Erstes ökumenisches Bier der Welt

Die beiden Pfarrer Matthias Steffel (kath.) und Martin Kühn (ev.) brauten den neuen Pilgertrunk

Hallerndorf. Mittlerweile ist es schon eine richtige Tradition. Seit fünf Jahren lädt Familie Winkelmann vom Brauhaus am Kreuzberg in Hallerndorf besondere Gäste ein, um den Pilgertrunk zu brauen. So standen beispielsweise schon der Bischof von Eichstätt und die Mönche vom Kreuzberg in der Rhön am Sudkessel, Papst Emeritus Benedikt XVI. zählt zu den erklärten Fans des Bieres. 2015 entstand nun das erste ökumenische Bier der Welt. Evangelischer und katholischer Pfarrer kümmerten sich gemeinsam um den Gerstensaft und gaben ihm am Ende ihren Segen.

oekumenisches-bier-hallerndorfHabit und Talar gegen Lederschürze und Gummistiefel

„Sag Deinem Vater, wenn er so gut braut wie wir, dann ist es richtig gut!“ Das sagte der Aischgründer Pfarrer Matthias Steffel nach dem ersten Probeschluck des neuen Pilgertrunks stolz zu dem kleinen Simon Winkelmann, dem jüngsten Spross der Brauerfamilie am Kreuzberg. Auch Kollege Martin Kühn, bis vor einem Jahr für den Kreuzberg zuständig und jetzt in Thuisbrunn, war voll des Lobes für das gemeinsame Werk: „Das ist echt lecker!“. Die Bierprobe war der verdiente Lohn für den Brautag, den die beiden Geistlichen Anfang Februar eingelegt hatten. Sie tauschen Habit und Talar gegen Lederschürze und Gummistiefel und brauten mit Brauer Norbert Winkelmann ihr erstes Bier, das zugleich das erste ökumenische Bier der Welt sein dürfte.

Beginn zu christlicher Zeit

Los ging es morgens um 6 Uhr im Brauhaus, „diesmal eine sehr christliche Zeit“, wie Norbert Winkelmann schmunzelnd bemerkte. Gemeinsam besprachen die drei die Rezeptur des Pilgertrunks und machten sich anschließend an die Malzmischung. Sieben verschiedene Malze landeten in der Schrotmühle: Gerste, Weizen, Roggen, Emmer, Einkorn, Hafer und Dinkel. Schon konnte das Einmaischen beginnen – und die beiden Pfarrer bekamen ihr verdientes Brauerfrühstück. Nach dem Würzekochen wogen sie die verschiedenen Hopfengaben ab und gaben sie anschließend zur jeweils rechten Zeit ins Bier. Dann stand die härteste Arbeit des Tages an: Der Läuterbottich musste gereinigt werden – von innen!

oekumenisches-bier-hallerndorfDas erste Geld mit Bier verdient

Also krempelte Pfarrer Martin Kühn die Ärmel hoch und schlüfte durch das kleine Einstiegsloch in den Bottich. Fünfzehn Minuten später war es geschafft, Kollege Matthias Steffel half dem schweißgebadeten Kühn aus dem Gefäß. Zum Dank für die viele Plackerei führte Norbert Winkelmann die Pfarrer in seinen Felsenkeller, wo sie verschiedene Edelbrände und gereifte Biere probieren durften. Für den 39jährigen Steffel war das ein persönliches Highlight: „Ich liebe Brauereien. Ich habe damals mein allererstes Geld in meiner heimischen Brauerei in Leups verdient. 15 Pfennig gab es pro abgefülltem Bierkasten. Am meisten liebe ich den Malzgeruch beim Brauen, da könnte ich mich den ganzen Tag rausstellen und bloß riechen.“

Auf Pilgerfahrt mit Pilgertrunk

Auch sein evangelischer Kollege hat einen besonderen Draht zum Bier und vor allem zum Pilgertrunk: „Ich bin auch Busfahrer und organisiere Pilgerfahrten in meiner Gemeinde. Wir waren schon oft auf dem Jakobsweg und laufen dabei immer Teile des Weges. Es ergeben sich dabei so tolle Gespräche“, berichtet der 59jährige, „das Wichtigste im Bus ist immer, dass Kaffee und Bier nie ausgehen. Da kann ich jetzt beim nächsten Mal mein eigenes Bier mitnehmen.“ Seinen Posten als Vorsitzender des CVJM Hirschaid hat Kühn auch nach dem Wechsel ans andere Ende der Fränkischen Schweiz nicht aufgegeben. „Viele unserer Treffen finden im Sommer auf den örtlichen Bierkellern wie dem Brauhaus am Kreuzberg statt, auch das ist ein perfekter Ort für gute Gespräche.“

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Bratwurst und Bier statt Hostien und Wein

Nach dem Anstich ihres Bieres besprachen die Geistlichen mit der Brauerfamilie noch den guten Zweck, für den 50 Cent pro ausgeschenktem Liter Pilgertrunk gespendet werden sollen. In diesem Jahr sollen Jugendprojekte beider Konfessionen im Fokus stehen, einerseits der CVJM in Hirschaid und andererseits eine neu geschaffene Institution in der katholischen Pfarrei. Eine Sorge treibt Matthias Steffel allerdings noch um: „Auch wir haben ein Reinheitsgebot – seit über 2000 Jahren. Die Hostien müssen aus ungesäuertem Teig bestehen, der aus Weizenmehl und Wasser hergestellt wird, und dazu darf es nur aus Trauben gekelterten Wein geben. Wäre Christus ein Franke gewesen, gäbe es stattdessen sicher Bratwürste und Bier!“

Text & Fotos: Markus Raupach

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