist dir lieb?

Dirk: Ja, also ich würde als Erstes was sagen und dann, ja, dann kosten wir und dann können wir uns ja gegenseitig noch ergänzen.

Markus: Unbedingt, wunderbar. Also dann mache ich es jetzt schon mal parallel auf und dann freue ich mich schon mal auf das Edelpils.

Dirk: Das klang schon mal gut.

Markus: So, da ist es.

Dirk: Ja, also ich rieche jetzt erstmal rein. Und unser Edelpils hat einen schönen Malzcharakter, nicht zu stark. Und im Geruch merke ich auch unsere schöne Hopfennote, unseren Aromahopfen. Wir haben beim Edelpils zwei Hopfengaben, eine am Anfang der Kochung und am Ende der Kochung nochmal eine Aromahopfengabe, die wir seit einigen Jahren machen und die, denke ich, kommt dem Bier auch sehr, sehr zu Gute. Ja, ansonsten, trinke ich mal kurz einen Schluck. Unser Edelpils zeichnet sich dadurch aus, dass wir, finde ich, einen recht schlanken Malzkörper haben. Was ich persönlich für ein Pils immer bevorzuge, mir schmeckt das einfach besser als so ein würziges mastiges Bier. Hier, wie gesagt, unser Malzkörper ist schön angenehm schlank und mit unserem Aromahopfen funktioniert das super im Geschmack. Und von der Farbe her ist es genau sortentypisch wie ein Pils. Wir haben im Fertigbier ungefähr 8 EBC-Farbeinheiten.

Markus: Ein wunderschönes Pils auf jeden Fall, wie du schon gesagt hast. Also optisch richtig schön goldgelb strahlt einen das hier an, ein helles Goldgelb. Schöner weißer Schaum auch, wie sich das gehört und wie du auch gesagt hast, in der Nase ganz toll die schönen Hopfennoten, die man dann auch sofort schmeckt. Was ich auch toll finde ist, dass da Mundgefühl so schön ist. Also obwohl es ja relativ schlank ist, hat man trotzdem ein volles Mundgefühl, eine schöne Cremigkeit auch. Und auch die Bittere ist sehr präsent, also nicht too mutch, aber sehr präsent und bleibt auch lange und macht am Ende dadurch natürlich auch einen sehr frischen Eindruck, sodass man dann auch wirklich richtig Lust auf den nächsten Schluck hat, also wie sich das bei so einem Pils gehört. Und da merkt man auch wieder, dass die Pilskompetenz wirklich grade in Thüringen, in Sachsen unheimlich hoch ist, lange gewachsen ist, da schon viele Jahre existiert und ihr einfach das richtige Wasser dafür habt und das merkt man diesem Bier unglaublich an. Also ja, wirklich sehr schön. Warst du schon immer Pilsfan?

Dirk: Ja, also mit Pils angefangen zu trinken, habe dann schon relativ schnell auch gerne die bitteren Biere bevorzugt. Und, ja, da kommt man natürlich an einem Pils schwer vorbei, weil ja das Pils immer noch mit das am stärksten Gehopfte fast ist bei uns, außer dann später das Pale Ale. Ja, die, sage ich mal, Spezialbiere, wie Pale Ale oder dann auch Kellerbiere, die kamen ja alle erst später so in den letzten Jahren, deswegen auch jetzt immer noch ein klassischer Pilstrinker, ja.

Markus: Und das heißt, die klassischen Sorten in Bad Köstritz sind praktisch das Pils und das Schwarzbier?

Dirk: Unser Edelpils, das Kellerbier und das Schwarzbier, ja.

Markus: Ah ja, genau, okay. Also die es auch schon immer gibt oder schon länger gibt zumindest, genau. Darfst du sagen, wie viele Bittereinheiten dieses Bier hat?

Dirk: Das Edelpils hat ungefähr 26 Bittereinheiten.

Markus: Ah ja. Aber das kommt deutlich rüber, wirkt sogar ein bisschen mehr für mich im Mund, das ist sehr, sehr intensiv, sehr schön.

Dirk: Das denkt man nicht bei dem Bier. Manche würden sagen, ja, 26 Bittereinheiten für ein Pils ist relativ wenig. Aber geschmacklich kommt es mehr rüber.

Markus: Ja, wie läuft das denn der Brauerausbildung, wann ging es los, dass die dich dann auch rangelassen haben zum Beispiel so ein Pils zu machen, durftest du das relativ bald?

Dirk: Jetzt als Azubi?

Markus: Ja, wie du da so losgelegt hast, wie ging das? Also nehmen die dich an die Hand und da hast du erstmal nur Kaffee gebracht oder wie läuft das?

Dirk: Nein, bei uns, wir durchlaufen alle Abteilungen. Also bei uns geht es ganz klassisch der Reihenfolge nach. Bei uns in der Rohstoffannahme und Lagerung, heißt das bei uns, da wird das Malz eingelagert und dann für das Sudhaus, für die einzelnen Sude bereitgestellt. Ja, da lernt man erstmal alles über Malz. Das ist ja auch in der Schule in der Ausbildung das Erste, was man so mit lernt, Wasser und Malz. Und, ja, erstmal Malz annehmen, lagern, bereitstellen. Und dann läuft man immer mit einem Brauer mit, also man ist nicht alleine und wird halt sukzessive ran geführt, dass man das natürlich schnell alleine kann. Man hat dann immer, wie gesagt, einen Brauer an seiner Seite und dann geht es klassisch weiter von der Rohstoffannahme zum Sudhaus. Dann vom Sudhaus in die Gärung, nach der Gärung Filtration und dann zum Schluss der Ausbildung noch Flaschenkeller, als Abfüllung, ganz klassisch Flasche und Fass. Ja und so hat man immer den Überblick über alle Abteilungen und ist auch wirklich viele, viele Wochen in den Abteilungen. Also man hält sich da wirklich sehr genau an den Ausbildungsplan, sodass, ja, die Aufgaben eines Brauers auch ordentlich vermittelt werden können.

Markus: Ja und das ist ja einiges. Und ihr seid ja auch kein so ganz kleiner Laden. Also wie viel Leute arbeiten denn ungefähr so mit dir zusammen an dem Köstritzer Bier?

Dirk: 160 Leute ungefähr.

Markus: Woah! Das heißt, da gibt es bestimmt auch eine Kantine und ein Haustrunk und alles, was so dazugehört, oder?

Dirk: Ja, gibt es auf jeden Fall. Haustrunk ist das Wichtigste mit.

Markus: Ja. Wie viel bekommst du da an Haustrunk?

Dirk: Oh, das wird nicht verraten.

Markus: Oh, okay. Aber ausreichend auf jeden Fall?

Dirk: Ja, es ist, man hat ja viele Freunde und Familie und Fußball, es kann immer mehr sein.

Markus: Das heißt, es gibt bei dir auch ein Leben neben der Brauerei sozusagen?

Dirk: Ja natürlich!

Markus: Wenn du sagst Fußball und so, also bist du aktiv?

Dirk: Also Fußball nicht mehr ganz so aktiv, bin ja auch schon etwas älter. Nein, ich gehe aber in meiner Freizeit noch joggen und mache auch sonst gerne ein paar sportliche Aktivitäten noch nebenbei. Ja, ich mache Bierbrauen auch Zuhause als Hobbybrauer gerne mit meinen Nachbarn. Wir haben da im Dorf so eine kleine Bierrunde und da wird auch immer Mal was angesetzt, ein Sud.

Markus: Das ist ja sehr spannend. Was hast du da daheim stehen, so einen kleinen Braumeister oder eine Braueule oder was?

Dirk: Nein, wir haben einfach ein paar größere Töpfe gekauft, einer ist mit Rührwerk und ansonsten zwei Gasbrenner und dann noch Schläuche, Pumpe, Wärmetauscher, haben wir uns dann mal zugelegt. Dadurch, dass es, glaube ich, durch zehn Mann ging, war es auch alles relativ erschwinglich. Aber, ja, denke ich, eine recht gute Brauausstattung, mit der wir ganz leckere Biere auch Zuhause machen.

Markus: Das kann ich mir vorstellen, ja und du weißt ja auch wie es geht, also insofern ist das natürlich perfekt. Was für Sorten gibt es da und wie entscheidet ihr euch, welche Sorten ihr macht?

Dirk: Also ich gebe es ja meistens vor, logischerweise. Ich hatte aber Letztens auch einen Kumpel vom Fußball, der gesagt hat, kannst du auch ein Alt brauen? Da habe ich gesagt, ja, können wir machen. Und er hatte da ein Bier mitgebracht, was er gerne trinkt und da hat er gesagt, kannst du nachbrauen? Ich habe dann gesagt, nachbrauen kann ich es nicht, aber wir machen es besser. Und ihm hat es dann im Nachhinein auch sehr, sehr gut geschmeckt.

Markus: Klasse, na, da wäre ich gern dabei gewesen, sehr schön. Ja, zurück zum Pils, ist das auch das Bier, was ihr am meisten verkauft oder haben andre Biere da größere Anteile?

Dirk: Nein, das Edelpils ist unsere Sorte, die wir am meisten verkaufen.

Markus: Ja, also ist auch bei mir schon weg, also zumindest der Schluck, den ich mir gegönnt habe jetzt hier. Wir nehmen ja am Morgen auf, kann man den Hörern ja ruhig sagen, da muss man auch natürlich haushalten mit seinem Bierkonsum, logisch, immer, aber da besonders. Ja, wenn du willst, könnten wir ein weiteres Bier in Angriff nehmen, wenn du schon kannst, je nachdem.

Dirk: Ja, wir haben als Nächstes ja das Kellerbier. Das Edelpils ist hauptsächlich in Ostdeutschland, wird das ja verkauft, ist kein nationales Bier oder Biersorte. Ja, aber jetzt kommen wir ja zum Kellerbier und das wird ja deutschlandweit vertrieben.

Markus: Okay, ja, da bin ich mal gespannt. Grade als Franke bin ich natürlich auf dem Kellerbierohr besonders hellhörig, schauen wir mal.

Dirk: Ich halte das Glas grade erstmal hoch, gegen das Licht und kann dann hier sehen, dass es schon leicht opal ist. Daran ist schon mal zu erkennen, dass das Kellerbier bei uns separiert wird und nicht filtriert wird. Und das Kellerbier hat eine schöne Bernsteinfarbe und auch einen schönen cremigen Schaum dazu. Und wenn man reinriecht, riecht man schon so leicht karamellige Noten, die man dann auch, ja, beim Trinken dann auch wieder schmeckt und erkennt. Kellerbier, ein bisschen stärker eingebraut wie das Edelpils. Wir haben ungefähr 12,7 % Stammwürze mit einem Alkoholgehalt von 5,4%.

Markus: Das ist schon eine ordentliche Hausnummer, aber ist auch richtig. Also ich muss auch sagen, die richtig guten Kellerbiere, die wir hier auch in Franken haben, das sind meistens auch die, die so von der Stammwürze eher so bei 12,5 liegen und da ein bisschen mehr Körper einfach haben. Ich finde auch, als die Farbe begeistert mich total, weil es so ein richtig leuchtendes schönes Braun ist mit so einem leichten Orangeschimmer eben auch und wie du schon sagst, so ein bisschen opal, also man doch ein bisschen Hefe drin. Das heißt, bei euch wird das mit einer Zentrifuge gemacht sozusagen oder?

Dirk: Mit einem Separator, ja.

Markus: Einem Separator, genau. Ja und natürlich das Karamellige in der Nase, sehr schön. Und so ein bisschen vielleicht der Unterschied zu den Kellerbieren, die wir hier haben, es ist nicht so süß, also man hat doch mehr einfach auch einen schlanken Charakter, was es natürlich auch wieder schön trinkbar macht. Und grade, wenn ihr sagt, ihr wollt national damit Erfolg haben, ist das, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Aber sehr schön finde ich auch den Abgang, den Nachtrunk sozusagen, weil sich das schön mischt, also diese malzigen Aromen, dieses Karamellige, Nussige vielleicht auch ein bisschen. Mit durchaus auch einer bitteren Note, also sehr schön. Und damit deutlich anders als das Pils und ein bisschen intensiver und natürlich auch ein bisschen malzbetonter, aber trotzdem eben sehr trinkbar, drinkable, wie man so schön auf Englisch sagt, schönes Kellerbier. Und, ja, das ist aber trotzdem die Neueste von euren Standardentwicklungen oder wie muss man sich das vorstellen?

Dirk: Nein, das Neueste sind unsere Biermischgetränke, das ist das Schwarzbier Kirsch und das Kellerbier Limette.

Markus: Ah, okay. Und Bad Köstritz ja auch eine lange untergärige Tradition, das heißt, ihr habt auch so alte Lagerkeller und sowas noch?

Dirk: Also wir haben eine historische Brauerei hier auf unserem Gelände, die aber ja nicht mehr in Betrieb ist. In der Brauerei, wo wir jetzt brauen oder in den Gebäuden, sage ich mal, das ist 1987 in Betrieb gegangen. Das Sudhaus war, glaube ich, am 11. November, wurde der erste Sud eingebraut, 1987. Und in den Gebäuden wird jetzt noch Bier gebraut, vergoren und abgefüllt. Also man hatte zu DDR-Zeiten alles neugebaut. Und hier in der alten historischen Brauerei haben wir mal das alte Sudhaus vor ein paar Jahren wieder hergerichtet quasi. Bei uns heißt es historisches Sudhaus, so ist als Museum ist das angelegt, was man sich dann ja auch gerne bei Brauereiführungen mit angucken kann. Und dann haben wir ja vorne noch unseren sogenannten Dreiseitenhof, unser Besucherzentrum, wo die Brauereiführungen starten und enden, wo wir unsere Gäste begrüßen und wo es dann auch das ein oder andere Bier zu verkosten gibt.

Markus: Ja, das macht mal richtig Lust, dass ich bald mal wieder vorbeischaue, weil, als ich letztes Mal da war, gab es das ja noch nicht. Was ich aber auch sehr interessant fand war, dass grade in der DDR-Zeit die Brauerei ja eine sehr interessante Geschichte hat. Also sie waren am Anfang ja tatsächlich einer der wenigen, die in den Westen auch exportiert haben und dann gab es ja diesen Neubau eben Ende der 80er-Jahre. Wodurch ja im Grunde dann zur Wendezeit das eine der ganz wenigen Brauereien waren, die wirklich mehr oder weniger State of the Art waren und sofort produzieren konnten. Hast du die Zeit bewusst miterlebt, die Wendezeit?

Dirk: Nein, ich war da ja neun Jahre alt, zur Wende.

Markus: Ah, okay.

Dirk: Nee, von daher, also vom Bier her gar nicht. Man hört so die ein oder anderen Sachen von älteren Brauern, wie das halt so dann nach der Wende war. Ja, die Brauerei war für DDR-Verhältnisse theoretisch auf dem neuesten Stand der Technik, man hat dann ja aber trotzdem schnell im Sudhaus wieder Läuterbottich und Würzepfanne ausgetauscht, weil es dann wohl doch nicht so das Richtige war. Und wir hatten dann halt zur Wende schon große Gärtanks, also zylindokonische Tanks und an der Technik hat sich auch bis heute nichts geändert.

Markus: Ja und ich fand es auch interessant, dass eben zu Ende der DDR-Zeit, da waren ja ganz viele verschiedene Betriebe beteiligt an diesem Neubau und das war natürlich dann auch ein bisschen konfus mit diesen ganzen vielen verschiedenen Partnern und insofern hat es dann durchaus auch Sinn gemacht, dass dann nochmal neu oder wieder einzurichten sozusagen. Ihr habt dann ja auch die Kooperation mit Bitburger eingegangen. Merkt ihr da im alltäglichen Leben was von der Zusammenarbeit?

Dirk: Ja, auf jeden Fall, also das geht ja los beim Einkauf, es wird ja viel über die Bitburger Braugruppe gesteuert. Alles so, die ganze QS, man tauscht sich da aus in der Braugruppe. Man ist ständig im Austausch mit Marketing, mit Vertrieb, ja, gibt viele, viele Bereiche, mit der Logistik, wo wir zusammenarbeiten. Und, ja, da gibt es immer Berührungspunkte, wo man doch immer wieder mit den Kollegen aus den einzelnen Standorten ins Gespräch kommt.

Markus: Ja und ich denke, auch viel Know How, was man dann von A nach B und wieder zurück transferieren kann. Ich hatte vor einigen Jahren schon einen BierTalk mit dem Jan Niewodniczanski, der dann ja natürlich auch die Craftwerk-Geschichte mit initiiert hat und da ja auch viel, ja, Impulse gesetzt hat. Und ich denke mal, das ist vielleicht auch ein bisschen was, was euch dann zu so Sachen wie dem Pale Ale inspiriert hat oder war das eure eigene Entwicklung?

Dirk: Ich glaube, das kam schon eher aus der Richtung von der Versuchsbrauerei. Wir waren ja da mit dem Pale Ale die Ersten hier in der Gruppe, Craftwerk, das kam ja alles dann erst später. Ja, daher kam das. Sicherlich, der Her Niewodniczanski ist ja bekennender Pale-Ale-Fan, soweit ich das weiß. Und für uns war es natürlich ein komplett neues Feld, so ein Bier zu brauen, aber halt, ja, auch sehr interessant. Ja und wie gesagt, es gibt ja verschiedene auch Expertenteams in der Bierherstellung, in der Qualitätssicherung, es gibt Expertenteams für Energie, für Technik. Ja, so hält man sich halt immer auf dem Laufenden, was generell in der Braubranche so los ist.

Markus: Genau und so zum Pale Ale kommen wir ja auch gleich noch. Warst du schon mal in Bitburg?

Dirk: Also ich war in der Lehre, war ich auf jeden Fall in Bitburg mal eine ganze Woche. Da gab es so einen Azubiaustausch, der jetzt auch wieder ins Leben gerufen wird, das wir unsere Azubis mal nach Bitburg schicken. Die Bitburger ist ja doch deutlich größer als Brauerei, dass sie das auch mal sehen in Bitburg. Ja, ansonsten zu, ja, Schulungen, zum Brauereifest in Bitburg. Also wo Bitburg 200 Jahre gefeiert hat, war ich in Bitburg. Also Fußballturniere, es gibt ja auch so ein Braugruppenturnier, was versucht wird, jedes Jahr stattfinden zu lassen. Das kommt ja jetzt alles so ein bisschen wieder nach Corona. Ja, dieses Jahr fahren wir nach Duisburg zum Braugruppenfußballturnier. Und letztes Jahr hat das erste Mal Köstritz den Titel geholt, mal gucken, ob wir den wieder verteidigen können.

Markus: Also das finde ich auf jeden Fall eine super Geschichte und drücke ich euch natürlich ganz fest die Daumen, dass ihr das wieder schafft. Und, ja, dann lass uns zurück nach Köstritz gehen, wir haben ja jetzt noch das Schwarzbier, also wenn du mit deinem Kellerbier schon durch bist. Also mich hat es auch wieder sehr schnell gepackt, muss ich sagen.

Dirk: Wir können gerne mit dem Schwarzbier starten.

Markus: Ja, gut, na, da bin ich ja mal sehr gespannt, weil das ja wirklich auch immer in der Bierwelt so ein Thema ist, also viele wissen ja gar nicht wirklich, was ein Schwarzbier ist beziehungsweise verwechseln es dann auch gerne mit einem Münchner Dunkel und dann gibt es wüste Geschichten rauf und runter. Und auch deswegen habe ich mich so gefreut, dass wir heute mal miteinander sprechen, weil dann können wir uns mal das Original vornehme und eben mal drüber sprechen, wie es denn wirklich gehört. Also freue ich mich schon drauf, ich mache es grad mal auf und bin gespannt, was du uns dazu erzählst.

Dirk: Ja, also unser Köstritzer Schwarzbier, wie der Name schon sagt, Schwarzbier ist hier wirklich, ja, schwarz, da ist der Name Programm. Ein sehr dunkles Bier mit fast 100 EBC-Farbeinheiten. Ist ähnlich stark gehopft trotzdem, wie unser Edelpils. Es wurde vom Rezept her auch so angelegt, dass es trinkbar ist wie ein Edelpils, sich aber doch geschmacklich in Richtung Schwarzbier dann abhebt. Es ist bewusst gewollt so, dass das Schwarzbier genauso gut trinkbar ist wie ein, ich sage mal, wie ein Pils oder wie ein helles Bier. Weil viele denken immer, ah, ein Schwarzbier ist schwer, ist stark. Gibt es doch immer noch nach wie vor viele Vorurteile dem Schwarzbier gegenüber und wir wollen das bewusst genauso trinkbar machen wie ein Pils. Das ist, denke ich, uns auch ganz gut gelungen. Hier beim Schwarzbier wieder durch das Malz natürlich ein toller cremiger stabiler Schaum. Im Geruch, dann merkt man natürlich deutlich das Röstmalz, was dann gleich Richtung Kaffee, also Kaffee würde mir als Erstes einfallen, wenn man reinriecht. Ja und wenn man den ersten Schluck trinkt, dann merkt man natürlich auch die Röstaromen, klar, ist ja viel dunkles Malz drin. Und, ja, ich denke, dann im Abgang kommt es dann doch leichter rüber wie viele das denken, dass ein Schwarzbier doch nicht so stark ist.

Markus: Ja, das ist mir, ehrlich gesagt, auch aufgefallen, dass viele Leute denken, das dunkle Biere automatisch immer stärker sind vom Alkohol, schwerer sind vom Körper. Und das müssen sie ja gar nicht sein, also das ist ja einfach nur ein Missverständnis sozusagen. Und ich muss auch sagen, also was mich total begeistert, also einerseits die Farbe, klar und es ist ja nicht nur schwarz, sondern da ist ja auch so ein bisschen Mahagoni, Ebenholz, so ein bisschen braune Töne sind in diesem schwarzen ja drin. Also es leuchtet auch so ein bisschen, hat einen leichten Rotstich vielleicht sogar, das gefällt mir richtig gut. Und in der Nase, wie du sagst, Kaffee, vielleicht noch ein bisschen Lakritz, vielleicht noch ein bisschen Schokolade, also sehr schön diese röstigen dunklen Aromen eben aus dem Malz. Auch im Mund wieder eine unglaubliche Cremigkeit, was ich sehr schön finde, und viel schlanker natürlich als jetzt zum Beispiel ein Dunkles. Und hinten raus, das finde ich sehr spannend, für mich ist die Bittere wirklich sehr schön balanciert aus der Malzbittere durch das Röstmalz und der Hopfenbittere. Und wenn du jetzt sagst, da ist trotzdem quasi dieselbe Menge Bitterhopfen drin, wie wir es beim Pils haben, dann ist das wirklich unglaublich gut balanciert und eingebunden, gefällt mir richtig gut und macht damit einen richtig schönen runden Abgang, einen schönen Trunk sozusagen. Meine allererste Begegnung mit dem Bier war, dass mir die Leute gesagt haben, das ist ein schwarzes Pils. Das ist es aber nicht wirklich oder, oder könnte man das so sagen?

Dirk: Nein, also ein schwarzes Pils ist es nicht, es ist einfach nur genauso gut trinkbar. Es hat, wie du schon gesagt hast, die gleichen Bittereinheiten, es hat genauso 4,8% Alkohol. Man hätte es natürlich stärker machen können, aber es war bewusst nicht gewollt, ja, um sich einfach von den anderen Schwarzbieren, was es so gibt, auch abzuheben.

Markus: Und gibt es da historische Überlieferungen oder Rezepte, die man da auch in der Brauerei hat?

Dirk: Also es gibt sicherlich historische Rezepte, die ich aber nicht habe. Die Rezepte, die mir vorliegen, ist alles, was nach der Wende ist. Es wurde ja schon kurz nach der Wende das Schwarzbier so gebraut, wie wir es jetzt immer noch brauen. Die Schwarzbiere zu DDR-Zeiten waren ja ganz anders gebraut, mit Zucker, das ist ja alles nicht mehr nach Reinheitsgebot und da wurde ja umgestellt.

Markus: Richtig. Also ich meine, das war klar, in der DDR-Zeit war Zucker ja tatsächlich ein sehr spannendes Thema, was ich dann auch in meiner Recherche so gelernt habe, das zum Beispiel auch daran lag, dass man als sozialistischer Bruderstaat den anderen Staat Kuba unheimlich unterstützen musste und deswegen alle anderen Ostblockstaaten Zucker gekauft haben, weil dass das einzige Exportgut war, was Kuba so in größerer Menge exportieren konnte. Und da lag eben überall eine Menge Zucker rum und keiner wusste so Recht was zu tun. Und in der DDR war es eben grade die Brauwirtschaft, die gesagt hat, wir können diesen Zucker nutzen, weil wir sowieso auch einen gewissen Rohstoffmangel haben und deswegen wurde da auch der Zuckeranteil im Bier relativ hoch. Muss man jetzt auch sagen, das ist eigentlich gar nicht schlimm, von der Brautechnologie her ist es halt einfach nur so, dass der Zucker halt wesentlich weniger Aroma mit sich bringt als jetzt eben ein Malz und deswegen haben wir jetzt natürlich bei den dunklen Malzen einen ganz anderen Charakter. Darfst du irgendwie drüber sprechen, was für dunkle Malze da drin sind oder vielleicht sogar ein bisschen, in welchem Verhältnis?

Dirk: Also wir verwenden Pilsner Malz, Münchner Malz und Röstmalz für unser Schwarzbier.

Markus: Und das Röstmalz ist dann dieses ganz extrem stark gedarrte Malz, wo ich dann wirklich diese kaffeeartigen Aromen habe und das Münchner bringt halt einfach schön den Körper mit zur Geltung und ein bisschen diese schokoladigen Noten auch. Also wirklich, ja, tolles Bier. Und ich muss sagen, das Letzte habe ich tatsächlich getrunken vor ungefähr einer Woche, da habe ich einen Workshop gehabt in Frankfurt und war dann auch bei einem Restaurant abends und die hatten die ganze Palette aus der Bitburger Gruppe. Und da muss ich wirklich sagen, das Schwarzbier war für mich also der Hit auch zum Essen, es gab eine richtig schöne Pizza und da hat sich das wunderbar miteinander vermischt und war auch ein toller Genuss, hatte ich auch zwei oder drei an dem Abend, also sehr schön auf jeden Fall. Und wie machst du das eigentlich so, also zwei Pils, ein Schwarzbier oder so, wenn du unterwegs bist oder bist du dann schon eher beim Pils?

Dirk: Ich starte in der Regel mit einem Pils und dann überlege ich mir, was ich esse, je nachdem, was die Speisekarte halt hergibt und dann schwenke ich auch schon mal um zu einem Kellerbier oder Schwarzbier. Kann auch im Biergarten im Sommer jetzt auch mal ein Weizen sein, aber wenn es natürlich ein gutes Köstritzer Edelpils gibt, dann nehme ich lieber das.

Markus: Ja klar, das sollte man natürlich auch tun. Als Brauer, was würdest du sagen, ist da jetzt der Hauptunterschied beim Schwarzbier neben den Malzen, gibt es da auch vom Prozess her andere Unterschiede?

Dirk: Im Prinzip nicht, es sind beide sehr untergärige Biere. Das Maischprogramm beim Schwarzbier ist natürlich ein deutlich intensiveres. Ansonsten bei uns, die Sudgrößen sind die gleichen, ja logisch, die Malzmischung ist eine andere, aber ansonsten, technologisch, Gärung, Tanks, Tankbelegung, Zeiten, ist in der Regel sehr, sehr ähnlich.

Markus: Und intensiveres Maischen heißt einfach länger kochen oder längere Rasten oder wie kann man sich das vorstellen?

Dirk: Wir fangen beim Schwarzbier tiefer an mit einmaischen, von der Temperatur her und halten dann die Rasten deutlich länger und damit halt auch intensiver.

Markus: Ja, dann kann dieses Bier sich so schön entwickelt wie es tut. Die Hefe führt ihr einmal oder mehrmals?

Dirk: Also wir haben eine Hefereinzuchtanlage, wo wir unsere Hefe wöchentlich neu herziehen, diese Hefe geht dann erstmal ausschließlich ins Edelpils. Und die Hefe wird dann geerntet und diese Erntehefe geht dann wahlweise ins Kellerbier, Schwarzbier oder Spezialpils und danach wird sie dann gezogen und wird dann verkauft. Also unsere Hefe wird maximal zweimal benutzt.

Markus: Und verkauft dann an andere Brauereien sozusagen?

Dirk: Nein, das ist eigentlich, wir haben da einen spezieller Abholer, der das abholt für uns, aber die Hefe geht nicht an andere Brauereien.

Markus: Ah so, okay. Aber du nimmst das zum Beispiel für euren Heimbrauverein, oder, nehme ich mal an.

Dirk: Ja natürlich. Ist einfach Vorteilnahme, wenn man in einer Brauerei arbeitet.

Markus: Absolut, ja, ja. Und die Hefen, das ist natürlich ein großes Thema, weil die Hefe ist ja im Grunde wie ein Haustier und so ein bisschen auch eben domestiziert, das sie ihren Job richtig gut macht und dann am Ende eben auch in dem Fall jetzt richtig schöne klare Biere macht, ohne das sie irgendwelche Aromen mit sich bringt. Das ist natürlich bei unserem nächsten Bier anders, bei dem Pale Ale, da haben wir auch eine andere Hefe. Wie war das so, als ihr das bei euch eingeführt habt, hast du da ein bisschen gedacht, hm, müssen wir das wirklich tun oder hast du dich drauf gefreut, wie lief das so?

Dirk: Also ich bin tatsächlich mit dem Pale Ale wirklich erst in Kontakt gekommen, wo es bei uns eingeführt wurde. Ich war davor, muss ich gestehen, als Brauer wirklich sehr, sehr Pils-lastig unterwegs und habe dann eigentlich erstmal, ja, was heißt interessiert, ist falsch, aber erstmal so über den Tellerrand geguckt, ach Mensch, es gibt ja doch noch viel, viel mehr. Und, ja, wie gesagt, da erstmal mit dem Bier, mit dem Pale Ale in Berührung gekommen und dachte, huch, Mensch, das ist ja was Tolles. Und dann geht das ganz natürlich los, dann beschäftigt man sich mit Hopfensorten, mit nochmal ganz anderen Bieren, mit ganz anderen Braustilen, was es alles gibt. Ja, ab da wird es erst nochmal, hat man, ja, seinen Beruf nochmal ganz anders wahrgenommen, das man nicht immer nur, ja, Pils braut und Schwarzbier braut, sondern das noch viele, viele anderen Sachen möglich sind mit immer wieder nur den gleichen vier Zutaten, Wasser, Malz, Hopfen, Hefe und es kommen wahnsinnig unterschiedliche Biere raus.

Markus: Also das finde ich jetzt super spannend, dass du das sagst und finde ich auch sehr interessant, dass dieses Bier ja für dich dann praktisch so den Auftakt gegeben hat, sich so ein bisschen auch die Bierwelt anzuschauen und zu gucken, was es da eben noch so für andere schöne Töchter in dem ganzen Stall gibt sozusagen. Ich mache mal mein Pale Ale auch auf, ich glaube, du hast es schon gemacht und dann bin ich mal gespannt, was du dazu sagst.

Dirk: Ja, also wie gesagt, das erste Mal mit Pale Ale in Berührung gekommen und ich kann mich da noch genau dran erinnern, das erste Mal reingerochen und war wirklich geflasht von diesen Citrusnoten oder überhaupt von diesem ganzen Aroma, was so ein Bier liefern kann. Und das, denke ich, riecht man auch hier wieder, unser Pale Ale hat ein sehr, sehr Citrus-starken oder einen starken Citrusgeruch, Geschmack, den man hier auch deutlich wahrnimmt. Das Pale Ale wird in der Würzepfanne gehopft, es wird im Whirlpool gehopft und wir haben dann auch im Kaltlagerbereich, also nach der Gärung wird es dann nochmal kaltgestopft, unser Pale Ale und da kommen natürlich die Aromasorten oder Aromanoten deutlich durch. Das, denke ich, das riecht man und kann das beim Pale Ale dann auch super schmecken.

Markus: Absolut, also da bin ich voll dabei. Und ich muss auch sagen, was ich sehr schön finde, es ist echt ein klassisches Pale Ale. Also schon von der Farbe her sind wir ziemlich nah beim Kellerbier und das ist ja im Grunde auch, wenn man so die Historie ein bisschen bemüht, ist das ja auch so, also da sind diese Biere ja auch nah beieinander, nur das wir dann eben hier diese intensive Hopfennote haben. Und da, muss ich sagen, ist auch schon in der Nase so, wie du sagst, dieses viele Citrus und dazu kommt aber auch noch so ein harziges Kiefern-, Tannennadelgeruch, der da eben auch mit dabei ist. Und ein sehr frischer Hopfengeruch, was auch schön ist, also wirklich, der macht richtig Lust, sich der Sache mal zu nähern und ist wirklich ein ganz krasser Kontrast zu den anderen Bieren. Also da kann ich mir gut vorstellen, dass das bei euch tatsächlich so ein Aha-Erlebnis für viele war in der Brauerei, das man wirklich mal was völlig anderes macht und einen Rohstoff da eben auch zur Geltung kommen lässt, der vorher natürlich auch wichtig war, aber eher so ein bisschen halt Teil des Ganzen. Und jetzt darf er hier mal die erste Geige spielen, das ist natürlich schon richtig, richtig schön. Darfst du sagen, was für Hopfen da drin sind?

Dirk: Also wir nehmen ganz klar Citra-Hopfen, wir nehmen Blanc dazu, Tradition und Perle.

Markus: Interessant! Also Hallertauer Blanc finde ich einen Wahnsinns Hopfen, der oft auch ziemlich so eine Wundertüte ist, also wo verschiedene Aromen sich auch entwickeln können, grade über die Zeit. Und der ursprünglich eigentlich so ein bisschen Weißwein-, Sauvignac-Noten hat, aber eben auch eine schöne Fruchtigkeit, je nachdem wie man den verwendet. Wobei, viele Brauer habe ich nicht mehr, ehrlich gesagt, die ihn benutzen, da finde ich schön, dass ihr ihn nehmt. Kommen diese Hopfen bei auch aus dem Elbe-Saale-Gebiet auch?

Dirk: Also wir haben speziell für Edelpils, nehmen wir Hopfen direkt aus dem Anbaugebiet Elbe-Saale. Der ist dann auch, ja, möglichweise auch in den anderen Biersorten mit drin. Da wird schon auf Regionalität geachtet, auf jeden Fall.

Markus: Das ist vielleicht auch eine interessante Geschichte, das ja wirklich dieses Elbe-Saale-Hopfenanbaugebiet, also historisch war das tatsächlich ein Hopfenanbaugebiet, aber dann im 19. Jahrhundert ist es quasi verschwunden. Und man hat dann nach dem Zweiten Weltkrieg, als die DDR eben gesagt hat, okay, wir sind jetzt ein eigener Staat und wir haben eine Brauindustrie, aber wir haben eben keinen Hopfen mehr, da musste man tatsächlich den Hopfen gegen harte Währung aus der Bundesrepublik importieren. Und logischerweise wollte man das nach Möglichkeit eben nicht mehr haben und hat man dann eben beschlossen, man wiederbelebt dieses Hopfenanbaugebiet im Elbe-Saale-Bereich und es wurde dann nach und nach eben aufgebaut, und hat tatsächlich erst 1990 zur Wende die Kapazität endlich gehabt, die man geplant hat, nämlich man konnte dann die ganze DDR-Wirtschat mit Hopfen versorgen. Allerdings war das eben dann das Wendejahr, was natürlich dann bedeutet hat, dass sich das Ganze dann geöffnet hat. Aber dadurch haben wir eben heute das zweitgrößte deutsche Hopfenanbaugebiet eben an der Elbe und der Saale mit ganz tollen, spannenden, interessanten Hopfen und das bereichert natürlich die Landschaft auch ungemein. Habt ihr für das Pale Ale schon immer dieselben Hopfen gehabt oder wird da auch ein bisschen experimentiert?

Dirk: Nein, wir haben also für das Pale Ale, seitdem es die Rezeptur gibt, verwenden wir immer den gleichen Hopfen. Und wie gesagt, bei uns, mit dem Hopfenanbaugebiet Elbe-Saale, wir haben es ja wirklich vor der Haustür, für uns natürlich absolut praktisch, auch für die Azubis. Ich war letztes Jahr erst im September mit den Azubis wieder bei einem Hopfenbauer gewesen und haben uns das alles Mal angeguckt, wie sich so eine Hopfenpflanze entwickelt. Und da war dann auch Erntezeit, da konnte man schön sehen, wie die Hopfenpflanzen geerntet wurden, wie die Dolden abgemacht wurden, wie der Hopfen verpackt wurde, verarbeitet wird er ja dann in der Hallertau. Ja, von daher sehr interessant immer wieder, wie aufwendig doch auch Hopfenanbau ist. Desto mehr weiß man dann wieder vielleicht zu schätzen, wenn es dann im Bier ist und seinen guten Zweck erfüllt.

Markus: Ja und ich muss sagen, ich bin ja regelmäßig in der Hallertau zur Hopfenernte, aber das erinnert mich jetzt dran, das ich unbedingt auch mal zu euch eben fahren sollte zu dieser Zeit. Weil, was ich so spannend finde ist, dass dann wirklich die Dörfer, wo eben die Hopfenbauern liegen, die riechen dann tagelang, wochenlang einfach nur nach Hopfen. Also ich erinnere mich da, wenn ich früh im Hotel bin und die Fenster aufmache, dann kommt schon ein riesen Schwall an Hopfenaroma rein und da bekommt man dann auch wirklich nochmal richtig Lust, eben grad auf solche Biere wie dieses Pale Ale. Und ich muss auch wirklich sagen, für mich ist es ein sehr schönes Pale Ale, was so den Twist irgendwie zwischen dem Klassischen, was jetzt die Malzmischung und die Farbe und die Bittere und so angeht, aber eben auch ein bisschen dem Modernen, was eben die Hopfen- und die Aromanoten angeht, die es hat. Also im Grunde ein Pale Ale, was Leute abholt, die jetzt zum Beispiel vorher Schwarzbier und Pils getrunken haben und sie nicht total überfordert, wie das vielleicht bei manchen sehr krassen Pale Ales aus den sogenannten Craftbeer-Brauereien zum Beispiel ist, die halt dann sehr viel extremer unterwegs sind, und das muss man ja vielleicht auch nicht. Ich glaube, ihr habt das 2014 eingeführt, oder, kann das sein?

Dirk: Ja, 2014 stimmt. Und, ja, wie du sagst, ein Pale Ale darf da nicht zu bitter sein, weil das ja doch schon ein krasser Sprung ist von einem Pils oder Schwarzbier zu so einem Bier, das muss man erstmal mögen. Man muss dann erstmal sich damit, ja, sicherlich auch beschäftigen, ja, warum ist das so oder was ist das jetzt für ein Bierstil. Was hier natürlich dem Bier immer wieder zu Gute kommt ja auch, ist klar, das ist ja obergärig, Pale Ale, allein das macht ja schon wahnsinnig viel an Geschmack aus, obergärige Hefe, die hat ja ein ganz anderes Fruchtaroma. Und das im Zusammenspiel mit dem Hopfen macht das Bier halt dann so besonders.

Markus: Wie war das für euch Brauer, dass man gesagt hat, Mensch, wie nehmen jetzt eine obergärige Hefe mit rein, hat man da erstmal ein bisschen skeptisch geschaut? Wie macht ihr das heute, teilt ihr das, trennt ihr das in der Brauerei?

Dirk: Ja, früher, also wenn ich jetzt da von mir ausgehe, früher hat man in der Berufsschule gelernt, untergärige Hefe und obergärige Hefe niemals in einer Anlage oder einer Hefereinzucht. Und natürlich haben dann alle, auch die älteren Brauer, erstmal so skeptisch geguckt, hm, ja, was machen wir da jetzt eigentlich? Aber wir haben ja eine sehr, sehr moderne Hefereinzuchtanlage, wir können das sehr, sehr gut trennen und können problemlos verschiedene Hefen gleichzeitig herführen und auch verarbeiten. Ja, der Brauer ist ja allgemein immer erstmal sehr vorsichtig, aber mit unserer Technologie, so wie wir sie haben, alles kein Problem.

Markus: Ja, das denke ich mir. Und wenn ich mich richtig erinnere, war damals das Pale Ale ja auch nicht alleine, sondern es kam zusammen mit einem Vit-Bier. War das auch bei euch gebraut und war das dann eine gewisse Herausforderung durch die anderen Zutaten?

Dirk: Also das Vit-Bier war auch bei uns gebraut. Ja, durch die Zugabe der Gewürze, das war natürlich schon auch was Neues für uns, aber auch das haben wir technisch gelöst. Und, ja, war ja auch ein obergäriges Bier und auch das ging problemlos dann bei uns herzustellen.

Markus: Was haben da so deine Freunde, deine Familie dazu gesagt, als du die beiden Biere zum ersten Mal Nachhause mitgebracht hast?

Dirk: Die waren, glaube ich, noch überraschter über Geschmack. Ich sage mal, als Brauer weiß man ja schon, was man so alles mit Malz und Hopfen anstellen kann aber, ja, für den, der jetzt so gar nicht groß mit Bier was zu tun hat, der es eigentlich nur kauft und trinkt, sage ich mal und dann so ein Bier hingestellt bekommt, was völlig anders schmeckt, war die Überraschung doch sehr, sehr groß. Und das merke ich auch bei mir Zuhause, wie gesagt, in dieser kleinen Bierrunde, die es da gibt, denen habe ich dann erstmal erklärt oder auch beim Bierbrauen erklärt, was man so alles machen kann oder warum ein Bier anders schmeckt. Und für die, die haben sich dann auch erstmal so geöffnet auch für andere Biere, so für ein Pale Ale. Die hatten da, würde ich mir sonst nie kaufen. Dieses Bewusstsein schaffen, das es auch noch andere Biere gibt, das ist halt da auch immer sehr interessant.

Markus: Apropos, hast du dann selber auch ein bisschen weiter noch rumprobiert oder bist du vielleicht sogar ein bisschen rumgefahren und hast andere Biere verkostet? Ist das so ein Anstoß, den man da kriegt?

Dirk: Also ich habe schon Biere im Internet bestellt, andere Biere. Und ansonsten trinke ich im Urlaub immer gerne das Bier, was es dort dann auch regional gibt, also da koste ich mich dann auch schon durch. Und, ja, also ich will ja nicht in Urlaub fahren und dann immer wieder nur das gleiche Bier zu trinken, man muss ja oder ich will ja als Brauer oder Braumeister auch meine Augen und Ohren offen halten, was es denn alles noch so gibt und dann kostet man sich natürlich auch durch.

Markus: Ja klar. Also ich meine, das ist immer die Horrorvorstellung der deutschen Touristen, die nach Mallorca dann zum Schnitzelwirt gehen und dort dann halt irgendwelches Münchner Bier und Schnitzel essen und trinken. Das macht natürlich keinen Sinn, grade wenn man im Urlaub unterwegs ist, will man ja die Kultur haben und so. Gibt es da irgendwas, was dir in Erinnerung geblieben ist, wo du sagst, das fandest du besonders spannend, war ein besonderes Erlebnis?

Dirk: Ich finde generell, meine Schwester wohnt ja in der Nähe von Bamberg, generell die Vielfalt an sich, ich würde jetzt nicht so ein spezielles Bier oder Brauerei hervorheben, einfach die ganze Vielfalt. Wir haben so viele Brauereien und so viele verschiedene Biere, das finde ich einfach wahnsinnig interessant. Das, ja, ganz viele ein Pils brauen und jedes Pils schmeckt aber anders und, wie gesagt, alle haben aber immer wieder nur die gleichen Voraussetzungen, immer wieder nur die vier Zutaten und das ist halt so spannend, das jedes Bier irgendwie anders schmeckt.

Markus: Ja und das geht jetzt auch ein bisschen runter wie Öl, wenn du grade sagst, in der Bamberger Gegend, da fühlst du dich auch Zuhause, was das Thema Bier angeht, ist natürlich spannend. Und es ist so, also das ist ja grade das Tolle eigentlich, das wirklich die Brauer alle mit derselben Grundbasis spielen, aber eben bei jedem ein bisschen was anderes dabei raus kommt und man unterschiedlich Akzente setzen kann und natürlich auch auf seinen jeweiligen lokalen Geschmack, den die Leute haben, auch dann entsprechend eingehen kann. Und, ja, wir haben noch ein Bier beziehungsweise ein Biermischgetränk, das wir auch noch verkosten wollen. Da bin ich selber sehr gespannt drauf, weil es sich ja um eine Mischung aus Schwarzbier und Kirsche handelt. Wie neu ist das?

Dirk: 2019 wurde das eingeführt mit dem Kellerbier Limette zusammen, genau.

Markus: Ah ja, okay, genau, da gibt es jetzt zwei, also einmal die Kirsche mit dem Schwarzbier und einmal die Limette mit dem Kellerbier. Wenn wir jetzt sagen Kirsche und Schwarzbier, wie muss ich mir das vorstellen, also ihr macht praktisch euer fertiges Schwarzbier und mischt es dann mit Kirschsaft oder wie funktioniert das?

Dirk: Also wir stellen die Limo her, die Kirschlimo und mischen das dann mit unserem fertigen Schwarzbier, genau.

Markus: Na gut, dann müssen wir das mal aufmachen, bin ich auch mal sehr gespannt drauf. So. Hah! Also bevor du anfängst, ganz kurz, was ich ganz spannend finde ist, dass die Kirsche ja tatsächlich auch in der Farbe vom Bier eine Rolle spielt. Also schon beim Einschenken sieht man, wie dieses Bier tatsächlich, ja, eine richtig schöne rote Kirschnote in diesem schwarz vom Schwarzbier hat. Also das gefällt mir schon ganz toll, aber ich will dir gar nix vorwegnehmen.

Dirk: Also ich finde, also dass das Rote nicht nur im Bier ist, man sieht diese rötliche Farbe auch schon im Schaum ein bisschen durch. Was es schon sehr interessant macht, schon rein vom Anblick her. Und klar, beim Einschenken kommt sofort die Kirschnote durch. Und, ja, wir haben hier ein Biermischgetränk mit 60 % Bier, 40 %, wie gesagt, unser Kirsch drin. Und die Kirsche kommt sehr stark durch im Geruch. Und beim Geschmack war uns wichtig, dass das als Biermischgetränk nicht zu süß ist und ich denke, hier harmoniert das sehr, sehr gut zusammen. Und der Schwarzbiercharakter kommt trotzdem noch durch, also die Kirsche ist nicht zu dominant beim Trinken und, ja, man schmeckt auf jeden Fall raus, das Schwarzbier die Basis ist dafür.

Markus: Ja, das auf jeden Fall. Und ich muss sagen, mir kommt es ein bisschen vor wie die Mischung aus einer Schwarzwälder Kirschtorte und einem Dominostein. Also man hat dieses Schokoladige mit der Kirschnote und dann hat man aber auch so einen marzipanigen Nachgeschmack und dann kommt auch das, was man von diesem Teiganteil beim Dominostein, hinten raus wird das dann wieder ein bisschen trockener und ist dann auch richtig ein schönes Finale. Und die Süße, wie du schon sagst, ist nicht so dominant, sondern die ist so dazwischen und ist auch da, aber ist jetzt nicht so extrem, wie man das oft so bei Mischgetränken hat und dadurch ist es tatsächlich eindeutig noch als Bier wiederzuerkennen. Wie entwickelt man sowas? Also habt ihr einfach losgelegt oder habt ihr da viele Verschiedene gemacht und dann entschieden, wie läuft sowas?

Dirk: Also wir haben ja in Bitburg die Versuchsbrauerei und in der Regel, ich sage mal, kann man sich in der Braugruppe vorstellen, wir wollen ein Neuprodukt einführen, dann überlegt man sich, was will man machen. Und dann kriegt die Versuchsbrauerei quasi einen Auftrag, verschiedene Rezepturen zu entwickeln. Und wenn die Biere dann fertig sind, dann kommen die hier nach Köstritz, werden verschickt. Und dann gibt es ja in Köstritz eine Verkosterrunde, die sich aus, ja, Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen zusammensetzt, das sind Mitarbeiter aus dem Labor, Brauer, eigentlich Querbeet. Und dann wird verkostet und dann, klar, dann gibt es ein ganz normales Ranking und das Bier, was am besten abschneidet, sagt man dann, okay, das könnte unsere Rezeptur sein. Und dann wird da nochmal eventuell mit der Versuchsbrauerei nochmal optimiert. Und dann wird, ja, mit allen, mit Marketing, mit Vertrieb, wird dann die Entscheidung getroffen, wird es das Produkt oder wird es nicht.

Markus: Und habt ihr auch andere Varianten probiert neben Kirsche? Also, keine Ahnung, mit Himbeere oder mit Waldmeister oder mit sonst irgendwas oder war Kirsche tatsächlich die erste Wahl?

Dirk: Kirsche war die erste Wahl, also da haben wir keine anderen.

Markus: Ja, war auf jeden Fall eine gute Wahl. Also ein schönes Mischgetränk und auch etwas, was ich mir gut vorstellen sowohl im Sommer mal im Biergarten als eben auch im Winter mal so gemütlich im Lokal zu trinken, wenn man halt nicht die ganz starke Keule haben will oder einfach Lust hat auf so eine schöne Mischung von Frucht und Bier. Was euch sicherlich gut gelungen ist, also dafür schon mal vielen Dank. Ja, jetzt sind wir ziemlich am Ende angelangt. Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest, was du uns noch erzählen möchtest?

Dirk: Also es gibt ja, um nochmal auf das Schwarzbier auch zurückzukommen, immer die Meinung so, wie gesagt, was wir vorhin schon hatten, dunkle Biere, stark und schwer und viel Alkohol, unser Schwarzbier ist auch ein super Bier für den Biergarten im Sommer. So ein richtig schönes kaltes Schwarzbier, das geht runter wie Öl, es muss nicht immer Pils sein im Sommer. Wie gesagt, unser Schwarzbier, ja, kann man auch super in der heißen Jahreszeit trinken. Ja und ansonsten, wer unsere Biere erleben möchte, ist gerne eingeladen zu einer Brauereiführung, der kann sich auf der Internetseite bei uns informieren. Wie gesagt, wir haben hier unser Besucherzentrum, wir bieten Brauereirundgänge an mit Verkostung. Und, ja, dann hoffen wir doch, das der ein oder andere dann nicht das letzte Mal in Köstritz gewesen ist.

Markus: Das hoffe ich doch auch, also ich werde mich sicherlich einreihen und auch bei der Brauereiführung sobald wie möglich mal wieder dabei sein und mir das anschauen, wie es jetzt ausschaut. Und kann das auch allen nur empfehlen, weil letzten Endes ist genau das ja ein toller Teil der Bierkultur, dass man eben vor Ort sein kann und die Menschen erleben kann und die Brauereien erleben kann, wo das Bier ja letzten Endes herkommt, also da freue ich mich schon drauf. Und wir werden auch alles in den Shownotes verlinken, sodass die Hörer das entsprechend auch sehen. Dann sage ich vielen, vielen Dank, auch für diesen Satz, es muss nimmer Pils sein, das passt natürlich auch sehr schön, weil, ich glaube, viele Köstritz wirklich auch mit dem Schwarzbier assoziieren und das natürlich einfach ein ganz wichtiger Teil der ganzen Geschichte ist. Also dir vielen Dank und noch eine schöne Zeit, heute noch einen schönen Arbeitstag, ich hoffe, er ist nicht zu sehr beeinträchtigt durch diese ganze Verkostung, die wir jetzt schon gemacht haben. Und dann bis bald vor Ort.

Dirk: Okay, Markus, vielen Dank, bis dahin, tschüss.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 59 – Interview mit Dr. Andreas Urban, Braumeister bei der Schwechater Brauerei in Wien, Österreich

Entdecke die faszinierende Welt des Wiener Lagers mit Andreas Urban, Braumeister bei der legendären Schwechater Brauerei! Mit Andreas tauchen wir tief in die Geschichte und das Handwerk hinter einem der traditionsreichsten Bierstile der Welt ein. Er teilt dabei seine spannende Reise von einem Neugierigen der Lebensmitteltechnologie zum Hüter eben dieses Wiener Lagers und erzählt, wie ein fast vergessener Bierstil durch Leidenschaft und Hingabe zu neuem Leben erweckt wurde. Der Braumeister verrät auch, wie Du das beste aus Deinem Besuch in der Wiege des Wiener Lagers machst und wie die Schwechater Brauerei die Bierkultur mit jedem Schluck lebendig hält…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir in vielerlei Hinsicht an einen wichtigen Ort, einen wichtigen Zeitpunkt auch in der Geschichte des Bieres, denn wir nehmen die seltene Gelegenheit wahr und gehen mal dahin, wo ein Bierstil seinen Ursprung hat. Und das kann man ja nur noch ganz selten tun und es gibt eben einen, nämlich das Wiener Lager. Und dementsprechend ist auch klar, wir sind in Wien, wir sind bei der Schwechater Brauerei und wir sind dort bei Andreas Urban. Wunderbar, schön das du dir Zeit genommen hast! Toll, dass wir auch Biere haben, die wir zusammen verkosten können. Vielleicht stellst und dich einfach mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Andreas: Ja, ein herzliches Grüß Gott vor den Toren Wiens aus der Brauerei Schwechat. Zu meiner Person, ich habe Lebensmittel- und Biertechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert, Diplomarbeit und Dissertation schon im Bereich Bier gemacht. Und bin aktiv, sage ich mal, seit gut 1992 in der Bierbranche aktiv tätig. Und um einige Jahre zu überspringen, seit gut 15 Jahren hier Braumeister in der Brauerei Schwechat, an der Wiege des Wiener Lagers. Und das, glaube ich, ist ja auch ein großer Punkt, den wir heute behandeln wollen.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und wie gesagt, es ist ja auch nur noch ganz selten möglich, dass man sowas machen kann. Und, ja, da bist du ja quasi schon ein alter Hase, in Anführungsstrichen.

Andreas: Das ist richtig, ja.

Markus: Ja und wir sehen uns ja immer regelmäßig bei Bierwettbewerben, wenn es eben drum geht, Biere zu beurteilen und zu beschreiben. Und, ja und da sind wir eben auch ins Gespräch gekommen. Und ich muss aber sagen, bevor wir zu dem Wiener Lager an sich kommen, vielleicht noch ein bisschen mehr zu dir.

Andreas: Ja.

Markus: Wie bist du überhaupt zu dem Thema Bier gekommen, war das von Anfang klar oder wolltest du Rennfahrer werden?

Andreas: Am Anfang war es nicht wirklich klar. Als ich mit dem Studium begonnen habe, hätte mich eher die Lebensmitteluntersuchung, Lebensmittelkontrolle interessiert. Habe dann auch mal für ein Jahr Praxis gemacht und das war zu einer Zeit, wo die Beamten dort damals noch mit der Polaroid-Kamera Fotos geschossen haben von den gezogenen Lebensmittelproben und einfach nur extrem viel Bürokratie gemacht haben, um die Proben zu beschreiben und dann in die jeweiligen Fachlabors weitergeleitet. Das hat mich dann abgehalten, diesen Weg weiter zu beschreiten. Und wir haben einen Professor für Technologie der Brauerei an der Uni gehabt, der gemeint hat, ja, es gibt auch die Möglichkeit, Diplomarbeit zu machen. Und das habe ich dann gemacht und irgendwie bin ich dann so in dieses Milieu hineingerutscht, was mir sehr gut gefallen hat. Ich habe dann auch damals noch an der Versuchsstation für das Gärungsgewerbe gearbeitet, wo auch die Berufsschule für Brauer und Getränketechniker, damals hat es noch geheißen Brauer und Mälzer, gewesen ist. Habe dort auch unterrichtet und habe die Zeit dann auch nach dem Diplom genützt, die Dissertation dort zu machen. Und so ist man dann irgendwie in diese Branche gekommen und hat sich auch, wenn man so will, in der kleinen Branche präsentiert. Und ich bin dann 1992 damals noch in die Brau AG in Linz, im Headquarter habe ich begonnen, mittlerweile ist es die Brau Union Österreich AG. Und über die Stationen Linz, Headquarter Qualitätssicherung Zentrallabor, dann über die Brauerei Wieselburg, wo ich die Qualitätssicherung geleitet habe und seit Ende 2001 bin ich in Schwechat und eben seit gut 15 Jahren auch Braumeister am Standort. Biersommelierausbildung habe ich gemacht. Wir kennen uns, wie du richtig erwähnt hast, von diversen Judgegings, wo wir bei Bierprämierungen in der Jury sitzen, ob das European Beer Star ist, ob das bei der Brussels Beer Challenge ist oder, ich denke, wahrscheinlich auch wieder in Las Vegas jetzt beim World Beer Cup, der im April ist. Also Bier, wie soll ich sagen, bewegt mich schon. In meinen Adern ist zwar Blut, aber wahrscheinlich auch immer ein moderates Maß an Bier.

Markus: Das hast du schön gesagt. Ja und in Vegas werden wir uns, als so Gott will, auf jeden Fall auch sehen. Also Flüge sind schon gebucht, ich bin sehr gespannt …

Andreas: Ja, genau.

Markus: … war noch nie da, wird sicherlich interessant. Vielleicht noch kurz, wo kommst du ursprünglich her und was gab es da für ein Bier? Und weißt du noch, wie du überhaupt zu dem Thema Bier kamst?

Andreas: Ja, also es ist nicht so, dass ich aus einer Bierdynastie oder Brauerdynastie komme, ich bin quasi ein Quereinsteiger, ich bin der Erste in meiner Generation. Vielleicht auch der Letzte, weil die Kinder sich in andere Richtungen entwickeln, aber ist auch gut so. Ja, das ist eine gute Frage, wenn du mich jetzt nach der ersten Biersorte oder Marke, die ich getrunken habe? Ist natürlich abhängig, ich habe auch während des Studiums praktiziert, zwei Sommer hindurch in der Puntigamer Brauerei in Graz, aber auch in der Brauerei Schwechat. Und, ja, ich kann es jetzt, ehrlich gesagt, das ist eine Schande, aber ich kann es gar nicht sagen, welches Bier zuerst. Aber ich weiß, es war sicher noch, als ich größer geworden bin, war prinzipiell die Flasche. Aber möglicherweise war es vielleicht sogar ein Zipfer oder auch ein Schwechater, ich kann es nicht wirklich sagen.

Markus: Na, ist ja nicht schlimm. Also wahrscheinlich jedenfalls ein helles Bier?

Andreas: Ja, ja, also definitiv. Der Zugang war über ein Märzen oder Lager Bier. Wobei Märzen, muss man sagen für die deutschen Freunde, ist jetzt nicht das Wies´n Märzen, sondern unser österreichisches Märzen, wo es ja auch eine eigene Kategorie mittlerweile seit mehreren Jahren beim European Beer Star auch gibt. Das unterscheidet sich von eurem Hellen insofern ein wenig, als es etwas stärker gehopft ist, etwas mehr Alkohol hat um ein paar Zehntel. Ja und das war sicher der erste Schritt, um überhaupt mit dem Biergeschmack und dem Bier was anzufangen.

Markus: Ja und dann kommst du eben zur Wiege des Wiener Lager. Da vielleicht werden wir noch ein bisschen drüber reden. Also wir haben ja grade gesagt, eigentlich das helle Bier vorher schon in Österreich, bei uns ja letzten Endes auch mit dem Thema Pils und dann gibt es eben so einen Bierstil, der ja sogar mit Wien, mit der Hauptstadt von Österreich verbunden ist und der fast von der Bildfläche verschwunden war, der eher in Mittelamerika, in den USA irgendwo noch präsent war, aber eben weniger Zuhause. Wie war das, also als du dann nach Schwechat kamst, war das da schon ein Thema oder hat sich das erst wieder entwickelt, wie war das?

Andreas: Nein, nein, das hat sich wirklich erst entwickelt. Also vielleicht, warum dieser Bierstil mit dieser Bernsteinfarbe verschwunden ist, das war natürlich dann auch dem Umstand geschuldet, dass dann unmittelbar, nachdem Anton Dreher 1841 in diesem Bierstil mit dem Wiener Lager mehr oder minder going public rund um den Erdball gestartet hat, ist da ein Jahr später Josef Groll mit dem Pilsbier, das da noch heller gewesen ist, auf der Bildfläche der Brauer erschienen. Und über die Jahre hindurch sind die Biere dann auch immer heller geworden, sodass dann wir dann eben bei diesem Lager- oder Märzen-Bier oder bei dem Hellen gelandet sind. Und es ist richtig, die einzige Brauerei, wenn man so will, die in Österreich noch ein wenig diesen Wiener-Lager-Bierstil gepflegt hat, aber auch es nicht als solches tituliert hat, war die Brauerei Weitra und da relativ nahe zur Brauerei Zwettl im Waldviertel, also nördliches Österreich. Und richtig, es gab dann auch Theresianer, die haben die italienische Brauerei, die hat auch ein Wiener Lager gehabt, also über Jahre hindurch und in Österreich war es eigentlich komplett verschwunden. Und bei uns war es dann so, dass wir 2016 das aufgegriffen haben, weil das waren dann genau 175 Jahre seitdem Zeitpunkt, wo eben 1841 Anton Dreher, der Ältere, diesen Bierstil mehr oder minder, ja, kreiert, mehrere, sagen wir mal, Einzelteile, ein Mosaik zusammengesetzt hat. Damit meine ich eine neue Mälzungstechnologie, indirekte Beheizung, ich meine untergärige Hefe, damit meine ich auch kalte Gärbedingungen, kalte Lagerbedingungen, lange Lagerung bei kalten Temperaturen. Das alles zusammen hat ja dann den Wiener-Lager-Bierstil geprägt. Ja und eben der Anlass war, 175 Jahre, von 1841 her gerechnet. Und das war dann mehr oder minder der Startschuss, dass wir nachempfunden haben oder wir haben es interpretiert, wie das Wiener Lager, der Wiener-Lager-Bierstil geschmeckt haben muss. Ich muss dazu sagen, es ist leider nicht so, dass wir ins Archiv gegangen sind und irgendwo ein bisschen Staub von Büchern weggeblasen und die Originalrezeptur gefunden haben. Sondern über andere Literaturstellen, Beschreibungen von den Bieren, auch wie die Biere dann bei den diversen Weltausstellungen, sowohl in London als auch Paris, wo immer wieder sehr große Erfolge mit diesem Bierstil gefeiert wurden, Berichte darüber gelesen und eben es jetzt in diese Richtung interpretiert und gebraut. Haben den Herren damit auch, dass dann der Bierstil in Österreich plötzlich wieder en vogue war, ich möchte es nicht verheimlichen, das auch die Kollegen im 16. Bezirk Ottakring mit dem Wiener Original genauso in die gleiche Kerne geschlagen oder gebraut haben und ein paar andere kleinere Brauereien. Bis hin dazu, dass sich auch, seien es Hausbierbrauereien oder auch Hobbybrauer, plötzlich auch wieder mit diesem Bierstil befassen. Und das, finde ich, ist generell sehr gut. Das ist ein toller Beitrag zur Bierkultur und zur Diversifizierung zu den unterschiedlichen Bierstilen. Vielleicht ein Satz da noch zu meiner Person, ich bin auch hier ehrenamtlich Präsident vom Bund Österreichischer Braumeister und Brauereitechniker und da ist mir generell die österreichische Bierkultur, ganz egal ob große, kleine Brauereien, Konzernbrauerei, Privatbrauerei, generell ist mir sehr wichtig, etwas für die Bierkultur zu tun und zu bewerkstelligen. Und, genau, da freut es mich eben, dass es in Österreich selbst wiederdiesen Bierstil gibt. Und wir haben auch ein bisschen damals noch mit Doemens, als dort der European Beer Star abgehandelt wurde und die Kategorien mehr oder minder definiert und festgelegt wurden, ein paar Jahre kämpfen müssen, dass das Wiener Lager zu einem eigene Bierstil, auch eine eigene Kategorie wurde und nicht irgendwo bei dem Amber Lager mit läuft.

Markus: Ja, da habt ihr sehr wohl daran getan. Und ich glaube, es ist auch wirklich wichtig, grade auch für die Brauer eben aus einem Land, dass man so einen eigenen Bierstil hat, so eine gewisse Ikone irgendwie hat, hinter der man sich auch mal versammeln kann. Und ich habe die Diskussion jetzt grade erst miterlebt mir den polnischen Brauern, die eben ihr Baltic Porter haben und ihr Grodiczky haben, worauf sie sehr stolz sind. Was auch dort unheimlich die Euphorie entfacht und man eben da versucht, auch so eine gewisse Identität mit Bier selber zu haben und da ist das natürlich cool. Ich würde, bevor wir es gleich probieren, vielleicht noch kurz in die Geschichte ein bisschen einsteigen und zwar so, ich würde vielleicht ein bisschen erzählen, was ich so aus dem Vorfeld in Erinnerung habe und dann kannst du ja vielleicht ein bisschen erzählen, wie das dann vor Ort in Schwechat so ein bisschen weitergegangen ist. Also im Grunde gab es diese, sage ich mal, Spionagereise, in Anführungsstrichen, von Sedlmayer, Lederer und Dreher. Also interessant auch, ein Österreicher, ein Franke und ein Bayer, die zusammen nach England fahren und nach Schottland und dort eben die Bierkultur unter die Lupe nehmen beziehungsweise sogar unter den hohlen Gehstock, in dem sie Bogen ziehen, in dem sie sich das Ganze anschauen. Und dort war man damals gute 100 Jahre weiter als der ganze Kontinent. Und dieses Wissen nehmen die mit und haben dann an verschiedenen Punkten eben Dinge, wo sie ansetzen können. Einmal natürlich die Technologie an sich, Labortechnik, überhaupt Messungen von Temperaturen, von Stammwürzen, all das.

Andreas: Ja, Saccharomet war die Vorstufe von Saccharomter, ist dann auch schon in England bekannt gewesen, dort war einfach das Zentrum der Bierkultur, der Bierbrauereitechnologie, muss man vielmehr sagen, ja.

Markus: Richtig, genau. Und dann kommen die eben zurück und erfinden aber dann auch eben diese moderne Art des Mälzens. Das heißt, es gibt dann eben diese heutigen Standardmalze, Pilsner Malz, Münchner Malz, Wiener Malz, die sich dann natürlich am Ende auch in einem gewissen Bierstil niederschlagen. Und dann muss man aber noch das Panoptikum sehen vor Ort in Schwechat, wo man dann diese sehr, sehr, für damalige Verhältnisse, moderne Brauerei hat, mit gigantischen Eisweihern, wo dann eben auch entsprechend Eis geerntet wird, um kalt arbeiten zu können. Wo dann später auch die Dampfmaschine steht, eine der Ersten. Also wo man immer vorne dran ist und das weiter entwickelt und da dann eben auch diesen eigenen Bierstil hat. Und das finde ich interessant, wie war das denn so, als der Anton Dreher da zurückkam, wie hat sich das denn vor Ort entwickelt? Und wie sieht es die Brauerei aus der heutigen Perspektive, was da damals in den 1840er-, 50er-Jahren passiert ist?

Andreas: Es wäre schon spannend, könnte man eine Zeitreise machen und sich mit ihm unterhalten, mit Anton Dreher, dem Älteren, wie das gewesen ist. Es war ja so, er kam zurück und hat aber sein ganzes Wissen nicht an die Brauerei rundherum weitergegeben. Und da gab es auch diesen Ausspruch, also quasi Anton Dreher kommt zurück und ist dümmer als zuvor, weil er eben sich nicht so in die Karten blicken ließ. Es sind unterschiedlichste Dinge. Wo bei uns noch ein Holzkühlschiff in Verwendung war, hat er schon das Ganze gesehen und dann aus Metall. Dieser ganze Umstieg von direkte auf indirekte Befeuerung, wie sich das ausgewirkt hat in England im Pale Ale oder bei uns halt dann, dieses Wiener Malz, wo ich nur mit heißer Luft, als Wasserdampf dann ausscheide. Das Malz war viel heller, es ist nicht angebrannt gewesen und nicht diese rauchigen, also brenzligen Röstnoten gehabt. Und was auch noch dazu kam, plötzlich waren dann nicht mehr Tonkrüge aktuell, sondern es waren dann auch Glaskrüge leistbar, ja. Das heißt, wenn ich das Bier im Glas hatte, habe ich die hellere Farbe gesehen. Ich habe auch gesehen, obwohl der Filter noch nicht mehr oder minder erfunden wurde, dass durch die lange kalte Lagerung einfach es zu einem Absetzverhalten von Hefezellen, von den Eiweißpartikeln, von Druckstoffen gekommen ist und das Bier dann auch schon blanker erschienen ist. Und das war natürlich revolutionär und daher auch der große Erfolg. Auch wenn jetzt, wenn wir das Wiener Lager haben und sagen, naja, hell, so wirklich hell ist es ja nicht, es hat ja diese Bernsteinfarbe. Aber im Vergleich zu den Bieren, die früher gewesen sind, die ja fast in Dunkelbraun, Schwarz gegangen sind, war das natürlich ein starker Sprung, wenn man so will. Ja, vielerlei Hinsicht, die Dampfmaschine, das ist richtig. Die Eiskeller, die er angelegt hat. Wo wir quasi Nebenflüsse von der Donau, Seitenarme, wo im Winter das Eis geschnitten wurde, dann im Eiskeller die Eisblöcke gelagert, um halt möglichst, bis hin fast rund ums Jahr brauen zu können. Was ja bei uns schon möglich war, während, wenn ich jetzt an Bayern denke, gab es ja da ein Verbot, dass in der warmen Jahreszeit nicht gebraut werden darf. Wenn ich mich nicht irre, dann zwischen Josefe und Michael, zwischen April und Ende September, da wurde ja nicht gebraut. Dann gab es den Brausilvester am 30. September und dann ging es ja wieder los mit dem neuen Braujahr, wenn man so will. Das hat es bei uns dann nicht so gegeben. Und natürlich auch die, wie soll ich sagen, die Kooperation dann mit Karl von Linde. Und das war aber dann schon sein Sohn, der Anton Dreher, der Jüngere, der aber dann zuerst, und das ist manchmal vielleicht falsch dargestellt, die erste Kältemaschine gab es da nicht in Schwechat, sondern in Triest. Wo dann wirklich der erste funktionierende Maschinentyp also eingebaut oder installiert wurde. Der Grund ist vielleicht auch darin zu sehen, dass allein von der geografischen Lage wohl Triest immer schon wärmere Temperaturen hatte als hier im Wiener Raum. Und dann, eine der nächsten Kältemaschinen gab es dann eben auch hier in Schwechat. Und auch, weil du vorher diese Zusammenarbeit und diese Bierreise, Studienreise angesprochen hast mit Gabriel Sedlmayr primär, das hat ja noch über viele hindurch, gab es ja diese Freundschaft. Und man darf nicht außer Acht lassen, Sedlmayr selbst war ja der eigentlich, der in Auftrag gegeben hat bei Karl von Linde, eine Kältemaschine zu produzieren. Nur er hat dann durch die Rückschläge, die der Karl von Linde hatte, wo dann teilweise Maschinen explodiert sind und, und, und, hat er dann den Geldhahn etwas zugedreht. Aber alles in allem, diese Verbindung hat lange Zeit sehr viele Früchte getragen zwischen dem bayrischen Sedlmayr und dem, ja, bei Wien, in Schwechat befindlichen Anton Dreher oder Anton Dreher, der Ältere beziehungsweise der Jüngere.

Markus: Genau, also in beiden Fällen eben klassische Familiendynastien, die sich mit diesem Thema eben auch auseinandersetzen. Und vielleicht auch für die Hörer, um das noch ein bisschen einzuordnen, Triest, heute Italien, damals aber schon seit zig Jahren, wenn nicht sogar 100en von Jahren, eben österreichisch. Deswegen ganz normal eigentlich für …

Andreas: Ja.

Markus: … für einen Österreicher zu sagen, dann gehe ich eben in die klimatisch sinnvollste Ecke und mache das eben dort. Und natürlich auch eine große Stadt, eine Handelsstadt, eine Hafenstadt mit vielen Leuten, wo natürlich auch wirtschaftlich das sehr interessant war, ne.

Andreas: Das hat ja auch mitgeholfen, dass dann Exporte gestartet sind, nicht nur in ersten Kühlwaggons dann quasi im europäischen Festland, wo Anton Dreher … Wir haben einen noch bei uns unmittelbar vor den Toren der Brauerei stehen, einen Holzwaggon, wo dann Eisblöcke quasi unterhalb des normalen Bodens gelagert waren zum Kühlen des Waggons, wo die Bierfässer drinnen waren. Wenn zum Beispiel jetzt zur Weltausstellung nach Paris die Fässer transportiert wurden, dann ist halt in gewissen Abständen das Eis bei den Bahnhöfen erneuert worden, sodass man wirklich eine, wollen wir es nennen, Kühlkette aufrechtgehalten. Und dieses Wissen hat natürlich nicht nur, ja, also die Geschmackstabilität hat da sehr davon profitiert. So sind dann die Biere auch vor Ort eben, sei es in London bei der Weltausstellung oder auch in Paris, natürlich toll angekommen, keine Frage.

Markus: Ja und vielleicht noch ein Wort zum Sommerbrauverbot, muss man auch kurz, weil ja nicht immer alle Hörer ständig unsere Bücher lesen und sich damit beschäftigen. Es ist aber natürlich eine ganz spannende Geschichte, dass man eben aus dem 16. Jahrhundert das noch in Bayern hatte, dass man gesagt hat, okay, wir brauen wirklich nur zwischen Michaeli und Georgi und dazwischen eben nicht. Und das war ein Gesetz, was tatsächlich bis 1865 in Kraft geblieben ist. Und die Österreicher waren mit Schuld dran, in Anführungsstrichen, dass es dann endlich gefallen ist, weil die eben über die Grenze Bier über Bier exportiert haben im Sommer und die bayrischen Brauer haben immer mehr in die Röhre geguckt. Und haben dann zwar so ein bisschen in so einer bayrischen mir-san-mir-Mentalität die Grenzen etwas verschoben und dann bis im Juni, bis im Juli gebraut, aber war schwierig. Und dann hat man eben in einem großen Prozess, wo man dann auch die Regierung entsprechend unter Druck gesetzt hat, geschafft, dass dann am 19. Mai 1865 endlich das aufgehoben war und dann konnte man quasi auf Augenhöhe sein. Und dann kam natürlich tatsächlich auch relativ bald das Helle auf den Markt und dann waren einfach wieder so ein bisschen gleiche Verhältnisse hergestellt. Aber super spannend.

Andreas: Ja.

Markus: Also Biergeschichte ist ja überhaupt ein unglaublich spannendes Thema, mit dem ich mich sehr gerne beschäftige und weswegen ich auch so große Freude habe, dass wir heute über dieses tolle Thema und über dieses Bier reden können. Wobei wir es vielleicht auch mal trinken sollten.

Andreas: Ja, ja!

Markus: Du hast jetzt ja dankenswerter Weise mir einen Fourpack geschickt, also vier und in dem Fall Dosen von diesem wunderbaren Wiener Lager. Was auch von der Aufmachung her schon wirklich mir sehr gut gefällt. Schöner historischer Schriftzug, man sieht auch den Anton Dreher drauf, 1841, also wie es sich gehört. Und ich mache mal auf. Ich glaube, du kannst es mir gleich tun, oder?

Andreas: Ja. Ich habe mir auch in dem Fall eine Dose hergestellt, weil wir in Schwechat auch das Dosenkompetenzzentrum der Brau Union sind. Gibt aber natürlich das Bier auch im Fass und auch in unserer grünen Nostalgieflasche. Wo wir beginnend eigentlich 1999 unseren Schwechater Zwickl, diese Flasche, diese Nostalgieflasche wieder zum Leben erweckt haben so quasi, die Form spricht den früheren Bierflaschen, wie sie noch in der sogenannten Sturzkiste auch gewesen sind. Das waren Holzkisten, wo mehr als, ich glaube, es waren 26 Flaschen, wo dann auch, um den Platz auszunutzen, ungefähr sechs Flaschen dann über Kopf drinnen waren in der Kiste. Wir haben es bei uns noch am Exkursionsweg, so ein paar Relikte. Ja, ja, aber wie gesagt, um den Postweg auf jeden Fall, dass die Dosen oder das Bier sicher ankommt, habe ich in dem Fall die Dose gewählt.

Markus: Ja, nein, da bin ich dir auch sehr dankbar. Zumal ich sagen muss, also ich habe es ja noch nicht geschafft, vor Ort in der Brauerei zu sein. Ich glaube, es gibt ja auch ein Brauereimuseum …

Andreas: Ja.

Markus: … und so, also das muss unbedingt, steht auf meiner Liste, hoffentlich vielleicht sogar dieses Jahr zu tun.

Andreas: Gern!

Markus: Aber letztes Mal war es eben so, da kam ich vom österreichischen Bierwettbewerb, der da noch in Baden war und hatte ungefähr fünf Minuten auf dem Bahnhof in Wien, um dann weiterzufahren, und bin dann wirklich in den nächsten Kiosk quasi rein gerannt, habe mir diese wunderbare schöne grüne Flasche geschnappt, habe sie bezahlt und bin in den Zug und Nachhause gefahren. Und man muss wirklich sagen, es ist eine tolle Flasche, da hat man auch echt was in der Hand. Ich war am Anfang ein bisschen verwundert, weil die grüne Flasche natürlich immer nicht so vorteilhaft sein kann, aber wenn sie entsprechend gut behandelt, ich habe sie von hinten rausgenommen und bei mir auch schön kühl gehabt und dann auch gleich verkostet, war toll.

Andreas: Ja, ja.

Markus: Trotzdem bin ich jetzt gespannt hier auf die Dose, wie sich das jetzt … Komplett ohne Licht, ja. Hah, ach ist das schön! Also ich muss ja als Bamberger sagen, ich bin ja mit eben eher braunen und dunklen Bieren großgeworden, das ist meine Welt und so schön, also wirklich wunderschön, wie das hier im Glas ist, das macht richtig Lust. Also wir sind bei einer sehr hellen Kastanie oder, man könnte fast sagen, es hat einen Orangestich, also es strahlt mich richtig an.

Andreas: Ja, ja, genau, das ist, was wir auch meinen, der typische orangene Reflex. Und das Ganze, kann man sagen, kommt natürlich nur dann gut zur Geltung, das Bier ist ganz fein filtriert, dann kommt auch dieser orange Reflex oder dieses Feuer sehr gut durch. Auch wenn wir wissen, dass damals eben zu Zeiten von Anton Dreher, die Filtration eigentlich noch nicht gegeben hat.

Markus: Ja und da muss man ja auch sagen, wie du es vorhin schon gesagt hast, ich glaube, das ist vielen Leuten ja nicht bewusst, früher hat man diese Biere ja mindestens drei Monate gelagert, manchmal sogar länger. Und das bedeutet einfach, dass die Hefe sich absetzt und diese Biere waren in der Regel fast blank. Also das wir so filtrierte Biere haben, wie wir das heute so kennen, das ist ja erst im 20. Jahrhundert, hat sich das so durchgesetzt. Insofern, boah, also wunderbar! Es hat auch einen tollen Geruch, muss ich sagen. Also hier die ganze Umgebung hier in meinem kleinen Podcast-Studio, alles riecht so karamellig, nussig.

Andreas: Ja, ja.

Markus: Ein bisschen so nach Toffee.

Andreas: Ja, also diese Karamellnoten, die sind durchaus gewünscht.

Markus: Ja, na hoffe ich doch!

Andreas: Und ich finde, auch wirklich sehr schön. Wir haben einen sehr dichten feinporigen Schaum und der hat da so eine ganz leichte Ocker-Creme-Farbe. Das, finde ich, ist auch, ja, ist ein schönes Gesamtbild. Und wenn du, wie du richtig sagst, trotzdem diese Karamellnote, leichte Malznoten und dann, glaube ich, ist es soweit, dass man auch einen Schluck nehmen sollte.

Markus: Unbedingt, Prost! Also sehr cremig.

Andreas: Ja, es zieht sich, aus meiner Sicht, diese Karamellnote durchaus sehr schön weiter. Es ist, würde ich sagen, typgerechte Vollmundigkeit, nicht übertrieben, aber man merkt schon, es hat einen gewissen Körper mit einer leichten Malzsüße, ohne das es aber wirklich als süß empfunden wird. Und wenn du ein bisschen zuwartest, im Nachtrunk hast du einerseits doch ein bisschen so eine Röstbittere auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite, wir verwenden auch als letzte Hopfengabe den Saazer Hopfen. Vielleicht aus dem Grund auch, weil Anton Dreher, der Ältere, auch in Tschechen in der Gegend um Saaz auch Hopfenfelder besessen hat. Also er hat überhaupt viele landwirtschaftliche Betriebe besessen, unter anderen auch einen erstanden eben im Bereich Tschechen, um auch unabhängig zu sein, was den Hopfen betrifft. Er hatte auch landwirtschaftliche Güter gehabt, wo Gerste angebaut wurde. Das heißt, er hat auch versucht, ja, mal sagen, autark zu sein, was die Rohstoffe betrifft, weil er die ganzen Felder und Ländereien besessen hat. Ja und das war so, um das abzuschließen mit dem Saazer Hopfen, um dem Ganzen noch mehr Stimmigkeit oder auch Identizität zu verleihen.

Markus: Ja, also finde ich, merkt man auch so im Nachgang, dieses recht typische Aroma, ein bisschen harzig, klare definierte Bittere, wie man das auch von den Pilsener Bieren zum Beispiel kennt. Und finde ich auch hier wieder historisch natürlich total gut, dass man sagt, okay, man nimmt dann den Saazer Hopfen. Das ist ja so das ursprüngliche Hopfenkulturanbaugebiet, heute Zatec in der Tschechischen Republik eben, wo im Grunde der Kulturhopfen an sich jetzt auch herkommt. Und natürlich haben die dann damals in Österreich, Ungarn, da auch die Qualität gesucht und dann eben auch verwendet für dieses Bier. Und das ist interessant, weil genauso dann auch im Pilsener gelandet ist und dort seine Arbeit verrichtet. Also was ich wirklich total schön finde, ist dieses Schlanke. Also wenn wir hier bei uns so Biere von dieser Farbe haben, dann sind die deutlich süßer und sind deutlich gehaltvoller, haben weniger Karbonisierung, haben weniger Hopfenbittere. Das ist in der Tat ein großer Unterschied, aber man merkt trotzdem, dass eben die Karamellmalze drin sind, so eine leichte Röstmalznote ist dabei. Aber es ist viel leichter, es trinkt sich viel angenehmer. Und die hohe Kohlensäure macht es auch sehr frisch, also gefällt mir gut.

Andreas: Was man auch dazu sagen muss, es hilft natürlich auch etwas, ein gewisser kleiner, aber doch Anteil an Melanoidinmalz, das ja in der Schwenkphase sich länger hält. Ja, also wir sind durchaus zufrieden, dass es sich so darstellt.

Markus: Ja, nee, also wunderbar und kann man, wie gesagt, allen Hörern und Hörerinnen nur empfehlen, dass auch mal zu verkosten, natürlich idealerweise vor Ort oder dann eben auch mal Zuhause, je nachdem.

Andreas: Ich wollte noch sagen, das große Problem ist, dass es leider, und das ist Konzernentscheidung, aber so ist es halt, wenn man zu einem Konzern gehört, muss man schon dazu sagen, leider im Ausland, wenn man so will oder in den nahegelegenen umgebenden Ländern leider nicht erhältlich ist. Also man muss unbedingt in den Wiener Raum fahren, aber es lohnt sich ja sowieso, Wien zu besuchen und Umgebung.

Markus: Absolut! Und, ja, was natürlich auch wunderbar ist, also jetzt von meiner Warte aus gesprochen, es gibt ja einen Zug, der fährt durch, von Nürnberg bis nach Wien. Das ist man, glaube ich, insgesamt vier Stunden unterwegs, das ist gar nicht so dramatisch.

Andreas: Das ist richtig, das ist sensationell. Das habe ich zuletzt erlebt, als ich eben beim European Beer Star, wo die Verkostung eben in Nürnberg war. Es ist unglaublich, das schafft man mit keinem Auto. Also das ist zu empfehlen, mit und ohne Deutscher Bahn.

Markus: Ja, na, manchmal hat man ja die österreichischen Wägen, also es wechselt ja so ein bisschen ab.

Andreas: Ja, ja, es ist mal so, mal so. Auch die österreichische Bundesbahn, ist nicht alles Gold was glänzt.

Markus: Ja, naja, aber ihr habt auch die besseren Speisewägen, dass muss man zum Beispiel auch sagen und das bessere Kaffeeangebot. Aber relativ.

Andreas: Okay.

Markus: Also alle, die mich kennen, wissen, dass ich ein sehr pensionierter Bahnfahrer bin und das kommt mir natürlich tatsächlich unheimlich entgegen. Und insofern, also eine Reise nach Österreich und besonders auch nach Wien ist immer zu empfehlen, ganz grundsätzlich.

Andreas: Ja.

Markus: Was man noch sagen muss, gibt es denn überhaupt irgendwelche historischen Aufzeichnungen, wie diese Biere geschmeckt haben oder welche Rezepturen sie genau hatten oder ist das alles irgendwie weg?

Andreas: Naja, es ist eher, würde ich sagen, nur mehr aus diversen anderen Unterlagen, wo man so daraus schließen kann, wie es geschmeckt haben wird. Wir haben, ehrlich gesagt, keine Unterlagen. Wir haben zwar noch diverse Aufzeichnungen, da aber leider kein Wiener Lager mehr vorgekommen ist. Und was mir aber sehr geholfen hat, einen, den wir, glaube ich, alle kennen, der Conrad Seidl in seiner Funktion als Bierpapst, mit dem ich auch immer wieder Kontakt habe, hat mir eine Ausgabe des Journal of the Society of Arts von 1869 zukommen lassen, wo über das nach London importierte Dreher-Bier berichtet wird. Und da schreiben sie, es sei heller und klar, mit einem kräftigen, dichten Schaum, süß und wohlschmeckender als englische Bier, so wie leicht getreidigen Geschmack. Die Hopfung sei betont und die Bittere mit Fortdauer der Wahrnehmung nach einer Minute zunehmend spürbar. Die Bierfarbe war zwischen Kupfer und einem leichten rötlich-braun angesiedelt. Das Bier, obwohl nicht filtriert, nahezu blank aufgrund der langen kühlen Lagerung. Ich glaube, dem ist gar nicht viel hinzuzufügen. Aber es war leider nicht so, dass wir ins Archiv gingen und die Rezeptur gefunden haben, schade natürlich. Es ist immer so, wenn es zu Übersiedlungen kommt und früher war die Zentrale in Wien direkt auf der Landstraße und wenn dann etwas aufgelassen wird, gibt es leider Leute, die den einfachen Weg wählen, alles wegzuwerfen. Dramatisch vor allem für Bierhistoriker, wie du auch einer bist. Aber, ja, so ist es mal und man muss eben damit zurechtkommen, was man vorfindet. Vielleicht noch erwähnt, du bist ja im Besitz des Buches über die Geschichte der Brauerei Schwechat …

Markus: Ja.

Andreas: .. Wo ich mit anderen Kollegen, Alfred Paleczny und dem anderen Bierhistoriker Christian Springer, ein Buch über die Geschichte der Brauerei Schwechat eben verfasst habe. Und die haben dann doch eine Fülle an Unterlagen geschichtlicher Natur, gar nicht so sehr über den Bierstil, aber über die Entwicklung von Anton Dreher, dem Älteren und seinem Vater noch, wie sie aus Deutschland gekommen sind, wo sie dann in Klein Schwechat sesshaft wurden. Ja, also es ist durchaus spannend. Grad die Rezeptur als solche, mit der kann ich nicht dienen.

Markus: Naja, aber das ging ja schon ziemlich nah. Also man muss ja auch immer vergleichen, wenn das jetzt aus einem englischen Umfeld war, dann hatten die ja zu dieser Zeit ihre Biere zum Vergleich. Und wenn man dann eben …

Andreas: Ja, genau.

Markus: … dann kommt man da ja ziemlich gut mit dieser Beschreibung hin. Vielleicht dieses relativ Süße finde ich ganz interessant. Aber es lag vielleicht einfach daran, dass man damals diese ganz hohen Vergärungsgrade vielleicht so nicht erreicht hat, wie das heute ist.

Andreas: Ja, wird stimmen, ja.

Markus: Ja, aber, ja und was ich auch wichtig finde, ist, Schwechat war ja bis in die 1920er-Jahre oder sowas, war das ja gar nicht Wien, sondern es war eine eigenständige Gemeinde, eine eigenständige Stadt und dann wurde es ja erst zum Wien, oder?

Andreas: Ja, also es war so, Klein Schwechat kam dann zu Wien und wurde erst viel, viel später wieder … also jetzt sind wir lokalisiert zu Niederösterreich. Vieleicht 300 Meter und ich bin schon an der Wiener Stadtgrenze. Wenn ich jetzt von meinem Büro hinausschaue, dann gibt es da vorne die Klederinger Straße, läuft da drüben, das sind vielleicht 70 Meter entfernt, auf der rüberen Seite ist schon Wien. Also wir sind wirklich, drum sage ich immer so gerne, vor den Toren Wiens befinden wir uns.

Markus: Ja und was damit zusammenhängt, ist eben die Frage, dieser Begriff Wiener Lager, ist dann eher ein, ich sage mal, moderner Begriff, also kommt der erst im 20 Jahrhundert auf oder hat man das …

Andreas: Nein, nein, das war schon das Vienna Lager, das ist auch so in dem englischen Artikel von 1869, steht Vienna Lager.

Markus: Ah, okay.

Andreas: Also da waren wir Großraum Wien oder Wien, ja, ja, das ….

Markus: Interessant. Ja und interessant auch, dass ja viele Auswanderer, die da eben aus Österreich ausgewandert sind, ähnlich wie auch Brauer, die eben zum Beispiel aus Deutschland weggegangen sind nach Amerika, dann eben ihre Rezepturen, ihre Hefen mitgenommen haben und dort ihre Biere gemacht haben. Und dass es dann eben in Mexiko, in Texas große, ja, Brauereien gab und bis heute noch gibt, wo mehr oder weniger ein Wiener Lager hergestellt wird …

Andreas: Ja.

Markus: … was dann lange Zeit eben größer war als das eigentliche im Mutterland. Habt ihr da mal Verbindungen irgendwie hergestellt?

Andreas: Nein, nicht wirklich. Es ist zwar auch interessant, dass sich der Name Dreher noch hält, wir kennen es wahrscheinlich alle, die irgendwo in Italien Urlaub gemacht haben. Da gibt es einerseits das Dreher Bier, das aber natürlich eher ein Helles ist. Beziehungsweise in Ungarn gibt es auch noch ein Dreher Bier, wo sogar noch das alte Logo Verwendung findet mit dem weißen Dreieck auf rotem Grund. Aber, ja Kontakt mit Mexiko haben wir aufgenommen, nein. Aber es ist ja generell so, wie du richtig sagst, sind ja viele amerikanische Brauereien so entstanden, dass eben vermutlich, also mehrheitlich deutsche Brauer, ob das jetzt Coors, ob das Miller und so gewesen ist, die sind ja alle, oder Budweiser, Budweiser, aus Deutschland gekommen und haben dort die Bierbranche zum Leben erweckt, wenn man so will. Das wissen ja die wenigstens. Und da gibt es ja in der Brauwelt den Günther Thömmes, der hat sich da sehr verdient gemacht hat und, genau, immer diese Dynastien und Geschlechter, die Wichtigen aus der Braubranche, ja, ermittelt hat, ja.

Markus: Vielleicht nochmal zurück zur Brauerei, ihr macht ja jetzt nicht nur Wiener Lager, also das ist natürlich heute unser Thema und ist auch der große Star für Leute, die sich eben für das Thema Bier interessieren. Was gibt es denn sonst so?

Andreas: Es ist so, unsere Hauptmarke ist natürlich ein klassisches Schwechater, wenn man so will, bei uns heißt es Schwechater Bier, also ein Lagerbier, das die Farbe wie ein Helles hat mit 11,6 Stammwürze und 5,0 Alkohol. Vielleicht dazu gesagt, was wir jetzt im Glas haben, hat 12,8 Stammwürze und 5,3% Alkohol. Wir haben, wie schon vorher kurz erwähnt, als wir über die Glasflasche gesprochen, die Nostalgieflasche, wir haben unser, in einigen Teilen würde man Kellerbier sagen, aber wir sagen, es ist das Schwechater Zwickl, das ist auch der Begriff, der im Osten Österreichs eigentlich der Gängige ist, mit 12,5 Stammwürze und 5,2% Alkohol. Wie gesagt, die Hauptmarke ist das Schwechater Bier, das gibt es mit dem roten Etikett oder die rote Dose. Dann produzieren wir ein alkoholfreies Schwechater, das ist das Schlossgold, eine Marke, wo wir die Lizenz übernommen haben damals noch vom Feldschlösschen von der Schweiz. Die quasi auf gleicher Basis wie ein Clausthaler, nur über das Kältekontaktverfahren, also kurze Kontaktzeit der Hefen mit der Würze, nur ganz wenig Gärungsnebenprodukte, die da zwischenzeitlich entstehen. Kurze Kontaktzeit bei zwei bis fünf Grad vielleicht fünf Tage und dann natürlich entfernen der Hefe, auch schon die Gärung gestoppt. Das ist die Variante, wie wir die beiden Alkoholfreien machen. Sind nicht 100-prozentig alkoholfrei. Aber ich glaube, das ist ja wie bei euch auch, <0,5 maximal =0,5% Alkohol, also das bewegt sich dann tatsächlich irgendwo bei 0,3% und davon wird man sicher keinen Rausch sich anzüchten können. Ja und dann einmal im Jahr und das macht Freude, weil dort sind wir immer etwas kreativ und jedes Jahr etwas anders gestaltet, die Rezeptur, einen Schwechater Zwickl Bock, der nahezu an eure Bezeichnung Doppelbock herankommt, wenn er 17,7 Stammwürze und, sage ich mal, so bei 7,5 bis 7,7% Alkohol hat. Das ist natürlich dann die Königsdisziplin, wo wir auch ein bisschen an der Rezeptur schrauben können. Sonst, muss ich sagen, sind wir natürlich als eine Brauerei, die 1,1, 1,2 Millionen Hektoliter im Jahr produziert und abfüllt, natürlich, was die Kreativität mit kleinen Suden und neuer Sorten, sind wir da etwas eingeschränkt. Aber jeder hat halt seine Berechtigung und ich kann durchaus gut damit leben, die Qualität von Schwechater Bieren hochzuhalten, ohne kreativ sein zu müssen und irgendein Pastry Stout zu kreieren.

Markus: Ja, das stimmt. Und letzten Endes, ich meine, ist ja auch gut, wenn man sich auf das konzentriert, was man schlicht und einfach am besten kann.

Andreas: Ja.

Markus: Und das ist ja auch gut so. Was mich noch interessieren würde, du hast mir ja in der Dose geschickt und bei uns in Deutschland ist das Thema Dose ja, ich würde mal sagen, immer noch so gut wie am Anfang. Also muss man ja sagen, wir hatten ja Getränkedosen bis um 2000, dann sind die mehr oder weniger verschwunden mit der Einführung von unserem Grünen-Punkt-System und dem Pfandsystem für Dosen, dann waren die weg vom Markt, zumindest was das Thema Bier angeht. Und dann kam die Dose langsam wieder über sowas wie Prosecco und so und jetzt feiert sie so ein bisschen Renaissance, weil eben viele grad kleinere Brauereien, Craft-Brauer sagen, es ist einfacher zu verschicken, es ist einfacher zu händeln.

Andreas: Gewichtsstabilität ist natürlich ein ganz enormes Plus und die Geschmacksstabilität damit gegeben ist. Du sprichst da einen Punkt an und stichst in eine furchtbare Wunde, weil, wie du wahrscheinlich weißt, vielleicht ist aus dem Grund die Frage gestellt, mit Anfang, als mit Jänner 2025 wird es auch in Österreich ein Dosenpfand und ein Pfand auf PET-Flaschen geben. Wie sich das entwickelt, ich hoffe, man hat aus, wenn mir jetzt erlaubt ist zu sagen, aus den Fehlern, die gleich bei unseren Nachbaren, also bei euch passiert sind, dass man so ein Pfand nicht beginnt. Aber ich glaube, diese 25 Cent, die sind fix. Man muss auch dazu sagen, dass das Flaschenpfand von ursprünglichen 1 Cent pro Flasche, wird auch auf 20 Cent angehoben, leider nicht ganz auf das Dosenniveau. Ich glaube, das größte Problem ist nicht die Bereitschaft, 25 Cent mehr zu zahlen, weil für die Flasche sind es dann auch 20 Cent mehr, aber du hast Zuhause das Handling. Jetzt muss ich die Dosen aufheben, ich darf sie nicht zusammendrücken, weil irgendwo gibt es eine EAN-Code oder wie auch immer, der dann eingelesen werden muss und erkannt werden muss. Da, glaube ich, also das ist für mich eigentlich der größte Knackpunkt. Aber, ja, mal sehen, es ist, ja, unsere Achillesferse, ja.

Markus: Ja, aber momentan seid ihr schon ein Dosenkompetenzzentrum.

Andreas: Ja, ja. Und es ist auch, in Österreich ist es so, dass wir, was die Dose betrifft, bewegen wir uns so gesamt, was den Gebindemix betrifft, so ungefähr bei, ja, 26, 28 Prozent, also wir nähern uns der 30 Prozent, die in der Dose verkauft werden. Hat natürlich auch noch etwas Aufschwung genommen seit Corona, wo generell der Lebensmittelhandel und der Bierverkauf im Lebensmittelhandel gestiegen ist. Und wie wahrscheinlich generell, in eurem Lande genauso, Gastronomie zurückgegangen ist. Viele, die gemerkt haben, ja, Zuhause Bier trinken ist auch nett. Sie gehen weniger weg, konsumieren weniger. Und ich glaube, Gastronomie ist in all unseren Ländern, ja, geprügelt und täglich sperrt irgendein Wirt zu, ne.

Markus: Ja, das nimmt leider Gottes zu und auch immer mehr Gestalt an, weil es in Europa so ein bisschen zeitversetzt passiert, habe ich den Eindruck. Also aus Irland zum Beispiel kamen ja die ersten Horrorbotschaften schon vor zwei Jahren, dass da mittlerweile jeder vierte Pub geschlossen ist und dieser Trend eben weiter anhält. Und bei uns scheint es langsam auch Realität zu werden. Aber gut, wir müssen sehen, da ist vielleicht auch einiges an Marktbereinigung im Gange, die mittelfristig so oder so passiert wäre, das kann auch sein. Aber auf jeden Fall mahnt es, mit Sachverstand an die Sache ranzugehen. Das Gute, glaube ich, für euch ist, dass die Dose ja nicht von so einem negativen Image kommt wie das bei uns damals war, da war das ja wirklich das Billigbier. Und die Dose war auch damals, ehrlich gesagt, in den 90ern, da hat man noch das Metallische geschmeckt, da war das auch ein dickes Metallding und das hatte nicht das, was heute diese Dosen haben, diese gewisse Eleganz und eben die Geschmacksstabilität. Also insofern, das glaube ich, also da hoffe ich jedenfalls, wünsche ich euch, dass das nicht zu sehr reinhaut.

Andreas: Wegbereiter sind unter anderen, ob bewusst oder unbewusst, einige von den kleineren Brauereien, damit meine ich bis hin zu den Craft-Brewerys. In Österreich die Erste war Bevog, das ist an der Grenze zu Slowenien, also in Radkersburg genau genommen, in der Steiermark. Das war der Erste, der gesagt hat, sein Bier kommt in die Dose. Und gut, von Amerika brauchen wir gar nicht reden, da ist es Gang und Gäbe, das Bier teilweise nur mehr in der Dose ist. Und was mir besonders gefällt, wenn du bei uns dein Bier in einem Siphon abfüllen lässt im Bierlokal, dann haben die dort ihre Dose, wo sie dann sich fast, umgerechnet ungefähr ein Liter Bier abfüllen, je nachdem, was grad on tape ist und dann kommt noch der Deckel drauf, Dosenfalz drauf, zack. Und, ja, es ist einfach, die Lichtundurchlässigkeit und damit eine längere Haltbarkeit, Geschmackstabilität, das kann man nicht leugnen. Und der Eindruck, dass das Bier dann metalisch schmeckt, das ist, ja, hält sich über Generationen, ist aber durch nichts gerechtfertigt. Ein Dreiglas hast, gleiches Bier, Flasche und Dose, wird man nicht signifikant den Unterschied merken.

Markus: Ja, wenn überhaupt dann meistens eher zum Negativen von manchen Flaschen.

Andreas: Wenn es über eine gewisse Lagerzeit geht, ja, genau.

Markus: Also dementsprechend, jede Dose ist ja wie ein kleines Fass. Ja, dann …

Andreas: Genau, ein Nano-Keg.

Markus: Genau. Das ist ja ein schöner Ausdruck, den werde ich mir auf jeden Fall merken. Ja, dann vielen Dank für deine Zeit und  die vielen Infos. Vielleicht magst du am Schluss noch einen kleinen Tipp geben, wenn jetzt Leute sagen, sie wollen eben mal zu euch. Was ist die beste Jahreszeit, um bei euch vorbeizuschauen? Gibt es ein paar Tipps drum rum, die du Leuten noch geben würdest, die sagen, sie wollen Wiener Lager erleben?

Andreas: Also wenn es eine Gruppe so ab fünf ist, dann können sie natürlich auch eine Exkursion bei uns buchen, wo sie durchgeführt werden auf den Spuren von Anton Dreher. Und dann nachher auch im Brauhaus unsere Schwechater Triologie, die Hopfenperle, ein filtriertes, quasi pilsartiges Bier, dann eben das Zwickl und das Wiener Lager zu verkosten. Wir haben auch einen schönen Gastgarten bei dem Brauhaus dabei mit aus einer anderen Location stammend, verpflanzten Kastanienbäumen. ja, also ich würde sagen, grade am Wochenende sind keine Führungen, das ist vielleicht ein Manko, aber wenn man in der heißen Jahreszeit, auch an einem Freitag geht es sich noch aus, da wird auf jeden Fall produziert und abgefüllt. Ja, immer eine Reise wert. Und ganz simpel und www.schwechater.at kommt man auf die Website und dann kann man sich schon informieren und Kontakt aufnehmen und eine Exkursion sich organisieren.

Markus: Wunderbar, dann nehmen wir diese Tipp so mit. Und wünsche ich dir heute noch einen wunderschönen weiteren Tag und sage nochmal vielen Dank für deine Zeit.

Andreas: Ja, danke ebenso, hat mich sehr gefreut. Und, ja, dann würde ich schließen mit dem Spruch, Hopf und Malz, Gott erhalt´s. Es hat mich sehr gefreut, bye, bye.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 131 – Interview mit Jonas Trummer, Head Brewer bei der Little Atlantique Brewery in Nantes, Frankreich

In dieser Folge von BierTalk entführen wir Sie auf eine geschmackvolle Reise quer durch Europa – von den Hopfenfeldern Deutschlands über die Brauereien Polens bis hin zu den Craft Beer Pubs Frankreichs. Unser spezieller Gast, der weitgereiste Braumeister Jonas Trummer, teilt seine Anekdoten aus der Welt des Bieres mit uns und geht mit uns auf eine Reise durch die Geheimnisse der aktuellen europäischen Bierkultur, von traditionellen Brauverfahren bis zu experimentellen Craft Bieren. Schenken Sie sich ein kühles Glas ein und stoßen Sie mit uns an – auf eine Episode voller Entdeckungen und leidenschaftlicher Bierliebe…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine kleine europäische Reise, wir sind natürlich in Deutschland, aber irgendwie auch in Polen und irgendwie auch in Frankreich und sonst wo auf der Welt. Also schauen wir einfach mal. Ich freue mich sehr, dass Jonas Trummer bei uns ist, ein eben europäisch erfahrener Brauer. Und, ja, vielleicht, Jonas, stellst du dich mal selber kurz unseren Hörern vor.

Jonas: Ja, guten Tag. Dankeschön für die Einladung, Markus! Mein Name ist Jonas Trummer, wie du schon gesagt hast, Braumeister aus Leidenschaft, aber auch promovierter Brauingenieur. Und momentan in Frankreich tätig in Nantes, 60 Kilometer weit weg von der Atlantikküste.

Markus: Ja, auf jeden Fall eine spannende Ecke. Also insgesamt ja Frankreich jetzt grade die europäische Biernation, könnte man fast sagen, also sowohl was die Anzahl als auch, was die Vielfalt zum Beispiel angeht und auch den Drive, der da irgendwie in der Szene ist. Auf der anderen Seite, Atlantik auch interessant. Ich habe mir da zum Beispiel vor einigen Jahren ein Bier bestellt, was mit Spirulina-Algen hergestellt worden ist und das war dann ein blaues Bier. Fand ich auch super interessant, also man ist da wirklich sehr kreativ. Und ich glaube, man hört auch, dass du eher so aus dem Südwesten von Deutschland kommst, dachte ich zumindest. Aber ja, vielleicht kannst du uns da ein bisschen aufklären, also wie hat es dich überhaupt zum Brauen verschlagen?

Jonas: Ja, genau, das hast du schon richtig gehört, ich strenge mich an, so gut wie möglich Hochdeutsch zu reden, aber ich bin tatsächlich aus dem Nordbadischen, aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Was dann ja auch gar nicht so weit weg ist dann wieder zu euch rüber ins Frankenland. Und, genau, dass ist mein süddeutscher Einschlag. Und wie das so ist nun mal in der Region und im Dörflichen, ganz genauso wie im Frankenland, da ist man von jungen Jahren natürlich auch schon auf den Sportfesten und Musikfesten mit dem Bier in Kontakt. Und da hat mir das damals schon zugesagt und ich wollte einfach noch mehr darüber wissen schon in jungen Jahren. Und da kam das eigentlich so mit dem ersten Kontakt, dass ich gesagt hab, für das einwöchige Praktikum, dass man im Gymnasium machen muss, also wenn man da so 15, 16 Jahre alt ist, da bin ich dann zu der Tucher Brauerei nach Nürnberg gegangen tatsächlich. Und das war so die erste Erfahrung für mich auch im Technischen und im Wissenschaftlichen, wie das eigentlich mit dem Bier funktioniert. Und das war eine wunderbare Woche dort in Nürnberg. Das war dann noch in der alten Brauerei in der Stadt und da hat es auch wirklich sehr viel Spaß gemacht. Für mich war das eine neue Erfahrung, mit 16 Jahren da um sechs Uhr morgens aufzutauchen. Um neun Uhr gab es ein paar Pfandmarken in die Hand und es hat geheißen, trink ein Bier, wenn du willst, wir trinken alle eins. Heißt, das war schon sehr interessant damals.

Markus: Ja und irgendwie auch eine Einführung ins Frankenland, ne?

Jonas: Ganz genau, das war so die erste Einführung ins Frankenland auch.

Markus: Und vielleicht können wir an der Stelle ganz kurz noch aufräumen mit dem Mythos, dass man in solchen Brauereien gar nicht wirklich Bier braut, sondern nur auf Knöpfe drückt. Das ist nicht sondern, ne?

Jonas: In der neuen Tucher Brauerei war ich noch nicht. In der Alten war es tatsächlich sondern, dass noch viel auch mehr Handarbeit war. Und das muss ich dann tatsächlich sagen, ja, man muss nicht immer Knöpfe drücken, aber es gibt natürlich auch sehr große Brauereien, wollte viele Knöpfe gedrückt werden, aber ohne das Handwerkliche kommt man nie aus in einer Brauerei heutzutage.

Markus: Genau, das ist der entscheidende Punkt, ohne kommen man da nicht weiter. Aber ich habe dich völlig unterbrochen, also du bist jetzt im Frankenland vom fränkischen Biervirus auch am Morgen infiziert. Wie geht es weiter?

Jonas: Das war gigantisch natürlich dann mit der Tucher Brauerei und da ich mir schon sondern mit 16, ja, das könnte man ja eventuell studieren. Ich sehe, diesen Studiengang gibt es. Meine Eltern waren dachte nicht sondern ganz begeistert davon damals, die haben gesagt: „Jonas, werde doch Lehrer und braue ein bisschen hobbymäßig.“ Und insofern war es noch nicht ganz klar. Ich habe dann aber mir so ein, wie viele andere in unserem Metier, auch ein Bierbrauset gekauft mit 16 und dachte die ersten Biere gemacht. Da sind auch einige Flaschen explodiert. Viele Grüße an meinen Vater, der musste das aushalten, dass im Keller die Flaschen explodieren. Und das war so die erste Erfahrung mit dem selber Brauen dann. Aber dann nach dem Abitur, um mich nochmal zu vergewissern, dass ich das studieren möchte auch, war ich dann bei der Rothaus Brauerei für sechs Monate und habe da ein Praktikum gemacht, quasi ein Vorpraktikum für das Studium des Brauwesens- und Getränketechnologie in Weihenstephan. Und da war mir dann auch klar danach, das möchte ich unbedingt machen. Weil einerseits, Brauerei Rothaus wunderbar, wunderbar gelegen, hochmodern und sehr, sehr nette Menschen. Heißt, da hat mir das wirklich sehr gefallen, in einer Brauerei zu arbeiten und da noch mehr drüber zu wissen. Und so kam es, dass ich mich dazu entschlossen habe, nach Freising zu gehen nach Weihenstephan, ja.

Markus: Wahnsinn, das ist echt spannend. Und ich finde es sehr schön, dass du eben auch sagst, okay, du warst zwar bei den größeren Läden, aber eben auch da macht es Spaß, da trifft man einfach tolle Leute, die mit viel Motivation an diesem Lieblingsgetränk arbeiten und am Ende kommt eben auch was Gutes dabei raus, das ist schön. Apropos, wir reden die ganze Zeit über Bier, aber wir haben keins. Jetzt haben wir uns im Vorfeld ja so ein bisschen abgesprochen, dass wir einfach jeder ein, zwei Bierchen holen und mal gucken, was man so hat. Magst du dir schon eins aufmachen oder ist es dir noch zu früh?

Jonas: Für mich ist es in Ordnung, wir können gern eins aufmachen, ich habe schon gut frühstückt vorher.

Markus: Na wunderbar. Ja, magst du anfangen oder soll ich, wie du willst.

Jonas: Ja, also ich stelle das erste Bier mal vor, bevor ich es einschenke. Was ich mir hier geholt habe, wie gesagt, in Nantes, Frankreich, gibt es viele Craft-Beer-Shops und es gibt eine sehr gute Auswahl an internationalen Bieren, Craft Beer, aber auch traditionell, weniger deutsche Biere, die man findet. Umso mehr bin ich froh, dass ich hier den Weihenstephaner Vitus gefunden habe und den schon sicherlich zwei Jahre nicht mehr getrunken habe und der mich auch ein bisschen ans Studium erinnert. Und da hoffe ich, dass er immer noch so gut schmeckt wie damals. An Preisen mangelt es ihm ja nicht.

Markus: Nein, das auf gar keinen Fall. Und ich muss sagen, ich war letztes Jahr erst in Weihenstephan vor Ort und habe auch da mal wieder einen Vitus genossen und es ist und bleicht nach wie vor ein wunderbares, unglaublich aromatisches, komplexes, tolles Bier. Und auch ein schöner Start in so einen Sonntagmorgen, finde ich nicht schlecht, coole Nummer! Bin ich gleich gespannt, was du erzählst. Und ich muss sagen, es bringt mich auch ein bisschen zurück an die Anfänge von der BierAkademie, weil einer unserer allerersten Aufträge war, dass wir in Frankreich Ausbildungen gemacht haben für eine Getränkemarke, die nannte sich oder nennt sich R&B, also Wein und Bier. Und die waren oder sind in den Industriegebieten nahe der großen Städte jeweils und haben eben große Auswahl an Weinen aber eben auch internationalen Bieren, viele deutsche Biere, viele belgische Biere und da gibt es auch noch Salami und so ein bisschen anderes Zeugs. Und da hat sich dann damals eben so vor 10, 15 Jahren so die rebellische Jugend Frankreichs getroffen, wenn sie eben mal nicht das machen wollten, was ihre Eltern machen. Und das war so der Anfang dieser ganzen Biergeschichte, die ja jetzt in Frankreich natürlich ganz anders ausschaut. Gibt es die R&B-Stores noch?

Jonas: Die gibt es tatsächlich noch. Hier in Nantes sind circa drei in den Außenbereichen. Und da verkaufen wir natürlich auch unser Bier hin tatsächlich, ja.

Markus: Ja, das ist ja wunderbar. Haben wir ein bisschen, haben wir da auch einen Anteil dran. Aber jetzt zurück zu deinem Vitus.

Jonas: Ja, genau, also ich mache mal auf. Und leider keine Weißbierglas hier, weil, die habe ich alle in der Brauerei stehen, ja, wir in der Brauereien nur die Pint-Gläser haben und nicht sagen, Weißbier kann man leider nur aus einem Weißbierglas trinken, drum habe ich mein Weißbierglas dort geparkt. Aber ich habe hier ein schönes Teku.

Markus: Absolut!

Jonas: Das macht es natürlich auch.

Markus: Ja, ist ja auch ein unglaublich aromatisches Bier, wo man ganz viel eben der Hefearomen letzten Endes hat. Macht ihr in eurer Brauerei in Nantes auch deutsche Bierstile?

Jonas: Ja. Also wie du dich ja gut auskennst in Frankreich, die ganz traditionellen oder die kleinen Brauereien, die damals angefangen haben, die sind ja mehr auf die belgischen Bierstile dann, haben die angefangen. Und in Frankreich ist es ja immer noch so, dass die Konsumenten oftmals nur unterscheiden zwischen einem Blonden, einem Braunen und einem Dunklen und einem Bernsteinfarbenen. Und da ist eigentlich immer klar, dass es sich grundsätzlich um einen belgischen Stil handelt. Heißt es Blonde, ist es ein belgisches Blonde, meistens natürlich auch dann mit einer belgischen Hefe vergoren, wo dann diese Phenole und Ester abgibt, was es ein bisschen gewürzig gemacht. Und das Brune, das Braune, ja natürlich auch ein belgisches Braunbier. Und das Ambre, das Bernsteinbier ist normalerweise auch dann sowas wie ein Dubbel oder ein Tripel. Und da haben wir das ganz anders angegangen bei uns in der Brauerei hier, bei uns ist das Blonde ein American Pale Ale. Heißt, schön fruchtig, mit amerikanischen Hopfen, kaltgestopft natürlich. Und unser Ambre ist kein belgisches Dubbel oder sondern ein Doppelbock und richtig schön, ganz fein vergoren, ohne irgendwelche Nebenprodukte, heißt, das ist clean. Und dann haben wir ein Schwarzbier, das ist natürlich dann auch ein deutscher Bierstil, das ist unser schwarzes Bier. Und zusätzlich das Blanche, das Weißbier. Machen wir kein belgisches Witbier, sondern ein bayrisches Weißbier.

Markus: Woah, beeindruckendes Programm!

Jonas: Das sind so die Hauptbierstile. Aber kann ich nachher noch ein bisschen mehr drüber erzählen, was für Biere wir hier noch machen. Ganz, ganz viele verschiedene Craft-Beer-Stile, die sehr, sehr interessant sind und die man in Deutschland meistens so nicht findet in kleineren oder mittelständischen Brauereien.

Markus: Genau, das Ganze heißt Atlantique Brewery, glaube ich, ne?

Jonas: Genau, Little Atlantique Brewery. Und das ist gelegen unten an der Loire, also am Fluss. Und das wurde umgebaut, das war früher mal eine Seifenfabrik und das Gebäude, das war brachgelegen jetzt für 80 Jahre und das wurde umgebaut vor fünf Jahren. Und das haben sie wirklich gigantisch gemacht, ein Holzbau, das sieht aus ein bisschen wie eine Kathedrale, Platz für bis zu 800.000 Leute. Heißt, ein richtig schöner großen Biergarten außen und dann natürlich die zugehörige Küche. Die in Frankreich natürlich auch immer ein bisschen anders aussieht wie jetzt in deutschen Biergärten, sondern es ist auch schon ein bisschen mehr diese Haute Cuisine mit ihrem Mittagstisch, aber abends dann auch mal Burger oder Fish & Chips. Und das ist wunderbar gelegen und ist jetzt seit fünf Jahren am Laufen und stetig am wachsen.

Markus: Ja, also wunderbar. Und Nantes überhaupt, also ich war in den 90ern tatsächlich zuletzt da, also ist schon ein bisschen her, aber habe nur sehr, sehr positive, wunderschöne Erinnerungen an die Stadt und an die Architektur und alles, was sich so entlang der Loire schlängelt. Aber ich glaube, wir müssen zuerst zurück zum Bier, ich habe dich schon wieder unterbrochen mit dem Vitus. Wie läuft es denn?

Jonas: Ich habe noch gar nicht reingerochen, das werde ich jetzt mal machen. Ja, ist immer noch so gigantisch wie früher. Also ganz, ganz viele Ester und die Banane ist natürlich stark im Vordergrund hier. Auch mit ganz wenig Nelke und man riecht, dass es vollmundig sein wird. Also ich werde mal einen Schluck trinken.

Markus: Prost auf jeden Fall!

Jonas: Prost! Wirklich gigantisch, ja. Vollmundig, die Banane ist da. Die 7,7% Alkohol, die auf der Flasche stehen, schmeckt man gar nicht wirklich raus, es macht es halt einfach auch sehr drinkable. Und ein klasse Bier! Also freut mich, dass ich es gefunden habe.

Markus: Ja und freut mich, dass du es hier im Talk vorstellst. Ich glaube, den Vitus haben wir noch nie, aber es ist wirklich ein absolut sensationelles Bier, was ich auch immer wieder gerne bei Tastings verwende. Ist einfach auch eine Bank, also da kann man sich drauf verlassen, das ist eben einfach immer gut. Und es lässt sich auch ein bisschen lagern, das heißt, man muss da jetzt nicht unbedingt auf das MHD groß schauen. Also wirklich eine ganz, ganz schöne Geschichte. Jetzt muss ich aber sagen, mir läuft so ein bisschen das Wasser im Mund zusammen, also muss ich auch ein Bier aufmachen.

Jonas: Jawohl.

Markus: Jawohl und ich habe tatsächlich mal in meinen Kühlschrank geschaut, was da noch an schönen Nettigkeiten rumsteht. Und ich war mal wieder in der Jury vom Bierwettbewerb von Maisel´s, so ein Hobbybrauwettbewerb bei der Home Brew letztes Jahr und da hat dann das Hopy Dunkel gewonnen. Und dann haben sie mir jetzt eine der ersten Flaschen von diesem dann groß gebrauten Gewinnersud geschickt. Ich habe es aber selber noch nie probiert, deswegen werde ich das jetzt mal tun. War eine ganz spannende Geschichte, weil wir in der Jury dann viel diskutiert haben, wenn ich diese Vorgabe gebe Hopy Dunkel, was ist wichtiger? Also das wir wirklich ein schönes Dunkel haben, dass da eben die Malzaromen, diese, ja, sagen wir mal Röstaromen, Schokolade, Kaffee, was da so dazugehört, eben schön präsent ist oder ist es wichtiger, dieses Hopy im Vordergrund zu haben, also sehr intensive hopfige, blumige, fruchtige, was weiß ich was für Aromen? Und da gab es dann tatsächlich logischerweise auch so zwei Strömungen in der Jury. Und auch von den eingereichten Bieren, da waren teilweise welche dabei, die waren hell. Was dann irgendwie schon ein bisschen grenzwertig war, fand ich. Bis hin zu eben absoluten stoutigen Röstgaranten, sage ich mal so. Aber dieses hier hat gewonnen, das war dann, glaube ich, ein ganz guter Kompromiss, auch ein ganz lieber Brauer. Ich mache mal auf, so. So, also in der französischen Bierwelt würde man das unter den Ambre wahrscheinlich, bernsteinfarbenen Bieren. Wobei es relativ dunkler Bernstein ist, also sowas zwischen Bernstein und Kastanie, könnte ich mir vorstellen. Der Schaum ist auch richtig schön getönt, lädt ein. Ja und in der Nase hat man tatsächlich diesen Twist, also einerseits ein bisschen so nussige Aromen, obwohl man das Röstige tatsächlich riecht. Aber auf der anderen Seite so Stachelbeere, ein bisschen tatsächlich auch so gelbe Früchte und ein bisschen rote Beeren vielleicht im Hintergrund, also tatsächlich auch schön fruchtig. Ich probiere mal. Hm, mhm, sehr fein. Also ein toller Twist. Das fängt relativ süß an, da kommen dann diese schönen malzigen Aromen. Dann kommt das Hopfige und hinten raus eine kräftige, lange, intensive Bittere, das macht das ganze schön rund. Also der Paul Schüssler hat es gewonnen, von Friedie´s Brauhaus. Kennen tatsächlich die ein oder anderen, haben wir hier auch schon im Podcast. Und wirklich, also auch jetzt, wo es ein paar Tage schon in meinem Kühlschrank steht, hat toll gewonnen, ist ein wunderbares Bier und hat auch zu Recht diesen Wettbewerb gewonnen. Sehr schön, mal was Kreatives. Und da sind wir ja schon wieder bei Frankreich, oder? Also wie kamst denn du überhaupt auf die Idee, dann nach Frankreich zu kommen?

Jonas: Ja, gut, das hat sich so entwickelt. Die ganzen Jahre war ich ja eigentlich im europäischen Umland unterwegs, muss man sagen. Genau, ich greife vielleicht mal ein bisschen zuvor noch. Während dem Studium war ich auch schon dann in Budapest für ein Erasmus-Jahr. Und in meiner Masterarbeit in Weihenstephan bin ich dann auch sechs Monate nach Irland gegangen und das war in Cork an der Universität bei der Professorin Elke Arendt. Und das hat ja schon der Martin Zarnkow erwähnt im letzten Podcast, dass er dort auch promoviert hat. Und zu der Zeit war der Martin Zarnkow mein quasi Masterarbeitvater. Insofern haben wir da diese Connection und ich muss sagen, eine sehr enge Verbindung. Und ich hoffe auch, dass ich ihn dieses Jahr bald wiedersehe und es wird wahrscheinlich so sein, weil er auch zu einer Konferenz kommt, die ich nachher noch kurz vorstellen werde. Und, genau, da war ich dann auch in Irland und bin da rumgekommen. Aber dann ging es für mich erstmal nach dem Studium in Freising fast ins Frankenland, aber noch auf der badischen Seite, da war ich dann bei der Distelhäuser Brauerei in Tauberbischofsheim. Und die ist ja jetzt nicht allzu klein, aber ich sage mal, für Deutschland eine mittelständische Brauerei, die sehr gut aufgestellt ist und natürlich eine ganz, ganz lange Tradition hat, auch beim Slow Brewing mitmacht. Heißt, da wird wirklich Wert drauf gelegt, dass die Biere lang ausgelagert sind und traditionell hergestellt werden. Und da war ich im Qualitätsmanagement als Betriebskontrolleur und war eigentlich für das Labor zuständig. Und das hat mir auch wirklich sehr, sehr viel Spaß gemacht dort. Und da freue ich mich auch immer, weil, das ist eine halbe Stunde von meinem Dorf weg, aber immer, wenn ich mal in die Heimat komme, dann wird eigentlich nur Distelhäuser Pils getrunken. Das überhaupt auch dieses Jahr oder letztes Jahr den goldenen Preis European Beer Star gewonnen hat für das Pils.

Markus: Völlig zu Recht. Und Distelhäuser überhaupt eine spannende Brauerei, weil sie eben so in diesem Feld zwischen Baden-Württemberg und Bayern und Franken irgendwie liegt und auch viel ausstrahlt. Also viel in die Würzburger Gegend auch exportiert zum Beispiel und da auch relativ bekannt ist. Und ich muss sagen, ich erinnere mich, ich weiß nicht, ob das zu der Zeit war, wo du da warst, da haben die mal ein neues Bier rausgebracht, das nannten sie dann Distel Blond. Also würde man die Werbung heute vielleicht schon wieder ein bisschen anders gestalten. Also damals war so eine nette blonde Dame aus den 60ern, würde ich sagen, auf den Covern überall, auf den Etiketten und so. Aber das hat ziemlich eingeschlagen und war eine sehr spannende Geschichte, eine der ersten traditionellen Brauereien, die mal so einen ganz anderen Weg gegangen ist. Ich weiß nicht, war das zu deiner Zeit?

Jonas: Ja, ganz genau. Und da war ich super froh drum, weil leider Gottes wurde uns in Freising damals noch nicht viel von Craft Beer vermittelt, da ist das noch nicht angekommen in Deutschland. Und als ich dann bei der Distelhäuser war, waren das tatsächlich die Ersten, die angefangen haben mit diesem Blond, was ja eigentlich ein American Pale Ale ist, unfiltriert. Und das hat allen so gut geschmeckt. Also mein Haustrunk war 80 Prozent nur dieses Distelhäuser Blond. Und ich bin sehr froh, dass sie es immer noch produzieren. Ich glaube, die Flasche hat sich geändert, bin mir aber nicht ganz sicher, aber es wird immer noch produziert. Und die Distelhäuser hat damals auch schon angefangen in ihrer Versuchsbrauerei mit Stout, mit Porter, mit IPA, dass dann auch auf einem großen Sudhaus gebraut wurde. Und die hatten damals auch diese Craft-Beer-Schiene, die dann aber leider nicht ganz so gut gelaufen ist zu dem Zeitpunkt und die wurde dann wieder eingestellt, soweit ich weiß.

Markus: Ja, das ist ja leider Gottes eine Entwicklung, die wir doch jetzt aktuell bei vielen Brauereien in Deutschland sehen, also dass das Sortiment kleiner wird, also sowohl vom Gebinde als auch von der Anzahl der verschiedenen Biere, die es gibt. Und, ja, also das vor keinem halt macht, auch nicht vor den großen Namen. Und das ist schon, ja, also zum allerersten Mal wehgetan hat es mir ein bisschen bei der Brauerei, die ich grade trinke. Weil, Maisel & Friend´s hatte ein wunderbares Schoko-Porter, also es war einfach ein schönes Porter mit ganz vielen Schokoladenaromen. Und das war eigentlich mein Lieblingsbier und das war so das erste Mal, wo ich da so mitbekommen habe vor ein paar Jahren, dass von dieser immer größeren Range diese Brauereien auch wie Stieg´l oder Riegele oder eben Maisel aufgebaut haben, dass man da dann zurückgeht und das wieder ein bisschen reduziert. Und das Porter war eben damals das erste Opfer, sagen wir mal sozusagen. Aber das nimmt tatsächlich zu, keine so schöne Entwicklung, muss ich sagen. Aber gut, bleiben wir erstmal bei dir. Also, genau, du warst jetzt dann, was war die letzte Station, wo wir drüber gesprochen haben, du warst dann bei Distelhaus, genau, also dort, genau.

Jonas: Da hatte ich auch die schöne Erfahrung, nach Schweden mal zu gehen. Da haben wir den Austausch gemacht über das Jis-Projekt. Das ist organisiert von Herrn Metzger von der Berufsschule Karstadt für die Brauer und der hat es damals ins Leben gerufen. Und der hat da unseren Flaschenkellermeister, den Ludwig gefragt, ob er nicht Lust hat, da mal einen Austausch zu machen, zwei Wochen? Und da habe ich gesagt: „Da komme ich auch mit.“ Und da waren wir dann in der Närke Brauerei in Ørebro in Schweden für zwei Wochen und haben da einen Austausch gemacht im Technischen und mal geschaut, wie die da so das Bier brauen. Und das war sehr, sehr interessant, eine sehr, sehr kleine Brauerei. Aber soweit ich weiß, sind die bei der Weltbier-Homepage immer noch auf dem ersten Platz mit ihrem sehr, sehr dunklen starken Stout. Heißt, die haben sich da spezialisiert auf diese starken dunklen Biere, wie man sie auch oft aus Schweden oder aus dem Norden kennt. Das war super interessant und mal in Schweden auch zum Austausch zu sein. Und, genau und dann ging es für mich eigentlich Richtung PhD, Richtung Doktorandenprojekt.

Markus: Nochmal ganz kurz zu dem Thema Schweden, das finde ich nämlich total spannend. Jetzt weiß ich gar nicht, ob wir uns da dann schon kennengelernt haben. Weil ich habe damals für einen Austausch, vor dem Herrn Metzger, ein Bierkulinarium gemacht und das war super spannend. Weil er hat mir damals erzählt, er hat eben jetzt für sein Hefeprojekt Leute aus Deutschland, aber auch Leute aus Schottland und aus Schweden. Und er wollte dann die irgendwie zusammenbringen an einem Abend, um so halt ein bisschen die Verständigung anzuregen und so, das war wohl eher am Anfang des Projektes. Und dann habe ich lang drüber nachgedacht, was tun? Und die Berit von Närke zum Beispiel kannte ich schon, weil die früher mit dem Andreas Gensthaler auch zusammen schon Sachen gemacht hat, der wiederum ein Freund von mir ist. Und habe dann so ein bisschen rumtelefoniert und mir überlegt und kam dann auf die Idee, okay, dann machen wir es einfach so, dass wir ein 10-Gang-Menü machen, wo wir immer eine Speise aus Schweden und ein Bier aus Schottland oder andersrum kombinieren. Und da gab es dann halt so Sachen wie zum Beispiel Surströmming, der Hering in der Dose, der dann platzt, wenn man ihn aufmacht und endlos stinkt. Oder Haggis zum Beispiel oder dann dieses Bier aus Schweden mit dem Drüsensekret von irgendeinem Tier, also eine sehr, sehr spannende Geschichte, bis zur Blausuppe. Und geändert hat es dann in einem fränkischen Finale. War auf jeden Fall ein sehr denkwürdiger Abend. Aber ich weiß nicht, da warst du wahrscheinlich noch nicht dabei, oder?

Jonas: Da war ich noch nicht dabei. Ich glaube, das war das Eröffnen von dem Hefeprojekt. Das muss das Jahr vorher gewesen sein, so dieses Inaugurationstreffen oder das war das Jahr danach, wo sie dann auch den Sud gemacht haben mit den Schotten, da bin ich mir nicht ganz sicher.

Markus: Ich auch nicht, aber ist ja nicht so wichtig. Aber ich fand es auf jeden Fall sehr spannend, weil wirklich die schwedische Craft-Beer-Welt ja auch nochmal was ganz anderes ist. Und Schweden ist so ein bisschen der Hidden Champion irgendwie. Also es gibt ja da auch 4-, 500 Brauereien, aber denken viele Leute ja so gar nicht dran, ist bei vielen nicht auf dem Schirm. Und spanend und cool, dass du da auch schon reingeschaut hast.

Jonas: Auf jeden Fall spannend, nicht nur Schweden, ganz Skandinavien. Und wenn man dann wieder ein bisschen weiter rüber schaut ins Baltikum, Litauen ist da natürlich auch ein Vorreiter und Estland, da sind sehr, sehr gute Brauereien. Und da braucht man gar nicht mit anfangen da mit Farmhouse Ales und diese ganzen Hefen, die da gezüchtet werden von den Hausbrauern. Also gigantisch, was da auch passiert.

Markus: Cool! Und dich hat es dann aber erstmal nach Belgien verschlagen, ne?

Jonas: Ich war auch in Belgien, aber ich war dann vor allem in Krakau, in Polen. Da habe ich mich beworben auf ein Doktorandenprojekt, dass es so eigentlich noch nie gab und auch dann nicht mehr weiter fortgeführt wurde. Da musste ich mich damals bewerben und auch mit schwerem Herzen dann von Distelhäuser weg, aber das Projekt hat sich zu gut angehört. Und zwar dass das European Joint Doctorate in full sciences, aber natürlich auf Bier spezialisiert, Projekt. Und da waren acht Stellen ausgeschrieben und das war für sechs Universitäten. Heißt, da war die Technische Uni Berlin dabei, dann war Carl Löwen dabei in Gent, die Universität Gent, Nottingham war dabei, Kopenhagen und Krakau. Und das ist natürlich ein super Angebot, wenn du weißt, dass du an sechs Universitäten deine Ausbildung kriegst. Und zusätzlich war da auch noch Carlsberg mit am Start, FlavorActiV, die diese Sensorikkapseln herstellen, die du ja kennst und die VLB in Berlin als wichtiger Partner. Und der letzte Partner war Bootmalt, der jetzt mittlerweile das größte Mälzereikonglomerat der Welt ist, soweit ich weiß. Genau und das war ein super Projekt. Und ich war vor allem in Krakau dann an der Universität als meine Hauptuniversität und als meine Zweituniversität war ich ein halbes Jahr lang in Gent an der Universität von Gent. Und das war wirklich ein super Projekt und mein Thema war eigentlich die Forschung an alternativen Rohstoffen zum Vermälzen und dann zum Bierherstellen.

Markus: Ja, da ging es vor allem um Linsen, habe ich gelesen. Kann man aus Linsen Bier brauen?

Jonas: Genau. Da kam so, also hört sich vielleicht ein bisschen verrückt erstmal an, aber wir haben uns da Gedanken gemacht, an was forschen wir man jetzt? Das ist ein europäisches Projekt, es sollte was ganz Neues sein. Und ich habe ja natürlich schon die Erfahrung gehabt von meinem Studium in Freising und dann habe ich mich noch weiter schlaugemacht und dann ein Liquid Show Review gemacht und geschrieben. Und dann kam es so raus, ja, es wurde natürlich schon an vielen geforscht und die meisten Getreide sind eigentlich schon so abgehakt, was angeht Bier und Mälzen, funktioniert es, funktioniert es nicht? Und da haben wir gesehen, ja, es gibt noch Möglichkeiten, aber warum nicht mal was ganz Neues machen, wo noch gar niemand dran geforscht hat und wo noch nix publiziert wurde? Und dann habe ich mir so Gedanken gemacht, vielleicht auch mal Hülsenfrüchte. Und im Endeffekt habe ich mich dann dafür entschieden, mich auf grüne Linsen zu spezialisiere. Weil, das Doktorandenprojekt war auf drei Jahre angesetzt, heißt, es war nicht viel Zeit. Da bin ich dann gleich ran und habe mich spezialisiert auf die grünen Linsen. Und habe vor der Mälzung natürlich ganz viele Analysen gemacht und dann bin ich Schritt für Schritt durchgegangen in den Laboranalysen. Bis zum Schluss, bis man da ein Bier gebraut hat auf einer 100-Liter-Anlage und das natürlich dann auch verkostet wurde. Und am Schluss dann die Doktorarbeit drüber geschrieben. Heißt, war was ganz Neues, mal einen neuen Weg gegangen. Aber die wichtigste Erkenntnis oder von meinem Doktorandenprojekt, es funktioniert, man kann mit grünen Linsen Malz herstellen und dann auch Bier.

Markus: Faszinierend! Kommt da von den Linsen auch ein Aroma ins Bier?

Jonas: Ganz klar! Und das ist ja bei Hülsenfrüchten immer so, wir wissen ja, wie es riecht, wenn man die kocht, ob das jetzt Erbsen sind oder Linsen oder Bohnen, die haben alle bestimmte Stoffe, die ein wenig so erbsig riechen. Und das Schöne beim Vermälzen ist, da kann man diese Stoffe dann auch abbauen. Weil erstmal tun wir ja das Korn keimen lassen und dann werden ganz viele von den Stoffen schon abgebaut. Und dann danach, wenn wir das abgarren, heißt trocknen, können wir ja nochmal einstellen, wie dunkle soll das Malz eigentlich werden. Und dadurch dann auch viele Maja-Aromen herstellen, Melanoidine, die dann richtig schöne Karamellaromen reinbringen, wo man danach dann gar nicht mehr dieses Erbsige hat. Heißt, da muss man einfach den Prozess anpassen und dann kann man das richtig schön einstellen und dann bringen die so was richtig schönes Nussiges rein in das Bier, also wirklich interessant.

Markus: Klingt nach einem Brown Ale, sehr schön. Aber heißt das, es wäre tatsächlich eine eventuell gangbare Alternative, solche Stoffe auch für das Bierbrauen zu verwenden oder ist das von der Technik oder von den Kosten her eher schwierig?

Jonas: Ganz klar, dass ist eine Option. Wenn wir in die Zukunft schauen sowieso, wir wissen ja, dass der Gerstenanbau zurück gehen wird, vor allem in Europa, aufgrund von der Klimasituation. Heißt, da kann man dann angepasste Linsen zum Beispiel anbauen stattdessen. Aber jetzt schon ist es auf jeden Fall eine Energieersparnis. Weil, ich habe gesehen, man braucht viel weniger Wasser zum Beispiel bei dem Weichen, was der erste Schritt ist bei der Vermälzung und danach, die Keimung an sich ist nur 50 Prozent der Zeit wie jetzt bei dem Gerstenkorn. Heißt, da haben wir schon mal wieder Zeit eingespart und dadurch hat man ganz viel Energie eingespart. Und leider Gottes natürlich, diese Hülsenfrüchte haben ein bisschen mehr Proteine wie ein Getreidekorn. Deswegen hat so ein Grünlingsmalz einen Extrakt von circa 60 Prozent, was im Vergleich Gerstenmalz mit 80 Prozent, was 20 Prozent weniger ist. Aber zum Beispiel genauso viel jetzt ein Buchweizenmalz oder ein Sorgummalz, die haben auch nicht mehr. Und was das Schöne ist bei dem Linsenmalz ist auch, da muss man das Korn nicht vorkochen, wie es jetzt zum Beispiel bei einem Mais wäre oder beim Reis, das kann man einfach mit einmaischen. Wenn man das gemischt mit einem Gerstenmalz, sind dann die Enzyme vom Gerstenmalz mehr als genug, um das dann auch mit zu verkleistern und dann zu verzuckern.

Markus: Hast du da jetzt quasi ein Patent drauf? Also wenn jetzt eine Brauerei sagt, sie möchte das gern machen, muss die zu dir kommen oder wie funktioniert das?

Jonas: Leider nicht. Ich hätte es machen können, falls ich nicht in einem europäischen Projekt gewesen wäre. Heißt, das Projekt war von der EU gesponsert und der Holer ist ein twenty-twenty und da darf man dann keine Patente anmelden.

Markus: Okay. Ist also offen für alle?

Jonas: Genau. Das ist ja die schöne Sache an der Wissenschaft von der EU, offen für alle und es ist alles publiziert, das ist frei zugänglich und jeder kann sich das anschauen. Und was vielleicht auch noch ganz interessant ist, mit so einem Linsenmalz, diese Hülsenfrüchte, die haben ja kein Gluten. Heißt, mit einem bestimmten Anteil von Linsenmalz kann man dann auch ganz schnell unter den Low-in-Gluten-Schwellenwert kommen und da dann ein glutenfreies oder ein weniger-Gluten-Bier herstellen. Das ist auch ganz interessant zum Beispiel.

Markus: Absolut. Das ist ja auch ein ganz neuer Trend, in Anführungsstrichen. Also ich habe das schon vor vielen Jahren in Italien kennengelernt, da ist das Thema glutenfrei ja schon lange sehr groß. Ich habe es dann in England mitbekommen und mittlerweile ist es auch bei uns durchaus eine Nummer oder auch in den USA zum Beispiel. Und das wird sicherlich zunehmen, also die Frage eben, wie man ein glutenfreies Bier herstellen kann? Und auf dem Weg ist es natürlich wirklich relativ einfach. Also bliebe noch die klassische Frage, ich überlege grade mal, nach dem Reinheitsgebot wird das wahrscheinlich schwierig, obwohl es sich um ein in Deutschland heimisches Produkt handelt, ne, aktuell zumindest noch, wird es schwierig?

Jonas: Genau. Ich denke, es wäre möglich, man müsste es halt unter einer Bierspezialität anmelden. Aber es sollte möglich sein, mit Linsen oder mit Linsenmalz zu brauen in Deutschland und dass das regelkonform ist, genau. Außerhalb von Deutschland gar kein Problem natürlich.

Markus: Ja, stimmt, als besonderes Bier geht es auf jeden Fall. Also sehr, sehr spannend, schöne Geschichte, also toll. Vielleicht für die Hobbybrauer unter uns, ist es kompliziert, so ein Linsenmalz selber herzustellen?

Jonas: Auf keinen Fall, das ist ganz einfach. Das Schöne ist, dass die Linsen eine ganz, ganz hohe Keimfähigkeit haben. Heißt, nach ungefähr, ich sage mal maximal 20 Stunden, aber schon so nach 16 Stunden sind die soweit angekeimt, dass man sie aus dem Wasser rausnehmen kann und dann vielleicht noch zwei Tage keimen und danach abtrocknen. Und das kann man ganz schön im Ofen machen, ohne Probleme. Ich würde da vorschlagen, um ein bisschen diese erbsigen Noten abzubauen und schöne Karamellaromen aufzubauen, würde ich so 100 Grad vorschlagen zum Abtrocknen. Also ganz langsam anfangen mit 50 Grad und danach bei 100 Grad ab dann und dann kann das jeder Daheim herstellen, gar kein Problem.

Markus: Und ich würde noch eine Rauchdarre dazu empfehlen, kann man ein Rauchlinsenbier machen, das ist bestimmt auch lustig. Schön!

Jonas: Ganz sicherlich, ist mal was Neues.

Markus: Ja, du hast jetzt grade erzählt, du warst in Krakau. Da war ich jetzt auch schon mehrmals, ist ja auch eine wunderschöne Stadt mit natürlich ganz, ganz viel Geschichte, auch Wissenschaftsgeschichte, immer hin- und hergewechselt zwischen allen möglichen europäischen Ländern. Und ist ja jetzt ganz lebendiger Bestandteil der genauso lebendigen polnischen Bierszene. Und ich glaube, du warst da ja auch in den entscheidenden Jahren, wo das in Polen so richtig losgegangen ist. Vielleicht magst du uns da noch ein bisschen was erzählen, wie du das so erlebt hast und wie es heute auch in Polen so ist.

Jonas: Als ich da dann nach Krakau kam für das Doktorandenprojekt, das war 2017, da war diese Craft-Beer-Szene schon in vollem Gange in Polen. Da war ich richtig überrascht, weil ich das ja auch so nicht aus Deutschland gewohnt war. Und das war tatsächlich so, dass es damals schon sicherlich fast 10 Jahre lang in Polen angefangen hat mit diesem Craft-Beer-Hype und dieser Craft-Beer-Szene. Heißt, das war in vollem Gange, als ich dort ankam und an jeder Ecke hat man da Craft-Beer-Kneipen gefunden oder wie sie sie dort nennen, die Multitabs mit ganz vielen Zapfhähnen. Und immer mehr Brauereien haben aufgemacht. Natürlich haben auch etliche zugemacht wieder, wie es nun mal ist in der Craft-Beer-Szene, aber dieser Hype war vorhanden und man hat ihn auch gespürt. Und das hat natürlich auch einen großen Einfluss gehabt auf die Unis dann. Bei uns im brautechnologischen Department haben wir dann immer mehr Anfragen gehabt, könnt ihr mal für uns einen Versuchssud machen auf eurer Versuchsanlage oder wollt ihr für uns nicht die Hefe propagieren, solche Sachen. Und wirklich interessant. Und da waren auch Bierstile, die man so vielleicht nur gehört hat, dass es die in den USA gibt. Aber ich muss ehrlich sagen, Polen war für mich da so einer der Ersten, der wirklich dann wie die Amerikaner das Craft Beer gemacht. Die Italiener waren natürlich noch ein bisschen vorher, aber die sind mehr traditioneller geblieben mit ihrer arti ginale. Und das war schon sehr, sehr interessant zu sehen in Polen, wie dieser Hype da tatsächlich angefangen ist und angenommen wurde.

Markus: Ja, auf jeden Fall ein Wahnsinn, auch wie jung das dort ist, wie lebendig, wie groß auch die Hobbybrauerszene dort ist. Und ich glaube, das ist auch genauso wie du es gesagt hast, das finde ich auch spannend, wenn man so Europa anschaut, die Italiener haben doch sehr auf Belgien geschaut zum Beispiel und auch zum Beispiel, die Franzosen schauen auch eher auf die belgischen Bierstile. Und es gibt eigentlich nur zwei Länder oder zwei größere Bierländer, sage ich mal, die Niederlande und Polen, die wirklich eher den amerikanischen Trend übernommen haben und gar nicht so in die Nachbarländer geguckt haben. Die baltischen Staaten wahrscheinlich auch, das könnte man sicherlich dazu auch rechnen, zum gewissen Teil auch Skandinavien. Aber das ist schon wirklich interessant, weil dadurch haben wir auch in Europa so eine ganz unterschiedliche Bierkultur. Aber das würde ich auch allen nur empfehlen, unbedingt mal in Polen vorbeizuschauen. Ich bin da immer öfter und habe da mittlerweile auch richtig gute Freunde, auch zum Beispiel in Grodzisz, wo eben das ursprüngliche Grodzisz, das Grätzer Bier herkommt. Oder auch viele, die einfach gutes Baltic-Porter machen, wo wir halt einfach dadurch auch zwei echte polnische Bierstile haben, wo sie auch sehr stolz drauf sind und auch sehr kreativ damit sind. Also habe ich wirklich ganz, ganz toll und positiv erlebt. Also, ja, war für mich einer der ganz großen Überraschungen in den letzten Jahren, wie schön und lebendig und offen auch die Bierszene in Polen ist.

Jonas: Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich nach meinem Doktorandenprojekt dann auch dort bleiben konnte. Weil da hat ja eine Brauerei aufgemacht, die dir was sagt, wo du ja auch schon öfters warst jetzt, in Krakau in der Studentenstadt und die haben einen Braumeister gebraucht. Und die haben gesagt: „Die Brauerei wird in zwei Monaten eröffnet, Jonas, hättest du nicht Interesse?“ Und da hat mich das sehr gefreut, dass ich dort bleiben konnte in Krakau. Und das ist die Browar Górniczo-Hutniczy, BGH abgekürzt, und das ist im größten Studentenveranstaltungszentrum von Polen. Und da warst du ja auch schon, Markus, ne?

Markus: Genau, da war ich auch schon, da ist jedes Jahr auch ein Bierwettbewerb und ein Kongress dazu. Und, ja, absolut faszinierend und auch von der Anlage her schön. Also ich finde es auch wirklich toll, wie grade dieses kreative Umgehen mit den Anlagen dort da ist und trotzdem aber auch eine richtig gute handwerkliche Tätigkeit. Also wenn man jetzt in anderen Ländern ist, dann hat man oft eine Brauanlage, da würde man jetzt in Deutschland sagen, hm, würde das Ordnungsamt vielleicht eher zumachen oder so. Und das hat man in Polen überhaupt nicht, also da ist alles pikfein sauber gepflegt und dazu aber noch diese kreative Ade. Das ist eine schöne Verbindung, finde ich.

Jonas: Auf jeden Fall. Also da legen sie sehr, sehr Wert drauf in Polen und es gibt kaum eine Brauerei, die nicht sauber ist oder auf dem neuesten modernsten Stand. Und sie kaufen sehr, sehr oft deutsche Ware. das ist teilweise aus Bamberg natürlich, ich werde jetzt nicht alle Markennamen nennen, aber aus Bamberg wird ganz viel in Polen gebaut, Sudhäuser, aber auch andere deutsche Hersteller, die dort gut verkaufen in Polen. Und das ist natürlich schön zu sehen, dass sie da auch wirklich Wert drauf legen auf das Material.

Markus: Ja, das auf jeden Fall. Und da hast du dann ungefähr zwei Jahre noch verbracht oder drei Jahre, in Polen?

Jonas: Genau, da durfte dann auch zwei Jahre sein und alle Bierstile entwickeln, alle Rezepte schreiben, alle Prozesse festlegen. Heißt, das hat mich sehr, sehr gefreut, dass mit aufzubauen. Und ich durfte es dann auch übergeben an einen guten Freund, der jetzt Braumeister ist. Aber das Schönste natürlich für mich ist, dass die Rezepte die gleichen geblieben sind und immer noch bei jedem Wettbewerb, bei dem sie mitmachen, ganz viele Preise gewinnen. Also die ganzen traditionellen Bierstiele wie Pils, Märzen, Weißbier, der Maibock, die gewinnen immer Preise und da bin ich ganz froh drum. Und umso mehr freue ich mich natürlich, wenn ich immer wieder zurückkommen kann ab und zu und die dann wieder probieren kann.

Markus: Und ich muss wirklich sagen, was mich fasziniert, ich tue mich unheimlich schwer mit der polnischen Sprache. Du hast das aber in der kurzen Zeit ganz gut gelernt, ne, wie macht man das?

Jonas: Ja, klar, also ich habe es irgendwann dann angefangen, doch zu lernen nach so eineinhalb Jahren dort mit einer Sprachlehrerin. Natürlich hat es auch geholfen, dass ich eine polnische Freundin hatte, da ist man dann noch mehr unter Zugzwang. Aber wenn man erstmal reingekommen ist, dann macht es wirklich Spaß, da mit den Einheimischen zu reden. Die Polen sind sehr, sehr offen und man kann Fehler machen mit polnisch. Sie reden auch alle super Englisch, heißt, da kann man immer hin- und herschwenken und das macht sehr, sehr viel Spaß, diese Sprache zu lernen. Und ist sehr hilfreich auch mit anderen slawischen Sprachen. Und, genau, das bringt mich vielleicht zum nächsten Punkt, nachdem ich dann in der Brauerei war dort in Krakau, da war es dann halt leider so, dass ja Corona kam und dann ist es nicht so ganz gut gelaufen. Und ich musste aber noch meine Doktorarbeit fertigschreiben, aber habe nie Zeit dafür gehabt. Und dann habe ich gesagt: „Ich mache eine Auszeit für ein halbes Jahr.“ Und da habe ich ein Angebot bekommen von einem Freund von mir, das ich ein halbes Jahr lang in Montenegro auf ein Steinhaus in den Bergen aufpassen kann. Da habe ich gesagt: „Da fahre ich hin und da schreibe ich meine Doktorarbeit, das Buch und bin in der Natur.“ Und das hat auch super geklappt und war eine wunderbare Zeit, mit viel Hausbrauen dann in dem Steinhaus, was natürlich auch wieder schön war, dass ich nicht vom Bier weggekommen bin und vom Brauen.

Markus: Also das klingt ja wirklich faszinierend! Steinhaus in den Bergen ist praktisch eine Hütte nur aus Stein und schon relativ weit oben oder wie muss man sich das vorstellen?

Jonas: Ja, das war auch mal eine Ölfabrik und das wurde umgebaut zu einem Wohnhaus, also schon recht groß. Und das war in den Bergen auf so ungefähr 1.000 Meter Höhe, aber das waren nur fünf Kilometer unten vom Meer weg. Heißt, man konnte mit dem Fahrrad auch mal ans Meer runterfahren oder hoch in die Berge zum wandern. Also wunderbar, der beste Platz, um eigentlich eine Doktorarbeit zu schreiben. Nach einem halben Jahr war es dann auch in Ordnung und drum bin ich dann nach Frankreich gekommen.

Markus: Ja, aber das finde ich schon, also sowas, muss ich sagen, hätte ich in meinem Leben auch gerne mal gemacht, also für so ein halbes Jahr mal komplett für sich, auf sich konzentrieren und so ein Projekt durchziehen mit der Natur. Klingt auf jeden Fall irgendwie sehr romantisch. Hatte wahrscheinlich auch seine Tücken, aber, ja, vielleicht auch spannend eben oder gut für dich, um diesen Übergang dann woandershin wieder hinzubekommen. Und das hat sich dann schon währenddessen abgezeichnet mit Frankreich oder erst später?

Jonas: Ganz genau. Nein, es war ja klar, dass ich nachdem, wenn die Doktorarbeit fertiggeschrieben ist, mich wieder wo bewerbe. Und es waren ein paar Sachen in Aussicht. Im Endeffekt habe ich mich dann entschieden zwischen Schweden auch wieder, Schweden, Deutschland oder Frankreich, welcher soll es werden? Und im Endeffekt habe ich mich dann für Frankreich entschieden. Schweden war mir zu dem Zeitpunkt ein bisschen kalt, Deutschland war mir zu früh, wieder in die Heimat zurückzukommen. Und Frankreich hat mich ein bisschen gereizt, weil ich die Sprache schon fast vergessen hatte von der Schule her. Und da dachte ich, Sprache wieder lernen, die Brauerei ist super aufgestellt und die sind am wachsen und da kann ich neue Rezepte einbringen. Heißt, habe ich mich für Frankreich entschieden und das war auch die richtige Entscheidung so, ja.

Markus: Das heißt, die haben dich gezielt kontaktiert oder hast du es irgendwo gefunden?

Jonas: Die haben das ausgeschrieben gehabt bei LinkedIN und da habe ich mich dann beworben und da haben sie mich eingeladen. Und haben wir uns super verstanden gleich und so kam das zustande.

Markus: Fantastisch. Apropos, wie geht es denn deinem Vitus, ist da überhaupt noch was davon da?

Jonas: Grade eben den letzten Schluck getrunken.

Markus: Hah, was für ein Timing. Hast du dir noch ein zweites aufgehoben oder denkst du, es reicht erstmal?

Jonas: Ich habe den Vitus nicht ganz leer getrunken, heißt, nur die halbe Flasche, aber das Teku-Glas ist grad leer.

Markus: Okay.

Jonas: Und ich habe noch ein zweites Bier, das vielleicht ganz interessant ist, um es vorzustellen, ja.

Markus: Na dann, auf, auf.

Jonas: Gut. Ich schwenke nochmal das Glas aus mit Wasser.

Markus: Natürlich, mache ich bei mir auch mal schnell.

Jonas: Also ich habe noch ein Bier gefunden, dass ist von der Nothern Monk Brewery, die sind in Leeds in England. Und die sind hier in Frankreich, nicht nur in Frankreich, auch in England und Europa, aber vielleicht weniger in Deutschland, die sind sehr bekannt hier für ihre Craft-Biere. Heißt, die machen diesen ganzen verrückten Stouts und ganz viele IPAs. Und hier habe ich ein Bier, das heißt Nord. Das ist ein Hazy IPA, heißt New England IPA. Und das ist zusammen gebraut mit der Mack Brauerei. Ich weiß nicht, ob die dir was sagt, die ist in Tromsö, in Norwegen, das ist die nördlichst gelegene Brauerei der Welt. Und da haben die dieses New England IPA gebraut zusammen, 6,2%. Und da bin ich mal gespannt, weil ich hier in Frankreich viel stärker mit den New England IPAs zu tun hatte wie zuvor und auch ganz viele braue. Insofern ist das für mich ganz interessant, wie jetzt dieses hier ist. Dann machen wir mal auf.

Markus: Ja, mach mal auf, da bin ich gespannt. Und, ja, vielleicht währenddessen kurz erzählt, in Leeds, da war ich auch schon mehrmals. Ist eine wahnsinnig interessante Stadt, auch von ihrer Geschichte her. War mal praktisch die Textilhauptstadt der Welt und hat daher auch noch richtig viele historische Gebäude eben aus den Anfängen der Industrialisierung. Hatte damals auch globale Bedeutung, unheimlich viel Geld. Ganz interessant, das sieht man zum Beispiel, ein Industriegebäude ist so ein bisschen nachgebaut nach einem alten ägyptischen Tempel, also wir faszinierend. Es gab so einen Turm in der Stadt, der so aussieht wie so ein italienischer Glockenturm und so, also wirklich sehr interessant aus dieser Zeit. Und sie sind eben jetzt auch in dieser ganzen Craft-Beer-Bewegung durchaus mit dabei. Ich habe drei Brauereien dort kennengelernt, einmal den Klassiker, sage ich mal in Anführungsstrichen, Kirkstall, das sind so mit die Ersten. Und der Inhaber vor allem hat viele andere mit initiiert, ganz spannende, interessante, tolle Geschichte. Die haben auch viele schöne Pubs, also lohnt sich auf jeden Fall, da mal hinzuschauen. Und dann war ich bei North Brewing, die jetzt mittlerweile soweit ich weiß, auch von Kirkstall mitgeführt werden, aber noch eigenständig brauen. Die haben sogar zwei Braustätten, sehr schöne klassische britische Biere auch. Und dann eben Nothern Monk, die in so einem alten Backsteinkogus sitzen, etwas außerhalb der Innenstadt, würde ich sagen. Im Keller eben die Brauerei, oben drüber ein ganz schöner, moderner, toller Taproom. Und die sind wir total experimentell, total kreativ, mit sehr vielen interessanten, spannenden Bieren, bis hin zu irgendwelchen Pastry Stouts und was weiß ich was. Also da habe ich schon alles Mögliche probiert und auch alles wir sehr, sehr gut. Sehr interessant, tolle Ecke auf jeden Fall. Und, ja, weiß nicht, warst du da schon mal vor Ort?

Jonas: Nein. Hört sich aber gigantisch an, also da müsste ich auf jeden Fall mal hin und die Biere probieren dort vor Ort natürlich. Es schmeckt vor Ort immer besser wie exportiert und hört sich echt super an.

Markus: Ja, also wirklich wunderschön, auch der Fluss, der Kanal. Und man darf auch nicht vergessen, um die Ecke liegt Tadcaster, wo Sam Smith ist mit der Brauerei, die auch unglaublich ist als historische Brauerei einfach, was man dort alles sehen und erleben kann, die Biere sowieso. Also, ja, England überhaupt auch immer eine Bierreise wert aus vielen Gründen, in vielen Dimensionen. Aber ja, wir schweifen ein bisschen ab. Wobei, wir schweifen gar nicht ab, wir sind ja bei deinem Bier. Wie ist es denn?

Jonas: Also vom Aussehen her wie es sein soll. Man kann nicht durchschauen, es ist wirklich sehr, sehr trüb. Ja, es sieht auch schon cremig aus. Und die Farbe ist wie ein leicht dunklerer Orangensaft, ein bisschen wie ein trüber Apfelsaft, aber in der Nase auf jeden Fall wie es sein soll, sehr citrusartig, Grapefruit. Also auf jeden Fall mehr bei den Citrusfrüchten als wie Ananas, ganz leicht Kokosnuss. Aber im Geschmack ein bisschen atypisch für ein New England IPA, mehr grüne Aromen, so ein bisschen mehr, ja, vegital sagt der Franzose. Also ist mehr gewürzartig jetzt im Geschmack und, ja, mehr diese grünen Aromen. Das ist interessant, aber nicht schlecht, also ist auf jeden Fall ein leckeres Bier.

Markus: Na fein, Glückwunsch auf jeden Fall. Und ist ja auch schön, mal diesen anderen Weg zu gehen. Weil ich denke, diese extrem Fruchtigen, da gibt es ja jetzt ganz, ganz viele. Und wir können auch gleich nochmal sprechen über diesen ganz neuen Trend mit diesen fire-list-Bieren, wo man dann eben nochmal richtig über die Thiole Fruchtaromen da rausholt. Ich muss sagen, ich mache auch mal schnell mein Bierchen auf, ich habe mir auch noch eins rausgesucht. Und zwar habe ich noch so ein weihnachtliches Überbleibsel gefunden, könnte man sagen. Und zwar habe ich von Kühn Kunz Rosen ein Bierchen bekommen, das nennt sich Schrille Nacht. Und das ist auch witzig, weil den Inhaber kenne ich schon ewig. Der Wendelin, der war damals in einem unserer allerersten Masterclasses von der BierAkademie und seitdem sind wir in Kontakt geblieben und auch immer wieder bei Bierveranstaltungen gesehen. Und der macht immer so einen Ritt auf der Rasierklinge zwischen dem, was er eben so machen darf und was er machen will. Und schafft es aber eigentlich sehr, sehr gut, auch mit sehr vielen kreativen Bieren. Und hier haben wir eine Kooperation auch, also er hat nicht alleine, sondern in dem Fall mit, auch in Mainz, Schwarze Rose, Sind vier Jungs, soweit ich weiß, die sich da eben seit ungefähr 2019/20 auch dem Bier verschrieben haben und halt eben ein deutsches Weihnachtsbier gemacht. Wobei, sie nennen es Winter IPA, Winter Indian Pale Ale. Und, ja, habe ich schon gesagt, dass es Schrille Nacht heißt, ich weiß es nicht, aber ich sage es nochmal. Und mache ich mal auf, Schrille Nacht. So. Also Farbe jetzt hier etwas heller. So, Wald, na, hm, hm, hm, überlege, BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de Honig, aber ist kein Waldhonig, das wäre dunkler. Also vielleicht so eine Mischung aus Wald- und Blütenhonig, wenn es sowas gibt, keine Ahnung, aber BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de so. Und, oh ja, in der Nase sehr viel die Gewürzaromen, Kardamon, Piment, Citrus, ein bisschen auch so teeartige Aromen, ein bisschen Apfel, Birne. Mhm, interessant. Ganz im Hintergrund tatsächlich auch ein bisschen Bier und ein bisschen Honig. Schauen wir mal. Mhm, ah ja, tolle Mischung. Also geht auch wieder eher süßlich los. Wobei es gar nicht so stark ist, hat 6,8. Dann sehr cremig, sehr moussierend auf der Zunge. Und da kommen dann tatsächlich einerseits die Bittere und andererseits die Gewürze mit den ganzen ätherischen Ölen. Und schmeckt man auch, da sind auch so Tannen- oder Kiefernnadeln drin, das kommt ganz stark und bleibt dann auch lang. Und hat dann fast so ein bisschen eine mentholige Wirkung, also erfrischt so ein bisschen, vor allem im Nachtrunk. Tolle, spannende Reise. Hat ein bisschen auch die Stachelbeeren, die ich grade schon bei dem anderen Bier hatte. Also, ja, interessant. Also es geht auch in Deutschland und es gehen auch solche kreativen Biere. Sehr schön, schmeckt. Also Schrille Nacht, auch eine Empfehlung, falls es das in diesem Jahr wieder geben sollte. Fein. Ja, da sind wir auch schon bei den ganz Kreativen. Ja, da sind wir jetzt schon bei den ganzen richtig kreativen Bieren und vielleicht dann auch tatsächlich ein bisschen bei dir in Frankreich angekommen. Da kannst du uns vielleicht auch ein bisschen mitnehmen auf diese Reise. Also du kommst da an und ich weiß nicht, wie viel Vorwissen du hattest, aber das muss ja auch dann die Zeit gewesen sein, wo in Frankreich grade so das Richtung Höhepunkt gestrebt ist. Also heute haben wir ja, ich würde sagen, es sind jetzt wieder so 3.500 Brauereien, es waren mal über 4.000 kurz, aber eine riesen Zahl auf jeden Fall. Viele, viele kleine, viele, viele Experimente und eben sehr, sehr viel Kreativität, sehr kreativ, sehr wirbelig irgendwie die Szene. Und, ja, wie hast du das erlebt und wie hast du dich da eingefügt und was hast du dann in deiner Brauerei sozusagen draus gemacht?

Jonas: Ja, genau, also das war wirklich eine Überraschung und war wunderbar zu sehen, was es hier denn auch für eine Biervielfalt gibt. Natürlich viele kleine Brauereien, wie wir gesagt haben, die sich auf belgische Bierstile festgelegt haben, aber auch ganz, ganz viele neue Craft-Bier-Brauereien, die hier waren als ich ankam und die immer noch aufmachen. Heißt, als ich hier angekommen bin, das war dann grad noch das Ende von Covid, von Corona, da war dass das erste Jahr, wo eigentlich wieder hier aufgemacht wurde im Frühjahr und die Brauerei durchstarten konnte mit ihrem Verkauf auch vor Ort. Und wie vorher schon gesagt, unsere Hauptsorten sind eigentlich diese Grundsorten, ein Doppelbock, ein American Pale Ale, ein IPA, ein Weißbier, ein bayrisches und ein Schwarzbier. Aber von dem an der Seite haben wir als Brauer, also wir sind vier Brauer, ich als Braumeister und die drei anderen Brauer dazu, da können wir machen was wir wollen. Und da tun wir natürlich dann brainstormen, welche Biere wären gut? Wir müssen uns natürlich mit dem Verkauf auch kurzschließen, was würde er am liebsten verkaufen? Und der Verkauf verkauft natürlich am liebsten auch Craft-Biere momentan, die IPAs sind. Heißt, wir machen ganz viele New England IPA-Sachen, Dubble New England IPA, wo dann viel mit Haferflocken gebraut wird, viel mit starkem Weizenmalzanteil. Aber was wir auch gemacht haben jetzt in letzter Zeit, waren diese Pastry Sours. Heißt, ein sauervergorenes Bier im Würzekessel und danach abgekocht und normal vergoren mit der Hefe. Und das dann mit ganz vielen Früchten vermischt, mit Vanille, eventuell mit Laktose und das ist dann wirklich dieses Pastry, dieses Gebäck. Und diese Biere sind auch sehr, sehr interessant und ich bin sehr, sehr froh drum, dass ich das hier brauen kann in Frankreich, da ja alles außerhalb vom Reinheitsgebot ist. Und hier ist es auch kein Problem, mal Enzyme zuzugeben, weil, es ist außerhalb vom Reinheitsgebot hier. Und manchmal macht es auch Sinn, wenn man zum Beispiel ein Puree-IPA macht, heißt, ein Trocken-IPA, wo dann wirklich kein Extrakt mehr drin sein soll. Und diese Biere sind auch wirklich interessant und gigantisch.

Markus: Ja, also das klingt nach einer tollen Spielwiese auch für Brauer. Und ich erinnere mich da an ein lustiges Erlebnis mit meinen englischen Beer-Judge-Kollegen Tim Web. Mit dem war ich in Krakau vorletztes Jahr beim Bierwettbewerb und er sollte dann in der Kategorie Pastry Sour die Biere bewerten. Und er hat ich dann geweigert und hat es tatsächlich nicht gemacht, weil er gesagt hat, für ihn ist das kein Bier. Und daraus hat sich dann große Diskussion entsponnen. Wobei ich sagen muss, also für mich ist es auf jeden Fall auch Bier, man muss diese ganzen verschiedenen Dinge einfach so nehmen wie sie sind und halt dann als Judge auch innerhalb der Kategorien, wo sie sind, entsprechend bewerten. Aber tim ist natürlich auch eine Koryphäe und eine Legende. Das ist so jemand, dem kann man das auch nicht krummnehmen, zumal er das auf eine sehr charmante englische Art gemacht hat und wir genügend Judges waren, um das dann noch zu beurteilen. Und dann hast du aber oft auch auf der anderen Seite Leute, die sagen: „Naja, so ein Pastry Sour, da kippst du halt ein bisschen was zusammen und dann kommt immer irgendwie was dabei raus.“ Aber das stimmt gar nicht. Also das wirklich genau zu harmonisieren, zu balancieren, dass dann am Ende auch was schön Trinkbares, ein tolles Erlebnis dabei rauskommt und alle Zutaten irgendwie erkennbar sind, das ist gar nicht so einfach, oder?

Jonas: Ganz genau, das muss alles miteinander harmonisieren. Das fängt schon an mit der Milchsäuregärung, die muss ja auch schön ablaufen, da muss man die richtigen Milchsäurebakterien raussuchen. Und wenn das schon nicht funktioniert, dann ist es schon nicht harmonisiert danach. Dann, natürlich kommt es drauf an, welche Früchte man sich raussucht. Aber das muss ja auch ausbalanciert sein von der Menge her und dann alles ausbalanciert mit der Vanille, wie viel Restextrakt man drin hat. Heißt, dass ist nicht ganz einfach und insofern ist das schon ein Stil, der zurecht vorhanden ist. Und ich würde es auch ein Bier nennen. Nichtsdestotrotz sage ich auch, mir ist ein Pils lieber. Aber ein Pastry Sour ist auf jeden Fall auch zu Recht ein Bierstil, auf jeden Fall.

Markus: Ja, das sind irgendwie so zwei Lehren, die ich über diese ganze Craft-Beer-Welle gewonnen habe. Also auf der einen Seite diese Vielfalt und Kreativität unglaublich zu schätzen und zu würdigen und zu respektieren, aber auf der anderen Seite auch wirklich wieder zu schätzen, was ein richtig gut gebrautes klassisches Pils, Helles, Dunkles, wie auch immer, sein kann. Also irgendwie für beide Seiten hat das für mich eine Aufwertung gebracht und das finde ich auch wirklich gut, weil letzten Endes kommt das ja dann dem Bier an sich zu Gute, könnte man so sagen. Wie sind denn die Franzosen in der Brauerei, was kommen denn da für Leute, was trinken die gerne? Gibt es da auch bestimmte Kombinationen vielleicht mit dem Essen, was es gibt oder so?

Jonas: Ja, sicherlich. Also bei uns machen wir viele Food Paring und wir schlagen immer vor, welches Bier zu welchem Gericht passt. Und die Franzosen sind, wie ich vorhin am Anfang gesagt hab, ganz viele kennen einfach nur die Farben von einem Bier und wissen dann gar nicht, was es eigentlich ist. Heißt, unser Service tut die dann auch ein bisschen aufklären und erklärt jeden Bierstil und wie er schmeckt und welche Aromen der hat. Es ist ganz wichtig, da auch ein bisschen die auszubilden, die Klienten. Und, genau, die sind sehr fokussiert auf diese neuen Craft-Beer-Stile. IPA ist eigentlich immer zu finden in jeder Kneipe, findet man neben einem Lager auch ein IPA. Das wird so in Deutschland ja nicht sein. Und das ist eine schöne Entwicklung auf jeden Fall. Und was bei uns noch ist, die Leute sind sehr interessiert, unsere neuen saisonalen Biere immer zu probieren. Heißt, die kommen natürlich dann vorbei und sagen: „Habt ihr was Neues, was gibt es hier?“ Und da haben wir auch immer, das habe ich noch gar nicht erwähnt, immer diese Barrel-Aged-Biere, wo ich jedes Jahr eins mache. Ob das jetzt ein Baltic Porter ist oder ein Imperial Stout, die haben wir auch immer da. Und dann werden die auch teilweise mit Stickstoff gezapft, dass die noch ein bisschen cremiger sind wie so ein Stout. Und da muss ich sagen, sind die französischen Leute sehr, sehr interessiert. Aber, wie wir grad gesagt haben, auch wie die Brauer, ist das Blonde, das Lagerbier hier immer noch im Vordergrund. Und da habe ich bei uns in der Brauerei auch ein Lager entwickelt mit einer neuen Hefe. Eine neue Hefe, die bei höheren Temperaturen vergären kann und somit das Bier ein bisschen schneller herstellen können wie die traditionelle Lagerherstellung. Und dieses Bier schmeckt klasse und mittlerweile ist das unser zweitbester Verkaufsschlager schon, dieses Lagerbier. Heißt, die Leute wollen Neues, aber natürlich wollen sie auch ein richtig schönes knackiges und sauberes Lagerbier.

Markus: Genau und beides zusammen ist ja eigentlich immer so die Idealvorstellung, die man in so einer Kneipe praktisch hat. Ich war letztes Jahr in Frankreich in Nancy, da war unter anderem auch ein Kongress und eine Messe auch, wo man viele Brauereien auch kennengelernt hat. Dieses Jahr ist das Brewers Forum ja in Lille. Ich weiß nicht, ob wir uns da vielleicht sogar sehen, müssen wir mal schauen. Und ich muss sagen, ich habe so ein bisschen auch gemerkt, dass in Frankreich eben die Sputze wohl so ein bisschen erreicht ist und wir so ein bisschen übers Zeit jetzt rübergehen. Es hat eben auch schon abgenommen, natürlich auch wegen der aktuellen Energiepreissituation und so. Wie erlebst du die französische Brauereiszene grade?

Jonas: Ka, leider Gottes ist es so, dass wirklich einige kleine Brauereien zumachen. Ich merke es hier in der Region auch ganz stark, weil hier in Nantes und im Umkreis gibt es sicherlich 40, 50 Brauereien, wo von viele natürlich auch ganz klein sind und da machen schon einige zu, man bekommt es mit. Und ich bekomme es dann natürlich auch mit, dass die Braumeister oder die Besitzer dann neue Arbeit suchen wollen. Insofern ist das schwierig, die Situation. Und man muss sich wirklich gut aufstellen als Brauerei, man muss ein gutes Wachstum haben und man muss gut verknüpft sein mit den Distributoren auch zu den einzelnen Kneipen. Heißt, wie du sagst, in Frankreich geht es leider natürlich auch jetzt ein bisschen in die Rezension, was Brauereineuaufbau und was an Brauereien zumacht, sind mehr und mehr Brauereien momentan.

Markus: Ja, aber trotzdem bleibt ja ein Großteil der Vielfalt und das ist ja auch schön. Wie sind denn deine weiteren Pläne? Also ich glaube, du wirst jetzt in Frankreich nicht mehr allzu lange bleiben, oder?

Jonas: Genau. Also ich habe vorgesehen damals, dass ich ungefähr zwei Jahre hier bleibe. Und so habe ich es mir jetzt auch weiter vorgenommen und ich werde so in ein, zwei Monaten hier die Seile abbrechen und habe schon drei, vier neue Sachen im Gespräch, wo ich anfange. Da will ich noch nicht weiter vorneweggreifen. Aber was ich vorher noch mache, ich helfe meinem ehemaligen Doktorvater von Krakau momentan dabei, seine brautechnologische Konferenz vorzubereiten. Die ist in der Nähe von Krakau und die ist alle zwei Jahre und das ist eine sehr, sehr interessante Konferenz. Da wird auch der Martin Zarnkow vorbeikommen und eine Präsentation geben. Heißt, da freue ich mich, wenn ich ihn wiedersehe. Und vielleicht willst du ja auch vorbeikommen, Markus, das ist wirklich sehr interessant. Sehr schön gelegen in den Bergen auch, so in den Hügeln und ein sehr schönes Hotel mit Wellness, kann man nur empfehlen.

Markus: Also es klingt immer besser. Wann wird das denn ungefähr sein?

Jonas: Diese Konferenz, die heißt SZDF, das ist szdf.com und die ist vom 8. bis zum 10. Mai.

Markus: Ah ja, okay. Na, da werde ich gleich mal, wenn wir fertig sind, im Kalender schauen, würde ich, wenn es irgendwie geht, tatsächlich gerne machen, weil ich auch noch nie im Sommer in der Ecke da unten war, sondern immer nur im Winter mit ganz viel Schnee und Eis. Was auch schön ist, aber wäre auch mal schön, dass dort im Sommer bei warmen Temperaturen zu erleben. Ja, cool. Also vielen Dank für diesen tollen Einblick in deine Welt und deine Geschichte. Gibt es sonst noch irgendwas, was du uns mit auf den Weg geben willst oder unseren Zuhörer: Innen?

Jonas: Nein. Ich möchte mich auch recht herzlich bedanken für das schöne Gespräch und für den Austausch. Und ich hoffe, wir sehen uns natürlich in Polen dann zur Konferenz. Wenn nicht, wie du gesagt hast, in Lille, denke ich auch, dass es möglich ist. Und wenn alles nicht klappt, dann komme ich einfach nach Bamberg.

Markus: Das sowieso, also da bist du immer herzlich eingeladen und sehr, sehr gerne gesehen, freue ich mich drauf. Aber ich bin mir ziemlich sicher, eine der beiden anderen Wege wird vorher auch funktionieren. Also dir auf jeden Fall heute noch einen schönen Tag, gut angefangen mit guten Bieren hast du ihn. Vielen Dank auch für die Biere, über die du uns erzählt hast und für deine Zeit sowieso. Und ja, dann alles Gute und bis bald.

Jonas: Vielen Dank dir, Markus.

 

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 130 – Interview mit Jean Pierre Bourg, Bierliebhaber aus Frankreich und Franken

In der heutigen Folge von BierTalk tauchen wir ein in eine Geschichte, die nicht nur die Grenzen von Ländern, sondern auch von Kulturen und Generationen überschreitet. Unser Gast, Jean Pierre Bourg, ein französischer Bierenthusiast, hat seine Liebe zum Bier aus seiner Heimat mitgebracht und sie in der herzlichen Umarmung Frankens wiederentdeckt. Von den windgeküssten Küsten Le Havres bis zu den gemütlichen Brauereien Oberfrankens, Jean Pierres Reise ist eine Hommage an die universelle Sprache des Biers. Heben Sie mit uns das Glas auf die Entdeckung von verborgenen Bierjuwelen, auf die Freude am gemeinsamen Genuss und auf die unzähligen Geschichten, die in jedem Schluck stecken. Willkommen bei BierTalk – eine Folge, die beweist, dass es nie zu spät ist, seine Leidenschaft zu leben und dass die Liebe zum Bier keine Grenzen kennt…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute gibt es tatsächlich wiedermal etwas Besonderes und zwar sind wir zwar in Bamberg, aber wir haben trotzdem einen internationalen Gast, nämlich Jean Pierre Bourg aus Frankreich, jetzt habe ich es doch wieder falsch ausgesprochen – Bourg – jetzt war es, glaube ich, richtig, aber er wird es gleich selbst nochmal sagen. Und, ja, aus Frankreich, aber er hat eine neue Wahlheimat gefunden nämlich Franken. Und das ist schön und schön, dass du hier bist, Jean Pierre und, ja, vielleicht stellst du dich erstmal kurz unseren Hörern selber vor.

Jean Pierre: Hallo zusammen! Ich bin der Jean Pierre Bourg, 71 Jahre alt, in die Rente gekommen, habe 50 Jahre lang 200 Meter vom Ozean in Le Havre gewohnt, also ein halbes Jahrhundert. Und mit der Rente, da ich kein Seemann bin, habe ich gedacht, na, am Meer kannst du nicht bleiben und verbringe deine Rente wo es dir gefällt. Und wo es mir gefällt, das ist Oberfranken und speziell die Fränkische Schweiz.

Markus: Und speziell die fränkischen Biere, das ist ja auch das, was uns ein bisschen zusammengebracht hat, was für dich ja auch ein bisschen Lebenselixier vielleicht auch ist. Wann beginnt denn deine persönliche Biergeschichte?

Jean Pierre: Also meine persönliche Biergeschichte beginnt schon mit der Geburt. Ich bin keine zehn Kilometer von einer Brauerei geboren, die heißt Brasserie Jenlain, genau Brasserie Duyck, die eine Linie Jenlain-Biere in Frankreich hergestellt. Und ist seit Anfang der 60er-Jahre hochgekommen durch die nahegelegene Großstadt Lille, Universitätsstadt. Und dieses Bier, dieses Bière de Garde hat einen großen Andrang bei den Studenten gefunden. Also ich bin zehn Kilometer geboren davon und auch zehn Kilometer von einer etwas kleineren Brauerei, die es damals noch gar nicht gab. Diese Brauerei hat eine spezielle Besonderheit und zwar, die liegt genau auf der Grenze zwischen Belgien und Frankreich, belgisches en Nord und Frankreich Departement de Nord. Wenn du in die Brauerei reinkommst, bist du in Frankreich. Wenn du in der Wirtschaft bist, bist du noch in Frankreich, bestellst du eine Kiste 75-Zentiliter-Flaschen Bier, musst du zwei Meter weiter kommen an die Rampe und dort bist du in Belgien und gibst deinen Zoll da, ja, unglaublich.

Markus: Und wie heißt diese Brauerei?

Jean Pierre: Brasserie Au Baron, Au Baron.

Markus: Habe ich schon mal gehört.

Jean Pierre: Die bringen ein Bière de Garde, die mit Jenlain, also Jenlain sitze ich, eine tiefe Stufe, Cuvée des Jonquilles, die machen da. Das ist ein Bière de Garde, wirklich ein super Bier, einfaches Bier, aber trinkbar, trinkbar, trinkbar.

Markus: Da muss man vielleicht auch für die Hörer ein bisschen aufklären. Also Bière de Garde, das ist ein französischer Bierstil, ein obergäriges Bier, aber wenn man es übersetzt, heißt es ja eigentlich ein Lagerbier, also ein Bier, was gelagert wurde. Und wenn ich jetzt so von der Sensorik, würde ich sagen, dass ist so ähnlich wie ein Kellerbier hier bei uns.

Jean Pierre: So etwa.

Markus: Also ein sehr schön einfach trinkbares, ausgewogenes, angenehmes, rundes, weiches Bier. Meistens auch so bräunlich, nicht zu hell. Und, ja, also das kennt man bei uns ganz wenig und es gibt tatsächlich nur in dieser Ecke, glaube ich, Brauereien, die das traditionell herstellen.

Jean Pierre: Nein, nein, Bière de Garde, die kann man schon mit einem Saison vergleichen. Die war gebraut, um die Leute, die auf den Feldern arbeiten im Sommer, also etwas Flüssigkeit zu geben. Aber die Bière de Garde, das ist schon fast ein Bock, also ein Bière de Garde, Cuvée des Jonquilles, das sind 7%.

Markus: Oh!

Jean Pierre: Aber die merkst du nicht. In der Wärme, das passt, passt, passt, trinkbar, trinkbar.

Markus: Ja und man weiß ja auch nicht, wie diese Biere früher waren. Da waren sie wahrscheinlich nicht so stark vom Alkohol.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Aber nichtsdestotrotz und schön finde ich auch, man kann die ja in der Regel, wie du schon gesagt hast, auch in dieser großen Flasche kaufen, zum Beispiel gibt es ja 0,75. Also da ist das dann schon auch eine Ansage, dass muss man dann auch erstmal schaffen.

Jean Pierre: Ja und das ist ja auch ein Fall, aber diese 75-Zentiliter-Flasche ist praktisch, um ein Bier zu teilen, also zusammen zu trinken, ja. Also zweimal 37 Zentiliter, perfekt und dann kommt die nächste Flasche.

Markus: Genau. Und man hat meistens einen Bügelverschluss, also man kann die auch wieder zumachen und so. Also sehr spannend. Kannst du dich noch erinnern, wann du zum ersten Mal überhaupt Bier getrunken hast?

Jean Pierre: Nein, nein. Also damals, ich bin 52 geboren, im vorigen Jahrhundert und, nein, ich kann mich nicht erinnern. Also die Brasserie Duyck gab es seit etwa 1920 und Brasserie Au Baron, die diesen Cuvée des Jonquilles herstellt, hat die Brauerei 1889 eröffnet, erst sehr spät. Aber die ist noch eine junge Brauerei und die ist in Frankreich also hoch berühmt, hoch berühmt.

Markus: Ja. Und dann bist du also groß geworden, hast das Bier kennengelernt. Was hast du dann beruflich gemacht, hattest du da mit Bier was zu tun?

Jean Pierre: Ja, also ich hatte mit Bier überhaupt nichts zu tun mit meinem Beruf. Ich war in einem Büro mit einem Bleistift und ich habe mit Ziffern und Steuer gearbeitet, also in einer Steuerkanzlei, ja, über 40 Jahre. Aber dafür, da ist der Kopf, der arbeitet, dann gibt es eine Belohnung, ein Bier zu genießen am Abend, das war super.

Markus: Ja, apropos, das sollten wir auch tun, bevor wir hier zu lange mit leerem und vor allem trockenen Mund sitzen. Du hast ja ein wunderbares Bier mitgebracht, also schon mal vielen Dank an dieser Stelle, nämlich den Huppendorfer Heller Kathrein Bock. Sehr gespannt, habe ich noch nicht getrunken dieses Jahr. Dann habe ich noch ein paar Biere auch da. Also du kannst gerne auswählen, mit was möchtest du denn gerne anfangen? Wollen wir das gleich?

Jean Pierre: Ja.

Markus: Also dann machen wir mal auf. Genau, ich mache hier mal. Also Huppendorf, für alle, die es nicht wissen, in der Nähe von Bamberg eine dieser vielen, vielen Brauereien, die wir hier haben. Moment, so, es ist auf, ich mache rein. So und noch ein Glas.

Jean Pierre: Dankeschön!

Markus: So, wunderbar! Ach, ist das schön! Also schon mal, nochmal vielen Dank für dieses tolle Bier, dass du das mitgebracht hast. Also schon mal ganz toll im Glas, so richtig Honiggold, könnte man sagen. Schöner weißer Schaum, steht wie eine eins, klarfiltriertes Bier. Also riecht auch schön, also grasig, ein bisschen Heu, ein bisschen die Blumenwiese, wie man so schön sagt, ein bisschen Honig, ein bisschen Karamell. Also sehr, sehr spannend. Wie geht es dir?

Jean Pierre: Einladend.

Markus: Ja, einladend, auf jeden Fall. Was sagst du vom Geruch her, außer einladend, gibt es noch was, was dir einfällt?

Jean Pierre: Ich habe immer diese Basis, also dann Malt, Malt ist tatsächlich im Bier. Malt muss man riechen und das riecht man da. Und da kommen ja die honigen Töne.

Markus: Ja und man kann, also ich habe da oft die Assoziation so an ein französisches Baguette, wenn das frischgebacken ist, aus dem Ofen kommt, hat man auch schon, das kommt vom Malz, dieser Geruch.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Sehr schön, ein toller Geruch. Dann würde ich sagen Prost! Ups, heute haben sie nicht geklungen. Mal schauen. Nee, Gläser wollen heute nicht, also Prost. Tja, wunderbar! Also ein ganz großartiger heller Bock, sehr schön wärmend, ja.

Jean Pierre: Also die Wärme kommt erst danach, die kommt nicht vor. Aber das ist süßig, Honig also.

Markus: Ja und ganz toll finde ich auch das Mundgefühl, also so im Mund, wie das moussiert und der ganze Mund ist voll. Ja, das bleibt ganz lange, also ein ganz intensives wunderbar schönes Bier. Ist das eine deiner Lieblingsbrauereien in Huppendorf?

Jean Pierre: Ja, ja. Also warum ich nach Oberfranken gekommen bin …

Markus: Ja, klären wir das doch mal.

Jean Pierre: … also als ich noch Student war, bin ich ein bisschen, ziemlich überall, in der damaligen Bundesrepublik gereist, durch die DDR, die war noch da. Und ich habe auch sehr nette Jobs in Deutschland gemacht, in Mannheim, Köln, Berlin und immer für das Bier interessiert, aber nur so, also Bier gehört dazu, mehr nicht. Und einmal in einer Zeitschrift habe ich einen Artikel gelesen, die Stadt Bamberg organisiert oder bietet ein Bierseminar eine Woche lang, nur über das Bier. Dann habe ich gesagt, das musst du probieren, machen. Habe ich mich angemeldet. Und das war 1985 …

Markus: Woah!

Jean Pierre: … bin ich zum ersten Mal in Bamberg gewesen, eine Woche lang. Eine kleine Gruppe, wir waren zehn, zwölf Leute aus verschiedenen Ecken, alle deutsch, eine internationale Beteiligung. Und das war wunderbar, nur über das Bier und mit einem Programm, nicht nur da, aber mit einem Programm, ein Braumeister mit uns als Lehrer. War eine tolle, tolle Woche. Ein Jahr danach habe ich das wiederholt, also andere Brauereien so, war alles super. Und bei einer Blindverkostung hat der Braumeister gesagt, eines müssen die Leute wissen, hier in Bamberg im Sommer ab 16 Uhr verlassen die Bürger ihre Stadt. Und warum verlassen sie ihre Stadt? Um Platz für die Touristen da, die in Bussen nach Bamberg strömen und alle Kneipen füllen. Und dann hat jemand einen Finger gehoben und eine Frage gestellt, Herr Lehrer, wenn Sie sprechen von, wenn die Leute herkommen, die Bamberger hinfahren, können Sie uns ein paar Adressen, Anschriften von diesen kleinen Landbrauereien nenne? Man kann nicht alle besuchen. Und die drei Namen, die damals gegeben wurden, war Huppendorf drin und dadurch bin ich nach Huppendorf gekommen.

Markus: Und hast die Familie dann auch kennengelernt, nehme ich mal an.

Jean Pierre: Aber ja. Also der Opa, also der Michael mit Frau Kunigunde, der Johannes, der damals noch …

Markus: Ja, eben, der hat es ja jetzt, der Johannes, ne?

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Genau, ja.

Jean Pierre: Und erst danach ist der André erst gekommen. Also drei Generationen wurden krasser.

Markus: Ja, die machen aber viele tolle Sachen und viele richtige Sachen. Also einerseits natürlich ihr tolles Bier, das auch in der Bamberger Stadt sehr bekannt ist, also man hat den Spitznamen Huppy und meint damit eigentlich das Vollbier.

Jean Pierre: Ja, okay.

Markus: Und hinter dem Vollbier versteckt sich, ja, ist schwierig, das genau zu definieren, heute würde man vielleicht sagen, hm, vielleicht ein Export oder ein Helles, ich weiß es gar nicht, wie man es genau bezeichnen würde.

Jean Pierre: Ja, Vollbier, das ist mehr Bernsteinfarbe, ja.

Markus: Ja, ja, es geht mehr in diese Richtung.

Jean Pierre: Also ein Export Bernstein, das ist schon, ja, für die Franken, das ist kein Problem.

Markus: Ja, ja, wir sind da ja sehr …

Jean Pierre: Ja, ja, ja, ganz genau, ja, ja.

Markus: Ja, naja, das ist, es ist einfach, du hast ja gesagt, wir sind in den 80er-Jahren und damals haben sich die Leute hier in den Brauereien überhaupt nicht drum gekümmert, was ein Bierstil ist. Sie haben halt ihr Bier gemacht. Und diese Biere haben sich bis heute gehalten und deswegen stehen da halt so Sachen drauf wie Vollbier, was man in keinem einzigen Bierstilkatalog heute finden kann, weil das ja eigentlich nur eine Bezeichnung für die Steuer ist. Aber es ist eben ein filtriertes Bier, deswegen kann man nicht sagen, es ist ein Kellerbier. Also wir sind irgendwo bei einem schönen bernsteinfarbenen Bier.

Jean Pierre: Also das sicher. Also der Huppy, das ist kein Keller …

Markus: Nee.

Jean Pierre: … denn ein Keller ist trüb, für mich.

Markus: Genau, richtig, genau, das kann keins sein, ja.

Jean Pierre: Und das Vollbier ist perfekt.

Markus: Absolut, ja

Jean Pierre: Also in diesem Sinn ist das kein Keller. Aber zwischen Keller und Vollbier, also gibt es keinen großen Unterschied.

Markus: Ja, ja.

Jean Pierre: Und das Lustige ist, also beide fließen, also kommen sehr, sehr gut in der Kehle und das unkompliziert. So soll für mich Bier sein. Also du musst gar keine Fragen stellen da, das ist keine Universität, ja, das muss einfach reinkommen und dabei hast du Spaß.

Markus: Ja.

Jean Pierre: Und wenn Geschmack drin ist, also nicht nur reines Wasser, ja, es muss etwas mehr sein.

Markus: Ja und das ist der Grund, warum ich persönlich kein Fan vom Hellen bin, weil mir ist das immer zu wenig irgendwie vom Geschmack her, muss ich sagen.

Jean Pierre: Ja, die Süßigkeit ist drin, aber mehr ist schwer zu finden, ja, im Hellen. Und hier in diesem Bock hast du was und das bleibt lange, lange, lange im …

Markus: Am Gaumen.

Jean Pierre: … am Gaumen, ja.

Markus: Ja, nee, also was ich ganz toll finde ist, man hat dieses intensive Aroma, man hat den Honig und die Süße und das Getreide und alles drum und dran und auch den Alkohol. Das merkt man auch, das fließt runter, das wärmt ein bisschen. Aber dann, wenn man getrunken hat, kommt dann diese Bittere und räumt alles wieder ein bisschen auf und man ist ziemlich schnell wieder da, wo man vorher war und ist wieder bereit für den nächsten Schluck. Das hat er echt gut gemacht, weil man eben zwar ein sehr kräftiges Bier hat mit 7,5%, aber es läuft, wie du grade so schön gesagt hast.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Und das ist natürlich auch das Gefährliche grade an den fränkischen Bockbieren, die sind oft sehr, sehr eingängig, sage ich mal so.

Jean Pierre: Ja, aber das hat was drin, die bieten was, ja, also.

Markus: Ja, auf jeden Fall.

Jean Pierre: Ja. Also das war das Kapitel Huppendorf. Und was für mich sehr schön war, das Huppendorf auch eine Wirtschaft hatte mit Nächtigungsmöglichkeiten. Das heißt, du bist dort auf der Höhe, fast am Ende der Welt und wenn du ein bisschen zu viel genossen hast, kein Problem, ein Bett hast du dort und es ist kein Problem. Und die Leute sind nicht schockiert, warum, nein. Ein paar Stunden und dann ist alles wieder gut, kein Problem.

Markus: Ja. Also das ist überhaupt bei vielen fränkischen Brauereien, ist das so, dass man eben noch übernachten kann, das es Gasthöfe sind. Und das macht natürlich die Sache auch besonders schön. Wie war das denn, hast du deinen Freunden in Frankreich dann erzählt von deinen Biererlebnissen hier in Franken, wie haben die das aufgenommen?

Jean Pierre: Die können das nicht verstehen.

Markus: Okay.

Jean Pierre: Und schon, also in Frankreich, muss man sagen, also Bier ist jetzt im Trend.

Markus: Jetzt?

Jean Pierre: Also Frankreich im Moment hat die größte Zahl von Brauereien in Europa.

Markus: Ja.

Jean Pierre: Unglaublich!

Markus: Unglaublich.

Jean Pierre: Unglaublich. Aber die Meisten, also 2.500 im Moment, also 60 oder 70, also rund 1.000 mehr als Deutschland. Das glaubt niemand, aber so ist es. Aber das sind kleine, kleine Mikrobrauereien und man muss sich wirklich die Frage stellen, ob sie wirtschaftlich sind? Denn der Biergenießer, der ist immer bereit, ein Bier zu probieren. Aber wenn nichts drin ist, dann hat der Brauer verloren, sein Bier trinkst du nicht mehr.

Markus: Ja.

Jean Pierre: Und hier in Franken, du kannst nichts falschmachen, alle, alle schmecken gut, du kannst überall kommen. In Frankreich ist das nicht so. Und, ja, noch ein paar Jahre dauern, aber wir sind schon, ja, in solchem Punkt, in Zahlen, durch das Volumen, bei Weitem nicht in Volumen. Aber von diesen 2.500 und ein paar Brauereien, da sind ein paar Brauereien, die sind wirklich gut, aber wenig.

Markus: Ja. Gut, aber ich glaube auch, das wird sich entwickeln.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Also ich finde es überhaupt sehr spannend, Frankreich ist so das letzte Land, glaube ich, in Europa, wo dieser Craft-Beer-Boom so eingeschlagen hat. Und ja, wie du sagst, es gibt viele, die jetzt einfach mal loslegen und auf die Wirtschaftlichkeit nicht wirklich Wert legen und die es auch schwer hatten jetzt mit der Pandemie, mit der Energiekrise, mit den Preise. Und deswegen sind auch 20 Prozent, glaube ich, sowas, sind in letzter Zeit geschlossen worden. Aber es sind immer mehr und mehr auch Gute dabei. Also ich war letztes Jahr in Nancy und habe da viele Brauereien drum rum besucht. Und da war auch ein Beer Festival, wo noch mehr Brauereien dann auf diesem Festival waren und wir konnten das alles probieren. Und da waren richtig, richtig gute Biere, experimentelle Bier natürlich auch.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Also das ist dann auch etwas anderes als in Franken, wo wirklich, man legt Wert drauf, dass man einfach ein gut trinkbares schönes Bier hat, was zur klassischen Brotzeit, zum klassischen fränkischen Essen einfach gut passt und nicht bremst und einfach angenehm ist. Und dort ist es schon so, dass man sich ausprobiert und das man eben mal verrückte amerikanische Biere macht. Mal auch mit eigenen französischen Zutaten spielt, mit Kastanien, mit Honig, mit Lavendel oder auch mit Algen zum Beispiel hatte ich schon französische Biere und so, also da gibt es ganz, ganz spannende Geschichten. Und wo man auch versucht so, die eigene Geschichte ein bisschen wieder zu entdecken, weil es ja durchaus auch schon mal eine Bierkultur in Frankreich auch gegeben hat, die ein bisschen auch wieder verschwunden ist und da geht man jetzt auch wieder hin. Und deswegen, also ich finde das ein ganz tolles Land, grade jetzt auch. Also insofern, liebe Hörer da draußen, wer die Gelegenheit hat, unbedingt nach Frankreich fahren und dieses wunderschöne Land natürlich erleben, aber eben auch diese neue Bierkultur, das ist wirklich beeindruckend. Und Lille ist ja ein anderes Zentrum jetzt grade der Bierkultur. Da werde ich dieses Jahr auch sein, da ist ja das Brewers Forum und da sind auch viele Ausflüge, da freue ich mich schon sehr drauf, ja. Ja, aber du hast dann für dich, als du dann beschlossen hast, du gehst komplett hier rüber, war das eine spontane Entscheidung, oder?

Jean Pierre: Ja. Also ich war total in meinem Beruf, also professionell drin und plötzlich ist die Rente gekommen, also in ein paar Monaten da. Also mit allem, was in Frankreich passiert, habe ich gesagt, Frankreich ade, Oberfranken helau.

Markus: Genau.

Jean Pierre: So und das war spontan und das bereue ich nicht. Ich habe zwei Leidenschaften, Bier genießen und auch was für den Körper tun. Also ich bin ein Sauna-Fanatiker! Also meine Tage sind zu kurz.

Markus: Also das haben wir gemeinsam, ich bin auch sehr gerne in der Sauna. Das finde ich schon großartig, macht mir auch sehr viel Freude, ist super entspannend und ja.

Jean Pierre: Ich habe dich noch nicht in Obernsees getroffen.

Markus: Ja, weil ich meistens in der Obermain Therme bin.

Jean Pierre: Ah!

Markus: Also für euch Hörer, in Franken gibt es mehrere Thermen.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Aber hier zwischen Bamberg und Bayreuth sind vor allem zwei, die Obermain Therme, die in Bad Staffelstein ist, auch eine tolle Bierstadt.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Und eben die Therme Obernsees, die ein bisschen außerhalb von Bayreuth liegt oder Kulmbach, je nachdem, wie man das sehen mag. Beides wunderschöne Plätze. Für mich aus Bamberg ist die Obermain Therme einfach näher.

Jean Pierre: Nicht sehr weit.

Markus: Ich bin in einer Viertelstunde da und das ist natürlich einfach. Aber Obernsees war ich auch schon, aber selten, muss ich sagen, trotzdem auch schön. Und es gibt noch Weitere, also in ganz Franken, eigentlich überall, bis runter Richtung Mittelfranken, wo es dann an den alten Römerstraßen dann ganz tolle Thermen gibt, eben in Weißenburg zum Beispiel oder so, Treuchtlingen, also wunderbar, schön. Ja, also das sind zwei Leidenschaften, die man gut verbinden kann, glaube ich.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Wenn du jetzt in Sachen Bier unterwegs bist, ich habe schon gesehen, du hast unser Buch auch dabei und sammelst auch dann Etiketten oder Bierdeckel oder wie läuft das?

Jean Pierre: Ja, also ich habe Bierdeckel gesammelt, aber das ist schwer zu glauben, aber die Bierdeckel nehmen viel Platz,

Markus: Oh ja!

Jean Pierre: … im Volumen. Also bin ich auf Bieretiketten gekommen und dann ist es etwas einfacher. Also was ich sammele, das sind alle Bücher über das Bier erzählen. Also ich habe englische, französische, deutsche, tschechische Bierbücher und ist schon eine …

Markus: Eine ordentliche Bibliothek.

Jean Pierre: … ordentliche Sammlung. Ich bin schon stolz drauf, ja.

Markus: Das kannst du sein! Weil, es ist gar nicht so einfach, also vor allem, wenn man international versucht Literatur zu bekommen. Also jetzt mittlerweile geht es etwas besser, aber …

Jean Pierre: Italienische.

Markus: Ja, die sind aber sehr schwer zu bekommen. Also ich habe letztes Jahr zum Beispiel die beiden neuen Bücher von Teo Musso …

Jean Pierre: Den Teo, ne.

Markus: Ja und das war total schwierig, weil man die in Deutschland ja nicht kaufen kann. Ich habe dann über einen italienischen Freund, der hat mir die besorgt und dann geschickt. Also man muss erstmal wissen, dass es die gibt. Also das ist doch eine spannende Sache, ja.

Jean Pierre: Teo Musso in Piemont oder so.

Markus: Ja, das ist immer relativ.

Jean Pierre: Ein wunderbarer Mensch, also …

Markus: Ja.

Jean Pierre: .. klar im Kopf und ruhig. Und der hat viel, viel für den italienischen Bierruf gemacht, ja.

Markus: Ja, überhaupt für die ganze europäische Bierkultur. Er hat das Teku-Glas ja mit entwickelt.

Jean Pierre: Ja, ja, ja.

Markus: Und mit seinen Bieren, eben Birra Baladin, ist er Vorreiter.

Jean Pierre: Baladin.

Markus: Ja, ja, Baladin, ja, ja, natürlich, ist er Vorreiter ja in ganz vielen Stilen auch gewesen.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Also für mich das faszinierendste Bier hat er mir vorletztes Jahr gegeben. Er hat ja seinen Eisbock, den nennt er ja Xyauyù, also nach …

Jean Pierre: Xyauyù ist ja auch nun huh!

Markus: Genau. Witziger Weise ein Bier, dass er nach den Lauten benannt hat, die sein Sohn gemacht hat als er klein war. Und da hat er eine Version gemacht, die hat er in ein japanisches Sake-Fass, nein, doch, Sake-Fass, genau.

Jean Pierre: Xyauyù gibt es mehrere, eine Linie also.

Markus: Ja und das fand ich total faszinierend, also wie man damit spielt, das habe ich vorher noch nie so erlebt. Zumal man auch da dann wirklich dieses Umami, das ist so intensiv, also sehr spannend. Also, ja und er ist da wirklich jemand, der, ja, als Person unglaublich toll ist, aber eben auch seine Biere da für ihn sprechen.

Jean Pierre: Der hat eine sehr nette Frau, die aus Marokko kommt …

Markus: Aha.

Jean Pierre: … und die spricht Französisch.

Markus: Ah!

Jean Pierre: Und der Teo, parlez-vous francais, ja.

Markus: Das wollte ich grade noch fragen, wenn du so viele Bücher hast aus allen möglichen Ländern, sprichst du dann auch die Sprachen, also Tschechisch zum Beispiel?

Jean Pierre: Ich verstehe schon Tschechisch, sprechen ist etwas anders, ein paar Worte, ja, gar kein Problem, aber lesen, verstehen, ja, schon. Aber was alles mit dem Biervokabular oder Wortschatz zu tun hat, ein tschechisches Gespräch, das ist für mich schwieriger. Aber mit den Bierwörtern hautsächlich, das …

Markus: Das kriegt man dann doch drauf, das stimmt, ja.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Bist du dann auch viel unterwegs? Also besuchst du dann auch in Tschechien oder Italien oder in Norddeutschland oder so?

Jean Pierre: Also für mich war die Pandemie also eine echte Katastrophe. Ich war immer unterwegs, also in der Rente habe ich gesagt, Oberfranken, Oberfranken, aber ein bisschen Luft, also Tschechien, Italien, Frankreich, Belgien. Aber mit der Pandemie war alles … und nach der Pandemie bleibe ich hier. Nur Anfang November voriges Jahr, also das waren schon dreieinhalb Jahre, dass ich nicht mehr in der Tschechien war, und dort habe ich also Anfang November eine Woche lang in Prag verbracht und habe mich mit Bier beschäftigt.

Markus: Ja, das kann man in Tschechien sowieso, in Prag ganz besonders. Andere Orte, die man sicherlich kennt ist Pilsen zum Beispiel natürlich, Budweis kennt man vielleicht logischerweise, das sind ja so Namen, die man so hat.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Aber Prag hat auch viele Brauereien, auch viele kleine Brauereien, Klosterbrauereien, Craft-Brauereien, ja.

Jean Pierre: Die Stadt Prag ist flächenmäßig sehr groß, sehr groß, über 500 Quadratkilometer. Und im Moment, da sind über 50 Braustätten in Prag. Und die Meisten, die liegen in einem Viertel, wo überhaupt kein Tourist hinkommt. Und das ist sehr faszinierend, sehr schöne Biere.

Markus: Und wie bist du da unterwegs, bist du mit dem Auto oder mit Bus?

Jean Pierre: Da fahre ich mit dem Auto und in Prag ohne Auto, nur die öffentliche Mittel, dann hast du kein Problem.

Markus: Ja, kommt man mit Straßenbahnen und so, kommt man da ja gut …

Jean Pierre: Ja, ja,

Markus: Wunderbar.

Jean Pierre: Ja, alles kombinieren, Straßenbahn und Bahn, Busse, Züge, ja, alles, ja.

Markus: Wunderbar. Hast du noch einen Plan, wo du demnächst vielleicht hin möchtest, hast du eine Idee, wo du als Nächstes, wenn du mal wieder unterwegs sein möchtest, wo du hin möchtest?

Jean Pierre: Nee, ich habe mehrere Programme für eine Woche. Frankreich, Belgien, Tschechei, Italien, die sind da in meinem Kopf. Und ich werde noch versuchen, aber ich weiß ja nicht, wie das klappt, ich habe ein Problem mit meinem Reisepass, der geht im April zu Ende und ich muss mal sehen, wie ich als Franzose meinen Reisepass verlängern kann. Also muss ich mich im Konsulat oder wie kann ich meinen französischen Reisepass verlängern?

Markus: Das ist eine gute Frage.

Jean Pierre: Denn ich würde gern nochmal in die La Belle Province hinfliegen und danach zurückkommen, ja, also in Quebec, ja.

Markus: Ja. Warst du da schon mal in Kanada?

Jean Pierre: Ja, ja, viel, viel, viel.

Markus: Ja, da gibt es mittlerweile ja auch eine Bierrevolution so ein bisschen und auch sehr unterschiedlich. Im Französischsprachigen Teil, das ist ganz anders als im englischsprachigen Teil.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Und auch je nach Land, also es gibt ja dort auch Bundesländer oder Staaten und das ist auch nochmal anders, genau. Also fand ich auch sehr interessant. Die hatten mir mal, eine französische Brauerei, eine kanadisch-französische Brauerei hatten wir mal als Gast auf dem Bierfest in Nürnberg, Brasserie du Bois Blanc.

Jean Pierre: Bitte?

Markus: Brasserie du Bois Blanc hieß die.

Jean Pierre: Brasserie du Bois Blanc?

Markus: Ja.

Jean Pierre: Aber ja.

Markus: Und die waren großartig, ganz liebe Jungs und tolle Biere und die haben eben auch viel erzählt. Und insofern, also das auch so ein Tipp. Also es ist sowieso wie du sagst, wenn man über das Bier die Welt erkundet, dann geht man oft in Ecken, wo man als Tourist normalerweise nicht hinkommt.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Und das ist dann doch ein ganz anderes Erlebnis eigentlich der Menschen und auch der Ländern und natürlich der Kultur, also insofern auch eine Empfehlung.

Jean Pierre: Ja und ich werde in Montreal, also die größte Stadt in der Provinz Quebec, dort sein. Also man braucht nicht raus von Montreal, in Montreal kann man eine Weltbierreise machen. Also britische, amerikanische, brasilianische, französische aus Quebec, alle Bierstile der Welt findest du in Montreal. Unglaublich, wirklich.

Markus: Faszinierend. Ein bisschen wie Berlin, zumindest vor einiger Zeit. Da sind allerdings einige leider schon wieder weg, aber es gab oder gibt immer noch eine große Vielfalt natürlich. Also, ja, spannend. Okay, dann sage ich dir ganz, ganz vielen Dank. Jetzt ist tatsächlich auch unser Bockbier ausgetrunken. Also vielen, vielen Dank für deine Zeit und für die Infos und den Einblick in dein Leben! Ich wünsche dir noch ganz viel Freude mit unseren fränkischen Bieren und freue mich schon, wenn wir uns dann …

Jean Pierre: Magisch, also wirklich, du bist nie enttäuscht.

Markus: Das stimmt.

Jean Pierre: Das kann passieren, es ist was passiert im Bier da. Aber nein, das passt immer.

Markus: Das ist das beste Schlusswort überhaupt. Also nochmal vielen Dank und dann bis zum nächsten Bier und euch noch eine schöne Zeit!

Jean Pierre: Ja, danke schön.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 58 – Interview mit Fred Scheer, Bierberater aus Nolensville, Tennessee, USA

In der heutigen Episode von BierTalk tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Craft-Bier-Kultur der USA, einem Land, das sich in den letzten Jahrzehnten von einer einheitsbreiigen Bierlandschaft zu einem Paradies für Bierliebhaber und -kenner entwickelt hat. Unser Gast ist kein Geringerer als Fred Scheer, ein Pionier der amerikanischen Craft-Bier-Bewegung, dessen Lebenswerk von Deutschland über Wisconsin bis nach Tennessee reicht. Scheers Reise begann vor vier Jahrzehnten, inspiriert von der legendären Figur Professor Narziß und einer zufälligen Begegnung, die sein Leben für immer verändern sollte. Er landete in einer Zeit in den USA, als das Land gerade einmal 20 Brauereien zählte und die Vielfalt des Biers auf ein Minimum reduziert war. Doch Scheers Abenteuerlust und sein unermüdlicher Einsatz für Qualität und Innovation führten ihn zu einer bahnbrechenden Rolle bei der Capital Brewery in Madison, Wisconsin, wo er als deutscher Braumeister die Craft-Bier-Revolution mitgestaltete.

Fred Scheers Erzählungen führen uns durch die Höhen und Tiefen der Bierbranche, von den frühen Tagen, als Craft-Bier noch ein Fremdwort war, bis hin zu seinen bahnbrechenden Experimenten bei Pabst, wo er die Grenzen des Möglichen auslotete – von Clear-Beer bis hin zu alkoholfreien Bieren, die weit über die damaligen Standards hinausgingen. Seine Geschichten spiegeln nicht nur die Evolution der Bierkultur in den USA wider, sondern auch die persönliche Reise eines Mannes, der sein Leben der Perfektionierung des Brauhandwerks gewidmet hat.

Heute, in seiner „Ruhestandsphase“, setzt Fred Scheer sein Engagement für die Bierwelt bei Mill Creek Brewing in Tennessee fort, wo er mit seiner Erfahrung und Leidenschaft neue Generationen von Brauern inspiriert. Sein Einfluss erstreckt sich über Kontinente und Generationen, ein lebendes Zeugnis dafür, wie weit Leidenschaft und Hingabe einen führen können.

Begleiten Sie uns auf dieser inspirierenden Reise durch Fred Scheers Bierwelt, eine Geschichte, die nicht nur Bierenthusiasten begeistern wird, sondern jeden, der verstehen möchte, wie Innovation, Tradition und unermüdlicher Einsatz die Landschaft einer ganzen Branche verändern können…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir wieder eine Reise und zwar über den großen Teich in ein großes Land mit einer großen Bierkultur und einem großen Biermarkt, nämlich in die USA und treffen dort einen ganz spannenden Menschen, der sich dort auch ganz viel um das Bier verdient gemacht hat. Und da bin ich schon ganz gespannt, es ist der Fred Scheer und heute ist er Mitbegründer der Mill Creek Brewery in Nolensville, in Tennessee, und hatte aber viele, viele andere Stationen. Und, ja, ich freue mich schon, dass wir uns da drüber unterhalten und sage jetzt erstmal hallo! Und vielleicht sagst du zwei, drei Sätze zu dir selber, dass unsere Hörer dich kennenlernen.

Fred: Okay. Guten Morgen, Markus. Mit meinem Deutsch, okay, geht noch ganz gut, aber nach 40 Jahren, da kann schon mal was schieflaufen. Ich bin ungefähr vor 40 Jahren, bin ich hier rübergekommen, da hat mich der Professor Narziß, der hat mich da mit einem angesetzt, mit einem Ed Janus in Madison, Wisconsin, und da habe ich dann angefangen hier in Amerika.

Markus: Also 40 Jahre, das ist ja wirklich eine lange Zeit, das heißt, wir reden da ja von 1990, 1980, diese Zeit?

Fred: Ja, ja.

Markus: Das ist ja eigentlich eine Zeit, wo die Bierkultur oder, ich sage mal, die Biervielfalt in den USA, zumindest so, wie ich das gelernt und gelesen hab, eher so an ihrem Tiefpunkt war. Also wo wir im ganzen Land noch 20 Brauereien hatten, wo mehr oder weniger eine Einheitskultur geherrscht hat und wo dieses Craftbeer-Thema aber an der Westküste schon angefangen hatte, so ein bisschen Fuß zu fassen. Also warum bist du überhaupt da rüber und wie hast du das dann vor Ort erlebt?

Fred: Da hat der Ed Janus, das war der President von der Capital Brewery in Madison, Wisconsin und die haben einen deutschen Braumeister gesucht. Und ich hatte einfach nix Besseres zu tun und habe ich dann ja gesagt. Und ich hatte ihn kennengelernt im Dezember und im Februar habe ich hier in Madison, Wisconsin Fuß gefasst. Und da haben wir dann, wir waren die dritte Craft-Brewery damals in dem Lande.

Markus: In den ganzen USA?

Fred: Ja.

Markus: Woah! Und wie muss man sich das damals vorstellen? Also ist man da normalerweise rumgefahren und konnte wählen zwischen Bud Light und Cours Light oder so oder wie war da so die Bierwelt, die man so vorgefunden hat?

Fred: Ja, da hat es ja nichts anderes gegeben, Bud Light, Miller Light, Cours Light, sonst hat es nichts gegeben. Und die anderen Biere, ich weiß noch, wenn ich in die Brauerei, in die Gaststätte oder Restaurant oder was rein bin, unser Bier vorgestellt, die haben mich anguckt, als ob ich aus dem siebten Himmel rausgekommen bin, weißt du, es war unglaublich. Und dann habe ich immer gesehen, die haben Salz in das Bier rein geschüttet, damit sie Schaum kriegen. Also ich habe Sachen erlebt, du, das kannst du dir gar nicht vorstellen, aber es war halt damals so, ne.

Markus: Ja. Also ich kann mich noch erinnern, dass man bei uns Reiskörner ins Bier gemacht hat, damit da eben ein bisschen Karbonisierung aufsteigt und so, aber Salz ist natürlich nochmal heftiger. Also Craft Brewery heißt dann praktisch, also die haben dich angeheiert, weil sie vorhatten, in dieses Business einzusteigen …

Fred: Ja.

Markus: … und hatten dann auch schon einen Plan, bestimmte Bierstile zu machen?

Fred: Ja, das waren deutsche Biere, wollten die, also Pils und ein Dunkel und ein Bockbier. Und mehr wollten wir nicht machen und haben wir auch nicht gemacht. Und da haben wir uns da, weißt du, du kannst dich ja nur auf eine Sache ganz groß verstärken, ja. Du kannst nicht, wie die Amis das machen, so 20 Biere haben, ja. Und da haben wir dann angefangen mit Capital Pils, dann Capital Dark und dann zur Weihnachtszeit ein Bockbier.

Markus: Und wie haben die Leute drauf reagiert, wenn man denen dann zum ersten Mal so ein Pils …

Fred: Wunderbar, wunderbar, einwandfrei, einwandfrei. Damals hatte ich noch so einen riesen großen Schnurbart und da hatten die von der Brauerei als Werbung mein schönes Gesicht mit einem bayrischen Hut und auf den Bussen, auf der Seite von den Bussen. Und da war immer die Information drüber, Capital Brewery, Middleton in Wisconsin und da sind die Leute gekommen, ja. Und da haben die noch nie solche Biere getrunken, ich würde sagen, 70 Prozent von denen haben solche Biere gar nicht getrunken, die wussten das gar nicht. Und dann, so ging das weiter. Und dann haben wir im ersten Jahr, haben wir 15.000 gemacht, 15.000 Barrel. Und dann, als ich wegging, waren es 32.000.

Markus: Wann bist du weg, nach wie viel Jahren?

Fred: Ich war zweieinhalb Jahre da.

Markus: Okay, dann war es ja eine richtige Leistung, also alles verdoppelt sozusagen.

Fred: Ja.

Markus: Und aber trotzdem nur die drei Sorten oder waren dann schon welche dazugekommen?

Fred: Als ich wegging, nur die drei Sorten und dann nach einem Jahr hatten sie 15.

Markus: Woah! Ab dann mit den klassischen IPA und was man eben so weiter hat?

Fred: Oh ja, oh ja und die waren schrecklich, die waren schrecklich.

Markus: Gibt es die Brauerei noch?

Fred: Ja, oh ja.

Markus: Was machen sie heute für Biere?

Fred: Auch immer noch das Gleiche. Wenn das eine nicht mehr verkauft wird, machen sie wieder ein neues.

Markus: Hm. Okay.

Fred: Also, ich würde sagen, von den IPAs, Indian Pale Ales, das Beste, dass ich getrunken habe, war in Hamburg. Da ist einer, ich weiß jetzt nicht mehr, ist eine Kleinbrauerei, die haben einen amerikanischen Braumeister da. Da war ich vor 25 Jahren, war ich da. Du weißt ja, dass ich mit Krones war, ne?

Markus: Mhm.

Fred: Und die haben eine Krones Anlage und da war ich da oben in Hamburg. Wunderbares, wunderbares IPA hat der gemacht. Ich weiß auch nicht, ob die Brauerei noch auf ist oder nicht. Aber hier in Amerika, da war am Anfang, war das ein ganz bekanntes IPA, ich würde den Namen sagen. Und der hat am Anfang in den 80er-Jahren wunderbar geschmeckt, wunderbar. Heute kannst du die gar nicht mehr aufmachen und trinken, ist schade. Dadurch habe ich aber bei Pabst angefangen.

Markus: Ja, also bevor wir vielleicht noch gleich weitergeh nach deinen zweieinhalb Jahren, vielleicht nochmal ganz kurz zurück. Du hast ja in Deutschland Braumeister gelernt, studiert.

Fred: Ja.

Markus: Und wie kam das denn überhaupt, also wo bist du großgeworden und wie kamst du auf die Idee mit dem Thema Bier?

Fred: Ich bin im Saarland aufgewachsen. Du weißt ja, wo das Saarland ist.

Markus: Ja, ganz links.

Fred: Ganz links, auf jeden Fall bin ich da aufgewachsen. Mein Vater war im Verkauf bei der Becker Brauerei in St. Ingbert. Und ich war immer ein fauler Hund, ich wollte nix machen, ne. Und da hat mein Vater, der kannte den Braumeister gut, hat mein Vater eines Tages gesagt: „Okay, wenn du nichts machst, dann lernst du Brauer.“ Und dann habe ich angefangen, Brauer zu lernen, drei Jahre war da, ja. Und der Braumeister war fantastisch, ja, Braumeister Schwarz. Und dann habe ich mich entschieden, da hatte ich noch nicht meine Gesellenprüfung gemacht, da habe ich mich entschieden, dass ich meinen Braumeister machen will. Und wie ich das ihm gesagt habe, hat der sofort angefangen, da war ich im Labor, da war ich überall, ja. Und da war ich mit 19, war ich Biersieder. Das hat es gar nicht gegeben damals, dass ein junger Kerl das machen darf, ne. Auf jeden Fall und dann bin ich weg und war dann noch in der Bundeswehr und habe dann meinen Braumeister bei Doemens gemacht.

Markus: Genau und bist dann quasi direkt in die USA abgeworben worden sozusagen.

Fred: Bin ich ungefähr, ja, genau, bin ich danach weg.

Markus: Tja. Okay, dann springen wir nochmal zurück, also dann warst du bei deiner ersten Station. Und dann nach zweieinhalb Jahren, wie ging das dann weiter?

Fred: Da hat mich, da war einer, wie hieß der noch, Karl Strauß. Hast du den Namen schon mal gehört?

Markus: Ja.

Fred: Onkel Karl, eines Tages kommt der in die Brauerei. Schön, habe ich mich gefreut, so eine Person. Ein schönes Bier habe ich ihm kredenzt, auf jeden Fall, da sagte er: „Hör mal, hast du Spaß, woanders hinzugehen?“ Ich sage: „Das kommt drauf an.“ Und da sagte er: „Ja, dann müssen wir uns mal drüber unterhalten.“ Und dann habe ich gesagt: „Wo denn?“ Sagt der: „Ja, in Milwaukee.“ Da habe ich gesagt: „Och, das ist ja nicht weit von hier.“ Und da sagt er: „Ja, bei Pabst Brewing.“ Wir waren damals die fünftgrößte Brauerei in der Welt. Und da sagte er: „Ich muss einen haben, der national und international alles macht im Bereich Technik.“ Und unbekannterweise so Pabst so, das habe ich noch nie gehört, bin ich dahin und habe dann da angefangen, die ganze Sache zu werfen. Auch international, China und so, war auch mehrere Male in Australien und weiß Gott, wo ich überall war. Und die Brauerei war so schlecht, die Tanks, da habe ich Angst gehabt durchzugehen, habe ich gemeint, die fallen um. Also es war alles so auf die letzte Nadel. Und, ja, dann, ich habe zugesagt natürlich wegen Geld, war ganz toll. Kann ich ja jetzt sagen, ich bin ja getimte.

Markus: Naja und in den 80ern, 90ern viel Geld in den USA, das war viel Geld in der Welt, ja.

Fred: Oh ja, oh ja. Und dann auch die Reisen, wir hatten fünf Jahre unser eigenen Jet, international. Den haben die nachher an Miller Brewing verkauft. Und eines Tages, ich habe immer als Junge dran gedacht, als junger, weil mein Vater immer seinen Haustrunk und alles mit Nachhause gebracht, den ich geklaut habe und da hat er gesagt: „Hauch mich mal an.“ Da sagt er: „Hast du mir schon wieder das Bier geklaut.“ Und da habe ich gedacht, Mensch, das muss doch mal irgendwo, dass man ein Bier herstellt, dass nicht riecht und wenn du es im Glas hast, sieht aus wie Wasser. Und da habe ich mich da dran geklammert wie verrückt. Und da habe ich das Eisenklar entwickelt. Schon mal was davon gehört?

Markus: Nein.

Fred: Das ist ein Clear-Beer, ein klares Bier. Kannst du mit auf die Straße gehen, sieht ja keiner, dass es Bier ist.

Markus: Hat auch keinen Schaum?

Fred: Es hat im Anfang ein bisschen Schaum, aber dann war der weg. Aber die Limonade hat ja auch einen Schaum, wenn du sie einschenkst, ne …

Markus: Stimmt.

Fred: … ganz so schwupp, weg ist sie. Und da habe ich das gemacht, da war ich stolz wie so ein kleiner König. Aber das konnte ich …

Markus: Und wie macht man das? Also das heißt, du verwendest dann kein Malz …

Fred: Doch.

Markus: …  oder ganz wenig oder wie?

Fred: Es ist 60 Prozent Bier und 40 Prozent ist es Limonade, …

Markus: Ach so.

Fred: … Zitronenlimonade. Aber, die Filtration ist ganz, ganz scharf. Die ist also so scharf, dass du mit Hochdruck das durchdrückst, ja. Und hat einfach hingehauen. Und nachher haben wir das zu Course, glaube ich, verkauft, ja. Genauso habe ich mir gedacht, Mensch, damals ein Alkoholfreies, hat ja keiner geglaubt, ne und da habe ich gesagt: „Ja, dann mache ich ein Alkoholfreies.“ Und wie das auf die Sache kam, war, wenn ich in die Brauereien bei Pabst da rumgefahren bin, geflogen bin und bin ich in die Brauerei immer rein und das Erste, was ich gemacht habe, bin ins Sudhaus, schönen guten Tag. Weißt du, mit den Leuten, mit den Brauern, weil die waren ja alle schon in den 70er-Jahre, ja. Da habe ich da immer so 30, 40, 50 Donuts gekauft, dann haben wir da gesessen, die gegessen und Kaffee getrunken und uns unterhalten. Und eines Tages kam ich nach Milwaukee und der Hauptbrauer, Hauptbiersieder war nicht da, ich sage: „Wo ist der denn?“ Ja, der ist im Krankenhaus, der hat Kidney, wie heißt das, …

Markus: Niere.

Fred: … hat er Schwierigkeiten. Bin ich dahin und da hat er da gelegen und da haben die das Blut ausgetauscht. Und da hast du nur immer da gehört, pttt, sch, pttt, sch. Habe ich zuerst nur geguckt, da habe ich den Doktor gefragt, ja, wie geht denn das? Und da sagt er: „Ja, da geht das Blut rein und hier unten kommt es raus.“ Habe ich gesagt: „Ja, das sehe ich ja auch, aber was wird?“ Sagt er: „Alles, was kleinmolekular ist, kommt durch, aber größere Sachen kommen nicht durch.“ Habe ich gesagt: „Wie wäre denn das mit Alkohol? “ Ja“, sagt er, „der bleibt raus, der geht nicht rein.“ Und da habe ich so eine Maschine gekauft und bei Pabst oben haben wir sie unters Dach gestellt, das keiner sie sehen kann. Und da haben wir das Hauptbier, haben wir davon ein Alkoholfreies gemacht. Wir sind runter bis auf 0,5. Und den Alkohol, den wir raus, den konnten wir ja nicht in das Abwasser machen, den haben wir dann rausgenommen, in einen Tank rein und dann später in ein anderes Bier rein. Und da haben wir das entwickelt, das Olde English 800. Das war also das Bier in den braunen Bags, weißt du, wo die immer auf der Straße …

Markus: Okay, wo keiner sehen durfte, was da drin ist, genau, ja.

Fred: Und da haben wir das davon gemacht. Ich weiß auch nicht, ob die das heute noch haben oder nicht. Aber auf jeden Fall, da hat es mir dann Spaß gemacht, solche Sachen konnte ich da machen, ne.

Markus: Ah, das ist ja interessant. Also das heißt, ihr habt eine Dialyseanlage gekauft …

Fred: Ja.

Markus: … und habt die. Also, ich meine, heutzutage ist das ja durchaus einer der Standardprozesse bei der Entalkoholisierung, aber damals war das ja sehr innovativ. Also ich würde mal vermuten, wahrscheinlich wart ihr mit die Ersten, die sowas gemacht haben.

Fred: Ja, oh ja. Und wir haben die ganzen Brauereien, nicht die ganzen, die meisten Brauereien zugemacht, Pabst und haben die an die Chinesen geschenkt. Da haben die da in Chaozhou einen Bierpark, einen Pabst-Park, haben die die alle wieder aufgebaut, ne.

Markus: Als Ausstellungsstücke, oder?

Fred: Nee.

Markus: Oder zum Benutzen?

Fred: Zum Benutzen. Naja, mehr kann ich da nicht sagen. Die haben aber, die Amerikaner hier, die haben jede Menge Geld da dran gemacht.

Markus: Faszinierend, also das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Geschichte. Vielleicht noch eine Frage zu dem Blue Ribbon oder vielleicht überhaupt generell zu den Pabst-Bieren. Soweit ich das mitbekommen habe, war es ja so, dass man immer mehr in die adjuncts gegangen ist und immer mehr raus aus den Malzen. Hast du diesen Prozess noch mitbekommen oder war das schon in einem Stadium, wo es jetzt auch ist, als du da warst?

Fred: Das war schon da drin, ja. Die Probleme kamen, das kann ich ja ruhig sagen, weil da waren verschiedene da, die Technik, Marketing und Sales, die waren hier oben und die haben uns gedrückt und die haben immer gemeint, die können machen was sie wollen, ja. Und da haben die auch angefangen mit, immer höher der Corn Syrup und solche Sachen, das war also, das war Wahnsinn. Und ich konnte da auch nicht viel machen. Weil hier in Amerika, Sales, die haben die Hand über alles. Wenn dir ein Braumeister hier sagt, dass er über alles entscheidet, dann lügt er, ja.

Markus: Okay, also alles capital driven sozusagen.

Fred: Genau, genau.

Markus: Hm. Okay. Also dann warst du bei Pabst, wie lange warst du da?

Fred: Fünf Jahre, dann konnte ich es nicht mehr aushalten.

Markus: Also es kam nicht noch jemand mit noch einem besseren Angebot, sondern du hast einfach gesagt, es reicht?

Fred: Doch, doch.

Markus: Ja, okay.

Fred: Doch, ja. Da kam Krones und dann bin ich bei Krones, da habe ich da angefangen als Direktor für Brewing and Malting. Und das war schön, das war schön. Haben wir da die Brauereien ausgebaut und Engineer. Da habe ganz tolle Leute kennengelernt, also richtige Könner, ne.

Markus: Also im Grunde Brauanlagen verkauft und aufgebaut. Weltweit oder war USA der Markt oder weltweit?

Fred: Weltweit.

Markus: Okay.

Fred: Mein Aufgabengebiet war Nordamerika und Central-Amerika, Carribbean und Canada. Und hier in Amerika haben wir, also die Größte war ja die 107 Hektoliter-Brauerei, da haben wir ein, zwei verkauft, das war ein Wahnsinn. In Canada und dann ging es natürlich los in der Carribbean. Weil in Carribbean, die Inseln, jetzt musst du genau zuhören, die Inseln machen immer die Werbung, dass das Wasser von der Quelle kommt.

Markus: Naja, vielleicht auf der ein oder anderen gibt es vielleicht eine, ich weiß es nicht, ich war da noch nie.

Fred: Ja, ich wollte auch nicht zusehen. Nur die Schwierigkeit da ist, weil du ja immer die hohen Temperaturen hast und das Salzwasser verdunstet und da hast du immer Oxidieren und das war also schlimm. Aber die machen gute Biere, die Biere in der Karibik, man, die sind gut. Warst du schon mal da gewesen mit deinem Podcast?

Markus: Nein. Na, lass mal überlegen. Also kommt drauf an, wo man Karibik ansetzt, ich war schon mal an der Mexikanischen Küste, glaube ich und Kolumbien, aber noch nicht auf einer von den Inseln. Also das steht vielleicht auch noch an, …

Fred: Ja, ja, ja.

Markus: … mal gucken.

Fred: Das ist sehr gut, sehr gut machen die das.

Markus: Es gibt dort auch einen Bierwettbewerb, den Copa Caribe. Da war ich auch schon mal eingeladen, da konnte ich damals nicht. Da werde ich jetzt mal versuchen, dass ich da mal hinkam. Weil grundsätzlich interessiert mich das schon sehr, weil diese Inseln ja auch alle so unterschiedlich sind, dadurch, dass die diese Kolonialgeschichte haben. Das die einen halt den Dänen gehört haben oder den Holländern oder den Engländern logischerweise, den Franzosen, den Spaniern, Portugiesen, da waren ja alle irgendwie und teilweise über 100e von Jahren und damit gibt es dann eben schon auch kulturelle Prägungen und architektonisch und überhaupt. Und dann natürlich der ganze Bevölkerungsmischmasch, der dort logischerweise herrscht, auch durch die Sklaverei damals und so, also mit all den Eigenschaften oder Nebenkriegsschauplätzen, die da eben auch noch bestehen. Aber grundsätzlich ist das heute, glaube ich, eine ganz interessante Kultur. Ich erlebe es zumindest, wenn ich Menschen von dort treffe, mit ganz viel Lebensfreude, mit einer sehr lebendigen Art, mit einer sehr offenen Art, mit einer sehr kreativen Art auch und auch mit einem Spaß am Ausprobieren von Geschmäckern und Aromen. Und ich kann mir vorstellen, wenn man das ins Bier überträgt, dann ist das schon was anderes, als wenn ich, sagen wir mal, einen Braumeister in Grönland hab, der von seinem Mindset einfach ganz woanders steht, insofern ist das sicher spannend.

Fred: Na, die haben da in der Karibik sehr viele deutsche Braumeister. Und da ist einer in der Brauerei, ist eine deutsche Brauerei, also von deutschen Einwanderern und der Braumeister ist ein Einheimischer, sein Deutsch ist fantastisch. Und da hat er mir erzählt, wie er so ein kleiner Junge war, sechs oder sieben, die hatten Zuhause kein Geld. Und er hat noch nie Schuhe gesehen, bis er die in der Brauerei gesehen hat, mit Schuhen rumlaufen. Und da hat er da angefangen in der Brauerei, weißt du, Flaschen sortieren als Kind und so weiter. Und da kam der Braumeister, das war ein deutscher, da kam der einmal zu ihm und hat gesagt: „Was willst du denn mal werden, wenn du größer bist?“ Da sagt er: „I want your Job.“

Markus: Klar.

Fred: Das hat dem Deutschen so gut gefallen, der hat Brauer gelernt in der Brauerei in der Karibik. Und dann nach zwei Jahren hat er ihn nach Deutschland geschickt, nach Saarbrücken, da war Stone, Language. Da hat er Deutsch gelernt innerhalb von anderthalb Jahren. Und dann ist er nach Doemens und hat da innerhalb von zwei Jahren seinen Braumeister gemacht und ist dann wieder zurück. Und da hat der Deutsche, da hat der die Schlüssel geholt von der Brauerei, hat sie ihm gegeben, da hat er gesagt: „Du bist jetzt der Braumeister.“

Markus: Now you got my job.

Fred: Ja, unheimlich, unheimlich.

Markus: Großartig, da ist eine tolle Geschichte, ja.

Fred: Ja. Für den gibt es auch nur deutsche Sachen. Nur die Schwierigkeit ist mit dem Malz, Malz und Hopfen, ja. Die kriegen sehr wenig Kontakt, um nach Malz nach der Karibik zu kriegen, ja. Also das holen sie hier in Amerika, aber das ist ja eine andere Sache. Du musst dich mal mit den deutschen Mälzern unterhalten.

Markus: Ja, also das Feld ist ja noch groß, also da kann man noch vieles tun, spannend auf jeden Fall. Aber das war ja jetzt nur ein kleiner Einblick, aber ich denke, da hast du an ganz, ganz vielen Stellen einfach tolle Geschichten und tolle Menschen erlebt und kannst da auf einen ganz reichen Schatz zurückgreifen. Können wir ja gleich nochmal drauf einsteigen. Was mich noch interessieren würde, wir haben uns dann ja getroffen letztes Jahr oder dieses Jahr, kommt drauf an, der Podcast wird 2024 ausgespielt, das heißt, dann war es letztes Jahr. Wir zeichnen das grad kurz vor Silvester auf, dementsprechend sagen wir jetzt noch dieses Jahr. Aber haben wir uns getroffen, als ich in Nashville war beim World Beer Cup und dann haben wir da einen Ausflug gemacht mit ein paar Judges und waren dann in der Mill Creek Brauerei oder bei Mill Creek Brewing und dort haben wir dann dich getroffen. Und das ist ja so ein bisschen dein Ruhestandsprojekt, könnte man vielleicht sagen, also wo du dich engagierst und die Leute berätst und unterstützt. Und das fand ich ja insgesamt als Brauerei eine sensationelle Anlage. Also um das den Hörern mal so ein bisschen zu beschreiben, im Grunde hat man eine ziemlich große Halle, mal so grundsätzlich, in der Mitte, ziemlich in der Mitte steht die Brauanlage mit allem, was dazugehört, also Abfüllung, Tanks, das Brauhaus natürlich, alles drum und dran. Vorne dran entsprechend dann einen Tap, ein Ort, wo man eben die ganzen Biere ausschenkt logischerweise. Dann, da gibt es noch Foodtrucks, die dann da rumstehen, teilweise in der Hale, teilweise außerhalb der Halle. Und dann gibt es Vergnügungsbereiche mit Spielautomaten, man hat Bereiche, wo man seinen Hund mitbringen kann, …

Fred: Ja.

Markus: … es gibt Spielplätze auch für Kinder zum Beispiel also. Und das Ganze entwickelt sich dann zu einem Treffpunkt der Leute, die einfach längere Zeit dort hinkommen und die auch als Familien da hinkommen, die da ihre Kindergeburtstage feiern. Und das könnte man sich ja bei uns ganz schwer vorstellen, also überhaupt eine Brauerei in so einem Einraumkonzept. Das wäre bei uns wahrscheinlich nicht mal erlaubt von der ganzen hygienischen Geschichte her. Und auf der anderen Seite eben auch die Möglichkeit zu sagen, okay, wir bringen in eine Brauerei, wir bringen unseren Hund mit rein, wie auch immer und alle haben da Spaß und wachsen auch in ein Leben mit Brauerei mit Bier hinein. Das ist natürlich schon schön. Also magst du uns vielleicht ein bisschen mitnehmen, wie es überhaupt zu diesem Projekt kam und wie sich das so entwickelt hat.

Fred: Die Idee kam, weil, die Halle war leer, da war überhaupt nichts drin, ne. Und da hat einer von den Leuten, der da wohnt, darf man die Namen sagen hier, ja Chris war das damals und da hat der die Idee gehabt, naja, dann bauen wir hier eine Brauerei rein und alles Mögliche. Und er hat mit mir zusammen und haben wir das angefangen. Die Brauerei, die hat er gebraucht gekauft, ne, das waren 15 Barrel, das sind 18 Hektoliter oder 20 Hektoliter. Und die Tanks, wir haben sieben Tanks jetzt da, eine kleine Hefeanlage mit fünf-Hektolitertanks. Und die Biere sind nicht filtriert, werden unfiltriert abgefüllt. Deshalb haben wir auch die Toiletten größer gebaut. Und dann haben wir vor dem Sudhaus, die große Halle, da haben wir die bayrischen Tische, die dastehen.

Markus: Stimmt, es schaut aus, wie in einem bayrischen Biergarten. Das ist richtig, ja.

Fred: Ja, da kamen die Leute. Weil, also bei uns in der Brauerei dürfen die Leute ihr eigenes Essen mitbringen, ne, die kommen da mit Töpfen rein und alles Mögliche. Und dadurch machst du auch sehr viele Kunden, ne. Und dann haben wir vorne die Wirtschaft gebaut, die Bar. Und da können im Ganzen, können 500, 600 Leute darein, ne und dann noch vorne dran der Biergarten, da passen ungefähr 100 rein. Also ein ganzes Erlebnis, die Brauerei und alles Mögliche ist ein Erlebnis. Wir machen Besichtigungen, die Leute sind also unheimlich wissensbegierig, was da läuft. Und deshalb hatte ich auch die andere Brauerei, der andere Brew Pub, wo wir hin waren, hatte ich den auch ausgesucht, weil die zwei Gaststätten oder Brauereien, das sind die Einzigen, wo es ein Biererlebnis gibt.

Markus: War das Bearded Iris, die anderen, oder?

Fred: Ja, Bearded Iris.

Markus: Genau, das war auch ganz, ganz toll, ja.

Fred: Ja, hast du ja gesehen, du kannst ja hingehen, wo du da hingehst, zwischen den Tanks, solange, wie du nicht rauchst. Bier klauen darfst du auch, musst nur aufpassen, dass keiner die Polizei ruft, ne. Also das ist schon unheimlich. Und dann auch, ich rede nur von den Zweien hier, ne, als ich mit denen gesprochen habe, habe ich zuerst den Mill Creek, da habe ich gesagt: „Hör mal, hier ungefähr 30, 40 deutsche Braumeister oder Brauer, Braumeiser, Journalisten und so, das müssen wir da mal machen.“ Sagt er: „Okay, kein Problem, bauen wir alles auf, da können die sich reinsetzen“, wo wir waren, ne, da können sie machen was sie wollen. Und Bier wird solange, wie sie trinken, haben sie Bier. Und dann habe ich auch noch Essen da beigeholt. Also die haben sich da sehr gefreut, dass wir da waren.

Markus: Ja, nee, es war auch ein toller Abend, auf jeden Fall, ja.

Fred: Ich glaube nicht, findest du sowas noch in Deutschland?

Markus: Also es kommt drauf an, in der direkten Art und Weise natürlich nicht. Vor allem nicht in der Kombination, dass man jetzt da doch die eher jungen Unternehmer hat, die ja wirklich sich da grade was aufbauen und auch ganz anders so ein bisschen von ihrem Spirit, von ihrem Mindset dabei sind und das dann in Kombination mit einem auch eher traditionellen Denken und so, das gibt es bei uns jetzt nicht so oft. Aber es ist überhaupt schwierig zu vergleichen. Also ich fand jetzt beide Locations wirklich einzigartig in ihrer Art und Weise. Und bei Bearded Iris fand ich es halt interessant, dass die jetzt auch schon ein bisschen über diesen allerersten Schritt hinaus waren. Also normalerweise fängt man ja erstmal dann irgendwie jung an und hat dann sein junges Team und dann haben alle nur die Brauerei im Kopf und dann arbeitet man 24 Stunden da dran und alles ist gut. Aber dann werden ja irgendwann älter und kriegen Frauen und haben Kinder und so weiter oder andersrum, wie auch immer, aber jedenfalls sind dann andere Dinge im Leben auch wichtig und dementsprechend verändern sich dann so ein bisschen die Prioritäten. Und da waren die so mittendrin, in diesem Prozess, aber trotzdem hat da die Brauerei und das Entwickeln der Brauerei den höchsten Stellenwert gehabt. Und was ich so interessant fand war, egal, wo ich da in den USA bei den Brauereien gefragt hab, war immer so die erste Antwort, wenn ich gefragt habe, ja, was wollt ihr eigentlich, was ist euer Ziel und dann war die Antwort immer, ja, we wanna grow. Also so, also das heißt, wir wollen wachsen. Und wenn man sie dann ein bisschen weitergefragt hat, dann wussten sie ganz genau, nächstes Jahr machen wir so viel und in zwei Jahren machen wir so viel und dann so viel und dann sind wir so groß und dann verkaufen wir irgendwann oder so. Und das ist, glaube ich, der größte Unterschied. Weil, wenn man bei uns zu einer Brauerei geht, also die, die es schon länger gibt, die wollen in der Regel nicht wachsen. Also grade hier bei uns in Franken, in Bayern die vielen kleinen Familienbrauereien, die haben ihre Größe und die haben sie teilweise seit 50, 100 Jahren, länger und wollen gar nicht mehr, weil sie sagen, okay, mit dem, was wir produzieren, sind wir zufrieden, wir verkaufen, was wir machen, ist alles schön, wir überleben da auch gut und alles ist in Ordnung. Und andersrum, viele junge Neugründer haben nicht so einen ganz konkreten Plan, also die fangen halt mal irgendwie an. Und man muss ja manchmal für Kapital auch so einen Businessplan sich machen lassen, dann schreiben die halt irgendwas darein. Aber dass die das wirklich so verinnerlichen, wie ich das in den USA erlebt habe, das gibt es jetzt da nicht. Und das ist schon ein großer Unterschied, finde ich.

Fred: Die Brauereien, die kleinen Brauereien, mit denen ich noch sehr viel und denen ich helfe, ich habe da immer von der Brauwelt international, von der Lydia, denen gebe ich immer die Zeitschrift. Da sind die wie kleine Könige, die freuen sich so drauf, weil hier gibt es ja sowas gar nicht. Und die ganze Technik und alles Mögliche, was da drin ist, da habe ich ja den Fehler gemacht, dass ich denen die Zeitschriften gebe. Und ich musste mir eine andere Email-Adresse holen und alles Mögliche, weil da kamen 3-, 400 Emails am Tag, 3-, 400 Anrufe, wie ist das, was ist das? Weil die Amerikaner ja nicht Brauer lernen. Ich glaube, da ist keiner dabei, der Brauer gelernt hat. Und da hatte ich mir damals überlegt, warum soll man das nicht auch so als Lehrgänge? Und da habe ich dann Lehrgänge gemacht, da waren so immer 50, 60 Leute da und die dann ein Certificate gekriegt haben mit dem Brauerwappen, dass sie an dem Lehrgang teilgenommen haben. Da freuen sich die Amerikaner hier ganz groß, ne. Aber im Großen und Ganzen, die lernen ja nicht Brauer und es gibt auch keine Institution wie Doemens, Weihenstephan und Ulmen, gibt es ja hier nicht, ne. Es gibt einige, drei, vier, die sind nach Berlin und nach München und haben da ihren Braumeister gemacht. Einen kenne ich, der ist aber jetzt bei Budweiser, der war Soldat und ist dann dageblieben, hat dann seinen Braumeister gemacht, ne, so. Aber im großen Ganzen, die bauen eine Brauerei auf, haben ihr eigenes kleines bisschen Kapital, jede Menge Investor und dann nach drei, vier Jahren verkaufen sie, ne. Wir haben ja da genug Beispiele hier. Guckst du jetzt Anchor Brewing, das war Sapporo. Ich bin mal gespannt, wer die jetzt kriegt.

Markus: Ja, wenn sie überhaupt noch offen hat. Also da, soweit ich weiß, bauen sie, glaube ich, das Sudhaus mittlerweile schon ab. Das ist natürlich schon sehr schade. Aber gut. Klar, aber man könnte ja auch sagen learning by brewing, wenn man das versucht, so ein bisschen runter zu brechen. Was ich ja interessant fand bei Mill Creek war auch die Range an Bieren. Also einerseits, klar, klassisch moderne Craft-Biere, wie man sie bei uns jetzt auch kennen würde, ein Cold IPA und jede Menge verschiedene IPAs und Pale Ale und so weiter, aber eben auch ein Jack Pilsener zum Beispiel. Und dann interessanterweise auch ein Light, American Light Lager und von diesem Light Lager noch eine Premiumversion. Wobei ich da bis heute nicht verstanden habe, was der Unterschied ist, aber gut. Aber auch ein Mexican Lager und so, also wirklich eine ziemlich große Bandbreite unterschiedlichster Bierstile. Und das fand ich auch wieder erstaunlich, das ist auch ein bisschen was, was es bei uns gibt, das viele Craft-Brauereien jetzt eben auch anfangen, ganz klassische Bierstile wie ein Helles oder ein Pils oder sowas zu machen. Vielleicht auch, weil es verlangt wird, aber bei dem American Light Lager war ich schon erstaunt. Aber ist das da trotzdem auch von einer Craft-Brewery anders als das Original, sage ich mal?

Fred: Die versuchen das Original zu machen, ob es gelingt, das sei dahingestellt, ja. Aber wie bei uns, wir haben das ja nur nach Nachfragen. Da wird einmal im Monat, werden die ganzen, die Bartenders, die Verkäufer, die sitzen zusammen und da wird diskutiert, was verlangen die Leute, ja. Und dann, den Braumeister holen wir dazu und dann, willst du das machen oder nicht? Das ist ganz allein ihm seine Entscheidung, da redet ihm keiner rein. Ich habe da zu viel gesehen, wo Verkauf und diese, dem Techniker reinreden und dann klappt es nicht. So, das muss er entscheiden, ne. Genauso wie ja Great American Beerfestival, da kriegt er immer nur ein one-way-Ticket nach Denver und besser, er gewinnt da was.

Markus: Sonst darf er nicht mehr kommen. Und was habt ihr schon gewonnen an Preisen.

Fred: Wir haben jede Menge, jede Menge, verschiedene. Weißt du, hier gibt es ja an jeder Ecke, gibt es Bierverkostung, ne. Und jetzt fangen sie ja in Deutschland auch an, ne, der Kilian.

Markus: Ja, ja, auf jeden Fall. Also Bierwettbewerb meinst du jetzt vor allem, genau, da. Klar, wir haben bei uns den European Beer Star, der ja ein großer und alter Wettbewerb ist, der zweitälteste nach dem World Beer Cup sozusagen.

Fred: Ja.

Markus: Und, ja, in Amerika gibt es natürlich überall größere, kleinere Bierwettbewerbe.

Fred: An jeder Ecke.

Markus: Naja, ist ja auch schön.

Fred: Ja.

Markus: Ja, aber vielleicht zum Abschluss noch ein bisschen, wie ist denn die aktuelle Situation? Also bei uns in Europa, wir haben ja tatsächlich jetzt einiges mitzumachen wegen der Gesamtsituation. Also wir kamen ja aus der Pandemie schon ziemlich angeschlagen raus und dann kam ja mehr oder weniger der schon schwellende Ukraine-Krieg, der dann nochmal eins draufgekriegt hat und dementsprechend aber dann die Energiepreissituation. Jetzt insgesamt ist das Ganze offensichtlich ein bisschen schwierig und man merkt eben, wie die Konsumenten weniger für Bier ausgeben, vor allem weniger teure Biere jetzt vielleicht auch kaufen und man insgesamt so eine gewisse Zurückhaltung merkt und wir tatsächlich jetzt auch die ein oder andere Brauerei schon haben, die zumacht. Wobei es in Deutschland noch nicht so intensiv ist. In Frankreich zum Beispiel hat dieses Jahr ungefähr ein Drittel der Brauereien geschlossen. Das ist viel, weil vorher ein großes Wachstum war. Also Frankreich ist momentan in Europa das Land mit den meisten Brauereien, mit über 3.000 und da ist eben jetzt dann ein Drittel schon viel. Also der einzige Markt, der sich da erstaunlich robust zeigt, ist der Polnische. Aber, ich weiß nicht, wie ist das denn in Amerika, also wie läuft es bei euch grade, sind die eher happy oder eher weniger, wie sieht man das?

Fred: Das ist eine ganz interessante Frage, in Amerika ungefähr, ich würde sagen, ungefähr 20, 25 Prozent der Brauereien schließen. Also ich würde sagen, von fünf neuen Brauereien, eine wird geschlossen. Die sind da, jeder denkt, die können da schnell … Hier in Amerika sagt man, you make a quick buck, willst du schnell einen Dollar oder Geld machen, ne. Und das ist das verkehrte Denken, ja. Und die anderen vier Brauereien, die bleiben dann noch auf, drei, vier Jahre und dann haben sie, glaube ich, vielleicht drei, vier Investoren. Dann kommen zwei, die sagen: „Ej, ich will mein Geld, aus.“ Weißt du, dann sind nur noch drei auf von den fünf. Und das ist hier in Amerika sehr schlecht, auch die Qualität. Wirklich ein cooles Beispiel ist, da war einer, der hat eine Brauerei in Florida aufgebaut, der kam von Bayern Und da haben die den auch eingeladen gehabt als Jugde, als Verkoster. Und da kam er in seinem bayrischen Anzug und alles Mögliche. Und da war auch sein Bier, auch dabei, ne und das war furchtbar, das war voll Diacethyl und alles. Das hat ihm auch nichts soweit ausgemacht, wir haben ihm das alle gesagt. Und dann, das Jahr später kam er wieder, aber wir haben das gar nicht gewusst, das war er. Wie heißen die Franzosen mit den Cappys?

Markus: Ah, diesen Dreizack oder Dreispitz oder so, mhm.

Fred: Ja und da kam er mit so einem ganz dünnen Schnurbart, da haben wir gesagt: „Bist du das?“ Ja. Hast du die Brauerei noch? Sagt er: „Nee, als ich zurück kam nach Florida, habe ich die ganzen Biere, die infiziert waren, habe ich dann als belgische Biere verkauft.“ Der hat die Brauerei heute noch.

Markus: Aber eben als belgische Brauerei.

Fred: Ja, Wahnsinn, Wahnsinn. Aber der hat es natürlich gemacht, ne. Und ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht hat er die Brauerei schon verkauft, wer weiß das, ja. Es gibt auch nicht mehr so viele Deutsche hier. Einer war dabei, den habe ich mal gehört, Oliver Wesseloh, der war hier Verkäufer und wie ich gehört habe, hat der hier eine Brauerei aufgemacht.

Markus: In Hamburg, ja, Kehrwieder.

Fred: Ja, genau. Uns sonst, ja, es waren viele Deutsche da, die Brauereien aufgebaut habe und wie sie am Laufen waren, sind sie wieder zurück nach Deutschland.

Markus: Tja. Naja, haben dann ein neues Glück versucht, insofern auf jeden Fall eine sehr interessante Entwicklung. Ja, was hast du noch vor in Sachen Bier, bei Mill Creek zum Beispiel vielleicht noch ein Barrel-Aged-Thema zu etablieren oder gibt es irgendwas, wo du sagst, das würde dich vielleicht noch reizen, so ein Projekt?

Fred: Barleywine, ein schöner guter Barleywine und dann in 350-ml-Flaschen rein und dann so ein Glas Barleywine. Das war auch vorher bei Anchor Brewing, die hatten einen fantastischen Barleywine. Gibt es leider nicht mehr.

Markus: Das war das Old Foghorn, oder?

Fred: Ja, genau, genau.

Markus: Ein wunderbares Bier, ja.

Fred: Ach, ach war das und dann …

Markus: Ich hab noch ein paar Flaschen im Keller, aber nicht mehr viele.

Fred: Oh! Ja?

Markus: Ja.

Fred: Wann soll ich vorbeikommen?

Markus: Naja, nächstes Jahr.

Fred: Und dann ist Samuel Adams, der hat ja fantastische Starkbiere und der Jim macht da ein unheimlich gutes Starkbier.

Markus: Ja, ich meine, allen voran natürlich Utopias. Wobei ich das …

Fred: Ja.

Markus: … leider Gottes nur ein einziges Mal trinken durfte. Aber immerhin, also es gibt, glaube ich, gar nicht so viele Leute, die das jemals trinken durften …

Fred: Nee.

Markus: … zumindest außerhalb der USA. Und bei mir war das vor, ich glaube, fünf oder sechs Jahren, da hatten die das nämlich eingereicht beim European Beer Star. Und dann hat es beim European Beer Star natürlich auch die Goldmedaille gewonnen.

Fred: Ja.

Markus: Und es gibt da immer die Nacht der Sieger, wo dann alle Judges und alle prämierten Biere an einem Abend zusammen sind sozusagen und die Brauer auch, wenn sie denn da sind, und dann werden praktisch die Restflaschen, oder was heißt die Restflaschen, die Flaschen der prämierten Biere eben verkostet und da war dann eben auch das Utopias da. Und das war dann schon, da war natürlich eine lange Schlange und jeder wollte dahin und natürlich hat dann jeder auch nur einen kleines bisschen, damit auch jeder was bekommt. Und das Schöne war, am Ende habe ich dann eine von den leeren Flaschen noch mitnehmen können, das ist natürlich auch schön, weil das sind so Keramikflaschen, die im Grunde auch schon wie ein Sudkessel, ganz großartig. Und das sind Biere, die man halt, also wenn man jetzt bei eBays schaut oder so, dann können die Flaschen 2-, 3-, 4.000 Dollar kosten, eine und wenn man sie überhaupt bekommt. Also da ist es eher eine Frage der Verfügbarkeit und nicht unbedingt eine Frage des Preises. Und, ja, das ist natürlich ganz großes Bierkino, sagen wir mal so und ist auch immer lustig, wenn man das hier jemanden in Deutschland erzählt, weil die natürlich von einem Flaschenpreis von 60 Cent kommen und dann ist so eine 5.000-Dollar-Nummer, ist völlig unvorstellbar für irgendjemand in Deutschland. Also insofern, ja, ist ja auch irgendwie krass. Aber das stimmt, die gibt es natürlich auch noch. Und, ja, also dann hoffe ich mal, dass wir uns nächstes Jahr beziehungsweise, wenn der Podcast ausgestrahlt wird, dieses Jahr vielleicht wieder sehen. Ich werde wieder da sein beim World Beer Cup, diesmal ist er ja in Las Vegas. Mal schauen, vielleicht ergeben sich ja irgendwelche Zwischenpunkte, wäre schön.

Fred: Ja, genau, du bist immer herzlich eingeladen und wir haben uns alle sehr gefreut.

Markus: Ja, ja, ich mich auch, also war eine großartige Geschichte. Und insofern sage ich nochmal vielen, vielen Dank jetzt auch für deine Zeit und für den kleinen Einblick so in deine Geschichte. Und dir natürlich alles Gute, deiner Familie alles Gute und aus der heutigen Perspektive auch alles Gute für das neue Jahr. Und, ja, dann freue ich mich, wenn wir uns mal wiedersehen und wünsche dir heute noch einen wunderschönen weiteren Tag.

Fred: Danke, dir auch. Alles klar, Dankeschön.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 129 – Interview II mit Dr. Martin Zarnkow, Brauer, Mälzer und Forscher an der TU München in Weihenstephan

Im zweiten Interview mit Prof. Zarnkow, der seit 26 Jahren in Weihenstephan forscht und lehrt, gehen wir der Geschichte der modernen untergärigen Hefe weiter auf den Grund und sprechen auch über seine spannende „Hefejagd“ auf allen Kontinenten. Thema sind zudem der aktuelle Forschungsstand zur Ursache der Aromen von Hefen und Hopfen, die Wechselwirkung mit Insekten und die sich zunehmend verändernden Umwelteinflüsse bei Rohstoffen und Brauprozess…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute knüpfen wir ein bisschen an einen BierTalk an, den wir vor gut anderthalb Jahren geführt haben, damals ging es um die Hefejäger, also um die Leute, die in der Welt unterwegs sind und sich auf die Suche nach den unentdeckten, unbekannten, irgendwo schlummernden Hefepilzen begeben, mit denen sich vielleicht dann auch gute und spannende Biere brauen lassen. Ja, das waren damals Martin Zarnkow und Mathias Hutzler im Gespräch. Der Martin ist jetzt heute wieder hier, weil wir gesagt haben, wir wollen auf jeden Fall das fortsetzen, wir wollen auf jeden Fall anknüpfen und einfach mal sehen, was sich so für neue Themen ergeben und vielleicht auch andere spannende Themen aus der Wissenschaft, denn er ist ja an der TU München in Weihenstephan. Und, ja, schön, dass du hier bist! Und vielleicht sagst du für alle Leute, die den letzten Talk jetzt nicht ganz präsent haben, nochmal zwei, drei Worte zu dir, Martin.

Martin: Ja, danke, Markus. Also Martin Zarnkow, ich habe einen ganz typischen fränkischen Nachnamen, aber ich komme tatsächlich aus dieser Gegend, ich bin Nürnberger und bin seit 26 Jahren an der TU München in Weihenstephan. Habe Brauen gelernt und natürlich auch das Mälzen habe ich studiert und habe auch da drauf promoviert, das allerdings in Irland bei Elke Arendt in Cork. Beschäftige mich seit 26 Jahren mit der Forschung, wusste nicht, dass das tatsächlich so viel Spaß machen kann. Wollte natürlich, als ich Brauer gelernt habe, eine Brauerei in der Fränkischen Schweiz, wie, ich denke mal, sehr viele andere, die diesen schönen Beruf ergriffen haben. Seit 26 Jahren beschäftige ich mich unter anderem damit, warum Gerste, ja, warum ist unser Bier so wie es ist heute, Gerste-untergärig? Warum ist der Hopfen da drin? Ja, tolles Produkt, Zweifels ohne, aber warum, warum ist das hauptsächliche hergestellte Bier kein Stout und kein irgendwelches Ale oder kein Weißbier, sondern es ist dieses untergärige helle, filtrierte, kühlgetrunkene Lagerbier, eben mit Gerste, Gerstenmalz gemacht, mit Hopfen und mit untergäriger Hefe? Und vor ein paar Jahren kam eben dieser Glücksfall hier zustande, dass ich einen neuen Kollegen bekommen hab, das heißt, ich wurde der neue Kollege von Mathias Hutzler. Und Mathias mit einer ganz tiefen mikrobiologischen Ausbildung gesegnet und wir können also jetzt dann, nachdem ich sehr viel auf diesem Getreidebereich schon geforscht hab, können diese Hefebereich uns genauer angucken und vergessen selbstverständlich den Hopfen bei dem Ganzen nicht. Waren jetzt auch schon einige Male, viele Male unterwegs auf dieser sogenannten Hefejagd. Haben inzwischen einen weiteren Mitstreiter hier im Haus aus Argentinien, Juan, mit dem wir auch schon zusammen in Georgien waren. Und er war auch einer derjenigen, der die Saccharomyses Eubajanus in Argentinien-Patagonien gefunden hat, beschrieben hat, charakterisiert hat. Und sein Fachwissen haben wir eingekauft, ja und er ist jetzt Gastwissenschaftler bei uns, ja. Und wir haben also auch dieses kommende Jahr 24 wieder viel vor. Wir wollen also in einige spezielle Regionen, weil wir immer mehr die Theorien bestätigt sehen, dass wir in Gegenden müssen, die vom Menschen sehr stark unberührt sind, um diese Eltern zu finden, von der untergärigen Hefe. Die Saccharomyses Pastorianus hat Eltern, hat Mama und Papa, wer auch immer was ist, eine davon ist die obergärige Hefe, eine obergärige Hefe, die wir aber noch nicht kennen, die nennt sich also Saccharomyses Cerevisiae und die andere ist eine Saccharomyses Eubajanus. Die, die man bisher gefunden hat, die Eubajanus-Hefen in Patagonien eben, Tibet, Amerika, also USA und jüngst auch in Irland, kommen ran, aber sie sind es sind, ja. Und Mathias und ich, wir haben jetzt noch mit ganz vielen Daten von unserem verstorbenen Freund Franz Meußdoerffer von historischen Daten und mithilfe von genetischem Material, haben wir jetzt eine neue Theorie aufgestellt, wo zumindest diese erfolgreiche Hybridisierung stattgefunden hat. Warum sage ich erfolgreich? Weil man sich auch vorstellen könnte, aber wir sind darüber nicht sicher, dass es so eine Hybridisierung vorher, nachher, vielleicht jetzt sogar immer wieder gegeben hat. Es ist viel Konjunktiv in dem Ganzen, ja. Aber zwischen 1602 und 1615 war ein besonderes Ereignis oder eine besondere Situation, die dazu geführt hat, dass da wohl in dem Hefegemisch etwas entstanden ist, was dann später weltweit verteilt worden ist. Und da kommt auf jeden Fall unsere untergärige Hefe her, die wir heute weltweit so erfolgreich einsetzen.

Markus: Und das ist auch der Punkt, wo der Mensch dann eingegriffen hat sozusagen, also wo er dann diesen Hybriden in irgendeiner Form domestiziert hat, übernommen hat und dann durch die Ausbreitung der Biere, die man damit herstellen kann, ihn auch überall verteilt hat oder, kann man das so sehen?

Martin: Ich denke schon, dass man das so, also auf jeden Fall, was dieses Ereignis betrifft, kann man das so sehen, ja. Also irgendjemand hat das erkannt, dass da etwas, ja, passiert ist oder es hat jemand zumindest erkannt, dass das Produkt, das daraus erfolgt, dem Konsumenten offensichtlich schmeckt, ja. Das ist, also diese Interaktion, die war sicherlich in vielerlei Hinsicht, also nicht nur jetzt bei der Untergärigen beim Lagerbier, sondern bei allen Bieren im Endeffekt. Irgendjemand hat mal wieder was Neues gemacht und der Konsument hat das in die Finger bekommen oder getrunken, probiert und hat dann festgestellt, das schmeckt mir oder auch eben nicht, ja. Also das ist, diese Interaktion, die gab es definitiv. Und diese Interaktion, die fand ja vorher auch schon statt, dass sich Bedingungen geändert haben. Und das war ja eben auch genau in dieser Zeit, dass sich Bedingungen geändert haben. Es war jetzt schon längere Zeit, war es kühler, grade auch in Bayern, denn der Ort, wo das stattgefunden hat, war in München, ja. Und dort hat eben die bayrischen Herzöge oder der Herzog, der hatte ein Hofbräuhaus sich gebaut, weil er eigentlich nicht mehr abhängig sein wollte von den anderen Bieren, die unter anderem in Einbeck hergestellt worden sind, richtig weit weg und aber an den Hof geliefert wurden. Da bin ich immer noch wirklich erstaunt, was die in Einbeck da wohl geleistet haben, was für ein stabiles Produkt sie erzeugt haben. Denn von Einbeck nach München sind so gut wie keine Wasserwege, sondern das wurde auf dem Landweg transportiert. Natürlich, ein paarmal geht schon Wasserweg, aber nicht richtig viel. Weil, unteranderem musst du über die europäische Wasserschiede und zu dem Zeitpunkt war mal wieder kein Projekt fertig, ja und die Straßen waren definitiv schlecht, der Transport war sechs Kilometer pro Stunde, das hat also richtig lang gedauert. Und wir wissen alle, Sauerstoff und schütteln ist bis heute was, was überhaupt nicht gut dem Bier zu Gesicht steht. Es ist erstaunlich, was also hier angekommen sein muss und mit dem sich also die Obrigkeit immer noch äußerst zufrieden gesehen hat. Und, tja, aber da hat er dann eine Entscheidung getroffen, er will das jetzt also alles selber gemacht haben. Hat sich einen Braumeister aus Einbeck geholt, der ziemlich sicher seine Hefe mitgebracht hat und hat noch jemanden geholt, einen anderen Braumeister, nämlich aus der Ortschaft Schwarzach, Schwarzach liegt im Landkreis Bogen in Niederbayern. In Schwarzach war das Geschlecht der Degenberger und die Degenberger haben dieses böhmische Weißbier gebraut. Und das also haben die Herzöge schon verstanden, dass das ein ganz klein wenig die Lizenz zum Geld drucken ist, weil man das auch im Sommer brauen konnte und ein bei den Konsumenten gut ankommendes Produkt herstellen konnte. Und diese zwei unterschiedlichen Braumeister mit ihren unterschiedlichen Technologien, mit ihren unterschiedlichen Hefegemische, das ist jetzt auch ganz wichtig zu verstehen, das waren natürlich keine reinen Hefen, das wurde ja erst 1883 überhaupt erfunden, diese Technik, die kamen dann in diesen 13 Jahren zusammen nach München in dieses Hofbräuhaus. Und das ist dokumentiert, dass man in der Zeit eine kalte und eine warme Gür gemacht hat, ja, also man hat zwei verschiedene Biere hergestellt nach zwei verschiedenen Art und Weisen. Und wir gehen einfach davon aus, dass dort diese Hybridisierung stattfand, wo auch immer was herkam. Denn, strenggenommen haben die Schwarzacher obergärig gebraut und die Einbecker tendenziell zu dem Zeitpunkt. Aber auch das waren ja eben Mischungen und da lagen eventuell Sachen vor, wir haben also da weitere Indizien in diese Richtung. Wir waren in Schwarzach selber, das ist immer noch zu erkennen, was für ein imposantes Schloss das war. Das ist allerdings heute schon lange als Ort umfunktioniert worden, aber es gibt ein ganz großes Gebäude, wo auch heute noch alte Brauanlagen drin sind. Und dort haben wir also wirklich in der letzten Nische in einem Loch in der Wand, rücklinksliegend und mit verlängernden Tupfern, ja, also wir haben tatsächlich auch praktische Handlungen, wir mussten auch zeigen, dass wir praktisch ein bisschen versiert sind, wir haben wirklich in diesem hinterletzten Loch, also diesem Fundloch, haben wir einen ganz spannenden Hefehybrid gefunden. Allerdings eben nicht den, den wir so suchen, also das ist auch ziemlich sicher nicht eines von diesen Mama und Papa, ja. Aber es zeigt, das also da immer noch etwas vorherrscht, was aus dieser Zeit sein könnte und eine Hybridisierung auch hinter sich hatte. Also super spannend, wirklich wahr, das ist mal das eine. Und warum kommen wir auch überhaupt da drauf? Weil einige Zeit später, allerspätestens dann seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ich mache jetzt einen größeren Zeitsprung, die Brauer sprachen da von der Setzhefe, also das ist diese Hefemischung, dass das also verteilt worden ist an die Freunde vom Sedlmayr, heutige Spaten-Brauerei, ja. Die haben damals nicht in Wettbewerb gedacht, es waren auch keine Heineken oder Carlsberg war ganz sicherlich kein Wettbewerber zu der damaligen Spaten-Brauerei. Und der hat also diese Hefe dann verteilt, unter anderen, und das hat dann Hansen, nachdem er dann auch die Hefereinzucht gemacht hat, hat er es nochmal weitergetrieben. Also wenn man das Pferd von hinten aufzäumt, sprich, von der heutigen Sichtweise, das geht alles wohl auf dieses Ereignis zurück.

Markus: Also ganz, ganz spannende Zeitreise, wo wir jetzt auch schon ein paar Jahrhunderte hin- und herspringen. Ich würde gern an zwei Punkten nochmal einhaken, also einmal dieser Punkt vor 1602 sozusagen, nur, damit wir die Hörern auch nochmal ein bisschen wegnehmen, weil nicht alle ja den letzten Talk gehört haben. Also ihr geht ja im Grunde davon aus, dass es eine primitive untergärige Hefe gegeben haben muss, die in dem Hefe-Cocktail, der in Bayern, Ostbayern da unterwegs war, vielleicht auch Franken und die Brauer dort ihre Biere eben eher kühler vergoren haben und damit in diesem Cocktail diese einfache untergärige Hefe praktisch da eine entscheidende Rolle übernommen hat und damit einfache niedrige alkoholische, untergärig geprägte Biere möglich waren. Im Gegensatz zu denen, die entstanden sind, wenn man das Ganze bei wärmeren Temperaturen vergoren hat, wo dann eben, ich sage mal, der obergärige Anteil in diesem Hefe-Cocktail die Führung übernommen hat, weil einfach aufgrund der Temperaturen die dann die besseren Bedingungen hatten. Also war ich da überhaupt richtig jetzt so weit, kann man das so sagen?

Martin: Ja, ja, hast du gut gemacht, ja. Im Endeffekt war es immer ein Kampf, ja und irgendjemand hat sich dann durchgesetzt und das ist eben eine dieser Interaktionen. In dem Fall hat sich derjenige durchgesetzt, der mit diesen Umgebungskonditionen jetzt besser zurechtgekommen ist, ja. Dazu zählt sehr viel, also auch, ehrlich gesagt, die Behältnisse, aus welchem Material die gemacht worden, waren die drucklos, waren die unter Druck, ja, wie hoch waren diese Behältnisse. Wurde dann später grade bei der Porter-Herstellung in London ganz ausschlaggebend, dass wurden riesige Gefäße, ja und natürlich hat das einen Einfluss. Die Außentemperatur hat einen starken Einfluss und dadurch, dass es kühler geworden ist und man auch aus vielerlei Gründen in diese Keller gegangen ist, wo die Temperatur dann auch lange Zeit gleichbleibend so kühl gehalten werden konnte, da hat sich die untergärige Hefe einfach leichter getan, ja, die kann damit noch arbeiten. 12 Grad Celsius und drunter, damit kann die obergärige Hefe nichts anfangen, ja. Die stirbt da nicht, die können ja ganz andere Temperaturen überleben, aber sie ist nicht aktiv, da muss man ja immer wieder unterscheiden, aber die Untergärige ist da aktiv. Und das Tolle an der ganzen Sache ist, viele andere sogenannte bierschädliche Bakterien wie gewisse Milchsäurebakterien, Essigsäurebakterien und so weiter, die können da nix mit anfangen, ja, diesen kalten Temperaturen, größtenteils. Und somit sind es auch sehr reine Biere geworden, ja. Und das war eben dann dieses andere Interaktionsfeld jetzt zwischen Produzent und dem Konsumenten, ja. Also du hast auch vollkommen richtig gesagt, da waren immer wieder Tendenzen da. Wir sträuben uns komplett bis 1883, von einem reinen untergärigen oder obergärigen Bier zu sprechen, sondern die waren tendenziell in die eine oder andere Richtung. Und wir kommen aus der obergärigen Tendenz und machen dann diesen großen Wechsel im ausgehenden Mittelalter zum Untergärigen, zum professionalisieren, weg von den Frauen als die Bierbrauer, zu den Männern, den neueren Bierbrauern, zum reproduzierbaren Einsatz von Hopfen. Jetzt wird gekocht, es wurde vorher nicht zwangsläufig gekocht, in manchen Regionen überhaupt nicht. Das ist ja immer noch der allergrößte Denkfehler, den sogenannte Brauhistorikerhaben, dass sie aus dem heutigen Gedankenfeld kommen und sagen, ja, Bier brauen muss auch was mit Kochen zu tun haben. Heute ja, aber nicht früher. Das wechselte zu dem Zeitpunkt aber auch, im ausgehenden Mittelalter. Ich spreche da von der ersten großen Revolution, die zweite war dann die Industrialisierung.

Markus: Ich will den Gedanken nochmal ganz kurz weiterspinnen, könnte man dann vielleicht sagen, also wenn wir uns in diese Zeit nochmal reinversetzen, die Münchner holen diesen Einbecker Braumeister der kommt mit seinem Equipment, da ist auch dann Hefe eben mit dabei und kommt an. Dann haben sie vielleicht ja auch schon Braumeister, haben diesen Schwarzacher Braumeister und dann wird Bier gebraut. Und wenn ich jetzt überlege, okay, vielleicht hat man da in München ja zu der Zeit eher schon gesagt, wir versuchen das mal mit diesem eher kühleren Vergären. Und wenn man jetzt dem Einbecker Braumeister sagt: „Pass auf, wir machen es jetzt mal so, wie wir das machen.“ Und dann legen die los und machen dann eben in der kalten Gärung dieses Bier und da ist dann aber natürlich auch die Hefe mit in der Luft schon, die der Einbecker ja auch mitgebacht hat. Und dann ist der dann entstehende Cocktail in diesem Bier und das fängt an zu vergären bei eben kälteren Temperaturen- Und dann wäre ja eigentlich der logische Schluss einer Evolution, dass dann eben die Hybridisierung stattfinden muss, weil ja diese Power-Hefe, die wärmere Temperaturen gewöhnt ist, ja auch arbeiten will, überleben will und über diesen Zusammengang mit der einfachen untergärigen Hefe dann einen Weg gefunden hat, wie das funktioniert. Also könnte man sich das so einfach erklären oder ist das jetzt ein bisschen Küchenlatein?

Martin: Ganz ehrlich, da war ein einziger Knackpunkt nur in deiner Darstellung, aber so kann man sich das tatsächlich vorstellen. Wirklich das Einzige, wovon wir uns ein bisschen entfernen sollten ist, dass die Hefen einfach so durch die Luft schwirren, die Hefen sind zu schwer. Die natürlich, wenn entsprechende Luftzüge sind und so weiter, dann sind die in der Luft. Aber, weißt du, da nur als Beispiel, Brüssel wird ja immer wieder gesagt, die sogenannten Spontanvergärungen, die sind so gut wie nur möglich in Brüssel, weil da also die entsprechenden Mikroorganismen durch die Luft schwirren und flirren. Dem ist nicht so, die Studien gibt es, du findest also fast überhaupt nichts da in der Luft, was also da von Relevanz ist für diese Biere, Hefen sind dafür zu schwer. Aber, und das hast du ja auch gesagt, Transporteure, die Materialien, die wir verwenden, also Rohstoffe, natürlich auch das Werkzeug und, nicht zu vergessen, wir selber, ja. Und jetzt mal ganz ehrlich, wenn du als Braumeister gerufen wirst, um an einem fremden Hof jetzt dann Bier zu brauen und du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, nicht so wie in unserer heutigen Zeit, dass du keinen großen Kontakt mehr zu deiner alten Brauerei halten kannst und die können dir nicht schnell mal nochmal irgendwas schicken, dann nimmst du alles mit, was für dich relevant ist. Und da nimmst du auch deine Hefe in irgendeiner Form mit, ja. So, ich stelle mir das so vor, wie mit diesen Kveik-Ringen, ja, das man also die irgendwo drauf tut, trocknen lässt. Sowas haben wir auch in Georgien gesehen, da hat man dann Blätter genommen, um das zu schaffen. Und das nehme ich mit, ja. Ich breche so ab, dass ich, ja, das klingt bitter, aber da komme ich nicht wieder hin, in meine Heimat, somit habe ich alles dabei, also bin auch ich ein wichtiger Transporteur des Ganzen, ja. Und, ja, dann ist da in diesem großen Gebäude oder diesen verschiedenen Gebäuden, insgesamt sind es ja mehrere gewesen, waren halt da verschiedene Bedingungen und dann sind halt da Sachen zusammengekommen, die vorher noch nie zusammen waren. Und dann haben die in diesen katholischen Landen unerlaubten Sex gemacht. Das ist ja unglaublich, ja.

Markus: Wahnsinn! Also das lassen wir jetzt hier mal so stehen, aber es war in Bayern, in München, im Erzbistum … Nein, lassen wir das mal so stehen. Aber auf jeden Fall wirklich, es ist auch sehr, sehr interessant und ich glaube, das ist immer noch nicht das letzte Ende der Fahnenstange. Aber, ich denke mal, das wird ja letzten Endes immer irgendwie passiert sein und auch heute immer noch passieren, dass evolutionäre Prozesse ja irgendwie da sind, also es gibt Hefen und es gibt Weiterentwicklungen und mit jeder neuen Generation gibt es ja wieder Potenzial für Mutation und so. Und wir sehen ja jetzt mit diesem ganzen Trend einerseits auf der Seite mit den ganzen Kveik-Hefen, dann mit den ganzen neuen Hefen, sage ich jetzt mal, mit den unterschiedlichsten Eigenschaften, bis hin zu den alkoholfreien oder alkoholarmen Geschichten oder den Hefen, die dann zum Beispiel Aromen machen, die man normalerweise dem Hopfen zuschreibt und so. Also das ist ja ein ganz großer Kosmos, der sich da jetzt so ein bisschen entwickelt. Und ich kann mir vorstellen, dass wir da eher am Anfang sind, also die Hefe vielleicht so ein bisschen der neue große heiße Scheiß werden kann in der Brauwelt, weil sie vielleicht auch an vielen Stellen Dinge vereinfachen, beschleunigen, vergünstigen oder ersetzen kann. Was vielleicht jetzt auf der anderen Seite, wenn wir eben sehen, was durch den Klimawandel, durch andere Bedingungsveränderungen eben auf der Rohstoffseite zum Beispiel  beim Hopfen nicht mehr möglich ist oder anders möglich ist zumindest, also, ich glaube, da kann sich vieles ändern, wenn die Brauwirtschaft flexibel genug ist. Also da vielleicht noch einen Satz, dann bin ich mal gespannt, was du dazu sagst, aber, ich glaube, wir nehmen ja jetzt eine Braukunst wahr, die wir so seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben wie sie jetzt ist und die sich halt so über die letzten 100 Jahre entwickelt hat oder 150 Jahre und jetzt in ihrer Art und Weise ein bisschen am Ende angelangt ist. Also ich vergleiche es immer ein bisschen mit dem Verbrennungsmotor, den man halt auch da entwickelt hat und seitdem immer bessere, immer schnellere entwickelt hat und jetzt irgendwie am Ende der Fahnenstange angelangt ist, wo man halt das nicht mehr weiterentwickeln kann, sondern eigentlich mal einen Schritt zurück machen muss und überlegen muss, okay, wie kann ich denn das ganze Thema mal neudenken, wie kann ich es anders denken, wie kann ich mit anderen Rohstoffen, Materialien, wie auch immer, arbeiten. Und ich könnte mir vorstellen, die Braukunst ist ja auch schon viele 1.000 Jahre alt, da gab es viele Schritte, viele Änderungen, viele Themen, dass sowas vielleicht auch mal wieder ansteht. Weiß ich nicht, ist sowas denkbar, habt ihr sowas auch in der Wissenschaft auf dem Schirm?

Martin: Also das ist jetzt eine interessante Richtung, die du dem Gespräch gibst. Ich habe vorhin schon nicht einfach geantwortet und das werde ich auch jetzt nicht. Was den Verbrennungsmotor angeht, da muss ich ja persönlich sagen als Verbrennungsmotorfan, der selber sehr viele Motorräder mit Verbrennungsmotoren hat, dass ist, also so, wie das im Augenblick gehandhabt wird, ist das ein Fehler, davon bin ich überzeugt und der Verbrennungsmotor ist technisch natürlich nicht am Ende, sondern der ist also zu einer fantastischen Reife, hat der sich entwickelt. Und warum ich mit dem Verbrennungsmotor jetzt einsteige ist, dass ich das auch beim Bier so sehe. Wir haben eine fantastische Reife entwickelt in genau diesen letzten 150 Jahren. Ehrlich gesagt hat es wirklich in diesem 1883 begonnen, mit der Entwicklung oder Erfindung dieser Propagationstechnik, dieser Reinzuchthefe von eben dem Christian Hansen. Die große, große Kritik damals war ein starker Streit, ganz besonders mit Berliner Professoren, dem Professor Lindner, Lindner mit Dora, mit weichem D, du weißt schon, war. Und das ist nämlich das Interessante, das ist nämlich genau das, was du jetzt grade gesagt hast, wenn ihr das so macht, wie der Hansen das so euch vorgibt, dann stoppt ihr die Evolution. Und bis dahin haben wir uns genau dahin entwickelt und Hansen hat irgendwie gesagt: „Hej, das ist gut, das ist richtig gut, was jetzt entstanden ist. Und ich beende das jetzt in der Form, dass ich jetzt eine einzige Hefezelle rausnehme und diese eine Hefezelle, die vermehre ich, ja, die klone ich und nur noch die wird jetzt dann verwendet.“ Das Spannende ist, als der Hansen das gemacht hat und das Bier dann seinen Kunden vorgesetzt hat, dann haben die am Anfang gesagt: „Ej, was ist denn das für ein Bier? Das ist nicht mehr mein Bier, ich mag das gar nicht so.“ Aber man hat sich offensichtlich sehr schnell dran gewöhnt, also diese Brauerei hat sich so, wie man gut sehen kann, also von diesem Rückschlag bestens erholt in den letzten 150 Jahren und fast alle anderen Brauereien auch, so. Und diese Evolution und Lindner wollte das nämlich noch anders, der wollte eigentlich weiterhin, dass dieser Kampf stattfindet, ja und das also eine dominierende Hefe aufgrund der Konditionen, nämlich, welche Würzesubstrat ich anbiete und welche Temperaturen ich fahre und welche Drücke und Bababa, ja, all die Einflüsse darauf, er wollte, dass das weiterhin geschieht und das also immer die Sieger dann genommen und dann die Sieger vermehrt werden, ja. Die Sieger hat schon auch Hansen gemacht, aber halt eben einmal und das war es, ja, so ungefähr. Vielleicht hat er es auch ein paarmal gemacht, aber danach war Schluss. Und diese Evolution führen wir aber jetzt heute fort. Das wird uns immer klarer durch unsere Hefejagd und durch diese Rückblicke, die wir haben und durch dieses Verständnis, und es wird ja, das sind ja nicht nur wir, die da dran arbeiten. Dass also dann also diese Eubajanus-Stämme, die man gefunden hat in diesen verschiedenen Regionen, von denen ich vorher schon gesprochen hab, das man also neue Kreuzungen macht, neue Hybridisierungen und guckt, ob man da nicht noch was Neues dabei entstehen lässt, ja. Wir sind uns, das meine ich jetzt ernst, dieser Verantwortung durchaus bewusst, dass wir da auch was tun müssen, denn wir haben eine ganz komische Notiz bekommen im Schimmelpilzbereich und zwar für Camembert, wo auch so eine Reinzucht stattgefunden hat. Ich weiß aber nicht wann und wie lange das schon ist. Aber dass die Forscher Angst haben, dass durch diese ständige Wiederführung dieses einen Stammes, das der sich dann so stark mal entfernt von den Ursprünglichen, dass also dieses Produkt gar nicht mehr so sein wird, wie wir das eigentlich heute gewohnt sind. Und das wollen wir natürlich nicht, ja. Außer, außer in 50 Jahren sagt der Konsument: „Das ist einfach nicht mehr mein Bier, mein Bier ist jetzt einfach das dunkle Weißbier“, oder was auch immer. Und das ist ja natürlich das gute Recht des Konsumenten, das sagen zu dürfen, ja. Und der Schaum hat gefälligst grün zu sein. Das sage ich wegen deiner wunderschönen Farbe im Hintergrund, ja, wie auch immer, ja. Das ist die Macht des Konsumenten und da müssen wir uns dann natürlich auch drauf einlassen. Aber es ist interessant, du hast es genauso richtig gesehen, dieses Evolutionäre wurde da unterbrochen, ja, gestoppt und wir greifen es aber auch wieder auf, ja, das ist so. Und wir werden, das ist auch eines der Forschungsthemen, dass wir also diese Mischungen wieder zulassen, also diese Setzhefen halt hier im Laborbereich und da dann die Gewinner rausholen, ja.

Markus: Ja, also das ist auf jeden Fall ein spannender Punkt, da freue ich mich auch schon drauf, was da vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch dabei rauskommt. Was mich noch interessieren würde, also Danke für das Komplimente, ich habe es auch gar nicht nur so auf die Hefen bezogen, sondern ich sehe es ein bisschen auch zum Beispiel  auf die Brautechnologie an und für sich, also da hat du ja auch den weiteren Blick. Wenn man überlegt, da gab es ja auch Entwicklungen, was weiß ich, das Schonkochsystem oder wie auch immer, also wo man halt jetzt vielleicht auch an so einem Punkt angelangt ist, wo jetzt auch vom Prozess, von der Technologie, vom Equipment her vielleicht auch sowas erreicht ist, wo man sagt, okay, vielleicht ist man da jetzt auch vielleicht noch nicht ganz am Ende der Fahnenstange, aber halt auch schon ziemlich weit und lernt jetzt andere Brauverfahren kennen oder entwickelt historische Brauverfahren wieder. Also werden ja Raw Ales jetzt zum Beispiel wieder mehr gebraut oder eben, wie gesagt, auch mit den Kveik-Hefen gehen Prozesse auf einmal viel schneller und bei ganz anderen Temperaturen, als man das vorher hatte. Also siehst du da auch einen Umbruch oder denkst du, das ist auch eher so ein Prozess, der jetzt in dieser Form erstmal so bleibt und  wie eine Großbrauerei heute ausschaut, so wird sie in 50 Jahren auch ausschauen?

Martin: Na gut, also im Prinzip sind wir eine Wiederkäuergesellschaft, also wir holen immer wieder mal Themen raus, ja. Also in der Wissenschaft sagt man auch, du darfst, du solltest die Themen alle 30 Jahre mal wieder hervorholen, weil die Methoden besser geworden sind, das ist aber jetzt die Wissenschaft. Was ich schon sehe, ist also, dass es wirklich, was mich auch echt freut, dass wirklich wieder viele Sachen gemacht werden, die schon mal da waren. Es freut mich dann sehr, wenn das jemand auch als eine traditionelle alte Technik auch erstmal so anerkennt. Was mich überhaupt nicht freut, wenn sich einer hinstellt und sagt: „Ich bin unfassbar innovativ.“ Ich mag dieses Wort schon gar nicht und hat einfach nur ein bisschen vergessen mal, in ein älteres Buch reinzugucken. Buch, also das ist Ding gebunden, mit Seiten dazwischen, ja. Das lohnt sich manchmal und dann auch zu sehen, dass die Altvorderen unglaublich viel schon wussten, konnten und fantastische Sachen auch produziert haben. Aber es freut mich, das also eine ganz tolle Tendenz da ist für eine große Diversifizierung. Also wir haben Sachen heute auf dem Markt, die ich nicht kannte, als mir das Produkt Bier bewusst wurde, ja und das ist wirklich eine schöne Entwicklung. Ich denke trotzdem, aber ich kann es natürlich nicht genau sagen, dass wir noch für viele Jahrzehnte das Gro des sogenannten Bieres, also ich denke, das es weiterhin noch das untergärige helle, filtrierte, kühlgetrunkene Lagerbier sein wird, weil, das Ding hat ein paar Besonderheiten, da müssen die anderen Biere erstmal hinkommen, um eben eine große Masse anzusprechen, das dürfen wir ja auch nicht so ganz vergessen, ja. Ich denke schon, dass das also weiterhin noch das Bier sein wird unserer Wahl. Wie gesagt, ich bin kein Prophet und ich meine auch, dass wir in einem gewissen Rahmen auch diese Technik und Technologie auch ziemlich gut schon erreicht haben. Wobei auch wir hier im Haus, wir stolpern da grade immer wieder mal über so ein paar Sachen, wo wir Prozesse wahnsinnig schnell machen können und die Hefen sind ein Teil davon, ganz sicher, ja. Und wir haben da verschiedene Aspekte, einerseits müssen wir auf eben die veränderten Rohstoffe eingehen, die wir ja haben Veränderungen, ja, nenne es Klimawandel. Aber ganz grundsätzlich haben wir Veränderungen, weil wir neue Sorten bekommen und so weiter, in welchem Bereich auch immer und weil wir mit immer mehr Themen konfrontiert werden. Wir sind im sogenannten Antrophrozän, also vom Menschen bestimmten Zeitalter und wir beeinflussen die Qualität unseres Grundwassers und, und, und. Und da müssen wir natürlich mit rechnen und da versuchen wir also gleichbleibende Qualität zu schaffen. Und andererseits versuchen wir natürlich, Sachen besser zu machen, die Aromen besser zu machen, anders zu machen, Stabilitäten zu verbessern und so weiter. Und natürlich auch schlichtweg Prozesse schneller zu machen und dazu gehören auch neuartige Anlagen und da passiert schon auch weiterhin einiges.

Markus: Ja, also ich glaube, das schreit dann nach einem dritten Teil unseres Podcasts, wo wir da vielleicht noch ein bisschen näher drauf eingehen. Weil, ich glaube, da gibt es wirklich auch viele spannende Punkte und auch grade eben jetzt so neue Richtungen, wo man zum Beispiel  auch im Rohstoffbereich, beim Hopfen, beim Malz jetzt auch grad ein bisschen gucken muss, mit den sich verändernden Rahmenbedingungen, die es einfach klimatisch, wirtschaftlich, wie auch immer gibt. Und wo die Brauindustrie natürlich irgendwie damit klarkommen muss, wenn sie dableiben will, wo sie ist. Aber ich habe noch ein anderes Thema, was ich heute unbedingt mit dir besprechen wollte, weil wir uns ja auch getroffen haben im Sommer, was sehr, sehr schön war und wir uns da viel unterhalten haben. Und ein Punkt, der für mich mal ganz neu war, war die Frage, weil das, finde ich, das hast du vorhin auch schon so schön gesagt, man stellt sich ja viel zu oft die ganz simple Frage warum, also warum sind Dinge so, warum ist etwas da? Und da hast du eben gesagt, naja, du hast dir diese Frage einfach mal gestellt bei dem Thema zum Beispiel, warum macht die Hefe Aromen oder der Hopfen oder so? Also warum sind die überhaupt da? Es gibt ja jetzt erstmal so ganz prinzipiell keinen Grund, warum das so ist. Und dann hast du da ja letzten Endes, ich versuche es mal zusammenzuschrumpfen auf zwei, drei Worte, eine Kommunikationsstrategie gefunden, also die hinter dieser ganzen Aromenwelt steckt, und das bedeutet ja nix anderes als eine Art Sprache. Und bedeutet aber auch, wenn ich diese Sprache verstehe, dann kann ich mit der auch nochmal anders umgehen. Und das ist ja auch nochmal ein interessanter Aspekt, den wahrscheinlich, glaube ich, viele Brauende, sage ich mal, nicht auf dem Schirm haben oder zumindest, das ist denen vielleicht nicht so bewusst. Also, ja, also vielleicht, wenn du da nochmal drauf eingehen würdest so in etwa, wie wir das damals so nachvollzogen haben, wie kam man überhaupt da drauf und was bedeutet eben Kommunikation, was gibt es da vielleicht für Beispiele und was kann man daraus lernen vielleicht.

Martin: Also als Erstes verrate ich mal, wo wir uns getroffen haben im Sommer, nämlich auf einem belgischen Bierfestival, was eine unfassbar tollt Veranstaltung war. Und da es da ein bisschen Bier zu trinken gab und die Belgier 5%vol-Biere als wenig-Alkohol-Biere darstellen, ja, wurde die Zunge auch leichter, so will ich mal vorsichtig mich ausdrücken. Ja, also dieses warum hat mich schon immer beschäftigt. Aber dazu muss man jetzt vorab sagen, da sind auch viele andere fantastische Forschergruppen draufgekommen und haben das also tiefer begutachtet. Unter anderem auch ein Belgischer, das ist Kevin Verstrepen, ja, der also da ganz tolle Versuch gemacht hat jetzt grade, was also bei Hefen die Begründung ist dafür. Denn das muss man sich natürlich schon fragen, warum die Natur, jetzt in Form der Hefen oder der Hopfen, diesen sehr starken Aufwand doch betreibt, Aromakomponenten zu produzieren? Und zum Beispiel der Hopfen, der hat im Augenblick nachweislich 400 verschiedene Aromen, die der da produziert. Das Ganze kostet die Pflanze, oder der Hefe dann selber, sehr viel Energie. Energie, die sie ja eigentlich in etwas anderes reinstecken würde, was ihr erstes vorrangiges Ziel ja eigentlich ist, die Vermehrung, ja. So und das ist also bei Pflanzen, und ich weiß nicht, was älter ist jetzt an Erkenntnis, aber bei Pflanzen weiß man das also schon länger, dass also Aromakomponenten auf jeden Fall ein wichtiger Teil der Kommunikation ist. Und es gibt auch gewisse Küchenkräuter, die können nicht miteinander und andere können ganz hervorragend miteinander, das liegt auch unter anderem an diesen Aromasubstanzen. Und wozu sind die da? Die sind also wirklich da, um zu warnen oder um Hilfe anzufordern oder sonst was auch immer, wenn sie befallen werden von Läusen, so muss man sich das vorstellen, ja. Also mein Hopfisch ist sehr schlecht, aber ich stelle es mir so vor, ja. Und bei der Hefe ist es auch eine ganz spannende Geschichte. Und wenn man das nämlich versteht, und das ist das, was wir hier in Weihenstephan immer versuchen, den Studierenden beizubringen, verstehe die Natur, verstehe die Biochemie, den Metabolismus dahinter und dann kannst du das auch entsprechend in die Praxis umsetzen. Und die Sache ist einfach so, die Hefe hat zwei Schritte, also wir schubsen sie zu zwei Schritten, wir geben ihr erstmal sehr viel Sauerstoff und ein paar Fettsäuren und Zink und so weiter und natürlich auch weitere Sachen, die sie gut verwerten kann und muss, wie Aminosäuren und da wird sie sich erstmal vermehren. In dieser Vermehrungsphase, in den ersten paar Stunden dieses Prozesses, da produziert sie fast keinen Alkohol und relativ wenig Aromen, ja und vermehrt sich und konzentriert sich eigentlich auf das, was sie hauptsächlich vorhat. Jetzt ist dieser Sauerstoff gezehrt nach so etwa acht Stunden und dann tritt dieser Pasteur-Effekt ein und die Hefe fängt jetzt dann plötzlich an, die alkoholische Gärung zu machen. Was macht sie dabei? Sie vergiftet dieses Substrat, das also nur noch sie einigermaßen damit zurechtkommt, in einer gewissen Aktivität bleibt. Aber für sie selber ist es auch irgendwann mal wirklich richtig giftig, deswegen haben alle Hefen irgendwo ihre Grenze, was sie an Alkohol bilden können, aber es können ganz viele andere Mikroorganismen sich da drin nicht verbreiten. Und in dieser Zeit werden jetzt sehr viele Aromen produziert, so die berühmten Ester, auf die wir ja so viel Wert legen bei sehr vielen Bieren, ja, wie zum Beispiel Isoamylacetat oder Ethylacetat und solche Sachen. Und diese Aromen werden unter anderem produziert, um natürlich uns, den Konsumenten zu erfreuen, ja. Aber das ist ganz sicherlich nicht der Grund der Hefe gewesen, sondern um andere Transporteure auch anzulocken und das sind unter anderem die Fruchtfliegen oder auch Wespen, ja. Bier funktioniert ganz wunderbar auch als Wespenfalle. Aber vielleicht sollte man sich nach dieser Geschichte nochmal überlegen, ob man diese tollen Insekten wirklich so misshandeln soll. Und diese Insekten werden angelockt. Und das sind zum Beispiel solche Studien, die gemacht worden sind da in Belgien, wo man also dann die Hirnströme oder die Regionen in den Hirnen dieser Insekten untersucht hat, also was da passiert. Wahrscheinlich schaut es bei uns genauso aus, wenn der Berg ruft, ja oder das Oktoberfest. Und die haben also dann ein Taxis und gehen also direkt auf dieses Produkt zu und können dann, ja, wohl über ihre haarigen Beine, diese Aufnahmen wurden gemacht, das also Hefezellen an den Beinen von solchen Insekten also haften bleiben, können die also dann diese Hefen aufnehmen, die in einem Substrat sind, das nicht mehr das bietet, was die Hefen eigentlich wollen, ja, nämlich Zucker, Fettsäuren, Aminosäuren und so weiter, plus Sauerstoff. Und dann werden die wohin auch immer transportiert, wo also diese idealen Bedingungen wieder vorherrschen, damit sie sich also wieder vermehren können. Ich finde es ultra-faszinierend. Und das bedeutet jetzt wirklich in die Praxis umgesetzt, ich muss mir das vor Augen führen und ich muss mir sagen, was will ich? Will ich ein Ester-reiches, ein aromareiches Produkt haben, dann muss ich das und das tun, ja, dann muss ich das einfach fördern. Will ich das nicht, dann versuche ich das natürlich zu unterdrücken. Und so sollen die Leute denken. Und jetzt mal ganz ehrlich, ja, ich bin keiner, der missionarisch umherzieht und sagt, Leute, das Reinheitsgebot ist das Tollste überhaupt und ihr alle auf der Welt, ihr sollt das tun, ja, überhaupt nicht. Ich bin ein so großer Fan dieser fantastischen belgischen Biere und viele andere Biere auf der Welt, die außerhalb dieses Reinheitsgebotes gebraut worden sind. Aber, diese Reduktion auf diese vier Inhaltstoffe und damit dieses Besinnen auf diese biochemischen Prozesse, das zu lernen, zu verstehen, das ist schon eine Schule, die das Reinheitsgebot gefördert hat, verlangt hat regelrecht, das haben die nicht gewusst damals, das ist schon klar, ist schon klar, ja, aber das finde ich schon ziemlich toll, ja. Das ist eine tolle Folge aus dem Ganzen, wo alle von profitieren, ja. Also nochmal, ich bin da nicht missionarisch unterwegs, ja, da will ich gar nicht falsch verstanden werden, aber gefallen tut mir das schon, dass da etwas Tolles entstanden ist und dass wir, wir alle, aus dem Ganzen lernen, ja. Und da geht wahnsinnig viel nur allein, in dem man diese vier Inhaltstoffe hernimmt, in dem ich diese biochemischen Prozesse verstehe.

Markus: Ja und ich finde ja auch, es ist ja nix, was sich gegenseitig ausschließt. Also wir können ja sagen, es gibt, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, die deutsche Bierwelt oder die bayrische Bierwelt, wo man eben das Reinheitsgebot als Bestandteil dieser ganzen Geschichte …

Martin: Die fränkische Bierwelt.

Markus: … hat und dann gibt es eben die, ja, die fränkische, genau und dann gibt es eben andere Bierwelten, die sich halt andere Regeln und andere Gesetzmäßigkeiten gegeben haben und innerhalb derer dann funktionieren und dann eben auch wieder …

Martin: Und die Produkte haben, ja, genau.

Markus: Genau. Und ich glaube, so muss man und man muss sich gegenseitig akzeptieren und respektieren und dann ist ja alles gut. Also insofern, ich bin da sehr froh, dass es diese verschiedenen Welten gibt. Und, ich glaube, vieles in der Bierwelt haben wir nur, weil es eben irgendwann mal diese Beschränkung gab. Und auf der anderen Seite gewinnt man jetzt aber auch vieles aus den anderen Welten, die sich jetzt wieder ein bisschen mehr öffnen für uns. Also da gibt es, glaube ich, mittlerweile wieder auch viel Kommunikation, was ja eigentlich auch genau gut und richtig ist.

Martin: Du sagst was vollkommen Richtiges, wir sollten uns nicht deswegen streiten, das ist die Sache nicht wert, ja. Wir sollten den Respekt zeigen vor den verschiedenen Sachen und wir sollten es auch nicht vorverurteilen, ja. Und ich habe das also bedauerlicher Weise schon immer wieder mal so mitbekommen, ja, da gibt es dieses sehr hässliche Wort der Industriebiere und so weiter und das mag ich überhaupt nicht, ja, das ist dermaßen unfair und zu eng gedacht und falsch gedacht, ja. Denn da muss man nämlich, wenn man das nämlich genauer betrachtet bei diesen Brauereien, die man unter diese Kategorie meint zu schieben, dann muss man nämlich mal genau reingucken und stellt fest, das ist eine riesen Kunst, solche Volumen in dermaßen guten Qualitäten Jahr ein, Jahr aus reproduzierbar herzustellen, also Hut ab! Genauso Hut ab wie vor allen anderen kreativen Leuten, ja, die einfach wunderbare kleine fantastische Chargen produzieren. Also mir geht es eigentlich auch, mir geht es um den Respekt voreinander, ja.

Markus: Ja und ich denke, es hat halt jeder auch unterschiedliche Ziele und unterschiedliche Ideen dahinter. Und letzten Endes muss man das ja auch ein bisschen mal rein marktwirtschaftlich sehen, also wenn eine Brauerei acht Millionen Hektoliter Bier verkauft, dann kann sie ja so falsch nicht liegen mit dem, was sie tut. Also weil, irgendjemand muss es ja kaufen, ne, wenn das Bier keiner mögen würde, dann würden sie es nicht loswerden. Also dementsprechend glaube ich einfach, es gibt in dieser Bierwelt halt die unterschiedlichsten Tierchen und alle haben ihre Buddys und eben nicht. Und die, die keine mehr finden, sind irgendwann auch mal weg, das ist die andere Seite. Das erleben wir ja auch, dass halt Bierstile oder Brauereien oder was auch immer, auch mal aufhören zu existieren, wenn der Markt das nicht mehr hergibt. Das ist auch manchmal nicht schön, aber es ist einfach auch die Entwicklung letzten Endes, und da wirken wir ja alle mit. Also dementsprechend, es gibt halt für mich auch Anlässe, da trinke ich gerne mal eben eher, sage ich jetzt mal, industriell hergestellte Biere und dann gibt es Anlässe, da trinke ich eben eher die anderen und oft habe ich sie eher zusammen und schätze halt einmal die Eigenschaften hier und einmal die Eigenschaften da und dann passt das auch. Also insofern, stimmt, also Bushing ist auf jeden Fall am falschen Platz. Denn, was ich auch persönlich sagen muss, ich habe ja an all diesen verschiedenen Dimensionen und auch Orten auf der Welt, Brauer und Braumeister und was weiß ich kennengelernt und letzten Endes habe ich keinen gefunden, in dem nicht dieses Herz schlägt, der einfach ein gutes Bier machen will, der für dieses Thema brennt, der da ein Interesse dran hat, der die Bierwelt an sich liebt. Und bei den Großen ist halt oft so, die gehen halt dann gerne mal zu den Kleinen oder haben noch ihre kleine Brauanlage, wo sie sich dann eben ausleben. Und bei den Kleinen ist es so, die halt sagen, na gut, aber wenn ich dann mal in Ruhe ein Bier trinke, dann hole ich mir halt auch eher so eins. Und letzten Endes, also da gibt es keinen Unterschied. Und das ist, glaube ich, das Allerwichtigste, die Menschen, die da dahinterstecken, sind auf jeden Fall nicht besser und nicht schlechter und alle auf jeden Fall, wie du schon sagst, wirklich Meister ihrer Zunft, wenn sie das gut machen. Und das ist ja ein ganz wichtiger Punkt, wo wir auch ja grade drüber gesprochen haben. Ich wollte nochmal kurz auf dein Hopfisch eingehen, also bei der Hefe leuchtet mir das ja irgendwie ein, dass die Hefe zum Beispiel  sagt, okay, ich bin da jetzt in Nöten und dann produziere ich halt irgendwas, was diese Insekten anlockt. Wobei es auch interessant ist, weil, da muss es ja auch den Zeitpunkt in der Evolution gegeben haben, wo dann dieser Hefepilz ausprobiert hat, was lockt denn überhaupt Insekten an. Also das ist ja, man lernt die Sprache ja nicht von null auf 100, sondern das muss sich ja auch mal entwickelt haben. Finde ich interessant, wie das vorher mal stattgefunden hat. Aber wie ist es denn jetzt zum Beispiel, also ist das denn eine wirkliche Kommunikation, wenn ich jetzt beim Hopfen bin, also reden die Pflanzen miteinander, also gibt es da Antwort und Rückantwort oder ist das eher nur so ein one-way-Thema, ich sende meine aktuelle Situation aus, um den anderen was mitzuteilen? Und weil du grade auch Hilfe gesagt hast, also gibt es denn eine Form, wie sich Pflanzen gegenseitig helfen? Also ich frage einfach mal so anknüpfend irgendwie, wie ist es denn da so?

Martin: Die Frage kann ich nicht in allen Punkten wissenschaftlich wirklich solide beantworten. Was die Hilfe angeht, wird wohl die Kommunikation von der Pflanze zu Nützlingen gehen, ja, zu Marienkäfern oder so ähnlich, die also dann gewisse Milben oder Läuse dann aufknabbern. Pflanze zu Pflanze, da gehe ich davon aus, du merkst, ichbewege mich im Konjunktiv, ja, da gehe ich schlichtweg davon aus, das grundsätzlich gewarnt wird, ja und dass einfach, ja, dass sich Pflanzen durch eine andere Art und Weise sich davor wappnen können. Vollständig verschließen können sie sich nie dagegen. Aber das ist grundsätzlich bei den Pflanzen, ist natürlich auch ein großer Druck da, ja, von verschiedenen Einflussfaktoren von außen, das sind also nicht nur irgendwelche Schädlinge oder so, sondern es ist natürlich auch Trockenheit oder Wind und Hagel und was weiß ich auch alles, was also diese Pflanzen schädigen kann. Aber da ist, also das, weißt du, da ist ja noch eine andere Sache mit dabei, die uns da Indizien dazu liefert, zu dieser Kommunikation, also eine gute Anzahl an diesen Aromakomponenten sind sozusagen ß-Glucosidisch gebunden. Das bedeutet, also wenn die Aromakomponente frei vorliegen würde, würde sie entsprechend flüchtig sein und riechen, ja. Die ist aber jetzt an ein Zuckermolekül gebunden oder an ein Maltose-, Maltotrius, als an verschiedene Zuckermoleküle gebunden und dadurch ist sie nicht flüchtig und dadurch kannst du sie nicht wahrnehmen. Tritt auch nicht aus der Pflanze aus, ist aber eine Art Reserve für die Situation, wo sowas gebraucht wird. Und dann haben diese Pflanzen natürlich die Enzymsysteme, um diese Glukose oder diesen Zucker abzuspalten, ja, also die haben ß-Glucosidasen. Und das ist auch sowas von spannend, dass also besamte Hopfenpflanzen mehr von diesen ß-Glucosidasen haben. Warum das jetzt in Hinsicht auf Kommunikation wichtig ist, das, gestehe ich, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber draufgekommen bin ich aus einem anderen Grund, weil die Briten, die ja auch eine lange Tradition im Hopfenanbau haben und bei den Briten ist es nicht verboten, auch mal eine männliche Hopfenpflanze stehenzulassen. Bei uns, überall auf der Welt ansonsten, ist es verboten, weil wir wollen unbesamte weibliche Hopfendolden haben. Alles andere, so hat man mir das noch in der Lehre beigebracht, verfälscht das Ergebnis, ja und man kriegt da auch Fettsäuren mit rein, der Schaum wird schlechter und so weiter. Also man hat uns also richtig Angst gemacht. Und wenn man ja auch in die Hopfenrundschau so reinschaut, da steht das ja zum Teil drin, das es also regelrecht unter Strafe ist, wenn man in den Siegelbezirken männliche Hopfenpflanzen stehenlässt, so. Das hat mich mal interessiert, warum bei den Briten nicht und bei allen anderen schon? Und da haben wir tolle Versuche gemacht damals mit der Christina Schönberger von Hopfen und Barth und auch mit Anton Lutz hier von Hüll, der Forschungsstation. Und ich hatte also das Glück, in Britannien und in Deutschland Hopfen zu bekommen, die besamt und unbesamt waren, also ich hatte da Kreuzversuche und die haben wir uns angeguckt. Und, ganz ehrlich, die Besamten wie die Unbesamten haben sich erstmal quasi nicht unterschieden. Also die waren in allen wertgebenden Qualitätsmerkmalen, jetzt diese vier, mehr habe ich nicht gemacht, vier Stück, vier verschiedene Muster hatte ich und die haben sich also da nicht unterschieden, aber sie haben sich im ß-Glucosidasengehalt unterschieden. Und was ich jetzt daran besonders cool finde ist, dass in Britannien eine sehr lange Tradition mit Hopfenstopfen ist. Bedeutet nicht, dass die Briten, wie das Internet so ab und zu Mal preisgibt, die Erfinder des Hopfenstopfens sind. Also das ist eine viel, viel ältere Technik, ja. Ich habe ein Buch von 1683, wo das schon drinsteht, und die sind bestimmt nicht die Ersten gewesen, sondern das liegt total auf der Hand, aber, die Briten haben eine sehr lange Tradition. Und wenn man das nämlich jetzt sich überlegt, dass ich so einen Hopfen, der mehr an diesen ß-Glucosidasenenzymen hat und den eben kalt gebe, also nicht zum Würze kochen, wo ich ja die Enzyme dann denaturiere und inaktiv mache, wenn ich den da in den kalten Bereich gebe und ich habe diese ß-Glucosidisch gebundenen Aromakomponenten dabei, und diese Versuche habe ich auch gemacht, dann halte ich dieses besondere Hopfenaroma über eine längere Zeit konstant, weil über die Zeit die Aromen neu freigegeben werden. Also das ist eigentlich eine ganz schlaue Sache, ja, das haben die nur so nicht gewusst.

Markus: Also super interessant, finde ich auch ganz spannend. In Amerika, also in den USA habe ich auch besamten Hopfen teilweise gesehen, auch Zwitterpflanzen teilweise, also da …

Martin: Ja, ist eine wilde Pflanze, die Hopfenpflanze, ja.

Markus: … nimmt man das auch nicht immer so ganz genau. Also bei uns, glaube ich, ist letzten Endes, glaube ich, Professor Narziß der, der das mal sehr propagiert hat, dass man eben keinen besamten Hopfen nimmt. Das finde ich auch ein ganz interessantes Thema, was da am Ende wohl irgendwann mal dabei rauskommt. Also dass das Hopfenstopfen älter ist, das denke ich auch, logisch, weil, ich meine, das hat man ja grade zu den Zeiten gemacht, wo die Biere nicht so stabil waren und da sind wir ja vor vielen 100 Jahren, um da irgendwie aromatisch noch irgendwas zu bewegen, zum Beispiel. Aber gut, ist nochmal ein ganz anderes Thema.

Martin: Du darfst nur nicht vergessen, wenn ich dich kurz unterbrechen darf, also der Hopfen, den darf man gar nicht synonym mit dem Bierbrauen verstehen, sondern in früherer Zeit, also auch wieder im Mittelalter, da habe ich halt die Quellen. Das ist immer eine Frage, wie komme ich an Quellen ran, ja? Und alles, was also wirklich alt wird im tatsächlichen Mittelalter, und meine Quellen sind im ausgehenden Mittelalter, im tatsächlichen Mittelalter habe ich allerhöchstens mal Quellen, wenn es um einen Gerichtsstreit ging. Also das ist immer ganz doof. Und erst dann kann ich ein bisschen erkennen, oh, ach so, so haben die offensichtlich das gedacht, soll die Norm sein dafür, ja, aber, okay. Und Hopfen wurde für den Wein verwendet, für den Met und für Sauerteig, ja, um zu selektieren, um die Mikroorganismen, also das Gro an Mikroorganismen auszutreiben, nicht um zu bittern, ja, weil das nicht gekocht wurde. Es wurde ja auch das Bier erst viel später wirklich gekocht mit dem Hopfen, ja. Und ich habe schon so einen Weißwein gemacht mit Hopfen, das hat super funktioniert und war, soweit ich das beurteilen kann, ein wirklich gutes Produkt. Wir haben auch mal einen Sauerteig mit Hopfen hergestellt und dieses Brot haben wir an die DLG eingeschickt, sofort einen silbernen Preis gewonnen. Das funktioniert, ja und da kann man echt tolle Sachen mit machen. Also das sollte man auch mal ein bisschen deutlich sagen, Hopfen wurde für viele andere Sachen auch verwendet, weil es sinnvoll ist.

Markus: Also da, wir sprechen jetzt, glaube ich, von Teil vier unserer Podcast-Reihe, das machen wir dann gerne. Wir sind jetzt auch schon fast eine Stunde hier am sprechen, deswegen würde ich vielleicht noch eine letzte Frage stellen und damit vielleicht auch den Bogen nochmal ein bisschen schließen, nämlich auch wieder ein bisschen mehr an den Historiker in dir. Wir haben ja angefangen mit dieser Hybridisierung, mit dieser Zeit zwischen 1602 und 1615 und du hast ja gesagt, das ist auch schwierig mit dem belegen und so. Was mich interessieren würde, gibt es denn einen Punkt, an das den Akteuren damals bewusst geworden ist, was sie da tun? Also wo die dann gesagt haben, okay, das ist jetzt ein anderes Bier, das hat andere Eigenschaften, das ist vielleicht sogar ein Erfolgsprojekt sozusagen, also so nach dem Motto, Chaka, wir haben da jetzt wirklich was geschafft? Also gibt es irgendwann mal so Belege so, wo die sich selber schreiben oder wo es eine Belobigung gibt oder vielleicht, keine Ahnung, einen Orden oder so, also wo dann die Brauer wirklich selber auch reflektiert haben, okay, wir haben da jetzt wirklich eine Weiterentwicklung gemacht, wir sind da an einem neuen Punkt?

Martin: Ja, aber viel später. Und zwar hat das bayrische Bier, im weiteren Sinne, auch mit dem fränkischen … nein, stopp, das bayrische Bier, so wie heute Altbayern gesehen wird, also Oberbayern und Niederbayern, bis 1840 keinen Stellenwert in der Literatur gehabt, es wurde als nicht besonders dargestellt. Manche sagen, weil die Wissenschaftlichkeit gefehlt hat, die woanders schon, wie mit Liebig in Hannover und so weiter, die schon richtig stark gegriffen haben. Da haben also die norddeutscheren Bezirke, hauptsächlich die Preußischen auch in Berlin, haben da wohl also stark vorgelegt. Das fränkische Bier hatte einen guten Ruf zu dem Zeitpunkt. Und dann kam diese erste große … stopp, stopp, die zweite große Revolution, die mit der Industrialisierung ja losging, aber dann kamen diese fantastischen Bier wie das Pilsener in Pilsen, das Märzen in Wien und das dunkle untergärige Bier in München. Und plötzlich war dieses bayrische Bierbrauen en vogue, war der Goldstandard und wurde kopiert und zitiert und niedergeschrieben und jeder wollte wissen, wie es geht. Und dann kam ja auch dieses berühmte Buch, die Bayrische Dickmaischbrauerei, die, in Anführungszeichen, Geheimnisse preisgegeben hat. Das war eigentlich das große Aha, die Aha-Zeit, ja, wann dieser Wechsel war. Aber jetzt sage ich dir noch was, was in dieser Zeit auch passierte, das finde ich auch so spannend, in beiden Revolutionszeiten, ich nenne es weiterhin so, also im ausgehenden Mittelalter und auch da um 1840, 45 rum, hat es den Wein schlimm erwischt. Im ausgehenden Mittelalter wurde es hier in Bayern zu kalt durch diese kleine Eiszeit und der Wein hat nicht mehr genug Öchsle, also sprich, Glukose produziert und aufgebaut, sodass einfach der Wein tatsächlich zu sauer geworden ist. In Bamberg, ihr sprecht immer davon, vom Wendewein, ja, also da musst du dich nachts ein paarmal wenden, wenn du ihn getrunken hast, weil sonst die Magenschleimhaut durchgeätzt wird. Und das muss wohl immer schlimmer geworden sein und so wechselte man dann so peu a peu, nicht von heute auf morgen, auf Hopfenanbau und auf Bier. 1840, 1845 kam was ganz Schlimmes für den Wein und das war der Mehltau und der hat den Wein in ganz Europa, ja, ziemlich vollständig da niedergemacht. Das sind also zwei Ereignisse, die komischerweise mit diesen großen Sprüngen zusammenfallen. Und das ist kein Zufall, ja, also da, das spielt wirklich eine Rolle bei dem Ganzen, ja. Aber da war ein ganz großer Wechsel in der Wahrnehmung dieser Produkte.

Markus: Woah! Also jetzt habe ich schon Folge Nummer fünf im Kopf, sehr schön. Also ich danke dir auf jeden Fall recht herzlich für die spannende Unterhaltung heute, für die neuen Einblicke und die neuen Perspektiven. Und verspreche auch, dass es nicht wieder anderthalb Jahre dauert, bis wir den nächsten Talk machen, das sollten wir auf jeden Fall in kürzerer Zukunft fortsetzen. Und bin auch sehr dankbar für deine Offenheit und für den Input, den du aus dem wissenschaftlichen Bereich einfach rein geben kannst, weil, ich glaube, grade in der, sage ich jetzt mal, Craftbeer-Welt wird immer sehr viel, sage ich mal, Küchenlatein und Dinge, die man sich halt irgendwo angelesen hat, das Internet ist ja groß, proagiert und selten geschaut, wie sind die Dinge denn wirklich. Und diese schlichte Frage warum, wird sich viel zu selten gestellt und das ist sehr schön, dass du uns da hilfst, dahin wieder zurückzufinden. Und, ja, von meiner Seite aus nochmal vielen, vielen Dank und ich freue mich auch schon aufs nächste Mal.

Martin: Ja, danke, Markus, hat wie immer Spaß gemacht, aber wirklich. Ich wünsche dir eine gute Zeit, ja.

BierTalk English 32 – Talk with Nick Galton-Fenzi, Brewing and Destilling Consultant from Perth, Australia

Nick Galton-Fenzi advises breweries and distilleries in Western Australia, of varying sizes and with different offerings. In total, there are over 100 active breweries in his region and he is a vibrant part of this scene. The capital Perth is one of the most isolated places in the world, with plenty of sea and desert around it. That’s why the beers there are unique and are made with local ingredients, especially barley and wheat. Nick takes us into this exciting world in the podcast and tells us about his unique story as a brewer in many countries around the globe…

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Zusammenfassung auf Deutsch:

Nick Galton-Fenzi ist Berater für sechs Destillerien für Gin und Wodka sowie drei Brauereien. Er diskutiert die einzigartigen Braubedingungen in Westaustralien, einschließlich des lokalen Anbaus von Malzgerste und Hopfen.

Galton-Fenzis Weg zum Brauen begann in seiner Jugend, als er mit abgelaufenen Braukits experimentierte. Er betrieb später seine eigene Brauerei, Beaten Track Brewery, und setzte sich für die Lockerung der Braugesetze in Westaustralien ein. Galton-Fenzi hat international Erfahrungen in der Bierbranche gesammelt und in über 50 Brauereien in 23 Ländern gearbeitet.

Das australische Biermarkt hat sich von wenigen großen Brauereien zu einer vielfältigen Landschaft mit vielen kleinen Brauereien entwickelt. Der Markt bietet nun eine breite Palette an Bierstilen, von traditionellen australischen Bieren wie Coopers Sparkling Ale bis hin zu modernen Craft-Bieren. Galton-Fenzi ist auch in der Destillation tätig und betont die Bedeutung von hochwertigen Rohstoffen und Wasserqualität.

Schließlich lädt er Interessierte ein, ihn in Westaustralien zu besuchen, um die lokale Bier- und Spirituosenkultur zu erleben.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we do maybe the farest journey we ever did. So we go to the other half of the planet. We go to Australia first time and we meet a nice friend, dear friend of mine, beer judge, colleague, and great brewer, Nick Galton-Fenzi. And he’s back there I would say because we come to his history in a few moments. So it’s great to have you here, Nick and yeah, maybe you introduce yourself a little bit to our listeners.

Nick Galton-Fenzi: Thank you, Markus, thank you very much for the invite to speak with you this afternoon. Oh, your morning time and my this afternoon.

Markus Raupach: Yeah, that’s a bit crazy that we have all these hours between us. But we both have sunlight. So that’s maybe, I hope so. Yes. So that’s a great thing. So maybe first we talk about your actual situation. So you are in Australia at the moment. So what are you doing? Which brewery are you working for? What is your daily life at the moment?

Nick Galton-Fenzi: Absolutely. So I am a consultant brewer and distiller in Perth, in Western Australia. I run six distilleries, mostly doing gin and vodka production and I also operate three breweries that do a brewpub type situation. So we have over-the-counter customers, retail, and packaged and takeaway products from the breweries. They’re all very small venues, there’s nothing that’s particularly large about either of them. However, in Western Australia, we have around 100/115, operational micro pub, small breweries and those three breweries that we do run, or I run, we have a small market share.

Markus Raupach: Wow, that still sounds like a lot of work and it’s also for us, very interesting, very fascinating. If we think of Australia, we have this huge continent. And we know some of the coastal cities in the East, in the West, and that’s more or less our shape. Maybe in the middle there is this rock. It’s more or less everything we know, some maybe know about the barrier reef and something like this. But maybe you can introduce a little bit into the country. So is it really only on the coastline? Or is there also something in between? And is it a common thing? Or is it more like there are the Eastern people, the Western people? Or how is it organized?

Nick Galton-Fenzi: So Western Australia and Perth is the most isolated city in the entire planet. From a flight from London you can do a direct flight and it is a 20-hour direct flight. So we are by no means accessible. You can come through Singapore, through Hong Kong, through Doha. Whichever way you go, you are still looking at somewhere between 20 and 26 hours of transit time. So we are very isolated as far as the population. As a consequence, our beers are quite unique. We are located in a place called the wheat belt. And the wheat belt is our largest agricultural region and takes up the furtherest southwest area of Western Australia, and we get some very high-quality wheat and malting barley. We have some local growers of malting barley which are of excellent quality and we have some very unique conditions. Obviously in winter, we get some very wet conditions and when we do get drought, it is substantial. And the drought regions means that we sometimes end up with some malting barley that is of small kernel size. So it means we have some husk to starch ratios that gives us some very unique flavor profiles. As far as WA goes we also have some local hop growers and we were originally known for hop-growing regions that then got taken over by tobacco, that were then converted into wine growing. And now we’re just starting to see a resurgence back into hop growing again, which is great for the area. So we do have now local maltings, local hop growers and a variety of locally produced raw products that we can now use in our beer production, which is amazing.

Markus Raupach: Yeah, and how many people live in the area in Western Australia?

Nick Galton-Fenzi: So when I moved into Western Australia, we were just on 1.2 million people. We are just on, just shy of 3 million now. So it’s almost a doubling of population. The doubling in population means that we have a very thirsty population. We have very hot summers, we’re talking 37 degrees centigrade in summer, and we have very cold winters, which are around five degrees centigrade in winter. So we need to cater for both of those seasons as far as growing, and with that level of population, which means that business is fairly good. And when I started my first brewery here in Western Australia, I was in under 20 of the first breweries that were here. And now, as I said, there’s over 100 breweries, due to some changes in legislation and the consumer is probably the winner out of all these aspects.

Markus Raupach: Yes, and we are coming a little bit to your personal history, which is, I think, also very interesting. So you were born in Western Australia.

Nick Galton-Fenzi: Yes, I’m an international. I was born in Papua New Guinea in Goroka. I was raised there and then moved to Sydney, Queensland, and then Western Australia. I spent some time in Africa and in the UK when growing up, but most of my time was in Western Australia. And it’s in the last seven years that I had spent working and living in UK, had the opportunity to obviously travel and meet people like yourself at the international competitions and get to meet people in Africa. I’ve worked in over 50 breweries in 23 countries in the last seven years, which has given me quite a well-rounded understanding about how people produce beer in different countries, about their raw materials, and the different ways in which people appreciate the products that are abrood to their palates.

Markus Raupach: Wow, that’s very fast-paced, and very great overview that you also now have of a brewing sector and all over the world. Do you still remember your first beer?

Nick Galton-Fenzi: I do. Absolutely, I do. This is a bit of a crazy story. This is what got me into brewing originally. So my best friend at school, we were 16. My best friend Andrew Biggs, we were cleaning out his father’s garage and we stumbled across what was called an Alinda fermenter. And the Alinda fermenter was one of the very first imports into Australia. It was a black plastic 25-litre all-in-one kit and kilo. Before you’d seen Alinda fermenters there was nothing that was really sort of available. Cooper’s was only just sort of starting to get up and going. So anyone who’s used Cooper’s kits, we’re talking about mid to late 70s. So we finished cleaning out the garage, we’d found one of his fermenters, and we’d found some kits of Cooper’s that were ten years over past due date, which still had the original yeast on them. And his father said, as soon as we have finished cleaning out a garage, I’ll teach you how to make beer because this is what I did in my youth and it was great fun, and I learned a lot. So the beer we made was obviously terrible. The kits were well past the due date, the yeast probably wasn’t even viable at that stage. I’m going to say it was probably more of a lactobacillus fermentation than it was out of any other anaerobic activity. I at that point went, this is terrible. There must be a better way to make beer. I’ve drunk commercial beer and it’s great. But this is probably one of the worst things I’ve put in my mouth. So I made a little bit of a quest of mine to work out why, how. I then spent four years at university doing biology environmental and biochemistry not for that focus. It was an interest, science, thanks to my father. But to then work out how to make a good beer. And 25 years later, I would like to think that I can make an acceptably drinkable beer. But it’s taken me 25 years to learn and I have had my conscience, my what’s the word I’m looking for, my ass handed to me several times by some very, very competent brewers when I thought I knew how to make it all and what the best way to do it and what my knowledge was, and to what I am now learned today and how I learn it. So when my, I ran my own brewery for 13 years, I started Beaten Track Brewery in Kalgoorlie in Western Australia in 2005 and that gave me an understanding about market, demographics, people. And then as that further went through, I then thought that I knew everything. I thought that I understood how to make beer and by the time I reached UK, and I was brewing for one of Dorset’s largest brewing companies, Dorset Brewing, doing production for Wetherspoons, Marstons, I was the youngest brewer on the deck at that stage. And what the people there had taught me, and just me, yes, I had a lot to learn even after 13 years of practical brewing experience.

Markus Raupach: But it started like a hobby, and when, how did the decision go that you say okay, I make my earnings out of it. So I started as an own company. So how did that go? How did it work?

Nick Galton-Fenzi: That’s a very good question. It was a hobby and it was a passion of mine to understand the biology, understand the production processes, understand if I change this malt what was the flavor effects out of it. And I started originally home brewing and I would have people come around to my house and I would try the beers on tap. And I had a little three-tap system that I had built. This is in very early days, we’re talking 1998 in Western Australia, before people had really sort of even considered what home brewing was, what craft brewing. Our first craft brewer in Western Australia, which is the Bootleg Brewing in Margaret River region in 1988, and all this, I mean, it’s a long and a short period at the same time, ten years. And I was trying to replicate some of the things that the Bootleg Brewing had done. So I was brewing, people are interested in the products and they said you should sell this, it’s a good product. So I started seeking out a commercial premises, which was a powder coaters. So this is industrial warehouse that came up for sale. I had purchased the warehouse itself and speaking with the owners who were renting it out at the time, it almost sent me broke three times by the time I had purchased, I had made mortgage payments. I was working at the time trying to pay down until I could afford to actually move into the building. And by the time I’d moved in, I then started building a brewery. And it took me four years to build the cool rooms, the tap and tasting room. Unfortunately, Western Australia at the time, it was 2014, we could only sell under this particular license beer by nine liters. That was the smallest volume we could sell it. We couldn’t do tap tastings, we couldn’t do taproom events, you couldn’t even have someone come in and buy a middy schooner or a pint at that stage either.

Markus Raupach: So if I would have come to the pub, I would have to buy nine litres of beer?

Nick Galton-Fenzi: You would have had to buy nine litres as a takeaway, or I could have given you one or two free samples. But that was it. You couldn’t do anything more than that. If I had served you anything more than two or three samples, then I would have been in breach of my production license. So I then started lobbying the West Australian government and that took me two years. I had to get support from the smaller brewers, the middle-sized brewers. I had pushback from large brewers obviously because it was going to eat into their market share. I had pushback on smaller brewers that had tavern-style licenses. Whichever way I go, I had met market insurrection that no one was particularly happy about what I was doing. Two years later, by the time I managed to push through tap tasting rooms, any size takeaways from a producer’s license, there was 20 breweries that had then put in their licenses for assessment following the changes to the legislation. So that revolutionized brewing in Western Australia. And since then, it has been a significant growth market under a producer’s based license. And so whether it may be good for some of the producers or bad for some of the producers, I think it’s a good thing for the consumers who now had a significant choice.

Markus Raupach: And now you get a lot of free biers if you meet your colleagues in Western Australia, I think.

Nick Galton-Fenzi: I always remember that time, it’s a long time ago, we’re talking 2014 through to 2016. So it’s six years and a lot of the people who are starting breweries now, weren’t even part of that process. They wouldn’t have even remembered the nine-litre minimum production, minimum sell on a producer’s license back in 2005. So those who do I get very well looked after and those who don’t, that is amazing for their business.

Markus Raupach: And so it was a tough time also for you. And what about your family? Did they always back you? Or were maybe from your parents sometimes why don’t you be a teacher or a policeman or whatever? Stop that.

Nick Galton-Fenzi: I was working in two roles. So I was also working in mining at the time as well and I was also working the brewery. So I was doing on average, as with every brewery owner, producer, around 16 hours a week, sorry, 16 hours a day, and somewhere between 75 and 85 hours a week. So anyone who’s run their own business will be well familiar with the amount of hours that you need to do in order to do it. And it’s not because you want to make money. Anyone who wants to get into brewing to make money, it’s a flawed plan. But if you have a genuine interest in the product, and the demographic and the people and the science behind it, then you will gain a it’s a wonderful job. But there’s many other ways to make money that’s a lot easier, but not in brewing.

Markus Raupach: So your family was with you. They loved your beers. At least then.

Nick Galton-Fenzi: They did. My parents were very much into it. And I was self-funded. My parents gave me an understanding into science and how that worked, and I took that and ran. And it was very much thanks to my dad, Brian, who taught me all these things. And then said, this is how you do it. And then, Bill Biggs, who had the garage and the clean out, and he was an avid scientist as well, and how his understanding and imparting his information into that. So it was all science-based.

Markus Raupach: Wow. That’s the best base for making good beer. So that’s very good. Maybe also have a little look, how was the Australian beer market in these times, the 80s, the 90s? And how is it today? Maybe you give us a little overview what we will find if we come there today and how it developed in the last 20 years.

Nick Galton-Fenzi: Completely. It’s a really, really good question.

Markus Raupach: For people who don’t have any clue about Australian beer market. So for us, we only know Foster’s.

Nick Galton-Fenzi: Yes, so I guess that’s one of the most unusual things is that you will not find Foster’s in Australia at all. It is for sale in, it’s a very well-marketed, and it’s brewed under license in every single country. So if you are buying it in Germany, in Belgium, in England. If it’s in England it’s brewed at Caldicott. It’s brewed in Belgium, it’s brewed under license. It is a great product in everywhere that you go. It’s consistent for its market share. But if you expect to walk into Australia and buy Fosters, you will never ever see a tap here. We have some great brewers, the megas, and they meet the market demand into their market share. Small brewers, microbrewers, we can’t meet the demand for the drinkers. We can only produce so much. The larger brewers meet that volumetric demand. And we have some great brewers. Not every beer is to everyone’s flavour and taste. So you will find something when you get to Australia that you will particularly enjoy. And then if you want to investigate the smaller micro-niche market, then there are thousands of offerings that you will find that will meet your taste and flavour. So in the 80s, we had smaller offerings from very big corporations. We had the Alan Bonds of the world that were buying up large breweries, consolidating and making them into even larger breweries. We would have, if you were out buying beer at a public license, maybe one of four, it was about all that you would have the pick of. With the opening up of the market with the interest in microbrewing, which was spearheaded by a lot of the US brewers, Sierra Nevada, Pete Slosberg, Pete’s Wicked Ales, and even the smaller breweries in UK, things like Dorset Brewing Company and Bill Sharp before they’d been taken over, these breweries were small and met the market requirements. So you had this massive, massive offerings as in massive companies, small offerings. And then as you went through, you would then have more and more diversification, smaller and smaller companies with more and more offerings. And now we’ve run into the 2020s and you have so many little breweries with so many offerings and you can find yourself a chocolate peanut, double lactose stout, and you can find the most amazing single hop, single malt pilsner through single origin producers. And it’s really up to the consumer about what they want to drink, and which direction they would like to head as far as the products go.

Markus Raupach: That sounds a little bit that also the consumers change. Their knowledge, their mind changed, their tastes changed. Is that true?

Nick Galton-Fenzi: Correct, yes. I spent a lot of time in my first brewery, in Beaten Track in Kalgoorlie and I would have customers who would walk in, and I’d say, well, what do you normally drink and they would say, oh we drink Swan draft. I would drink Jack Daniels. I said, okay, so if you’re a Swan draft drinker, you’re going to like something that’s light, dry and crisp. The closest thing that we have to that is the summer ale. If they were Jack Daniels drinkers, it would be strong, and darker and sweet, and definitely with a focus on sweet. So we’d focus in on things like the scotch ale. And say, it’s not a whiskey, but it might meet your palate requirements of dry and sweet and slightly stronger as far as the tastes and flavours. So you would match your customer to the type of flavors that they were familiar with. And again, with any sort of human emotion, it’s familiarity and routine. And if you can pick something that a customer likes as far as taste and flavour, and something that they’ve experienced before, and say, okay, this is the bridging and it was taken from New Belgium, the ethos was essentially taken from places like New Belgium Brewing with a Fat Tire. And when a customer would walk in and say, I like Coors Light, and they would say, well, we don’t have Coors Light. But what we do have is we have Fat Tire for you. And they would say, oh this is actually quite tasty. This is not the same, but it’s something I’m familiar with. And then one consumer, one drink, one customer at a time, would then go, oh, this is actually not the same product, but a different product that I enjoy. And I like the taste and like the flavours. And that’s how you win over customers and customer appreciation and repeat customers by basing it on something they already had but giving a little bit of a twist, a little bit more taste, a little bit more flavour, a little bit more care, attention, some local ingredients, some local hop producers, some local malt producers. And then hopefully then that reaches into the realms of that farm-to-table, the farm-to-plate sort of scenarios where you are now supporting local people, local malts, rather than always going to the largest consumers, multi-conglomerates. And they’ve got a place and they got the time, but bring it back that little step and give a little bit more care, attention, consumer focus to the product.

Markus Raupach: And is there an Australian beer history and maybe even Australian beer styles?

Nick Galton-Fenzi: Of course. So our oldest and most well-known is the Cooper’s and Cooper’s Sparkling Ale. So when you look through the BJCP style guidelines, you’re looking to the Cooper style and that is the quintessential. It’s earthy, it’s woody, it is dark. We’ve got crystal malts, we’ve got some slightly darker sort of Munich malts, amber malts in this. It’s robust. It’s a flavour sensation. If you’ve never had a Cooper’s Red Ale from a 750 mil long neck bottle, it is just a flavour epiphany. You are not going to necessarily gel with it the very first time because it is a very robust flavour. But I think everyone at some stage needs to try that particular beer because it is Australia’s first oldest sort of style ale. It’s produced in South Australia and Timothy Cooper who runs and still manages the brewery, and if you ever get a chance to contact him about his history, you will be absolutely blown away by where they are, where they’ve come from and how they’ve managed to maintain such a market presence up until now.

Markus Raupach: And is this also the Australian Pale Ale? Or is this a different thing?

Nick Galton-Fenzi: So under the BJCP guidelines my take on this is, it’s supposed to be an Australian sparkling, Australian Pale Ale is supposed to be the Cooper Sparkling. It’s what it’s supposed to be modelled on. It is a very, very unique type of beer and we’ve never had anything prior to it, we’ve never had anything post to it. And I think that’s probably maybe where a lot of us judges sort of go wrong. You can read the descriptions in the guidelines, but unless I think you’ve tasted the actual original, and done a side-by-side to what some of the competition offerings are, it’s an absolute minefield. But there’s nothing quite like it. Once you’ve tasted Australian Sparkling Cooper’s that is, you can’t, it can’t be untasted. It is unique.

Markus Raupach: Okay, I have the same experience with all of the beers I had the luck to go to the roots and have the originals and it’s very different if you sit on a judging table and you have been there, you know the originals, you know the brewers, maybe the history and that gives you a broader understanding of the beer style and of the idea. And so I’ve not been to Australia yet so I have to do this in the future definitely. Looking forward to this. If we look to the other countries, they also in the craft beer area started to develop new, let’s say, styles. So like the New Zealand’s with their hops or other countries with wine hybrids and things like that. Is there also something in Australia going on now on this side?

Nick Galton-Fenzi: Completely. Look, the innovation from New Zealand-based hops as you’re probably well aware, much work or rework Nelson Sauvin, which had been around for a few years now and a very, very distinctive flavours. The offering of the Australian hops and the galaxy whichever one is very, very familiar with it as far as their tastes and flavours, and it still remains a stellar mid to full palate hop. I have seen a lot of innovation as far as West Australian hop growing and we now have our local hop, Preston Valley hops from the southwest in Mar Garu which is one of our major wine-growing region. And I have not used any of their hops but they are now starting to plant out and grow. And the market receiver, I was down at the Fremantle Beer Festival just on Saturday and I got to try Steve Wearing, he is the head brewer at King Road, he was using the Preston Valley hops in his pilsner. I gotta say it’s probably one of the most amazing West Australian pilsners I have tried. And obviously, you’ve obviously got to look at your how you call this and originality and what is a pils and pilsner and where it comes from. But as far as a lager goes, and the taste and flavour, spectacular. It’s a great hop, good brewers, good innovation, good growing, and obviously, attention to detail. And I think, we’re going to see a little bit more innovation. Even myself, I’m working with some Margaret River. Margaret River in Western Australia, or those people who don’t know, this is our premier wine-growing region. So if you are drinking wines from Western Australia, chances are they do come from the Margaret River area. It is our premium grape-growing type zone. And we’re starting to deal with places like Felix Casper Wines where we’re doing the Italian grape, the X Three sort of styles. And that was, thank you very much to people like Rory Lancellas of Aegir Project in Cape Town, in South Africa, who sort of spearheaded some of these styles and techniques. And I have learned from him as far as how and the process involved. And now we have some spectacular X Three Italian grapes that are going to go into production and market offerings in 2024. So, yes, there’s a lot of things that are happening as far as like hop innovation, innovation as far as alternative ingredients, local malts and provenance availability to market.

Markus Raupach: And as you are also distilling, so what about, what spirits are you producing? And is there also some interaction like ageing beer in spirits barrels and things like that?

Nick Galton-Fenzi: Yes, that’s a really, really good question. As far as like the distilling side of things, we are a fledgling market, I would like to see more grassroots sort of wash through to finished spirit production. But we have some amazing industrial distillers that are able to distil 100% whitewash to the point of, it creates an amazing flavour profile as a neutral grain alcohol. And then making gin from those processes and then doing a finishing polishing product in pot stills gives market demand, market and consumers what is probably far up and above what those producers who are making their own washes and distilling four or five times in order to get some very clean, neutral alcohols. So using a combination of industrial distillation, and artisan small distillation, we can make some very, very good quality products. And I was just out with a colleague of mine last night, and we were discussing the merits of start-through-to-finish washes versus using industrial continuous distillation, and then polishing processes. You can’t compete with the quality of products that they make. It’s very clean, it’s very neutral. And I’ve distilled vodka in Poland and UK, and I still haven’t come quite close to the quality of industrial spirit with a copper reduction polishing process. By the time you’ve done it six times distillation. One day, Markus, you have to make it down here so you can come and try these processes and see and taste for yourself. Because I can guarantee we probably won’t see the eyebrows on your forehead once you realize exactly what and how these things are being done, because they are an incredible taste profile.

Markus Raupach: So the things you are distilling, it’s in a larger scale? Or also more like micro-distilleries?

Nick Galton-Fenzi: So the micro-distillery side, plenty of smaller size 250, 350-litre pot still styles, but we are using a combination of both primary production to make wash and industrial fermentation to make neutral ethyl alcohol and then flavouring using junipers, corianders, all the typical styles of gin production for London dry.

Markus Raupach: But you don’t do whiskies and things like that.

Nick Galton-Fenzi: Personally I have been involved in whiskey production in Isla But in Western Australia, we have one distillery, which is running with to my knowledge that are doing full whiskey production. We have more distilleries in Tasmania than what there is in Scotland and they have their own peat bogs. The unusual thing about peat bog in Tasmania is that most of the detritus material is coming into the peat bog from eucalyptus pepperberry-style of organics. So it’s very spicy, very peppery, which gives it such a unique flavour and you can’t replicate that anywhere around. Whereas obviously when you’re in Scotland, you’re dealing with a more neutral organics from their peat and gives very, very different flavour profiles, depending on what the plant growth and organics is around at the time and what you’re burning, what you’re smoking.

Markus Raupach: Wow, that really sounds interesting, especially as I’m a fan of all these smoked things. And so I have also to try the Tasmanian whiskey.

Nick Galton-Fenzi: Yes, absolutely.

Markus Raupach: I read that you also have been working in the West Indies so in the Caribbeans. How was that? Especially with the weather conditions. And did you ever have time to brew because you always have been to the beach? Or how was it there?

Nick Galton-Fenzi: I had a great experience in the Caribbean. I was employed through the Carib Brewery in St. Kitts and Nevis, so it’s a sister island, St. Kitts and Nevis. And those islands are located 15 minutes apart. The Carib Brewery is the licensee for Royal Stout, Guinness, they also produce Carib, Carib Light, three ranges of soft drinks. And it’s mostly lager production at 28 days in cold ferment-type conditions. I was very kindly taken under the wing to do some product development and analysis. Unfortunately, I was right in the period of Covid when I had landed in 2020. The usual number of tourists that you would normally see through the island is around 10,000 a week. So you have an island that has a population of 30,000 people with 10,000 people a week visiting. I had landed right at that point where the tourist trade had really started to slow down. We’re due to launch a new product, the Carib IPA. It’s an American tourist destination and hotspot. And the project went a long way. We did a lot of market testing and confirmation and got, the product actually got released I think 2022. But it was a good six months after I had left the project. So I hadn’t unfortunately followed up but yes. I have the Guinness licensees. The Carib Brewery does all the production for Antigua, Trinidad, Tobago, Florida, and if you’re drinking Guinness, which is the royal, which is the tropical stout, it’s a seven-a-half per cent stout that’s served in 275 mil bottles and it’s sweet, strong, dark, very, very full flavour. But incredibly well attenuated. You’re talking attenuation of like 85%. So although you have it’s got no sharp bite to it or anything else like that. It is just pure malt and it’s malten dry, and it’s surprisingly refreshing for seven and a half per cent. For the last, until 1990, it was one of the largest sellers in the Caribbean region through Jamaica, Antigua, St. Kitts and Nevis, which is just amazing considering the colour. So yes. But no, great experience.

Markus Raupach: It’s very, very interesting. And in an area where it’s so humid, it’s so warm, that people drink seven and a half per cent as their favourite.

Nick Galton-Fenzi: Completely, completely.

Markus Raupach: Yes, and I also read that at the same time or a little later, you also had a little mead adventure. So you also went into this alcoholic drink. How did that come?

Nick Galton-Fenzi: That’s right. So I was contracted through the Wye Valley Brewery and Meadery, the hive mind brew house. We originally started their first brew house, I originally started that and built their first brew house. There was some issues with the lease and lease holdings, the landholder eventually had to pick all the materials up and then rebuild the entire brewery in Caldicott which is just down the road from one of the largest industrial brewing for the whole of the UK in Caldicott. So I was doing the mead production and the first load of their beer production. And we had three first releases, which was the IPA, their summer ale and their big smoke, a smoked porter, which took out a three-star great taste award for the UK. One of only two beers that took out the three-star awards out of about 5000 entrants. So it was a very nice, very nice accolade and being produced at the moment. So if you haven’t got to check them out, Wye Valley Brewery and Meadery in Caldicott in Wales. They have a number of hives that is at the Caldicott Castle, which is right next door to them. And that castle was built in the 1100s. Their hives are based in that Caldicott area and they use the honey from the castle to do all their main production. So Matt Newell, he is a beekeeper, he does all the honey production through to their mead production. And it’s a full start through to finish establishment as far as so I was doing all the water chemistry, their new brewing production and their mead development and analysis.

Markus Raupach: So you were more involved in the beer side there not on the mead side?

Nick Galton-Fenzi: Definitely. Yes definitely more in the beer side of production. And I was doing the water chemistry innovation for their mead side of things. So obviously, when you have a 15% traditional mead, you still have 85% water to do your dilution. It’s very important to make sure that that water meets the taste and flavour requirements that complement the finished mead. So we’re using things like heather meads, very, very delicate. And we’re using the summer meads, which are a little bit more robust. So by looking at those water chemistry and balancing that up with a few chloride, your sulfates, your calcium and your yeast health sort of parameters it was making sure that everything had balance into it.

Markus Raupach: So also a fascinating world. And maybe what brought you back finally to Australia? What are your plans for the future at the moment?

Nick Galton-Fenzi: Yes, so my folks live in Western Australia. I had moved back from UK mid-last year to spend some more time with them. And that’s pretty much what the draw card was to make sure that my parents got looked after and they’ve obviously given me everything they have entirely, and I need to make sure that they get looked after. And I’ve been very fortunate to be taken on by groups in Western Australia. The Wildwood Brewing down in the southwest, Flying Fine by Sinjin Hammond, who are a brewery and distillery and stoler. And I continue my knowledge and I continue to learn and understand as far as every single day that you’re brewing, you are learning this. There’s no two days. And I’m now just coming to understand the difference between summer and winter conditions. So in Perth in Western Australia, we have a very large desalination plant that operates off our coast and that produces most of our, not most of our, but some of our drinking water. We chandi that back into our natural water mounds. We’re a fairly dry place. But the difference between the summer rainfall and winter rainfall means the difference between 400 parts per million TDS down 280 parts per million TDS. So it’s looking at those differences in summer and winter rainfall and how that impacts on our local water supply and what that means for our brewing water supply. Because in summer, I need to up the calcium chloride, calcium sulfate to make sure I get the correct mash pHs and in winter, I need to dial that down by about 30% to make sure that I meet the requirements of that. And then in one of the breweries that I’m working at, we have tank and rainwater. It’s a very finite supply, 200,000 kilolitre supply. Sounds like a lot. But when you’re doing brewing at a five to one ratio, that means for every one litre of finished beer using five litres of water. So looking at rain, like how to make sure you save water and how the seasonal differences between summer and winter on your water vary and what that means for your consumers. And it’s quite substantial as far as production.

Markus Raupach: Wow, so that sounds again, like a lot of work a lot of science to be done, a lot of things behind the curtain. So just last question, if people come to Australia, if they want to try some of your beers, what do they have to do? Where do they have to go to meet maybe you and your beers, of course, and your spirits?

Nick Galton-Fenzi: Send me an email, that’s all I can say. Send me an email, I would love to hear from anyone who is visiting. I am a keen advocate for Western Australian beers, spirits hospitality, and please just get in touch. And I will point you in the right directions about where you need to go, who you need to have a chat with, and Markus you are top on the list. And you probably need to get here and bring Bastian from Altenburger Brewery with you. And I’d love to host both of you and show you around. And because we have some incredible offerings. It’s a lovely place. It’s quiet, it’s easy to get around, it’s a very, very safe place. And we have some great beers and great spirits on offering. And it’s a long way to travel. So it needs to be a little bit organized, but please just get in touch and I would love to host anyone who would love to visit the area.

Markus Raupach: Fantastic. So you will put your contact data of course in the show notes and so thanks a lot for this wonderful conversation for this insight into the other side of the world and that you’re so open and produce so many good beers and spirits. And also thanks for your friendship and I’m also very much looking forward to visit you and Australia, and of course I will bring Bastian also with me. He was also already on the podcast so we are good friends and he makes fantastic beers, and I’m thinking he will be also looking forward to visit you. So thanks a lot and see you soon.

Nick Galton-Fenzi: Thank you Markus. All the best and thank you very much for your time.

 

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 31 – Talk with Father Karel, Subprior and Brewer at Grimbergen Abbey Brewery, from Grimbergen, Belgium

Grimbergen Abbey has not had its own beer since the brewery was destroyed during the French Revolution. After more than 200 years, the 15 monks of Grimbergen Abbey and the brewery groups Alken-Maes (Heineken) and Carlsberg have now decided to resume operations at the abbey north of Brussels, Belgium. A microbrewery with a capacity of 10,000 hectoliters per year started production in 2021. Father Karel combines his daily monastic life with the management of the abbey brewery and supports the master brewer Marc-Antoine Sochon. To this end, he completed an apprenticeship at the Jacobsen Brewery in Copenhagen and received theoretical instruction at the Scandinavian School of Brewing. Today, the brewery has three beers: Grimbergen Astrum Pale Ale (6%), Grimbergen Magnum Opus Brut (8%) and Grimbergen Ignis Quadruple (10%), but father Karel and the brewmaster are already working on new beers, especially some barrel-aged ones, as he tells us in the podcast…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Zusammenfassung auf Deutsch:

Vater Karel erzählt, dass die Abtei Grimbergen die älteste noch existierende Norbertinerabtei weltweit ist und eine lange Brautradition hatte, die während der Französischen Revolution unterbrochen wurde. 1958 begann die kommerzielle Produktion des Grimbergen-Biers durch andere Brauereien, und seit 2016 ist Carlsberg daran beteiligt. Vater Karel, der zuvor in der Seelsorge tätig war, spielt eine zentrale Rolle im aktuellen Projekt einer Mikrobrauerei innerhalb der Abteimauern, die 2021 eröffnet wurde. Diese Mikrobrauerei produziert einzigartige Grimbergen-Biersorten, die sich von den traditionellen Sorten unterscheiden.

Vater Karel spricht auch über seine persönliche Geschichte mit Bier und Wein, seine Entscheidung, dem Klosterleben beizutreten, und die täglichen Aktivitäten in der Abtei Grimbergen. Er beschreibt die Abtei als lebendige Gemeinschaft mit einer aktiven Mönchsgemeinde, die sich in pastoraler Arbeit und Projekten wie der Unterstützung der Ukraine engagiert. Zusätzlich zur Brauerei gibt es in Grimbergen eine Ausstellung, die den Besuchern die Geschichte des Bierbrauens und die Bedeutung des Hopfens näherbringt. Das Wappen der Abtei, ein Phönix, symbolisiert die Widerstandsfähigkeit und den Glauben der Gemeinschaft. Vater Karel träumt davon, ein Bier mit der originalen Hefe von 1795 zu brauen und experimentiert mit der Verwendung von Weinfässern für die Bierproduktion. In der Abtei werden verschiedene spezielle Biere gebraut und verkostet, darunter ein winterliches Glühbier und ein Champagner-Bier. Abschließend lädt Vater Karel die Zuhörer ein, die Abtei zu besuchen und die einzigartigen Biere zu probieren.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we travel again in the wonderful beer country of Belgium and we visit a very special brewery in a monastery. And we visit of course, also the man who had the idea of the whole thing. It’s Father Karel from Grimbergen. So hello, Father Karel, and maybe you introduce yourself a little bit to our listeners.

Father Karel: Hello, everybody. I’m Father Karel. I’m 59 and I’m Norbertine father of the Abbey of Grimbergen. And Grimbergen is the oldest still exist Abbey all over the world of Norbertine fathers. And we have always a tradition of brewing until the French Revolution. And then we are still wait until 1958 of the commercial Grimbergen you can find everywhere brew by other breweries. And now it’s in the hands of Carlsberg. And in 2016, Carlsberg, Alken-Maes and the Abbey decide to put a microbrewery here in the walls of the Abbey of Grimbergen. And so I’m involved with this project and that’s a short way. Before I have also done a pastoral work more than 25 years. And so.

Markus Raupach: Let’s start maybe a little bit in these early days. So do you remember when you had your first contact to beer? And was it before or after you decided to enter the order?

Father Karel: Yes, it was when I still was father in the Abbey. I was in vault at the moment with the three big Paris and the Abbot asked me in 2010, he needed somebody for the accountancy problems, finance problems, and the workers in the Abbey. And he asked me, Karel, can you do that? Okay. Very soon, you know what you must pay for everything to renovate the roofs and so on and so on. But I don’t know at that moment what is income of the Abbey. And then we look forward of the contracts we had with Grimbergen beer. And at that moment, we were already still by Carlsberg, called we have by a Belgium brewery they have by the name Grimbergen, the name Grimbergen, and also the coat of arms of the phoenix. So I travelled to Copenhagen to negotiate an old contract and that was a start of my beer expertise and so on. Very good thing. And we find there, a partner with Carlsberg who have also seen that the Abbey had, that human beings are more important than only to get money. So we were very glad with that. And in 2016, the CEO of Carlsberg came to Grimbergen and he asked me, Father, tell me your dream. And I told him my dream is to brew again inside the walls in the basement of the Abbey, 500 litre or so. And another guy on the board of Carlsberg, he told me, Father, we are multinational. We don’t care about 500 litres beer. And everybody laughing with me. The fathers, my colleagues, they laugh at me. They say, you see Father Karel’s stupid idea? No, no, said the CEO. It’s not a stupid idea. It is a nice idea and I have the money for that. And so we start with renovate festivity hall to a microbrewery, and the opening was in 2021. And so we are still now two years, full two years working on it, the different Grimbergen beers. And what we make it’s not the normal Grimbergen beers you find everywhere, the blonde or the double. Very good beers, but that is made by the big breweries. We make new varieties for the future here in the microbrewery.

Markus Raupach: So fascinating story, and maybe just a little bit back in your personal history. So can you remember your first beer, when you drank your first beer?

Father Karel: My first beer I was I think 50 years old, and that was I think Gouden Carolus. Yes, my name is Carolus, gold Carolus. It is a dark beer, very famous here in Belgium. Very tasting beer. I knew I have my periods that I have drinking beer. When I was a parish priest, I was also very involved and my passion was also (Burgundy?) wine. And that means that we, do we now also samples with barrel aged in the brewery of Burgundian barrels and so on. So yeah, and of course, since 2010, 2012 it’s daily that I must have drinking beer, different other types of beers of other markets, other breweries. It’s very exciting to do that, yes.

Markus Raupach: When you were a young boy, when did you decide to go into the Christian order? Was it a process? Or was it something you already always knew?

Father Karel: It was not a process, it was like, boom. I was anti-Catholic. It was not so of the same line of the Catholic Church at that moment. But I meet a priest and I said to myself, he’s always happy, and I don’t understand it. You don’t have a wife, the salary it’s nothing, it means nothing. You must know in Belgium it’s different than in Germany. In Germany it’s, es gibt kein Steuer. We don’t have that in Belgium. We have a salary of the state, but it’s very, very, very low. You can simple life with that, that’s only that. So, and I was wondering that he was also happy. And he bring me to the gospel of Jesus and there are other various in life than only get money. Yes. And that was, for me, a very important meeting to know that and to have more and more the knowledge to find my way in that. And then I look forward to an abbey because I think I’m not make. I’m not a person to live alone in a house. And so that’s the reason that I came here in Grimbergen. Doing a pastoral, living together inside the Abbey, but going outside on pastoral work, hospitals, schools, and so on and so on.

Markus Raupach: Yes, and maybe the people don’t really have an idea of what and where the Grimbergen Abbey is. So maybe you describe a little bit where you are and how it looks like and how many monks are there and how life is everyday.

Father Karel: Okay, Grimbergen is on the periphery of Brussels, in the north of Brussels. By car you can drive in ten minutes to the airport, international airport of Brussels. You are in ten minutes in the centre of Brussels. So, but it is in the Flemish part, it’s not in the French part. It’s the Flemish part of Belgium. Grimbergen, what I say already, is the oldest Norbertine Abbey founded by St. Norbert himself. And also in Germany, St. Norbert’s very famous, certainly in Bavaria, because we have a lot of Norbertine Abbey’s there in Windberg, Roggenberg, in the south of Bavaria different abbeys, also Norbertine Abbey’s. So Grimbergen we are now with nine fathers in the Abbey and two fathers in South Africa. So it is a varied community, but a very active form. All the fathers doing a lot of work, seven parishes or more, all in the north of Brussels. I think we are at this moment we do a lot of 25, 30 parishes. Somebody who is also volunteer working, doing working in the hospital, University Hospital in Brussels. I am also involved. I’m involved with the microbrewery but also with what I have done volunteer with Ukraine. Different convoys bring ambulances to their renovate. Already three schools have built shelter, like a bunker for 300 children in Ukraine. So that’s my pastoral dimension. And on the other hand, I do the microbrewery. I’m more the marketing guy and the face of the microbrewery, and of the mark of Grimbergen, yes.

Markus Raupach: Yes, and it’s not only a brewery, you also have this wonderful exhibition. What was the idea to do that to have like a whole experience? And what can people expect if they come and see that?

Father Karel: Yes for me, it was important that a brewery, you can put a brewery anywhere. But an abbey brewery that’s yes, that’s a little bit different, because you are still in an abbey. So there is a time of silence. That means that we don’t work in the weekends. That means that we don’t work at night. That we have a very good humanity, relationship with the workers, two guys, young guys who work in the microbrewery and are members of Carlsberg group. But we have a very good relationship with them. For instance, to know what, how is their family situation? Yes, it’s important to know that and also people who come to us. So for me, there is, we want a brewery, a small brewery, but also an experience, experience of hops. A lot of people don’t know anymore what is hops. So we have put a small hop field inside the garden, and also an herb garden. Because in the time of the Middle Ages, there was still herbs to making beer to give bitterness on the beer more sustainable 40 days and also a sighting and other moment to have beer that sustainable 40 days. And we’re still waiting when hops comes from Germany. It’s from the Vikings. Vikings. Then Germany, and Germany by the ports of Bremen and Hamburg came to here in Belgium. The first Abbey was African. And then it’s ten kilometre from Grimbergen. And so we know on all drawings, we see all the hop fields in the Middle Ages that we had. So for me, it was important to have a hop variaty of the Middle Ages, the Groene Belle. It’s an aromatic hop that we can use on the end of fermentation, boiling the wort. And then we have also an experience hall with different Belgium beer styles and tastings. And the people they can come in group by guide, or they can do it by themselves. And so guiding tour, and then they can go look inside the microbrewery and also they can put with a key, I like this one. I like more hoppy beer. I like more sweet beer. And on the end of the tour, the computer calculates which Grimbergen you shall like it. And you can order them in the bar. The Phoenixhof is a big brasserie with food pairing. There you can taste all the Grimbergen beers, and of course, the varieties of the microbrewery we make now.

Markus Raupach: Yes, it’s a fascinating experience. I did it myself when I visited you. And maybe also for clarification for our listeners, The Phoenix is like the logo animal of the Abbey. Where does that come from?

Father Karel: Well, the phoenix is a mythological bird and the fathers have put the phoenix as coat of arms of the Abbey as symbol after the first destruction we think in 1142 already. Then you must know that the Abbey after that is three times destroyed and they put it in flames. They were occupied by Spain, we were occupied by the Ottonen and Hungarians, we were occupied by the French, we were occupied by the Germans. But because with the French they have destroyed a lot of things in the French Revolution here. So three times is, they have, the Abbey was totally destroyed. And even then the fathers came back and rebuilt everything, the Abbey and the brewery, each time again and again and again. And that’s make for us that the phoenix is the DNA of Grimbergen, of the fathers of Grimbergen. We believe in ourselves, we believe in our mission. Its resilience, very important, and we are proud also for that. So, and that’s for us, it’s more than a mythological bird. It’s for us, it’s mean, yes. Hands and foot and, yes, everything. 

Markus Raupach: You told us that it’s the oldest brewing tradition more or less in Europe. Could you say a little bit about the early history? So when did the monastery and the brewing start? And maybe also, what influence had it on the location of the brewery today?

Father Karel: We still know that there was a brewery before 1566, before the religious war between the Catholics and the Protestants. Because when the fathers came back after the destruction of the religious war, this day in a daily book of a father, the abbot, Abbot de Velasco, he rebuilt the brewery. And it makes sense because we know that each Abbey had in the Middle Ages, a brewery. Why? Because in different places, water wasn’t drinkable, first and second, beer, cheese and bread was a kind of payment the workers. You must know that in the Middle Ages, more than 1300 people work for the Abbey. The Abbey has 2500 acres great. It was amazing, with ten farms with eight water mills. Also fouir windmills. They have territory, woods, and so further and so further. They have a big lake also for fishing, because they eat fish three times in a week. So it was an economical point, it was an education point, it was the liturgical point, a spiritual point an abbey. It was very important. They were the first you can say the first big companies in Europe, abbies. You can say you like it or you like it not, but that is our history, even in Germany, I think. That’s our  history. So we know, and we have just before the French Revolution, so the French came here in 1794 and then it was very tough for the fathers to have lived inside the Abbey because they must pay a lot of taxes. And there was no anymore allowed to be priests. The free out of the Abbey by the sword of French soldiers. And we have still ingredient list at that time from the last brew that we have of how many hops, how many wheat, how many malt, everything. And that’s now the occasion we have to find out a brew have similar – but it’s not easy – to have a brew similar to make a brew similar, like a brew before the French Revolution. That’s my dream to still make it. So we know now where was the old brewery? We have found in underground the place and we have taken measurements and send it to Copenhagen. And they have, we have sent ground of the old basement of the brewery and they have analysed it. After three months, they sent me back phone and they said, Father Karel, we have found the original yeast of the brewery of the brews before the French Revolution. Wow, that’s amazing.

Markus Raupach: And with this yeast you’d make your beer nowadays.

Father Karel: Not yet. Not yet. We are still working on it. Now we use the normal Grimberger yeast still, but I think in one year or two years we will certainly come with a beer, a Grimbergen beer with making by the original yeast of 1795.

Markus Raupach: So that’s really a fascinating story and it also shows that you are still going forward and developing new ideas, new beers, new ways to produce beer and also the idea to bring the past back a little bit. Maybe at the moment which beers are available in the brewery when people visit you? Which beers can they have and what is their idea of each beer?

Father Karel: So at this moment, we have four/five beers. We have a winter beer, only in wintertime. It’s a Glühwein, but then in beer. With caneel [cinnamon]. It’s very exciting. It’s a dark beer. Then we have Astrum. And Astrum bring us to the history of the top of the microbrewery. We have the first observatory for stars. It’s called Mira. It’s protected by the king of Belgium and it was also a father who was the founder of that. And so we have added, and it’s an IPA on the end of the lagering. We added galaxy hop on it and it’s six degrees. It’s a very refreshing beer. It’s the daily beer that we’re drinking on the end of the day in the brewery. Then we have Ignis and Ignis means fire, and it’s been to the rich history of Grimbergen, what I told you different times destroyed. They have put everything in flames. So for me it was important to have the burning wood in my glass, to smell the burning wood in my glass. So what we have done is roasted malt added to the beer and that gives you an, yes, you you can smell the burning wood on it and also a little bit banana taste on the end. It’s a quadruple, it’s ten degrees. And then we have Magnum Opus, it means masterpiece. And this was a beer we have made it for the opening of the microbrewery. We are brewers, beer brewers, we are not winemakers. So when we were winemakers for an opening we sell used champagne, but we are beer makers. So what we have done on the end of the third fermentation with Grimbergen yeast, we have added champagne yeast. We don’t can use the name because it’s a protected name, champagne. So we call it with a sprinkling yeast, but people know it’s come from champagne for Epernay, and that give a very refreshment and a dry on the end. But for me, it was not enough. I want also to have the taste of wine in my beer. And then we have found and hop variety in New Zealand, Nelson Sauvin. And that mixed numbers of molecules of white wine and it’s a hop field near wine field from Sauvignon Blanc. And so you become in that beer a refreshment, minerality and on the end of the yeast, of champagne yeast, a dry taste on the end. But this is what we have now. And we have also a brut rose, and that you can only taste in the Brasserie Phoenix of near the Abbey. And then we have added on the end of the lagering 8% quick on it. So it’s very exciting. It’s not sweet. It’s not sweet because quicks are no sweets. So yeah, I can only say come and taste it.

Markus Raupach: Yes, and I only can confirm that because I was there and I tasted it, and all the beers were really fantastic. Really very special. And of course being from Bamberg I love the little smoky character of the smoked malt in the Ignis. So it was really a great experience. And also afterwards you also showed us your experiments with wooden barrels. So they’re also very interesting beers. How did this idea come at the moment and what is maybe in the future available about that?

Father Karel: My big passion is also wine. And so I went since 2001 to Boulogne and I know a lot of winemakers and farms, wine farms there. Have very good relationships. It’s more friends for me than I must buy wines there. And so I asked them, is it possible to have barrels for Mirassou when they have put Chardonnay? Do you have also Pinot Noir barrels from a very impressive village in France. And also a friend for me who is, it’s one of the biggest wine, famous wines, Le Pin from Jacques Thienpont in Bordeaux Pomerol and that’s Merlot. We have put there, the Magnum Opus, and on the right one, we have put the Ignis, yes? And so what we have seen now, we have seen that on the barrels of Merlot from Bordeaux, that there is a second fermentation. So that rest of the yeast and also for the grapes of the wine are still in fermentation. And that gives another taste on the beer. And when you don’t know it, then you have I think a glass, a dark glass and you taste that, that can be difficult to find out it’s now a beer or it’s vine. And you have tasted, so you can tell them. So and that we want also to do that. It’s no innovation but yes, it’s very nice. It’s for me, very nice to do that.

Markus Raupach: Yes, it’s very nice and also I must say it’s crazy or impressive to see that you still can do something special, something different to all the others and it’s a unique taste, unique idea which you have in the Abbey. And so that’s really interesting that you have beers that are a little bit like a Flanders red or a little bit like a Greek or a little bit like a champagne beer but still in a different way. So that’s really fantastic. So I know you have limited time. Maybe a last question. In your monastic life with your other fathers, when during the day do you drink beer and which ones? Or are there special days where you drink special beers?

Father Karel: So normally at 11 o’clock we have a tasting in the brewery because your mouth is clear and fine. And then on the end of the day at 5 pm, we have a meeting every day I come there, even I have busy in the Abbey. I come there greeting my colleagues there and we have certainly a tasting of the beers. We always taste Astrum because it’s low in alcohol. The rest, Magnum Opus is eight, quadruple is ten degrees, Brut Rose is also eight. So you must be a little bit careful because we are still working after that in the Abbey. We have meetings still in the evening. So yes. And then on Sunday in the Abbey, all the fathers we then have a very good glass of Grimbergen on Sunday evening.

Markus Raupach: And for Christmas?

Father Karel: And for Christmas itself, we either have the Hiemis Calix. It’s the golden Calix. It’s a winter beer, yes.

Markus Raupach: Okay, so fascinating. I wish you all the best. Thanks a lot for your time and as I said, I really encourage all our listeners to come to the Abbey to visit you and visit this fascinating project and honour and taste your beers. Thanks a lot.

Father Karel: Always welcome. Thank you. Bye-bye.

 

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 128 – Interview mit Bruder Tobias Matheis, Brauer im Franziskaner-Minoritenkloster Schönau in Gemünden am Main

Bruder Tobias von den Würzburger Franziskaner-Minoriten bekam zur Feier seines lebenslangen Eintrittes in das Klosterleben, der Profess, von den Kollegen in seiner ehrenamtlichen Arbeit in der von ihm gegründeten Würzburger Straßenambulanz ein ganz besonderes Geschenk: Einen Braukurs beim Inhaber der damals kleinsten Brauerei Frankens, Frank Engelhardt in Seinsheim. Die Saat war gesät, seitdem begleitete ihn seine improvisierte Brauanlage von einer Station zur nächsten und auch die Freundschaft zu Brauer Engelhardt wuchs. Heute ist Bruder Tobias der einzige Bruder in Deutschland, der auch innerhalb der Klostermauern braut, und stellt somit die kleinste Klosterbrauerei der Welt dar. Im BierTalk sprechen wir über seine Geschichte, seine Ideen und verkosten natürlich auch sein Bier, das – kleiner Spoiler – auch geschmacklich völlig überzeugen konnte…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute, Samstag vor Weihnachten, ist es wichtig, auch mal andere Wege zu beschreiten und trotzdem auf dem Weg des Bieres zu bleiben. Und deswegen habe ich mir überlegt, wir besuchen einen ganz besonderen Menschen, Bruder Tobias im Kloster Schönau, der selber eben auch den Pfad des Bieres auch beschreitet und der über den weg Spiritualität und Bier auch anderen Menschen dieses Thema näherbringt. Also sehr schön, dass ich überhaupt hier sein darf, diesen Ort auch kennenlernen darf mit dir zusammen und schön, dass du da bist. Und vielleicht ganz kurz, wenn du dich unseren Hörern nochmal selber vorstellst.

Tobias: Ja, gerne. Herzlich willkommen auch hier bei uns in Schönau. Mein Name ist Bruder Tobias. Vielleicht vorweg, ich bin Pfälzer, ich versuche Hochdeutsch zu reden, aber ich hoffe, man versteht mich, aber der Akzent wird bleiben, ne, da stehe ich auch dazu.

Markus: Wunderbar. Kloster Schönau, Pfalz, wie kam dieser Weg, wie kamst du überhaupt so ins Klosterleben, kann man es so relativ zusammenfassen oder ist das ein längerer Prozess?

Tobias: Das ist schon ein Prozess, du kannst nicht sagen, jetzt ist die Berufung da, jetzt weiß ich Bescheid, dahin geht es. Es sind so kleine, ja, Wegmarkierungen oder die sogenannten Zufälle, die es ja nicht gibt, die einem zugefallen wären. Und wenn man das ernstnimmt, diese Zeichen, dann kriegt man dann auch schon einen Weg gezeigt und was dran ist. Und irgendwann, früher oder später, kommt der Punkt, wo ich mich entscheiden muss auch und werde sagen in meinem Leben, da gibt es noch mehr als das, was mir Welt und was vorgaukelt.

Markus: Und es gibt ja verschiedene Orden. Was für ein Orden ist das, wo du jetzt hier bist und gibt es da auch einen Entscheidungsprozess, wo man da hingeht?

Tobias: Also für mich war diese Spiritualität von Anfang an klar, dass Franziskanische, also wir folgen einem Franz von Assisi, der diese Spur gelegt hat. Und ich kann nur ein Stück nachfolgen, seinen Spuren. Ich bin kein, das ist ja auch das Oberbayrische, das Schöne, eine Verbindung, Franziskaner, ja, also Franziskanier. Es gibt nur einen Franz von Assisi und ich bin der Tobias und habe meine Berufung und die muss ich in dieser Spur des Franziskanischen gehen. Aber in der Spur dieses Ordensgründers, der uns gesagt hat, wie wir leben sollen, wir sollen die Menschen zur Liebe Gottes führen in Freundlichkeit und Fröhlichkeit, ne und das versuchen wir hier auch ein Stück bei uns.

Markus: Das heißt also Lebensfreude, Lebenslust gehört auch irgendwie zum geistigen Leben dazu?

Tobias: Das gehört mit dazu, wie auch alles andere, was ich im Leben erfahren werde, früher oder später, es gibt eine Freude und Fröhlichkeit und glücklich sein. Aber auch, ja, das Dunkle, wie beim Brauen auch, ne. Ich brauche die Bittere im Bier, die gehört dazu, zu dem guten Geschmack, ja.

Markus: Ja, oft ist es ja die Bittere, die dann eben den Anreiz setzt, weiterzumachen. Ist ja vielleicht auch im Leben manchmal so ein Punkt. Wie soll ich mir das vorstellen, so ein Bruderleben im Kloster? Wie viele seit ihr hier in diesem Kloster und wann geht so ein Tag los und wann endet der und was passiert so dazwischen?

Tobias: Genau, wir sind hier in Schönau sechs Brüder. Das Tagesprogramm, wie es gestaltet wird, legt jeder Konvent an seinem Ort fest. Wir beginnen hier um 06:45 Uhr, also die Gebetszeiten und Essenszeiten sind Gemeinschaftszeiten. Morgens beginnen wir mit der Laudes und Meditation, Stille und Gottesdienst und dann ist so das Tagesprogramm, unterbrochen wieder durch Gebet, Mittagsgebet, Mittagessen. Und abends wieder die Vesper und zwischendrin, was jeder Bruder halt für eine Aufgabe hat.

Markus: Und wie lange bist du hier an diesem Ort schon?

Tobias: Ich bin hier vier Jahre im Kloster Schönau. Und wir haben jetzt wieder Kapitel und ich werde die nächsten vier Jahre auch noch hier sein.

Markus: Ach, das heißt also, alle vier Jahre könnte man theoretisch auch woanders hin?

Tobias: Genau, das ist Provinzkapitel, wo auch der Provinzial neu gewählt wird oder wiedergewählt wird. Und der guckt dann in seinem Programm, was er vor hat oder was, wie, wo besetzt werden kann.

Markus: Also er entsendet dass quasi auch die Leute so ein bisschen?

Tobias: Genau, ja.

Markus: Wo warst du vorher, was gab es da für Stationen und was hat dich dann hierhergeführt?

Tobias: Gut, die ersten beiden Jahre der Ausbildung bei uns in den Orden rein, ist das Postulat und das Noviziat. Das war bei mir damals in Maria Eck, das ist ein Bergkloster am Chiemsee in Oberbayern. Und da habe ich die ersten zwei Jahre verbracht. Da war auch ein Klostergasthof dabei, die Wallfahrtskirche und das Kloster. Und dann ging es weiter in Würzburg, da ist dann das sogenannte Juniorat. Und dort habe ich dann auch meine feierliche Profess gemacht in Würzburg, also die Gelübde auf Lebenszeit. Da war für mich auch klar so ein bisschen die Arbeit, wo die hingeht. Ich bin von Beruf ja Krankenpfleger und habe da in Würzburg die Würzburger Straßenambulanz gründet, so eine medizinische Versorgung für Wohnsitzlose, und deren Tätigkeit gehe ich seitdem nach. Und da kommt jetzt auch dieses Bierbrauen mit dazu. Zu meiner feierlichen Profess haben mir die Kollegen von der Bahnhofmission, Wärmestube, so einen Braukurs geschenkt. Und da habe ich den Frank Engelhardt kennengelernt, der auch Sozialpädagoge ist, in Würzburg arbeitet. Und der Winfried Zippel, ein ehemaliger Braumeister, der mich da begleitet hat und wo wir immer zusammen weitergetüftelt haben, bis das stand, was ich jetzt hab, diese kleine Hobbybrauerei. Die war dann zuerst mal in Würzburg aufgebaut. Da habe ich erstmal in der Klosterküche meine Werke vollbracht. Das war dann immer wieder ein bisschen störend, ja und so bekam ich eine alte Schreinerei auf dem Klostergelände, wo ich dann die Brauerei einrichten durfte. Das Ganze habe ich dann mitgenommen dann auch bei der nächsten Versetzung ins Kloster Schwarzenberg im Steigerwald. Dort habe ich dann auch wieder im Keller gebraut. Und das Interessante vielleicht, diese Versetzung fand an einem Tag statt, am 16. März, da war einmal dieser Bombenangriff, wird gedacht, in Würzburg. Das heißt, ich bin von Würzburg weggefahren und angekommen in Schwarzenberg. Und 100 Jahre genau zuvor, bei uns werden immer die verstorbenen Mitbrüder vom nächsten Tag vorgelesen, denen gedacht, ist genau der Bruder Rufin Schmidt verstorben, 100 Jahre vorher. Der war Bierbrauer im Kloster Schwarzenberg, dort hatten wir eine eigene Brauerei. Ja und da frage ich mich, das kann doch kein Zufall sein. Also das wieder, was einem zu zugefallen wird. Für mich war das einfach, es hat gepasst.

Markus: Ja, das ist sehr spannend. Wie reagieren da die Klosterbrüder? Also jetzt aus dem Bauch raus würde ich ja sagen, die sind alle total glücklich, weil sie sagen, endlich haben wir ein eigenes Bier. Oder gibt es da auch welche, die sagen, Mensch, das macht nur Dreck und Ärger und was weiß ich?

Tobias: Ja, die, die Bier trinken, bis jetzt hat es ihnen immer geschmeckt. Aber es gibt natürlich auch Mitbrüder, die kein Alkohol trinken, die stehen der Sache halt ein bisschen kritisch gegenüber. Aber, ich denke, die ganzen Jahre hat sich ja gezeigt, dass da keine Auswüchse sind, dass es da Orgien gibt oder Betrunkene oder irgendwelche Ausfälle da zu verzeichnen sind. Also von daher ist das schon, glaube ich, mittlerweile hat jeder begriffen, was sich da tut und dass e auch in den Rahmen passt.

Markus: Und was sind das für Biere, die du da mit dieser Anlage hergestellt hast? Sind das dann so Klassische, wie man es sich bei Klöstern vorstellt, dunkle Biere oder was machst du da so?

Tobias: Also ich, vom Typ her bin ich mehr nicht der Experimentiertyp oder der Klassiker, also dieser Szene der Craft-Biere. Ich meine, bei mir ist es auch ein handwerklich gebrautes Bier, aber es muss einfach passen. Ich mache eine Sorte, ein untergäriges Kellerbier mit vier Malzsorten, zwei Hopfensorten. Und habe so schon meinen Standard drin und dem bleibe ich auch so treu, es muss schmecken.

Markus: Und das tut es ja offensichtlich.

Tobias: Also scheinbar, bis jetzt kamen weniger Beschwerden.

Markus: Und dann so, also jetzt andersrum gesagt, wenn du jetzt sagst, man wird ja alle vier Jahre versetzt. Wenn ich jetzt überlege, ich bin in so einem Kloster und ich habe so jemanden wie dich als Mitbruder, der ein wunderbares Bier macht, dann versuche ich den doch eher festzuhalten. Also wie ist das, wenn man da dann geht?

Tobias: Ja, gut, das letzte Mal habe ich schon gemerkt, es wird immer mehr, was man so mitsammelt und auch mitnehmen muss dann. Es ist eher die Problematik, was investiere ich weiter, weil ich ja nicht weiß, wie lange bleibe ich an diesem Ort, ja. Also man hätte schon längst eine Kleinsudanlage auch installieren können. Aber das ist bei Franziskanern halt genau dieser Punkt, wir sind versetzbar und unterwegs und, ja, haben nicht die Stabilitas wie die Benediktiner, das wir an einem Ort sind und bleiben.

Markus: Und wenn du jetzt dann zum Beispiel die Rohstoffe für deine Biere kaufst, kauft die dann offiziell das Kloster ein, muss man da einen Antrag stellen oder wie funktioniert das?

Tobias: Genau, die für die Hobbybrauerei kaufe ich ein. Wenn es ein bisschen größer wird, hole ich die über die Seinsheimer Kellerbräu, beziehe ich mein Malz da drüber und komme auch günstiger dann ran.

Markus: Genau, das ist vielleicht auch ein interessanter Aspekt. Das heißt, du hast dann eine Brauerei gefunden, wo du ein bisschen auch unter das Dach schlüpfen konntest und da auch ein bisschen größere Sude machen konntest?

Tobias: Genau, mit dem Frank Engelhardt, ein guter Freund jetzt mittlerweile, der in Seinsheim seine kleinste Brauerei Unterfrankens betrieben hat, habe ich da einen guten Kooperationspartner gefunden, mit dem ich auch die ganzen Kurse mitgestaltet habe bei unserem Kloster in Schwarzenberg, unter dem Titel Bier und Spiritualität. Und, ja, da hat sich auch viel Schönes ergeben, viele schöne Begegnungen und den Leuten, ja, hat es einfach gut getan.

Markus: Ja, bevor wir da noch ein bisschen einsteigen in dieses Thema, vielleicht auch die Frage, hat der Brauprozess an und für sich auch vielleicht etwas Spirituelles? Also gibt es da, ach, es gibt ja viele Rasten, es gibt viele Dinge, die einfach so passieren. Also kommt man da vielleicht auch ins Nachdenken oder vielleicht auch in eine eigene Spiritualität manchmal?

Tobias: Also ich braue am liebsten alleine und da tut sich sehr vieles. Also wenn man bewusst den Morgen beginnt und geht mit allen Sinnen rein in diesen Prozess, da hat man pures Leben. Also angefangen von den Zutaten, das ist richtig franziskanisch einfach, mit so wenigen natürlichen Sachen zum Schluss etwas Schmackhaftes, was gut tut, was gut ist, einfach herzustellen und diesen Prozess auch zu erleben, der Zeit braucht. Zeit, Lebenszeit, ich gebe auch viel Leben da mit rein, viele Gedanken während des Prozesses. Allein bei dem Kochen, auch bei dem Rasten, einfach sagen, ja, Leben braucht auch Ruhe, es muss was, ja, geschehen, sich verändern. Und die Zugaben auch wie Hopfen, auch die, ich habe vorher gesagt, diese Bittere, was auch zum Leben dazugehören muss und es gehört dazu, das kann ich nicht ausklammern, aber es darf sein, muss vielleicht oft sein, aber es kommt dann auch was Schmackhaftes hinten raus.

Markus: Gibt es denn eine Regel, wie viel Bier man trinken darf, soll als Bruder am Tag?

Tobias: Das ist bei uns in der Ordensregel nicht vorgeschrieben. Das war früher bei den Benediktinern, die ja in der Fastenzeit, wie viel sie bekommen können, dass sie ihre Kalorien zu sich nehmen. Das Maß, was jeder für sich zu sich nimmt, muss jeder selbstverantwortlich, wir sind kein Kindergarten und sagen, na, also das muss ich schon im Blick haben. Wenn ich morgens schon ein Bier bräuchte, dann ist es schon so weit, ja.

Markus: Auf jeden Fall. Und wann hat das angefangen, dass auch jetzt Leute außerhalb von dem Kloster mal von diesem Bier verkosten durften, konnten? Also wie hat sich das oder hat sich da überhaupt was entwickelt, wie war das?

Tobias: Ja, es bleibt ja nicht geheim, ne, der macht was und der hat was und da wird gefragt, könnten wir was haben? Und, ja, dann muss man sagen, ja, müssen wir gucken, wie wir das machen, das es geht so.

Markus: Das heißt, sie kommen dann vorbei und wenn grad was da ist, gibt es einen Krug oder man setzt sich zusammen und redet dann vielleicht auch ein bisschen. Also vielleicht auch, um, sagen wir mal, die Zunge zu lösen bei Themen, wo es schwer ist oder so?

Tobias: Genau, jetzt kommt dieses Konzept Bier und Spiritualität, das geht nicht um Selbstzweck, dass ich jetzt gebraut hab. Jetzt hier in Schönau zum Beispiel jetzt im Sommer hatten wir unten so einen Bauwagen stehen und da ist so ein Konzept, einfach auch so Gespräch am Bauwagen. Das kann bei einem Bier sein, beim Kaffee oder beim Wasser, aber das Medium Bier bringt zusammen und, ja, bringt Leute auch hierher, um ins Gespräch zu kommen.

Markus: Noch eine Frage zum Medium Bier. Ich kenne aus der jüdischen Geschichte, dass es da mal eine lange Diskussion gab im 19. Jahrhundert, ob man, wenn man eben sich in Deutschland aufhielt als jüdischer Gläubiger, den Wein nicht ersetzen konnte durch Bier. Und dann gab es eine offizielle Entscheidung aus der Synagoge in München, dass eben, wenn man sich in einem Land befindet, in dem Bier denselben Stellenwert hat wie der Wein im Heiligen Land, dann darf man statt Wein auch Bier für alle religiösen Handlungen und so nehmen. Gab es so eine Strömung auch mal im Christentum, dass man gesagt hat, grade hier in Franken, in Bayern ersetzt man den Messwein vielleicht durch ein Messbier?

Tobias: Gut, die Diskussion kenne ich nicht, aber ich hätte kein Problem damit. Also es geht ja da drum, was hat Jesus gefeiert einfach, ja, beim letzten Abendmahl, sich zusammenzusetzen, sie haben gegessen, getrunken. Ob das jetzt Bier oder Wein ist, also um das geht es ja nicht, was das Getränk ist. Aber es gibt ja auch, ich glaube, in Soest ein Kirchenfenster, auf dem das letzte Abendmahl dargestellt wird, wo Altbier auf dem Tisch steht.

Markus: Oh!

Tobias: Also einfach das reingebrochen auch in den Alltag von den Menschen, die da leben, die das dann auch verstehen, warum steht da jetzt Altbier auf dem Tisch bei Jesus.

Markus: Das ist interessant. Also das heißt, Bier kann auch ein Medium sein, um Nähe zu erzeugen?

Tobias: Mit Sicherheit, ja.

Markus: Bei Leuten, wo das zum täglichen Leben dazu gehört, also jetzt nicht im Essex, aber halt, wenn man sich jetzt überlegt, bis vor 30, 40 Jahren war es wahrscheinlich einfach üblich, dass Leute eben am Abend vielleicht ihre Halbe getrunken haben oder zwei und da war das vielleicht durchaus Nähe. Aber kommen wir vielleicht zu dem Thema Bier und Spiritualität, da gibt es auch ganz spannende Materialien dazu und das eine geht los mit Hopfen und Malz, Gott erhalt´s. Also da spielen ja im Grunde schon diese beiden Themen eine große Rolle. Also, ja, wie ist denn überhaupt das Verhältnis, wenn ich jetzt sage, von der Geistlichkeit zum Brauen, zum Bier, wie kann man sich das vorstellen, wo sind da Überschneidungen, wo gibt es Verbindungen?

Tobias: Ja, diese Verbindung ist erstmal dieser Gott, der alles geschaffen hat. Und wo ich sage, wenn dieser Gott verboten hätte, dass ich jetzt das Bier trinke, dann würde die Gerste nicht wachsen, dann gäbe es die Gerste nicht. Er hat sie geschaffen und wir dürfen sie nehmen und, ja, in unserem Sinne auch verantwortlich damit umgehen und, ja, dankbar für diese Gaben, die von weiter her kommen wie von dieser Erde. Und das ist ja das Spirituelle, was dahintersteht. Auch durch das Bier kann ich durchgucken, das kommt nicht aus dem Zapfhahn oder vom Getränkemarkt, sondern es kommt von viel weiter her. Einmal von den Menschen, die unterschiedliche Arbeit leisten, damit das entsteht, aber auch dann dieses Göttliche, dass dahintersteht, der gesagt hat, ja, ich schenke dir als Mensch die Zutaten, nutze sie, gehe verantwortungsvoll damit um, sei dankbar und genieße sie.

Markus: Also ein bisschen fast schon auch eine Anlehnung an die griechische Philosophie, wo es ja auch eine Strömung gab, die gesagt hat, die Göttlichkeit steckt in jedem Stückchen, in allem, was es auf der Erde gibt. In allem, was wir haben, ist ein bisschen was von der göttlichen Wesenheit drin, kann man das so sehen?

Tobias: Das sehe ich auch so, genau, ja. Wir sind ja umfangen von diesem Gott und Gott steht hinter allem und hinter seiner Schöpfung, die er uns schenkt, zum verantwortungsvollem Umgang.

Markus: Ja, das ist vielleicht auch eine Frage. Weil, auf der einen Seite kriegen wir ja von Gott die Freiheit, das zu tun, was wir tun wollen, auf der anderen Seite gibt es natürlich auch immer Punkte, wo diese Freiheit dann in einen Missbrauch, wie auch immer, also egal, ob es jetzt bei Bier ist oder bei anderen Dingen, übergeht, also wo wir dann mehr tun, als für uns gut ist oder vielleicht für alle gut ist. Und dann auch immer die große Frage, warum lässt dann eine Wesenheit wie Gott sowas zu, warum gibt es da keine Grenzen? Also da hadern doch bestimmt viele Menschen auch damit, oder?

Tobias: Aber bin ich nicht verantwortlich dafür, dass ich mir diese Grenze auch setze oder erkenne, wenn ich eine Grenze überschreitet, also wo ich meinem Körper nichts Gutes tue, ja. Und mein Körper ist Gottes Tempel, also dieser Gott wohnt in mir, lebt in mir und will, dass ich auch diesen Tempel, ja, ehre. Und da gehört halt ein Übermaß oder eine Völlerei oder ein, ja, Essex nicht dazu. Also das liegt aber in meiner Verantwortung, dass auch dem Körper gegenüber so zu vermitteln und sagen, so, hier ist eine Grenze. Und ich kann da ein, zwei Bier genießen, das mache ich auch und muss es nicht saufen. Weil Bier ist gut, solange man es nicht säuft.

Markus: Ja, also im Grunde eine Lebensfreude auf der anderen Seite und eben eine gesunde Mäßigung auf der anderen Seite, damit man diese Lebensfreude auch wirklich genießen kann.

Tobias: Ja, genießen.

Markus: In einem Zustand bleibt, wo das dann auch so ist. Wie sind denn so die Erlebnisse, wenn man jetzt sagt, Bier und Spiritualität, da kommen Leute an den Bauwagen zum Beispiel, was ergeben sich da für Gespräche? Gibt es da Erlebnisse, Ereignisse, an die man sich erinnert, wo man sagt, Mensch, das war wirklich eine sehr interessante erbauliche Begegnung vielleicht auch?

Tobias: Es gibt, ja, ganz unterschiedliche Lebensgeschichten, die da jetzt berichtet werden oder mitgeteilt werden. Es geht nicht drum, jetzt groß da zu palavern oder, ne, ist einfach mal da und dann ergibt sich das ein oder andere. Das Schönste für mich war nach einem Wochenende, wo ein Teilnehmer gesagt hat, wenn ich sowas früher schon erlebt hätte, hätte ich mich von dieser Kirche nicht so weit entfernt. Also das war so richtig nochmal, was eigentlich die Menschen wollen und suchen auch, nicht die Verbote und Gebote, sondern einfach das Leben, ne. Einfach leben, mit den Menschen eine Strecke gehen, ein Stück Weg gehen, einen Lebensweg gehen, mit allem, was dazugehört und sie so anzunehmen, zu akzeptieren. Und da darf dann natürlich auch dieses gute Bier auch mit dazugehören.

Markus: Ja, das heißt, du bist ja dann für die Menschen, mit denen du da  zu tun hast, die Verkörperung der Spiritualität letzten Endes, also die Begegnung, die man dann hat. Und das ist natürlich was viel Konkreteres als irgendwelche abstrakten Gebote, wie du grade gesagt hast. Und wenn das dann eben noch mit einem Bier vielleicht erfolgt, ist das vielleicht wirklich eine Erfahrung, kann ich mir auch gut vorstellen, die einem wieder ein bisschen zurückbringt. Weil ja auch da natürlich die verschiedenen Mitglieder der Kirche auch verschieden verhandeln und da gibt es dann auch schwarze und weiße Schafe, wie immer halt und mit denen muss man dann auch irgendwie umgehen. Gab es da dann auch in solchen Bier- und Spiritualitätsbegegnungen Gespräche um solche Dinge?

Tobias: Das Schöne ist halt bei unseren Kursen, die wir durchgeführt haben, es ist so und wir lassen die Menschen so stehen. Und, ja, er ist da, so wie er ist, auch mit seiner berechtigten Kritik der Kirche gegenüber oder was er erlebt hat, dass ich kann ich ihm halt nicht wegnehmen, das ist ja da. Aber wir können sagen, du, es gibt auch das andere, da müssen wir auch drauf gucken, das Schöne, was es auch gibt, ne, wie im Leben auch, es gibt nicht nur schwarz, guckt doch mal auf das Weiße und das Gute auch, da dahintersteckt.

Markus: Ja, jetzt hast du ein schönes Stichwort gesagt, Kurse, also das heißt, das ist ja dann was anderes als die Begegnung am Bauwagen. Wie stelle ich mir das vor? Also trifft man sich da, trinkt ein Bier, liest einen Text und redet und trinkt wieder ein Bier oder wie kann man sich das vorstellen?

Tobias: Ja, diese Kurse haben wir im Kloster Schwarzenberg gemacht. Dort haben wir ein Bildungshaus mit Übernachtungsmöglichkeiten, was wir hier nicht haben. Und der Tagesablauf sah so aus, dass wir von einem Punkt eine Wanderung gemacht haben in diese kleinste Brauerei Unterfrankens, haben da dann einen Abend gestaltet mit einer deftigen Brotzeit. Unterwegs gab es spirituelle Impulse auf dem Weg. Und dann sonntags haben wir in einer kleinen Kapelle in Unterrimbach so einen kleinen Gottesdienst für uns gefeiert und sind dann zum Bierkeller gelaufen. Und im anderen Kurs haben wir in einer stillgelegten Brauerei im Sudhaus so einen kleinen Gottesdienst gefiert mit ein paar Liedern. Ist kein großes Hochamt gewesen, aber einfach, ja, gute Texte, Brot geteilt. Das ist für mich das Wichtigste einfach, dass wir, ja, Brot teilen, einfach das, was auch Jesus im Abendmahl halt getan hat. Tut es zum einen bedächtig, macht es, teilt Brot miteinander und da, ja.

Markus: Ist das eine Fähigkeit, die heute vielleicht ein bisschen abhandengekommen ist, also dieses, auch was geben, nicht nur nehmen, auch teilen wollen, andere teilhaben lassen vielleicht auch? Ist das in der Gesellschaft vielleicht an manchen Stellen schwierig geworden?

Tobias: Mag sein, ich will nicht so auf die Gesellschaft gucken, ich will nur sagen, es ist einfach das Teilen, einfache Sachen teilen, ne, festgemacht an diesem Stückchen Brot, ja. Also man darf nicht alles so verkomplizieren. Und da ist dann auch für mich nicht die Frage, teilt das Brot jetzt eine Frau oder ein Mann oder ein Priester oder Nichtpriester? Teilen, wir haben das geteilt und ich sage, wir haben eine Form Gottesdienst gefeiert in dieser Gruppe.

Markus: Ja.

Tobias: Er war da.

Markus: Ich finde, das ist auch ein tolles Erlebnis, wenn man viel unterwegs ist und eben überall auf der Welt Menschen trifft und immer wieder erlebt, dass in dem Moment, wo eben mehrere Leute zusammen sind und gemeinsam zum Beispiel einen schönen Abend haben, Brot teilen, Bier teilen, Essen teilen, was auch immer, dann ist das immer mehr als die Einzelteile. Und da manifestiert sich vielleicht auch ein bisschen, dass es eben schön ist, wenn wir in Gemeinschaft zusammen sind und auch gemeinsame Ziele haben. Also das finde ich ganz schön und finde ich auch toll, dass ihr das auch so verfolgen könnt hier. Jetzt haben wir hier auch eine Flasche Bier stehen, da bin ich natürlich sehr interessiert, da auch mal reinzuverkosten. Vielleicht vorher kurz gefragt, was ist da drin und wie kam das in diese Flasche und wo kommt das her?

Tobias: Da ist Bier drin.

Markus: Da ist Bier drin.

Tobias: Genau. Diese Flasche, also das ist gebraut in der kleinsten Brauerei in Seinsheim, vergärt in Seinsheim und abgefüllt mit einem Flaschenfüller in Seinsheim. Also daher, dort habe ich die besten Voraussetzungen, dass dann hier in der Flasche zu präsentieren.

Markus: Aber deine Rezeptur ist das?

Tobias: Das ist meine Rezeptur von hier, genau.

Markus: Dieses Kellerbier, von dem wir da grade gesprochen haben?

Tobias: Genau, ja.

Markus: Genau, in einer wunderschönen Bügelflasche. Schauen wir mal, ob sie …

Tobias: Ja, wir haben auch eigene Gläser und ein eigenes Logo gemacht hier in Kloster Schönau damals.

Markus: Uih!

Tobias: Dieses Kreuz, das Santiago Kreuz im Hintergrund, das franziskanische Kreuz mit diesem geschwungenen S für Schönau. Da stellt so die fränkische Saale dar, die bei uns unten vorbeifließt und auch so ein Bogen, einen s-förmigen Bogen unten macht.

Markus: Ja und ich finde auch die drei Wörter sehr mutig, einfach. franziskanisch. gut., das ist auch ein Statement.

Tobias: Genau, ja.

Markus: Ja, also gut, dann schauen wir mal, ob sie tönt. Hah, sehr schön! Dankeschön. Wunderbar. Jetzt bin ich fast ein bisschen andächtig, muss ich sagen. Weil, ist ja ganz selten, dass man so ein Bier zum allerersten Mal bekommt.

Tobias: Also wir beten eigentlich immer vorm Bier trinken.

Markus: Okay.

Tobias: Auch bei den Gruppen, da habe ich so ein Gebet, ein Gebet vor einem Glas Bier. Weil der Fritze fragt auch: Betet Ihr auch immer vorm Essen? Sagt er, nee, meine Mutter kocht eigentlich ganz gut. Aber wir beten vorm Glas Bier.

Markus: Okay.

Tobias: Hat dir, schöpferischer Gott, schon einmal jemand Danke gesagt dafür, dass es das Bier gibt? Nicht nur den Menschen will ich ehren, der diese Mischung das erste Mal gebraut hat, vielmehr ist es ein Zeichen deiner Vielfalt und deines Geschenkes an uns Menschen. darum will ich, ja, hindurchgucken und dir danken, oh Gott. Und weil du es bist, der mir solches schenkt, sage ich nicht Prost, sondern Amen.

Markus: Amen. Also vorneweg, auf jeden Fall ein sehr gelungener Trunk. Auch mit einer ordentlichen Hopfengabe, merkt man hinten raus auch schön. Schöne Blumigkeit, dazwischen eben auch vom Malz so ein bisschen Honig, sehr schön als klassisches Kellerbier. Hast du das Rezept nach und nach entwickelt oder war das schon immer da, wie ging das?

Tobias: Genau, also in Würzburg habe ich ein dunkles Bier gebraut, dort haben wir sehr hartes Wasser. Und in Schönau und Schwarzenberg bin ich so zu dieser Rezeptur jetzt ein bisschen gekommen, so Anlehnung an unsere alten Klosterbrauerei in Schwanfeld. Und die Malzezusammensetzung, wie gesagt, es sind vier Malze drin und zwei Hopfen, ein Bitterhopfen und Aromahopfen.

Markus: Darfst du verraten für die Hobbybrauer unter den Hörern so ein bisschen, was da drin ist oder willst du lieber sagen, das ist mein kleines Geheimnis?

Tobias: Das ist drin Wasser, Hopfen, Malz. Ich denke so, was jeder Hobbybrauer, was jetzt die Malze und …

Markus: Ja, ja, genau, also was so ein bisschen …

Tobias: Da ist ein Pilsenermalz, ein Münchner Malz, etwas, nicht großer Anteil, ein Karamelmalz Hell und ein Wiener Malz.

Markus: Das ist eine schöne Mischung, also klingt für mich auf jeden Fall schon mal gut.

Tobias: Alles andere ist Klostergeheimrezept.

Markus: Ja, weiht man das Wasser, wenn man braut in einem Kloster?

Tobias: Wir haben hier eine eigene Quelle, also eigene Runden und dadurch, dass das Wasser hier allein schon hoch in die Brauerei fließt, ist das schon geweiht also.

Markus: Von Vorneherein.

Tobias: Genau.

Markus: Wunderbar. Also es gibt ja hier in der Nähe den Kreuzberg in der Rhön zum Beispiel oder dann weiter weg andere Klöster, wo gebraut wird, gibt es da irgendwelche Verbindungen? Also besucht man sich gegenseitig, schickt man sich mal ein Bier, kommen da Leute, wie ist das?

Tobias: Gut, ich war jetzt vor drei Wochen mal oben auf dem Kreuzberg, wollte mal die jungen Brauer kennenlernen. Jetzt ist eine neue Mannschaft oben, der alte oder letzte Brauer ist ja nicht mehr dort. Die wollte ich einfach mal kennenlernen. Und, ja, ich habe gesehen, unser Bierkrug steht auch dort im Sudhaus neben dem Seinsheimer. Da sage ich so, das kann doch wieder kein Zufall sein, ne. Genau, vielleicht sollte hier was stattfinden. Ja, aber sonst ist keine große, ich meine, ich kenne das Bier oben und, ja, aber ist keine intensive Verbindung.

Markus: Wäre das für dich mal was, was du gerne machen würdest, also zum Beispiel nach Belgien fahren, mal ein paar Trappisten Klöster besuchen?

Tobias: Oh, jetzt sprichst du was Falsches an. Ich habe eine Fahrt geschenkt bekommen auf meiner feierlichen Profess, neben dem Brauprozess, über eine Klostertour durch die Klöster in Belgien, die Trappisten Klöster. Aber ich muss dir sagen, das war für mich also eine Tortur, weil, das Bier schmeckt mir überhaupt nicht. Also das, das geht sich überhaupt nicht aus, das, ja.

Markus: Warst du da in einer Gruppe oder warst du da allein?

Tobias: Nee, wir sind zu dritte gefahren, also zwei Freunde aus der Pfalz, die mir das geschenkt haben und ich, haben dann diese Tour gemacht.

Markus: Aber du bist jetzt nicht anders behandelt worden als Bruder dort oder, weil, viele haben ja dort Türen, wo man nur selten dahinterkommt und so?

Tobias: Ja, nee, in einem sind wir, da ist der Abt, war das, glaube ich, neu gewählt worden und wurde eingeführt, da sind wir noch reingekommen, Und sonst waren wir jetzt nicht groß in den Klöstern, also in der Klausur mit drin.

Markus: Okay. Aber es gibt ja zum Beispiel auch in Engelszell ein Kloster, die machen auch durchaus oder haben gemacht, mittlerweile ist das ja, weiß man nicht mehr genau, wie das da weitergeht, aber zumindest gibt es da auch Bierstile, die jetzt nicht Belgisch sind. Würde dir generell sowas mal Spaß machen, so in andere Klöster mal zu gucken, wo Bier gebraut wird, dass dir schmeckt?

Tobias: Ja, ich glaube, ich bin sehr wählerisch, was Bier angeht, also was mir schmeckt.

Markus: Okay. Da sind die Pfälzer ähnlich wie die Franken.

Tobias: Sagen wir mal, es gibt ja in Deutschland nur noch, ich sage mal, ein oder zwei richtige Klosterbrauereien. Also wo ich sage, wenn jemand vom Kloster braut und im Kloster gebraut wird, ist das eigentlich die Schwester Doris in Mallersdorf und ich hier in Kloster Schönau, wenn ich hier braue. Also von daher, alles andere sind ja entweder aus, ne …

Markus: Outgesourcte oder …

Tobias: Ja oder GmbH, jetzt Kreuzberg auch, ne. Ja, schön, also …

Markus: Aber Schwester Doris wäre mal jemand, mit dem du mal …

Tobias: Mit der Schwester Doris war ich schon auf Klostermärkten, wo wir ihr Bier ausgeschenkt haben. Habe da auch immer mal eine Woche bei ihr verbracht, in der Brauerei, mitgearbeitet. Also da ist schon eine Verbindung da.

Markus: Schön! Ja, das finde ich auch, ein sehr beeindruckenden Mensch, die auch in diesem Thema Spiritualität und Bier eine sehr schöne Kombination gefunden hat, also weil, ich finde, das ist schon was Besonders, da so in Einklang zu kommen. Weil, also so wie ich zum Beispiel auch viele Brüder und Schwestern erlebe eben in anderen Klöstern zum Beispiel in Belgien, da ist ja dann doch die Abgeschiedenheit, dieses eher, die Welt da draußen nicht wahrnehmen oder sich davon so ein bisschen abschotten, ist eher so also und da ist dann das Bier der wenn sie Käse machen oder Marmelade oder wie auch immer, ist dann eher so das Mittel zum Zweck, aber es ist eben nicht eine Teilhabe oder ein Akzeptieren dessen, dass eben diese Lebensfreude auch dazugehört und das man das auch mitnimmt. Also da gibt es ja durchaus unterschiedliche Konzepte bei den verschiedenen Orten, ne?

Tobias: Genau. Wegen dem haben wir unser Konzept im letzten Jahr dahin gebracht, dass wir, oder das war jetzt in diesem Jahr, Ausschank hatten hier in unserem wunderschönen Klostergarten, wo wir Menschen eingeladen haben, an Stehtischen von fünf bis neun einfach. Es gab unser Klosterbier, es gab Wasser und einen Apfelsaft von unseren Bäumen im Garten und die Leute konnten sich ihre Brotzeit mitbringen. Begegnungen schaffen, also hier einen Raum schaffen, wo Menschen kommen, sich wohlfühlen, es tut ihnen gut, es schmeckt ihnen, man kommt ins Gespräch. Und das ist ein Stück Gottesdienst, was wir hier dann in unserem Klostergarten feiern.

Markus: Allerdings, ja. Und dieses Konzept hast du ins Leben gerufen oder ihr als Gemeinschaft?

Tobias: Das haben wir hier als Gemeinschaft so erstmal so ausprobiert und dann gesehen, es läuft, es geht gut und es darf auch nicht größer werden.

Markus: Okay. Heißt aber, wenn jetzt jemand zum Beispiel mal Interesse hat, das zu erleben, also wir sind hier im Spessart oder, kann man das so sagen?

Tobias: Das ist am Rand vom Spessart, genau, ein Ausläufer.

Markus: Das sieht man ja auch schon, wenn man hierherfährt, also große Wälder, wirklich ganz intensives Naturerlebnis auch, wenn man hier ist. Die Saale fließt vorbei, wirklich eine sehr, sehr lebendige Natur auch, die viel Kraft auch ausstrahlt. Das heißt, also wenn man hier mal herkommen will, sieht man dann auf der Internetseite? Wo sieht man dann, wenn so eine Veranstaltung ist, wo man auch mal ein Bier haben kann?

Tobias: Wir haben so eine eigene Internetseite, franziskaner.kloster.schoenau.de, da werden dann die Veranstaltungen bekanntgegeben.

Markus: Perfekt, also das werden wir dann auf jeden Fall auch verlinken. Und, ja, also vielen Dank für diesen Einblick in dein Leben, in deine kleine Brauerei und auf jeden Fall auch vielen Dank, dass du das überhaupt machst und dich dem annimmst. Und, ja, weiß nicht, gibt es noch irgendwas, was dir wichtig ist, eine Botschaft, die du, es ist ja der Tag vor Weihnachten, wenn wir das hier ausstrahlen, vielleicht noch an die Leute bringen möchtest?

Tobias: Ja, einfach den Blick auf diesen einfachen Gott, der herabgekommen ist. Wir haben ja einen heruntergekommenen Gott, ne, der sich nicht geekelt hat, in einem Stall zur Welt zu kommen und bei diesem Dreck und, ja, Kuh und alles, ja, also. Und seitdem weiß ich eigentlich auch, was für einen Gott wir haben, ja, einen Gott fürs Leben, mitten im Leben und der einfach zu uns steht, durch das Leben. Und mit nur so einem Gott kann ich mich auf den Weg machen und will ich mich auf den Weg machen und sagen, Hopfen und Malz, Gott erhalt´s.

Markus: Ein besseres Schlusswort hat es im BierTalk noch nie gegeben. Also nochmal vielen, vielen Dank und an euch, liebe Hörer, schaut einfach mal vorbei nächstes Jahr.

Tobias: Danke auch.